Nachdem der Lesemarathon ein solcher Erfolg geworden ist und ich meine schon fast endlos in die Zukunft geschrieben Blogartikeln ein bißchen umgestellt habe, geht es schon in die vierte
Sommerfrischenwoche. Ja, ja, ich bin eine Schnelle und das darf und kann auch bleiben, was bitte ist schlecht daran?
Das Literaturgeflüster-Texte-Manuskript liegt auf Alfreds Schreibtisch, wäre schön, wenn er es bis zum sechzigsten Geburtstagsfest, der letzte große Punkt in meinem Jubiläumsjahr schafft, es fertig zu stellen, so daß ich es meinen Gästen schon als einunddreißigstes Indie-Buch präsentieren kann. Und das werde ich nicht auf Amazon stellen, bei den weiteren, dem zweiunddreißigsten, dem „13.Kapitel-Buch“ an dem ich schon fleißig plane, weiß ich das noch nicht.
Vielleicht sollte ich es doch einmal versuchen und schauen, ob das wirklich so ein Flop wird, wie meine eigenen Buch-Promotionen. Vielleicht erlebe ich eine Überraschung. Mal sehen, wenn man es nicht ausprobiert, weiß man es nicht und ich würde ja wirklich gern herausbekommen, warum ausgerechnet ich so zwischen allen Sesseln sitze und es nie und nimmer schaffen kann, wie mir schon gesagt wurde.
Die Sommerfrische war jedenfalls ein Erfolg und von den Sommerlöchern war ich bis jetzt weit entfernt, na ja ein kleines bißchen hineinzufallen, war die Gefahr am Donnerstag der zweiten Woche, wo ich auch den entsprechenden Blogartikel geschrieben habe, schon da. Am Dienstag der dritten Woche bin ich mit dem Korrigieren fertig geworden und habe meine dritten Wochenpläne geplant, zuerst in St. Pölten einen Stadtschreibertag machen und dann den vier oder viereinhalb Tage Lesemarathon.
Am Mittwoch nach St. Pölten habe ich auch mein gelbes Notizbuch mitgenommen, in dem schon die Notizen für die „13 Kapiteln“ stehen, mit denen ich ja nach der letzten „Buch-Wien“ angefangen habe, obwohl es da ja noch drei Bücher zu korrigieren gab und das war ein Flop, weil zu heiß und ich vielleicht auch noch auf die Bücher von St. Pölten konzentriert.
Jedenfalls habe ich in meinen Notizen nichts gefunden, was über die Laura Augustin, wie meine Protagonistin des ersten und des dreizehnten Kapitel heißt, hinausgehen wird. Dabei bin ich ja zwischen Weihnachten und Sylvester mit dem Buch auch beim Mc Donald und am Bahnhof geschrieben und habe aufnotiert. Das konnte ich dann nicht so recht lesen und habe schon wieder gedacht „Ich kann es nicht, ich kann es nicht!“, dabei habe ich mir ja nach der Lektüre der Julia Cameron, die sehr erfrischend war, vorgenommen, ab jetzt meine inntere Nobelpreisträgerin auf meine Ausflüge bzw. „Künstlertreffs“ mitzunehmen, mir Zeit lassen und an mich zu glauben, „wenn die Quantität stimmt, schenkt dir die Qualität ja Gott“, hat Julia Cameron geschrieben. An den glaube ich zwar nicht und habe bisher auch eher das Gegenteil erlebt, so daß ich denke, daß mein Schutzengel, den ich habe, nicht viel von Literatur versteht und mich deshalb auch diesbezüglich nicht fördern will. Aber wie geschrieben, Zeit lassen und sich in Geduld üben, ist sicher, wichtig, Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, der große Roman schreibt sich auch nicht in dieser Zeit und die Sommerfrische ist noch lang.
So habe ich meine Lesetage weitergemacht. Die waren sehr intensiv und als ich nach Wilhelmsburg gefahren bin und Leah Cohn gelesen habe, habe ich mein gelbes Notizbuch nicht mitgehabt nur das kleine schöne mit den Stadtschreibernotizen, die Ideen sind aber trotzdem die Nacht darauf gekommen und jetzt habe ich schon so etwas wie ein vorläufiges Szenarium in meinen Buch notiert und auch schon am ersten Kapitel geschrieben mit wechselnden Erfolg geschrieben.
Die Laura Augustin, die Heldin, das ist eine sechzigjährige Frau, die bald in Pension gehen wird, Bücher für zehn Jahre zum Auflesen hat und nicht recht weiß, wie sie das schaffen soll, wird das erste und das letzte Kapitel kriegen und da ja jedes von einer anderen Person getragen werden soll, gibt es schon die Bezugspersonen, die Nachbarin Nika, das ist eine prekär arbeitende Germanistin, die Idee hatte ich schon zu Weihnachten aufgeschrieben, auch die Freundin Uschiy, die mit einem blauen Bus durch Europa fährt, hatte ich schon erdacht, wie den Alzheimerpatienten und ehemaligen Kulturpolitiker, Robert Wolkner, ein Freund von Lauras Vater, den sie in seiner Residenz besucht und dann gibt es die Buchfiguren, die Mischung aus Realität und Fiktion, denn die Bücher die Laura liest, wird es mit Ausnahme von dem von Ernst Schwarz nicht geben. Aber ein Plagatsautor könnte eine Rolle spielen, eine Bloggerin die von einem Kritiker entdeckt wird, eine verschleppte Sexarbeiterin, die vor dem Fenster steht und auf den Rathausplatz schaut, zwei Freundinnen die zusammenleben, je ein Kind, aber keine Homoehe wollen und und und…
Hat wer nachgezählt? Zehn Kapiteln wären das jetzt, wenn ich nichts vergessen habe, zwei wären dann noch frei, hat wer Ideen für mich und das zu schreiben, werde ich mir wirklich Zeit lassen. Ich weiß, das habe ich schon öfter geschrieben, vielleicht geht es jetzt, wenn nicht, ist es auch egal, denn es kann ja keiner aus seiner Haut heraus und soll das auch nicht.
Die Idee mit den Materialsuchtagen in Wien wird damit vielleicht erledigt sein. In der vierten Woche habe ich jedenfalls vor nach Herzogenburg zu fahren und mein schönes kleines Stadtschreiberbuch ist auch schon aufgefüllt.
Die Stadtschreibergeschichte habe ich am Samstagabend auf dem Bankerl vor dem Schloß in Ochsenburg geschrieben, nachdem ich mir am Vormittag beim Eduscho in St. Pölten die Inspiration dazu geholt habe. Eine Frau mit Strohhut sprach ununderbrochen in ein Handy, das sie jetzt auf den Rathausplatz gehen würde, nachher sahen wir sie mit ihrem Mann im braunen Hemd in die andere Richtung weggehen und die Irene mit dem Rad raste auch noch an uns vorbei. In meiner Geschichte habe ich sie Xenia genannt.
In Woche fünf kann ich mit meinem gelben Buch ja noch einmal durch St. Pölten wandern, bevor ich weiterschreibe, ganz sitzt das „Expose“ ja noch nicht und in den Stadtwald und noch einmal zum „Residenzverlag“ könnte es mich auch verschlagen…
Sonst den Rest der Sommerfrische vielleicht schreiben und nur jeweils kurz eine Runde in Richtung Ochsenburg oder St. Pölten fahren und den Alfred am Samstag natürlich auf dem Markt treffen und am Sonntag auf die Rudolfshöhe wandern, wenn der Wirt dort aus dem Urlaub zurück ist.
Die Sommerbücher sind ja jetzt auch ziemlich gelesen. Nach den „Sommertöchtern“ kommt in Wien schon die Herbstvorschau dran und vier tolle Bücher, Krimis, Thriller, das über Steg Larsson und die Sophie Kinsella werde ich mir auch nach Harland mitnehmen, damit auf der 2013 Leseliste nichts überbleibt, bevor ich dann noch einen Marathontag machen werde und mit dem Buch aus der Telefonzelle, das ich am Freitag gefunden habe, vielleicht in Richtung Herzogenburg fahre und vor jedem Bankerl stehenbleibe…
Dann wird auch schon bald der 14. August kommen und da wird ja die Longlist des deutschen Buchpreises bekanntgegeben. Zwanzig tolle Mainstreambücher, die wir unbedingt bis Weihnachten lesen oder kaufen sollen.
Die Hotlist der Indepentverlage gibt es schon und ich werde den Rest des Sommers, die Leseliste in der richtigen Reihefolge weiterlesen und weiterschreiben, wenn es geht und wenn nicht „Ich kann es doch nicht“, bloggen, versuchen ein bißchen geduldiger mit mir sein, denn wenn man, wie das der Fall ist, schon 1497 Blogartikel, vierzig Jahre, 33 Bücher, 30 selbstgemachte, zwei bei großen, eines bei einem Kleinstverlag und viele Texte in Anthologien geschrieben hat, ist man seine Hemmungen ein bißchen losgeworden und es ist ja schön, daß ich so viel schreibe und nur schade, daß es mir nicht und nicht gelingt, damit aufzufallen.
Also auf ins neue Schreiben und wenn ich hier ein bißchen Anfeuerung und Unterstützung finde, wäre das nicht schlecht, wenn nicht gehts weiter wie gehabt und ist eigentlich auch egal!
2013-07-22
In die vierte Sommerfrischenwoche
2013-07-21
Die versprengten Deutschen
Karl-Markus Gauß, 2008 erschienener Bericht über seine Reisen „Unterwegs in Litauen, durch die Zips und am Schwarzen Meer“, das ich am vorvorigen Montag im „Wortschatz“ fand, als ich mich zum Friseur aufmachte, nachdem mein Diagnostik-Termin abgesagt worden war, passt sowohl in die „Sommerfrische“, als auch als Sonntag-Buch meines „Lesemarathons“, da wir ja heuer, weil Alfreds WU in den Prater übersiedelt, keine Sommerreise machen, im vorigen Jahr aber Ende Juli auf die „Sechs Länder-Reise“ durch die Tschechei und Polen nach Litauen, Lettland, Estland und auch ins finnische Turku aufgebrochen sind.
Einen schönen Samstag waren wir da in Trakai und in Vilnius und das erste Kapitel des Buches, die Phots stammen von Kurt Kaindl, „Abschied in Heydekrug – Bei den zerstrittenen Deutschen Litauens“ beginnt auch dort, im Vilnius`schen „Manhattan“, dort, wo die Hoteltürme aufgebaut wurden und der 1954 geborene Gauß, der in Salzburg die Zeitschrift „Literatur und Kritik“ herausgibt und durch seine Journale und seine Reisen nach Osteuropaberühmt wurde, wohnte, dann trifft er sich mit Luise Quietsch und die ist ein „Wolfskind“ und hat auch einen gleichnamigen Verein gegründet. Gemeint sind damit die Kinder, die es 1945 aus Ostpreußen vertrieben, der Vater fiel im Krieg, die Mutter ist verhungert, in Kinderbanden nach Litauen trieb und die dort von Bauern als Arbeitskräften adoptiert die deutsche Sprache und die deutschen Namen verloren haben.
