Literaturgefluester

2013-08-16

Der Augensammler

Filed under: Uncategorized — jancak @ 16:08

Jetzt kommt ein Buch, das auch nicht auf den dBp-Listen steht, obwohl es spannend ist, eine große Auflage hat und es die Leser gerne lesen. Sebastian Fitzkes 2010, erschienener „Augensammler“, war auch am Mittwoch beim „Libro“ in Traisen in der Originalpreis-TB-Kiste zu finden, obwohl ich mein Buch aus dem offenen Bücherschrank habe, da hat es ein Dieter Sch. mit Dezember 2011 vermerkt.
Es ist nicht mein erster Sebastian Fitzek, in den Schränken findet man ja viele Krimis und Thriller, die offenbar gerne nach dem Lesen wieder hergegeben werden. So habe ich schon „Amokspiel“ und „Die Therapie“ gefunden und vor kurzem auch den „Seelenbrecher“, der demnächst folgt.
Bevor ich „Amokspiel“ gelesen habe, habe ich den Autor 2007 damit auf der letzten Buchwoche gehört und war sehr beeindruckt, denn Sebastian Fitzek ist ja ein Musterbeispiel an spannender Dramaturgie. So auch beim „Augensammler“, der ähnlich wie Anna Weidenholzers „Fische“ von hinten beginnt und der Autor, der auch im Netz durch seine Seiten und seine Kommunikation mit den Lesern glänzt, so verlost er beispielsweise Wohnzimmerlesungen, gibt auf der ersten Seite auch einen sachdienlichen Hinweis, daß man das Buch, weil es mit dem „Epilog“ und mit Seite „439“ beginnt, nicht einfach zurückgeben kann.
„Da müssen Sie sich schon eine andere Ausrede einfallen lassen“, schreibt er launig, obwohl Alexander Zorbach, der Protagonist und Ich-Erzähler, in seinem „Epilog“ auf der ersten Seiten mit der Nummer vierhundertneunddreißig schreibt „Lesen Sie nicht weiter!“
Sebastian Fitzek meint in seiner Anmerkung auch, daß man am Schluß verstehen würde, warum das Buch mit dem Schluß beginnt. So ganz habe ich es nicht verstanden oder doch, das Leben geht weiter, die Geburt ist der Anfang vom Ende, natürlich und ich glaube, das ist nicht nur für Zyniker so, sondern ganz ernstgemeint, wie irgendwo auch steht.
Und wie meistens bei Sebastian Fitzek beginnt es sehr ausschweifend. Der Beginn oder das Ende, ist die Stelle, wie der Polizist Alexander Zorbach, auf einer Brücke steht und einer geistesgestörten Frau, die ein Kind entführte, dieses wieder abhandeln soll, weil es an einer unheilbaren Krankheit leidet und dringend in ärztlicher Behandlung gehört. Er verliert die Nerven, erschießt die Frau und verliert in weiterer Folge seinen Job, ist zu Beginn des Buches also Polizeireporter und seine Ehe soll auch geschieden werden. Er hat einen elfjährigen Sohn namens Julian, der bei der Mutter lebt, den er sehr liebt, aber leider keine Zeit für ihn, er begleitet ihn aber in Szene zwei in ein Krankenhaus, wo er seine Spielsachen hergeben soll, damit er an seinem elften Geburtstag wieder Platz für neue hat. Als er dem Sohn ein Cola kaufen will, was dessen esoterische Mutter nicht gefallen würde, merkt er, seine Brieftasche fehlt. Er verläßt das Krankenhaus, um sie zu suchen und das Spiel beginnt. Denn jetzt hört er den Polizeifunk ab, zieht sich einen Schutzanzug an und fährt zu einem Haus, wo der „Augensammler“ ein Spieler, der Frauen mordet, die Kinder entführt und den Vätern genau fünfundvierzig Stunden und sieben Minuten Zeit gibt, sie wiederzufinden, bevor sie sterben, tätig war und gerät, weil seine Brieftasche dort gefunden wird, in Tatverdacht.
So fährt er in ein Bootshaus, um sich zu verstecken, dort wartet eine blinde Physiotherapeutin auf ihn, die ihm erzählt, der Augensammler war in ihrer Praxis und wenn sie ihm massiert, kann sie in die Vergangenheit sehen. So beginnen die beiden den Augensammler zu jagen und allmählich geraten wir in den Sog des Buchs.
