Weiter gehts mit einem Buch von der Harlander Leseliste aus den Beständen meiner Eltern, nämlich die Büchergilde Gutenberg Ausgabe von 1952 von Fritz Habecks „Der Tanz der sieben Teufel“ und von dem 1916 geborenen und 1997 verstorbenen österreichischen Autor, Dramaturgen, Übersetzer, Juristen, Theaterdirektor etc, habe ich schon zwei Bücher hier besprochen und wenn ich mich nicht irre „Das Boot kommt nach Mitternacht“ in einem der Bücherkästen gefunden.
Das letzte Habeck-Buch, das ich gelesen habe, handelte von Francois Villon, bei diesem gibt es ein Stück einer seiner Balladen als Eingangszitat und dann noch eines weiter hinten, in dem es, wie ich dem Netz entnehmen, um die Teufel Habsucht, Neid, Wut, Ehrgeiz, Besserwissen, Idealismus geht, falls mein Buch jemals diesen Klappentext hatte, ist er längst verschwunden,von denen der Held Robin de Morteby auf fast sechshundert Seiten gebeutelt wird und in fünf Büchern samt Pro-und Epilog durch das Mittelalter zur Zeit der französisch-englischen Kriege taumelt, was aber, da es das Buch 1952 erschienen ist, wahrscheinlich auch zeitgenössischere Assoziationen zu world war war I und II aufzuweisen hat.
Es beginnt in einem Schloß, wo sich der einbeinige und halbseitig gelähmte Schloßherr mit seinen drei Söhnen auf das Schlachtfeld begeben will, wo sie dann auch fallen.
Der vierte Sohn ist ein Außenseiter, denn er will die Menschen nicht töten, sondern sie heilen, so studiert er Medizin, wird aber an das Schloß gerufen, um sein Erbe anzutreten, vorher von seinem Diener einem ewigen Studenten auf groteske Art und Weise ausgebeutet und dort von der Tante, die ihm als Bastard bezeichnet, hinausgeworfen. Er soll der Sohn einer Hebamme sein, die ihn in das Schloß hineingeschmuggelt hat, so zieht er aus, um nach dem Mann der Hebamme, einem Wundarzt zu suchen, der bezeugen soll, daß er der richtige Schloßherr ist, denn er braucht einen legitimen Namen, um weiter studieren zu können, da man das im vierzehnten Jahrhundert sonst offenbar nicht durfte.
Aber alle, die er trifft, raten ihm, davon abzulassen und stattdessen in den Krieg zu ziehen. So verdingt er sich auch den Engländern, zieht aber bald mit Marion, der Gehilfin des Wundarztes nach Paris, verliebt sich in sie, wird aber von ihr getrennt und die Berechtigung zum Studium erhält er ebenfalls nicht, so reist er als gewöhnlicher Bader weiter, wird verspottet, weil er die richtigen Ratschläge gibt, Äpfel essen wenn man zu fett ist, statt sich den Bauch aufschneiden zu lassen, erlebt die Pest in Avignon, kommt zu Geld, und verliert seine Sitten, hurt und säuft herum, bevor er durch ein erlauschtes Gespräch mit vier Bettlern bekehrt nach Montepellier zurückkommt, dort nicht nur sein Medizinstudium beendet, sondern auch noch Jus studiert und, um einen freien Bauern zu seinem Recht zu verhelfen, einen Steuereinnehmer, einen Richter, sowie einen Serganten erschlägt bzw. erhängt, so daß er zuerst im Kerker landet, diesen später mit einigen Narben entfliehen kann, um im dritten Teil des Buches Berater des Königs von Navarra zu werden, der gegen seinen königlichen Vetter kämpft.
Im vierten Teil kehrt Robin nach Paris zurück, wechselt die Seiten und trifft seine Jugendliebe Marion wieder, die ausgerechnet mit dem Schloßherrn verheiratet ist, der den König von Navarra gefangenhält, den Robin befreien soll. Das führt zu abenteuerlichen Aktionen, zuerst dringt Robin unter verschiedenen Vorwänden bei Marion ein, dann verschafft er sich mit vergifteten Brandtwein, den Leibarztposten beim Schloßherrn, den er schließlich betäubt, so daß er Navarra der seinen Bewacher tötet, befreien kann und mit ihm nach Paris zurückkehrt.