Vier Gruppen Deutsche gibt es in Litauen hat Karl Markus Gauß herausgefunden, die erste sind die „Wolfskinder“, die teilweise auf die Juden nicht gut zu sprechen sind und nationale Ansichten haben. Dann gibt es noch die Litauischdeutschen und die Russischdeutschen, die alle einander nicht leiden können und sich für die besseren, weil richtigen Deutschen halte, obwohl sie das teilweise gar nicht mehr verstehen.
Mit dem hyperaktiven Leiter Emanuelis Zingeris, des „Hauses der Toleranz“ in Vilnius trifft er sich am nächsten Tag, der kommt zu spät, weil als Paralmentsabgeordneter und Direktor des Hauses sehr beschäftigt, serviert roten Wein, erzählt vom Wiener Feldwebel Anton Schmid, der dreihundert Juden rettete und dafür im April 1943 erschossen wurde und als ihm Gauss auf Manfred Wieninger und Christiane Papst zwei junge Leute aus St. Pölten aufmerksam machte, die das herausgefunden haben, sagt Zingeris, sie sollen sich bei ihm melden, Wieninger und Papst schreiben Gauß später, sie wären schon oft vor Ort gewesen und ihm vorgestellt worden, aber der ist ja so beschäftigt, daß ihn nur eine klammheimlich seiner Sekretärin abgerungene Tasse Bortsch entspannen kann.
Einen Russischdeutschen, der kaum zu verstehen ist, trifft er dann in Elektrenai einem kleinen Städtchen, das nicht im Reiseführer steht, das Land aber mit Elektrizität versorgt, er ist an die Siebzig, trinkt mir Gauss Schnaps und ist an einem ehemal schwäbischen ausrangierten Imbißwagen fette Würstchen. Den Litauisch Deutschen Erwin-Erwinas, einen pensionierten Schauspiler hat schon vorher in Vilnius getroffen und der ist auch hyperaktiv-hektisch die Restaurantstiege hinuntergesprungen, so daß er sich den Knöchen brach und ins Krankenhaus mußte.
Dann gehts nach Klaipeda und zum „Ännchen von Tharau“, im Simon-Dach-Haus trifft er die fünfundzwanzigjährige Germanistin Marta Einars, die ihm von der Hermann-Sudermann-Schule erzählt, in die nach der Wende alle wollen und dafür auch bereit sind, einen deutschen Großvater zu erfinden, während früher die deutsche Sprache verpönt und verboten war.
Es taucht dann auch ein Ostdeutscher namens Lehmann auf, der nationale Vorträge hält, für die Marta sich entschuldigt und als wir vor einem Jahr vor dem Simon Dach-Brunnen gestanden sind, gab es am Theaterplatz, wo Hitler einmal die Befreiung Memels vom Balkon verkündete, eine EU-Veranstaltung, wo ich mir einen Sack mit litauischen EU-Broschüren mitgenommen habe.
Gauß reiste aber weiter nach Priekule, wo die Dichterin Ieva Simonaiyte „Wir sind ein Volk – eine Sprache- ein Litauen“, ein Denkmal hat und in Silite, das früher Heydekrug hieß, wurden in einem Gasthaus drei alte Damen geehrt.
Der zweite Text „Von Hopgarten nach Smolnik – Unterwegs in der Zirps“ handelt von der Slowakei, in der Gegend der hohen Tatra, wo wir ja auch schon fünf Mal unterwegs gewesen sind und beginnt in Hopgarten, da ist Gauß und sein Fotograf bei einer Familie eingeladen, die ein „sächsisch, schlesisch, schwäbisch und byrisches Mittelhochdeutsch“ spricht von der Uroma bis zum kleinen Enkel sitzen sie alle zusammen, singen und servieren dem armen Gauß Schnaps, Wurst, Kaffee und Kuchen gleichzeitig und fordern ihm zum Essen auf.
In Poprad, der Stadt, wo wir immer im Tesco einkauften, bevor es zurück nach Österreich ging, wohnt er im Hotel Gerlach, wo sich der Frühstückraum gleich nebem dem Erotik-Club befindet, so treffen die mafiösen Geschäftsleute und die müden Prostituierten in Schlapfen und im Morgenmantel beim Kaffee aufeinander, bevor die Gymnasiasten kommen, um auch einen Blick auf diese Erotikwelt zu werfen. Sie treffen auch Vladi den Redaktuer des „Karpatenblattes“, der hat die Gicht und trinkt Wodka mit Wasser und der alte Dr. Martinko, Jahrgang 1916, also das, wo der selige Kaiser starb, spricht ein Prager Deutsch, hat kein Geld für das Mittagessen in dem Restaurant, wo er die beiden hinbestellt, gibt dem ehemaligen kommunistischen Schuldirektor, der seine Pension an der Garderobe aufbessert, aber doch ein Trinkgeld.
Und einig sind sich all diese versprengten Deutschen, die einander ebensowenig, wie die in Litauen leiden können, daß die Schuld an allen bei den Roma, der größten Volksgruppe liegt und schade, „daß der Hitler auf sie vergessen hat.“
Dann gehts ans Schwarze Meer, wo Gauß in Orten wie Elsaß, in Odessa und auch anderswo nach den Schwarzmeerdeutschen sucht, weil die ja zu Beginn des Neunzehnten Jahrhunderts von Zar Alexander den I nach Russland geholt wurden, jetzt gibt es aber nur mehr Kirchen ohne Dächer, die einmal zu Sporthallen umfunktioniert werden sollten, alte Herren, die Gauß erklären, ob er wisse, daß Hitler auch ein Österreicher gewesen sei, alte Damen die mit goldenen Zähnen lachen und zufällig Eichmann heißen, ein Kubanaer, als Chauffeur im byrischen Haus, das den Deutschen bei der Umsiedlung helfen soll und dort ist es eine Russin, die am besten von allen Deutsch spricht und eine Übersetzerin versucht Gauß das deutsche Odessa zu zeigen.
Ich bin ebenfalls noch nie in Odessa gewesen, habe aber einmal ein Buch geschrieben, in dem ich meine Heldin auf eine Busfahrt dorthin schickte.
Als interessant sind vielleicht noch die Danksagungen mit Buchhinweisen im Anhang zu erwähnen und, daß das Buch mit Hilfe eines Projektstipendiums geschrieben wurde.
Fünf Bücher in viereinhalb Tagen
Nachdem ich am Dienstag mit dem Korrigieren des „Literaturgeflüster-Texte-Buchs“ fertig wurde, konnte ich diese Woche einen Lesemarathon machen, bevor ich, in der nächsten oder übernächsten Woche, mich vorsichtig meinem neuen Buchprojekt annähere.
Das heißt, ein bißchen habe ich das schon am Mittwoch getan, als ich das gelbe Buch auf den „Fünf Stunden Buchhandlungstag“, mitgenommen habe und da war ich erst einmal entsetzt, noch keine wirkliche Einfälle, für die „13 Kapiteln“ zu haben, also noch nicht so weit zu sein, einfach loszuschreiben, sondern mich vielleicht zu wiederholen.
Aber der Sommer ist noch lang, meine Leseliste ist ja ebenfalls gigantisch und einen Schreibmarathon habe ich heuer noch nicht gemacht. Voriges Jahr habe ich Pfingsten damit verbracht, heuer hatte ich das im November geplant, wenn wir nach meinem sechzigsten Geburtstag nach Ungarn fahren.
Aber mit dem Rad einen Lesemarathon machen und dort lesen, wo es schön ist, am See, an der Traisen, etc, ist vielleicht eine passende Sommerfrischen-Aktivität und die Liste der Sommerbücher, die ich inzwischen erstellt und erweitert habe, bieten sich auch gut an, obwohl ich ja sonst eine reine Badewannenleserin bin, die das bevorzugt in der Früh und am Abend eine Stunde tut.
Also fünf Bücher in fünf Tagen, das sind ja Aktionen, wie ich sie von anderen Blogs kenne, das heißt, die machen das meist in sieben Tagen.
Aber Mittwoch bis Sonntag sind fünf Tage und da hatte ich auch schon die passenden Bücher ab. Allerdings bin ich am Dienstag sehr überraschend mit dem Korrigieren fertig geworden, so daß ich für den Mittwoch schon die Idee mit den „St. Pöltner Buchhandlungen“ hatte und dann dachte ich, ich könnte beides verbinden.
Am Mittwoch über St. Pöltens Bücher schreiben und die restlichen vier Tage einen Lesmarathon machen.
Die ungeduldige Person in mir hat dann schon um vier Uhr Nachmittag mit der Sarah Kuttner begonnen und das Buch auch noch verwechselt, wie ich das schon einmal bei der Pearl S. Buck machte, denn eigentlich stand ja „Wachstumsschmerz“ auf der Sommerleseliste.
„Mängelexemplar“ wollte ich erst nächstes Jahr lesen.
Beide Bücher lagen in Harland aber über dem Bett, so daß es Mittwochabend in der Badewanne eine sehr schnodderig erzählte Geschichte einer Depression wurde, die mich auch ein bisschen verwirrte.
Am Donnerstag habe ich dann mit dem Radfahren begonnen. Buzzaldrin hat da ja am Montag auf ihren Blog Fotos von ihren Leseplätzen in einem Bremer Park gezeigt und wissen wollen, wo man am liebsten liest?
„In der Badewanne, alles andere ist mir zu exotisch!“, habe ich geschrieben und damit gemeint, daß ich das Lesen auf Bänken inzwischen nur mehr für die Marathons betreibe und auch kaum mehr mit der Straßenbahn fahre und wenn, habe ich wahrscheinlich kein Buch in der Tasche.
Es war aber eine schöne fünf Stundenfahrt, die ich da am Donnerstagnachmittag mit Leah Cohns „Der Kuss des Morgenlichts“ hatte.
Ich habe ja schon geschrieben, daß ich bei meinen Radtouren, wo ich üblicherweise nicht absteige, eher pragmatisch ist, einmal nach links und dann nach rechts an der Traisen entlangfahre.
Und weil ich Mittwoch in St. Pölten war, bin ich mit meiner Wasserflasche und einem roten Kapperl auf dem Kopf, es war sehr heiß, in Richtung Wilhelmsburg aufgebrochen. Die zwanzig Euro hatte ich auch im Rucksack, bzw. davon schon fünfzehn ausgegeben, am vorigen Freitag für ein paar Slips, die ich brauchte, in Traisen und am Mittwoch für die Helene Hegemann, die ich vielleicht doch nicht so brauchte oder natürlich doch.
Aber die Idee mir in Wilhelmsburg vielleicht einen Kaffee und ein Kipferl zu kaufen, Cornelia Travniek lebt mir das ja als Klagenenfurter Stadtschreiberin vor, hat etwas auf sich. Vorerst bin ich aber fast bei jeden Bankerl stehengeblieben und habe je ein Kapitel gelesen. Bin dann direkt an der Traisen bis zu dem neuen Einkaufszentrum an der Traisen gefahren, sonst biege ich bei der Brücke ab und stelle das Rad zum Friedhof, wenn ich nach Wilhelmsburg will, mir dort den Cappucino beim „Spar“ und das Kipferl beim „Hager“ gekauft und den tollen Park, den ich eigentlich auch besuchen wollte, habe ich nicht mehr gefunden.
