Hurrah, hurrah, es ist fertig korrigiert mein Literaturgeflüster-Texte-Buch, 214 Seiten bzw. 75.986 Worte oder 79 Artikel der letzten fünf Jahre wird es haben und liegt jetzt am Tisch am Alfred, damit er ein PDF daraus machen kann.
Wie es dazu kam, daß ich den umgekehrten Weg der Kehrtwende beschritten haben und aus den besten meiner fast 1500 Blogartikel ein „selbstgemachtes Buch“ machen werde?
Erinnern wir uns, voriges Jahr geriet ich bei der „Wiedergeborenen“ und auch der „Paula Nebel“ in eine Krise. Nach jeweils viderzig Seiten wußte ich nicht weiter, wollte, aufhören, es wegschmeißen, dachte, ich kann es nicht, etc.
Heute weiß ich, es war wohl die fehlende Resonanz und Anerkennung, die ich ja immer noch nicht habe. Da schreibe ich und schreibe und keiner schaut hin und merkst oder wenn, schreibt er nur, daß ist das Schlechteste, Uninteressanteste, das ich je gesehen habe.
Nein, liebe Kritiker ist es sicher nicht, so prominent bin ich nicht, daß ich am schlechtesten von allen auf der Welt schreibe, ich bin wohl Durchschnitt und vielleicht auch ein bißerl patschert, so daß ich zwischen allen Sesseln sitze, aber damals, beim wiederholten Jammerartikel, im April 2012 ist mir die Idee des Literaturgeflüster-Texte-Buchs gekommen. Richtig, der Otto hat mir das schon viel früher einmal geraten. Aber da dachte ich etwas überheblich, ich machs nicht, wenns ein Verlag will, soll er sich melden. Jetzt machte ich es selbst und setzte glaube ich schon im Mai oder Juni eine Artikelauswahl zusammen. Es sollten es die eher literarischeren Texte werden, die Glossen, Reiseberichte und allgemeine Betrachtungen übers Leben und das Schreiben.
Weil der Alfred aber, als ich die Zusammenstellung hatte, in Australien war und ich mir den Text nicht selber schicken konnte, habe ich inzwischen mit „Kerstins Achterln“ angefangen und als das dann auf Alfreds Schreibtisch lag, war es November und ich dachte, ich mache beim „Nanowrimo“ mit. Das wurde dann mein dreißigstes Indie-Buch und etwa ab Weihnachten habe ich dann angefangen am „Texte-Buch“ zu korrigieren. Das war nur scheinbar einfach, weil zweihundert Seiten sind ja viel und da hatte ich erst einmal Mühe die Apostrophe richtig zu setzen. Aber jetzt ist es geschafft und wer mir was zum Literaturgeflüster schreibt, kann eines der fünf Bücher haben, die ich zum Fünfjahrestag verlosen wollte.
Jetzt bin ich in der dritten Sommerfrischewoche fertig, die ich ja diesmal zu einem Stadtschreiben nützen will und sitze ein bißchen in der Patsche, denn eigentlich sollte ich jetzt ja meinen „Fünftagemarathon“ machen“ auf den Westbahnhof, in den „Thalia“, in die Innere Stadt, nach Schönbrunn, ins AKH, etc, gehen und das „13 Kapitel -Buch“ recherchieren, das ich als nächstes schreiben will.
Da gibt es ja schon einige Notizen in meinem großen gelben Buch, ist mir ja bei der letzten Buch-Wien eingefallen, daß ich sowas machen will. Einen Roman aus dreizehn Kapiteln schreiben und jedes hat eine andere Person als Protagonisten, die man schon vom vorigen kennt. Daß die erste Laura Augustin heißt, sechzig Jahre wird und für zehn Jahre ungelesene Bücher im voraus hat, weiß ich schon, die anderen Einfälle habe ich inzwischen vergessen und muß mein Wissen wieder aus den Notizen aktivieren.
Aber jetzt habe ich ja noch fünf Wochen, die ich Mittwoch bis Sonntag in St. Pölten verbringen, dort Radfahren und Stadtschreiben will?
Geht das und kann man beide Ansprüche verbinden? Natürlich, ganz leicht sogar. Gibt es ja das schöne kleine Stadtschreiberbuch, das in den ersten zwei Wochen schon ziemlich voll geworden ist. Einige freie Seiten für einen Text habe ich zwar noch und die Ideen einen Tag in den St. Pöltner Buchhandlungen zu verbringen und dort vielleicht fünf Kapiteln aus fünf Bücher lesen, ist mir auch gekommen und dann wollte ich auch einen Lesemarathon mit den Sommerbüchern machen „Fünf Bücher in fünf Tagen“ oder so und wenn ich mit den Harlander-Büchern und denen die ich mir aus Wien mitbringen werde, fertig bin, werde ich mich aufs Rad setzen zur Telefonzelle bei der „Seedose“ fahren, ein Buch schnappen, man kann das ja gezielt oder auch im Blindversuch machen und damit lesend den ganzen Tag verbringen.
Ein paar andere Stadtschreibernotizen lassen sich sicher auch noch machen. So war ich noch nicht beim Naturlehrpfad und nicht in Herzogenburg. Aber ich kann mich ja genauso gut mit dem gelben Buch in St. Pölten in den Sparkassen- oder Schillerpark setzen, aufs Arbeitsamt, in die Krankenkassa gehen oder sonstwohin, wo ich Menschen finde und meine Notizen machen.
Das heißt ich kann ja schon als selbsternannte St. Pöltner Stadtschreiberin mit der Materilsuche oder vielleicht auch mit dem Roman beginnen. Mal sehen, wie es wird, ich bin ja sehr schnell und sehr diszipliniert und diesmal soll es auch wirklich der große Roman werden, mit dem ich mich übertreffe und der alle interessiert! Es gibt ja noch sehr viel Zeit und eine Sommerfrische ist für ein Romanrohkonzept sicher gut geeignet.
2013-07-16
Zwischen Stadtschreiben und Materialsuche
Meine erste Reise
Sechzehn wahre Geschichten, herausgegeben vom FAZ Redakteur Hans Scherer, geschrieben von Autoren und von Redakteuren, die zum größten Teil in einer Sommerserie des „Reiseblattes“ der FAZ erschienen sind.
Am Titelbild des Diogenes Taschenbuch, aus dem Jahr 1998, das ich vor einiger Zeit im „Wortschatz“ fand, sitzt ein schönes Mädchen im Fünfzigerjahrelook mit einem blau-weiß gestreiften Bikini, einem Pferdeschwanz, neben einem Mofa und lächelt freundlich und ich habe mir das Buch für die Sommerfrische, bzw. die Montage und Dienstage in Wien aufgehoben.
Denn die Geschichten kann ich ja einzeln lesen und man kann sich das Buch auch für das Platzbesetzen bei den Filmfestivals am Karls- oder Rathausplatz mitnehmen.
Nun bin ich ja eine, die Kurzgeschichten gar nicht so gern mag, da ich sie aber immer wieder finde, habe ich mich an das Lesen schon gewöhnt und die ersten Reisen von Schriftstellern wie Walter Klier, Jens Sparschuh, Martin Mosebach oder FAZ-Redakteueren, sind ja für eine, die gar nicht so besonders reiselustig ist, ihre ersten Reisen aber wahrscheinlich in den Fünzigerjahren in der Beiwagenmaschine des Vaters, mit den Eltern und der Schwester Uschy durch Österreich machte, um einmal den Großglocker zu sehen, sicher interessant. Heuer haben wir auch keine Reise geplant, also ist es interessant, ein bisschen hineinzuschnuppern, wo die Redaktuere und die Schriftsteller, wie Hans Scherer in seinem Vorwort schreibt, „das erste Mal ohne Eltern, hilfreiche Onkel, Tanten, Großeltern und ohne Schutz einer Schule oder Jugendorganisation hingekommen sind.“
Für die 1946 in Nantes geborene Gabrielle Wittkopp-Meinardeau war das Nizza und sie schildert diese Stadt an der Cote d` Azur, die in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts das Refugium der Reichen und der Schönen war, ehe sie zum Massentourismus verkommen ist, auch sehr genau.
Hans Scherer erzählt dann von seiner ersten Reise nach Norderley, das ist in Friesland, er ist sechzehn und es geht ihm nicht gut, die Mutter schickt ihm eine Woche hin, er wohnt im Kurhotel, daß es später, als er die Reise zu Recherchezwecken nicht mehr gibt, wurde es doch um ein schickes Nordeseebad zu machen im Zeiten des Wirtschaftswunders abgerissen. Ein Heine-Denkmal gibt es auch.
Gustav Seibt erzählt von seiner Reise nach Rom, das war schon seine zweite, das erste Mal war er nach der Matura oder dem Abitur, wie das in Deutschland heißt, mit der Klasse da, da zweite Mal ist er mit einem Freund von Siena aus zu Fuß hinmarschiert und hat natürlich viel mehr gesehen.
Hans H. Krüger war als junger Mann in Südostasien, da hat ihm die FAZ wahrscheinlich die zweite Reise nicht mehr hinspendiert und der 1927 geborene Ludwig Harig erzählt in einem Romanausschnitt wieder von einer Nizza-Reise, da ist einer mit einer Frau und seinem Bruder in einem grünen Auto im Sommer 1953 hingefahren. Während Dirk Schümer eine Bildungsreise nach Florenz schildert, die noch dazu in einem Zelt auf einem Campingplatz verbracht wird.
Martin Mosebach, von dem ich ein Frankfurt-Buch gelesen habe, geht auf große Wallfahrt nach Vierzehnheiligen und schafft die große Schlachtplatte nicht und Ulrich Weinzierl, erzählt von vielen Reisen, die er als junger und auch älterer Mann gemacht hat. Als Dreizehnjähriger mußte er die Großmamama durch Euroüpa begleiten, nur 1968 wollte sie nicht nach Paris, den studentischen Unruhen wegen nicht und dem „Radetzkymarsch“ hat sie ihm wegen seiner erotischen Szenen wegen auch vorenthalten, das kann ich nun nicht ganz nachvollziehen, aber Weinzierl war auch bei den Salzburger Festspielen und hat dort Thomas Bernhard gesehen und noch viel mehr. Ein interessanter Text, dem man die schriftstellerische Ader anmerkt, während es Jens Jessen mit seinen Eltern nach Dänemark verschlagen hat und der Schriftsteller Jens Sparschuh schwärmt von der sächsichen Schweiz, in der ich auch schon mal war, aber diese Reise kann man nicht wiederholen.
