„Die Millenium-Trilogie entschlüßelt“, herausgegeben von Dan Burstein und Co-Atuoren, der schon einige Bestseller, wie den „Da Vinci Code“ oder „Das Sacrileg“ entschlüsselt hat, hätte ich im Juni fast im Bücherschrank stehenlassen, dann ist mir das „Drachentatoo“ am Umschlag doch aufgefallen und ich habe mich erinnert, daß ich im Mai, den ersten Teil der Serie Stieg Larssons „Verblendung“ gelesen und mir dann noch gleich den Film angeschaut habe, habe mir das Buch genommen und jetzt in der Sommerfrische gelesen, denn die Welt der Lisbeth Salander ist ja sehr interessant, war ich im von der Figur dieses autistischen, traumatisierten oder was auch immer, Mädchens ja auch sehr fasziniert.
Um es gleich vorweg zu nehmen, so besonders viel hat mir Dan Burstein nicht entschlüßelt und das Buch ist vielleicht sogar ein Ettikettenschwindel, geht es ja vor allem um Stieg Larssons Leben und die schwedische Gesellschaft und im Vorwort erzählt der Amerikaner noch, wie er dazu gekommen ist, Stieg Larsson zu entschlüßeln.
Dann beginnt er ein bißchen über Lisbeth Salander und ihr Asperger-Syndrom zu erzählen und, daß das Buch, das im Englischen das „Mädchen mit dem Drachentatoo heißt“ in Schweden unter „Männer, die Frauen hassen“ herausgekommen, diesen Titel hat der Feminist Stieg Larsson bei seinem Verlag durchgesetzt und der Sinn dahinter ist, Gewalt gegen Frauen aufzuzeigen.
Stieg Larsson, der am 9. November 2004, meinem Geburtstag, wegen einem Liftausfall mehrere Stöcke hochgelaufen ist und an einem Herzinfarkt verstarb, hatte zu diesem Zeitpunkt gerade den Vertrag der ersten drei Bände unterschrieben, das erste Buch war, glaube ich, schon lektoriert, die anderen nicht mehr, das vierte im Computer, das Ganze auf zehn Bände angelegt, war, wie Burstein schreibt, ein Workoholic, der sechzig Tassen Kaffee an einem Tag trank und sportlich nicht sehr trainiert war, sein politisches Leben wird beschrieben und auch die Frage thematisiert, ob die Bücher nicht vielleicht doch von der Lebensgefährtin, die enterbt überblieb, geschrieben worden wären?
Da hat es vor einem Jahr einen Spiegelartikel gegeben, in dem ungefähr dasselbe drinnenstand. Dann geht es zu den Kollegen Larssons, der ja Journalist war und eine Zeitschrift gegen Rassismus namens „Expo“ herausgegeben hat, bevor der Entschlüßeler uns Steg Larssons Lektüre verrät.
Er und Eva Gabrielsson waren Schiece Fiction- und Krimifans und das Vorbild für die Lisbeth Salander war die Pippi Langstrumpf, eine erwachsen gewordenen Rächerin ist Stieg Larsson da ja vorgeschwebt.
Im zweiten Teil gibt es eine Abhandlung über den nordischen Kriminalroman, der ja mit dem Marxisten Duo Per Wahlöö und Maj Sjöwall in den Sechziger-und Siebziger Jahren eine Blüte hatte und auch von Stieg Larsson gern gelesen wurde. Dann gibt es die Wallander-Krimis von Henning Mankell, Ake Edwardson, Liza Marklund etc und ein paar Interviews bzw. Artikeln von heutigen nordischen Krimiautoren, die zum Teil in Larsson ihr Vorbild haben. Ein Paar hat sogar das Pseudonym Lars Kepler, Lars von Stieg Larsson und Kepler von Johannes Kepler gewählt.
Es geht um den Zusammenhang mit der Gewalt an Frauen und es wird auch die Gewalttätigkeit Schwedens untersucht, Olov Palme und eine Innenministerin wurden ja auf offener Straße erschoßen, es gibt einen Polizeichef, der selbst vergewaltigt hat und die Frage wird untersucht, wie weit sich dieses Schweden, das ich zum Beispiel 1975 mit meinen Vater und einer Gruppe Sozialisten besuchte, um Kindergärten, Spitäler etc zu besichtigen, inzwischen vom überall gelobten Wohlfahrts- und Sozialstaat ins Gegenteil verändert hat.
Dann geht es zu den Verschwörungstheorien bezüglich Stieg Larssons Tod, vielleicht ist er am 9. 11. 04 gar nicht gestorben, sondern nur verschwunden. Ich persönlich, glaube das zwar nicht, aber Gordon Kutnik stellt Verbindungen zu dem Werk auf, wo ja auch Leute verschwinden und erst Jahre später wieder wiederkehren. Das Rätsel um den vierten Roman wird gestellt, von dem es ja schon an die hundert Seiten geben soll und den Eva Gabrielsson gerne fertig schreiben würde, wenn sie der Bruder Joakim das nur lassen würde. Dann geht es um die Verfilmungen und Lars Stegsson als Theaterstück.
Im dritten Teil erzählt ein Freund John-Henri Holmberg in der „Stieg-Larsson-Story“ Details aus Stieg Larssons Leben, die zum Teil schon in den vierhundert früheren Seiten thematisiert wurden. Also, daß Stieg Larsson die ersten neun Jahre seines Lebens ziemlich abgeschieden bei seinen Großeltern verbrachte, dann erst zu seinen Eltern und dem jüngeren Bruder Joakim kam. Weil er sehr viel schrieb und die Schreibmaschine den Bruder störte, mieteten ihn die Eltern einen Kellerraum, mit Sechzehn zog er in ein Zimmer gegenüber, 1974 lernte er Eva Gabrielsson kennen, 1977 zogen beide nach Stockholm, die „Expo- Gründung“, die Frage, wieweit Eva Gabriellson an der Trilogie beteiligt war und daß Larsson sie finanziell beteiligen wollte, aber kein Testament vorhanden war und ohne dem bekommt in Schweden alles die Familie.
Im vierten Teil den „Millennium-Akten“ geht es hin und her mit den Informationen. Über Lisbeths Gewalttätigkeit und ihr Asperger-Syndrom wird diskutiert, dann Stieg Larsson sogar mit Franz Kafka verglichen, der ja auch erst nach seinem Tod berühmt geworden ist, weil sich Max Brod nicht daran gehalten hat, seine Werke, wie er sollte, zu verbrennen, was ich wieder etwas übertrieben finde, obwohl ich ja kein besonderer Kafka-Fan oder Spezialistin bin.
Stieg Larssons Trink und Eßgewohnheiten werden analysiert, er trank viel Kaffee und ernährte sich vorwiegend von Fast Food, wie Pizza. Dann geht es nach Stockholm auf Millenium-Tour, da kann man jetzt den Spuren der Trologie nachreisen und Stieg Larsson hat den Tourismus angekurbelt.
