Literaturgefluester

2013-07-24

Wiedermal ein Schreibbericht

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:17

Die hat es ja seit November nicht sehr oft gegeben, weil ich seit damals hauptsächlich korrigierte, über Veranstaltungen und Bücher schrieb oder allgemeine Betrachtungen abgab. Aber eigentlich bin ich ja eine Schreiberin, so hat es in den Fingern und unter den Nägeln gebrannt, obwohl die Korrigierpause vielleicht ganz gut war, denn irgendwie war ich ja mit meinen dreißig hintereinandergeschriebenen Büchern auf die auch noch keine Resonanz gekomenn ist, ausgeschrieben und die Hemmung, „Du kannst es nicht, du kannst es nicht!“, war ja auch sehr stark da. So dachte ich, daß die Idee mit dem Literaturgeflüsterbuch vielleicht eine gute ist, um wieder schöpferische Kraft zu sammeln und dann, wie das Kind nach den Masern einen großen Entwicklungsfortschritt zu machen und meine Schwächen, daß ich so schnell drauf losschreibe, vieles halbfertig stehen lassen, mich permanent wiederhole, etc müssen ja auch noch überwunden werden.
Ohne wirkliches Feedback ist das gar nicht so leicht, nicht im eigenen Saft mit den eigenen blinden Flecken zu schmorren, etc. Trotzdem habe ich mich schon sehr darauf gefreut fertig zu werden und das war letzten Dienstag der Fall. Das habe ich auch in einem euphorischen Artikel beschrieben, darauf gleich meine Sommerfrischen-StadtschreiberLesemarathonpläne gemacht und bin mit dem gelben Notizbuch am Mittwoch nach St. Pölten gefahren, schauen, wie es mit den Notizen der dreizehn Kapitel, die es ja schon gab, steht. Das Resultat habe ich schon berichtet. Es war mager und auch sehr heiß, ich habe außer dem Namen der Hauptfigur, Laura Augustin, den ich schon hatte nicht viel gefunden. Donnerstagnacht ist dann das Expose, das heißt die zwölf Personen für die Kapiteln, die Laura wird ja zwei bekommen, also den Anfang und das Ende bilden, gefunden. Sehr gut toll, ausgezeichnet, also geht es doch und am Freitag zum Schreiben angefangen.
Das erste Kapitel mit der Laura Augustin, die bald sechzig wird und ihre ungelesenen Bücher auflesen will. Wenn ich einen Roman aus dreizehn Kapitel machen will, sollte eines ungefähr zwanzig bis dreißig Seiten haben, mir sind am Freitag aber, glaube ich, nur sechs eingefallen und da dachte es dauernd in mir, „So geht das nicht, das hast du doch schon einmal gehabt!“, etc und mir meine Kritiker vorgestellt, die mahnen, warum immer nur von Büchern und von alten Leuten schreiben.
Ich habe tief durchgeatmet, gedacht, macht ja nichts und bin mit der „Heimsuchung“ und den „Zwillingswelten“ in die Badewanne gestiegen, denn manchmal hilft es ja, das Eigene zu lesen. Aber das Gefühl, daß ich über meine Hemmungen und meine Schwächen nicht hinwegkomme und, daß das Ganze mir auch keine große Lust sondern eher einen Zwang bereitet, war trotzdem da.
Am Samstag habe ich im Badezimmer dann gedacht, daß mir das Schreiben Spaß machen sollte und, daß eine die das seit vierzig Jahren kontinuierlich macht, die in dreißig Minuten einen Text in einer Schreibwerkstatt oder für das Stadtschreiberbuch und in knapp vierzehn Tagen einen Nanowrimo-Rohtext zusammenbringt,schon dreiunddreißig Bücher und viele Texte in Anthologien hat, doch nicht so schlecht sein kann.
Und das Expose ist wieder angewachsen. Das erste Kapitel habe ich jetzt zweimal korrigiert, ergänzt und abgeändert. Es hat sieben Seiten und 3128 Wörter, für den Anfang also schon etwas, denn kein großer Roman entsteht in einem Tag und darin liegt vielleicht meine feedbacklose Schwierigkeit, daß ich Angst vor dem ersten Satz, der ersten Seite habe, die mir ohnehin schon oft schwer genug fällt und wenn dann nichts zurückkommt und ich das Gefühl habe, daß nichts weiter geht, wird es schwierig.
