„Roman einer österreichischen Familie“, steht am Umschlag der Buchgemischaftsausgabe von Eva Bakos Bestseller, der wie ich der Diplomarbeit von Eleonara Wondratsch entnehme, auch verfilmt wurde und 1980 im Marion Schröder Verlag erschienen ist.
Das erinnert natürlich an Ernst Lothars „Engel mit der Posaune“, den ich voriges Jahr gelesen habe, obwohl sich das Buch von anfänglichen Ähnlichkeiten schnell wegbewegt und autobiogreaphische Zzüge zu der 1929 geborenen und 2003 gestorbenen Kulturjournalistin, die lange Zeit den Österreichteil der Zeitschrift „Brigitte“ herausgegeben hat, dürfte es auch geben.
Da gibt es also ein Gründerzeithaus im dritten Bezirk, der selige Kaiser hat es für seine treuen Dienstboten und Beamten gestiftet und da wurde Mares Anfang der Dreißigerjahre hineingeboren.
Es hat ein gläsernes Wappen, das auch dem zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel und Mares, die natürlich Maria Theresia getauft wurde, dürfte in den Siebzigerjahren, als reife Frau in die Wohnung kommen, in der jetzt ihre Kinder, die Zwillinge Letizia und Dominik leben.
Sie wird von einer Fanny in die Wohnung des Zoltan Pronay gerufen, von dem schon auf der ersten Seite Sätze, wie „Früher hat es aus den Küchen viel besser und aus den Klosetts viel schlechter gerochen“, zitiert werden.
Das ist ein alter Mann, Schauspieler und Schriftsteller, der mit seiner Mutter in dem Haus gelebt hat, in dem Mares mit ihren Eltern und Großeltern aufgewachsen ist.
Zoltan erlebt in Mares Gegenwart einen Schlaganfall und stirbt, Fanny die es nicht aushält, die Nacht mit einem Toten zu verbringen, die Bestattung kommt erst am nächsten Tag, geht in Mares Wohnung, die die Totenwacht und erinnert sich an ihr Leben erinnert.
Die Großḿutter war Italienerin, der Großvater der alte Girlaner, ein aufrechter Hofbeamter, der Mares, nach dem frühen Unfalltod ihrer mondänen Eltern, als „Rekrut“ erziehen will, während die Nonna vom Herz und Gefühl spricht und italienische Sprichwörter nur so herunterradelt, daß sie die kleine Mares bald auswendig kann.
Vorerst ist man aber arm und ausgesteuert, die Hausierer kommen und singen „Drunten in der Lobau“ oder „Adiau, mein kleiner Gardeoffizier“, was Großmutter und Enkeltochter sehr zum Mißfallen des Großvaters zu verballhormen wissen.
Eine böhmische Poldi, die ein bißchen im Haushalt hilft, gibt es auch und eine in Zöberegg, wo der Großvater einst Gutsverwalter war, jetzt verheiratet sich Mares Tante Lauri dorthin und als der Krieg kommt, gehört ein Teil der Familie zuerst zu den Anhängern des neues Regimes, die Tante, die sich mit einem halbjüdischen Ehemann, der sich erschießt herumschlagen muß, die Großeltern sind dagegen und wahrscheinlich aufrechte Monarchisten.
Die Familie flüchtet vor den Russen in die Steiermark, wo die Amerikaner Kaugummi an die Kinder verteilen und Mares macht ihre ersten Liebeserfahrungen mit dem Sohn von Lauris ersten Ehemann.
Die Kriegsschiebereien und der Schwarzmarkt wird detailliert beschrieben. Mares wird Fotografin, beginnt sehr jung, ein Verhältnis zu einem Schauspieler, wird mit etwa zwanzig schwanger und heiratet den Sohn von dessen Frau Marie Lanz, einem schlechten Schriftsteller und schwierigen Menschen, Muttersöhnchen, das mit Geld und Verantwortung nicht umgehen kann, so daß es bald zur Scheidung kommt. Denn Mares muß hart arbeiten, um sich und die Familie zu ernähren, hat daher nur wenig Zeit für ihre Kinder, die zwischen den Eltern hinundhergerissen werden. Es kommt zu einem Scheidungskrieg, was wohl genauso autobiografisch ist, wie die italienische Großmutter und die früh verstorbene Mutter. Am Ende gewinnt Mares den Kampf, die Kinder die von Martin nach Amerika entführt wurden, kommen zurück, sie beginnt eine neue Beziehung und nimmt langsam Abschied von dem alten Haus mit dem zerbrochenen Wappen, in einer Zeit, wo die Kinder mit feuerroten Haaren ihre „Marx und Mao-Phase“ durchmachen und es die alten Hofbeamten und Barone mit denen Mares groß geworden ist, nicht mehr gibt.
Inzwischen ist der Name Eva Bakos wahrscheinlich nicht mehr sehr bekannt, mir ist sie, da ich in den Siebzigerjahren ja sehr eifrig die Zeitschrift „Brigitte“ gelesen habe, ein Begriff und zwei ihrer Erzählbände, von denen ich wahrscheinlich immer noch sehr bedauere, daß sie keine Romane sind, habe ich in den Schränken auch gefundenl. In ihren werden, zumindest in dem Buch das ich gelesen habe, die Wien-Klischees beschrieben, erhalten oder wieder aufgelebt.
Eleonora Wondratsch nennt ihre Diplomarbeit, die zu lesen sehr empfehlen ist, „Balanceakt zwischen Frauenpower und Rollenklischee“, aber so war es wahrscheinlich in den Siebzigerjahren bei den aus bürgerlichen Verhältnissen stammenden Frauen, die sich emanzipierten, Familie und Beruf, sowie das Alt und das Neue unter einem Hut bringen wollten.
2013-06-14
Das gläserne Wappen
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Ich bin Yasemin.Eleonora Wondratsch ist eine wunderbarer Lehrerin.Momentan lese ich ihre diplomarbeit.
Außerdem habe ich ihre India Beitrag lesen. Sie schaffst sowohl master zu machen als auch lehrerin sein.Eine modell Charakter. Ich wünsche ihn viel Erfolg…. 🙂
Kommentar von Yasemin — 2013-09-30 @ 21:37 |