Da ich ja noch eine gute Woche Zeit für meine Stadtschreiberberichte habe, bin ich heute Nachmittag wieder mit dem Rad bis zur Traisenbrücke gefahren, von der ich zur Wienerstraße komme. Der Dreck von der Freqency war zum größten Teil schon weggeräumt. Es lagen aber noch die blauen Müllsäcke herum und ein paar Zelte und übergebliebene Sesseln waren auch zu sehen. Danach die Linzer Straße hinunter und die Brücke über den Alpenbahnhof hinauf bis man zum Stadtwald kommt. Das bin ich mit dem Stadtplan in der Hand und einigen Nachfragen ja schon vor vier Jahren gegangen, als ich auch schon Sommerfrische-Stadtrecherchen machte und den Residenzverlag suchte, den ich beinahe nicht gefunden habe und schon bei der Müllabfuhr angekommen war, bis ich das NÖ-Pressehaus entdeckte. Der damalige Leiter Herwig Bitsche hat mir dann einen Kommentar geschrieben und mich eingeladen, doch das nächste Mal hinaufzukommen, was ich das Jahr darauf auch machte.
Herwig Bitsche hat den „Residenz-Verlag“ inzwischen verlassen, ich beziehe aber regelmäßig „Residenz-Bücher“ und bekomme auch die Frühjahrs- und Herbstvorschauen, so daß ich mir immer etwas aussuchen kann und da gibt es sehr viel Interessantes. Gerade habe ich zwei Herbstneuerscheinungen besprochen und ein drittes wartet in Wien noch auf dem Badezimmerstoß auf mich, so daß ich mir dachte, daß ich nachdem mein heuriger Sommerfrische-Sommer in die Endphase müdet und ich, da das Rohkonzept der „Dreizehn Kapiteln“ auch schon fertig ist, mich wieder an ein paar Stastschreiberartikeln machen kann.
Und ich wollte ja wieder einmal zum „Residenz-Verlag“ hinaufwandern, beziehungsweise ein bißchen in den vielen Büchern schmökern, die ich in den letzten Jahren gelesen habe und darüber schreiben, denn der „Residenz-Verlag“, der mich ja in den Siebzigerjahren, als ich zu schreiben begann und regelmäßig meine Texte nach Salzburg zu Jochen Jung schickte und von dort wieder zurückbekam, war und ist ja sehr wichtig für mich.
In den Siebzigerjahren war er der österreichische Verlag, der Handke, Bernhard, Frischmuth, Schutting Jonke, etc, druckte, bevor die Autoren so berühmt wurden, daß sie zu Suhrkamp etc abwanderten.
Dann kam die Krise so um die Jahrtausendwende. Jochen Jung wurde hinausgeschmissen und hat seinen „Jung und Jung Verlag“ gegründet, mit dem er inzwischen einen Buchpreis nach dem anderen gewinnt und ich gerade dabei bin herauszufinden, ob er es diesmal mit der Nellja Veremej oder der Dagmar Leupold schafft, wenn nicht vielleicht doch Clemens Meyer oder Thomas Glavinic gewinnt. Er schreibt auch selber und verlegt bei Haymon.
„Wolkenherz“ war vor einem Jahr das erste E-Buch, das ich gelesen habe und der „Residenz-Verlag“ dessen Krise Gerhard Ruiss einmal vor Jahren bei einer GV-der IG Autoren sehr bedauerte, hat sich inzwischen wieder gefangen, verlegt junge Autoren wie Milena Michiko Flasar, die dann zu Wagenbach abgewandert und den dritten Alpha-Literaturpreis gewann, von dem ich leider nicht hautnah berichten konnte. Dafür habe ich „Okasan, meine unbekannte Mutter“ im Februar als ich bei der GV-der IG Autoren war, im offenen Bücherschrank in der Zieglergasse gefunden und werde es demnächst lesen.
Als ich vor drei Jahren beim „Residenz-Verlag“ war, hat mir Herwig Bitsche Marketa Pilatovas „Wir müssen uns irgenwie ähnlich sein“ gegeben, die ich dann im vorigen November mit einem neuen Buch anläßlich der Buch-Wien im tschechischen Kulturinstitut hörte.
Bei der Buch-Wien 2010 hat mir Herwig Bitsche noch Angelika Reizters „unter uns“ und Dan Lungus „Wie man eine Frau vergißt“ gegeben. Also osteuropäische und junge österreichische Autoren und dabei gab es einige Neuentdeckungen wie Marjana Gaponekos „Annuschka Blume“, das ich mir im Februar beim „Morawa“ um zwei Euro kaufte oder Roman Marchels „Kickboxen mit Lu“, aber auch die bewährten „Residenz-Autoren“ wie Peter Henisch mit „Großes Finale für Novak“ oder Peter Rosei mit seiner „Geld“-bzw. „Madame Stern“-Trilogie, wo glaube ich, noch ein Band kommen soll. Da habe ich jetzt Michaela Falkner mit „Du blutest du blutest“ vergessen, die im Literaturhaus eine sehr eindrucksvolle Lesung hatte. Dabei hat es glaube ich Kognac und Schokoladekuchen gegeben und die Autorin, hat mir „Für das Literaturgeflüster“ in das Buch signiert und natürlich, um wieder zu den älteren Autoren zurückzukommen, die aber glaube ich, nicht im alten „Residenz“ verlegte, Evelyn Grill von der ich das „Antwerperner Testament“ und dieses Frühling den „Sohn des Knochenzählers“ gelesen habe.
Im Vorjahr ist ein neues Buch von Kurt Palm herausgekommen „Der Besucher“ und eines von Manfred Wieninger, mit dem er, wie ich der heurigen Residenz-Vorschau entnahm, den Theodor Kramer-Preis gewonnen hat. Konstantin Kaiser hat das aber, glaube ich, noch nicht bekanntgegeben. Ja und im vorigen Jahr ist auch noch der erste Roman einer sehr jungen Autorin, nämlich Anna Weidenholzers „Der Winter tut den Fischen gut“ herausgekommen, mit dem sie heuer für den Leipziger Buch-Preis nominiert wurde und im Oktober den Priessnitz-Preis bekommen wird.
Der „Residenz-Verlag“ hat es also wieder geschafft und ist in aller Munde, nur leider heuer nicht in Frankfurt für die Longlist nominiert. Das war er aber 2009 mit Clemens J. Setz „Frequenzen“, der ja inzwischen auch zur Suhrkamp abgewandert ist und jetzt habe ich vor kurzem Julian Schuttings neues Buch gelesen, das mich im Cover sehr an die alten Residenz-Bücher erinnert hat. Von Alois Brandtstädter soll noch ein Buch über einen historischen Kriminalfall Ende August erscheinen und da liegt ja noch das ganz alte „Zu Lsten der Briefträger“, 1974, in zweiter Auflage erschienen, auf meinen Harlander Bücherstapel und steht irgenwo auf meiner Leseliste.
Von Ilija Trojanov, von dem es vor kurzem eine Diogonal-Wiederholung in Ö1 gab, hat einen neuen Essay Band und von Barbara Frischmuth auch eine sehr alte „Residenz-Autorin“ von der ich einige sehr schöne Bücher in meinen Regalen habe, ist ein neuer Erzählband „Bindungen“ herausgekommen, von dem ich nicht ganz sicher bin, ob das nicht auch eine Neuauflage ist.
Spannend, spannend also, die alten oder auch die neuen „Residenz-Bücher“ zu lesen. Am besten ist wahrscheinlich eine Mischung und man kann auch die von „Jung und Jung“ dazu kombinieren und es war auch wieder spannend an den Rand von St. Pölten hinauszuwandern.
Wieder ein paar Kriecherln von dem Baum bei der Bushaltestelle einzusammeln und wieder das Schild, das „Betriebsfremden der Zutritt verboten ist,“, daß es, trotz Herwig Bitsches Einwand, noch immer gibt, zu lesen. Dann bin ich diesmal durch den Stadtwald zurückgewandert. Da fand ja einmal 2007 oder 2008 wahrscheinlich der Osterspaziergang der LitGEs statt und dann bin ich noch kurz in den „Thalia hineingegangen und habe nachgeschaut, was sich so auf den Bücherstapeln tut und ob es einen mit den Longlist-Büchern gibt.
Gab es nicht in dieser Art, aber einige davon sind wohl aufgelegen und Roman Marchels „Wir sind da“ und Julian Schuttings „Blickrichtungen“ habe ich auch entdeckt und dann habe ich heute, bzw. schon gestern noch eine andere interessante Entdeckung gemacht.
Gab es ja gestern in „Von Tag zu Tag“ eine Sendung über das Buchhändlersterben. Steglitz Mind hat da ja auch eine Serien, wo sie verschiedene Buchhändler interviewt, von der ich schon berichtet habe.
In Ö1 traten Anna Jeller von der berühmten Buchhandlung in der Margaretenstraße und Ulla Remmer von der Buchhandlung „Leo“ im ersten Bezirk, die ich nicht kenne, auf und stellten die Aktion „Ihr Buch hat ein Gesicht“, das Pendant zur Buy Local-Bewegung vor, bzw. gaben sie ihre Betrachtungen zum Sterben der kleinen Buchhandlungen ab. Was ja sehr interessant ist, da die Bücher durch die österreichische Buchpreisbindung, wenn sie nicht gerade abverkauft werden, überall das Gleiche kosten, die Leute inzwischen durch das Internet offenbar sehr gut informiert sind, also nicht mehr wirklich die kleine Buchhandlung brauchen, wo man das meiste auch bestellen muß.
Ich bin in Anschluß auf Anna Jellers Facebookseite gegangen und habe sie sehr interessant gefunden, wenn mir, ich kann es offenbar nicht lassen, auch zwei kleine Fehler aufgefallen sind. So ist Arno Geigers „Der alte König in seinem Exil“ glaube ich, kein Roman, sondern ein Bericht über seinen demenzkranken Vater und Zdenka Becker wohnt nicht in Wien, sondern in einem Stadteil von St. Pölten.
Aber sonst bekommt man auf dieser Seite wirklich sehr viele Informationen und kann sich auch durch die Bücherstapeln in der schönen alten Buchhandlung schauen, an der ich sehr oft vorübergehe, wenn ich von der „Alten Schmiede“ oder sonst vom ersten Bezirk komme.
Einmal habe ich am Abend gesehen, daß es da eine Veranstaltung gab, bin hineingegangen und hinausgeflogen, weil es offenbar eine private war. Ich gehe auch zum Kaufen nicht sehr oft hinein, der Alfred besorgt aber die Bücher, die er mir zu Weihnachten oder zum Geburtstag schenkt von ihr, so daß ich doch eine indirekte Stammkundin bin und die Geschichte, daß sie die Bücher für ihre Kunden vorsortiert, hat mich an ein Erlebnis erinnert, das ich mit cirka zwölf oder dreizehn Jahren hatte, als ich kurz Kundin bei den „Städtischen Büchereien“ war, nämlich, daß mir die Bibliothekarin dort einen zweiten Krimi verweigerte und mich mit einer Grillparzer-Gesamtausgabe nach Hause schickte.