Paul Ingendaays Reise ging nach Irland und beim Widerkehren stellte er mit Bedauernd fest „Was bleibt, ist der Plüsch der Seele“ und hatte Schwierigkeiten mit dem modernen Irland von heute, das nicht mehr so wie damals war, als er mit Frank, der schon einmal ein Jahr Englischlehrer in Peking war, ein Zimmer bei Mister Carey einem ehemaligen Polizisten mieten wollte.
Mit Siegfried Diehl geht es dann endlich nach Giechenland, dorthin wo alle wollten, als ich studierte, aber die jungen Männer in dem Buch, mit einer Ausnahme sind alle Männer, die über ihre ersten Reisen schreiben, waren meist in den Fünfzigerjahren auf diesen und Griechenland wurde damals noch genauso als Bildungsstädte wie Italien besucht. Sirtaki mit Alexis Corbas fing man erst später an zu tanzen und Udo Iwannek fuhr nach Boston weil ihm ein Freund eine Baseballkappe von den Red Sox mitbrachte.
Der Tiroler Walter Klier, den ich von seiner Zeitschrift „Gegenwart“ kenne und der mit Stefanie Holzer 1990 unter dem erfundenen Pseudonym Luciana Glaser den Roman „Winterende“ herausgegeben haben soll, beschreibt wie er mit sechzehn in England war und „Weinen mit Meryl Streep“ von Lutz Herbert ist besonders insteressant. Da fährt einer nämlich nach Bad Harzburg, dicht an der ehemaligen DDR gelegen, um sich dort in ein Hotel einzuquartieren und endlich seinen Führerschein zu machen. Die vielen Kinos haben ihm nämlich bisher daran gehindert. In Bad Harzburg gibt es nur eines, das von einem alten Paar geführt wird und ständig denselben Film spielt, also bleibt ihm gar nichts anderes über als den Führerschein zu schaffen, vorher bekommt er aber noch einen Abzess am Hintern, das ihm fast daran hindert, dann wird dank der Salbe eines Apothekers aber alles gut.
Die sechzehnte Geschichte ist wieder von Hans Scherer und sprengt das Thema, schildert sie diesmal nämlich die letzte Reises eines der an der Rheinstrecke immer alle Bücher und Zeitschriften ausbreiten um doch nie zu lesen. Bevor die Reise zu Ende ist, wird er vom Schaffner tot im Abteil aufgefunden und ich habe die männlichen Adoleszenzgeschichten der späteren Reporter und Autoren sehr genossen, mich an meine ersten Reisen ins Work Camp nach Epsom nach meiner Matura und die zwischen Rigorosen und Promotion nach Dänemark 1979 erinnert und werde mich demnächst, das „Erste allgemeine Nichtreisebuch“ geben, das ich vom Alfred vor Jahren schon zu Weihnachten bekommen habe.
Und hier ein paar Sommer– und Reisebücher
2013-07-15
Martina Gerckes neues Buch
Von Martina Gercke habe ich zirca vor einem Jahr erfahren, als Wolfgang Tischer ihren Erfolg, sie ist mit ihrem KSP-Buch bei Amazon auf den ersten Platz gekommen, in einem Video vorstellte. Da gab es eine strahlende Autorin, die stolz ihr Buch, das gerade auch in Printform erschienen war, in die Höhe hielt und das Ganze hat offenbar bei einem Art Weihnachtsfest im Sommer stattgefunden, zu dem Amazon einlud und man so ein Armband, wie es auch die Babies bei der Geburt bekommen, um die Hand trug, um bei dem Empfang hineinzukommen.
Damals war das Kindle direkt Publishing erst kurz in Mode, ich habe meinen Kehrtwendeartikel geschrieben und im Jänner davor einen über meine eigenen Indie-Bücher, von denen ich dachte, daß ich sie ja auch bewerben könnte.
Auf meinen Blog scheint das aber nicht zu gehen, jedenfalls keine Reaktionen auf mein Gewinnspiel, vom vorigen Juni zum dreißigsten Buch und bei Amazon will ich es eigentlich nicht versuchen, weil ich mir nicht vorstellen kann, daß ich es da auf Platz eins in den Rankinglisten bringe.
Das scheint aber doch möglich. Wolfgang Tischer berichtet jedenfalls regelmäßig darüber, Martina Gercke und auch andere haben es geschafft. Die 1963 in Gelsenkirchen geborene und bei Hamburg lebende Flugbegleiterin hat es, wie sie in dem Interview erzählt, indem sie Kontakt zu ihren Lesern aufnahm, Blogger anschrieb, ihnen ein Gratisexemplar anbot, Gewinnspiele veranstaltete, etc.
Ich habe ein bißchen was darüber geschrieben und dann darauf vergessen, bis im Dezember bei Wolfgang Tischer die Plagiatsmeldung kam.
Inzwischen war auch ein zweites Buch „Champagnerküßchen“ erschienen, beide Bücher haben beim Lovelybook Rankings gewonnen oder gute Plätze bekommen. Martina Gercke war in Frankfurt bei der Messe, ihr Buch sollte auch verfilmt werden.
So weit, so what, plötzlich hieß es, das ist von Ildiko von Kürthy, Sophie Kinsella, etc abgeschrieben. Wolfgang Tischer wollte es nicht glauben, outete sich dann, das Buch gar nicht gelesen zu haben, der Justiziar des Verlages der Sophie Kinsella vertritt, schaltete sich ein und man konnte sich im Internet die Vergleichsstellen hochladen.
Auf Martina Gerckes Facebookseite und Webauftritt, war erst einmal Pause, die Bücher wurden vom Verlag und von Amazon genommen. Einige Blogger schrieben darüber, empörten sich oder brachten eine Zusammenstellung der Ereignisse. Kurz vor oder nach Weihnachten gab es dann von Martina Gercke ein Video, wo sie gar nicht glücklich aussah und zu den Vorwürfen Stellung nahm. Da sprach sie von einer Platzhaltertheorie, von der ich ich bisher noch nichts gehört habe, die mir aber durchaus logisch schien, daß man, wenn man zu schreiben beginnt, vielleicht so ein Buch zusammenstellt. Man muß nachher natürlich alles entfernen und Martina Gercke meinte, daß das bei ihr nicht so geklappt hätte.
Die Aufregung im Internet über diese Erklärung war sehr groß und das Video nach einigen Tagen verschwunden.
Der Justiziar schaltete sich wieder ein, sagte, es wäre rechtlich noch nicht alles geklärt und außerdem Stillschweigen darüber vereinbart worden und Martina Gercke begann Bilder mit sich und einer Weihnachtsmütze zu veröffentlichen, später Kuchenfotos und Bilder von ihren Reisen nach Amerika.
Dann, ganz langsam, berichtete sie wieder übers Schreiben, das sie als das Schönste oder Wichtigste bezeichnete.
Sven Schroder hatte inzwischen auf Twitter noch einmal alles auf mögliche Plagiate untersucht und die Stellen bekanntgegeben, der Justiziar schien darüber verärgert und die Leser und die Blogger ebenso.
Ansonsten schwieg Martina Gercke bis in den Juni, wo sie noch einmal einen Versuch mit einen offenen Brief an ihre Leser machte. Mir ist inzwischen klar geworden, daß das Buch offenbar wirklich aus Stellen von verschiedenen Chick Lits zusammengestellt wurde und, daß Frau Gercke, wie auch der Justiziar auf der Buchmesse in Leipzig bei einer Veranstaltung des Literaturcafes erklärte, von ihrem Erfolg überrascht wurde.
Offenbar hat sie nicht daran gedacht, daß die Leser das bemerken werden und wußte dann auch nicht so recht, wie man das dann erklärt. Die Reaktionen waren auch nicht sehr geduldig, denn ich dachte mir öfter, wozu die Aufregung, das weiß man ja jetzt schon, daß das passiert ist.
Sollte nicht sein, natürlich, klar, aber nobody is perfect, also die Fehler ausbessern und von vorn beginnen und das schien Martina Gercke und das ist auch etwas, was mir sehr gefällt, getan zu haben.
Sich nicht entmutigen lassen, sondern weiter über ihre Reisen und das Schreiben mit gelegentlichen Textproben und Vorgeschmäckern berichten, die Sven Schroder meist kritisch dokumentierte.
Eine Buchverlosung gab es auch und dann die Ankündigung, daß das neue Buch Ende Mai erscheint und ein weiteres in Zusammenarbeit mit einer bekannten Autorin, deren Namen noch nicht verraten wurde.
Im Mai gab Martina Gercke dann ihre beiden ersten Bücher in überarbeiteter Fom bei Amazon neu heraus und veranstaltete bei Lovelybook eine Diskussionsrunde zu „Champagnerküsschen“ mit einer Buchverlosung, was bei den Lesern zuerst Begeisterung hervorrief „Ich will gewinnen, bitte, bitte!“, dann schalteten sich Tom Liehr und Sven Schroder ein, wiesen auf die Plagiatsvorwürfe hin und darauf, daß noch immer solche Stellen in „Holunderküßchen“ enthalten wären.
Da begannen sich die Leser zweizuteilen, ein Teil meinte, das ist halt passiert und eigentlich kann man sich vorstellen, wie das geschehen konnte, aber jetzt eine eine neue Chance. Ein anderer sprach von Schande, Skandal, Betrug, etc und war empört.
Die Forderung nach Auflösung der Leserunde kam auf, die Leute dort sagten zuerst das ginge nicht. Ein paar Tage später war die Runde verschwunden und Martina Gercke begann wieder zu schweigen, bis sie am 23. Juni mit ihrem offenen Brief an ihre Leser erschien und ebenfalls um eine faire Chance ersuchte.
