Sechzehn wahre Geschichten, herausgegeben vom FAZ Redakteur Hans Scherer, geschrieben von Autoren und von Redakteuren, die zum größten Teil in einer Sommerserie des „Reiseblattes“ der FAZ erschienen sind.
Am Titelbild des Diogenes Taschenbuch, aus dem Jahr 1998, das ich vor einiger Zeit im „Wortschatz“ fand, sitzt ein schönes Mädchen im Fünfzigerjahrelook mit einem blau-weiß gestreiften Bikini, einem Pferdeschwanz, neben einem Mofa und lächelt freundlich und ich habe mir das Buch für die Sommerfrische, bzw. die Montage und Dienstage in Wien aufgehoben.
Denn die Geschichten kann ich ja einzeln lesen und man kann sich das Buch auch für das Platzbesetzen bei den Filmfestivals am Karls- oder Rathausplatz mitnehmen.
Nun bin ich ja eine, die Kurzgeschichten gar nicht so gern mag, da ich sie aber immer wieder finde, habe ich mich an das Lesen schon gewöhnt und die ersten Reisen von Schriftstellern wie Walter Klier, Jens Sparschuh, Martin Mosebach oder FAZ-Redakteueren, sind ja für eine, die gar nicht so besonders reiselustig ist, ihre ersten Reisen aber wahrscheinlich in den Fünzigerjahren in der Beiwagenmaschine des Vaters, mit den Eltern und der Schwester Uschy durch Österreich machte, um einmal den Großglocker zu sehen, sicher interessant. Heuer haben wir auch keine Reise geplant, also ist es interessant, ein bisschen hineinzuschnuppern, wo die Redaktuere und die Schriftsteller, wie Hans Scherer in seinem Vorwort schreibt, „das erste Mal ohne Eltern, hilfreiche Onkel, Tanten, Großeltern und ohne Schutz einer Schule oder Jugendorganisation hingekommen sind.“
Für die 1946 in Nantes geborene Gabrielle Wittkopp-Meinardeau war das Nizza und sie schildert diese Stadt an der Cote d` Azur, die in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts das Refugium der Reichen und der Schönen war, ehe sie zum Massentourismus verkommen ist, auch sehr genau.
Hans Scherer erzählt dann von seiner ersten Reise nach Norderley, das ist in Friesland, er ist sechzehn und es geht ihm nicht gut, die Mutter schickt ihm eine Woche hin, er wohnt im Kurhotel, daß es später, als er die Reise zu Recherchezwecken nicht mehr gibt, wurde es doch um ein schickes Nordeseebad zu machen im Zeiten des Wirtschaftswunders abgerissen. Ein Heine-Denkmal gibt es auch.
Gustav Seibt erzählt von seiner Reise nach Rom, das war schon seine zweite, das erste Mal war er nach der Matura oder dem Abitur, wie das in Deutschland heißt, mit der Klasse da, da zweite Mal ist er mit einem Freund von Siena aus zu Fuß hinmarschiert und hat natürlich viel mehr gesehen.
Hans H. Krüger war als junger Mann in Südostasien, da hat ihm die FAZ wahrscheinlich die zweite Reise nicht mehr hinspendiert und der 1927 geborene Ludwig Harig erzählt in einem Romanausschnitt wieder von einer Nizza-Reise, da ist einer mit einer Frau und seinem Bruder in einem grünen Auto im Sommer 1953 hingefahren. Während Dirk Schümer eine Bildungsreise nach Florenz schildert, die noch dazu in einem Zelt auf einem Campingplatz verbracht wird.
Martin Mosebach, von dem ich ein Frankfurt-Buch gelesen habe, geht auf große Wallfahrt nach Vierzehnheiligen und schafft die große Schlachtplatte nicht und Ulrich Weinzierl, erzählt von vielen Reisen, die er als junger und auch älterer Mann gemacht hat. Als Dreizehnjähriger mußte er die Großmamama durch Euroüpa begleiten, nur 1968 wollte sie nicht nach Paris, den studentischen Unruhen wegen nicht und dem „Radetzkymarsch“ hat sie ihm wegen seiner erotischen Szenen wegen auch vorenthalten, das kann ich nun nicht ganz nachvollziehen, aber Weinzierl war auch bei den Salzburger Festspielen und hat dort Thomas Bernhard gesehen und noch viel mehr. Ein interessanter Text, dem man die schriftstellerische Ader anmerkt, während es Jens Jessen mit seinen Eltern nach Dänemark verschlagen hat und der Schriftsteller Jens Sparschuh schwärmt von der sächsichen Schweiz, in der ich auch schon mal war, aber diese Reise kann man nicht wiederholen.
Paul Ingendaays Reise ging nach Irland und beim Widerkehren stellte er mit Bedauernd fest „Was bleibt, ist der Plüsch der Seele“ und hatte Schwierigkeiten mit dem modernen Irland von heute, das nicht mehr so wie damals war, als er mit Frank, der schon einmal ein Jahr Englischlehrer in Peking war, ein Zimmer bei Mister Carey einem ehemaligen Polizisten mieten wollte.
Mit Siegfried Diehl geht es dann endlich nach Giechenland, dorthin wo alle wollten, als ich studierte, aber die jungen Männer in dem Buch, mit einer Ausnahme sind alle Männer, die über ihre ersten Reisen schreiben, waren meist in den Fünfzigerjahren auf diesen und Griechenland wurde damals noch genauso als Bildungsstädte wie Italien besucht. Sirtaki mit Alexis Corbas fing man erst später an zu tanzen und Udo Iwannek fuhr nach Boston weil ihm ein Freund eine Baseballkappe von den Red Sox mitbrachte.
Der Tiroler Walter Klier, den ich von seiner Zeitschrift „Gegenwart“ kenne und der mit Stefanie Holzer 1990 unter dem erfundenen Pseudonym Luciana Glaser den Roman „Winterende“ herausgegeben haben soll, beschreibt wie er mit sechzehn in England war und „Weinen mit Meryl Streep“ von Lutz Herbert ist besonders insteressant. Da fährt einer nämlich nach Bad Harzburg, dicht an der ehemaligen DDR gelegen, um sich dort in ein Hotel einzuquartieren und endlich seinen Führerschein zu machen. Die vielen Kinos haben ihm nämlich bisher daran gehindert. In Bad Harzburg gibt es nur eines, das von einem alten Paar geführt wird und ständig denselben Film spielt, also bleibt ihm gar nichts anderes über als den Führerschein zu schaffen, vorher bekommt er aber noch einen Abzess am Hintern, das ihm fast daran hindert, dann wird dank der Salbe eines Apothekers aber alles gut.
Die sechzehnte Geschichte ist wieder von Hans Scherer und sprengt das Thema, schildert sie diesmal nämlich die letzte Reises eines der an der Rheinstrecke immer alle Bücher und Zeitschriften ausbreiten um doch nie zu lesen. Bevor die Reise zu Ende ist, wird er vom Schaffner tot im Abteil aufgefunden und ich habe die männlichen Adoleszenzgeschichten der späteren Reporter und Autoren sehr genossen, mich an meine ersten Reisen ins Work Camp nach Epsom nach meiner Matura und die zwischen Rigorosen und Promotion nach Dänemark 1979 erinnert und werde mich demnächst, das „Erste allgemeine Nichtreisebuch“ geben, das ich vom Alfred vor Jahren schon zu Weihnachten bekommen habe.
Und hier ein paar Sommer– und Reisebücher
2013-07-16
Meine erste Reise
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