Literarische Antworten aus dem Jahr 2013 auf Rahel Varnhagen, 1771 – 1833 gab es heute in der Alten Schmiede und das war sehr interessant, denn die jüdische Schriftstellerin und Salondame hat sehr viele Briefe an bedeutende Persönlichkeiten ihrer Zeit, wie Hegel, Mendelsohn, Tieck und Schlegel, etc, geschrieben, dieser Briefwechsel sollte nach ihrem Tod von ihrem Mann herausgegeben werden, zusammengekommen ist das Projekt aber offenbar erst jetzt durch Barbara Hahn und die Berliner Autorin Esther Dischereit, die vor einigen Jahren den Erich Fried Preis bekommen hat und die inzwischen Professorin an der Hochschule für Sprachkunst ist, hat mit ihren Studenten ein Projekt erarbeitet und außerdem scheint es noch eine diesbezügliche Tagung im Berliner Brechthaus gegeben zu haben.
In der Alten Schmiede hing jedenfalls ein Portrait der jüdischen Dichterin und die Bände standen auch auf dem Vortragstisch. Barbara Hahn hielt ein Einleitungsreferat und las auch ein paar der Briefe vor. Dann kam Esther Dischereit mit drei junge schwarzgekleidete Frauen und verkündete, daß man sein Handy eingeschaltet lassen konnte. Sie schienen auch zu twittern und auf ihren Laptops Nachrichten zu schreiben.
„Wird ein virteueller oder tatsächlicher Salon entstehen, twittern wir uns rückwärts in die Jahrhunderte oder lernen wir einen Brief zu schreiben. Relaunch letters“, steht im Alten Schmiede Programm.
Leider gab es keine diesbezüglichen Erklärungen und leider stehen auch die Namen der vier Studierenden nicht im Programm.
Sie wurden zwar von Barbara Hahn erwähnt. Ich habe aber nur Maria Oberrauch und Laura Wurm verstanden. Die erste junge Frau las jedenfalls einen Text, der nicht viel mit Rahel Varnhagen, die Goethe eine „schöne Seele“ genannt hat, zu tun haben schien. Er war aber sehr poetisch, handelte von Ferien am Land und vom Milchholen, später kamen dann noch die U-Bahnen, ein Kind und ein Spielplatz vor.
Die zweite junge Frau wurde schon konkreter, sie erwähnte verschiedene Schreibzeuge, Tinte und Federkiel, Schreibmaschinen und Computer, die in ihrer Kindheit sehr groß und unförmig gewesen waren und heute auf dem Dachboden stehen.
Die dritte bezog sich dann direkt auf Rahel Varnhagen. „Rahel du bist mir so unvertraut, du läßt mich nicht in deinen Salon, auf Umwegen kam ich zu dir“.
Dann wurde ein Text von Laura Wurm gelesen, die sich Rahel einen Brief von Rahel an eine Pauline schreiben ließ und dabei auch das Berlin von heute einbezog.
Auch Esther Dischereit hatte einen Brief und wurde dabei sehr politisch, die Neonazimorde kamen dabei vor und noch vieles anderes und am Schluß tippten wieder alle fleißig in ihre Laptops und ihre Handies.
Eine interessante Veranstaltung und ein interessantes Projekt, wo ich vielleicht noch ein wenig mehr Information gebraucht hätte, um mich auszukennen und es wäre ja auch interessant, das Rahel Varnhagen Projekt im Internet zu verfolgen und vor allem die Namen der Studierenden zu kennen. Aber vielleicht komme ich noch dazu.
Beim Nachhauseweg habe ich am Karajan-Platz halt gemacht, wo gerade Richard Strauss Konversationsstück „Cappricio“, das ich, glaube ich, das erste Mal vor vierzig Jahren in einer konzertanten Aufführung in der Londoner Royal Albert Hall gesehen habe, übertragen wurde, das ja auch sehr interessant ist, weil es da um die Vormachtstellung der Musik über die Dichtung geht, wobei für mich immer ganz klar war, daß das Wort das Wichtigste ist und ich habe, ebenfalls vor vierzig Jahren oder mehr, einem etwas älteren Mann, mit dem ich damals spazierengegangen bin, erklärt, daß das Wichtigste, das „Was“ für mich ist ist, während ja leider in der Literatur das „Wie“ immer noch für viel wichtiger zählt.
2013-06-27
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