Interessant, daß die Leser bei Lovelybook oft schrieben, ja wenn es ein neues Buch wäre, dann würden wir eine solche geben.
Das scheint jetzt so weit zu sein. Das Cover von „Glücksstern mit Schwips“, da gabs zuerst noch einen Rechtschreibfehler, wurde letzte Woche hochgeladen. Das Buch bei Amazon folgte mit Verzögerung. Martina Gercke machte es spannend und ich bin nun gespannt, was jetzt passiert?
Daß Martina Gercke nicht aufgibt, sondern weitermacht, gefällt mir, leicht wird sie es nicht haben, weil Sven Schroder wahrscheinlich schon in den Startlöchern liegt, um mögliche Plagiatsstellen zu finden und die dürfen natürlich auch nicht enthalten sein.
Das Cover hat er schon auf einer amerikanischen Seite entdeckt, da kann man es sich offenbar kaufen. Ich bin gespannt was geschieht, ob es die Chance geben wird oder sich wieder ein Skandal entfacht.
Interessant war auch, daß man damals im Dezember meinte, daß Martina Gerckes Karriere als Autorin damit erledigt sei. Mir gefällt, daß sie weiterschreibt und ich lese ja auch ein Chick Lit hin und wieder gern, obwohl ich, weil ich keinen Kindle habe und ich das Buch bei Amazon, wie ich schon bei diversen Gratisaktionen bemerkte, nicht auf meinen Rechner laden kann. Es gibt aber Leseproben und ein bißchen konnte man sich auch schon auf der Facebookseite umsehen und herausfinden, daß es um eine Melanie und einen sehr ordentlichen Florian geht, während die Hauptperson Sara ein wenig chaotisch ist und von einer Krise in die nächste schlittert.
Ich bin ja eine, die sich für jede Art des Schreibens interessiert und auch den Erfolg der Selbstpublisher gespannt verfolgt. So habe ich ja Anfang Jänner über Bela Bolten berichtet, von dem inzwischen neue Krimis erschienen sind und finde es nur ein wenig schade, auf den Blogs von den Vorbehalten, die es doch bei dem Selbstgemachten zu geben scheint, immer wieder zu lesen, auch wenn die Leute so tun, als hätten sie keine. Das Vorurteil, da brauchen wir einen Verlag, der über die Qualität entscheidet, scheint hartnäckig zu sein, etwas, was ich nicht so ganz verstehe, weil ich denke, daß man das doch selber entscheiden kann, ob es einem gefällt und es ist ja auch ganz spannend vielleicht ein Plagiat zu entdecken, was mir ja auch schon passiert ist und über Manfred Wieninger ist zu sagen, daß er sich, obwohl er damals ja zu schreiben aufhören wollte, weiterentwickelt hat. Zuerst seine Krimireihe, jetzt der Theodor Kramer-Preis.
Mich würde es auch freuen, das alte „Hollunderküßchen“ im Bücherschrank zu finden. Die Namen Sophie Kinsella, Ildiko von Kürthen, etc sind dadurch ja auch in aller Munde und ich habe die Bücher, die ich von diesen Autorinnen habe, inzwischen auf meine Leselisten gesetzt.
Zweite Sommerfrischenwoche
Nun liegt die zweite Sommerfrischenwoche hinter mir und sie war wieder eine sehr intensive, obwohl ich mich an die Worte der Anna „Mama, ist dir nicht fad dabei!“, die sie mir vor einigen Jahren sagte, gut erinnern kann.
Die Gefahr ist schon dabei in ein mehr oder weniger großes Sommerfrischenloch zu fallen, es ist aber alles auch schon eingespielt und das Programm mehr oder weniger dicht.
Zwar nicht wirklich besonders abwechslungsreich, sonder eher ziemlich stabil, baden, lesen, mit dem Rad einmal in die eine und dann in die andere Richtung eine Stunde fahren, aber diese Stabilität beugt ja auch Depressionen vor und es wird bei solchen sehr empfohlen, immer das gleiche zu machen. Ein wenig Abwechslung ist auch dabei und ich achte darauf die Maximalkapazität herauszuholen und seit zwei Jahren beginnt es auch sehr dicht mit dem Bachmannleseevent, vorher war das ja in der letzten Juni-Woche und ich habe es zwischen meine Termine eingequetscht und die erste Woche dann mit der Sommer-Akademie des Institus für jüdische Geschichte begonnen. Jetzt ist das Bachmannlesen sehr dicht und zweigeteilt, weil man sich dabei ja gleichzeitig die Events am Wörthersee, am Lendhafen, das Wettschwimmen, den Empfang im Maria Loretto und das eigene Erleben an der Traisen und auf der Terrasse geben kann.
Ein Arbeitsprogramm habe ich auch mitgenommen, als ich vor zwei Wochen in die heurige Sommerfrische aufgebrochen bin, nämlich die „Literaturgeflüster-Texte“ fertig zu korrigieren und da bin ich jetzt in der Phase, wo ich glaube, jetzt schaffe ich es und bin fertig und dann Fehler um Fehler zu finden.
Etwa zwei gute Stunden brauche ich für so einen Durchgang. Wenn ich in der Früh aufstehe mit meinem Sommerbuch in die Badewanne gehe, da habe ich den Sommer ja mit „Kristin Lavranstocher“ begonnen und mich ziemlich gequält dabei und bin mittlererweile bei Julia Camerons „Weg des Künstlers“ gelandet“ und das passt zum „Stadtschreiben“ und erweckt die Kreativität, habe ich den Tag gut gestartet. Dann blogge ich und mache Mittagessen oder gehe mit meinem kleinen schönen „Stadtschreiberbuch“, das sich ja auch ganz gut ergeben hat, gleich Radfahren.
Eine Menge Texte stehen schon darin und Platz für einen längeren, den ich noch schreiben werde, gibt es auch.
Die Telefonbücherzelle vis a vis der „Seedose“ habe ich jetzt auch gefunden und das ist ein weiterer Sommerschwerpunkt, der eigentlich nicht eingeplant war, denn da meine 2013-Leseliste eigentlich schon voll ist, war ich froh, jetzt acht Wochen in keine Bücher-Versuchung zu kommen.
Mitnichten nichts, davon, denn die ergab sich in der zweiten Woche schon in Wien, als ich am Montag, nachdem die neun Uhr Diagnostik abgesagt wurde, zum Friseur gehen wollte, denn da habe ich gleich Karl Markus Gauss „Die versprengten Deutschen“ gefunden und es auf meine Sommerleseliste gesetzt.
Dann ging ich in die „Alte Schmiede“, kam beim „Morawa“ vorbei und hatte siebzehn Euro fünfzig weniger und zehn Bücher mehr, die ich hoffentlich noch in diesem Jahr lesen werde.
Das heißt das Ritter-Buch und die Elisabeth Plessen, die vielleicht nicht so unbedingt nötig waren, habe ich auf später gesetzt.
Danach am Nachmittag die zwei Stunden den Text durchgehen und hoffen fertig zu werden, da heißt, wenn ich das so rasch schaffe, komme ich vielleicht auch in Nöten, denn ich will meinen „Fünf Tage Materialsuch- Marathon“ ja erst in September in Wien machen, aber ein paar Radtouren hätte ich ja noch geplant.
So bin ich am Freitag in Traisen, der längste Ausflug, Herzogenburg gewesen und ein paar Stadtschreibertage sind auch noch drin.
Also wird es höchstwahrscheinlich doch nicht so fad werden. Denn am Samstag treffe ich den Alfred meistens am Markt, esse mit ihm ein Würstl und gehe dann einen Kaffee trinken und am letzten Sonntag waren wir, nachdem wir wußten, wer in Klagenfurt gewonnen hat, auch in Traismauer im „Donaugasthof“ Mittagessen und sind ein Stück die Donau hinuntergefahren und in Rossatz mit der Fähre auf die andere Seite, weil die Schwiegermutter ihren einundachtzigsten Geburtstag hatte. Der Alfred hat Marillen gekauft und Marmelade und Gartenarbeit gibt es immer auch und das übliche Sonntagsrital auf die Rudolfshöhe zu fahren.
In den letzten Jahren habe ich mir auch immer Events ausgedacht. So bin ich zweimal beim „Residenz-Verlag“ gewesen, habe die Doris Kloimstein getroffen, mit dem Alfred war ich zweimal bei „Glatt-und verkehrt“ und einmal beim Harry Rowohlt im Cinema Pardiso.
Diesmal habe ich solche Events nicht vor, weil ich nicht wüßte, wen ich treffen könnte, aber am Markt, wenn man vor dem Grillstand steht, trifft man sich sowieso und zum „Residenz-Verlag“ könnte ich ja mit meinem kleinen Stadtschreiberbüchlein hinaufwandern und meine Stadtschreibergeschichte schreiben.
So weit, so what und spannend und das Wetter ist auch sehr schön, die zweite Woche also sehr abwechlsungsreich herumgebracht.
Die Liste der Sommerbücher ist erstellt und erweitert und mit meiner „Inneren Nobelpreisträgerin“ bin ich, wie das Julia Cameron empfiehlt, auch unterwegs gewesen, die nehme ich jetzt gemeinsam mit meinem kleinen Stadtschreiberbuch immer auf meine Radtouren mit.