So erklärt ein gelähmter Polizeipsychologe genau die Psyche des Täters, er ist eigentlich kein Sammler, sondern ein Rächer, denn die entführten Kinder waren meist nicht, die ihrer Väter. Die Mütter haben ihre Männer betrogen, deshalb müssen sie sterben und die Väter suchen dann nicht richtig und außerdem sticht der Augensammler auch noch das linke Auge aus, um darauf, wie in der griechischen Sagen, hinzuweisen. Alex Zorbach hatte in einem Swingerclub Charlie kennengelernt und erkennt jetzt, sie ist die tote Mutter des neunjährigen Toby, der in einem Sack und dann noch in einer Kiste steckt und Zorbach hat auch noch ein anderes Problem, nämlich eine Mutter mit Wachkoma, die eigentlich sterben will, aber Zorbach traut sich jetzt nicht mehr den Ärzten zu sagen, daß sie die Geräte abstellen sollen.
Sebastian Fitzek behandelt mit all seiner Spannung also wieder sehr brisante Themen, führt sehr behutsam in die Welt der Blinden ein und in die der Pflegeheime mit den überforderten Pflegerinnen und der Augensammler führt den Ex-Polizisten weiter an der Leine vor sich her, nämlich zu einem schon sehr weihnachtlich geschmückten Haus, wo „Dschigle Bells“ auf einer Schleife abgespult wird und plötzlich steht dann noch da „Der Schlüssel liegt im Trog benütz ihm du bist tot“.
Alexander nimmt den Schlüßel natürlich, geht in den Keller, wo eine Frau in einem Plastiksack eingeschweißt liegt und bekommt dort den Auftrag, er soll ihre Geräte abstellen, sonst bekommt er keine Luft mehr, er kann das auch nicht, wird aber befreit und es stellt sich heraus, die Frau war eine Krankenschwester, die ihre Patienten vernachläßigt hat.
Der Täter ist also ein Rächer und die Polizei hält immer noch Zorbach dafür, so daß er gefoltert wird und uns Sebastian Fitzek auf vierhundert spannenden Seiten vom Anfang bis zum Ende oder von dort zum Anfang führt.
Denn Julian hat ja seinen elften Geburtstag und wünscht sich, daß der Papi dazu kommt, der verspricht es auch, steht, aber in der Fabrik, wo der kleine Tobias nur mehr ein paar Minuten hat, bevor er erstickt oder ertrinkt, also kann er nicht so einfach weg und schickt nur den Assistenten mit seiner Uhr zu ihm, um dann, nachdem Tobias und seine Schwester gerettet sind, vor seiner toten Frau zu stehen und nun wieder ein Ultimatium von fünfundvierzig Stunden und sieben Minuten hat, Julian zu finden….
Der Täter schickt dann auch noch, um es besonders spannend zu machen, ein paar E-Mails an die Zeitung, wo er seine Motive erklärt. Er hat sich als Kind mit seinem kleinen Bruder, dem das linke Auge fehlte, in einer Tiefkühltruhe versteckt, um den „Liebestest“ zu machen, ob ihn die Eltern, in diesen Fall der Vater rechtzeitig finden wird? Der ging aber lieber mit seinen Freunden saufen, so daß der kleine Bruder nach fünfundvierzig Stunden und sieben Minuten erstickte und wir haben das Motiv.
Am Schluß gibt es eine Danksagung des Autor und ein Plädoyer sich für die Welt der Blinden zu interessieren und weil das Sebastian Fitzek so intensiv getan hat, gibts gleich einen weiteren Thriller mit der blinden Physiotherapeutin Alina Gregoriev und Alexander Zorbach, namens „Der Augenjäger“, 2011 erschienen und eine Lesprobe im Anhang, aber noch habe ich „Den Seelenbrecher“ zu lesen und am Schluß des Buches natürlich wieder die Frage, was das Motiv ist, sich so schlimme Sachen auszudenken und warum man es und da muß ich mich natürlich selber an der Nase nehmen, dann so gerne liest?
Denn eigentlich könnte man auf die Welt der Blinden ja auch auf eine viel wenigere grausliche Weise hinweisen, die dann aber natürlich nicht so spannend ist….

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