So bin ich wieder zurückgefahren. Nach der Wilhelmsburgerbrücke, wo es einen schönen Rastplatz mit einem Wasserspender gibt, war ich mit dem Lesen fertig, so habe ich mich dann noch ein bißchen mit dem schönen kleinen Stadtschreiberbuch an den Traisenstrand gesetzt und zwei Impressionen eingetragen.
Und um mich nicht selbst zu sabotieren bin ich am Abend nicht mit dem „György Dalos“, sondern mit dem „Kleinen Dreckspatzbuch“, die Beilage zu den Dresdner Badesalzen, die ich von der Anna zu Weihnachten bekommen habe, in die Badewanne gegangen und habe dort auch in den neuen „Manuskripten“ und in der St. Pöltner Stadtzeitung geblättert.
Am Freitag ging es dann nach Ungarn, beziehungsweise nach einem guten Frühstück oder eher schon einen kleinen Brunch, Schafkäse mit Paprika und Tomaten, sowie Bananenjoghurt mit Erdbeeren, Kirschen und Marillen, die Traisen an die Seen hinunter.
Da gibt es ja den Ratzersdorfersee, an dem ich früher, als ich noch meinen Vater betreute und mit der Anna gependelt bin, so manchen Sommer verbrachte und, glaube ich, auch an der „Schizophrenie“ geschrieben habe. Ich bin diesmal aber nur vorbei gefahren, zum Naturlehrpfad, das ist auch ein schöner Platz, man stellt das Rad ab, geht n eine Runde über die Felder und kann die Namen der Pflanzen auf Tafeln nachlesen. In der Mitte gibt es Tische und Bänke und ein Häuschen mit Schautafeln. Ich habe mich an einen Tisch gesetzt und ein Stückchen von György Dalos „Der Fall des Ökonomen“ gelesen, den ich schon am Morgen in der Badewanne begonnen habe. Dann über die Brücke, zum Viehofner See, auf die Aussichtswarte und ins Traisencenter, eigentlich wollte ich da herumschlendern, da gibt es auch ein Buchgeschäft und eine Schokothek, ich hatte aber, der vielen Roma wegen, ein bißchen, natürlich unbegründete Angst, um mein Rad, so habe ich mir nur beim „Spar“ einen Caffe Latte, den gibt es dort, wie den Cappuccino um siebenundfünfzig Cent, gekauft und bin zurückgefahren.
Richtig, bei der Telefonzelle war ich natürlich auch, da gab es Barbara Frischmuths „Amy oder die Metamorphose, in einer Aufbau-Auflage, was ich aber schon habe, einen Sebstian Fitzek und ein Buch das den schönen Namen „Der Buchtrinker“ trägt.
Dann bin ich zurückgefahren, habe bei ein paar Bankerln Halt gemacht und den György Dalos ausgelesen, von dem ich schon ein Stück in der „Alten Schmiede“ und bei „Literatur und Wein“ in Stift Göttweig hörte.
Am Samstag kam dann ein sehr Interessantes, zum Thema und zur Sommerfrische passendes Buch, das ich zu Beginn derselben, in der Telefonzelle vis a vis der „Seedose“ gefunden habe, nämlich ein von Johannes Twaroch herausgegebener 1988 erschienener Sammelband zur „Niederösterreichs Literatur im Aufbruch – 30 Jahre Arbeitsgemeinschaft Literatur“ und wenn sich inzwischen auch sehr viel verändert hat, war es interessant, über die Vergangenheit und von der Zeit zu lesen, wo ich zwischen Wien und St. Pölten hin und her gependelt bin, vom Land NÖ ein Stipendium haben wollte und einen Verlag für meine „Hierarchien“ suchte.
Es war auch interessant von Wilhelm Szabo und dem Dichterstreit Niederösterreichs zu erfahren, der mir ja einmal die Hand küßte und ich dachte, entzückt, er wolle mich fördern, aber das hat er auch nicht bei seiner Frau Vally getan. Gelesen habe ich das Buch in der Badewanne, dazwischen habe ich dem Alfred geholfen, die Buchenscheiter für die Oma von dem Transportwagen in Schachteln zu verpacken, damit sie es im Winter warm hat und bin mit dem Rad nach St. Pölten auf den Markt gefahren, um mit ihm dort eine Käsekrainer zu essen und einen eisgekühlten Caffe Latte zu trinken.
Am Sonntag ging es dann wieder, auch ein bißchen an unsere „Sechs Länderreise“, vor einem Jahr weit weg. Nämlich mit Karl Markus Gauß nach „Litauen, durch die Zips und ans Schwarze Meer“, um nach den „Versprengten Deutschen“ zu suchen.
Das war der Lesemarathon im Juli 2012 ein Programmpunkt der Stadtschreiber-Sommerfrische, bei der sich bei mir inzwischen insoweit so viel verändert hat, daß ich mein selbsterwähltes Stadtschreibemonat nächste Woche beenden werde, da ich inzwischen mit dem neuen Romanprojekt begonnen habe und das eine Buch, das ich mir ja noch irgendwann aus der Telefonzelle vis a vis der „Seedose“ ziehen wollte, um damit auf große Fahrt zu gehen, hat die Ungeduldige am Freitag auch schon gefunden, so daß ich jetzt einfach an Ende der vier Krimis und ChtLits setzen, die ich mir nächste Woche aus Wien, als Fortsetzung meiner Sommerbücher mitnehmen werde, um meine Leselistenreihenfolge doch nicht so sehr zu sprengen.
2013-07-20
Niederösterreichs Literatur im Aufbruch
Buch vier meines St. Pöltners Stadtschreiber- Lesemarathons passt hervorragend zum Thema, ist ein Ausflug in meine Vergangenheit und das erste Buch, das ich in der ersten Sommerfrischenwoche, am Mittwoch, als ich auf das große Bachmannlesen gewartet habe, im offenen Bücherschrank St. Pöltens oder eigentlich Viehofens, vis a vis der „Seedose“ gefunden habe und ich dachte zuerst er birgt nur Ramsch Frauenzeitschriften, Kinderbücher und ein paar durchnäßte Lesezeichen der Buchhandlung „Schubert“ und habe das kleine blaue Büchlein „Niederösterreichs Literatur im Aufbruch – 30 Jahre Arbeitsgemeinschaft Literatur“, herausgegeben von Johannes Twaroch, 1988 im Niederösterreichischen Pressehaus, fast übersehen.
Ausflug in meine Vergangenheit, natürlich, 1987 habe ich ja meine Halbtagsstelle als Assistentin an der Sprachambulanz der II HNO Klinik nicht mehr verlängert und bin in die freie Praxis in die Otto Bauer Gasse gegangen, was auch bedeutete, daß ich für eine freiberufliche Autorentätigkeit offen war.
Zumindest Brotberuflich hat das nicht geklappt, das ist der Psychologin und Psychotherapeutin vorbehalten geblieben. Meine Praxen habe ich auch mehrmals geändert, weil ich die Wohnung in der Otto Bauer Gasse aufgegeben habe, die Praxis in die Gumpendorferstraße verlegte und dann einige Jahre lang von St. Pölten mit Kind und Mann und ohne Kegel pendelte. Das war 1988 und den Namen Johannes Twaroch habe ich gekannt, weil der 1942 geborene damals für das Radio NÖ verantwortlich war und die Zeitschrift „Literatur in Österreich“ herausgab und da habe ich ja hingeschickt und hingeschrieben und Johannes Twaroch hat mich auch vertröstet, daß er schon etwas von mir im Radio bringen wird.
„Ich verstehe Ihre Ungeduld aber..“, hat er mir geschrieben. Ich warte immer noch oder jetzt nicht mehr, denn er wird schon in Pension sein, es ist aber nichts von mir im Radio NÖ erschienen. Im Radio Wien habe ich mich ja mit den „U-Bahngeschichten“ und mit einem Endlosmonolog damals in der GAV und einem langen Briefwechsel mit vielen Vertröstungen von Konrad Holzer durchgesetzt. In der „Literatur aus Österreich“ ist, glaube ich, etwas von mir erschienen und einmal gab es auch irgendwo eine Lesung meiner Texte, von der ich erst später erfahren habe.
Ich habe mich damals auch um Stipendien beim Land NÖ beworben und einmal, das war später, als schon die ablehnende Kritik der „Hierachien“ von Peter Zumpf in der „Literatur aus Österreich“ erschienen ist, die mit dem Absagebrief zurückbekommen.
„Sie werden schon verstehen..!“
Habe ich, glaube nicht, sondern es als ungerecht empfunden, aber das ist lange her und damals gab es am Hammerweg in einem schönen Haus Lesungen, wo ich ein paar im Rahmen der GAV-NÖ veranstaltet habe. Die erste Frauenlesung mit Marie Therese Kerschbaumer, Ruth Aspöck, Hilde Langthaler, Elfriede Haslehner, am 18. 5. 90, damals hat, glaube ich, Barbara Neuwirth Gabriele Ecker vertreten und moderiert und die „Selbstmordanthologie“ „Kälte frißt mich auf“, habe ich dort, ein Jahr später, auch vorgestellt.
Aber ich wollte ja von dem Buch und der NÖ Literatur im Aufbruch schreiben. Also der erste der insgesamt neun Artikel „Aufbruch aus der Provinz“ von Johannes Twaroch, behandelt die dreißig Jahre Arbeitsgemeinschaft Literatur, die ich wahrscheinlich vorgefunden habe, als ich von Wien in die Provinz und wieder zurückpendelte.
Die Arbeitsgemeinschaft wurde aber 1958 vom Niederösterrechischen Bildungs- und Heimatwerk in Krems von Friedrich Sacher, 1899-1982 gegründet. Es gab Lesungen im Marmorsaal des Regierungsgebäudes in der Wiener Herrengasse, Namen wie Wilhelm Szabo, Josef Pazelt. Lois Schifferl tauchen auf. Mehrmals wird die Tradition, die Mundartdichtung und, daß das damalige literarische Schaffen NÖs sehr konservativ gewesen sein muß, erwähnt, obwohl es auch einmal einen Vortrag der Wiener Grupope gab. Rudolf Henz hat aber referiert und die ARGE wurde dann auch von Josef Pfandler geleitet unter dem es zu einem „Dichterstreit in NÖ“ kam, das heißt Wilhelm Szabo, den ich ja durch den Arbeitskreis schreibender Frauen, bzw. seine Frau Valerie kannte und öfter in seiner Grinzinger Gemeindewohnung war, der offenbar selber Leiter werden wollte, trat aus der ARGE aus und gründete den Literaturkreis Podium.
Johannes Twaroch führt dann noch an, daß ein Großteil der Mitglieder „Hobby und Freizeitautoren“ waren und, daß er sich, was ich sehr fortschrittlich finde schon damals mit der Maturaschule Roland für eine Schule des Schreibens engagierte, die unter der „Leitung von Mag. Alois Eder, die Teilnehmer, soweit dies möglich ist, schrittweise an professionelles Schreiben heranführte.“
Da sind wir dann schon beim zweiten Artikel, bzw. dem Meister Eder, den ich in der Zeit, als ich in St. Pölten lebte, durch die literarische Gesellschaft kennenlernte und der sich jetzt offenbar krankheitshalber zurückgezogen hat, so daß ich ihn schon lange nicht mehr bei den Osterspaziergängen der LitGES und auch nicht in der Kremsergasse oder beim „Thalia“ gesehen habe.