Ich habe in den sieben Seiten aber Anspielungen auf drei oder vier Personen, die in den anderen Kapiteln vorkommen. Da geht die Laura zum Beispiel mit dem Buch von dem Ernst Schwarz in die Badewanne. Aber wie mache ich da weiter ohne allzuviel zu recherchieren? Ist einfach, der Ernst Schwarz ist ein Traum, bzw eine Biografie von fünf Seiten, die die Laura im Kapitel drei der Uschy Bischof erzählt, die sich gerade ein Kopftuch aufsetzt und durch Teheran spaziert.
Aber es müßen nicht alle Personen von der Laura getragen werden, dann wäre es kein Reigen. Und wenn mir das ganze Spaß machen soll, es ohnehin niemanden außer mir interessiert, kann ich mich darin auch austoben, also ohne Rücksicht auf Verluste, die Themen anschneiden, die mich immer schon interessierten und damit vielleicht über meine Schwächen hinwegkommen.
Also wird es eine Bloggerin geben, Vera Mosebach und das ist die Freundin von Nikas Schwester, die ist Psychotherapeutin und der Plagiatsautor kommt zu ihr, ich weiß sowas ähnliches hatte ich auch schon einmal, aber man schreibt vielleicht immer denselben Roman, die anderen tun das auch und das ist vielleicht die eigene Stimme und wird diesmal auch ganz anders sein.
Denn da gibt es ja den ehemaligen Politiker Laurenz Wolkner mit Alzheimer in einer Seniorenresidenz, der hat einen Freund und der ist Psychiater und Corvin Richter ist ausgepowerter Kulturkritiker, liest Veras Blog und gibt ihr am Ende den Bloggerpreis.
Die Frau am Fenster, Mia aus Georgien gibt es auch, die habe ich schon erwähnt und dann sind zehn Jahre vergangen, Laura ist siebzig, hat ihre Bücher gelesen, aber auch schon neue auf ihrer Liste, Uschy ist in China, Vera ausgezogen und Laurenz Wolkner hat gerade sein Begräbnis gehabt.
So könnte es gehen und wenn ich nicht jedes Kapitel in einem Tag hinbekomme, ist das genau das, was ich eigentlich will, also Zeitlassen und die Stellen, wo man sich vielleicht an die Wand geschrieben hat auflösen und zurück an den Start und wenn jedes Kapitel sieben Seiten hat, habe ich auch schon neunzig und vielleicht bekomme ich bei einigen auch mehr zusammen. Und das Neue ist, daß sich die Handlung jeweils von einem Protagonisten zum nächsten hinüberzieht, das könnte ganz spannend sein und wenn ich das durchalte, was mir bis jetzt vorschwebt, wird es auch zumindest teilweise was Neues. Daniel Kehlmann hat ja ein „Ruhm“ einen Roman aus verschiedenen Kapiteln geschrieben und vielleicht auch Anna Weidenholzer im „Platz des Hundes“.
Bei mir ist es ein Experiment, so habe ich noch nie einen Roman geschrieben und auch eine Idee, vielleicht mit dieser Form von dem Gefühl des Ausgeschriebenseins wegzukommen. Aber das ist jetzt gar nicht mehr so mein Problem, denn meine Leser können es an der Fülle meiner Blogartikel, die mir derzeit so einfach aus den Fingern flutschen sehen, daß ich im Moment sehr produktiv zu sein scheine.
Und dann gibt es noch die Idee, das ganze doch bei Amazon einzustellen, um zu sehen was da passiert, ob sich da die Leser darum reißen, die bei meinen Gewinnspielen gähnen und mir sonst sagen, dafür haben wir keine Zeit.
Irgendwie denke ich auch, daß mir das ein bißchen helfen könnte, weil ich ja sehr darunter leide, zu schreiben und zu schreiben und immer daneben zu stehen. Mit dem Selbstgemachten ohne ISBN Nummer habe ich mich da ja selber sehr in die Nesseln gesetzt und wenn das Kindle self publishing weniger ehrenrührig ist und man damit sogar einen Leipziger Messepreis gewinnen kann…
Mal sehen wie es wird, denn nur schreiben ist vielleicht wirklich zu wenig, man braucht schon hin und wieder jemanden, der es bemerkt und auch ein bißchen anerkennt.

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