Zuletzt kommt eine lange Biografie und eine lange Danksagung, sowie die Vorstellung des Autors und der Co-Autoren und man hat ein buntes Sammelsurium an Informationen gelesen, das sicher helfen kann, den Roman besser zu verstehen, obwohl das meiste habe ich, glaube ich, schon aus dem Buch herausgelesen und ich habe nur den Teil eins, die „Verblendung“ gelesen, mir dann den Film im Internet angeschaut, der erste Teil war zur Gänze zu bekommen von den anderen gab es nur Ausschnitte.
Gleich am Anfang des Buches steht, daß die Trilogie süchtig macht, kennt man Teil eins, will man alles lesen, so schlimm war es nicht bei mir, ich werde aber natürlich, sollte ich auch „Verdammnis“ und „Vergebung“ irgendwann finden, die Bücher lesen und habe auch ein bißchen in Eva Gabrielsons „Stieg und ich“ hineingeschaut.
2013-08-10
Die Welt der Lisbeth Salander
2013-08-09
Wirklich oder abgehoben?
Die Mädels von „write about something“ haben mich wieder auf eine Idee zu einem Artikel gebracht, da gab es ja schon einen im Winter zu der Frage, wieviele Bücher man lesen soll oder muß, jetzt fordert Laura „Fiktiv UND authentisch, bitte!“ und überlegt, wie sie ihre Romane will und schon sind wir beim Sommerthema oder dem was mich momentan auch beschäftigt, habe ich ja gestern Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“ gelesen und mich gefragt, ob ich so viel Schweres wirklich in diesem Sommer lesen will, bzw. nachgedacht, ob die Verlage und die Lektoren, das vielleicht nicht von ihren Autoren wollen, damit sich die dann entstehenden Bücher gut verkaufen. Immer schneller, immer fetziger, immer jünger, denn so wie es wirklich ist wollen wir es nicht….?
Das ist eine interessante Frage, für eine, die sehr gehemmt, schüchtern und patschert war, als sie vor vierzig Jahren zu schreiben begonnen hat und dann auch sehr erstaunt zu hören „Das ist doch total langweilig, da passiert doch nichts!“, denn eigentlich habe ich schon damals gedacht, daß in meinen Texten, was passiert und 1992 oder so habe ich einen, es waren glaube ich „Die Geschichten vom lieben Godt“, die sogar in der „Rampe“ veröffentlicht wurden, an Karl Markus Gauss geschickt und der hat mir einen langen Brief zurückgeschrieben, wo er mir zu erklären versuchte, daß Literatur abgehoben sein und sich vom realen Leben zu unterscheiden hat. Also keine bloßen eins zu eins Umsetzungen. Ich war, glaube ich, sehr lange so naiv, daß ich nicht verstanden habe, was er meinte. Jetzt verstehe ich es, ob ich aber experimenteller, phantastischer, unwirklicher schreiben will, weiß ich noch immer nicht. Oder sagen wir einmal, ich will es nicht, weil ich ohnehin der Meinung bin, daß das, was ich beispielsweise in meinem Therapiealltag so erlebe, genügend Ecken und Kanten hat, um interessant für die Leser oder die Hörer bei Lesungen zu sein.
Ist es offenbar nicht, denn als ich in der Augustin Schreibwerkstatt, 2009 war das, glaube ich, aus der „Sophie Hungers“ vorgelesen habe, hat mich ein Herr, der möglicherweise ein Obdachloser war, unterbrochen und gesagt, so will er es nicht, nicht von Kindern auf einem Spielplatz und Großmüttern, die sie dorthin bringen und danach die Wohnung der Messie-Tochter aufräumen, hören, damit die Fürsorgerin die zur Kontrolle kommt, nichts Auffälliges daran findet. Ich hätte gedacht, das wären Ecken und Kanten genug und vor allem, es ist die Realität, wie ich sie oft erlebe und das, was ich eigentlich auch beschreiben will.
Daß ein Obdachloser von dieser Wirklichkeit genug hat und in der Literatur etwas anderes hören will, kann ich auch verstehen. Ich habe dann noch den „Wunderschönen Tintentraum“ vorgelesen und er war begeistert, obwohl das ja eigentlich eine Satire auf den damaligen Bachmannpreis war und nicht ernst gemeint.
Und da sind wir schon beim Thema, ich will ehrlich und authentisch schreiben, das ist das, was für mich sehr wichtig ist, nicht unbedingt autobiografisch, das muß nicht mehr sein und da schreibe ich auch schon lange genug, daß ich da differenzieren kann und denke, daß da wohl eher die Anfänger eins zu eins umsetzen. Ich kann da inzwischen schon abstrahieren, denke, es ist alles autobiografisch und alles gleichzeitig wieder nicht und finde beim Lesen oft genug die Umsetzungen in den Biografien der Autoren wieder, auch wenn die das bestreiten würden. Aber auch Helene Hegemann hat ihre Mutter früh verloren und die alten Männer, die über ihren Sex schreiben und davon, daß sie nicht mehr so können, wie sie wollen, sind auch bekannt. Soll auch so sein und stört mich nicht besonders, weil das ja auch das Wahre und das Authentische ist, nur soll man es dann auch zugeben und nicht bestreiten und sagen, daß alles erfunden wurde, wenn man es in der Biografie vielleicht so nachlesen kann.
Ju Sophie hat ja einmal auch die fehlenden Ecken und Kanten an mir bemängelt, von denen ich, wie schon erwähnt, glaube, daß sie vorhanden sind, denn meine Themen sind ja die alten Menschen, die depressiven Frauen, etc, aber vielleicht strebe ich in meinem Harmoniebedürfnis, das ich sicher habe und das wahrscheinlich nicht nur, weil ich zufällig auch noch Verhaltenstherapeutin bin, eine positive Wendung in meinen Texten an.
Das habe ich öfter gehört und war dann auch ein bißchen erstaunt, daß alles so wunderbar leicht und rosig bei mir sein würde, was ich nicht so sehe, denn die Depressiven bleiben depressiv, auch wenn sie sich mit der Nachbarin anfreunden sollten und auf deren Kinder aufpassen, etc.
So wunderbar leicht und fröhlich ist es, glaube ich, nicht, aber realistisch und wahrscheinlich immer noch zu wenig abgehoben, weil ich den Sinn des solchen wohl immer noch nicht so begriffen habe.