„Fruchtbbarer Widerspruch: „das pult“ lautet sein Artikel und das „pult“ ist sozusagen der Vorvorläufer der Zeitschrift der LitGEs, die heute „etcetera“ heißt.
Sie wurde 1968 zuerst in Heftform von Klaus Sandler 1945- 1984 gegründet und nach seinen Tod auch eingestellt, bzw. ist sie in die Zeitschrift „Limes“ übergegangen, die, wenn ich mich nicht ihre von Alois Eder und oder Günther Stingl herausgegeben wurde. Da gab es auch einen Literaturpreis und den hat einmal Manfred Wieninger oder auch nicht gewonnen. Aber zurück zum Pult, ich glaube, ich habe in meinen Frühzeiten auch Texte hingeschickt und als ich einmal bei der Wiener Buchwoche war, habe ich mir so ein Heft angeschaut und eine freundliche Dame meinte, ich könne es mir mitnehmen.
Wenn Johannes Twaroch im Vorartikel angedeutet hat, daß das NÖ Literaturleben einmal sehr konservativ gewesen ist, so wurde daß durch Klaus Sandler, von dem ich , glaube ich, auch ein Buch gelesen habe, sehr verändert, Alois Eder meint, daß die Zeitschrift in etwa gleichrangig den „Manuskripten“ und dem „Wespennest“ gewesen wäre.
Und interessant ist auch ein Bild aus einer Redaktionssitzung, da ist nämlich der Lyriker und Übersetzer Hans Raimund zu sehen, von dem ich ein Buch aus der Edition Umbruch gelesen habe, ihn und seine Texte immer wieder in Anthologien und Zeitschriften fand, so daß mir sein Name ein Begriff ist, persönlich habe ich ihn dann vor ca einem Monat im Literaturhaus kennengelernt. Leider hat ihm mein Bericht über die Literatur aus Kärnten, Triest und Slowenien so gar nicht gefallen.
Dann kommt wieder Johannes Twaroch mit dem „Literaturkreis „Podium“, den Alois Vogel, Wilhem Szabo etc gegründet haben und da habe ich auch meine Geschichte, denn ich habe in den Achtziger- und Neunzigerjahren sehr eifrig hingeschckt. Möglicherweise bin ich durch die Valerie und den Arbeitskreis auf die Idee gekommen. Einmal, war es 1986, als ich meinen Urlaub in Harland verbrachte, hat mich Alois Vogel angeschrieben und mir mitgeteilt, daß er ein Stück aus meiner „Slavica“, mit der ich dann auch in Kärnten beim „Preis der Arbeit“ war, im „Podium“ bringen wollte. Ich hatte dann noch einige Texte dort. Marianne Gruber hat, glaube ich, eines meiner „Works in Progress“ vorgestellt. Mein „Selbstmordtext“ war drin und vielleicht auch einiges mehr. Später nicht mehr, Johannes Vyoral und Barbara Neuwirth, die jetzt dort tätig sind, haben aber einige Rezensionen meiner Bücher gebracht und als ich bei Sommerlesereihe im Cafe Prückl lesen wollte, bin ich bei Christa Nebenführ, die ja Schwierigkeiten mit meinen Texten hatte, abgeblitzt. Ich gehe auch immer wieder zu Podium-Veranstaltungen und Buch–Präsentationen.
Dann gibt es noch das „Niederösterreichische Graz“, nämlich den „Wiener Neustädter Literaturkreis“, von dem ich, wie ich zuerst dachte, weniger Ahnung habe, da tauchte aber die Nanmen Peter Zumpf, Peter Schuster, E.A.Richter und die Edition Weilburg auf und an die habe ich ja, 1989 muß das geschehen sein, die „Hierarchien“ wie auch an andere zweiundvierzig Verlage geantwortet. Peter Zumpf war einer der wenigen, die mir höflich geantwortet haben, so daß ich glaubte, daß er vielleicht Interesse hätte, wenn das Geld vorhanden wäre.. etc. Jack Unterweger hat es dann in der „Edition Wortbrücke“, auch ein Stück NÖ Literatur, die in dem Buch aber nicht vorkommt, gemacht, ich oder er haben das Buch dann an die „Literatur in Österreich“ geschickt und Peter Zumpf hat es und auch zwei andere im höchsten Maß verrissen, von einem ereignislosen Leben geschrieben und davon, daß man nichts versäumt, wenn man das Buch nicht gelesen hat, nun, ja eh, schon wissen. Ich habe es inzwischen wiedergelesen und gedacht, daß ich es gar nicht so schlecht finde, es ist aber natürlich mein veröffentlichtes Roman-Debut.
Dann kommt ein Artikel von Paul Wimmer über Friedrich Sacher dem „Meister der Idylle“ und Paul Wimmer bzw. seinen Namen habe ich auch bei der Valerie kennengelernt, ich glaube sie und ihr Mann waren mit ihm befreundet. Später, da waren beide Szabos schon tot, bin ich in die Krongasse gezogen und habe irgendwann herausgefunden, Paul Wimmer wohnt ein paar Häuser weiter, beziehungsweise hat er, glaube ich, einmal die Anna angesprochen, das muß 2001 gewesen sein, als ich das erste Mal den „Tag der Freiheit des Wortes“ organisierte und sie gebeten habe, Werbung dafür zu machen. Jedenfalls hat sie ihm so ein Flugblatt gegeben. Dann habe ich ihn in der Gesellschaft für Literatur, in der Szene Margareten und auch bei der Eröffnung des Erika Mitterer Hauses bzw. der Tafel-Enthüllung getroffen. Vor einigen Jahren ist der, 1929 geborene Dichter, der PEN-Mitglied, mit Franz Theodor Csokor und wahrscheinlich noch mit vielen anderen befreundet war und der Jeannie Ebner bis zu ihren Tod betreute, gestorben und von Friedich Sacher, der 1960 gemeinsam mit Lois Schiffer den neugestalteten Kulturpreis des Landes NÖ erhielt, weiß ich nicht viel.
Das heißt, sein Namen habe ich wahrscheinlich auch immer wieder in Anthologien und Literaturzeitschriften gelesen und die „Brunnenstube“, glaube ich, einmal im Schrank gefunden. Er dürfte auch, was Paul Wimmer diskret verschweigt oder nur andeutet, ein eher konservativer Dichter gewesen sein, hat aber viel Athologien und Gemeinschaftsbänden herausgegeben. Paul Wimmer bezeichnet ihn als „Anthologist“, Namen wie Ernst Scheibelreiter, Josef Weinheber, aber auch Thodor Kramer und Wilhelm Szabo tauchen da unter anderen auf. Friedrich Sacher ist jedenfalls 1899 in Wieselburg geboren, war Lehrer, Leiter der ARGE und schon früh schriftstellerisch tätig. Am 2.November 1982 ist der Meister der Idylle, wie Paul Wimmer es nennt, in Wien gestorben.
Dann beschäftigt sich der 1935 geborene und wahrscheinlich ehemalige Hauptabteilungsleiter beim ORF, Roman Rocek mit Wilhelm Szabos Widerstand gegen die völkische Dichtung.
„Mit eigenen Waffen“, heißt der Bericht, in dem sehr lang die „Ballade von Döllersheim“ zitiert wird:
„Und das war anno achtunddreißig, im Ausmärz als fiel unser Land und das Reisiggrün war noch nicht schleißig gepflückt, zu bekränzen die Schand…“
Ich habe von Wilhelm Szabo, ja, glaube ich, nicht sehr viel gelesen, in der Schule kein Wort von den bedeutenden Lyriker gehört, ihn aber dann durch die Valerie kennengelernt und ein kleines bei J.u.V. erschienenes Bändchen, hat sie mir, glaube ich, einmal gegeben.
Alois Eder nimmt sich dann noch einmal genauer dem „niederösterreichischen Dichterstreit im Spiegel einer Dichterfreundschaft“ an, gemeint sind da Wilhelm Szabo und Walter Sachs, die beide 1988 schon gestorben waren und die beide auch in den schon erwähnten Anthologien von Friedrich Sacher, Texte hatten, die im Krystall Verlag erschienen sind, wo es auch das sogenannte Bekenntnisbuch gegeben hat, in dem sich österreichischen Schriftsteller nach dem Anschluß zum Nationalsozialismus bekannten.
Im letzten Artikel beschäftigt sich wieder Roman Rocek mit der 1982 im siebenundachtzigsten Lebensjahr verschiedenen Imma von Bodmershof und deren Romane.
Interessant, daß ein 1988 erschienenes Buch, das „Niederösterreichs Literatur im Aufbruch“ vorstellt, so weit in die Vergangenheit zurückgeht, aber die Namen Peter Henisch, Jutta, nicht Julian Schutting, Nils Jensen und noch einige andere, werden natürlich auch erwähnt.
Am Schluß gibt es noch die Liste NÖ-Literaturpreisträger von 1960 bis 1988. 1960 haben ihn Louis Schifferl und schon erwähnt Friedrich Sacher bekommen, 1988 noch die Jutta Schutting und dazwischen das who ist who, der niederösterrichen Literatur zum größten Teil Männer, wie Wilhelm Szabo, Rudolf Henz, Adalbert Muhr, Peter Marginter, Albert Drach, Hans Weigel, Alois Vogel, Alfred Gesswein, Hans Heinz Hahnl, Hans Krendeslsberger, Josef Mayer-Limberg, bei den Frauen sind Graziella Hlawaty, Lotte Ingrisch, Ilse Tielsch und Maria Grengg dabei.
Inzwischen gehören wahrscheinlich Cornelia Travnicek, Milena Michiko Flasar, Magda Woitzuck, etc, wahrscheinlich dazu und vom heutigen literarischen Leben St. Pölten ist mir die LitGes bekannt, wo ich mich regelmäßig am Osterspaziergang beteilige und Robert Eglhofer einmal Vizeobmann war.Von den Autoren die es geschafft haben, sind neben Cornelia Travnicek, Doris Kloimstein, die ehemailge LitGEs Obfrau und Zdenka Becker zu nennen, die ich regelmäßig in St. Pölten oder auch woanders treffe.
Ein interessantes Buch, das mein Wissen auffrischte und falls Hans Raimund diesen Bericht lesen sollte, er ist vielleicht ein wenig oberflächig ausgefallen, da es mir wieder darum ging, eher schnell einen Schnappschuß meines literarischen NÖ-Lebens zu geben. Desinteressiert ist es aber nicht, wenn auch natürlich unvollständig, für mehr oder weniger wohlwollende Ergänzungen bin ich jederzeit dankbar und mit Wikipedia verlinkt habe ich jetzt auch.