So viel vielleicht zur Vorauswahl und zur Beratung, die ja die Domäne der Buchhändler ist. Es ist aber, denke ich, nicht so leicht zu entscheiden, was nun ein gutes Buch ist, wenn man an Michael Köhlmeiers Eröffnungsrede beim diesjährigen Bachmannpreis denkt, wo er an die Fauser-Lesung vor zig Jahren erinnert, wo Jörg Fauser bei den Juroren als kitschig und unliterarisch durchgefallen ist, weiß ich gar nicht, ob ich soviel Beratung des Buchhändlers, die ja eine subjektive sein wird, brauche. Aber natürlich sind die kleinen Buchhandlungen wichtig, auch wenn ich dort, weil mir die preisgebundenen Bücher zu teuer sind, nur aus den Abverkaufskisten kaufe und daher für die Händler kein gutes Geschäft bin.
Die Facebookseite ist aber wirklich zu empfehlen und ich werde mein literarisches Wissen, glaube ich, in nächster Zeit, auch von dort beziehen, jetzt in der Badewanne Leonie Swanns „Garou“ weiterlesen. Was wahrscheinlich auch nicht auf Anna Jellers Büchertisch kommt und mich dann an das Longlistenbuch von Nellja Veremej machen, das bei „Jung und Jung“ erschienen ist, bevor es zu Tanja Maljartschuks „Biographie eines zufälligen Wunders“ geht.
Anna Jellers derzeitiges Lieblingsbuch Uwe Timms „Vogelweide“ steht übrigens auch auf der Longlist des dBps.
Und eine Anekdote habe ich noch anzuführen. Im Vorjahr gab es ja bei einnem „Augustin-Flohmarkt“, wo offenbar einige Leseexemplare zu finden waren. Ich kaufte um zehn Euro unter anderen Lorenz Langenegger, der 2009 beim Bachmannpreis las und in dem Buch lag eine Karte von Jochen Jung an Anna Jeller.
2013-08-21
Spaziergang zum NÖ-Pressehaus und Anna Jellers Facebookseite
2013-08-19
Stadtschreibertext: Frequency
In die Stadt fahren. Von Harland nach St. Pölten am Samstag auf den Domplatz, um dort um zwölf den Alfred treffen und mit ihm ein Würstel essen. Eine Käsekrainer mit einem Achterl Wein und dann noch in der Tschibo-Kaffeebar eine Caffe Latte.
Beinahe jeden Samstag machten wir das diesen Sommer. Ich mit dem Rad in die Stadt hinein, der Alfred mit dem Auto, dem Korb und der Kühltasche, um Milch, Joghurt, Marillen, Fleisch, Fisch und vieles mehr zu besorgen.
„Nur einmal im Jahr ist alles anders!“, schrieb mir vorhin Robert Englhofer in seinen „Frequenzy-Bericht“.
„Da rückt meine Wohnung im wahrsten Sinne des Wortes ins Zentrum des St. Pöltner Kulturgeschehens!“ oder, wie ich vor einigen Jahren schrieb, „In die Hochsicherheitszone“, als ich Doris Klomstein im Cafe Schubert treffen und dann noch beim „Lidl“ einkaufen wollte.
Alle Jahre wieder vier Tage Lärm und Absperrgitter, die schon Wochen vorher an der Traisen aufgestellt werden, um die Bevölkerung vom Geschehen auszusperren und die Jugendlichen, die da in Scharen in das impromiviserte Zeltlager an der Traisen zu kommen, dort mit ihren Bierdosen, Badeschlapfen und natürlich den Musikgenuß abzuschirmen?
So genau, weiß ich noch immer nicht, welche Bezeichnung die richtigere ist, der Bürgermeister, bei dem ich mich 2010 beschwerte, daß sich ein junger Mann mit einer Taucherbrille über meine Corn-Flakes mit den Wortens „Das ist nicht eine von uns, da wollen wir untersuchen, was Sie da im Körbchen haben, junge Dame!“, beugte, hat mir mit der Erklärung was für ein heraussragender wirtschaftlicher Erfolg die Frequency, dieses jährlich stattfindende viertägige Musikfestival in St. Pölten an der Traisen und im diesbezüglichen Veranstaltungszentrum, ist, geantwortet.
Als ich meinen „Hochsicherungstext“, beziehungsweise die Antwort des Bürgermeisters vor einigen Jahren beim Osterspaziergang der Lit Ges vorgelesen habe, habe ich den Rat bekommen, daß ich an diesen vier Tagen ja nicht an der Traisen Radfahren muß.
Natürlich nicht, ich kann die Bundesstraße wählen, wenn ich nach St. Pölten will oder an der Traisen in Richtung Ochsenburg und Wilhelmsburg fahren, was ich auch Donnerstag und Freitag brav machte, wird inzwischen auch alles umgeleitet und auf Zetteln angeschrieben, daß der Radweg zwischen 15. und 18. August wegen einer Veranstaltung gesperrt sein wird.
Am Samstag war aber alles anders, denn da wollte ich ja, wie beschrieben auf den Domplatz und am Markt, ein Würstl essen, ein Glas Wein trinken und dann noch einen Kaffee und ein Stück Kuchen in der Tschibo-Bar.
Und weil man aus der Erfahrung lernt und seit 2010 auch ein paar Jahre verstrichen sind, habe ich schon Schleichwege herausgefunden, wie man hinten herum in die Stadt und auf den Marktplatz kommen kann.
Es ist eigentlich ganz einfach. Ich fahre zuerst ein Stückchen in Richtung Ochsenburg bis zur Brücke und dann durch die Felder zum Spratzener Sportplatz und weiter durch die Felder, wo die Maiskolben wachsen bis zum Veranstaltungszentrum.
Da begegneten mir dann schon die grünbewesteten Sicherheitsguards und die Jugendlichen, die Burschen meist, wie Robert Eglhofer schrieb im „Oberstufenalter“, die Mädchen mit kurzen Hosen und Spaghettitops. Sie rennen in Scharen in Richtung Veranstaltungszentrum oder Traisen, sitzen bei der Busstation und ich konnte ungehindert aber etwas langsamer an ihnen vorbei in Richtung „Kika“ fahren.
Beobachte dabei, daß sich sogar die Polizei vor dieser Veranstaltungsinvasion verbarrikierte und erst die Gitter wegschob, um aus ihrer Station herauszufahren.
In der Traisen sitzen dann die Jugendlichen in Massen im Wasser oder vor ihren Zelten. Aber beim Steg, wo ich am Weg in die Stadt, die Traisen erreiche,ließ das fröhliche Treiben ohnehin bald nach.
Also bin ich fast pünktlich in die Stadt gekommen und zurück, weil ich ja alles sehen will, an der Traisen weitergefahren, wo ich nur von einem der Sicherheitsmänner aufgefordert wurde, abzusteigen und das Rad zu schieben.
„WEr sein Rad liebt, der schiebt!“, dichtete die Grünweste suiffisant.
Also schon ein Fortschritt und das Angepöbeltwerden von Seiten der Jugendlichen war diesmal auch nicht ganz so stark. Nur einer schrie „Hopp, hopp!“, als ich schon wieder aufgestiegen war.
Das war aber erst bei der Spratzener-Brücke möglich, denn vorher saßen die jungen Frauen und Männer mitten am Weg, so daß es schwierig war, das Rad vorbeizubalancieren und nicht ins Wasser oder in die Wiese abzustürzen, beziehungsweise schleppten sie Bierpaletten an mir vorbei.
Bei der Traisenbrücke war sogar eine richtige Fresszeltstadt mit nonstop geöffneten Wurstsemmelzelt errichtet und in den Nächten war es sogar in Harland, sieben Kilometer vom Geschehen entfernt sehr laut. Bis weit nach Mitternacht wummerten die psychodelischen Klänge in der Luft, so daß mir die Ruth schon den vorsorglichen Rat gegeben hat, daß ich ja in Frequency-Zeiten meine Sommerfrische unterbrechen und mich nach Wien begeben könnte.
Aber warum sollte ich? Will ich mich ja nicht auf die Flucht begeben und eigentlich stören mich die Musikfetzen, die da ins Schlafzimmer dringen, auch viel weniger, als die verdreckte Traisen, die Jugendlichen lassen ja nachher alles liegen, so daß die Putztrupps einige Tage lang Zelte, Schlapfen, Essenreste, Bierdosen, Sonnenschirme, etc zu entfernen haben und die Absperrgitter.
Die Absperrung der Bevölkerung vom Geschehen oder die der Jugendlichen vom Rest der Welt? Da weiß ich immer noch nicht so genau, wie ich mir die Antwort deuten soll. Der Alfred hat sich jedenfalls gewundert, daß sich da von den Zehntausenden, die da vier Tage lang in St. Pölten an der Traisen campten, um sich das Musikgeschehen zu geben, niemand am Domplatz zu sehen war.
Die hat er dann erst am Sonntag zu Gesicht bekommen, als er mit dem Fotapparat auf die Traisenbrücke kam, um die Abräumarbeiten und den Dreck, der überblieb zu fotografieren.
2013-08-18
Leselistenplauderei
Langsam, langsam geht der Sommer mit dieser wirklich wunderschönen Stadtschreiber-Sommerfrische zu Ende, zwei Wochen sind es noch und auch meine Sommerbücherliste ist bald aufgelesen, so daß ich mich frage, was ich die restlichen zwei Wochen lesen soll?
Da lockt es ja auch ein bißchen sich diese zwanzig Longlist-Bücher schicken zu lassen und darüber zu schreiben und zu spekulieren.
Das wäre auch was Neues für den Blog. Wenn ich nur nicht meine Leseliste hätte, die ich damit durcheinanderbrächte und die so elendslang ist, daß die Pressedamen, die ich um ein Rezensionsexemplar anfrage, schon mal schrieben „Sie haben doch schon soviel!“
Nun ja, das ist richtig und nicht wirklich zu bestreiten, allerdings immer noch nur einen ganz winzig kleiner Bruchteil, von dem was da immer so neu erscheint und schon vorhanden ist und wenn ich mit den Mädels von Write about something darüber diskutiere, wieviel Bücher man lesen kann oder soll und sie sagen hunderfünfzig Bücher pro Jahr sind viel zu viel, weiß ich, daß ich das eigentlich sollte, wenn ich meine Bücherlistenvorsätze schaffen will und das auch locker kann und dann am Abend in die „Alte Schmiede“ zur Buchpräsentation der damaligen Buchpreisträgerin Ursula Krechel gehe, neben Gabriele Mateja sitze, sagt die prompt zu mir „Was „Landsgericht“ haben Sie noch nicht gelesen?“
Ich habe immer gern und viel gelesen, obwohl oder weil ich aus einem sozialistischen Arbeiterhaushalt komme, der Vater Referent der Büchergilde Gutenberg und mir zu Weihnachten, die „Kinderfreunde“ und meine Eltern auch immer Bücher unterm Christbaum legten.
Als Studentin habe ich dann auch sehr viel gekauft, die ganzen frühen Residenz-Bücher der Jutta Schutting, Barbara Frischmuth, Peter Henisch und und und…
Dann aber damit aufgehört, weil ich ja auch sehr sparsam bin und die Verlage, das, was ich so schreibe, auch nicht wollen.