Wir lesen um uns zu entspannen, wollen da keine Realität, sondern Spannung und das Besondere haben. So weit so gut und klar und deshalb schreiben wir so viele Romane, wo mehr oder weniger bestial Menschen abgeschlachtet werden. Ich gebe ja zu, ich lese das auch manchmal ganz gern, denke aber immer, das sollte eigentlich nicht so sein und so will ich es nicht haben, denn das wahre Leben ist ja schon grausam genug. Da hungern sich halbe Kinder fast zu Tode oder bis zur Zwangsernährung, ritzen sich die Unterarme, schneiden sich die Pulsadern auf oder stopfen Heroin in sich hinein, um den großen Kick zu erleben, den das reale Leben offenbar nicht bieten kann oder die Polizei erscheint im Morgengrauen und schleppt Asylwerber ab, die aus ihren Heimatländern flüchten mußten, weil sie dort nur Gewalt und Elend, Mord und Totschlag erlebten.
Das reicht doch, denke ich, da muß ich es mir doch im Urlaub nicht so schön schaurig mit Simon Becket oder wem auch immer machen. Auch Thomas Bernhard mit seinem „Österreich ist das Fürchterlichste vom Fürchterlichsten!“ mag ich da nicht mehr hören und auch mit Tilmann Rammstedts „Kaiser von China“, das so wunderschön lustig war, hatte ich meine Schwierigkeiten. Aber auch die Chick Lits, wo die Mädels dann allzu dumm und tollpatschig agieren oder nach den feuchten Nächten plötzlich einen Dschinn im Schlafzimmer haben und ihm ihren Freund erklären müßen, sind vielleicht nicht unbedingt das Realistischte, obwohl ich wieder dazuschreiben muß, daß ich Chick Lits manchmal gerne lese und eine Zeitlang sogar süchtig nach Courths-Mahler war, die für mich vielleicht eine perfekte Mischung von Realität und Fiktion darstellt, auch wenn man das heute nicht mehr so sieht.
Ihre Schilderungen des Berlins der Neunzehnzwanziger- und Dreißigerjahre sind vielleicht ähnlich realistisch, wie das Berlin von 2009, das Helene Hegemann sehr überfordert schildert.
Nun ja, wie will ich es also? Eigentlich schon sehr realistisch und vor allem authentisch, das ist, glaube ich, überhaupt mein Kriterium. Wenn es geht, nicht zu sehr konstruiert und für den möglichen Lesergeschmack oder den des Bachmannjurors hingeschrieben und wenn dann noch ein positiver Lösungsansatz dabei ist, bin ich auch zufrieden.
Denn natürlich gibt es sie, die überforderten Kinder und die Jugendlichen, denen die Schulen nicht mehr das Schreiben und das Lesen beibringen können. Natürlich gibt es Gewalt und Ungerechtigkeit und natürlich will ich das ganz ehrlich und auch ungeschminkt lesen. Das Leben ist schon spannend genug, da muß ich beim Schreiben vielleicht gar nicht mehr übertreiben, denke ich und ecke damit immer wieder an, werde damit als uninteressant und desinteressiert gesehen, so daß ich mir natürlich Gedanken mache, wie ich meinen Realitätsbegriff spannender rüber bringen kann. Denn das kann, wenn das Ergebnis ehrlich und authentisch bleibt, ja nicht schaden.
Daß ich eine etwas leisere Stimme habe, kann so bleiben, muß man ja nicht immer so laut schreien, nur wird man dann halt oft auch nicht gesehen, bzw. überhört.
Und da man aus seiner Haut sowieso nicht herauskann, werde ich so gut ich es kann, weiterschreiben, bzw. weiterkorrigieren und mich in meinen „Dreizehn Kapiteln“ mit einer Sechzigjährigen beschäftigen, die einen Bücherberg auf zehn Jahre auf Vorrat hat, einem an Alzheimer erkrankten ehemaligen Kulturstadtrat, zwei lesbischen Frauen, von denen eine ein Kind von einem „Macker“ kriegt, um ihre Weiblichkeit zu beweisen und in einem Menschenrechtsbüro arbeitet, während die andere Psychotherapeutin ist, einen literarischen Blog betreibt und mit einem ehemaligen Plagiateur und jetzigen „Erich Fried-Preisträger“ arbeitet. Eine Frau am Fenster, die aus Georgien kommt, gibt es auch, einen ehemaligen Hauptschuldirektor, der seine Frau verloren hat und dann noch ein alte vergilbte DDR-Ausgabe mit Erzählungen aus China.
Dreizehn oder zwölf Geschichten, die reigenartig miteinander verbunden sind, wo einiges sehr viel mit mir zu tun hat, das andere wieder rein erfunden ist. Mal sehen, wie das mit den Ecken und den Kanten wird, sowie mit der Fiktion und dem wirklichen Leben.
Ich bin ja eine, die ohnehin meint, daß das Selbermachen besser, als das Nörgeln über die Unzureichbarkeit der anderen ist. Aber auch eine, die sehr viel liest und auf ihrer Bücherliste für 2013 bei hundertvierundfünzig Büchern angelangt ist, von denen über hundert schon gelesen wurden.
Und was die Autobiografie betrifft, gibt es schon Fragen, die mich nerven, so zeigte ich dem GAV-Mitglied Milan Richter beispielsweise einmal die „Fluchtbewegungen“, wo eine der Protagonistinnen, ja „Mila“ heißt, seine Frage war sofort, ob damit das slowakische GAV-Mitglied Mila Haugova, gemeint sei? Natürlich nicht, wenn es um eine serbische Putzfrau geht, die sich in einen Helden, für den Andre Rettberg das Vorbild sein könnte, verliebt. Oder bei den „Erzählungen des Johannes Sedelmayers“ kam die Frage „Ist das der Schauspieler aus München, der so heißt?“, das verwirrt mich dann, weil ich denke, so unprofessionell bin ich doch nicht, werde aber offensicht dafür gehalten.
Wenn ich also über eine Lesetheateraufführung von „Glaube, Liebe, Hoffnung“ schreibe, weil ich die im „Novembernebel“ brauchte, hat es die so nicht gegeben, die Frage kam aber „Wann war denn die?“ und der Literaturhausleiter kommt auch in zwei meiner Texte vor, in der „Widergeborenen“ und in den „13 Kapiteln“ und eröffnet eine Lesung.
„Welche?“, hat mich Robert Huez bei der letzten „Wildgans-Preisverleihung“ gefragt, als ich ihm davon erzählte. In der „Widergeborenen“, die von Ari Eisensteins Buchpräsentation über seine Mutter, bei den „13 Kapiteln bekommt Jakob Pröchtl den „Erich Fried Preis“, ich hoffe, es fragt mich jetzt keiner, wann der ihn bekommen hat oder erzählt mir, daß er auf der „Erich Fried-Preis-Seite“ keinen Jakob Pröchtl findet, bzw. wird er für den 2013 Preisträger gehalten, da der ja, glaube ich, noch nicht bekanntgegeben ist.