2013-07-19
Der Fall des Ökonomen
Das dritte Buch des viereinhalb Tage Lesemarathon führte mich nach Ungarn, in das Budapest von 1962 bis 2006 und mit dem Fahrrad an der Traisen bis zu den Seen, den Naturlehrpfad und damTraisencenter. György Dalos „Der Fall des Ökonomen“ kannte ich auch schon ein bißchen, habe ich von dem Buch doch, glaube ich, auf der Buch-Wien und oder in Leipzig etwas gehört, war bei einer Lesung in der „Alten Schmiede“ und bei „Literatur und Wein“ in Göttweig und da hat es mir der Alfred auch gekauft.
Ein interessantes Buch berührt es ja viele Themen, die mich auch beschäftigen und über die ich mehr oder weniger dicht und spannend, der 1943 in Budapest geborene und in Berlin lebende Autor, der glaube ich, auch mit Ditha Brickwell befreundet ist, hat ja eine eigene unverwechselbare Sprache, auch schon geschrieben habe.
Es geht um Gabor Kolozs und beginnt 2001 mit dem Tod des Vaters, bei dem und von dem der Ökonom, er hat nach dem Gymnasium in Moskaus Ökonomie studiert, nach dem Tod der Mutter, alleine lebt, hat der Vater als Holocaustüberlebender, er war in Mauthausen, ist von dort zerbrochen zurückgekommen und konnte seinen Arztberuf nie wieder ausüben, von einer Schweizer Stiftung doch eine monatliche Wiedergutmachungsrente und die jüdische Gemeinde versorgt ihm mit dem Mittagessen.
Davon haben Sohn und Vater gelebt, denn der Ökonom ist seit der Wende arbeitslos, erstmal ist er auch schon über Sechzig und dann braucht man in dem neoliberalen Budapest weder seine sozialistische Ökonomie noch seine Russischkenntnis.
Der Sohn begräbt den Vater also in dem schon vorausbezahlten Grab in Kosice, von dort kommen die Eltern her, die Mutter ist schon begraben und vergißt den Personalausweis des Vaters abzugeben und der Brief, den er an die Stiftung schickt, bekommt er zurück, was ihn auf die Idee bringt, bis 2007, wo er eine staatliche Rente bekommt, den Tod des Vaters zu verheimlichen, um weiter die Rente und das Mittagessen zu bekommen, um zu überleben.
Dann geht es in das Jahr 12962, also in den Sozialismus, Gabor, der zuerst Schulschwiergkeiten hatte, ist jetzt ein guter Schüler und wird zum Studium nach Moskau vorgeschlagen werden, eigentlich will er Puschikinforscher werden, aber Marx und Engels tun es schließlich auch. Dann wird er Assistent eines Professors und heiratet Marta, um Sex mit ihr zu treiben, weil in der schäbigen Wohnung seiner Eltern ist kein Platz und die der ihren zwar groß genug, aber ohne Trauschein darf er dorthin nicht kommen. Also läßt sich der Unentschlossene, die Ehe hält aber nicht lang, weil als sie nach Krakau auf Hochzeitsreise wollen, gerade die Russen in die CSSR einmarschien und die Züge daher nicht fahren. Nach der Wende wird Gabor eine Zeit lang Paralentarier und verdient genug, um sich eine eigene Wohnung zu leisten, in der eines Freundes der in Pars arbeitete, hat er auch einige Zeit gewohnt. Als es mit der Partei nicht klappt, zieht er wieder zu den Eltern und bewirbt sich „zwischen 1995 und 2001 rund vierhundertmal als Manager, Lehrer, Dolmetscher, Telefonist, Hausmeister, Hotelportier etc und wird überall abgelehnt“, so daß er sich mit dem Vater das Essen teilt und am Abend auf seinen alten Computer zwei Stunden die schönsten Reisen an allen Orten der Welt plant, denn früher hatte er keinen Paß dazu, jetzt hat er den, das Geld ist aber nicht da.
Nach dem Tod des Vaters nehmen Gabors finanziellen Schwiergkeiten zu, das Haus ist renoverungsbedürftg, die Waschmaschine geht ein, die Schuhe haben Löcher und und und als noch der Computer draufgeht beschließt Gabor schweren Herzens, den Tod des Vaters noch einmal für ein Jahr aufzuschieben, was ihn aber auch in Schwierigkeiten bringt, denn bald würde der Vater hundert und da schickt die Stiftung ein Fernsehteam, um ihren ältesten Holocaustüberlebenden zu interviewen.
Ein sehr interessantes und dichtes Buch in dem György Dalos mit feiner Ironie Kritik am Sozialismus und wahrscheinlich auch am neoliberalen Orban-Budapest übt, das seine Ökonomen und Intellektuellen in das soziale Elend treibt. Jetzt verstehe ich auch, warum sich Gabor nicht einfach an das AMS wendet, sondern einen Betrug begeht, das habe ich György Dalos damals in der „Alten Schmiede“ ja gefragt. Das ist die Überhebung, ist das Ganze ja ein Schelmenroman, nicht chronologsich geschrieben, sondern springt zeitlich hin und her. Am dichtesten habe ich die Stellen empfunden, wo Gabor seinen Vater begräbt und nach und nach seinen Tod verheimlicht und von György Dalos, den ich ja immer wieder bei Lesungen sehe, habe ich einmal in Andalusien im heißen Zelt „Der Versteckspieler“ gelesen, das mich auch sehr beeindruckt hat, weil es ebenfalls, um einen „sympathischen Taugenichts im ungarischen Kommunsmus zwischen Anpassung und Widerstand geht.“
Mängelexemplar
Nun kommt die Besprechung eines Buches mit Themen, die mir eigentlich sehr bekannt sein müßten und die mich doch am Anfang etwas ratlos machten und ich hätte dem Roman bis etwa zur Mitte zwei Deutungen geben können, dann kommt ein Knick und plötzlich wird die Fortsetzung in einem ganz anderen Ton erzählt und man kann sich die Geschichte wieder auf eine ganz andere Art und Weise interpretieren.
Da ist Karo, sie ist siebenundzwanzig und wie in der Beschreibung steht „klug, kokett, liebenswert und unnahbar und fällt vollkommen unerwartet in einem Abgrund.“
Als das Buch beginnt, ist sie aber schon wieder davon heraus, geht sie doch zu ihrem neuen Psychiater und beginnt mit „Eine Depression ist ein fuckig Event!“ und der Psychiater schaut auch noch ein bisschen „wie Niels Ruf, nur weniger Arschloch!“ aus.
Nun muß ich gestehen, keine Ahnung zu haben, wer Niels Ruf ist und ob es ihn wirklich gibt. Ich bin aus dem Prolog auch noch nicht wirklich klug geworden, dann geht es aber mit den Geschehnissen vor einem Jahr weiter und da beschreibt Karo sich selbst.
Eigentlich hat sie keine Probleme, ja, den Job als Eventmanagerin hat sie verloren und jobt jetzt als Kellnerin und die Oma bezahlt die Miete und in ihrer Beziehung mit Philipp fühlt sie sich auch nicht wirklich glücklich. Also beginnt sie eine Therapie, einfach so und fragt sich während sie die Stufen zur Praxis von Frau Diplompsychologin Görlich, später Anette genannt, hinaufgeht, wie sie sich anstellen muß, um bei den „Psychocasting“ genommen zu werden?
Sie wird genommen und Frau Görlich sagt dann noch den Satz „Sie wurden einfach zu oft alleingelassen“ und die schnodderige Karo witzelt weiter, ob ihre Diagnose für die Krankenkasse wichtig genug ist, daß die Hundert Euro pro Stunde für sie zahlt. Was für ein Satz. Ist der in Deutschland wirklich so hoch? Ich arbeite für fast die Hälfte und die schnodderige Art der lieben Karo ging mir am Anfang auch auf die Nerven. Was ist das? Eine Parodie auf das Leben und die Psychotherapie?
Dann fängt sie aber an zu weinen und hört nicht mehr damit auf. Zuerst trennt sie sich aber von Philipp, einfach so, als sie ihn von einer Reise abholt und sie eigentlich miteinander essen gehen wollten. Dann sagt Anette einen Satz und Karo beginnt sich nach Philipp zu sehnen, der will aber nicht mehr zu ihr zurück.
Karo fängt an Angst vor Messern zu haben und erlebt in der Nacht Herzanfälle, die Panikattacken sind und als sie die Geburtstagsgeschenke für ihren besten Freund Nelson einpacken will, bekommt sie derartige Anfälle, daß der sie in die Notaufnahme bringt.
Dort sagt man ihr, gehen Sie zum Psychiater und machen Sie die Therapie weiter. Als der Vater anruft ist er sehr besorgt und sie muß ihm versprechen, daß sie sich nicht umbringt. Und die harte Mutter holt sie in ihre Wohnung zurück, kauft ihr Autogene Training Kassetten und die Beschreibung, wie die ungeduldige Karo, die einzelnen Abschnitte löscht, um schneller zum Ziel zu kommen, könnte man Kabarett reif nennen. Eine fürchterliche Person, diese Karo könnte die Therapeutin denken, Anette tut das nicht und treibt sie offenbar auch nicht, wie man ebenfalls denken könnte, in die Krise hinein, denn langsam, langsam kommt Karo aus ihr heraus und der schnodderige Ton, beginnt sich zu ändern und sie beginnt wieder Glück zu haben, denn ihr Eventmanager ruft an und bietet ihr an, zusammen mit Kollegen Max einen Kindergeburtstag zu gestalten. Da blödelt Karo zwar noch eine Weile vor sich hin und schlägt Max vor, den Kinder Schnaps, Bier und Kokain zu servieren. Max sagt ruhig, das geht nicht, die Party wird ein Erfolg und schließlich bahnt sich auch eine Beziehung mit Max an. Zur Krise kommt es dann wieder, als sie mit ihm in Urlaub fahren will, da fahren sie dann mit gepackten Koffern zu Anette und die gibt Karo für alle Fälle Notfallstropfen, denn die ungeduldige Karo hat ihre Tabletten inzwischen wieder abgesetzt. Da kommt es dann, als sie schon eine vorsichtige Beziehung zu Max akzeptiert, zu einem erneuten Rückfall, so daß sie zu ihrem Traumpsychiater, der die Karenzvertretung für ihre frühere Psychiaterin Frau Dr. Kleve ist, die ihr erzählte, nur eine depressive Verstimmung zu haben. Der neue Psychiater erklärt ihr dann, es ist schon eine richtige Depression und sie braucht auch ihre Tabletten nicht absetzen, nur vielleicht etwas weniger zu Anette zu gehen, denn zu viel denken ist nicht gut.
Und ich habe verstanden, daß es die etwas schnodderig erzählte Geschichte eine Depression ist und nicht die Gegenattacke darauf, wie anfangs für mich fast rüberkam.
Das Buch „Mängelexemplar“, der 2009 erschienene Debutroman ist auch ein Bestseller geworden und die 1979 in Ostberlin geborene Sarah Kuttner war auch zuerst Fernsehmoderatorin und Kolumnistin, vielleicht deshalb der schnodderige Ton.
Ein bißchen könnte man natürlich sagen, daß es zusehr nach dem Lehrbuch geschrieben ist und der Knick fällt mir auch auf. Zuerst ist die Karo eine fürchterliche Person, die nichts und niemanden erst nehmen kann und sich ihr Leben selbst kaputt zu machen scheint. Dann kommt sie plötzlich aus der Krise und beginnt ganz zaghaft ihre Wunden und die Verletzungen zu zeigen und das mit der Psychotherapie werden die Therapeuten vielleicht auch ein bißchen anders, als die Psychiater sehen.