Und dann gabs ja auch bald Gelegenheiten, wie Bücherkisten zur freien Entnahmen auf dem Volksstimmefest, bei meiner leider inzwischen verstorbenen Schulfreundin Edith Brocza, die Büchertürme bei „Rund um die Burg“ und dann die Bücherschränke, die es ja auch schon seit dreieinhalb Jahren gibt, so daß mein SUB, den ich schon vor den offenen Bücherschränken hatte, wuchs und wuchs.
Die Leseliste ist dann durch eine Bücherchallenge entstanden, auf die ich im World Wide Net gestoßen bin. Da gab ja einmal eine, die „Hundert Bücher“ lautete, das war in der Zeit, wo ich gerade mein neues Regal in der Krongasse gekauft hatte, vorher habe ich eigentlich eher spontan gelesen, bzw. vorhandene Lesepläne immer auch sehr bereitwillig umorientiert.
Wie ich mit dem Bloggen begonnen habe, habe ich etwa fünfzig Bücher im Jahr gelesen und gedacht, das ist eine schöne Zahl, pro Woche eines, die Elke Heidenreich hatte ja auch einmal eine Sendung wo sie eine Buch pro Woche empfiehlt.
Im Februar 2011 begann ich dann mit meiner „Hundert-Bücherliste“, habe sie überboten, aber ab dann eigentlich immer schön der Reihe nach hinuntergelesen und nur Rezensionsexemplare, die ich schon damals hatte, weil ich gelegentlich anfrage, bzw. angeboten bekomme, vorgezogen.
Die Bücherliste habe ich dann als eine ständige übernommen, sie ist angewachsen und angewachsen. So daß ich bald den Plan hatte fünfzig, sechzig schon vorhandene Bücher hinaufzuschreiben und mir dann immer eines pro Woche aus dem Schrank zu holen, zu bekommen oder aus einer Abverkaufskiste zu ziehen. Da es in den Schränken zum Glück sehr viel und wahre Schätze gibt, sind meine Vorausprognosen sehr bald angewachsen und im Frühling habe ich auch noch einen Rappel bekommen, alles durchgesehen und alles, was noch nicht gelesen ist, auf die Liste zu schreiben, so daß ich jetzt einen Vorrat auf zehn Jahre habe.
Was sehr schön ist und ich mich auch sehr genau an die Reihenfolge halte, aber zur Folge hat, daß ich mich jetzt nicht auf die Longlist stürzen kann, denn fünfzig Bücher sollte ich in diesem Jahr noch lesen, damit nichts von 2013 überbleibt und dann habe ich ja zwei Haushalte, das heißt eine Wiener- und eine Harlanderleseliste und das hat bis jetzt auch immer schön geklappt.
Denn im Harlander Wohnzimmer gibt es ja ein riesiges Regal und darauf sind ja auch die Büchergilde- Gutenberg-Bücher meiner Eltern, wahre Schmankerl der Vergangenheit die Roths, Undsets, Brunngrabers, die ich endlich aufzulesen begonnen habe. Aber jetzt bin ich noch zwei Wochen am Land, die Harlander-Leseliste ist bis auf die Weihnachtsbücher zu Ende, was ja, spätestens seit ich die Telefonzelle bei der „Seedose“ entdeckt habe, kein Problem ist, mir da was zu holen, aber dann schaffe ich die fünfzig Wiener-Bücher nicht mehr und so habe ich schon vor ein paar Wochen, was ich eigentlich nicht gern mache, mir vom Wiener Stoß ein paar spannende Krimis und auch ein ChitLit, sowie die „Sommertöchter“ und die Julia Cameron, sowie Melamars „Fall in die Nacht“ für den Berg, als Sommerlektüre ausgesucht und mitgenommen und jetzt überlege ich, wenn ich mit „Garou“ was ich noch lesen muß, fertig bin, ob ich mir nächste Woche, die drei Bank Austria-Literaris-Bücher, die demnächst an die Reihe kommen, mitnehmen soll oder doch das lesen, was schon in Harland auf mich wartet?
Da gibt es auch noch die Idee in der letzten Woche mit dem Rad zur „Seedose“ zu fahren, schwupp die wupp ein Buch herauszunehmen und damit von Bankerl zu Bankerl und jeweils ein Kapitel lesen.
Und der zweite Teil meiner Leseliste, das, was jetzt kommt, habe ich ja bis Ende Juni, die ersten sechzig eher älteren Bücher, brav hinuntergelesen, birgt wirklich wahre Schmankerln, denn ich habe ja 2013 sehr schöne Bücher gefunden, bzw. sie mir trotz meiner Vorsätze aus den Abverkaufskisten gezogen.
So warten in den letzten vier Monaten des Jahres sehr viel aktuelle österreichische Gegenwartsliteratur auf mich, die ich ja sehr gerne lese. Mal ein kleiner Blick darauf.
Da kommen ja jetzt bald, was sicher auch sehr interessant sind „Kafkas Tagebücher“, weil ich glaube, daß ich mich, damit am besten, dem großen Sprachkünstler annähern kann. Dann Franz Michael Felders „Aus meinem Leben“, da haben ja unsere Literaturexperten festgestellt, daß der ein größerer Dichter als Rossegger und Stefan Zweig ist, ich glaube ja nicht, daß die Genannten so schlecht sind, aber vielleicht mache ich eine Entdeckung.
Wolfgang Herles „Dirgentin“ und Steven Uhlys „Adams Fuge“, gabs im Winter bei „Morawa“ oder „Frick“ im Abverkauf. Das Buch des großen Kritikers ist sicher interessant, weil seine Kollegen ja schon schrieen „Ätsch, nicht so gut!“ und von „Adams Fuge“ habe ich beim Frankfurt Surfen einmal was gehört. So ist es mir auch mit Chirbes „Krematorium“ und Schischkins „Venushaar“ gegangen, auf den Chirbes, den ich im „Wortschatz“ gefunden habe, bin ich glaube ich 2008 durch das Frankfurter blaue Sofa gekommen.
Der Schichkin sitzt auch immer darauf und dann finde ich die Bücher, nehme sie mir und freue mich auf das Lesen, denn ich bin ja sehr interessiert und habe einen breiten Büchergeschmack.
„Annuschka Blume“ gabs um zwei Euro beim Morawa, die Milena Michiko Flasar im Bücherschrank, Anita C.Schaubs „Krause Haare“, hatte der „Frick, um einen Euro mit ein paar anderen schönen Arovell-Büchern anzubieten.
Dann habe ich mir im März vom Alfred den neuen Köhlmeier und Robert Schindels „Der Kalte“ schenken lassen, beides Frühlingsbestseller. Die Doris Knecht hat mir der Alfred auch noch dazu gebracht. Und zwei Bücher von der Andrea Grill gibt es auch zu Lesen. Eines habe ich gefunden, eines um zwei oder drei Euro beim „Frick“ gekauft.
„Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ und Thomas Sautners „Fremdes Land“ gabs im Schrank und dann bin ich ja Anfang Juli noch einmal über einen „Morawa-Flohmarkt“ gestolpert, wo es unter anderem, sehr schöne „Haymon-Bücher“, wie den „Herrn Faustini“ und von Christoph W. Bauer gab, auf die ich mich schon freue.
Also wird es sicher ein sehr schönes Herbstlesen werden. Auf ein Residenz-Buch kann ich noch warten und die neue Eva Rossmann soll ich auch bekommen. So daß ich, wenn wir dann in November eine Woche nach Ungarn fahren, eine dicke Büchertasche mitnehmen und einen Lesemarathon machen kann, denn einige der Herbstbücher wie der Schindel, der Köhlmeier, der Chirbes, der Schischkin, etc sind ja sehr dick.
Im September gibts wieder eine „Eine Stadt-eine Buch Aktion“ mit T.C. Boyes „Amerika“, das kommt auch auf meine Leseliste und wenn sichs ausgeht auch noch die Geburtstagsbücher.
Obwohl ich mir diesmal gar nicht so viel wünsche, aber natürlich was im Kopf habe, falls mich jemand fragt. Der Jan Kossdorf mit „Kauft Leute“, wär zum Beispiel so eine Option. Ansonsten habe ich gedacht, daß ich, wenn ich heuer die Longlist-Leseproben-Anthologie bekomme, im Vorjahr ist sie trotz Anfrage nicht gekommen, diese wenn möglich bis zum vierzehnten September oder bis zur Bekanntgabe des Gewinners lesen und meine Prognosen stellen könnte. Leseproben gibts aber auch im Netz und da habe ich mich vorhin durchgewühlt und beim Reinhard Jirgl die Entdeckung gemacht, daß das Buch aus lauter Anmerkungen und Fußnoten bestehen dürfte, also schwer zu Lesen ist und ich dachte schon, da hätten wir einen Shortlist-Kanditaten, weil ja Büchner-Preisträger.
Bisher habe ich die Anthologien ja nicht wirklich gelesen, obwohl ich die von 2009,2010 und 2011 habe und den „Jung und Jung“ habe ich inzwischen auch gefragt, ob er mir nicht Nellja Veremejs „Berlin liegt im Osten“ schicken könnte?
Das müßte reichen, um informiert zu sein und ich finde meinen Büchermix aus Krimis, da gibts ja noch den angeblichen Margareten-Lokalführer von der Edith Kneifl „Schön tot“, ChickLits, experimenteller und alter bzw. neuer Literatur auch sehr spannend.
Freue mich auf den Herbst und neue Pläne, jetzt endlich den ultimativen Roman über eine Büchersammlerin zu schreiben, der sitzt, habe ich natürlich auch…
Und bevor ich es vergesse, bei den ausrangierten Bücher, die die Anna dem Alfred gegeben hat, war auch der James Joyce dabei. Aber wann werde ich ihn lesen? Vielleicht geht es sich zwischen Weihnachten und Neujahr aus, wenn die 2013 Liste gelesen ist, denn bis 2025 ist ja alles vorgeplant.
2013-08-17
Der Seelenbrecher
ES geht gleich weiter mit dem Gruseln in der Sommerfrische, nämlich mit dem vierten Roman, des 1971 in Berlin geborenen Sebastian Fitzek „Der Seelenbrecher“, der sich ja, wahrscheinlich familär bedingt, auf psychologisch fundierte Psychothriller spezialisiert und so spielt das Buch auch zu Weihnachten in einer verschneiten Gruselklinik, das heißt dem Privatsantorium „Teufelsberklinik“ und wenn man den Klappentext liest, gerät man, wie von Sebastian Fitzek sicherlich gewollt, in die Irre.
Denn da werden drei Frauen die Seelen gebrochen, sie werden nicht gefoltert, nicht getötet von dem Psychopathen, hört man im Trailer, sonder in den eigenen Körper verbannt, also in ein Wachkoma versetzt und so beginnt es auch mit einer Patientenakte, da wird die Schauspielerin Vanessa Strassmann vergewaltigt bzw. erlebt sie ein diesbezügliches Trauma durch und kann danach nicht mehr aus ihrer Haut heraus.