2013-08-08
Axolotl Roadkill
Wieder bin ich etwas ratlos und frage mich, ob ich das „Lebensgefühl einer Sechzehn-oder Siebzehnjährigen, die sich von allen Konventionen befreit hat“, hochbegabt und voll überfordert durch das Berlin der Zweitausendzehnerjahre taumelt und mit großer Schnauze ihre Alpträume schildert, die Literatur ist, die ich wirklich lesen will und da fallen mir auch gleich ein paar Punkte ein.
Zuerst, daß ich mir Helene Hegemanns Debutroman vor ein paar Wochen sofort kaufte, als ich ihn auf dem 3.99 Thalia Abverkaufsstapel liegen sah, obwohl mir die 3.99 Bücher normalerweise zu teuer sind und ich sie mir eher schenken lasse, dann natürlich, daß ich 2010 den Plagiatsskandal um das Buch sehr begierig verfolgte, darüber geschrieben habe, aber erst jetzt verstehe, um was für ein Buch es sich dabei handelt und noch besser verstehe ich Ana Znydars Satz, beim „Memoir“ oder anderen Schnupperseminar, beim Tag der offenen Tür im Writersstudio vor einem Jahr, daß man beim Schreiben, an das Schrecklichste was man je erlebt hat, denken soll, dann wird es richtig gut.
Die Psychotherapeutin in mir war damals nicht damit einverstanden und ist, da ich ja manchmal mit Borderlinepatienten, Drogen- und anderen Problemen, in meiner Praxis zu tun habe, auch jetzt nicht damit einverstanden und wiederhole, daß ich diese Art von Literatur, der überforderten Kinder nicht lesen will und es für sehr bedenklich halte, wenn der Literaturbetrieb das verlangt, immer jünger, immer fetziger und immer furchtbarere Erlebnisse geschildert haben will.
Aber ich habe das Buch jetzt gelesen, verstehe den damaligen Plagiatsskandal, der in dem Sinn eigentlich keiner war, denn Helene Hegemann hat in ihrem Taumel durch das Berlin von 2009 oder 2010 zu rasen, mal, wie sie auch schreibt „von so einem Blogger“ und auch anderen Quellen abgeschrieben und versteht, nachdem in Kürze ein zweiter Roman von ihr erscheint, die damalige Aufregung wahrscheinlich noch immer nicht.
Der Blogger Airen hat sein Buch inzwischen, glaube ich, auch bei Ulstein veröffentlicht und ich tue mir auch ein bißchen schwer, weil „Axolotl Roadkill“ ein Buch ist, dessen Handlung man nicht so einfach erzählen kann, denn es hat eigentlich keine.
Da gibt es Mifti, das ist ein sechzehnjähriges Mädchen, wohlstandsverwahrlost, wie sie es nennt, Schulverweigerin, wahrscheinlich hoch begabt, das ihre Mutter verloren hat, nun bei zwei genauso wohlstandsverwahrlosten Geschwistern, Annika und Edmond lebt, der Vater, offenbar ein Kulturschaffender, wie Helene Hegemanns Vater, lebt irgendwo anders mit seiner Freundin Franziska und Mifti rast nun durch ihr Leben, schreibt Mails an ihre Freundin Ophelia, die viel älter ist als sie, fährt im Taxi und diskutiert dort mit den Chauffeuren, nimmt Heroin, vögelt und wenn sie dann doch wieder in die Schule geht, macht sie mit ihrer Klasse eine Exkursion in ein KZ und die wohlstandsverwahrlosten Schüler nerven dort ihre Lehrer, warum sie nicht rauchen dürfen.
Das habe ich schon einmal ähnlich beeindruckend bei Xaver Bayer gelesen, daß die Schüler nach Mauthausen müssen und dann beim Mc Donald darüber witzeln.
Es gibt also auch durchaus sehr beeindruckende Bilder in dem Buch, die Erklärung einer Borderlinediagnose gibt es auch „Ach diese Borderlinesyndromescheiße ist gleichzusetzen mit unklaren Oberbauchbeschwerden. Das sagen, die immer, wenn ihnen nichts mehr einfällt“ und Mifti war auch schon bei einigen Therapeuten, die sie rausgeschmissen haben oder nicht mit ihr über Heidegger diskutieren wollten.
Denn Mifti ist sehr belesen und sehr überfordert und ihr ebenfalls überforderter Vater wollte mit ihr einmal zu dem Haus fahren in dem sie geboren wurde und erzählte ihr, daß sie da mit zwei Jahren irgendwo hinaufkletterte und sie dann mit voller Wucht auf den Boden schmiss, weil sie von sich überzeugt war, fliegen zu können und der Bruder hat einmal die Lieblingsmaus der Schwester an die Katze verfüttert.
So ist das Leben hart und ungerechet. Man kann nicht fliegen, auch wenn man das mit zwei Jahren glaubt, mit Sechzehn glaubt man wahrscheinlich nicht mehr und so rennt Mifti auch mit einer Wassergefüllten Plastiktüte durch die Stadt in der das Axolotl steckt, das sie für Ophelia kauft und dann geht sie in ein Kaufhaus, packt dort sämtliche Kaschmirpullover ein und wartet dann auf die Kaufhausdetektive mit einem gefälschten Schülerausweis, damit sie sie erwischen.
Das Leben ist hart und ungerecht und ich will diese Überforderung nicht als schöne Literatur lesen und eigentlich auch nicht, daß die überforderten Verlage und Lektoren, das von den immer jünger werdenden Autoren verlangen. Roman Marchel hat dazu vergleichsweise ein viel ruhigeres und viel einfacheres Buch geschrieben. Ich versuche das mit meinen Texten auch und habe vieles was da her heruntererzählt wird, auch nicht verstanden.
Einiges schon und das hat mich dann auch beeindruckt. Helene Hegemanns Biografie dürfte mit der Mifti vergleichbar sein, hat sie ja auch ihre Mutter früh verloren, ist wahrscheinlich hochbegabt und hoffentlich nicht so überfordert, wie sie nach dem Buch sein müßte.
Daß vieles nur einfach herunter und auch abgeschrieben und nicht so ganz selbst erlebt wäre, wäre ihr wahrscheinlich zu wünschen und nun bin ich gespannt, wie es mit „Jage zwei Tiger“, dem zweiten Roman werden wird, der Ende August erscheint.
2013-08-07
Feinschliff
Am Montagnachmittag habe ich, da ich erst ab fünf zwei Stunden hatte, die Ruth um zwei zum Kaffee getroffen und sie hat mir ein Erdbeerparfait mitgebracht, das über geblieben ist, weil Robert Eglhofer Geburtstag hatte.
In der Sommerhitze sind wir in der Krongasse auf der Terrasse gesessen und haben uns über Rolf Schwendters Tod unterhalten, sie hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß es trotzdem eine Poet Night im September geben wird, zu er ich mich schon angemeldet habe.
