Buch vier meines St. Pöltners Stadtschreiber- Lesemarathons passt hervorragend zum Thema, ist ein Ausflug in meine Vergangenheit und das erste Buch, das ich in der ersten Sommerfrischenwoche, am Mittwoch, als ich auf das große Bachmannlesen gewartet habe, im offenen Bücherschrank St. Pöltens oder eigentlich Viehofens, vis a vis der „Seedose“ gefunden habe und ich dachte zuerst er birgt nur Ramsch Frauenzeitschriften, Kinderbücher und ein paar durchnäßte Lesezeichen der Buchhandlung „Schubert“ und habe das kleine blaue Büchlein „Niederösterreichs Literatur im Aufbruch – 30 Jahre Arbeitsgemeinschaft Literatur“, herausgegeben von Johannes Twaroch, 1988 im Niederösterreichischen Pressehaus, fast übersehen.
Ausflug in meine Vergangenheit, natürlich, 1987 habe ich ja meine Halbtagsstelle als Assistentin an der Sprachambulanz der II HNO Klinik nicht mehr verlängert und bin in die freie Praxis in die Otto Bauer Gasse gegangen, was auch bedeutete, daß ich für eine freiberufliche Autorentätigkeit offen war.
Zumindest Brotberuflich hat das nicht geklappt, das ist der Psychologin und Psychotherapeutin vorbehalten geblieben. Meine Praxen habe ich auch mehrmals geändert, weil ich die Wohnung in der Otto Bauer Gasse aufgegeben habe, die Praxis in die Gumpendorferstraße verlegte und dann einige Jahre lang von St. Pölten mit Kind und Mann und ohne Kegel pendelte. Das war 1988 und den Namen Johannes Twaroch habe ich gekannt, weil der 1942 geborene damals für das Radio NÖ verantwortlich war und die Zeitschrift „Literatur in Österreich“ herausgab und da habe ich ja hingeschickt und hingeschrieben und Johannes Twaroch hat mich auch vertröstet, daß er schon etwas von mir im Radio bringen wird.
„Ich verstehe Ihre Ungeduld aber..“, hat er mir geschrieben. Ich warte immer noch oder jetzt nicht mehr, denn er wird schon in Pension sein, es ist aber nichts von mir im Radio NÖ erschienen. Im Radio Wien habe ich mich ja mit den „U-Bahngeschichten“ und mit einem Endlosmonolog damals in der GAV und einem langen Briefwechsel mit vielen Vertröstungen von Konrad Holzer durchgesetzt. In der „Literatur aus Österreich“ ist, glaube ich, etwas von mir erschienen und einmal gab es auch irgendwo eine Lesung meiner Texte, von der ich erst später erfahren habe.
Ich habe mich damals auch um Stipendien beim Land NÖ beworben und einmal, das war später, als schon die ablehnende Kritik der „Hierachien“ von Peter Zumpf in der „Literatur aus Österreich“ erschienen ist, die mit dem Absagebrief zurückbekommen.
„Sie werden schon verstehen..!“
Habe ich, glaube nicht, sondern es als ungerecht empfunden, aber das ist lange her und damals gab es am Hammerweg in einem schönen Haus Lesungen, wo ich ein paar im Rahmen der GAV-NÖ veranstaltet habe. Die erste Frauenlesung mit Marie Therese Kerschbaumer, Ruth Aspöck, Hilde Langthaler, Elfriede Haslehner, am 18. 5. 90, damals hat, glaube ich, Barbara Neuwirth Gabriele Ecker vertreten und moderiert und die „Selbstmordanthologie“ „Kälte frißt mich auf“, habe ich dort, ein Jahr später, auch vorgestellt.
Aber ich wollte ja von dem Buch und der NÖ Literatur im Aufbruch schreiben. Also der erste der insgesamt neun Artikel „Aufbruch aus der Provinz“ von Johannes Twaroch, behandelt die dreißig Jahre Arbeitsgemeinschaft Literatur, die ich wahrscheinlich vorgefunden habe, als ich von Wien in die Provinz und wieder zurückpendelte.