Die Kapiteln sind mit „Vor“ oder „Nach der Angst“ überschrieben und dann geht es auch, um eine Patientenakte, namens „Der Seelenbrecher“ geschrieben von dem Psychiater Viktor Larenz und ein Professor bestellt „sehr viele Jahre nach der Angst“, einige Studenten gegen zweihundert Euro zu einem Experiment in das alte Sanatorium.
Sie sollen die Patientenakte lesen und dann fängsts an, denn in dem Sanatorium oder sprich Privatpsychoklinik, denn es ist ja alles höchstmodern, wird Weihnachten gefeiert. Da gibt es eine alte Dame, Angstpatientin, die niemals Weihnachten allein, sondern immer fernsehend in der Klinik verbringt, sie ist auch leidenschaftliche Rätselraterin und läßt sich von Caspar, der vor zehn Tagen im Schnee gefunden wurde und jetzt keine Erinnerung mehr hat, den Fernseher richten. Der dritte Patient in der Nobelklinik ist ein Musiker, der durch Drogen seine Sprache verlor und jetzt Unverständliches vor sich hinstammelt. Haben ich das nicht schon im „Augensammler“ gelesen?
Dann gibts den Klinikleiter Prof. Raßfeld, die junge Ärztin Sophia Dorn, die sich so liebevoll um Caspar kümmert, den Hausmeister Bachmann, eine Köchin, eine Krankenschwester, mehr vorerst nicht, erinnert ein bißchen an Agatha Christies „Zehn kleine Negerlein“.
Denn ein Unfallwagen wird umgestoßen, der einen Patienten mit Lungenschnitt und dessen Sanitäter in die Klinik bringt, der dann für den Seelenbrecher gehalten wird und alles gerät in Panik.
Sophia wird als viertes Opfer in der Badewanne gefunden, der Musiker Linnus verschwindet, dann auch der Professor, die Klinik wird eingeschneit, die Verbindung nach daußen gestört, Handyempfang gibts keinen, so zieht der Hausmeister in der Meinung der Seelenbrecher ist draußen das Schott hinunter, dann kann er es aber nicht mehr hochziehen, denn nur der Professor, der inzwischen als Leiche gefunden wurde und Sophia, die im Wachkoma im Rollstuhl sitzt, kennen es.
Bei Casopar kommt inzwischen nach und nach die Erinnerung wieder, er war Arzt und hatte eine kleine Tochter, bei der ihm irgendein Kunstfehler passierte, so setzte er sich betrunken ins Auto und erlitt einen Unfall, jetzt bekommt er heraus, daß Sophia hypnotisiert wurde.
Der Seelenbrecher hypnotisiert seine Opfer, versetzt sie in künstlichen Schlaf und dann sterben sie und so passiert allerhand in dieser Nacht. Minitiös genau wird das aufgezählt und dazwischen sitzt der alte Professor mit den zwei Studenten Lydia und Patrick, die anderen haben den Versuch als zu gefährlich abgebrochen in dem alten Haus und lesen die Akte.
Ich habe zwischendurch, wie ich es gerne tue, den Inhalt nachgegooglet und stieß auf eine Rezension, wo man erst makieren mußte, um herauszubekommen, daß Sophia nicht Dr. Bruck, der Seelenbrecher ist.
Wie soll das gehen, wenn die doch im Rollstuhl sitzt? Aber bei Sebastian Fitzek ist alles anders, der führt gerne in die irre, macht wieder ein fröhliches Rätselraten daraus, während das Blut, bzw. die Infusionen fließen. Gestern habe ich auch noch ein Filmchen gesehen, wo er sagt, daß er seine grausigen Geschichten immer gerne in schönster Umgebung schreibt und dazwischen geht es auch, um die Frage, ob man jemanden gegen seinen Willen hypnotisieren kann?
Die Milton Erikson Therapeutin, die diese Methode in ihrer verhaltenstherapeutischen Praxis betreibt, sagt nein. In der Literatur ist ja immer alles viel abgehobener. Aber einen Schlaganfall kann man wahrscheinlich während der Hypnose genauso gut, wie wo auch immer bekommen. Dann ist der Hypnotiseur nicht schuld, daß das passiert. Wenn mir das aber passieren würde, würde ich mich schuldig fühlen, ganz egal ob ich jetzt weiß, daß das stimmt oder nicht. Und ein Vater sollte sein Kind nicht gegen seinen Willen hypnotisieren, auch wenn er herausbekommen will, ob es vielleicht mißbraucht wurde. Auch im normalen Leben sollte man da aufpassen und vorsichtig sein, auch wenn das wahrscheinlich nur die Anwälte verdienen, aber keine Leichen herumliegen werden.
Und so geht es auch mit den Helden in der sehr erhöhten spannend aufgebauschten Geschichte, in der sehr vieles übertrieben und unlogisch scheint, aber leicht zu lesen und natürlich spannend ist und es beschreibt auch ein Milieu, das mich sehr interessiert.
Ich habe das Buch während meines Lesemarathons vor ein paar Wochen in der Telefonzelle bei der „Seedose“ gefunden, es war schon sehr ramponiert und ist mir beim Lesen buchstäblich auseinandergefallen. Wer es hineingelegt hat, steht nicht in dem Buch, aber interessant ist eines, bei dem Experiment, in dem der alt gewordene Dr.Haberland alias Caspar herausfinden will, ob man beim Lesen der Akte einen psychischen Schaden bekommen kann, geht es um eine Mailadresse, die die Probanden verwenden sollen, wenn sie an sich Schäden merken, die ist zwar nicht in dem Buch, aber in dem beigehefteten handgeschriebenen post it zu finden 131071vl@alznerexperiment.com.
Spannend, spannend also, obwohl ich ja eigentlich keine Kriminalromane lesen will.
Von Sebastian Fitzek sind inzwischen, kann ich noch anfügen, sieben weitere Bücher erschienen, die letzten sind „Der Nachtwandler“ und „Abgeschnitten“ gemeinsam mit Michael Tsokos. Und in Leipzig hatte er, habe ich auf seiner Seite gelesen, einen Stand, wo die Besucher, die im Pyjama dort erschienen, eine Wohnzimmerlesung gewinnen konnten.
2013-08-16
Der Augensammler
Jetzt kommt ein Buch, das auch nicht auf den dBp-Listen steht, obwohl es spannend ist, eine große Auflage hat und es die Leser gerne lesen. Sebastian Fitzkes 2010, erschienener „Augensammler“, war auch am Mittwoch beim „Libro“ in Traisen in der Originalpreis-TB-Kiste zu finden, obwohl ich mein Buch aus dem offenen Bücherschrank habe, da hat es ein Dieter Sch. mit Dezember 2011 vermerkt.
Es ist nicht mein erster Sebastian Fitzek, in den Schränken findet man ja viele Krimis und Thriller, die offenbar gerne nach dem Lesen wieder hergegeben werden. So habe ich schon „Amokspiel“ und „Die Therapie“ gefunden und vor kurzem auch den „Seelenbrecher“, der demnächst folgt.
Bevor ich „Amokspiel“ gelesen habe, habe ich den Autor 2007 damit auf der letzten Buchwoche gehört und war sehr beeindruckt, denn Sebastian Fitzek ist ja ein Musterbeispiel an spannender Dramaturgie. So auch beim „Augensammler“, der ähnlich wie Anna Weidenholzers „Fische“ von hinten beginnt und der Autor, der auch im Netz durch seine Seiten und seine Kommunikation mit den Lesern glänzt, so verlost er beispielsweise Wohnzimmerlesungen, gibt auf der ersten Seite auch einen sachdienlichen Hinweis, daß man das Buch, weil es mit dem „Epilog“ und mit Seite „439“ beginnt, nicht einfach zurückgeben kann.
„Da müssen Sie sich schon eine andere Ausrede einfallen lassen“, schreibt er launig, obwohl Alexander Zorbach, der Protagonist und Ich-Erzähler, in seinem „Epilog“ auf der ersten Seiten mit der Nummer vierhundertneunddreißig schreibt „Lesen Sie nicht weiter!“
Sebastian Fitzek meint in seiner Anmerkung auch, daß man am Schluß verstehen würde, warum das Buch mit dem Schluß beginnt. So ganz habe ich es nicht verstanden oder doch, das Leben geht weiter, die Geburt ist der Anfang vom Ende, natürlich und ich glaube, das ist nicht nur für Zyniker so, sondern ganz ernstgemeint, wie irgendwo auch steht.
Und wie meistens bei Sebastian Fitzek beginnt es sehr ausschweifend. Der Beginn oder das Ende, ist die Stelle, wie der Polizist Alexander Zorbach, auf einer Brücke steht und einer geistesgestörten Frau, die ein Kind entführte, dieses wieder abhandeln soll, weil es an einer unheilbaren Krankheit leidet und dringend in ärztlicher Behandlung gehört. Er verliert die Nerven, erschießt die Frau und verliert in weiterer Folge seinen Job, ist zu Beginn des Buches also Polizeireporter und seine Ehe soll auch geschieden werden. Er hat einen elfjährigen Sohn namens Julian, der bei der Mutter lebt, den er sehr liebt, aber leider keine Zeit für ihn, er begleitet ihn aber in Szene zwei in ein Krankenhaus, wo er seine Spielsachen hergeben soll, damit er an seinem elften Geburtstag wieder Platz für neue hat. Als er dem Sohn ein Cola kaufen will, was dessen esoterische Mutter nicht gefallen würde, merkt er, seine Brieftasche fehlt. Er verläßt das Krankenhaus, um sie zu suchen und das Spiel beginnt. Denn jetzt hört er den Polizeifunk ab, zieht sich einen Schutzanzug an und fährt zu einem Haus, wo der „Augensammler“ ein Spieler, der Frauen mordet, die Kinder entführt und den Vätern genau fünfundvierzig Stunden und sieben Minuten Zeit gibt, sie wiederzufinden, bevor sie sterben, tätig war und gerät, weil seine Brieftasche dort gefunden wird, in Tatverdacht.
So fährt er in ein Bootshaus, um sich zu verstecken, dort wartet eine blinde Physiotherapeutin auf ihn, die ihm erzählt, der Augensammler war in ihrer Praxis und wenn sie ihm massiert, kann sie in die Vergangenheit sehen. So beginnen die beiden den Augensammler zu jagen und allmählich geraten wir in den Sog des Buchs.
So erklärt ein gelähmter Polizeipsychologe genau die Psyche des Täters, er ist eigentlich kein Sammler, sondern ein Rächer, denn die entführten Kinder waren meist nicht, die ihrer Väter. Die Mütter haben ihre Männer betrogen, deshalb müssen sie sterben und die Väter suchen dann nicht richtig und außerdem sticht der Augensammler auch noch das linke Auge aus, um darauf, wie in der griechischen Sagen, hinzuweisen. Alex Zorbach hatte in einem Swingerclub Charlie kennengelernt und erkennt jetzt, sie ist die tote Mutter des neunjährigen Toby, der in einem Sack und dann noch in einer Kiste steckt und Zorbach hat auch noch ein anderes Problem, nämlich eine Mutter mit Wachkoma, die eigentlich sterben will, aber Zorbach traut sich jetzt nicht mehr den Ärzten zu sagen, daß sie die Geräte abstellen sollen.