2013-07-14
Der Weg des Künstlers
Julia Camerons „Der Weg des Künstlers“ habe ich in einem der Bücherschränke gefunden und auf die Schöpferin der „Morgenseiten“ bin ich durch Judith Wolfsbergers „Writersstudio“ gekommen, auf die und deren Buch „Frei schreiben“ eine Anleitung für Studenten, die Blockaden bei ihren Diplomarbeiten habe, bin ich durch die Sigmund Freud Uni gekommen. Denn dort stellte Judith Wolfsberger oder hieß sie damals noch Huber, ihr Buch vor und ich habe dann begonnen ihre Schnupperworkshops und andere Gratisaktivitäten zu besuchen. Da stieß ich auf den Namen „Cameron“ und die“ Morgenseiten“, die manchmal am Beginn der Schnupperworkshops stehen und von denen Judith Wolfsgruber sehr begeistert ist und weil ich manchmal kreative Writingbücher in den Schränken finde, gekauft habe ich mir nur einmal den Frey und mir die „Angela Leinen“ schenken lassen, nehme ich sie mir gerne in die Ferien mit oder lese sie zu Beginn einer neuen Arbeit und so passt Julia Camerons „Weg des Künstlers“ auch diesmal in die Sommerfrische, auch wenn ich am „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ noch korrigiere und noch nicht am Ideen sammeln für die „Dreizehn Kapiteln“ bin.
So habe ich das Buch zu lesen begonnen und war am Anfang auch etwas enttäuscht, weil die 1948 in Illinois geborene Dramaturgin, die in New York Kreativ-Workshops gibt, zu viel von Spiritalität und Gott spricht. Die esoterische Ader geht mir ja ab und auch wenn sie verspricht, daß man das Buch auch Lesen kann, wenn man atheistisch ist und das auch bleiben will, denke ich, nicht jeder kreative Akt ist göttlich, zumindest kann man das auch anders nennen.
Mir scheint das sinnvoller zu sein und Gott zu hoch und zu weit entfernt dafür und das Buch ist auch nicht etwas schnell Herunterzulesendes, sondern ein Kurs von zwölf Wochen, wo man nach jeder Aufgaben bekommt und dazwischen gibt es Themen und Essays und zwei Grunddinge, die durch das ganze Buch, bzw. Leben begleiten, gibt es auch.
Nämlich die „Morgenseiten“, die ich schon kenne und die man täglich machen soll. Da schwanke ich nun etwas, sie in meiner Sommerfrische auszuführen, aber ich habe ja eine tägliche Kalenderspalte, in der ich über das Schreiben berichten will und auch mein kleines schönes Stadtschreiberbuch.
Die“ Morgenseiten“ soll darf man aber niemanden zeigen und dann gibt es auch die „Künstlertreffs“.
Das ist kein Literatenstammtisch und auch kein Schreibsalon, sondern einmal zwei Stunden in der Woche, die man mit sich selbst, bzw. mit seinen inneren Künstler verbringen soll.
Julia Cameron liebt große Worte. Dann gibts auch gleich einen Vertrag, den man mit sich selbst abschließen soll, also für die zwölf Wochen des Kurses alle Aufgaben machen, Morgenseiten schreiben und seinen Künstler treffen.
Dann werden noch ein paar Grundprinzipen erklärt, bevor es losgeht mit der Woche eins. An sich ist es ganz einfach und einiges schon bekannt. Da sind die inneren Stimmen oder die inneren Feinde, die einem von der Kreativität abhalten. Julia Cameron wendet sich an alle Arten von Kunst und nicht nur an Schreibende, die inneren Stimmen, die einer zuschreien nichts zu können und davon abhalten kreativ zu werden.
Julia Cameron meint auch, es wäre nicht die Angst vor dem Scheitern, die einen hindert, sondern die, vielleicht Erfolg zu haben und was ist dann?
Das kann ich bestätigen, als ich 2008 die „Radiosonate“ an einen Kleinverlag schickte und auf die Reaktion wartete, hatte ich Angst, was werden könnte, wenn er es nimmt? Dann kann ichs nicht mehr selber machen und und…
Der Verleger hat mir nicht geantwortet und das ist eine Erfahrung, die ich sehr gut kenne, während Julia Cameron in der dritten Woche von „Synchonizität“ spricht.
Man will einen Film machen, ein Buch schreiben, etc und trifft dann einen Schriftsteller, der einen fördert, etc.
Diese Gedankenspiele mache ich auch manchmal, das letzte mal vor zwei Wochen, als ich in die Klinik ging, da dachte ich, wenn ich nach Hause komme, habe ich einen Kommentar oder ein Mail von einem Förderer. Ich hatte einen Kommentar von Hans Raimund mit der Mitteilung „Selten etwas derart Uninteressantes und Desinteressierte gelesen!“
Solche Kommentare bekomme ich öfter. Interessant, daß Julia Cameron, wenn man erst seine Blockaden lockert, das Gegenteil verspricht.
Sie spricht aber auch davon, daß man sich von seinen Verrücktmachern lösen soll und das sind bei mir wohl jene Stimmen, die mir „Du kannst es nicht!“, kommentieren!“ und sich fragen soll, wo das den eigenen inneren Hemmer trifft?
Bezüglich Hans Raimund habe ich mir dann gesagt, offenbar wird vieles, was ich schreibe als uninteressant empfunden, das ich aber desinteressiert bin, stimmt nicht und interessant ist auch der Satz, daß man auf die Quantität achten soll, Gott wird schon für die Qualität sorgen!
Da habe ich ja manchmal Schuldgefühle, daß ich zu viel, zu lang, zu schnell schreibe und nur „Quantität“ ist es ja nicht, also ein tröstlicher Widerspruch der Meisterin.
Die „Verrücktmacher“ halten einen von der Kreativität und dem Loslassen ab und sind oft selber verhinderte Künstler.
Sehr interessant ist auch Julia Camerons Umgang mit den Kritikern, schreibt sie doch, daß einem Freunde, wenn man noch am Anfang steht mit ihrer vielleicht berechtigten Kritik sehr verunsichern können und genau das habe ich vor Jahrzehnten mit der „Einladung zum Tee“ bei der Monika und dem Gerhard erlebt.
Da war ich baff, habe nichts verstanden und nur gedacht, „Könnte ich das auch bei anderen so machen?“
Die Antwort war nein, ich habe es später auch ausprobiert. Also sollte das auch bei mir gelten und ich lese bei Julia Cameron heraus, daß man auch wertschätzend und empathisch kritisieren kann und, daß man lernen muß mit der Kritik umzugehen. Also herausfinden, wo sie stimmt und wo nicht und die, die nicht passt einfach loslassen und sich mit dem auseineinandersetzen, wo man weiter kommen wird.
Das habe ich, glaube ich, durch das „Literaturgeflüster“ und meine zwei scharfen, vielleicht nicht immer ganz konstruktiven Kritikerinnen Frau Heidegger und JuSophie auch gelernt.
Daß man gut mit sich umgehen soll, muß man sich in dem Vertrag auch versprechen und sich bzw., dem inneren Künstler bei den Künstlertreffs kleine Freuden machen, ist auch etwas, was mir sehr sympathisch ist und ich schon praktiziere.
Weiter geht es mit der Selbstverwirklichung und dem Lösen von Blockaden. In Kapitel vier wird von aufrichtigen Veränderungen gesprochen, „Nein-Sagen“ und Ausmisten von alten nicht mehr passenden Kleidungsstücken wird dazugezählt. Als Übungen wird das sich beschäftigen mit seinen „Vergrabenen Träumen“ aber auch „Leseentzug“ empfohlen, weil man dann nach Meinung Julia Camerons wohl kreativer aber auch Zeit für anderes finden wird. Eine Übung, die ich angesichts meiner langen Leselisten, derzeit eher nicht praktizieren werde. Den Himbeerkuchen backe ich mir nebenbei, wenn mir danach gelüstet.
In fünf und sechs gehts um Geld und wieder um verbotene Freuden. Die Verbindung Gott und Geld, ist mir zu esoterisch, daß man sich aber kleine Freuden schaffen soll und das der größte Luxus oft nichts kostet, ist mir wohl bekannt.
Bei einigen der Punkten bin ich auch schon mittendrin und habe mein Ziel schon erreicht, denke ich ja, was mir fehlt ist die Anerkennung, denn ich lebe ja meine Kreativität und tue mir nur schwer, wenn die dann nicht gesehen wird.
Es gibt also das „Tugendfallen-Quizz“, die „Verbotene Freuden“ und noch andere Übungen, die uns helfen sollen zu uns selbst zu kommen und uns zu finden. Eine „Wunschliste“ wird aufgestellt. Da stünden, bei mir beispielsweise eine ganze Menge Preise darauf, die ich gern gewinnen würde. Im Kapitel sieben gehts ums Zuhören, Perfektionismus, Risiko und Gefühle, wie Neid und Eifersucht. Spannend sind auch hier die Empfehlungen. So soll man sich eine „Neidkarte“ aufstellen.
Ich beneide Sibylle Lewitscharoff um den Georg Büchner Preis. Was kann ich dagegen tun? Weiterschreiben und meine Bücher in meinen Blog vorstellen.
So weit bin ich schon und ein bißchen hilft mir das auch. Und eine Synchronizität habe ich inzwischen auch erlebt. Andrea Stift hat mir gemailt und mich auf eine „Selbstpublisher-Messe“ aufmerksam gemacht, die im Oktober stattfinden wird.
Dann wird es wiederholend, wenn Julia Cameron davon schreibt, wieviele junge Künstler dadurch blockiert werden, in dem ihre Lehrer vernichtende Urteile über ihre ersten Romane abgaben. Wenn sie Glück hatten kamen sie dann in ihre Workshops. Sie hat Ermutigung gegeben und positiv, wie sie die Sache sieht, schreibt sie dann von den Romanen, die Autor Ted inzwischen veröffentlicht hat.
Dann gehts um die Angst, ein wichtiger Blockierer, wie wir schon wissen, Angst vor dem Anfang dem Erfolg, dem Versagen, nicht weiterzukommen, etc, dagegen hilft nicht zu große Ziele zu setzen, nich tgleich den Nobelpreis und den großen Roman wollen, sondern das erste Kapitel schreiben.
Rückschritte gibt es auch und haben ihre Gründe, man soll sich nicht selbst durch unrealistische Ziele blockieren, sich von Ablehnungen nicht kirre machen lassen und Chancen auch nicht übersehen.
Gefahren gibt es bei all dem natürlich auch. Wodurch lassen wir uns so gerne hindern, abschrecken und blockieren? Sind es die Drogen, die Arbeit, der Partner oder gar der Sex?
