Vor vierzig Jahren, am 24. 5. 1973 habe ich meine mündliche Matura in der Straßergasse, in Französisch und Musik, glaube ich, hinter mich gebracht und die Französischlehrerin amüsiert, weil ich, da ich in der Aufregung nicht wußte, welche Farbe ein Kanarienvogel hat,“rouge“ gesagt habe, um irgendwas zu sagen und die Musiklehrerin hat etwas zu elektronischer Musikuntermalung bei Krimis wissen wollen, was ich heute noch für Unsinn halte, beziehungsweise noch immer nicht nachvollziehen kann.
Warum ich nicht in Deutsch angetreten bin, weiß ich nicht, hat dieses Fach mich ja schon damals interessiert und ich bin auch lesend und, wie schon beschrieben mit großen Fantasien in das reife Leben hinausgetreten, die auch den Nobelpreis einbezogen.
Heute sprechen alle von der Zentralmatura, die im nächsten Jahr eingeführt werden soll, wovor sich die Lehrer und die Schüler fürchten und der Herr Wissenschaftsminister verkündet mit großer Leidenschaft, daß-, nachdem ein Arzt seine Studienverzögerung, weil er keinen Platz für eine Lehrveranstaltung bekommen hat, einklagte, es nicht angehen kann, das jeder, was er will zu studieren beginnt.
1973 unter Kreisky, war das das zum Glück noch möglich und damals galt der freie und kostenlose Hochschulzugang, als sozialistische Errungenschaft und hat mich auf die Universität gebracht, was heute wahrscheinlich nicht mehr gelingen würde, aber damals war ich zuversichtlich und sicher, ich werde schreiben und Psychologie studieren und zu schreiben, habe ich auch gleich, am 25. oder 26. Mai angefangen.
Aber natürlich habe ich schon früher geschrieben, aber das würde ich für nicht sehr literarisch einschätzen. Den literarischen Beginn habe ich schon ein paar Jahre früher, mit „nach der Matura“ angegeben und mir auch gleich einen „experimentellen Stil mit kurzen Sätzen und Bindestrichen“, dazu ausgedacht, weil man damals ja experimentell schreiben mußte, was aber genauso keinen Anklang fand, wie das meiste andere.
Die Novelle, die ich im Sommer 1973 begonnen habe, hat dann auch nicht sehr experimentell von einer französischen Hure, die am Nachmittag in einem Kloster Kinder unterrichtet und mit einer Nonne über Gott und die Welt diskutiert, gehandelt.
„Satre und Camus auf jeder Seite“, habe ich später in einem Text geschrieben, den ich als Reaktion auf einen Brief Helmut Schönauers bezüglich des „Max von der Grün Preises“ geschrieben habe und der in der „Selbstmord-Anthologie“ der GAV erschienen ist.
Ich bin dann im Sommer ein Monat auf ein Workcamp ins Westpark-Hospital nach Epsom gefahren, habe dort den Frans aus Holland kennengelernt, mit dem ich noch heute korrespondiere und mir sehr viele Bücher gekauft.
Ob „Amerika“ schon darunter war, kann ich mich nicht erinnern, eine „Rilke-Gesamtausgabe“ war aber dabei und der „Mann ohne Eigenschaften“.
Den habe ich, glaube ich, 1974 gelesen und mein Literaturgeschmack war damals noch sehr konservativ, obwohl sich 1973 auch die Grazer Autoren Versammlung gegründet hat und das habe ich, glaube ich,, im Gartenhäuschen meiner Eltern, wo ich den Sommer verbrachte, auch im Radio mitbekommen.
Sonst aber keine Beziehung zu Literaten gehabt und wenn ich meiner Mutter, wenn sie von der Arbeit müde nach Hause kam, davon erzählen wollte, hat sie mich eher hilflos angeschaut.
Im ersten Semester habe ich dann einem älteren, lieben Herrn, der in seiner Pension Psychologie studierte, die Erzählung gezeigt, der sie „Eine interessante Broschüre!“, nannte, was mich irritierte, war es doch eine Novelle.