Sebastian Fitzek behandelt mit all seiner Spannung also wieder sehr brisante Themen, führt sehr behutsam in die Welt der Blinden ein und in die der Pflegeheime mit den überforderten Pflegerinnen und der Augensammler führt den Ex-Polizisten weiter an der Leine vor sich her, nämlich zu einem schon sehr weihnachtlich geschmückten Haus, wo „Dschigle Bells“ auf einer Schleife abgespult wird und plötzlich steht dann noch da „Der Schlüssel liegt im Trog benütz ihm du bist tot“.
Alexander nimmt den Schlüßel natürlich, geht in den Keller, wo eine Frau in einem Plastiksack eingeschweißt liegt und bekommt dort den Auftrag, er soll ihre Geräte abstellen, sonst bekommt er keine Luft mehr, er kann das auch nicht, wird aber befreit und es stellt sich heraus, die Frau war eine Krankenschwester, die ihre Patienten vernachläßigt hat.
Der Täter ist also ein Rächer und die Polizei hält immer noch Zorbach dafür, so daß er gefoltert wird und uns Sebastian Fitzek auf vierhundert spannenden Seiten vom Anfang bis zum Ende oder von dort zum Anfang führt.
Denn Julian hat ja seinen elften Geburtstag und wünscht sich, daß der Papi dazu kommt, der verspricht es auch, steht, aber in der Fabrik, wo der kleine Tobias nur mehr ein paar Minuten hat, bevor er erstickt oder ertrinkt, also kann er nicht so einfach weg und schickt nur den Assistenten mit seiner Uhr zu ihm, um dann, nachdem Tobias und seine Schwester gerettet sind, vor seiner toten Frau zu stehen und nun wieder ein Ultimatium von fünfundvierzig Stunden und sieben Minuten hat, Julian zu finden….
Der Täter schickt dann auch noch, um es besonders spannend zu machen, ein paar E-Mails an die Zeitung, wo er seine Motive erklärt. Er hat sich als Kind mit seinem kleinen Bruder, dem das linke Auge fehlte, in einer Tiefkühltruhe versteckt, um den „Liebestest“ zu machen, ob ihn die Eltern, in diesen Fall der Vater rechtzeitig finden wird? Der ging aber lieber mit seinen Freunden saufen, so daß der kleine Bruder nach fünfundvierzig Stunden und sieben Minuten erstickte und wir haben das Motiv.
Am Schluß gibt es eine Danksagung des Autor und ein Plädoyer sich für die Welt der Blinden zu interessieren und weil das Sebastian Fitzek so intensiv getan hat, gibts gleich einen weiteren Thriller mit der blinden Physiotherapeutin Alina Gregoriev und Alexander Zorbach, namens „Der Augenjäger“, 2011 erschienen und eine Lesprobe im Anhang, aber noch habe ich „Den Seelenbrecher“ zu lesen und am Schluß des Buches natürlich wieder die Frage, was das Motiv ist, sich so schlimme Sachen auszudenken und warum man es und da muß ich mich natürlich selber an der Nase nehmen, dann so gerne liest?
Denn eigentlich könnte man auf die Welt der Blinden ja auch auf eine viel wenigere grausliche Weise hinweisen, die dann aber natürlich nicht so spannend ist….
2013-08-15
Blickrichtungen
Mit Julian Schutting reisen, das passt zum Sommer und den Sommerbüchern, obwohl der eben bei „Residenz“ erschienene Band „Blickrichtungen“ wahrscheinlich eher den Herbstneuerscheinungen zuzurechnen ist und der 1937, als Jutta in Amstetten geborene Sprachkünstler macht es seinen Lesern auch nicht leicht, sind es ja Sprachkunststücke und keine Reiseberichte, die geboten werden und so nehmen wir Teil an „den poetisch verdichtenden Augenblicke“, können Schuttings „Sinneswahrnehmungen“ miterleben, werden aber auch, wie im Klappentext steht „durch Sinnestäuschungen, dem jeweiligen Alltag enthoben.“
Der eher realistischen am Eins zu Eins des Erlebens Klebenden ist der Flaneur und Sprachkunstlehrer auch sehr vertraut.
„Baum in O“, 1973 erschienen, habe ich in den Siebzigerjahren, als ich anfing mich fürs Schreiben zu interessieren, gelesen und höchstwahrscheinlich nicht verstanden. Dann kam Hilde Schmölzers Buch „Frau sein und schreiben“, wo die Schutting ein Portrait hatte, da habe ich noch einen Satz im Ohr „Von einer Art Sprache oder Schreiben“ wie nur sie es kann. Das Buch über den „Tod der Mutter“ habe ich gelesen und auch noch einige andere und wie schon erwähnt, mir mit dem Lesen und dem Verstehen nicht ganz leicht getan. Dafür in vielen Schutting-Veranstaltungen in der „Alten Schmiede“, in der „Gesellschaft für Literatur“ und wo auch immer gewesen und den sehr sympathischen freundlichen Sprachkünstler kennengelernt, der immer wieder Einblicke in sein Schreiben und sein Schauen gibt.
Daß Julian Schutting viel spazieren geht, ist bekannt, daß er in der Schule für Dichtung seinen Schülern Einblicke, wie man es macht auch, man lernt das auch beim Zuhören auf Lesungen. Beim Fünfundsiebzigsten Geburtstagsfest in der Alten Schiede bin ich gewesen, da wurde glaube ich „Die Liebe eines Dichters“, Jung und Jung, vorgestellt, es gab aber auch eine Foto-Ausstellung, was schon wieder zu den „Blickrichtungen“ und den Momentaufnahmen übers Reisen passt.
Wer von Julian Schutting einen Reisebericht erwartet wird enttäuscht sein, wer mitgenommen werden will auf seine Reisen, kann von seinen feinen Sprachempfindungen und Erfahrungen bestimmt sehr profitieren und so hat sich auch die, der man nachsagt, daß ihre Sprache eine sehr schlechte, schlampige oder was auch immer ist, mit Julian Schuttings neuen Buch auf eine Reise gemacht, hat anfangs ein bißchen gestöhnt dabei und dann mitgerissen worden, in die eigenen Reiseeindrücke, Erlebnisse und Empfindungen.
So beginnt es mit einer „Wir Touristen“ genannten Einleitung, geht über zu einer „Begegnung mit einer Maltesin“ und dann nach Russland und hier weit zurück, aber auch in die Gegenwart, wurde die Zarenfamilie doch im Juli 1998 nach St. Petersburg überführt oder heimgeholt.
Julian Schutting begnügt sich nicht davon zu berichten, sondern springt nach vor und zurück. Erzählt von Anastasia und einer Fotografie und beginnt darüber zu resumieren, wie es wohl zu der Aufnahme gekommen sein mag? „Die Zarenfamilie könnte vom Kommoandanten des Exekutionskommandos gebeten worden sein, für ein Gruppenfoto zur Verfügung zu stellen.“
Dann gehts nach Norwegen, wo Julian Schutting das Nordkap besucht und viel von den Fischen zu erzählen weiß. „Fischkathedralen“ werden die Fischkadaver dort genannt und „Fischhochzeit nennen die Norweger das Hängen Geköpfter… “
Julian Schutting macht es uns nicht leicht und gibt doch sehr schöne Bilder von einer Reise, die man am besten mit den eigenen Eindrücken einer Nordlandreise, soferne man eine solche unternommen hat, verknüpft. Dann kann man sich die Lappen in „Lappenhauben und Lappengewänder“ und die Elche vorstellen und darüber schmunzeln, daß Julian Schutting, dem Sprachgewaltigen auf seiner Norwegenreise auch eingefallen ist, daß man „Der Mann hob die Hand“ auf zehn verschiedenen Arten aussprechen und betonen kann.
Dann gehts auf Italienreise, die Julian Schutting mit der Frage „Wie sieht das Ausland uns Deutsche?“ beginnt und von einem auf der Autobahn beobachteten Geigenspieler erzählt, höchstpoetisch, Triest hat etwas mit dem Kaiser Maximillian und den Karst zu tun und dann trifft Schutting irgendwo in bella Italia drei ältere Herrschaften, wobei der Grandseigneur auch zwei Damen einschließt, ich liebe diese Sprache und die Damen unterhalten sich und stoßen dabei schrille Töne, nach einer „Kiki“ aus. Dann wird von dem Kind erzählt, das in einen Brunnen gefallen ist, der Politiker erscheint und hält eine Rede, der Pfarrer ruft zum Mitbeten auf, wir alle haben das wohl auch im Fernsehen gesehen und in Florenz spürt Schutting auch, wie einmal Thomas Wollinger, der ja, glaube ich, „Die Archäologin“ dem Meister gewidmet hat, dem Stendhal-Syndrom auf und in Venedig der „Stadt der Spiegelungen“, wird, glaube ich, von der „kurz gekleideten Dame und ihren schönen Beinen“ erzählt.
„Una Donna con Mellone“ ist ein Naturbild in Positano und wir sind mit dem Meister in seinen „Kurzaufenthalten“ in ganz Italien herumgekommen.
Weiter gehts nach „Palma de Mallorca“, wo das „Reiterstandbild“ beschrieben wird und in die „Kathedrale von Sevilla“ bis zum „Schwarzhäupterhaus im „Venedig des baltischen Nordens“, wo ich ja auch vor einem Jahr herumgegangen bin und „die leichenbleichen Jugendstilvisagen an bläulichen Fassaden protziger Prachtbauten“ absuchte, die mir eigentlich sehr gut gefallen haben.
Im September 1998 hat es einige „Tage in Moskau“ gegeben, wo die Schuttingsche Sprachpoesie wieder aufblüht, ob der Menschenansammlungen, die sich da in den U-Bahnschachten und wo auch immer besichtigen ließen, der „wahre Privatkapitalismus“ kommt vor, wie die Erinnerungen an Väterchen Stalin, der seinen Gefangenen keine Schnürsenkel und Aluminiumlöffeln zum Suppe essen ließ. Die „Lumpenweiber“ werden beschrieben, wie die „Dame, die von einem winzigen Tasteninstrument begleitet Schuberts „Leise flehen meine Lieder“ singt, was ihr schon einige Dollarnoten einbrachte.“
Am elften September gehts zur Kreml-Besichtigung und wenn Schutting russische Gedichte hört, gehen ihm „poetische Bilder“ durch den Kopf, die wohl anders sind, als das Vorgetragene, den Dichter aber sehr bereichern konnten.
In die „nächstbeste Kirche“ geht es auch, das hat schon Josef Winkler bei seinem Symposium im Jänner so vorgelesen, wo man die Ikonen küssen soll und Weißbrot angeboten bekommt.