Gegen die innere Dürre hilft das gut Umgehen mit sich selbst, sich selbst als wertvolles Geschenk betrachten, da bin ich gerade dabei das zu tun, sich auch mal eine Karte der Aufmunterung zu schreiben. Auch daran habe ich schon gedacht oder mir selbst den „Literaturgeflüster-Preis“ zu verleihen, wenn mir das Abschicken und das Urkundenausstellen nicht auch zu albern wäre. Ein anderer könnte es finden und darüber lächeln. Allerdings soll man ja um seine Blockaden zu überwinden und kreativ zu werden, auch sein „Inneres Kind“ entdecken und Julia Cameron rät auch zu spielerischen Aktivitäten.
Als ich mich getraut habe Elfriede Haslehner zu verraten, daß ich gern den …preis bekommen würde, hat sie „Bist du betrunken?“ geantwortet. Das sind die Blockierer, aber vielleicht sind sie auch selbst blockiert. Mit Ruhm und Konkurrenz umzugehen muß man auch noch lernen. Dann gehts an die eigene Akzeptanz.
„Erfolg ist eine spirituelle Praxis!“, schreibt Julia Cameron. Ich würde das wieder anders nennen. Aber das Gehen eine spirituelle Praxis ist, die hilft mit Blockaden umzugehen, habe ich schon erkannt und renne auch viel herum. In der Sommerfrische fahre ich Rad, die anderen laufen oder schwimmen. Ruth Aspöck und Ilse Kilic tun das beispielsweise, während der Peter Handke und der Julian Schutting ja auch begnadete Flanierer sind. Dann brauchen wir noch das Vertrauen in uns selbst und natürlich Phantasie, um bei unserer Kreaktivität zu bleiben, die man nicht, wie Julia Cameron betont mit Produktivität verwechseln sollte.
Dann kommt der Abschlußvertrag und im Epilog wirds mir wieder zu spiritistisch. So lasse ich die heiligen Kreise und das Gebet des Künstlers weg und habe trotzdem viel gelernt, obwohl ich das Buch nicht in zwölf Wochen, sondern in zwei Tagen gelesen habe.
Ich werde auch einiges mitnehmen und weitermachen. Nachschauen und auffrischen läßt es sich ja immer auch. Ein tolles Buch, gerade richtig für meine kreative Sommerfrische, in der ich ja gut mit mir umgehen will.
Jetzt muß ich nur noch dazu kommen auf andere interessant zu wirken. Das scheint ja meine momentane Schwierigkeit zu sein, obwohl, wenn ich es so recht betrachte, einige Zutaten, die man dazu braucht, wie Ehrlichkeit, Offenheit, Kompetenz, Empathie und Wertschätzung für andere, aber auch Beharrlichkeit und Disziplin sind ja eigentlich schon da.
2013-07-13
Sommerbücher
Die Frage nach den Sommerbüchern scheint sich in einer Sommerfrische zu stellen und ist auch in der letzten Zeit in Blogs oder per Aussendung an mich herangetreten.
Daß man man im Sommer spezielle Bücher lesen kann, darauf bin ich, glaube ich, 2009 oder 2010 durch „Leselustfrust“ gekommen, weil die damals in die Buchhandlungen gegangen ist und danach fragte.
Als wir vor zwei Jahren in Polen waren, hatte ich, glaube ich, ein Sommerbuch mitgenommen, das ich schon ein Jahr vorher in der hohen Tatra halb gelesen habe und Buzaldrin berichtete Ende Juni auch von einer „Zeit-Beilage“, die ihren Lesern Sommer und Urlaubslektüre empfahl.
Na ja, der Urlaub bietet sich an, den Lesern eine spezielle Lektüre zu verordnen, so empfiehlt die Zeit neun Bücher, wahrscheinlich Neuerscheinungen, das von Joachim Meyerhoff, der ja jetzt in Klagenfurt las, ist dabei und ich kann mich erinnern, als ich vom Klinischen Mittag nach Grinzing zum Zwischenweltsverlagfest hinausging, das war in der Woche, wo es so heiß war, bin ich in der Gymnasiumstraße bei einer kleinen Buchhandlung vorbeigekommen und stehengeblieben, um mich durch die Abverkaufskisten durchzuwühlen, da hat mich die Buchhändlerin angesprochen, daß es drinnen Bowle gebe, sie feierten nämlich ein Sommerfest und auf den aufliegenden Zetteln stand, daß der Sinn des Festes sei, daß man sich in Ruhe die Sommerlektüre besorgen könne, für die mit dem kleinen Geldbeutel, gäbe es einen Flohmarkt.
Ein Buch habe ich mir um einen Euro gekauft, es steht nicht auf meiner Sommerleseliste, denn da hatte sich schon das passende angesammelt. Bis zur „Wand“ bin ich ja auf meiner Leseliste gekommen, als wir nach Harland zur Sommerfrische aufbrachen und, daß ich Hans Scherers „Meine erste Reise“, ein Buch das vor einiger Zeit im Wortschatz gefunden habe, nach Harland gemeinsam mit Julia Cameron „Der Weg des Künstlers“, dem kreativen Writinglehrbuch, mitnehmen wollte, hatte ich schon geplant.
Dann habe ich aber umdisponiert. Die „Erste Reise-Geschichten“ in Wien gelassen, in das ich ja jede Woche zwei Tage komme und Geschichten lassen sich ja zwischendurch lesen und auch so bloggen und noch ein Sommerbuch nämlich Seydlitzs „Sommertöchter“ hat sich da angesammelt, das ich in Wien lesen will und in Harland habe ich die erste Woche an den drei Bänden von Sigrid Undsets „Kristin Lavranstochter“ gelesen, was zwar nicht unbedingt zum Sommer passt, aber auf der Liste steht und was dann auf mich im Juli und im August wartet, ist interessant und spannend und ich freu mich schon aufs lesen.
Nämlich ein paar Abverkaufsbücher vom „Thalia“ in der Kremsergasse, die sich so nach und nach angesammelt haben.
Da wird nach der eingeschobenen „Cameron“, Nick Hornby „All you can read“, ein Buch übers Lesen folgen, auf das ich schon freue. Liza Marklund „Mias Flucht“, da geht es, glaube ich, um Gewalterfahrung. Sarah Kuttners „Mängelexemplar“, Reinhard Kaiser-Mühlecker „Der lange Gang über die Stationen“, Leah Cohns „Der Kuß des Morgenlichts“, lauter Bücher, von den ich schon gehört habe und die ich für sehr spannend finde. Als ich die Sommerfrische begonnen habe, habe ich bei meiner ersten Radtour den St. Pöltner oder Viehofner „Offenen Bücherschrank“ bei der Seedose entdeckt, bei dem ich mich eindecken kann, wenn mir der Lesestoff ausgeht, obwohl der eher eine Ramschansammlung zu sein scheint und mit den Kästen am Margaretenplatz und in der Zieglergasse, wo man ja wahre Schätze findet, nicht zu vergleichen.
Ich werde aber meine doppelte „Sigrid Undset“ hineinstellen, für die die es interessiert.
Und ein Buch, das auf meine Sommerleseliste kommen wird, habe ich doch gefunden, nämlich von Johannes Twaroch herausgegebene Texte zur „Niederösterreichische Literatur im Aufbruch – 20 Jahre Arbeitsgemeinsacht für Literatur“, was sicher sehr interessant zu Lesen ist und in die Sommerfrische passt.
Was sind aber eigentlich Sommerbücher? Krimis wahrscheinlich oder solche, die das Wort im Titel haben. Gesammelte Geschichten über Urlaub, Reisen etc oder das, was besonders interessiert, was bei mir die kreative Writingbücher oder Bücher über Bücher sind, die Urlaubsschmankerln sozusagen und da passt natürlich ein Buch über niederösterreichische Literatur zu Harland in St. Pölten.
Als ich dann nach Hause kam, habe ich ein Mail von Doris Lind, vom literaturmanagement.at, bekommen, die mir ja immer ihre Nachrichten schickt und die hat mich auf ein paar Sommerbücher zum Thema See aufmerksam gemacht.
„Grundlsee“ ist dabei, das ich schon gelesen habe und Rene Freund „Liebe unter Fischen“, auf das ich noch warten muß. Aber auch Klassiker wie Gerhard Roths „Der See“ und Barbara Frischmuth „Die Mystifikationen der Sophie Silber“, beides habe ich, glaube ich, schon gelesen, was mich daran erinnert hat, daß ich wahrscheinlich noch einige „Seebücher“ auf meinen Leselisten haben.
Es ist ja auch eine schöne Vorstellung in den Urlaub mit einer ganzen Tasche Sommerbücher aufzubrechen. Manchmal findet man auch in den Bücherschränken diesbezügliches und die Harlander Sommerleseliste habe ich mir ja schon im letzten Jahr angelegt und dementsprechend erweitert.
Urlaub und Bücher gehören ja zusammen und da ich mir meine Sommerlesepläne nochmals durchgesehen habe, macht mir die Sommerfrische nochmals Spaß.
Weil ich in ihr ja intensiv am „Literaturgeflüsterbuch“ korrigieren will, wird es keinen entsprechenden Lesemarathon geben. Es sei denn ich werde früher fertig und sitze am Land fest, weil ich meine Materialsuchtage besser in Wien mache, aber da habe ich ja Stadtschreiberpläne und mein diesbezügliches Büchlein hat sich inzwischen auch ganz schön gefüllt.
Was tut sich sonst in Sachen lesen, nachdem der intensive Klagenfurter Lesemarathon jetzt vorüber ist?
Es tut sich Neues in Sachen Martina Gercke, deren Seite ich ja sehr intensiv verfolge. Die hat ihre beiden „Küßchenbücher“ ja neu bearbeitet wieder herausgegeben und die Leserunde bei lovelybook, nachdem zuviel Widerstand gekommen ist, zurückgezogen.