Die Arbeitsgemeinschaft wurde aber 1958 vom Niederösterrechischen Bildungs- und Heimatwerk in Krems von Friedrich Sacher, 1899-1982 gegründet. Es gab Lesungen im Marmorsaal des Regierungsgebäudes in der Wiener Herrengasse, Namen wie Wilhelm Szabo, Josef Pazelt. Lois Schifferl tauchen auf. Mehrmals wird die Tradition, die Mundartdichtung und, daß das damalige literarische Schaffen NÖs sehr konservativ gewesen sein muß, erwähnt, obwohl es auch einmal einen Vortrag der Wiener Grupope gab. Rudolf Henz hat aber referiert und die ARGE wurde dann auch von Josef Pfandler geleitet unter dem es zu einem „Dichterstreit in NÖ“ kam, das heißt Wilhelm Szabo, den ich ja durch den Arbeitskreis schreibender Frauen, bzw. seine Frau Valerie kannte und öfter in seiner Grinzinger Gemeindewohnung war, der offenbar selber Leiter werden wollte, trat aus der ARGE aus und gründete den Literaturkreis Podium.
Johannes Twaroch führt dann noch an, daß ein Großteil der Mitglieder „Hobby und Freizeitautoren“ waren und, daß er sich, was ich sehr fortschrittlich finde schon damals mit der Maturaschule Roland für eine Schule des Schreibens engagierte, die unter der „Leitung von Mag. Alois Eder, die Teilnehmer, soweit dies möglich ist, schrittweise an professionelles Schreiben heranführte.“
Da sind wir dann schon beim zweiten Artikel, bzw. dem Meister Eder, den ich in der Zeit, als ich in St. Pölten lebte, durch die literarische Gesellschaft kennenlernte und der sich jetzt offenbar krankheitshalber zurückgezogen hat, so daß ich ihn schon lange nicht mehr bei den Osterspaziergängen der LitGES und auch nicht in der Kremsergasse oder beim „Thalia“ gesehen habe.
„Fruchtbbarer Widerspruch: „das pult“ lautet sein Artikel und das „pult“ ist sozusagen der Vorvorläufer der Zeitschrift der LitGEs, die heute „etcetera“ heißt.
Sie wurde 1968 zuerst in Heftform von Klaus Sandler 1945- 1984 gegründet und nach seinen Tod auch eingestellt, bzw. ist sie in die Zeitschrift „Limes“ übergegangen, die, wenn ich mich nicht ihre von Alois Eder und oder Günther Stingl herausgegeben wurde. Da gab es auch einen Literaturpreis und den hat einmal Manfred Wieninger oder auch nicht gewonnen. Aber zurück zum Pult, ich glaube, ich habe in meinen Frühzeiten auch Texte hingeschickt und als ich einmal bei der Wiener Buchwoche war, habe ich mir so ein Heft angeschaut und eine freundliche Dame meinte, ich könne es mir mitnehmen.
Wenn Johannes Twaroch im Vorartikel angedeutet hat, daß das NÖ Literaturleben einmal sehr konservativ gewesen ist, so wurde daß durch Klaus Sandler, von dem ich , glaube ich, auch ein Buch gelesen habe, sehr verändert, Alois Eder meint, daß die Zeitschrift in etwa gleichrangig den „Manuskripten“ und dem „Wespennest“ gewesen wäre.
Und interessant ist auch ein Bild aus einer Redaktionssitzung, da ist nämlich der Lyriker und Übersetzer Hans Raimund zu sehen, von dem ich ein Buch aus der Edition Umbruch gelesen habe, ihn und seine Texte immer wieder in Anthologien und Zeitschriften fand, so daß mir sein Name ein Begriff ist, persönlich habe ich ihn dann vor ca einem Monat im Literaturhaus kennengelernt. Leider hat ihm mein Bericht über die Literatur aus Kärnten, Triest und Slowenien so gar nicht gefallen.