In die Hotelzimmer telefonieren die Türhüterinnen hinauf, daß sich eine Svetlana oder Annuschka Schuttings Nächte teilen wollen und zum Totenkult und zum Lenin-Mausoleum, das 1998 niemand sehen wollte, geht es auch, zum Grab des unbekannten Soldaten und dann zu den Garten, wo die Denkmäler der Entmachteten, also Lenin, Breschnew, etc zu besichtigen waren und dann 2002 „Rundgänge durch Alt-Kiew“, wo die Kloster besichtigt wurden und der jüdischen Bevölkerung gedacht, „die sich gutgläubig von den Nazis binnen drei Tagen registrieren ließen, um dann in einem Wald zu Hunderttausenden erschossen zu werden.“
Dann gehts „Nilaufwärts“, sowie auf Lesereise nach Japan, ach wie schön, wo Schutting sich über die vielen Patschen wundert, die man dort ständig wechseln muß, dann gibts auch noch die Troubles mit den Eßbestecken und ein altjapanisches Essen der Germanistikprofessoren und ein Südtiroler Unilektor erzählt, daß sich die Japaner bei einer Tagung in Innsbruck vor dem „Blunzengröstl“ grausten.
Haikus gibts in Japan natürlich auch. Hier eines zur Auswahl „Gartenteich Froschsprung quickhell, gleich wieder verschluckt. Stille hörbar macht“
Das „Frosch- und auch Entengequake in den Tempelgärten erinnert Schutting dann an die Kaiserin Sissi „Sii-ssi, Sii-ssi“und einen Käferwald gibt es natürlich auch.
Danach gehts zur „Ochsentour Wien-Vietnam innert einer Woche Tour-Retour und nach einem „Zwischenaufenthalt“ in Istanbul, wo Schutting auf Schafhirten und „Frauen in schwarzer Vermummung“ trifft, in den Iran, wo man in den Bordellen, die Ehe auf Zeit kennt und natürlich den Ramadan, das dreißigtägige Fasten von Sonnenauf-bis Sonnenuntergang, das Schutting an die vierzigtägige Fastenzeit im katholischen Okzident erinnert, wo Tag und Nach nichts essen durfte und sich um nicht zu verhungern, von Bier ernähren mußte, auch nicht sehr gesund.
Eine Nichtreisende, die aber auch an einigen der von Schutting beschriebenen Orten war, freut sich nach der Lektüre des „Ersten allgemeinen Nichtreisebuchs“ und den „Ersten Reisen“ von Zeitungsredakteuren, natürlich über diese höchstpoetischen Blickrichtungen, in es anfangs schwer hineinzukommen war, dann aber große Freude und sprachliche Genauigkeit brachte und ein schönes, noch an die alten „Residenz-Bücher“ von denen ich ja einige habe, erinnerndes Cover, gibt es auch, so daß ich es schade finde, daß die „Blickrichtungen“ nicht auf der Longlist des dBP stehen. Das Buch hätte es, glaube ich, verdient und einen Einblick in die sprachliche Urgewalt eines großen, wenn auch vielleicht leisen Dichters zu bekommen, könnte auch nicht schaden…
2013-08-14
Long- List-Thoughts
Da ich erst um zwanzig nach elf von meiner Radtour nach Traisen zurückgekommen bin und noch schnell gegessen habe, gibts erst jetzt meine Long-List-Thoughts und ich muß sagen, wenn man sich an die „Wilhelm Raabe Literatur Preis Nominierten“ und an die Wünsche, die die dBp-Facbookleser hatten, hielt, las es sich wie das „Who is Who“.
Mirko Bonne „Nie mehr Nacht“, ist ein „Wilhelm Raabe Nominierter“ und stand 2009, glaube ich, schon mal auf der langen Liste. Ein Buch von ihm habe ich im Schrank gefunden und muß es noch lesen. Ralph Dutli „Soutines letzte Fahrt“, glaubte ich zu kennen, habe aber, glaube ich schon in Leipzig am blauen Sofa davon gehört. Thomas Glavinic „Das größeres Wunder“, eh schon wissen. „Wenn der nicht, auf die Liste kommt, dann…“ steht auf der Facebookseite. Er kam natürlich und stand schon mit der „Das Leben der Wünsche“ und „Das bin doch ich“ darauf.
Norbert Gestrein „Eine Ahnung von Anfang“, ich gebe zu, den habe ich auf meiner Liste vergessen, dachte aber, er wäre darauf, weil er ja auch bei den Ö-Tönen liest. „Die englischen Jahre“ habe ich vor kurzen von ihm gefunden.
Reinhard Jirgl „Nichts von euch auf Erden“, da hat, glaube ich, auch einer geschrieben, der muß darauf. Daniel Kehlmann „F“, habe ich auf meine Liste gesetzt, weil ich ihn beim Googlen in letzter Zeit so oft erwischte und obwohl ich ja einmal schrieb „Die Vermessung der Welt“ interessiert mich nicht, steht das Buch inzwischen auf meiner Leseliste.
Judith Kuckart „Wünsche“ wurde von Buzzaldrin besprochen.
Olaf Kühn „Der letzte Sohn“, da habe ich wieder keine Ahnung und muß erst googlen oder Leseproben lesen, die ich ja wieder bestellt habe, da das Buch in Wien und in St. Pölten glaube ich, nicht zu bekommen ist.
Dagmar Leupold „Unter der Hand“, Jung und Jung, das ist, glaube ich, ein Geheimmtip und von ihr gibts auch was auf meiner Leseliste, was es mal bei „Buchlandung um einen Euro gab.
Jonas Lüscher „Frühling der Barbaren“, wieder keine Ahnung, obwohl schon bei Buzzaldrin besprochen.
Clemens Meyer „Im Stein“ steht auf meiner Liste und ist für „Wilhelm Raabe“ nominiert „Die Nacht, die Lichter“ habe ich gelesen. Schlampert wie ich bin, „der“ geschrieben und der Autor hat sich bei mir beschwert.
Joachim Meyerhoff „Wann wird es endlich wieder so…“, da bin ich, glaube ich, erst heute morgen drauf gekommen, daß das Buch ja auch auf die Liste kommen könnte, ist es ja lustig, obwohl die Psychiatrie an sich ein ernsteres Thema ist und der Autor, glaube ich, irgendwie mit Thomas Glavinic zu vergleichen.
Terezia Mora „Das Ungeheuer“ ist für „Wilhelm Raabe“ nominiert, ebenso Marion Poschmann „Die Sonnenposition“, die ich nicht kenne.
Thomas Stangl „Regeln des Tanzes“ erschienen bei „Droschl“ ist auch komplett an mir vorbeigegangen, obwohl ich den ersten Alpha-Preisträger ja kenne, sein Preisbuch gelesen habe und ihn auch erst vor kurzem in der „Alten Schmiede“ hörte.
Jens Steiner „Carambole“ Wieder keine Ahnung von Buch und Autor.
Uwe Timms „Vogelweide“ wurde kürzlich erst wo sehr gelobt.
Nellja Veremej „Berlin liegt im Osten“, da habe ich den Namen der Autorin schon einmal gehört und das buch das eine spannenden Titel hat, würde mich, glaube ich, interessieren. Also habe ich vielleicht das Glück, das ich mal daran komme.
Urs Widmer „Reise an den Rand des Universums“, da habe ich vor kurzem erst den „Herrn Adamson“ in einer „Libro-Kiste“ gesehen, allerdings wollten sie sieben Euro dafür haben und ich habe ja noch zwei andere Bücher von ihm auf meiner Leseliste und nein, daß er auf die Longlist kommen könnte, habe ich nicht gedacht.
Monika Zehrer „Die Ordnung der Sterne über Como“ kenne ich ebenfalls nicht.
Also bin ich nicht sehr überrascht, denke mir, das Ganze ist wohl wirklich sehr voraussagbar, denn wenn man die Namen der Autoren anschaut, wird man sehr viele auch auf früheren Listen finden.
Nun ja, nun gut! „Wo Tauben sind… oder mit bekannten Namen hat man es leichter!“, könnte man sagen und mir mit meiner Leseliste bis 2025 ist es eigentlich egal, denn ich könnte die Bücher jetzt gar nicht lesen, ohne meine Liste durcheinanderzubringen.
Schade finde ich, daß Michael Köhlmeier und Robert Schindel, wie ich mir eigentlich ganz ganz sicher war, nicht auf der Liste stehen, ihre Bücher werde ich aber auf jeden Fall lesen und über Tanja Maljartschuk, die ich in zwei Wochen lesen werde „Biographie eines zufälligen Wunders“ hätte ich mich auch sehr gefreut.
Außerdem hätte ich mir Hans Pleschinski „Königsallee“, auch für „Wilhelm Raabe“ nominiert erwartet, Peter Stamm und eigentlich auch Helene Hegemann. Aber da trauen sich die Juroren wahrscheinlich nicht mehr.
Also Leser in die Buchhandlungen stürmen und lesen, lesen, denn dafür ist die Longlist da und ich frage mich ja wirklich, wer wird das tun? Buzzaldrin hat schon angekündigt, daß sie das gemeinsam mit vier anderen tun will und ich habe mich gefragt, ob ich, wenn ich die Leseprobenanthologie bekäme, anhand der Proben eine Auswahl für die Shortlist geben könnte?
Vom „Who is Who“ könnte man aber jetzt schon an Daniel Kehlmann, Clemens Meyer, Terezia Mora, Reinhard Jirgl, Thomas Glavnic denken, etc, etc. Mal sehen, wie ichs treffe, da bin ich ja meistens sehr sehr schlecht, weil ich nur nach den Namen gehe und keine Gruppendynamiken berücksichten kann.
Bei meiner Leseliste geht das Sommerprogramm allmählich zu Ende. Da habe ich ja jetzt Julian Schttings „Blickrichtungen“ ein poetisches Reisebuch in Arbeit, dann kommt der „Junk“ nämlich zweimal Sebastian Fitzek „Der Augensammler“ und „Der Seelenbrecher“ und Leonie Swanns „Garou“.
Die Tanja Maljartschuk kann ab 27. August besprochen werden. Auf meiner Liste stehen dann drei Wieser- Bücher aus der „Editon Zwei“ bzw. dem „Bank Austria Literaturpreis“, bevor es weitergeht mit „Feuchtgebieten“, die ja jetzt verfilmt wurden, Köhlmeier und Schindel, Milena Michiko Flasar und Marjana Gaponeko, Andrea Grill, Clemens J. Setz und und und….
155 Titel stehen da jetzt ja für 2013 darauf und Marialuise Thurner vom „Folio-Verlag“ hat mich gestern gefragt, ob ich die neue Eva Rossmann lesen möchte? Möchte ich natürlich.
Also Leute in die Hände spuken, die Brillen holen und auf der dBp-Facebookseite wird, glaube ich, täglich eines der Listenbücher vorgestellt und bei Martina Gercke gibts derzeit wieder ein großes Gewinnspiel, wo man „Glücksstern mit Schwips“, sowie lila Armbänder oder solche Kugelschreiber gewinnen kann.