Die Ruth wird demnächst nach Salzburg zu den Festspielen fahren und hat mir auch erzählt, daß sie sich für ihr neues Buch eine Lektorin genommen hat. Ja, ja, das sind die neoliberalen Zeiten, wo die Verlage alles ausgliedern und der Autor selbst für das Lektorat sorgen muß. Sie ist schon sehr gespannt darauf, was die Lektorin sagen und ich bin sehr gespannt auf ihr neues Buch, das demnächst erscheinen wird.
Am Abend habe ich sie dann noch einmal am Rathausplatz getroffen, wo es im Richard Wagner Jahr die ersten zwei Akte der „Götterdämmerung“ in einer, wie ich finde, sehr schlechten Inszenierung gegeben hat.
Am Dienstag habe ich dann am Morgen Roman Marchels „Wir waren da“ ausgelesen, das neue „Residenz-Buch“, das am 6. 8. erschienen ist und eine spannende Erfahrung gemacht, daß es auch bei Neuerscheinungen sehr leise und bedächtig gehen kann.
Dann hatte ich eine Kinderdiagnostik und zwei Stunden und habe, bevor ich wieder in meine Sommerfrische gefahren bin, das ist jetzt, wenn ich mich nicht irre, die sechste Woche, das erste Kapitel meines „Dreizehn Kapitel Buchs“ korrigiert. Da wollte ich ja eigentlich sehr viel ändern oder es überhaupt neu und umschreiben, damit das mit den Bücherbergen und den Leselisten für zehn Jahren vielleicht ein bißchen fetzig rüberkommt.
Derweil habe ich das aber noch nicht allzuviel, nur festgelegt, was geändert werden soll.
Stefan Horetzkys Töchter werden Klara und Klaudia mit K heißen und dann nach Harland gefahren, um mich in eine intensive Korrekturwoche zu begeben, wo es um den Feinschliff gehen wird.
Dazwischen gab es dann ein bißchen Aufregung, denn leider ist das Internet ausgefallen. Wahnsinn, wie schnell man davon abhängig wird. Aber zum Korrigieren brauche ich es ja gar nicht und eigentlich wollte ich ja weniger Bloggen, aber einen Schreib- bzw. Sommerfrischenbericht trotzdem geben, denn irgendwie stehen wir ja in der Mitte des Sommers und die Herbstbücherproduktion ist schon voll im Anlaufen. Das betrifft mich ja nicht sosehr, obwohl ich in den letzten zwei Wochen ja ein ganzes Rohkonzept geschrieben habe, aber am nächsten Mittwoch, den 14. 8. geben sie in Frankfurt, glaube ich, die heurige Longlist des deutschen Buchpreises bekannt.
Zwanzig Bücherneuerscheinungen, die man unbedingt gelesen haben sollte. Auf meiner Leseliste steht dagegen Tanja Maljartschuks „Biografie eines zufälligen Wunders“, ein „Residenz-Buch“, das am 27. August erscheinen wird und in der Badewanne habe ich vorhin Helene Hegmanns „Axolotl Roadkill“, der Aufreger vom Frühjahr 2010 gelesen, den es vor ein paar Wochen bei „Thalia“ um 3.99 gab und Buzzaldrin hat mich darauf aufmerksam gemacht, im August erscheint ein neues Hegemann-Buch, so daß man sich natürlich fragt, ob das auf der zwanzig langen Bücherliste stehen wird?
Thomas Glavinic, der österreichische Superstar, hat ein neues Buch geschrieben, das auch im August erscheinen wird, das stellt er bei den O-Töne vor und ist wie ich http://www.buecher.at entnehme, da für den „Wilhelm Raabe-Preis“ nominiert. Wird er auch auf der langen Liste stehen und wer noch?
Am Mittwoch werden wir es wissen und es ist ohnehin egal, weil es ja wahrscheinlich ein paar Jahre dauern wird, bis ich die Bücher in den Schränken oder in den Ein Euro Abverkaufskisten finden werde und ich habe ohnehin schon so eine lange Leseliste und will eigentlich gar nichts Neues mehr nehmen. Wenn ich das nur schaffe, denke aber irgendwie ganz glücklich, daß ich das ja gar nicht schaffen muß. Luxusprobleme. Also welche Bücher werden auf der langen Liste stehen? Vielleicht ist der neue Köhlmeier und der neue Schindel dabei, die ich ja auch noch lesen muß.
Ja, die Neuerscheinungen kommen und machen neugierig, die Leute schreiben eben sehr viel und wer wird das alles lesen? Diese Frage stellt sich immer noch und ist auch egal, denn ich lese was ich kann, bin dabei sicher an der Spitze, der Semiprofessionellen Literaturblogger oder erfolglos literarisch Schreibenden, schreibe auch sehr viel und schnell und das auf mich aufmerksam machen, scheint mir immer noch nicht zu gelingen, ist aber ebenfalls egal, weil ich es ja offensichtlich nicht ändern kann.
Ein paar Hinweise auf Veranstaltungen sind am Dienstag auch zu mir gekommen, so findet nächste Woche in Raabs an der Thaya das jährliche „Poetenfest“ des Richard Pils statt. 2000 habe ich da, glaube ich, einmal gelesen und meine „Wiener Verhältnisse“ vorgestellt. Seither war ich nie mehr dort. Es hat mich auch niemand zum Lesen eingeladen, wäre aber vielleicht ein passender literarischer Ausflug, auch wenn man dort, glaube ich, Eintritt zahlen muß und einen Ankündigungshinweis für literarische Veranstaltungen am 21. und 23. August in Schloß Kittsee, wo unter anderen, die Petra Ganglbauer liest, habe ich auch bekommen, aber das ist, glaube ich, ein Mittwoch und ein Freitag und Kittsee auch von Harland weit entfernt und ich will diese Sommerfrischenwoche hauptsächlich korrigieren und am Mittwoch, wenn ich es zusammenbringe mit dem Rad nach Herzogenburg fahren und auch ein bißchen beim „Lidl“ einkaufen und wenn ich sehr fleißig bin, kann ich mich auch an meinen Schwendter-Text machen, den ich ja fürs „Volksstimmefest“ schreiben will und für die Poet Night kann ich ihn vielleicht auch brauchen. Lesen werde ich nach der Helene Hegemann, die Thriller und Spannungsbücher, die ich mir vorige Woche aus Wien mitgenommen habe, zweimal Sebastian Fitzek und ein Buch über die „Welt der Lisbeth Salander“ steht da auf der Liste, bis die deutsche Buchpreisliste bekanntgegeben wird und ich erfahre, was der literarisch Interessierte in diesem Bücherhebst lesen soll, aber das bin ich ja gar nicht, meinen meine Kritiker immer wieder und so kann ich lesen und schreiben was und wie ich will und das habe ich in diesem Supersommer auch vor und wenn es mir noch ein bißchen gelingen sollte, meine „Dreizehn Kapiteln“ ein bißchen literarisch zu korrigieren und damit auch Aufmerksamkeit zu bekommen, wäre das ja auch sehr schön.