Trotzdem habe ich eine treffende Beschreibung einer Depression und Angststörung gelesen und freue mich auf das Buch „Wachstumsschmerz“, das im nächsten Jahr an die Reihe kommen soll.
Interessant ist vielleicht noch ein Detail. Zu Beginn des Buches, als Karo einfach so eine Therapie beginnt und sich von Stunde zu Stunde immer mehr in ihren Schmerz fallen läßt und darüber schnoddert, habe ich gedacht, ich lese schon den „Wachstumssmerz“ und hätte mir das Buch als eine pubertäre Entwicklung deuten können, aber „Mängelexemplar“ heißt es, weil Max ihr sagt, daß er keine Angst vor solchen hätte.
2013-07-18
Der Kuss des Morgenlichts
Jetzt kommt ein Buch über „Nephilime“, das heißt gefallene Engel bzw. Untote, auf den Spuren von Stephenie Meyer höchstwahrscheinlich, von Leah Cohn, die ich unter dem Namen Julia Kröhn auf ihren Blog schon sehr lang verfolge und auch der Entstehung des Buches ein bißchen miterleben konnte.
Julia Kröhn wurde 1975 in Linz geboren, hat Philosophie, Theologie und Religionswissenschaften geschrieben, das erste Buch bei „Resistenz“ dem rührigen Linzer-Kleinverlag, wo einige meiner GAv-Kollegen ihre Bücher haben, herausgegeben und ist dann nach Frankfurt gegangen, wo sie eine Zeitlang beim Fernsehen arbeitete, bevor sie unter verschiedenen Pseudonymen und Identitäten, Julia Kröhn, ist auch dabei dabei, historische Romane, Romane über Patagonien, Kinderbücher, etc herausbrachte.
Sie scheint eine sehr disziplinierte und bemühte Schreiberin zu sein und es war sehr spannend von den verschiedenen Identitäten, Lizenzausgaben, etc auf ihrer Seite zu lesen, dann hat sie ein Kind bekommen, weniger gebloggt und ist jetzt hauptsächlich auf Facebook unterwegs, wo ich nicht hineinkomme.
„Der Kuss des Morgenlichts“, das Buch, das mich wohl auch am meisten interessiert, ich habe ein bißchen einen kitschigen Geschmack und das Historische von den Ammen und den Päpsten im Frankreich des Mittelalters interessiert mich nicht so sehr, lag vorige Weihnachten bei „Thalia“ auf dem 3.99 Stoß und so war es ein sehr spannendes Lesen, das ich vorhin bei meinem viereinhalb Tage Marathon mit dem Rad an der Traisen hatte.
Es spielt in Salzburg und bei Hallstadt, also auch eine schöne Sommerfrischengegend und da ist Sophie Richter, zu Beginn gerade neunzehn Jahre alt, sie studiert am Mozarteum, will Pianistin werden, ist aber so schüchtern, obwohl enorm begabt, daß sie von ihren Kommilitoninnen „Japanerin“ genannt wird und die fesche Hanne Lechner, die Sängerin werden will, stellt ihr den begabten Cellisten Nathanael Gregori vor, das heißt sie nimmt sie in den Saal mit, wo er Rachmaninov spielt, will mit ihm Klavier spielen, aber der will das nur mit Sophie und eine schüchterne Liebe beginnt, wo Sophie erst einmal ein paar Wochen, wie in Trance herumläuft oder mit ihm auf den Mönchsberg geht. Nathanael hat aber eine unangenehme Eigenschaft, er verschwindet regelmäßig, ohne zu sagen, wo er war und erzählt auch sonst kaum was von sich. Er scheint auch nichts zu essen, küßt aber ausgezeichnet im Morgenlicht und so kommt es dazu, daß Sophie von ihm schwanger wird, worauf er ihr einen bösen Brief schreibt und verschwindet.
Sieben Jahre später hat Sophie das Klavierspiel aufgegeben und schreibt jetzt Musikerbiographien, hat von ihrem Vater ein Haus am Hallstädtersee geerbt, in dem sie nun den Sommer mit ihrer Tochter Aurora verbringen will, weil sich die nach ihrem siebenten Geburtstag seltsam verändert hat und fast autistisch vor sich hinstarrt.
In der revoierungsbedürftigen Villa wird es aber auch nicht besser, taucht da doch ein schwarz gekleideter Mann namens Caspar von Kranichstein auf und beginnt Aurora zu hypnotisieren, so daß sie plötzlich Englisch, sowie Italiensich spricht, Gedankenlesen kann und alles weiß.
Sophies Freundin Nele, die Kinderpsychologin ist, rät ihr ein Kindermädchen zu nehmen und es stellt sich auch eine Cara mit grünen Augen vor und als Sophie einmal ihr Telephongespräch belauscht, hört sie Sätze wie „Sie hat keine Ahnung, man sollte sie einweihen“ etc.
Sophie bricht zu Caras Haus auf und trifft dort Nathanael wieder, sieht ihn in der Nacht mit Caspar mit dem Schwert kämpfen und legt ihm ihr Handy hin, damit sie noch ein Telephongespräch mitbkommen kann.
Da hört sie dann etwas von „Felim“ oder „Filim“ und das kluge Töchterchen klärt sie auf, daß sie nach „Nephilim“ goolen oder besser in der Bibel nachschauen soll.
Da kommt aber schon Nathanael mit Cara, der ihr alles erzählt. Er ist ein solcher Engel, da gibt es böse und gute, er ist ein Guter, hat aber auch schon Menschen getötet, darunter einen Cellisten, damit er seine Fähigkeiten bekommt. Ja richtig, in Salzburg, aber auch jetzt, traten ungeklärte Mordserien auf, wo Menschen das Herz herausgeschnitten wurde, ect.
Caspar ist ein böser und er und Nathan sind verfeindet und wollen die Macht übereinander bekommen und auch Aurora haben, bei der sich nach dem siebenten Geburtstag die nephilimen Kräften entwickelt haben, die jetzt gefördert werden müßen.
Nachdem Sophie alles weiß, kommt es zu Kämpfen, denen gegenüber auch die Polizei machtlos ist, Cara soll ihren Bruder, das ist Caspar, sie hat die Seiten von den Bösen zu den Guten gewechselt, töten. Caspar will zuerst Sophie und dann Aurora in die Gewalt bekommen, die kämpft auch schon mit dem Schwert, rollt dann aber einen Abhang hinunter und als sie im Krankenhaus wieder erwacht sind ihre übersinnlichen Kräften weg und kann sich an die Zeit nach ihren siebenten Geburtstag nicht mehr erinnern.
Nathan nimmt Sophie das Versprechen ab, doch wieder Klavier zu spielen, versichert sie seiner Liebe. Er ist nur um sie zu schützen geflohen und Cara hat ihren Bruder doch nicht getötet, so daß er, wie die letzten Worte lauten, wenn er auch keine Ahnung hat, wozu, weiterleben wird.
Ich weiß das vielleicht ein bißchen, gibt es inzwischen ja einen zweiten Band „Der Fluch der Abendröte“, wo Auroras magische Kräfte vielleicht wieder begonnen haben.
Weitere Bände, steht auf Julia Kröhns Seite, sind nicht geplant. Jetzt hat sie unter Sophia Cronenberg „Das Efeuhaus“ geschrieben, das ich ich bei meinem Buchhandlungstag bei „Thalia“ gesehen, aber irgendwie vergessen habe, hineinhzuschauen.
Eine fleißige Schreiberin, die auch unter Carla Federico aktiv ist, mit ihren Pseudonymen, wie sie bei Gebrauchsschreiberinnen üblich zu sein scheinen und von den Verlagen so verlangt werden, wie sie bei Interviews sagt, keine Probleme hat und sich bei Lesungen auch mit „Guten Tag ich bin Julia Kröhn und lese jetzt aus einem Buch, wo ich als..“ vorstellt. In der Fischer-TB Ausgabe wird bei den Biographienangaben aber von dem Pseudonym nichts erwähnt.
Mias Flucht
In „Mias Flucht – Der Weg in die Freiheit“ erzählt die schwedische Krimiautorin und Journalistin Liza Marklund gemeinsam mit Maria Erikson deren Geschichte, die Geschichte einer schwedischen Frau, die von ihrem libanesischen Exverlobten, von dem sie ein Kind bekam, verfolgt und bedroht wurde. Zu Beginn des Buches ist Mia oder Maria, mit Anders verheiratet, Emma, um die ein Sorgerechtstreit besteht und die stark traumatisiert und verhaltensauffällig ist, ist fünf, der kleinere Bruder, das Kind das Maria von Anders hat, den sie später heiratete ist drei und die Familie kommt von einem nicht näher beschriebenen Auslandsaufenthalt wieder nach Schweden zurück.
Seit Jahren lebt sie mit verborgener Identität, vom Sozialamt unterstützt im Untergrund und will eigentlich auswandern. Da hört Maria von einer tollen Organisation, die solche Auslandaufenthalte vermittelt. Eine Journalistin namens Hanna Lindgren gibt ihr die Telefonnummer einer Katarina Nilsson Strömlund, die sich mit ihr in einem Hotel vor Stockholm trifft, sie vierzig Minuten warten und dann auch noch den Krabbensalat bezahlen läßt, aber verspricht, etwas für sie tun zu können, wenn sie das kinderpsychiatrische Gutachten von Emma bekommt und die Behörden für sie bezahlen.
Inzwischen wird die Familie bei einem Ausflug auf einen Rummelplatz von Emmas Vater verfolgt und angegriffen, die Verfolger kommen auch noch in die Wohnung. Mia will aber keine Anzeige, ruft nur bei Katarina an, die ihr einen Notschlafplatz in einem verfallenen Haus, wo auch das Büro untergebracht ist, verspricht. Gibt es einen regulären Platz, gibt es Köchinnen, Ärztinnen, Freizeitpädagogen, Psychologen, etc, jetzt nur ein paar alte Betten und ein Büro, wo ständig das Telefon läutet und gelegentlich Katarina und ein paar andere Personen hinkommen.
Katarina erscheint manchmal mit einer Bibel in der Hand und einmal möchte sie von Mia, daß sie Hanna Lindgreen ein Interview gibt. Sie bringt auch ein paar Frauen, um die sich Mia kümmern soll, was sie auch tut, dann geht Mia ans Telefon und bekommt heraus, daß Katarina nur Geld vom Sozialamt fordert, die Frauen aber in andere Notbetten sperrt und ihr Team nur aus ihrer Familie besteht.
Das Sozialamt will aber für Mias Betreung bezahlen, die sagt aber rechtzeitig ab, informiert Hanna Lindgren über den Betrug, läßt sich von einer Freundin, einer Bankbeamtin, eine Wohnung besorgen, in die sie mit ihrer Familie zieht und fängt zu spekulieren an, damit sie selbst nach Chile, sie war früher offenbar Flüchtlingsbetreuerin und hat diesbezügliche Kontakte, flüchten kann.