2013-08-13
Umgeschrieben
Als gestern meine fünf Uhr Stunde ausgefallen ist, bin ich ein bißchen auf der Terrasse gesessen und habe das erste meiner „Dreizehn Kapiteln“ durchgesehen und war nicht recht zufrieden damit. Erinnern wir uns, da geht es ja um Laura Augustin und die wird demnächst sechzig, hat den Bescheid von ihrer Pensionsversicherung bekommen und überlegt, ob sie eine Einweihungsparty geben soll und kommt darauf, daß sie keine Gäste hat, die sie dazu einladen kann, denn Vater, Mutter, Bruder und Schwester schon lang gestorben, die Freundin Uschy Bischof fährt gerade nach Teheran, ja die Nachbarin Nika könnte als Weihnachtsfrau verkleidet kommen und der ehemalige an Alzheimer erkrankte Kulturstadtrat Laurenz Wolkner.
So etwas hatte ich schon im „Beim Sterben sollte man zu Hause sein“ und eigentlich heißt die Geschichte ja „Bücher für zehn Jahre“ und das war es ja was ich beschreiben wollte. Dann bin ich aber über die Gästeliste der Party gestolpert und war nicht recht zufrieden. Ich sollte das umschreiben, ja, aber meine Leser wissen es wahrscheinlich, ich bin nicht gut beim Umschreiben. So habe ich nur ein bißchen daran herumkorrigiert, dann ist mir eingefallen, daß ich ja schon früher in Richtung Nordwestbahnstraße gehen könnte, weil ich ja so etwas, wie „Fünf Stunden Schreiben“ machen wollte. Da ich um halb fünf weggegangen bin und um sieben „Am Nordpol“ sein sollte, sinds nur zweieinhalb geworden und eine halbe habe ich auch beim „Morawa“ verbracht, um mir die Bücherneuerscheinungen anzuschauen und nachzudenken, was da morgen auf der dBP Longlist stehen wird? Mein Manuskript und das gelbe Notizbuch habe ich mitgehabt. Aber wenn man die Taborstraße hinuntergeht, sieht man Frauen in schwarz weiß gekleidet und ganz kleine Buben mit schwarzen Käppchen und Schläfenlocken und ich habe ja meine dreizehn bzw zwölf Personen eigentlich schon. Ich habe mich dann noch eine halbe Stunde in den Augarten gesetzt, habe einem Türkenmädel mit Kopftuch beim Seifenblasen zugeschaut und heute morgen umgeschrieben. Da heißt Kapitel eins neu gemacht. Sehr viel länger ist es nicht geworden. Ich glaube sogar ein paar Zeilen kürzer. Aber jetzt kommt die Laura mit ihren Pensionsbescheid in ihre Wohnung, stößt dabei über eine Tragetasche mit zwölf Büchern, die sie sich am letzten Tag von den Schränken holte und keinen Platz zum Einräumen fand, aber die Nika wird ihr ihre Wohnung nicht verkaufen und für ein neues Bücherregal ist kein Platz und da sind wir schon bei den tausend Büchern, die in den nächsten zehn Jahren aufzulesen sind. Die Uschy bleibt in Teheran, die Karte aus Edirne ist gekommen, die Mia steht am Fenster und in der Tüte waren unter zwei alten Büchern der Marlene Streeruwitz, einem Daniel Kehlmann und einem Clemens J. Setz, die „Erzählungen aus China“ herausgegeben von Ernst Schwarz und ich war zufrieden, habe das urspüngliche Kapitel eins gelöscht und kann in den nächsten fünf Tagen noch einmal das Ganze durchkorrigieren. Es blieb bei neunundsiebzig Seiten und vorläufig 31169 Wörtern, womit ich zu einer interessanten Frage komme, die der Plagiatsaufdecker Sven Schroder bei Martina Gerckes „Glücksstern mit Schwips“ entdeckte, die hat, meint er, diesmal zwar nicht von anderen, sondern bei sich selber abgeschrieben und zitiert ein paar Stellen aus Holunder- oder Champagnerküßchen und ein paar Amazon-Rezensenten griffen das höhnisch auf, aber ich denke auf diese Art und Weise kann man auch einen Thomas Bernhard entlarven, eine Barbara Frischmuth, eine Courths-Mahler und und und mich natürlich und ich würde das nicht als Plagiat bezeichnen, sondern zitieren „Man schreibt immer den selben Roman, ein Leben lang“ und wenn eine, wie ich zweiunddrei0ßig bzw. fünfunddreißig Bücher geschrieben hat, werden sich die Inhalte wiederholen, vor allem wenn man auf die eigene Sprache und die eigenen Themen Wert legt und authentisch sein will. Denn meistens wird einen ja etwas Bestimmtes beschäftigen, bei mir sind das momentan die Bücherberge, das erfolglose Schreiben war das lange auch und so habe ich schon in den „Zwillingswelten“ von der Lisbeth geschrieben, die ihre Leselisten hinunterliest und das Motiv mit den Geburtstagseinladungen zu denen dann keine Leute kommen, kenne ich auch sehr gut. Die Dora Faust war vierzig, als ich fünfzig war und den Text geschrieben habe, die Laura Augustin wird am ersten Dezember sechzig, ich schon am neunten November und bei mir sind diese Wiederholungen denke ich, auch egal, weil die meisten Leute ja auch meine früheren Bücher nicht kennen.
„Die begrenzte Frau“ kommt nach Hause, als sie von ihren Architekturbüro entlassen wird und bei der „Sophie Hungers“ ist das ähnlich.
Ein wenig bin ich mit diesen sich wiederholenden Motiven auch unzufrieden, weil ich denke irgendwie reiße ich nur an und komme vielleicht nicht so in die Tiefe, wie ich vielleicht will und erinnern wir uns, die „Dreizehn Kapiteln“ sind nur sehr kurz geworden. Ich denke sie sind aber sehr dicht und mein Alter Ego finde ich sowohl in der Laura Augustin mit ihren Bücherbergen, als auch in der Vera Mosebach mit ihren Blog und nein, ich habe noch nie einen „Erich Fried-Preisträger“ therapiert, wohl aber schon andere Schreibende in meiner Praxis gehabt.
Wieder ist ein weiterer Artikel übers Schreiben entstanden, während ich ja schon gespannt auf Morgen und die dBP Preisliste warte, bzw. mir eine eigene mit circa fünfundzwanzig Titeln erstellt habe und neugierig bin, wieviele Treffer ich haben werde. Aber vielleicht ist alles anders und neu und unbekannt. Im Archiv der dBP-Preisseite bin ich auch gewesen und habe mir errechnet, daß ich circa siebzehn der Longlistenbücher von 2005 bis 2012 gelesen habe und circa sieben stehen auf meiner Leseliste, denn das sind ja die Bücher, die man dann bei den Thalia Abverkaufslisten findet und voriges Jahr war ich ja auch auf einen interessanten Flohmarkt, wo ich über einige Rezensionsexemplare gestolpert bin. Also auf Morgen warten und sich freuen, daß ich jetzt ein ganzes Kapitel umgeschrieben habe, auch wenn es nicht wirklich länger geworden ist, aber dafür dichter und ein bißchen traurig finde ich es immer noch, daß ich schreiben kann und schreiben und keiner nimmt es wahr und merksts.
2013-08-12
Korrigier- und andere Nachrichten
Das mit den weniger Literaturgeflüstertexten, scheine ich, wie meine Vorsätze, mir ab nun wirklich nie mehr ein Buch zu kaufen, meine Leser wissen wahrscheinlich, genausowenig einzuhalten, aber auch da denke ich, wenn das Material fließt und die Gedanken da sind, außerdem habe ich bei meinen gestrigen Buchbetrachtungen auch einiges vergessen. Denn ich wollte ja schreiben, daß ich am Samstagnachmittag auf der Harlander Terrasse den „Brief an Rolf Schwendter“, den ich ja am Volksstimmest lesen will, geschrieben habe, was ich ohne schlechten Gewissen kann, denn mein Text zum Thema „Ausverkauf“, das, glaube ich von mir oder vom Alfred stammt und wir bei der Buchpräsentation im März zusammen mit Christoph Kepplinger gebraintstormt haben ist ja sehr kurz. Denn ich habe ja als Thema für Schreibgruppe im Juni mit Robert und Ruth mir den „Ausverkauf“ gewünscht und das den beiden auch gesagt, als sie im Mai bei mir Resterlessen waren und im Mai habe ich mir als Thema den „Mai“ gewünscht, dann war noch der „Mißbrauch“ da, dann ist der „Mißbräuchige Maimißbrauch“ herausgekommen, ein sehr kurzuer Text, das was ich in zwanzig Minuten schreiben und mir noch durchlesen kann und die Ruth hat gesagt „Du kannst ja auch schon diesen Text nehmen!“
Es ist dann auch so gekommen, weil im Juni war ja an diesem Freitag, wo das Treffen stattfand, das Archivsymposium im Literaturhaus mit anschließenden Sextempfang, dann wollte ich noch auf ein Bibliotheksfest, das ich zwar nicht gefunden habe, ich war aber nicht in der Schreibegruppe, also dieser Text, der ja passt und auch in den „13 Kapiteln“ sein Kapitel hat, da wird die Milka zwar Mia heißen und aus Tifils statt aus Minsk kommen und als Rolf Schwendter am 21. Juli so plötzlich gestorben ist, habe ich Christoph Kepplinger geschrieben, daß ich auf den Fest auch etwas über Rolf Schwendter lesen will. Da habe ich zwar noch an meinen Nachruf gedacht, aber als ich dann mit Peter Contra kommentierte, hatte ich schon an einen Brief gedacht. Der ist jetzt da und ist auch ein eher kurzer Text, in dem ich mich an die zwei Texte erinnere, die ich einmal, lang lang ists her für den „Luitpold-Stern-Preis“ geschrieben habe, bei beiden habe ich, glaube ich, sogar gewonnen und das „Dichterfrühstück am Himmelsgrund“ ist in einer Volksstimme-Anthologie abgedruckt, „Die Jubiläumsfeier“ im Best of II, Eva Jancak Lesebuch“ und es geht dabei um den alten Herrn Professor und dem jungen Dichter Jury, die sich im immer im Cafe Wolke am siebenten Himmelsbogen treffen. Ja und da wird nun ein zweiter Professor und dreifacher Doktor hinzukommen.
Mein Nachruf an Rolf Schwendter ist ja sehr begehrt und wird oft aufgerufen, öfter wird auch nach dem Begräbnis gefragt, da kann ich gleich anfügen, das wird, wenn ich den Alfred nicht falsch verstanden habe, am 31. August um 9 Uhr am Baumgartner Friedhof stattfinden und am Nachmittag ist dann das Volkkstimmefest, wo ich ab vier beim „Linken Wort“ lesen werden.
Die Volksstimmeanthologie des Jahres 2012 „Ihr nennt uns Menschen, wartet noch damit“, zum hundersten Geburtstag von Jury Soyfer, ist vorige Woche auch gekommen, da gibt es für die, die es interessiert, den Text, den Rolf Schwendter im letzten Jahr gelesen hat und ich habe die vorige Woche in Harland meine „Dreizehn Kapiteln“ korrigiert, so daß ich jetzt neunundsiebzig Rohseiten und 31.398 Wörter haben und die drei Wochen, die die Sommerfrische noch dauert, wahrscheinlich jeweils einmal einen Korrigierdurchgang mache um dann, wenn ich wieder in Wien bin, wo ich ausdrucken kann, Kapitel für Kapitel korrigieren werde.