Dann kommt wieder Johannes Twaroch mit dem „Literaturkreis „Podium“, den Alois Vogel, Wilhem Szabo etc gegründet haben und da habe ich auch meine Geschichte, denn ich habe in den Achtziger- und Neunzigerjahren sehr eifrig hingeschckt. Möglicherweise bin ich durch die Valerie und den Arbeitskreis auf die Idee gekommen. Einmal, war es 1986, als ich meinen Urlaub in Harland verbrachte, hat mich Alois Vogel angeschrieben und mir mitgeteilt, daß er ein Stück aus meiner „Slavica“, mit der ich dann auch in Kärnten beim „Preis der Arbeit“ war, im „Podium“ bringen wollte. Ich hatte dann noch einige Texte dort. Marianne Gruber hat, glaube ich, eines meiner „Works in Progress“ vorgestellt. Mein „Selbstmordtext“ war drin und vielleicht auch einiges mehr. Später nicht mehr, Johannes Vyoral und Barbara Neuwirth, die jetzt dort tätig sind, haben aber einige Rezensionen meiner Bücher gebracht und als ich bei Sommerlesereihe im Cafe Prückl lesen wollte, bin ich bei Christa Nebenführ, die ja Schwierigkeiten mit meinen Texten hatte, abgeblitzt. Ich gehe auch immer wieder zu Podium-Veranstaltungen und Buch–Präsentationen.
Dann gibt es noch das „Niederösterreichische Graz“, nämlich den „Wiener Neustädter Literaturkreis“, von dem ich, wie ich zuerst dachte, weniger Ahnung habe, da tauchte aber die Nanmen Peter Zumpf, Peter Schuster, E.A.Richter und die Edition Weilburg auf und an die habe ich ja, 1989 muß das geschehen sein, die „Hierarchien“ wie auch an andere zweiundvierzig Verlage geantwortet. Peter Zumpf war einer der wenigen, die mir höflich geantwortet haben, so daß ich glaubte, daß er vielleicht Interesse hätte, wenn das Geld vorhanden wäre.. etc. Jack Unterweger hat es dann in der „Edition Wortbrücke“, auch ein Stück NÖ Literatur, die in dem Buch aber nicht vorkommt, gemacht, ich oder er haben das Buch dann an die „Literatur in Österreich“ geschickt und Peter Zumpf hat es und auch zwei andere im höchsten Maß verrissen, von einem ereignislosen Leben geschrieben und davon, daß man nichts versäumt, wenn man das Buch nicht gelesen hat, nun, ja eh, schon wissen. Ich habe es inzwischen wiedergelesen und gedacht, daß ich es gar nicht so schlecht finde, es ist aber natürlich mein veröffentlichtes Roman-Debut.
Dann kommt ein Artikel von Paul Wimmer über Friedrich Sacher dem „Meister der Idylle“ und Paul Wimmer bzw. seinen Namen habe ich auch bei der Valerie kennengelernt, ich glaube sie und ihr Mann waren mit ihm befreundet. Später, da waren beide Szabos schon tot, bin ich in die Krongasse gezogen und habe irgendwann herausgefunden, Paul Wimmer wohnt ein paar Häuser weiter, beziehungsweise hat er, glaube ich, einmal die Anna angesprochen, das muß 2001 gewesen sein, als ich das erste Mal den „Tag der Freiheit des Wortes“ organisierte und sie gebeten habe, Werbung dafür zu machen. Jedenfalls hat sie ihm so ein Flugblatt gegeben. Dann habe ich ihn in der Gesellschaft für Literatur, in der Szene Margareten und auch bei der Eröffnung des Erika Mitterer Hauses bzw. der Tafel-Enthüllung getroffen. Vor einigen Jahren ist der, 1929 geborene Dichter, der PEN-Mitglied, mit Franz Theodor Csokor und wahrscheinlich noch mit vielen anderen befreundet war und der Jeannie Ebner bis zu ihren Tod betreute, gestorben und von Friedich Sacher, der 1960 gemeinsam mit Lois Schiffer den neugestalteten Kulturpreis des Landes NÖ erhielt, weiß ich nicht viel.
Das heißt, sein Namen habe ich wahrscheinlich auch immer wieder in Anthologien und Literaturzeitschriften gelesen und die „Brunnenstube“, glaube ich, einmal im Schrank gefunden. Er dürfte auch, was Paul Wimmer diskret verschweigt oder nur andeutet, ein eher konservativer Dichter gewesen sein, hat aber viel Athologien und Gemeinschaftsbänden herausgegeben. Paul Wimmer bezeichnet ihn als „Anthologist“, Namen wie Ernst Scheibelreiter, Josef Weinheber, aber auch Thodor Kramer und Wilhelm Szabo tauchen da unter anderen auf. Friedrich Sacher ist jedenfalls 1899 in Wieselburg geboren, war Lehrer, Leiter der ARGE und schon früh schriftstellerisch tätig. Am 2.November 1982 ist der Meister der Idylle, wie Paul Wimmer es nennt, in Wien gestorben.