Dort kommt es zu einem Aufstand der Bürger und einem der Bauern. Die drei Kräfte, Navarra, der Dauphin und Marcel, der angeblich für die Guten eintritt, kämpfen gegeneinander und halten lange Reden für oder gegen die Gerechtigkeit. Der Bauernaufstand wird als erstes beendet, Robin rückt von Marcel ab, als es zu einer Begegnung mit einem Bettler kommt, der keine Nase und keine Ohren hat und als ihn Marcel über eine Mauer stößt trotzdem lachend davonhumpelt.
Robin kehrt zu dem verfallenen und ausgeplünderten Schloß Morteby, das Mordsdorf heißt, heute könnte man das noch anders benennen, zurück, findet das Testament seines Vaters und wird, als der Dauphin, der später zum König Karl dem Weisen wird, zuerst zum Tod verurteilt und später als er sagt, daß er zu seinem Arztberuf zurückwill, begnadigt und auf seinen Stammsitz zurückgeschickt, wo er mit Marion, die ihm nach und nach drei Söhne und ein Töchterlein schenkt in Ruhe und in Frieden lebt, die Bauern heilt, ihren Frauen bei Gebären ihrer Kinder hilft, etc.
Am Schluß wird er noch seine Geschichte aufschreiben und dem Gelehrten der zu ihm sagt „Und wenn die Welt noch hunderttausend Jahr steht – die Wahrheit wird man trotzdem noch nicht sagen dürfen“- Mit „Man wird!“, antwortete Robin fest, sagen.
Ich bin da, wie wahrscheinlich auch Fritz Habeck, nicht ganz sicher.
2013-05-21
Der Tanz der sieben Teufel
5 Kommentare »
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Ich bin beeindruckt, welch alte Schätze sich in Ihren Regalen befinden.
Liebe Grüße
Kommentar von Buchmanie — 2013-05-22 @ 16:02 |
Deshalb räume ich jetzt auch so viel herum, um nichts zu übersehen, obwohl die wirklich guten Sachen, die Else Feldmann, den Joseph Roth etc, habe ich schon gelesen.
Jetzt stehen eher noch die Traven Bücher und der Jack London, der mich vielleicht so sehr interessiert, herum und dann gibt es noch den Schenzinger, den Mirko Jelusich etc, den man vielleicht auch gelesen haben sollte, um die Zeit und ihre Geschichte zu verstehen.
Deshalb tue ich mir auch sehr schwer etwas in den Bücherschränken, wo man diese Bücher (noch) findet, stehen zu lassen, andererseits sammelt sich dann sehr viel an und man schafft das Lesen nicht, aber inzwischen denke ich, ich habe einen Überblick über das, was ich noch lesen sollte.
Kommentar von Eva Jancak — 2013-05-22 @ 17:07 |
Joseph Roth habe ich auch schon einiges gelesen. Else Feldmann hat mir gar nichts gesagt, habe soeben gegoogelt und bei Amazon gesehen, dass im Oktober d.J. „Travestie der Liebe“ herauskommt. Was haben Sie denn von Else Feldmann schon gelesen bzw. können Sie empfehlen?
Kommentar von Buchmanie — 2013-05-23 @ 14:30 |
Gelesen habe ich „Der Leib der Mutter“ und „Löwenzahn“.“Der Leib der Mutter“ ist 1993 im Wiener Frauenverlag herausgekommen und dann habe ich entdeckt, das mein Onkel die Originalausgabe 1932 meiner Mutter zu Weihnachten schenkte, was natürlich ein besonderes Schmankerl ist.
„Löwenzahn“ ist 1993 im Verlag für Gesellschaftskritik erschienen.
Empfehlen kann ich beides, der Stil ist expressionistisch und Else Feldmann, die 1942 in Sobibor umgekommen ist, ist sicher eine interessante Entdeckung, die wahrscheinlich dem Frauenverlag zu verdanken ist, die zeitgleich mit Veza Canetti lebte und wirkte, sie hat auch, glaube ich, ebenfalls für die Arbeiterzeitung geschrieben. Ob die Bücher noch erhältlich sind, weiß ich nicht.
Kommentar von Eva Jancak — 2013-05-23 @ 17:34
Vielen Dank, da werde ich mir „Der Leib der Mutter“ besorgen.
Kommentar von Buchmanie — 2013-05-23 @ 19:05 |