Das tat sich also in meiner Sommerfrische und jetzt in Wien, werde ich meine Stunde machen und mich dann am Abend mit dem Alfred, der Anna und dem Andreas im „Nordpol“ treffen, weil der Alfred ja Geburtstag hatte und das „Nordpol“ ja sein Lieblingslokal. Einmal habe ich dort Gustav Ernst, der ja, glaube ich, im zweiten Bezirk wohnt, getroffen und von Gustav Ernst gab es im Wochenendstandard eine Geschichte, von einem Koffer, der zwischen Wien und St. Pölten unbeaufsichtigt gefunden wird und Gustav Ernst beschreibt sehr präzise, die Gedanken, die er auslöst, ist wirklich Gefahr, daß jemand einen Zug von Wien nach St. Pölten, der von lauter Pendlern besetzt ist, in die Luft sprengen will. Das habe ich ja auch einmal getan, täglich von Wien nach St. Pölten gependelt, das war noch vor nine elefen, da hat man sich um unbeaufisichtigte Koffer noch keine Gedanken gemacht und ich habe einen Text geschrieben, der „Ich reise jeden Tag“, hieß und in der Zeitschrift „Morgen“ abgedruckt wurde und mit einem Koffer bin ich auch einmal im Zug gefahren, nämlich mit Werner Koflers Gepäck von Wien nach Klagenfurt, als ich zum „Tag der Freiheit des Wortes“ wollte, Werner Kofler, der ja im Dezember 2011 gestorben ist, ist am Südbahnhof, den es auch nicht mehr gibt, eingestiegen, hat sein Gepäck deponiert und ist dann wahrscheinlich in den Speisewagen verschwunden und ich hatte meine liebe Not den Leuten zu erklären, ob der Platz besetzt ist.
Gustav Ernst läßt seine Geschichte, glaube ich, auch im Speisewagen spielen und ich pendle in der Sommerfrische ebenfalls hin und her, bin mit ihr, wie meine Leser wissen, sehr zufrieden, habe einen ganzen Rohtext in zwei Wochen geschrieben und freue mich jetzt schon auf die dBp Longlist bzw. die Herbstbucherscheinungen und für alle Jonke-Fans, einen „Geometrischen Heimatroman“ hat mir die Anna auch zurückgegeben, den ich gerade in den „Wortschatz“ getragen habe, zusammen mit Gerhard Koflers „Intermezzo“ zweisprachige Gedichte und dem Bericht eines Erich Fried-Symposiums.
Jetzt gibts noch drei Sommerfrischenwochen und diese wird durch die „Frequency“ wahrscheinlich ein wenig getrübt, bzw. beschallt und umnebelt werden und der Alfred will am Sonntag nicht nach Schloß Raabs zum Poetenfest, sondern mit seiner Mutter noch einmal zum Gasthof „Holzer“ in Neuberg an der Mürz fahren, wir haben da schon die letzten zwei Sonntage gegessen, als wir am „Hochschwab“ bzw. am „Göller“ waren.
Seis drum, ich muß nicht zu jeder Lesung gehen und im Gasthaus „Holzer“ ißt man sehr gut und ich habe es auch auf eine literarische Art und Weise kennengelernt, gab es doch einmal, lang lang ist ebenfalls wieder her, die Fest für Jandl, Rühm und Friedericke Mayröcker in Mürzzuschlag und die von Rühm und Mayröcker haben auch mit einem guten Mittagessen bzw. Buffet im Gasthaus Holzer stattgefunden.
Die „Jandl-Tage“, bzw. ein Teil davon, finden auch immer dort statt und dann ist es sehr schwer einen Platz zu bekommen, wenn man, wie wir es beispielsweise einmal taten vom Hochschwab oder einer Sladky-Wanderung kommt.
2013-08-11
Bücherberge
Frisch vom „Göller“ zurückgekommen, möchte ich mich wieder den Bücherbergen widmen, den eigenen und denen der anderen, denn der Sommer beginnt sich ganz langsam dem Ende zuzuneigen und die Herbstproduktion beginnt. Das Thema Buchhandlungen und Buchhandlungssterben wurde ja schon die ganze Zeit bei „Steglitz Mind“ thematisiert, da die derzeit Büchhändler interviewt, die alle von der Buy Local Kampagne schwärmen und da kam gestern Wolfgang Tischer vom Literaturcafe daher, hat „Landgericht“ gelesen und da herausgefunden, daß es da 1929 eine authentische Kampagne gegen den Tonfilm gab und hat gleich ein Flugblatt gegen E-Books umgemünzt. Ich meine, wir sind da schon ein bißchen weiter und das E-Buch ist auch nicht mehr so bedrohlich, Amazon hat sich den Selbstpublishern geöffnet, was sicher eine positive Initative ist, sonst weiß ich gar nicht, wieviel die Leute wirklich E-Books lesen, im Vorjahr hat mir Haymon ein paar seiner Vorschauen als E-Buch geschickt, aber damit aufgehört, jetzt habe ich Martina Gerckes „Glücksstern mit Schwips“ gelesen und die soll laut Sven Schröder dreihundert Dollar pro Tag an ihren Büchern verdienen, eine Zahl die ich mir immer noch nicht vorstellen kann und sicher bin, daß, wenn ich die „Dreizehn Kapiteln“ hineinstelle, das niemand kauft.
Aber mal sehen und ausprobieren. Im „Standard“ war am Wochenende ein Artikel, daß es den Buchhandlungen schon wieder besser geht und Gerald Schantin vom Hauptverband ist, glaube ich, für Preiserhöhungen. Da würde ich zwar denken, Bücher sind ohnehin sehr teuer, was den Normalpreis betrifft. Zum Glück gibts ja die „Offenen Bücherschränke“ und die Schnäppchen und da hat sich diese Woche auch einiges getan. Diesmal habe ich nämlich einen ganzen Sack zur Telefonzelle vis a vis der „Seedose“ hingetragen, weil die Anna ihre Wohnung renoviert, das Bücherregal hinausgeschmissen hat und auch eine Schachtel Bücher, da waren sehr viel Exemplare zum „Welttag des Buches“ und die von der „Eine Stadt-ein Buch Aktion“, die ich ihr gebracht habe, drinnen, also habe ich das in die Telefonzelle gelegt, bei Interesse hinschauen, vielleicht sind sie noch da. Ein Harris „Das Schweigen der Lämmer“ war auch dabei.
Ansonsten bin ich schon sehr gespannt, was da am Mittwoch bezüglich der dBP-Longlist bekanntgegeben wird und übe mich schon im Rätselraten, beziehungsweise habe ich mich da bei den Neuerscheinungen ein wenig umgehört. Denn das ist ja eine interessante Vorstellung, daß da in den nächsten Wochen wieder ein Haufen neuer Bücher erscheinen werden, die die Autoren gerade oder auch schon vor längerer Zeit geschrieben haben. Auf der Facebookseite des dBP steht, daß aus zweihundert Büchern ausgewählt wurde, eine gigantische Zahl, die natürlich noch viel höher ist, weil ja, glaube ich, beim dBp nur bestimmte Verlage einreichen, Romanen müßen es auch sein, etc, dann gibt es aber noch die Hotlist und natürlich die Selbstpulischer und ab Mittwoch sollen wir dann unbedingt zwanzig Bücher bis Weihnachten lesen, die dann in aller Munde sein werden.
Die Facebookseite hat schon die Rückseite der Tafel gezeigt, wo die Namen stehen und die Leute gefragt, welche drei Bücher würdet ihr hinaufschreiben?
Nun was gibts für Neuerscheinungen? Die Helene Hegemann hat was, der Thomas Glavinic hat glaube ich vom Mont Everest geschrieben, der Daniel Kehlmann ein Buch das „F“ heißt, der Norbert Gestrein stellt in den O-Tönen sein neues Buch vor, auf der Wilhelm Raabe Liste stehen auch zwölf Bücher. Ich würde ja einmal „Kerstins Achterl“ und „Zum Sterben sollte man zu Hause sein“ vorschlagen. Bücher, die ja leider sicher nicht daraufstehen werden, aber trotzdem vorhanden sind. Ansonsten bin ich gespannt, was sich von den Neuerscheinungen darauf finden wird? Ich habe inzwischen vom „Residenz-Verlag“ noch „Julian Schuttings „Blickrichtungen“ dazubekommen, bin bereits beim Lesen und war am Nachmittag enttäuscht, als ich „Ex Libris“ anhörte, denn da scheint es ein Sommerprogramm und eine Sparschiene zu geben. So stellte Peter Zimmermann drei philosophische Bücher vor, die zwar sicher auch interessant sind, natürlich, aber eigentlich sollte es ja um die Neuerscheinungen und um die Frage geben, was zum Beispiel auf der dBP Liste steht, denke ich.
Bei den Thalia Abverkaufkisten hat mir der Alfred vor zwei Wochen zwölf Bücher gekauft. Eines davon war Kathrin Schmidts „Du stirbst nicht“. Das dBp-Preis Buch von 2009, als alle glaubten Herta Müller würde den Preis gewinnen und ich habe die Bücher auf meine Leseliste von 2025 gestellt und kann da gleich eventuelle Fragen meiner Leser beantworten, was aus meinen Buchbeschränkungsplänen geworden ist, beantworten. Wie ich die publizierte, hatte ich, glaube ich, eine Leseliste bis 2018 oder 19, dann habe ich in meinen Regalen umgeräumt und versucht möglichst alles Ungelesene auf die Listen zu setzen.
Bei 2025 mache ich aber Schluß, weil ich ja nicht vielleicht versterben und eine Endlosliste hinterlassen will. Nehme ich mir inzwischen weniger Bücher? Nicht wirklich. Ich gehe zwar weniger hin und mache auch nicht mehr soviele Umwege, so war ich im Sommer in Wien zum Beispiel kaum bei einen der Schränke, dafür komme ich einmal in der Woche bei der „Seedose“ vorbei und wenn ich dann was finde, kann ich es nicht immer liegen lassen. So daß sich wieder einiges ansammelt, was nicht auf meinen Listen steht.
Nun gut, es gibt ja wirklich Bücherberge, die Frankfurter Buchmesse wird es wieder zeigen und ich komme mit meiner 2013 Leseliste und meinen Sommerbüchern bzw. Herbstvorschauen eigentlich gut voran. Hundertsechzig Bücher werden es 2013 wahrscheinlich werden und die, die da daraufstehen sind auch sehr interessant und so bin ich gespannt, ob ich vielleicht schon etwas, von dem, was auf der Longlist steht, gelesen haben werde?
Da ja auch die Frühjahrsneuerscheinungen draufkommen, könnte es bei der Doris Knecht, dem Köhlmeier und dem Robert Schindel klappen, die ich noch lesen muß. Ob ich jemals an den neuen Glavinic, Hegemann, etc komme, weiß ich nicht, es ist auch nicht wirklich sinnvoll, aber spannend, spannend, natürlich, denn es gibt ja sehr viele oder auch zuviele Bücher und das ist eigentlich sehr schön….