Erst gibt es aber einen Rechtsstreit, Katarina hat Hannas Zeitung verklagt und die läßt die Journalistin fallen und das neue Sozialamt kümmert sich nicht um Mia, will ihr aber ihre Kinder, Emma sollte längst zur Schule gehen, wegnehmen.
Der Antrag, die Übersiedlung nach Chile zu bezahlen, wird auch abgelehnt, so streckt Hanna das fehlende Geld vor, Mia, die inzwischen begonnen hat, ihr Leben aufzuschreiben, verkauft das Reihenhaus, das es vom früheren Leben gab, feiert mit ihrer Mutter endlich Weihnachten, dann besteigt die Familie das Flugzeug nach Santiago de Chile und der erste Teil die „Flucht“ ist beendet.
Im zweiten Teil „Exil“, findet Mia nach kurzen Anlaufschwierigkeiten einen Platz in einer Privatschule für die Kinder, ein Haus und macht in der Schule, in der reiche Ausländer ihre Kinder haben, eine Imbißbude auf, die ein Erfolg wird.
Emma ist von der Schule ganz begeistert und es gibt nur gelegentliche Rückfälle in ihre Verhaltensauffälligkeiten, Robin bekommt zwar Asthma, aber sonst klappt die Assimilierung gut, es gibt auch keine Schwierigkeiten mit der Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis.
Mia beginnt sich auch um ein Straßenkind zu kümmern und ihm den Schulbesuch zu ermöglichen.
Dann kommt es für mich zu zwei unlogischen Rückflügen nach Schweden, das erste Mal, um ihr Buch, das sie mit Hanna geschrieben hat, vorzustellen, Interviews zu geben und in Fernsehshows aufzutreten und ich dachte, sie wäre auf der Flucht und keiner darf wissen, wo sie ist und das zweite Mal, als Hanna ihr mitteilt, daß ihre Schutzfunktionen weg und ihre Daten wieder für einsichtbar sind, wozu braucht sie die noch, wenn sie nun in Chile lebt?
Sie muß mit der ganzen Familie wieder zurückkommen, um sich bei einem Chef einer Steuerbehörde vorzustellen und darf dem aber nicht sagen, daß sie aus Chile kommt, außerdem erkrankt Mia auch noch an einer Hepatitisinfektion und wird für einige Zeit in ein Spital eingesperrt.
Nach drei Jahren hin und herreisens wird die Schule verkauft, die Familie verliert ihre Wohnung und Mia den Imbißstand, so daß sie beschließt zu einer Schulfreundin Emmas nach Amerika zu reisen, die sie zu einer Hochzeit eingeladen hat und dort Asyl zu beantragen, was ihr nach einigen Rückschlägen, so geht ihre Ehe drauf, für eine Blinddarmoperation des Sohnes hat man fünfzehntausend Dollar zu zahlen und der 11. September wirft auch seine Schatten, schließlich gelingt.
Die Geschichte, die in den Neunzehnneunzigerjahren begann, wurde von Liza Marklund und Maria Erikson, 2009 in Stockholm herausgebracht. Am Schluß gibt es einen Hinweis des Verlags, daß das Buch nicht nur, reale, sondern auch fiktive Teile enthalten soll. Einen ersten Band, „Mia. Ein Leben im Versteck“, wo wahrscheinlich die Vorgeschichte erzählt wird, gibt es auch und ich fand die Schilderung von Gewalt, die auch in Schweden, einem der demokratischsten und sozialistischsten Ländern, möglich ist, sehr interessant, obwohl es natürlich schade ist, Teil eins nur in Form des Prologs am Anfang des Buches mitbekommen zu haben.
Ich habe von Liza Marklund einmal „Prime Time“ von der Elfi zum Geburtstag bekommen, war, glaube ich, auch bei einer Lesung im Literaturhaus und über „Nobels Testament“ habe ich auf dem blauen Sofa in Leipzig gehört.
2013-07-17
St. Pöltens Bücher
Über die Buchhandlungen in St. Pölten, respektive den „Thalia“ in der Kremsergasse habe ich ja schon öfter geschrieben, bzw. habe ich mich dort hinbegeben, um die Abverkaufskisten zu plündern oder mich auch mal nach dem Putzen auszuruhen oder ein 5 Stunden Urbanwriting an den schönsten Plätzen der Stadt, eine Idee auf die mich um Weihnachten Anni Bürkl brachte, zu machen.
Diese Idee mich an fünf Tagen je fünf Stunden in die Stadt zu begeben, habe ich auch im September in Wien vor, wenn es an das Plotten des „13-Kapitel“-Projektes geht.
Jetzt habe ich mich mal zwei Monate zur Sommerfrischen-Stadtschreiberin gemacht und da sollten St. Pöltens Bücher oder die Buchhandlungen der Stadt drinnen sein.
Denn Buchhandlungen sind natürlich im Zeiten des Bücherumbruchs und des Buchhandelssterbens ein wichtiges Kulturgut, obwohl für mich ja nicht unbedingt so sehr. Habe ich ja eine Bücherliste zehn Jahre im Voraus und gehe lieber zu den Bücherschränken, als zu den netten Einzelbuchhändlern, die mich nur anzuschauen brauchen, um mir dann fünf Bücher auszusuchen, für die ich ihm einen Hunderter hinlege.
Das mache ich natürlich nicht. Deshalb bin ich für den Buchhandel wahrscheinlich auch eher ein Schreckgespenst, als ein gern gesehener Gast, obwohl mich der Hauptverband immer gratis auf die Messe läßt und mich Ingrid Führer im Mai auch auf eine Buchparty einlud.
Trotzdem gehören Buchhandlungen zum Stadtschreiben, hat Cornelia Travnicek, die derzeitige Stadtschreiberin von St. Pölten Wolfgang Tischer für seinen Bachmann-Podcast ja in die Buchhandlung Heyn in Klagenfurt gebeten und die ist sehr kundenfreundlich, trägt den Müttern den Kinderwagen hoch und hat auch ein paar Katzen mit denen die Kinder spielen und signierte Bücher hält sie auch in großen Stapeln bereit.
Jetzt bin ich auch nicht unbedingt eine Autogrammsammlerin und lasse mir nur selten etwas unterschreiben, daß das Buchhandlungssterben aber in aller Munde ist, das kann man auch auf Steglitz-Blog bemerken, die dort regelmäßig Buchhändler und Händlerinnen interviewt, die erklären, warum man in eine Buchhandlung gehen soll?
Ich tue das eigentlich nur, wenn ich eine Abverkaufskiste draußen finde oder wie jetzt, wenn ich darüber schreiben will. Als ich das das letzte Mal zu Weihnachten machte, war ich vorher beim Friseur und habe dort die St Pöltner Stadtzeitung „mfG“ gelesen und erfahren, daß engagierte junge Frauen, meist Sozialarbeiterinnen, kleine Geschäfte in der Stadt aufmachen.
Darunter eine Buchhandlung in der Schreinergasse, die wollte ich mir schon immer anschauen, habe es das letzte Mal aber irgendwie nicht geschafft, weil ich nicht wußte, wo die Schreinergasse ist. Als ich dann am Freitag vor zwei Wochen kurz nach sechs dort war, habe ich sie nicht gefunden und jetzt, am Mittwochmorgen, wo ich meinen Buchhandlungstag machte, ging ich durch die Schreinergasse, aber keine Buchhandlung, nirgends.
Es gibt aber den „Thalia“, der vor einigen Jahren noch unter dem Namen „Amadeus“ in der Kremsergasse eine Filiale aufmachte und gleich einige Buchhandlungen, darunter das „TaBü“ mitnahm, wo wir der Anna öfter etwas kauften. Die ehemalige Buchhändlerin von dort, habe ich dann einige Male gesehen, es gab auch einige Zeit ein samstägiges Brunch, jetzt ist sie, glaube ich, schon in Pension und bei der Abverkaufskiste, bei der, wo die Bücher 3.99 kosten und wenn man drei nimmt, ist das vierte gratis, bin ich am vorigen Samstag das letzte Mal mit dem Alfred gewesen und habe mir acht Bücher genommen, die nicht unbedingt nötig waren und auch nicht unbedingt so besonders, als ich heute meinen „St. Pöltner-Büchertag“ dort begann, habe ich gleich Interessanteres gesehen, wollte aber keinen Großkauf machen. Dann habe ich aber Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“ entdeckt und konnte nicht widerstehen und als ich vorher beim Suchen der neuen Buchhandlung, am Bücherflohmarkt der städtischen Bücherei vorbeigekommen bin, habe ich zwei ganz alte Bücher Heines „Buch der Lieder“ und den „Der Golem“ von Gustav Meyrink entdeckt. Man sollte fünfzig Cent dafür zahlen, die Büchereifiliale war aber noch geschlossen.
Ein Programm für meinen Buchhandlungstag habe ich mir auch festgelegt. Zuerst kurz den Abverkaufstisch umschnuppern und dann schauen, was es Neues gibt? Fünf Bücher aussuchen und je ein Kapitel daraus lesen. Das klingt spannend, obwohl ich bei solchen Aktionen meistens nicht sehr geduldig bin. Eine Buchhändlerstimme war auch zu hören, die einem Herrn erklärte, daß das Buch, das er suchte nicht mehr im Handel zu bekommen sei. Der Verlag hätte es herausgenommen. Es gäbe um 9.90 aber noch ein paar Restexemplare und er zählte auch gleich die Filialen auf, wo es noch zu bekommen wäre.
„Der Onlinehandel zerstört sehr viel!“, erklärte er noch und ich hatte das, wovon ich immer lesen kann, nun auch direkt bestätigt bekommen. Bei den Büchertischen fand ich einiges Bekanntes. Die Doris Knecht, Zdenka Becker und die Bücher, die die Blogger derzeit lesen. Cornelia Travniceks „Chucks“ und Milena Michiko Flasars „Ich nannte ihn Krawatte“ nicht mehr. Dafür waren die Bücher von Joachim Meyerhoff auf den Bestsellerstapeln zu finden. Dann gab es noch einen Chick Lit Tisch und einen mit den Krimineuerscheinungen und da bin ich gleich fündig geworden.
„Axolotl Roadkill“ hatte ich schon in der Hand und werde es noch diesen Sommer lesen.
Bei den Krimis gab es Anni Bürkls vierten „Göttinnensturz“ und da warte ich ja schon, eimal etwas im Schrank zu finden, war bei der Präsentation des ersten „Schwarztee“ in Lihotzkys Literatursalon und bei „Ausgetanzt“ gab es eine große Diskussion, die mich zu den „Sommerlöchern“ veranlaßte, also habe ich gleich ein hineingeschnuppert, denn die Teelady Bernike hat ja im Ausseerland einen Teesalon und findet immer wieder Leichen und bei Beate Maxian, die ich vor einigen Wochen in der Hauptbücherei hörte, geht bei „Tod hinterm Stephansdom“ eine schwarze Frau in der Blutgasse spazieren, bzw. ermordet offenbar eine solche im ersten Kapitel einen Mann und scheint sich bei ihm für etwas zu rächen. Dann war noch Hannes Steins „Der Komet“ interessant, denn da geht es um Wien und um eine Utopie, was gewesen wäre, wenn der Thronfolger in Sarajewo nicht ermordet worden wäre und es World War I und II nicht gegeben hätte?