Dann beschäftigt sich der 1935 geborene und wahrscheinlich ehemalige Hauptabteilungsleiter beim ORF, Roman Rocek mit Wilhelm Szabos Widerstand gegen die völkische Dichtung.
„Mit eigenen Waffen“, heißt der Bericht, in dem sehr lang die „Ballade von Döllersheim“ zitiert wird:
„Und das war anno achtunddreißig, im Ausmärz als fiel unser Land und das Reisiggrün war noch nicht schleißig gepflückt, zu bekränzen die Schand…“
Ich habe von Wilhelm Szabo, ja, glaube ich, nicht sehr viel gelesen, in der Schule kein Wort von den bedeutenden Lyriker gehört, ihn aber dann durch die Valerie kennengelernt und ein kleines bei J.u.V. erschienenes Bändchen, hat sie mir, glaube ich, einmal gegeben.
Alois Eder nimmt sich dann noch einmal genauer dem „niederösterreichischen Dichterstreit im Spiegel einer Dichterfreundschaft“ an, gemeint sind da Wilhelm Szabo und Walter Sachs, die beide 1988 schon gestorben waren und die beide auch in den schon erwähnten Anthologien von Friedrich Sacher, Texte hatten, die im Krystall Verlag erschienen sind, wo es auch das sogenannte Bekenntnisbuch gegeben hat, in dem sich österreichischen Schriftsteller nach dem Anschluß zum Nationalsozialismus bekannten.
Im letzten Artikel beschäftigt sich wieder Roman Rocek mit der 1982 im siebenundachtzigsten Lebensjahr verschiedenen Imma von Bodmershof und deren Romane.
Interessant, daß ein 1988 erschienenes Buch, das „Niederösterreichs Literatur im Aufbruch“ vorstellt, so weit in die Vergangenheit zurückgeht, aber die Namen Peter Henisch, Jutta, nicht Julian Schutting, Nils Jensen und noch einige andere, werden natürlich auch erwähnt.
Am Schluß gibt es noch die Liste NÖ-Literaturpreisträger von 1960 bis 1988. 1960 haben ihn Louis Schifferl und schon erwähnt Friedrich Sacher bekommen, 1988 noch die Jutta Schutting und dazwischen das who ist who, der niederösterrichen Literatur zum größten Teil Männer, wie Wilhelm Szabo, Rudolf Henz, Adalbert Muhr, Peter Marginter, Albert Drach, Hans Weigel, Alois Vogel, Alfred Gesswein, Hans Heinz Hahnl, Hans Krendeslsberger, Josef Mayer-Limberg, bei den Frauen sind Graziella Hlawaty, Lotte Ingrisch, Ilse Tielsch und Maria Grengg dabei.
Inzwischen gehören wahrscheinlich Cornelia Travnicek, Milena Michiko Flasar, Magda Woitzuck, etc, wahrscheinlich dazu und vom heutigen literarischen Leben St. Pölten ist mir die LitGes bekannt, wo ich mich regelmäßig am Osterspaziergang beteilige und Robert Eglhofer einmal Vizeobmann war.Von den Autoren die es geschafft haben, sind neben Cornelia Travnicek, Doris Kloimstein, die ehemailge LitGEs Obfrau und Zdenka Becker zu nennen, die ich regelmäßig in St. Pölten oder auch woanders treffe.
Ein interessantes Buch, das mein Wissen auffrischte und falls Hans Raimund diesen Bericht lesen sollte, er ist vielleicht ein wenig oberflächig ausgefallen, da es mir wieder darum ging, eher schnell einen Schnappschuß meines literarischen NÖ-Lebens zu geben. Desinteressiert ist es aber nicht, wenn auch natürlich unvollständig, für mehr oder weniger wohlwollende Ergänzungen bin ich jederzeit dankbar und mit Wikipedia verlinkt habe ich jetzt auch.
2013-07-20
Niederösterreichs Literatur im Aufbruch
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