2013-08-06
Wir waren da
Neun Erzählungen des 1974 in Graz geborenen Roman Marchel, der 2004 den Siemens Literaturpreis gewonnen hat, 2011 erschien sein erster Roman „Kickboxen mit Lu“ bei Residenz und jetzt die neun Erzählungen, Alltagserlebnisse, Familienkatastrophen aus der Sicht Erwachsenwerdender oder schon Gewordener.
In einem fast altmodisch bedächtigen Ton erzählt da Alexander oder Xahander, ein siebzehnjähriger Hinterbliebener in „Der Roboter und das Mädchen“, ein bißchen surreal anmutend ist die Geschichte, die wie in der Gruppe anonymer Alkoholiker beginnt.
„Hallo, ich Xahander und ich bin da für meine Mutter, die in Ruhe schweigen soll!“
Dann geht es los in das Familienidyll, eines Sommernachmittags in einen Garten, die Kinder trinken Cola, der kleine Bruder darf noch nicht, die später spielt ein Lied auf einem Radio, nervt damit alle, es wird ihr verboten, sie geht ins Haus, kommt wieder und verschwindet schließlich mit einem Roboter um niemals wiederzukehren.
„Halihalo, wo sind wir auf welcher Ebene, in der der Geister? Die Medienwelt stürzt sich jedenfalls auf die Familie, die trotzdem weiterlebt, der kleine Bruder fürchtet sich vor Gewitter und an den Jahrestagen, die besonders gefährlich sind, spielt die Katze Doucette, die eigentlich ein Kater ist, mit dem Radio, die Melodie „Seasons in the sun“ geht los und die Mutter kommt ins Krankenhaus und Xahander in die Selbsterfahrungsgruppe.
So geht es weiter. In der nächsten Geschichte, ist eine Siebzehnjährige kurz vor ihrer Matura, die Erzählerin, in dem Sommer in dem Markus drei Gedichte für sie geschrieben hat, die in seinem später erschienenen Buch nicht enthalten sind. Wieder wird geheimnisvoll nach rückwärts erzählt, die Gedichte sind enthalten und sehr schöne Wortwendungen, gibt es in den „Schwimmern in den Kronen“, die sich nachts um elf am Dach treffen auch.
In ein „Sterbender Schneemann“ geht es um den Großvater. Sein Sterben und sein Leben wird hier erzählt. Der Großvater der Patriarch, der sich nur zweimal im Leben entschuldigt hat, der die Frauen schwängerte und dem Krieg in einer BMW 1939 voranbrauste, die kleine Enkeltochter Clara, der ein Goldkettchen schmieden ließ, wird einen Schneemann mit Hut für ihn bauen, der ihn sozusagen als Grabwächter begleiten wird.
Ähnlich surreal geht es im „Weißen Hai im Bretterschuppen“ weiter, da verfolgen wir erst die Träume zweier Studenten Jan und Boris, in ihren Wiener Wohnungen, der eine träumt von einer Hexe, der andere von schönen jungen Mädchen, mit denen er gerne Artischokenspitzen aus Joghurtsaucen löffeln möchte und lädt den anderen dazu ein, da sich das Mädchen weigert. Der erscheint mit einer Flasche Sekt und fordert dann den Freund auf, in das elterliche Dorf zu fahren, es ist der vierte Todentag des Vaters, das Haus hat der längst verkauft ist ist schon abgerissen worden, aber da gibt es noch einen Schuppen mit einem Poster vom weißen Hai, den Boris als Kind von seinem Vater bekommen hat. Sie holen ihn und bringen ihn zurück nach Wien.
Die „Zwei Schwestern“ sind zwei- und fünfundachtzig, klein und dick, größer und hager die anderen, sie können sich nicht leiden und spielen dennoch einmal in der Woche mit einem befreundeten Ehepaar Halma. Die Enkeltochter Katharina erscheint mit dem Schulaufsatz den sie über ihren Großvater, der das Hakenkreuz länger als er mußte, über seinen Schreibtisch hatte und die eine Schwester erzählt der andere dann triumphierend, daß sie ihre Liebesbriefe, die sie einmal von einem an der Front gefallenen bekam, belesen und weggeschmissen hat.
Und in „Et in Arcadia ego“, liegt einer offenbar auf der Intensivstation und erlebt sein ganzes Leben, bis vor der Geburt wieder.
In „Kleine Geschichte der Luftschifffahrt zwischen den Marmeladegläsern meiner Großmutter“ erleben vier Kinder schöne Zeiten in der Speisekammer ihrer Großmutter, wo sie in roten und blauen Pyjamas die „letzte Fahrt der Hindenburg“ sowie Raumschiff Enterprise immer und immer nachspielen. Die Kindheitsnachmittage enden mit dem Gymnasiumsantritt des Cousins, der nun für Briefe an das Christkind schon zu groß ist, zerbrochenen Marmeladegläsern, einem blauen Auge des Herrn Krumbach und schließlich, wie es im Leben so kommt mit dem Tod der Großmutter.
Im „Tunnel“ geht es noch surrealer zu, denn da bekommt eine siebzigjährige Frau plötzlich einen Kinderschuh geschickt und erlebt die Sommer und die Katastrophen ihrer Kindheit wieder, so daß sie sich in einem Zug setzt, eine geheimnisvolle Reise anzutreten, die schließlich im Krankenhaus mit einem fast Nierenversagen endet und in der letzten Geschichte „About a girl“ erleben wir die Pubertät, die verlorenen Träume und das Scheitern der fünfzehnjährigen Silvia mit, die am Mittagstisch gelangweilt in ihrer Buchstabensuppe stochert und dann am Weg zum Teich nochmals alle Stationen ihres bisherigen Lebens durchgeht, die zwei Freundinnen Natascha und Evelyn mit denen sie sich im Dorf eine Traumstadt bauen wollte und mit Popcorn Taubenfütternde japanische Touristen spielten. Den Tag wo sie mit sieben als Prinzessin beschloß fortan nicht mehr in die Schule zu gehen, den grünen Hydranten in den sie einen Marsmenschen erkannten und die Schrecken einer Party zu der sie nicht mehr eingeladen wurde, weil die Eltern ihrer Freundinnen dagegen war.
Rroman Marchel erzählt auf eine fast altmodisch bedächtige Weise seltsam surreale Geschichten aus den Kindertagen, die einen seltsamen Kontrast zu den viel fetzigeren schnelllebenderen Geschichten bilden, die die trendigen Jungautoren sonst, um ihn herum schreiben und wahrscheinlich gerade deshalb lesenswert und zu empfehlen sind.