Im ersten Kapitel fährt jedenfalls einer mit einem alten Aufzug, von denen es einige auch noch zu geben scheint, hoch, besucht einen literarischen Salon und hört einer Lesung einer steirischen Slowenin zu. Joachim Meyerhoffs zweites Buch „Wann wir es endlich wieder so wie es nie war,“ wo er seine Kindheit in der Psychiatrie beschreibt, habe ich mir auch geholt, da hat meine Geduld aber nicht mehr für das ganze erste Kapitel gereicht, habe ich ihn ja auch schon bei „Rund um die Burg“ gehört und in Klagenfurt hat er auch gelesen und da wurde auf den Blogs diskutiert, ob er eine Stelle aus dem Buch gebracht hätte, aber das darf nicht sein, da wird man vom Wettbewerb ausgeschlossen, wie es Gabriele Petricek einmal passierte.
Das fünfte Buch war dann der Roman von Roman Ehrlich mit dem er keinen Jurypreis sondern nur den der automatischen Risenmaschine gewonnen hat. Den Roman „Das kalte Jahr“, das gleich nach dem Leser bei „Dumont“ erschienen ist und in dem einer nach einer Umweltkatastrophe in sein Elternhaus kommt und dort nur ein fremdes Kind findet, das an Bomben oder an ähnlichem bastelt.
Inzwischen wurde es in der Buchhandlung immer voller, ich habe noch kurz in Rene Freundlichs „Unter Fischen“ hineingeschnuppert, den umtriebigen Buchhändler zu einer Frau sagen hören, daß es die von ihr gewünschten Bücher nur mehr im Antiquariat gäbe und festgestellt, daß es Sarah Kuttners „Wachstumsschmerz“ und „Mängelexemplar“ noch im reglären Verkauf gab. Eines von den beiden hat mir der Alfred um Weihnachten am Abverkaufsstoß gekauft, das andere gab es in der Billig-Buchhandlung in der Wienerstraße, die damals zusperrte.
Als ich soweit war, war es halb zwölf und ich bin zum Mc Donald gegangen, um mir einen Cheeseburger mit Tomate und kleinem Pommes frites und danach noch ein Eis zu kaufen und bin dann in den „Schubert“ in die zweite St. Pöltner Buchhandlung gegangen, die es noch gibt, nachdem ich die neue nicht gefunden habe. Dort hole ich mir ja manchmal das Buch zum 23. April und habe 2009 nach dem Buch zum deutschen Buchpreis gefragt.
Da gab es auch eine Abverkaufskiste, einen Novitätenstoß und einen Buchhändler der freundlich grüßte.
Ja, richtig, ein Leseprobenbüchlein habe ich bei „Thalia“, dort, wo sich das ehemalige Cafe, das es jetzt nicht mehr gibt, befand, auch bekommen. In Jennifer Shaw Wolf „Wo die Liebe totet“ und in Karen-Susan Fussel „Liebe macht anders“ kann ich mich hineinlesen und dann werde ich mich für den Rest der Woche auf einen Lesemarathon begeben und „Fünf Bücher in viereinhalben Tagen“ oder so lesen und mit Sarah Kuttners „Mängelexemplar“ beginnen.
All you can read
Weil ich Bücher über Bücher liebe, habe ich im Vorjahr zugegriffen, als auf dem Abverkaufsstapel bei „Thalia“ in St. Pölten Nick Hornby „All you can read – Bücher die ich kaufe – Bücher die ich lese“, lag. Das war dann zweite Bücherbuch meiner heurigen Leseliste, habe ich ja schon Kurt Bracharz „Für reife Leser“ im April gelesen und bin jetzt ein bißchen enttäuscht. Weil wieder nicht sehr viel verstanden, dabei handelt es sich um keinen experimentellen Text und bei Bücher kenne ich mich ja aus, sollte man meinen. Wie man sich täuschen kann!
Wenn ein englischer Autor in der englischen Zeitschrift „Believer“ eine Kolumne hat, in der er von 2005 bis 2006 über die Bücher die er las und die er kaufte, schreibt und das Buch die Fortsetzung von einem anderen, nämlich „Mein Leben als Leser“ ist, kann sich sogar eine so Bibliophile, wie ich, schwer tun, noch dazu, da die angegebenen Bücher mal auf Deutsch, meistens aber auf Englisch zitiert werden.
Und ich lese ja vorwiegend deutsche bzw. österreichische Gegenwartsliteratur. Sicher, von einigen Büchern, sie werden zu Beginn von jeden der vierzehn Kapiteln bzw. Kolumnen angeführt, habe ich schon etwas gehört.
Philip Roth ist mir natürlich ein Begriff und Bob Dylan auch. Andrej Kurkows „Picknick auf dem Eis“ habe ich gelesen, trotzdem macht es einer, behaupte ich mal, der 1957 geborene Autor in der Art und Weise, wie er da lässig über die Bücher, die er las, bzw. kaufte, schreibt, nicht leicht, denn er wirft sehr schnoddrig ein paar Sätze darüber hin, erzählte meist etwas anderes, schimpft über die Zeitschrift für die er arbeitet, erzählt von seinem Schwager Robert Harris und über die Bücher erfährt man nicht so besonders viel.
In der Einleitung steht aber etwas übers Lesen, was ich mir selbst schon dachte und das mich neugierig machte.
„Machen wir uns nichts vor. Das Buch buhlt um unsere Aufmerksamkeit und hat dabei starke Gegner. Wir müssen uns immer häufier zwischen Playstation, CD-Player, Kino, Fußballstadion und Literatur entscheiden.“
Wir erinnern uns, Nick Hornby ist ein begnadeter Fußballfan. Sein „Fever Pitch“ war einmal Gegenstand der „Eine Stadt- ein Buch Aktion“, da habe ich mir mit dem Lesen auch nicht leicht getan, aber Fußball interessiert mich nicht, während das bei Büchern anders ist.
Übrigens habe ich von Nick Hornby auch noch „How to be good“, als Hörbuch konsumiert und da habe ich mir leichter getan.
Es geht also los und was ist mir, die ich ja eigentlich auch eine reife Leserin bin, hängengeblieben?
In der ersten Kolumne wird über die Zeitschrift „Believer“ hergezogen und Philip Roths „Verschwörung gegen Amerika“ mit „Chronicles“ von Bob Dylan verglichen. Auf der Bücherliste stehen dann noch Bücher von Tom Wolfe „Ich bin Charlotte Simmons“ und andere, die ich nicht kenne.
Bei Nummer 2, geht es um Bücher von Kate Atkinson und Ruth Rendell, sowie „Wie man Fanatiker kuriert“ von Amoz Oz und „The Man of the Moon“ das Hornby offenbar seinem kleinen Sohn oftmals vorlesen mußte. Ich habe mir auch noch etwas von einem jungen Mann, der sich eine Zeitlang in einem Altersheim aufhielt, um ein Sachbuch zu schreiben, gemerkt.
Bei 3 wird es interessant, zwar sind mir da die Bücher „Saturday“ von Ian Mc Ewan und „Bullshit Nights“ von Nick Flynn, die beschrieben werden, mir nicht sehr bekannt, was sich auch nach der Lektüre des Artikels nicht verändert, aber Hornby geht zum Friseur und dieser erzählt einer Kundin „Das ist ein berühmter Schriftsteller!“, worauf das hübsche Mädchen ihn erstaunt anschaut und „Kenn ich nicht antwortet!“ Es stellt sich heraus, außer Enid Blyton, die sie auch noch falsch ausspricht, hat sie von Bücherschreibern keine Ahnung.
Bei Nr. 8 hat Hornby kein Buch gekauft und gibt als Grund dafür die Bombenanschläge in London an. Der Verlag schickt ihm aber Voltaires „Candide“, das er liest, weil man Klassiker gelesen haben muß, es hat auch nur neunzig Seiten. Er kommt dabei auf allgemeine Erkenntnisse und darauf, daß er in seinen Regalen schon eine ungelesene Ausgabe mit hundertdreißig Seiten hatte, denn das ist für einen so alten Schinken offenbar zuviel.
Bei 9 hat er sich „Was ich liebe“ von Siri Hustvedt gekauft, was mir, glaube ich, die Trude Kliber zum Geburtstag schenkte und Andrej Kurkows „Picnic auf dem Eis“, das habe ich mir von einem der Rezensions-Gutscheine, die mir „Thalia“ einmal schickte, eingetauscht. Kennengelernt hat Hornby die Autoren bei „tollen Literaturtagen“ in Island und den Kurkow hat der in Nummer 11 gelesen, eine Kolumne, die er wieder mit „Also der letzte Monat war ein Reinfall. Dabei hatte ich mir so viel davon gesprochen. Es war Weihnachtszeit in England und ich hatte mich auf ein bisschen gemütliche Feiertagslektüre gefreut“, so wie er offenbar auch den März 05 begonnen hat. Sehr lustig und für eine die nicht über soviel Humor verfügt, ein wenig unverständlich, der Kurkow kommt aber gut weg und mir hat die Geschichte von dem Nachlaßschreiber mit dem Pinguin auf dem Balkon ja auch sehr gut gefallen. Ich habe es sicher für „Thalia“ rezensiert, leider war es vor Juli 2008, also nichts davon im „Literaturgeflüster“.
Weiter gehts bei 13 mit dem „Persepolis-Comic“ von Marjane Satrapi, der einmal, lang lang ists her, als es die „Literatur im März“ noch gab, dort vorgestellt wurde und mit „Es liegt in der Familie“ von Michael Ondaatje und eines der Ondaatje Bücher wurde, glaube ich, auch einmal in Ex Libris besprochen.
Dazwischen macht sich Hornby noch über Ghostwriter lustig, meint, daß inziwschen jeder ordentliche Schriftsteller einen solchen hat und mokiert sich darüber, daß soviele Schriftsteller über Schriftsteller schreiben.
Kurt Vonnegut kommt auch noch vor und von dem habe ich auch einmal ein Buch im Schrank gefunden, das ich noch zu lesen habe und insgesamt hat Nick Hornby in dem hundertvierzig Seiten Bändchen, wenn ich mich nicht irre, an die achtundfünzig Bücher besprochen oder sie erwähnt.
Interessant ist, daß die Amazon-Leser, bei denen ich mich in meiner Verzweiflung kundig machte, postive Rezensionen abgaben, obwohl einer zugab, von den meisten der besprochenen Büchern noch nichts gehört zu haben, aber „Hornbys kurzweilige Geschichten leuchten am zeitgenössischen Literatur-Himmel“ und das ist für die Leser spannend.
Ich habs ein wenig oberflächig empfunden, aber vielleicht bin ich von falschen Voraussetzungen ausgegangen und meine Buchbesprechungen sollen ja auch nicht immer verständlich sein.
Wenn die Neugier auf das Buch geweckt wird und man es sich dann besorgt, hat eine solche Kolumne, die man ja vielleicht beim Friseur oder in der U-Bahn liest, aber ihren Sinn getan.
Sein Leben als Leser, hat mir Nick Hornby zwar nicht besonders eröffnet, aber das war ja schon das vorangegangene Buch.