Ich dachte damals brav und ehrgeizig, wie ich war, am Tag werde ich studieren und am Abend, am Wochenende und in den Ferien schreiben. Eine Zweiteilung, die so allein und feedbacklos, wie ich damals war, nicht funktionieren konnte. Aufgegeben habe ich aber nie, sondern bis heute verbissen und entschlossen weitergemacht. 1976 habe ich ein Workcamp in Hamburg gemacht und mich dort in den Rudolf ein bißchen „platonisch“ verliebt, so daß die „Einladung zum Tee“ herausgekommen ist und ich dachte, da ist mir jetzt endlich was gelungen.
Die Monika und dem Gerhard, denen ich den Text zeigte, hat es nicht so gefallen und sie haben mir das ziemlich brutal gesagt, was mich damals mehr verstörte, als wenn die JuSophie die „Mimi“ verreißt oder eine kritische Leserin „So was schlechtes habe ich noch nie gelesen“, schreibt. Da denke ich, es wird schon durchschnittlich sein und ist so gut, wie ich es kann und viel höher, will ich heute auch nicht mehr hinaus, nur Anerkennung und Beachtung finden, obwohl der Nobelpreis wäre natürlich schon sehr schön….
„Bist du betrunken!“, hat die Elfriede Haslehner auch Jahre später auf einer meiner diesbezüglichen Andeutungen, ebenso brutal gesagt, sie habe ich 1979 im Arbeitskreis schreibender Frauen kennengelernt und da dachte ich, das wäre so was wie die Gruppe 47, was vielleicht gar nicht so falsch gedacht war, war ja die Marie Therese Kerschbaumer und andere dabei und die ersten Adressen von Literaturzeitschriften habe ich dort auch in die Hand gedrückt bekommen und die Brigitte Guttenbrunner, die ich dort kennenlernte, hat 1979 beim Bachmannpreis gelesen und die Valerie habe ich dort kennengelernt und und…
Der Professor Szabo hat mich aber nicht gefördert, sondern nur charmant meine Hand geküßt, wenn mich seine Frau zum Kaffee eingeladen hat und in die GAV bin dadurch wiederum viel später, 1987 war das, glaube ich, als ich schon ziemlich wahllos herumschickte und mich für Preise und Stipendien bewarb, die ich nie bekommen habe, auch gekommen.
Damals habe ich meine Manuskripte in großen Stößen ausgeschickt, zweiundvierzig Verlage für die „Hierarchien“ angeschrieben, die dann in Jacks Unterwegers Wortbrücke Anfang der Neunzigerjahre herausgekommen sind.
Aber wieder ein Stück zurück und chronologisch vorgegangen.
1979 habe ich kurz vor Weihnachten meine Rigorosen abgelegt, im Jänner 1980 promoviert, von 1983 bis 1987 hatte ich eine halbtags Assistentenstelle an der II. HNO-Klinik an der Sprachambulanz.
1987 bin ich in die freie Praxis gegangen und war, da auch bereit freiberufliche Schriftstellerin zu werden, habe die „Martha“, bzw. „Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt“ geschrieben und mir recht schwer dabei getan, hatte aber schon Termine bei den „Textvorstellungen“ in der Alten Schmiede, da den Joachim Jung, nicht den Verleger, kennengelernt, der mich unter den Vorwand, das er mich interviewen wollte, ansprach, war bei einer Schreibwerkstatt im Jägermayerhof und habe mit der Edith Thabet, auch eine Arbeitskreisfrau „Laß dir Zeit Stottern will verlernt sein“, geschrieben, das im Fischer Taschenbuch Verlag herausgekommen ist.