Jetzt soll „Glücksstern mit Schwips“ als neues E-Book von ihr bei Amazon erschienen, das es schon als Cover zu sehen gibt und das ist auch interessant, wie sich das weiterentwickeln wird, obwohl ich mich vom E-Booklesen, weil ich ja keinen Reader habe und auch so, inzwischen zurückgezogen habe.
Im vorigen Sommer habe ich sozusagen als Experiment von Haymon die Vorschauen als E-Books bekommen, jetzt werde ich eher konventionell weiterlesen und spezielle Urlaubs- und Sommerbücher machen die Sommerfrische spannend, obwohl ich mich sonst eher konsequent an meine (endlos langen) Leselisten halte.
Der lange Gang über die Stationen
Es ist ein sehr bedächtiges Buch, das der 1982 in Kirchdorf an der Krems geborene Reihard Kaiser-Mühlecker da 2007 geschrieben hat. In einem altmodisch fast märchenhaften Ton erzählt da einer von seiner Frau. Er, der junge Bauer, der mit der Mutter und dem kranken, unsichtbaren Vater auf dem Hof lebt, heißt Theo oder Theodor und hat eine namenlose Frau, eine Städterin aus Linz dorthin gebracht.
So erzählt er uns von seiner Frau, mit der in arbeitsarmen Zeiten einen Ausflug durch die Gegend macht, von seiner ersten Autofahrt, auf die ihn ein Bekannter der Frau, sozusagen als Hochzeitsgeschenk nimmt. Die Frau, die Städterin ist schon mit dem Auto gefahren, er nur mit dem Zug und weil es an der Zeit ist, nimmt er sich auch ein halbes Jahr Auszeit und verschwindet irgendwohin Er kommt zurück und lebt weiter mit ihr auf den Hof, nimmt einen Knecht auf, der irgendwann mit einem Bündel erscheint und dann auch verschwindet.
„Irgendwann sehen wir uns wieder!“, sagt er zum jungen Bauern, der ihn vorher gefragt hat, ob er ihn nicht vielleicht zu hart halten würde? Es gibt Begegnungen mit einem alten Mann, mit dem Nachbarn, von der warmen Küche auf der immer irgendwelche Töpfe stehen, wird erzählt und von den toten Vögeln, die er, von den Katzen verfolgt, in die Erde gräbt.
Dann fährt er mit der Frau in die Stadt, nicht nach Linz, sondern nach Wien, wo er natürlich noch nie war und sich in den Weiten natürlich unwohl fühlt (von den großen Städten mit denen natürlich Innsbruck gemeint ist, hat Gerhard Kofler einmal in einem Gedicht geschrieben.)
Theo geht die Frau aber auf die Nerven, die ganz ungeniert in seinem Dialekt nach den Straßen fragt, die sie eigentlich kennen müßte, denn sie war schon einmal da. Er geniert sich für den Dialekt und eingeladen sind sie natürlich von dem Bekannten. Theo fällt nur ein nach dem Dach zu fragen und ist enttäuscht, daß man dieses ganz leicht reapieren kann.
Am Land zurück gibt es Sorgen und das Ehepaar entfremdet sich noch viel mehr mehr. Der Frau ist Theo zu ungepflegt, aber der muß sparen und will sich deshalb keine Rasierklingen leisten. Es gibt zwar einen Kredit für den Schafstall, den er bauen will, der Bankdirektor schüttelt aber besorgt den Kopf und wir lesen von einer Welt, wo es zwar Banken und Tanzlokale, aber keine Krankenkasse zu geben scheint. So kann sich die Mutter keine Brillen leisten und der Vater stirbt.
Der Freund und Nachbar mit dem und dessen toter Frau Theo in seiner Jugend tanzen war und der früher trank, als Theo ihn unbedarft zum Schnapstrinken auffordert, ist die Frau entsetzt, erhängt sich und Theo schafft es nicht, den Pfarrer zu einem christlichen Begräbnis zu überreden.
So begräbt er ihm am Hof. Darf man das überhaupt? Die Frau fährt immer öfter in die Stadt, ob zu ihren Bekannten oder zu einer Abteibung ist nicht ganz klar. Sie antwortet nur einmal nach der Rückkehr, als Theo sie fragt, ob ihr morgens noch schlecht sei „Jetzt nicht mehr!“
Am Ende verschwindet Theo, der für Schnaps und Zigaretten doch Geld zu haben scheint, mit beiden im Wald und wir haben ein beklemmendes Stück Literatur, eines sehr jungen Mannes gelesen, das die Literaturkritik glaube ich auch ein bißchen in Verlegenheit brachte, das Arnold Stadler, aber als „großes Glück“, am Buchrücken beschreibt.
Ein sehr bedächtiger, erster Roman, mit schönen, sehr genauen Beschreibungen, die immer wieder nicht in die Zeit zu passen scheinen, denn die Knechte, die gar nicht mehr so heißen, tragen, glaube ich, keine rotkarierten Bündeln mit sich herum und auch am Land ist man wahrscheinlich schon mit dem Auto gefahren, wenn die Städterin Sommerkleider mit schmalen Trägern und schöne Stiefeln trägt, der 2008, für einen jungen Autor ungewöhnlich, gleich bei Hoffmann und Campe erschienen ist.
Bei einer literarischen Soiree habe ich das erste Mal von ihm, der hoch gelobt und vielleicht auch ein bißchen berätselt wurde, gehört. Ich war auch bei einigen Lesungen.
„Wiedersehen in Fiumicino“, das dritte Buch, habe ich gelesen. Dazwischen erschien „Magdalenenberg“ und jetzt „Roter Flieder“.
Alle vier Bücher bei Hoffman und Campe. Das letzte Mal habe ich Reinhard Kaiser-Mühlecker, glaube ich, in der „Aten Schmiede“ bei einer Lesung, wo er Wolfgang Hermann moderierte, gesehen. Kurt Neuman fragte ihn da nach dem neuen Roman, der inzwischen erschienen sein dürfte.
Ein interessanter literarischer Erstling, den ich da bei „Thalia“ in der Abverkaufskiste gefunden habe und eine interessante literarische Karriere, die Reinhard Kaiser-Mühlecker da gelungen ist, der sein Schreiben inzwischen auch verändert hat und neuzeitlicher geworden ist.
2013-07-12
Kristin Lavranstochter
„Kristin Lavranstochter“, die historische Trilogie der norwegischen Nobelpreisträgerin von 1928, Sigrid Undset, befand sich in Büchergilde Gutenberg Ausgaben im Bücherschrank meiner Eltern und steht seit vorigem Jahr auf meiner Leseliste. Das heißt zwei Bände, in denen die drei Teile „Der Kranz“, „Die Frau“ und „Das Kreuz“ enthalten sind, so daß ich zuerst glaubte, den dritten Teil nicht zu besitzen und im Bücherschrank nach einer Gesamtausgabe griff, die ich jetzt wieder zurückgeben kann, da ich beim Lesen daraufgekommen bin, ohnehin alles zu haben.
Von Sigrid Undset habe ich schon vorigen Sommer einer ihrer Gegenwarts- und Frauenromane „Das getreue Eheweib“ gelesen. Sie ist 1949 gestorben und jetzt beginne ich meine Sommerfrische mit dem Dreiteiler, der überall hochgelobt wird, inzwischen aber vergriffen ist, sie hat den Nobelpreis, glaube ich, dafür bekommen.
Eine historische Romantrilogie, die im vierzehnten Jahrhundert in Norwegen spielt.
„Der Kranz“ behandelt Kristins Kindheit, die mit ihrer Mutter und ihrem Vater auf einem Bauernhof aufwächst. Später wird noch die kleine Schwester Ulvhild geboren, die der Mutter fast lieber ist, die erleidet einen Unfall, so daß sie gelähmt zu bleiben scheint.
Kristin wird mit fünfzehn Jahren mit dem, um fünf Jahren älteren Simon Andressohn verlobt, scheint sich aber in Arne, der zum Hofgesinde gehört, zu verlieben und der Priester Bentein verliebt sich auch in sie, so daß er Arne ermordet und seine Mutter breitet schlechte Gerüchte über Kristin aus, so daß der Vater sie vorerst für ein Jahr in ein Kloster nach Oslo gibt.
In diesem Kloster, in dem es sehr freizügig zuzugehen scheint, lernt sie bei einem Einkauf in der Stadt in die sie mit einer Freundin aufbricht und wieder von Männer überfallen wird, den Ritter Erlend Nikulaussohn kennen, dem sie sehr nahe kommt, so daß sie Simon bittet sie freizugeben. Der Vater will sie ihm aber nicht zur Frau geben, weil Erlend mit Eline Ormstochter schon eine Frau und Kinder hat. So schickt er Frau Aashild, die seine Muhme und eine Art Hexe oder weise Frau ist zu Kristin, zum sie zu entführen. Die ist auch bereit dazu, in Frau Aashild Hof taucht aber Eline auf, die nun von ihrem Mann Sigurd verwitwet und von Erlends Verwalter schwanger zu sein scheint, will von Erlend, daß er sie heiratet, weil er ihr das versprochen hat und Kristin willsie zwingen zwingen, Gift zu trinken, Erlend will es ihr aber in den Mund schütten, so daß sie sich schließlich selbst ersticht.
Erlend reitet mit der Leiche davon, um sie beerdigen zu lassen, Kristin kehrt vorerst zu ihrem Vater zurück, wo ihre Schwester stirbt und als Erlend einen Brautwerber mit einem Brautvertrag schickt, ist der Vater einverstanden und es kommt zu einer Hochzeit der inzwischen achtzehn-oder neunzehnjährigen mit dem viel älteren Mann.
Im zweiten Teil „Die Frau“, der Sigrid Undsets Vater Ingvald gewidmet ist, wird im ersten Kapitel „Die Frucht der Sünde“ geboren. Kristin empfindet Schuldgefühle, daß sie ihre Unschuld schon verloren hat und traut sich Erlend von der Schwagerschaft auch nichts zu sagen. Es kommt sehr schön heraus, daß man im vierzehnten Jahrhundert, als es noch keine Schwangerschaftsuntersuchungen und keine Mutter-Kind-Päße gab, mit der Schwangerschaft recht alleine war.
