Das bei Limbus, wo auch Erika Kronabitter ihre Bücher verlegt, 2011 erschienene Novellenbändchen von Alexander Peer habe ich, glaube ich, gefunden, als ich zum vorvorigen Adventspaziergang aufgebrochen bin, da war dann beim Heimkommen, als ich noch nach Hesses „Glasperlenspiel“ schauen wollte, die Tür des „Wortschatzes“ beschädigt, „Land unter ihnen“ und Orhan Pahmuks „Schnee“ hatte ich mir schon vorher mitgenommen, denn den Namen Alexander Peer kannte ich aus dem Kunst-Lesebuch des Essl Museums „Schönheit und Vergänglichkeit“ und habe dort auch erfahren, daß er 1971 in Salzburg geboren wurde, Germanistik, Philosophie und Publizistik studierte und in Wien lebt.
Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind Reisereportagen, er ist PEN-Mitglied und hat für die vorliegende Novelle, das weiß ich aus seiner Homepage, 2001 den 3. Preis des Prosapreises von Brixen/Hall bekommen.
Ich wundere mich ja immer etwas so Aktuelles in den Schränken zu finden, in der Novelle geht es aber um die Eroberung von Mexiko im Jahre des Herrn von 1519 und um Hernando Cortes.
Das Buch ist in schönen grün gehalten, auf dem Titelbild ein Urwald mit bunten Blumen und einem Löwen, der sich zaghaft herausverirrt zu sehen und in der Laudatio von Prof Dr. Methlagel habe ich etwas vom Kippen vom sechzehnten Jahrhundert in die Gegenwart gelesen und wenn ich mich nicht irre, irgenwo auch etwas von slapsticartigen Momenten und das stimmt, Peer erzählt die blutige Eroberungsgeschichte in schönen bunten Bildern, beginnt auf der ersten Seite von einem abgebrochenen Studium des Helden und man staunt, hat es das im sechzehnten Jahrhundert schon gegeben? Von seiner Jugend und dem Vater, der sich zuerst, der Mutter, dann der Magd und zuletzt dem Wein zugewandt hat, den kleinen Hernando immer in den Weinkeller sperrte und auf ihn vergaß, auf den Wein nicht, so daß der Kleine überlebte.
Groß geworden legt ihn der König den Arm auf seine Schulter und schickt ihn nach Amerika, Mexiko, Indien oder wohin auch immer, denn er braucht Gold für seine Feldzüge, das ist aber auch nicht so leicht, denn Cortes hat Widersacher, zum Beispiel Diego Velasques, der ihn zurückhalten will, so muß er mit seiner Flotte ohne die nötige Verpflegung aufbrechen. Die Eroberung Mexikos ist auch mit einigen Mißverständnissen verbunden, so fragt Cortes einen Einheimischen, wie den die Insel heißt „Ya catan! – Ich verstehe nicht!“, sagt der.
„Aha, Yucatan!“
Mit Vera Cruz geht es ebenso, da wird das wahre Kreuz errichtet und Cortes hat auch eine Begegnung mit einem Kind, das ehrfürchtig den Saum des Kleides des Fremden berührt, was ihn an seine erste Frau erinnert.
Mit von der Partie ist auch der Soldat Vasques, der den Kakao nach Spanien bringen wird, denn Cortes und der König wollen ja das Gold, so reißen sie den Priester die Schätze aus den Tempeln und schmelzen es ein, es kommt zu Gemetzel und Blutvergießen und noch einigen anderen Raubzügen, bis Cortes vom König zurückgerufen in einem Art Altersheim stirbt.
Eine sehr interessante Novelle, die ein bißchen darüber nachdenken läßt, wie die Eroberung der Welt geschehen ist, obwohl es wahrscheinlich ganz anders war, als es Peer in seinen Bildsequenzen schildert, grausig war es wahrscheinlich allemal und es lohnt sich darüber nachzudenken, welch blutigen Boden wir betreten, wenn wir, wie ich es vor Jahren einmal mit Alfred und Anna machte, nach Mexiko reisen und die Aztekentempel besuchen.
Ein Nachwort von Karl Vocelka, Professor für österreichische Geschichte gibt es auch, der den Unterschied zwischen Literatur und Geschichte erklärt und meint, daß es der Literat einfacher als der Historiker hat, denn er kann „erfundene Figuren, die bestimmte Aspekte des Themas herausarbeiten, einführen, was oft den Reiz der Erzählung ausmacht und die Freiheit der Kundst gegen die Enge der Wissenschaft manifestiert.“
Eine interessante österreichische Neuentdeckung, die ich dank der Bücherkästen und dem Essl-Lesebuch da machen durfte, die sonst vielleicht an mir vorbei gegangen wäre.
2013-03-10
Land unter ihnen
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