2013-08-05
Achtzig Rohseiten
Juchu, ich bin mit der Rohfassung meines „13-Kapitel-Textes“ fertig, achtzig Rohseiten und auch dreizehn Kapitel, wie geplant, sind es geworden und ich bin am Freitag, nachdem ich meinen Schreibbericht geschrieben habe, auch sehr fleißig gewesen.
Habe zunächst zwei Szenen bzw. Kapiteln geschrieben, das des Stefan Horetzky, das jetzt „Eine Aktentasche mit Symbol“ heißen wird, und „Die Suche nach der verlorenen Frau“, dann bin ich essen und Radfahren gegangen und habe mich, nach dem ich ein bißchen, wie ich es ganz gerne tue, in meinen eigenen Büchern geblättert habe, um nachzuschauen, wo ich mich vielleicht wiederhole, noch einmal auf die Terrasse gesetzt, das gelbe Buch hergenommen und nachgeschaut, ob ich wirklich, die andalusische Krankenschwester Dolores zur Protagonistin von Kapitel zwölf machen soll?
Habe ich und ich glaube es ist ganz gut gelungen und das dreizehnten Kapitel, spielt, wie schon beschrieben nicht zehn Jahre später, sondern auf Lauras Pensionsanfangsparty zu der Nika, Laurenz Wolkner und Stefan Horetzky kommen.
Achtzig Rohseiten, bzw. knapp zweiunddreißigtausend Wörter hat es nun. Jetzt werde ich es ausdrucken, durchsehen und zumindestens am ersten Kapitel noch etwas verändern.
Es ist mir also in den letzten zwei Wochen bei meiner Schreibklausur sehr gut gegangen und ich bin zumindest was die Rohkonzepte betrifft, sehr schnell unterwegs. Zu schnell, meint der Alfred, aber ich denke es kommt aus mir heraus, so daß es sinnlos wäre, etwas dagegen zu tun, denn es ist ja auch sehr schön so produktiv zu sein und ich weiß, beim Korrigieren werde ich schon noch genügend fluchen, weil ja wahrscheinlich noch nicht alles so sitzen wird, aber eigentlich ist es mir ganz gut gelungen und das Experiment aus dreizehn Kapitel einen Roman zu machen, denn das war es ja, hat sehr gut geklappt.
Es ist zwar wahrscheinlich eher eine Erzählung als ein Roman, aber ich denke, es reißt einige, mich sehr bewegende Themen an und wenn ich beim nächsten Text länger werde, ist es gut, wenn nicht ist auch egal, denn jeder schreibt, wie er oder sie es kann.
Der Rest des Sommers werde ich also wieder an den Beginn der Sommerfrischen-Schreibwerkstatt zurückkommen und korrigeren, nach Herzogenburg und dorthin Radfahren, wo ich noch nicht war, kann ich auch, bzw. vielleicht auch wieder einen Stadtschreibertag machen oder einen solchen Text schreiben.
Mal sehen wie es wird, bisher war es ja ein wirklich sehr gelungener schreibintensiver Sommer, der noch dazu ein traumhaft schönes Wetter hatte und mir macht die Hitze eigentlich nicht viel aus.
Ich werde also jetzt die nächste Zeit an den „Dreizehn Kapiteln“ korrigieren, ob ich bis zum Nanowrimo damit fertig bin, weiß ich nicht, wahrscheinlich eher nicht und ich habe dann wahrscheinlich auch keine Idee, an was ich schreiben soll, beziehungsweise gibt es ja die, aus der Nika Weihnachtsfrau einen Adventkalender zu machen, aber das passt ja mehr in den Dezember.
Mal sehen wie es wird. Momentan bin ich noch etwas von dem Wochenende gesch.aucht, da wir ja bei der Hitze auf den Hochschwab hinaufgewandert sind.
Etwas ist vielleicht noch ganz interessant zu erwähnen, da hat Petra van Cronenburg am Donnerstag von einer Art-Sendung geschrieben, die ich, glaube ich schon vor zwei Jahren bei Thomas Wollinger kennenlernte. Da wurde Jonathan Safran Foer vorgestellt und der erzählte über sich und über das Schreiben und wie man oft durch ganz banale Zufälle zu seinen großen Romanen kommt und Petra van Cronenburg zeigte sich enttäuscht, daß der Meister so in seine Karten schauen ließ.
Da habe ich und an meine Schreibberichte gedacht und mich gefragt, ob die, da ich ja sehr offen bin und auch von dem, was nicht so klappt, berichte, vielleicht nerven?
Allerdings sind mir Schreibberichte sehr wichtig und ich finde es immer sehr spannend, wenn Autoren sich in ihre Karten und Schreibstuben schauen lassen, weil man ja nur so lernt. Andererseits enttarnt das wieder Mythos des Genies und die Geschmäcker sind wahrscheinlich auch sehr verschieden.
Die einen wollen, daß man über sich und sein Schreiben erzählt, die anderen finden es vielleicht aufdringlich und indiskret.
Mir hat der Film, den ich vor zwei Jahren, glaube ich, bei Thomas Wollinger gesehen habe, aber sehr gefallen und wenn es jemanden interessieren sollte, wie es mir beim Schreiben geht, freut mich das sehr. Für die die es nervt, sei verraten, daß vorläufig wahrscheinlich ohnehin keine Schreibberichte mehr kommen werden, weil ich ja die nächste Zeit korrigieren und vielleicht auch etwas weniger bloggen werde, weil es ja noch keine Veranstaltungen gibt und ich nur zwei oder drei Bücher pro Woche lese. Mal sehen, wie es wird?
Vielleicht wird wieder alles anders, jetzt bin ich erst einmal sehr mit mir und meinen „Dreizehn Kapiteln“ zufrieden.
2013-08-04
Fall in die Nacht
Melamars, 2003 bei „viza edit“ erscheinener Raoman“Fall in die Nacht“, habe ich mir, obwohl er viel weiter vorne auf meiner Leseliste steht, auf dem Hochschwab mitgenommen, weil das kanpp hundert Seite dicke Büchlein in die Rucksacktasche passte und ich ohnehin soviel auf den Berg mitzunehmen hatte, obwohl die „kleine dunkle Geschichte aus einer kleinen dunklen Ecke der Gesellschaft“, wie es Patricica Brooks in ihrem Beschreibungstext nannte, vielleich nicht als Lektüre auf einen Berg passt, während man auf die Hüttenruhe wartet oder doch, natürlich, denn die kleinen dunklen Ecken unserer Gesellschaft interessieren mich ja sehr und die Gegend Pilgramgasse, Kettenbrückengasse, Margaretengürtel, ist mir auch bekannt, obwohl ich üblicherweise nicht nach Drogendealern Ausschau halte.
