Literaturgefluester

2013-02-21

Erica Fischer in der Wien-Bibliothek

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:09

„Königskinder“, das neue Buch von Erica Fischer wurde am Mittwoch in der Wien-Bibliothek vorgestellt, wieder einmal eines auf dem die Gattungsbezeichnung Roman steht und das, dann, wie die Autorin freimütig erklärte, eigentlich nur ein halber, bzw. Doku-Faction ist.
Sylvia Mattl-Wurm, die Direktorin der Wien-Bibliothek erklärte in ihrer Einleitung, daß man Erica Fischer in Wien eigentlich nicht vorstellen müßte und da die meisten Besucher des die hundert Plätze füllenden Lesesaals, wegen ihr gekommen wären und das stimmt, denn eigentlich ist die 1943 in England geborene Journalistin, Schriftstellerin und Übersetzerin, die sich in der Frauenbewegung engagierte und Gründungsmitglied der AUF und des Frauenzimmers war, auch eine alte Bekannte, denn ich bin ein bißchen widersprüchlich und so bringe ich es zusammen die KPÖ zu wählen und trotzdem gegen Abtreibung zu sein, weil ich der Meinung bin, daß das eigentlich nicht mehr nötig ist, weil man in Zeiten von AIDS sowieso Präservative benützen sollte und als ich schwanger war, hat mich dieses Thema offensichtlich auch emotional so sehr bewegt, daß ich eine Gruppe „Linke gegen Abtreibung“ gründete, um mich gegen die „Aktion Leben“ abzugrenzen und habe dabei auch Öffentlichkeitsarbeit gemacht und so kam einmal Erica Fischer in meine damalige Wohnung in die Otto Bauergasse, um ein Interview mit mir zu machen, war sehr freundlich und verständnisvoll, nur nachher konnte ich im „Falter“ etwas von einer schmuddeligen Wohnung in einem Abbruchhaus gelesen, obwohl sie, so weit ich mich erinnern kann, frisch renoviert war und habe das als nicht politisch korrekt empfunden.
Dann kann ich mich noch an ein paar Lesungen erinnern, die ich von ihr besucht habe, einmal das war ungefähr 1987 im Juridicum, bei „Aime und Jaguar“ oder war es die „Liebe der Lena Goldnagel“ bin ich auch einmal gewesen und jetzt wurden die „Königskinder“ vorgestellt, die die Geschichte der Eltern von Erica Fischer ist.
Sylvia Mattl-Wurm erzählte für die, die Erica Fischer doch nicht kannten, daß sie die Tochter von polnisch österreichischen Eltern ist, die 1938 nach England emigrierten und 1948 mit ihr und ihren Bruder nach Wien zurückkehrten. 1988 ist sie wegen der Waldheim Affaire und der Liebe nach Deutschland übersiedelt und lebt derzeit in Berlin.
Viele Bücher hat sie geschrieben und über ihre Eltern, bzw. ihre Großeltern, die im Holocaust umgekommen sind und über ihre Generation in „Himmelstraße“.
Jetzt hat sie wieder dieses Thema davon aufgegriffen und beschreibt in „Königskinder“, die Deportation ihres Vaters nach Australien, da die Engländer 1940 alle feindlichen Ausländer internierte, bzw. einen Teil davon in überfüllten Schiffen nach Canada und Australien schickte.
Ein paar der Schiffe sind dabei untergegangen und der paar der Überlebenden hat sie 1995 interviewt. 1999 hat sich ihr Bruder umgebracht, der viele Briefe des Vaters hinterließ, so daß sie das Thema aufgriff und noch einmal darüber schrieb, sich dabei an historische Fakten hielt, bzw. die Details, die ihr unbekannt waren, fictional erfand. In der Mitte des Buches gibt es aber eine Liste der Namen der Männer, die sich auf dem Schiff befanden, da hat Erica Fischer mit dem Rowohl Verlag gekämpft, der das nicht haben wollte, hat sich aber durchgesetzt.
Sie hat dann eine gute dreiviertel Stunde gelesen, bzw sich durch das Buch erzählt.
Begonnen hat es in einem Park in England, wo die Eltern in der Wiese sitzen und über die mögliche Gefahr der Internierung reden, dann ist es so weit, Erich oder Emmerich wird eingezogen und kommt auf das Schiff, der Mutter, die auch nach Australien kommen kann, wird versprochen, daß sie nachkommen kann, ein Teil der Deportierten, Nazi, Juden, Italiener, glaubt aber, sie kämen nach Canada, im Schiff werden ihnen ihre Wertsachen abgenommen, sie werden mies behandelt und schikaniert, in Australien ist es dann besser, die jüngeren Leute, die jüngsten waren sechzehn, wollten auch bleiben und haben sich zur Armee gemeldet. Erich wollte zurück, die Mutter Irina aber auswandern und hat auch ihre Sachen dafür schon verkauft. Die Australier wollten aber keine Frauen und Kinder haben, so fuhr Erich auf einem Luxusdampfer zurück, wurde wieder interniert und konnte erst ein halbes Jahr später zu seiner Frau kommen, obwohl die schon eine Stelle in einer Fabrik für ihn gefunden hat, danach wurde Erica geboren.
Erica Fischer erzählte weiter, daß ihre Mutter nicht gerne nach Wien zurückgekommen wäre, dort ein Jahr lang mit niemanden gesprochen hat und diese Einstellung auch an ihre Kinder weitergegeben hat. Eine Dame im Publikum wollte wissen, wieso sie, wenn sie Deutschland umgezogen wäre, eine Frage, die sie nicht beantwortet hat, sonst aber viel erzählte und die Diskussion auch bei Brot und Wein im Foyer weiterging.
Ich habe wieder den Herrn getroffen, mit dem ich mich auch, als ich das letzte Mal in der Wien-Bibliothek war, unterhalten habe.
Hilde Schmölzer war da und Karin Jahn und der Sascha hat fotografiert, ich habe Erica Fischer, von dem Herrn animiert, der ihr auch erzählen wollte, daß er einmal in England gelebt hat, auf mein Erlebnis mit ihr angesprochen, sie hat sich aber nicht mehr daran erinnern können.

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