Kristin kennt alles nur vom Hörensagen, wann sich das Kind zu bewegen beginnt beispielsweise und hat Sorge, als es das nicht rechtzeitig tut. Zur Geburt kommen dann die Frauen von den anderen Höfen, als Wehenmütter und als das Kind nicht so recht herauswill, wird Kristin Erlend auf den Schoß gesetzt, weil es eine Sage gibt, daß man das bei „geheim empfangenen Kindern“ so machen soll.
Naakve wird dann doch geboren und noch vier andere Söhne. Erlend hat schon zwei andere Kinder von seiner „Buhle“, um die er sich kümmert. Mit Orm versteht sich Kristin gut, der Vater hat mit ihm Schwierigkeiten, weil er eher schwächlich ist. Mit Margret, der Tochter tut sich wieder Kristrin schwer. Ansonsten versucht sie den eher verlotterterten Hof in Schwung zu bringen, während Erlend sehr damit beschäftigt ist, gegen die Russen, die Dänen, etc in Krieg zu ziehen.
Kristin kommt erst acht Jahre nach ihrer Hochzeit mit ihren Söhnen und den Dienstleuten nach Jörundhof zurück, als ihre jüngste Schwester Simon heiratet, der von seiner ersten Frau verwitwet ist. Dann stirbt auch noch der Vater, zu dem Kristin eine sehr gute Beziehung hatte.
Im dritten Kapitel wird zuerst Erlend von der Inquisition verhört, weil er einen Bauern laufen ließ, der jemanden erschlug, der seine Frau „Hexe“ nannte, dann erwischt er einen Mann im Bett seiner Tochter, schlägt selber zu und verheiratet diese. Kristin bekommt indessen noch zwei Söhne, obwohl sich Erlend eine Tochter wünscht und zwischen den Eheleuten kommt es immer wieder zum Streit, so daß Erlend sie mit Frau Sunniva betrügt. Er beendet aber sehr bald das Verhältnis, so daß Sunniva seine politischen Pläne verrät und Erlend gefangengenommen und gefoltert wird. Simon nimmt sich Kristin und ihrer Söhne an und am Ende von Band zwei kommt Erlend frei und das Ehepaar wieder zusammen.
Im dritten Teil „Das Kreuz“ kehren sie nach Jörundhof zurück, der inzwischen Kristin gehört, da Erlend seine Besitztümer verloren hat. Kristin hat kein Problem damit, sie geht, ähnlich die bei Haushofers „Wand“ im Sommer mit den jüngeren Söhnen auf die Alm, kümmert sich um Simons Kinder und die Hofleute, während Erlend sich mit Simon zerstreitet und auch auf eine einsame Waldhüte hinaufzieht. Als Kristin ihn dort besucht, um ihm eine Botschaft des sterbenden Simons zu überbringen, wird sie erneut schwanger, sie will aber nicht auf die Hütte hinauf und Erlend nicht in den Hof hinunterziehen, so daß es zu Gerüchten kommt, daß der neunte Sohn nicht von Erlend, sondern vom Verwalter ist. Erlend, der nun doch erscheint, um seine Frau zu verteidigen, kommt dabei zu Tode, so daß es Kristin mit ihren Söhnen, das neunte Kind ist kurz nach seiner Geburt gestorben, zurückbleibt und ins Kloster geht, wo sie dann stirbt.
Ein sehr starkes Buch, das mit seinen eindrucksvollen Naturschilderungen, das Leben im vierzehnten Jahrhundert recht gut wiedergibt. Kristin wird sehr selbstbewußt geschildert.
Die drei Bände sind mit ihren eintausendfünfhundert Seiten aber sehr langatmig und damit für unsere Begriffe, wo ja alles schnell gehen und auf Spannung ausgehen muß, schwer zu lesen.
Sigrid Undset widerholt sehr viel, gibt auch scheinbar unwichtige Details, wie die Art der Kleidung wieder und das Buch, das auf der einen Seite sehr freizügig und auch sehr erotisch ist, kaut die Schuldgefühle und Moralvorstellungen Kristins, die sich nicht verzeihen kann, sich als junges Mädchen unverheiratet Erlend hingegeben zu haben, weshalb die beiden auch nicht zusammenfinden konnten, obwohl sie sich ja liebten, für heutige Begriffe fast unverständlich immer wieder.
Das dürfte vielleicht mit Sigrid Undsets Bekehrung zum Katholizismus zu tun haben, wie ich aus dem Nachwort des anderen Buches weiß, daß ich jetzt in die Telefonzelle beim Viehofner See tragen werde.
2013-07-11
Das schöne kleine Stadtschreiberbuch
Vor einiger Zeit habe ich einen ganz besonderen Fund im „Wortschatz“ gemacht. Ein kleines graugrünes Heftchen, das am Cover eine weiße Rose hatte, lag darin.
„Schreib war! Lies was ! Welttag es Buches An Freunde denken Bücher schenken“ stand noch darauf und ich war etwas verwirrt, denn die Anthologie des Hauptverbandes „Erlesenes Weinviertel“, habe ich schon auf meiner unendlichen Leseliste und die sieht auch etwas anders aus.
Es ist auch weniger ein Buch zum Lesen, sondern eher eines zum Schreiben. Ein Notizbuch zum Welttag des Buches mit „26 Begriffen in 26 Schriften aus der Welt des Buches“ .
Links gibts immer einen schönen Spruch, der die Welt der Bücher von „Alphabet“ bis zum „Zitat“ erklärt, „Buchhandlung“ „Copyright“, „Druckfehler“, „Eselsohr“,“Fußnote“, „Gutenberg“, „Hieroglyphen“, „ISBN“, „Jugendliteratur“, „Kafkaesk“, „Lesen“, „Muse“, „Non-Book“, was auch dieses Büchlein ist, „Originalität“, „Papier“, „QR-Code“, „Reim“, „Seite“, „Titel“, „Unterhaltung“ „VLB“,“Wort“ „Xenie und „Ypsilon“ kommen auch noch vor. Rechts ist die Seite leer, beziehungsweise ist „Schreib was!“ in verschiedenen Schriften daraufgeschrieben und das ist eine Aufforderung an mich.
Bin ich ja immer auf der Suche nach einem schönen kleinen oder großen Notizbuch und für die Schreibwerkstatt in die ich mich auch heuer wieder in der Sommerfrische begeben will, kann und soll es etwas ganz Besonderes sein.
Ein kleines Büchlein, das ich mir auf meinen Radfahrten in den Rucksack stecken und mitnehmen kann, wenn ich mir Notizen mache. Da gibt es ja ein großes Gelbes, in das habe ich mir, glaube ich, schon den Plot und die Szenen für die letzten drei Bücher notiert. Das habe ich auch nach Harland mitgenommen. Aber die Schreibstudien, egal ob es jetzt die fünf Marathontage sind, die ich am liebsten im September mache, um in mein „Dreizehn Kapitel Buch“ hineinzukommen oder die Stadtschreibernotzen sollen etwas ganz Besonderes sein.
Zwar bin ich nicht ganz sicher, ob es mir gelingen wird aus den eher kleinen sechsundzwanzig leeren Seite Ende August ein richtiges St. Pöltner Stadtschreiberbuch gemacht zu haben, nehme es mir aber vor.
Sechsundzwanzig Skizzen von A wie „Anfang“ bis Z….?, das Alphabetharium einer Stadtschreiberin und dazwischen kann ich am See, auf der Ochsenburg, an der Traisen oder wo auch immer die schönen Sprüchlein aus der Welt der Bücher in den sechsundzwanzig Schriften lesen und am Schluß gibts auf den neun freien letzten Seiten noch eine Stadtschreibergeschichte dazu.
Die Wirtschaftskammer Wien ist der Herausgeber dieser nicht so bekannten Gabe zum Welttag des Buches. Ich würde auch nicht wissen, wo man das Büchlein bekommen hätte, gebe es nicht den offenen Bücherschrank, in die es eine freundliche Seele legte und ich suche ja immer ein schönes Heft zum Schreiben.
Ein Impressum hat das Ganz natürlich auch. Der Herausgeber ist die Fachgruppe Buch und Medienschaft. Der Sonderzahlverleger Dieter Bandhauer steht auch darin und da habe ich auch gleich die Assoziation zu den schönsten Büchern, die ja am 22. April präsentiert wurden.
Wäre schön wenn das St. Pöltner Stadtschreiberbüchlein auch so ein Buch werden könnten. Mal sehen, die ersten Texte über das Sitzen auf einer Bank neben dem Steg bei Ratzersdorf und die Bücherfunde im offenen Bücherchrank St. Pöltens, der Telephonzelle vis a vis der „Seedose“, zu der ich mich jetzt doch getraut habe, dann das was ich auf der „Schubertburg“, in „Wilhelmsburg“ und in der Landeshauptstadt erlebte, sind schon geschrieben.
2013-07-10
Die Reise mit Paula
Nun kommt die Besprechung des Buches, das ich, als besser lesbar auf die Teichalm mitgenommen habe, dann ungelesen zurückbrachte, die „Feuerlinie“ gelesen, „Die Wand“ und „Entweder Olga“ vorgezogen, denn Geschichten kann ich ja an meinen Praxistagen lesen und kurz besprechen, bevor ich in die Sommerfrische fahre und zu der Demonstrationsveranstaltung der Psychotherapeuten gegen das Psychologengesetz am 26. vor dem Maria Theresia Dendenkmal hat es auch gut gepasst, denn der 1931 in Washingthon D.C. geborene Irvin D.Yalom ist ein schreibender Psychiater und in Berührung bin ich mit ihm vor ein paar Jahren gekommen, als die Stadt Wien „Und Nietzsche weinte“ für die „Stadt ein Buch Aktion auswählte“, ich mir das Buch bei der Buch-Wien holte und mich bei der anschließenden Lesung wunderte, wie sehr der freundliche ältere Herr von seinen Leibwächtern umgeben war.
Das Buch beschreibt eine Therapie Nietzsches bei Josef Breuer, interessant habe ich mir gedacht, als ich es gelesen habe, vielleicht ein wenig weitschweifend!