Die freie Praxis war also eher eine psychologische und das ein sehr guter schöner Brotberuf, obwohl ich für die GAV immer auch ein bißchen organiserte, zuerst in St. Pölten, dann die „Freiheit des Wortes“, die „Frauenlesung“, die ich inzwischen aufgegeben habe, weil mich zuerst das Literaturhaus hinausgeschmissen hat, ich später um das Amerlinghaus bangte und auch sonst nicht sehr viel zurückgekommen ist und als ich für die „Wiener Verhältnisse“ einen Verlag suchte, das war dann schon wieder zehn Jahre später, ist der Alfred mit dem DigiBuch dahergekommen und hat es mir zum Geburtstag geschenkt.
„Juchu, so schön, so schnell, so billig, ab jetzt wird jedes meiner Bücher erscheinen und eine ISBN-Nummer brauche ich nicht!“, habe ich frohlockt und mich damit schon wieder in das nächste Fettnäpfchen gesetzt. Denn ich brauche sie nicht, die anderen aber offenbar schon, um ein Buch anzuschauen und ihm eine Chance zu geben. Auch das könnte sich noch einmal zehn Jahre später durch das Amazon Direkt Publishing vielleicht ein bißchen ändern und ich habe weitergeschrieben, in meiner Praxis und da dann wahrscheinlich wirklich nebenher zwischen meinen Stunden, am Wochenende und im Sommer in Harland in der Sommerfrische und das geht inzwischen wirklich gut.
Da kann ich mich auch an eine Kaffeejause bei der Vali, jetzt sind wir wieder in den frühen Achtzigerjahren wahrscheinlich, erinnern, wo sie sagte „Bei mir sprudelts so heraus!“ und ich sie anschaute und dachte „Bei mir leider nicht, denn ich bin sehr gehemmt!“
Inzwischen tut es das auch bei mir, ungefähr drei Bücher im Jahr, so daß mein dreißigstes, wenn ich keinen Fehler mehr finde, vielleicht doch noch vor dem 8. Juni oder kurz danach erscheinen wird.
Da muß ich mich dann bei den anderen schon ob meiner Fülle genieren, die „Schreib nicht so viel!“, sagen und das Selbstgemachte immer noch ein bißchen pikiert hochnehmen und im Vorjahr habe ich auch ein daran gelitten das ich schreiben, schreiben und darüber bloggen kann und keinem interessierts.
Das ist jetzt ein bißchen besser geworden und im letzten halben Jahr habe ich auch nichts Neues geschrieben, sondern meine Projekte fertig gemacht und am Literaturgeflüsterbuch korrigiert.
Es gibt auch nicht nur dreißig selbstgemachte Bücher, zu den vielen Texten in Anthologien, die ich habe, „Mädchen dürfen pfeifen, Buben dürfen weinen“, das den halben Kinderbuchpreis bekommen ha, und auch in einem Schulbuch war, gibt es auch, die Hierarcheien und zwei Fachbücher übers Stottern in anerkannten Verlagen, sondern am 3. Juli, wenn Kafka Geburtstag hat, auch fünf Jahre Literaturgeflüster und das Bloggen ist für mich, das habe ich schon zum ersten Geburtstag geschrieben, für mich ein wahrer Segen.
Im Herbst 1973 bin ich einmal in die Oper gegangen, was ich damals so einmal in der Woche machte und habe mich gefragt, was wohl aus meinen Schreiben werden wird?
Es ist etwas daraus geworden, auf der einen Seite, vierzig Jahre beharrliches unentwegtes Schreiben, das leider nicht sehr beachtet wird und es mir nicht gelingt, darauf aufmerksam zu machen, „Seht her da ist eine!“, ich weiß noch immer nicht so recht, an was das wirklich liegt? An meiner Schüchternheit, meinem mangelnden Charisma, meiner Realistik, meinen Rechtschreibfehlern oder was auch immer, Ronald Greinl hat einmal die Schachtelsätze genannt, die ihm aber gefallen würde, während es bei den anderen so scheinbar leicht und mühlos passiert?