„Und Nietzsche ist es nicht!“, hat Robert Eglhofer in etwa gesagt. Dann habe ich noch „Die Schoppenhauerkur“ gefunden, bzw. bei diesem Flohmarkt in Stattersdorf oder auch bei einem „Thalia-Abverkauf“ bekommen.
„Die Reise mit Paula“, sechs „Fallgeschichten“, lagen im Bücherschrank und als ich mich vorher bei Amazon erkundigt habe, habe ich festgestellt, daß die Leute es als sein bestes Buch bezeichnen.
Fallgeschichten eines schreibenden Psychoanalytikers sind sicher sehr interessant, Dr. Yalom geht auch erstaunlich offen und augenzwinkernd mit seinen Fehlern und Schwächen um.
Bei der Danksagung wird an die Lektorin gedacht „die mich wie schon bei so vielen anderen Büchern auch diesmal gnadenlos dazu gedrängt hat, beim Schreiben das Beste aus mir herauszuholen.“
Nun ja, das fehlt mir vielleicht ein bißchen. Fallgeschichten und Gruppentherapien gibts bei mir wohl auch zu finden und von der Psychoanalyse verstehe ich nicht so viel, obwohl ich irgendwie ein bißchen in der Berggasse sozialisiert wurde und in den Siebzigerjahren bei den Strotzka-Vorlesungen war.
„Mama und der Sinn des Lebens“ ist die erste Geschichte.
Die Mutter ist zehn Jahre tot, vorher hat sie in einem Altersheim gewohnt, mit den Büchern des Sohnes neben sich am Tischchen und auf den Knien, die sie nicht lesen konnte, weil Mama blind und auch noch Analphabetin war.
Der berühmte Sohn träumt nun jede Nacht von ihr und fragt und sich ob sie zufrieden ist? Die beiden werfen sich ihre Fehler vor, der Sohn erklärt ihr, daß sie ihn loslassen soll und hat am Ende doch nur wieder Mamas Strategien übernommen.
In der Titelgeschichte geht es um Paula und um eine Gruppe mit sterbenden Patienten, das hat es in den Siebzigerjahren noch nicht gegeben. Dr. Yalom gründet eine 1973 mit Paula, einer unheilbaren Krebspatientin. Das heißt er führt zuerst Gespräche mit ihr. Sie ist ein Bündel an Agilität, irgendwo wird die Frage gestellt, die ich mir auch immer stelle, wieso es eine erst Krebsdiagnose braucht, um seine Aktivität zu finden und regt ihn zu der Gruppe an.
Die wird ein Erfolg, Dr. Yalom ist der Leiter, aber die Energie kommt von Paula, sie bringt Kerzen mit und regt zu Meditationen an und Dr. Yalom kommt auf die Idee, um Forschungsgelder anzusuchen und das Ganze evaluieren zu lassen. Das bringt ihn in Konflikt mit Paula, die die Gruppe verläßt, er hat, neben all seiner anderen Tätigkeiten zu wenig Zeit sich um sie und ihre Probleme zu kümmern, so daß er erst Jahre später von ihrem Sohn von ihrem Tod erfährt.
In „Trost aus dem Süden“ geht es auch um eine Gruppentherapie, diesmal in einem psychiatrischen Krankenhaus, die Yalom einmal in der Woche leitet, bzw. den Assistenzärzten vorführen soll, wie man eine solche macht. Er radelt dazu von seinem Sprechzimmer in die Klinik hinüber, denkt über die Schwächen und Schwierigkeiten einer solchen Therapie nach, welche Patienten werden zugelassen und übt Kritik an Ronald Reagan, der plötzlich alle für gesund erklärte, so daß die Patienten wieder in ihre schädigenden, sie krankmachenden Umgebungen zurückmußten.
In der Gruppe hat er sehr schwierige Patieten, depressive, die nach mißglückten Suiziden in Rollstühlen sitzen, abgemagerte, zwangsernährte anorektische Mädchen, Psychotiker, etc und versucht ihnen ein Stück Lebensqualität zurückzugeben. Die eigenen Unzulänglichkeiten und Schuldgefühle nicht das Beste aus sich herausgeholt zu haben, kommt natürlich auch dabei vor.
In „Sieben Lektionen zur Bewältigung von Leid“ gehts um Trauertherapie. Da wird der Psychiater von einem Freund angerufen, ein anderer Freund ist an Krebs erkrankt und nun will dessen Frau zu Dr. Yalom zur Bewältigungsanalyse. Das ist nun schon mal ein Kunstfehler, der dachte ich, bei den Analytikern viel wichtiger als Beispielsweise bei den Verhaltenstherapeuten zählt. Dr. Yalom therapiert trotzdem und geht in mehreren Jahren mit seiner Patientin, einer Chirurgin, alle Trauerstadien durch. Daß er von Kübler-Ross nicht viel hält, ist schon im vorigen Kapitel angeklungen. Jetzt erzählt Irene ihm ihre Träume, sie hat Angst vor Verlusten, deshalb sieht sie ihren Psychiater auch nicht in die Augen, hat sie doch als junges Mädchen ihren Bruder verloren. Jack soll nicht sterben, er tut es natürlich und auch noch ihr Vater und die Mutter erkrankt an Alzheimer, während ihr Psychiater so unverwüstlich gesund wirkt. Darf jemand, der keinen Verlust an sich selbst erlebte, überhaupt Trauerarbeit leisten, lautet eine weitere frage, die Dr. Yalom mit einem „Natürlich, denn ein Schizophrener wird ja auch nicht von einem Schizophrenen behandelt“, beantwortet. Dann stirbt ihm aber der Schwager weg. Irene wird trotzdem immer depressiver, scheint nicht loslassen und sich einen neuen Mann suchen zu können, sondern läßt alles wie es ist, Jacks Schreibtisch bleibt unberührt, sie starrt aus dem Fenster, der Psychiater wird ungeduldig, das muß doch schneller gehen und schlägt Irene Medikamente vor. Da bringt sie ihm ein Brodsky-Gedicht als Metapher und schließlich, noch ein paar Jahre und hunderte Analysestunden später, stellt sie ihm einen Kevin vpor.
„Nimm dich in Acht“, denkt sich Dr. Yalom dann. „Pass ja gut auf sie auf. Und wehe dir, wenn du stirbst!“
„Doppelbelichtung“ gibt wieder augenzwinkernd Einblick in den Analysebetrieb. Diesmal ist ein Dr. Lash der Protagonist. Myrna kommt zu ihm, weil sie Beziehungsschwierigkeiten hat und ist mit der Therapie eigentlich unzufireden und der Anlytiker ist es auch ein bißchen. Er nimmt die Gespräche aber immer auf Tonband auf und gibt sie seiner Analysantin mit, damit sie sie sich nochmals anhören kann. Einmal passiert ein Lapsus. Der Analytiker dreht nicht ab, so daß Myrna seine Aufzeichnungen über den Fall „Myrna“ mitbekommt, die er sich für eine Gegenübertragungsgruppe macht. Da hört sie dann etwas, das sie ih langweilt und daß der Analytiker gerne auf ihre Titten starrt und das, was eigentlich ein Kunstfehler ist, rettet die Therapie. Myrna wird wütend, denkt sich „Na, den Kerl lass ich jetzt für mein Geld arbeiten!“ und ein paar Monate später, stellt sie Gedichte auf eine Internetplattform und eine neue Beziehung wird sie demnächst wahrscheinlich auch beginnen.
In der letzten Geschichte „Der ungarische Katzenfluch“, wird wieder, wie Yalom in seinem Nachwort meint, die Fiction mit den Therapieerlebnissen durcheinandergewürfelt. Der Protagonist erneut Ernest Lash macht Fehler um Fehler, um über sich hinauszuwachsen und therapiert am Ende eine Katze, um herauszufinden, was man mit langweiligen Patienten macht und wie man mit Therapiebeendigungen umzugehen hat.
Ein Schwarzer aus Trinidad, der in England auf Elitecolleges studierte, will das nach der vierten Stunde tun, begonnen hat er, nach einem Alptraum, als er in Panik in eine Notklinik gelaufen ist und Ernest bringt ihm durch seine Frage nach dem Frühstück vom Vortag dazu, vorläufig zu bleiben. Denn am Vortag hat er, der Langeweiler, in einem Cafe eine tolle Frau getroffen, die ihm am Abend in ihrem Haus Schwammerln gekocht hat, danach erwachte er von einer Katze gejagt, stand bis zu den Schenkeln in einer Säure und rannte von Artemis davon. Das erweckt wieder Ernests Gefühle, sowas kann man einer Frau nach einer tollen Liebesnacht nicht anzutun! So kauft er sich Thomas Mann „Erwählter“ und quält den armen Mister Halston so lang, bis der ihm den Namen des Cafes verrät. Das sich die vegane Artemis für deutsche Literatur interessiert, hat er schon vorher aus ihm herausgebracht. Das Spiel widerholt sich, Artemis kocht wieder Schwammerln, jetzt hat Lash den Alptraum und rennt davon. Er kommt aber wieder und Artemis ist gar nicht so erstaunt, wie er dachte, sondern liest ihm den Brief ihrer Großmutter vor. Die hat in Budapest anno 1931 einen Kater in die Donau versenkt und wurde von ihm verflucht, daß fortan sie und ihre Kindes-und Kindestöchter von der Liebe jejagt und von den Männern verlassen werden. Dr. Lash gibt nicht auf. Er bringt vietnamesisches Essen, statt der Schwammerln, therapiert den Kater, wünscht ihm ein gutes Leben und kann fortan ein solches bei Artemis haben. Mister Hash hat die Therapie inzwischen endgültig abgebrochen.
Ein spannendes Buch, das ich in einigen Tranchen gelesen habe und das auch einer Verhaltenstherapeutin gefallen kann. Ich würde mich auch dem Urteil der anderen Leser anschließen und es für das beste zu halten, das ich bisher von Irvin D. Yalom gelesen habe.