Aber vielleicht habe ich da eine verzerrte Wahrnehmung und tue sowieso weiter, so gut und selbstbewußt mit meinen selbstgemachten Büchern, die ich auf meinen Blog bewerbe, meinen Lesungen zu denen ich doch eingeladen werden und da gibt es jetzt ja auch drei in Planung weiter und werde auch mit meiner Praxis, wenn ich im November sechzig werde, so weitermachen und denken, daß das Schreiben und die Psychologie eigentlich eine gute Kombination ist, wie ich bei Interviews auch immer hinweise.
Aber erst ist vierzig Jahre Matura zu feiern und das passiert bei uns heute mit einem Fest, wo der Alfred schon ein paar Tage in der Küche steht, Frischkäse auf Zuchiniröllchen streicht, Sardinen und Garnelen grillt, etc. Allerdings lädt er um fünf seine Betriebsratskollen ein und ich habe mich auch beim Sigmund Freud Museum zu einem Vortrag angemeldet, da werde ich aber absagen und das Fest auf meine Art und Weise genießen und da von dem vom Alfred Vorbereiteten soviel übergeblieben ist, ist es sich dann auch auch für mehr oder weniger literarisches Mittagessen mit Ruth und Robert am nächsten Tag ausgegangen.
Denn 2013 ist wirklich ein Jubiläumsjahr und wenn es mir noch gelingt, den letzten Fehler beim „Nanowrimo-Novel“ zu beseitigen, kann das dreißigste selbstgemachte Buch mit einem Gewinnspiel, dreißig Jahre zu dreißig Büchern erscheinen und da ich jetzt ja wieder eine regelmäßige und positiv gesinnte Kommentiererin habe, habe ich auch eine Chance, eine Frage beantwortet zu bekommen und wenn nicht, ist es auch egal.
Denn die Jubiläums gehen ja lustig weiter. Am 8. Juni lese ich mit oder auch ohne Buch aus dem „Nanowrimo-Novel“ in der Klimt-Villa, am 3. Juli gratuliere ich Franz Kafka zum Geburtstag und feiere fünf Jahre Geburtstag und am 8. November gibts das literarische Geburtstagsfest mit „Sechzig Minunten Eva Jancak aus dreißig selbstgemachten Büchern zum sechzigsten Geburtstag“.
Man sieht, es ist also schon etwas weitergegangen. Vorher reiche ich noch bei der SVA meine Pension ein und nachher fahre ich wahrscheinlich mit Kind Mann, Schwiegermutter und einer Tasche Bücher eine Woche nach Ungarn, weil wir heuer wegen Alfreds Übersiedlung keine anderen Reise machen und werde die Zeit zu einem Lesemarathon nützen, da ja meine Bücherberge dank der offenen Bücherschränke angewachsen sind und ich so ehrgeizig bin, sie jetzt ziemlich alle aufgeschrieben zu haben, so daß ich wenn nichts mehr dazukommt 2025 damit fertig sein soll. Es kommt aber wahrscheinlich was dazu, weil in den Schränken und in den Abverkaufskisten so viele schöne Bücher liegen, die mich interessieren, so daß ich doch nach Ihnen greife, obwohl ich mir ja nie mehr was kaufen wollte und auch nur eines pro Woche nach Hause nehmen will und auch das macht ja nichts, ist ja egal, denke ich. Ich lese soviel und schreibe so gut ich kann und werde jetzt versuchen ein wenig in die Stimmung des schüchernen jungen Mädchens in dem teuren hellblauen Kleid, das sie sich damals in einer Boutique am Graben kaufte, das von der Straßergasse mit dem Bus nach Salmansdorf in das Gartenhäuschen der Eltern fuhr, vorher in der Kondietorei Nöbauer einen Halt machte und sich wahrscheinlich einen kleinen Braunen und ein Stück Kuchen kaufte und glaubte, daß nun alles anders ist und die Welt ihr zu ihrer Verwirklichung gehöre, hineinzukommen.
2013-05-24
Vierzig Jahre Matura, vierzig Jahre Schreiben
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