Es geht um Kathi, ein noch nicht volljähriges Mädchen, das von seiner Familie ausgerissen ist, von Klagenfurt nach Wien kam und in der Arena Mike, einen farbigen Boxer, der eigentlich Musik machen will, in Wien geborenen ist und am Yppenplatz lebt, kennen und liebenlernt.
So weit so schön und gut, die beiden teilen sich Mikes Wohnung, nehmen gelegentlich ein paar Drogen, Mike boxt, Kathi lebt von Gelegenheitjobs und klaut auch einmal in einem Supermarkt eine Tafel Schokolade, die sie dann aber, wenn sie von Maden zerfressen, angewidert in den nächsten Mistkübel schmeißt.
Das ist die Vorwarnung, meint die Ich-Erzählerin, die ihre Geschichte, die keine Liebesgeschichte ist, einem Du-erzählt, denn als sie nach Hause kommt, wird Mike verhaftet. Es ist Wahljahr, die Polizei oder wer immer braucht ihren Spektakel, so wird bei Mike nach Drogen gesucht, der keine hat und als er nach seinem Anwalt fragt, zusammengeschlagen und sechs Monate lang eingesperrt.
Das gibt Kathi, die vorher nur gelegentlich Drogen genommen hat, den Rest, sie beginnt Heroin zu nehmen. Es folgt eine Abhandlung was Heroin ist oder nicht ist, vorher gab es eine über das angepasste Leben, vor dem man sich, wenn möglich hüten soll.
Als Mike aus dem Gefängnis kommt, will er den „Kick“ und weil er das alleine nicht zusammenbringt, versetzt ihm Kathi den Todesschuß und hat nun Schuldgefühle, den den sie liebte umgebracht zu haben oder war es doch nicht die Polizei, die Gesellschaft, etc, die ihr Mike weggenommen hat?
In zwei Teilen und einigen Kapiteln wird diese Geschichte teils sachlich, teils verzweifelt und manchmal in sehr dichten Bildern erzählt, so ist das zum Beispiel sehr beeindruckend, wo Kathi in der U-Bahn- Station Kettenbrückengasse, ein französisch sprechendes Kind findet, das zu seiner Mama will, die ist ein Junkie und fällt, als sie auftaucht um, das Kind läuft sofort auf sie zu und untersucht ihre Pupillen, ein kleiner Einblick in die Überforderung der Kinder durch ihre Eltern, die das Leben nicht schaffen, was erst jetzt so richtig erforscht wird.
Melamar, die eigentlich Melanie Marschner heißt, 1976 in Klagenfurt geboren wurde, Romanistik, Rumänisch, Spanisch studierte, Redakteurin der Literaturzzeitschrift „Wienzeile“ , sowie Texterin und Sängerin der Band „The Cryptones“ ist, scheint es schon vorher gewußt zu haben, sich ein bißchen in der Drogenszene auszukennen und wahrscheinlich auf die Polizeiaktionen nach dem Tode Marcus Omufumas anzuspielen.
Manches scheint vielleicht auch ein bißchen überzogen zu sein, so kommt mir das, was Karlheinz Schleimig der Kripo Klagenfurt erzählte, im O-ton nicht ganz realistisch vor, weil so wahrscheinlich ein Jugendlicher der Mike, um Haschisch anbettelte, nicht spricht.
Aber ein interessantes Stück Literatur, das eine ein bißchen ratlos zurückläßt,die es schade findet, daß das Buch wahrscheinlich nur in einer sehr kleinen Auflage erschienen ist.
Die „viza edit“, gehört, glaube ich, zur Wienzeile, jedenfalls ist Günther Geiger, der ja auch dort tätig ist, der Herausgeber und auf einer der letzten Seiten gibt es eine Reihe Danksagungen an Institutionen, Firmen, Personen, die die Herausgabe möglich machten.
Mottis, wie „Sei stur und lebe dein Leben, wie es dir in den Sinn kommt!“, gibt es auch und das Buch, das ich, glaube ic,h an dem Tag im Wortschatz fand, als ich von den Krimitagen in der Hauptbücherei zurückgekommen bin, trägt einige Stempel, daß es zu „beam to kost nix“ ausgegliedert wurde.
Patricia Brooks, die ich von der GAV kenne, die bei den „Mittleren VI“ gelesen hat und sich, glaube ich, auch bei der „Wienzeile“, wo ich auch schon mal einen Text hatte, engagiert, hat wie erwähnt, den Beschreibungstext geschrieben und Melamar habe ich 2008 in der Gesellschaft für Literatur kennengelernt, als es dort um Roma-Literatur ging. Bei der GAV-Lesung wo sie sich als neues Mitglied vorstellte, war ich, glaube ich, auch und heuer habe ich sie beim „Tag der Freiheit des Wortes“ gehört und da hat mich ihr sehr poetischer Text sehr beeindruckt.Bei den Poet-Nights habe ich sie auch schon gehört.
Eine vielleicht ein bißchen ungewöhnliche Berglektüre, es geht aber gleich weiter mit dem Gernre und dem Sujet, habe ich ja vorhin der Badewanne Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“ begonnen, die allerdings viel jünger als Melanie Marschnig ist.
2013-08-02
Weiterschreiben
Jetzt ist es wieder ein bißchen anders gekommen, denn ich habe am Mittwoch nach meinem Klausurbericht, Szene neun „Erich Fried-Preisträger“, die wieder nur etwa vier Seiten hatte, dafür im Literaturhaus spielt und ein kleiner dicklicher Literaturhausleister im schwarzen Anzug hält eine Lobesrede. Dann habe ich Kapitel eins „Bücher für zehn Jahre“ und zwei „Die gesprengten Gräber kehren zurück“ korrigiert und bin mit der Sophie Kinsella in die Badewanne gestiegen und dort irgendwann ausgestiegen, weil so übertrieben und das ist vielleicht vom Verlag so gewollt.
Wenn ich sowas schreiben würde, habe ich gedacht und, daß ich mich das gar nicht trauen würden und so besonders gestrafft, korrigiert und lektoriert ist es mir gar nicht vorgekommen. Am Donnerstag habe ich dann zu Ende korrigiert, im Bett gleich an dem Frühstück, ohne zu baden und Rad zu fahren und da sind auch meine zwei verlorenen Personen zu mir gekommen, beziehungswweise haben sie sich durch andere umgewandelt. Daß der Rupert Mayerhofer, der pensionierte Schuldirektor, der seine Frau am Krebs verloren hat und nun eine Haushälterin und Bettgenossin braucht, eine eigene Stimme bekommen könnte, habe ich mir schon vor zwei Wochen gedacht, als ich das „Kopftuchkapitel“ geschrieben habe und die Schwester Dolores, die Krankenschwester, die aus Andalusien nach Wien in die Seniorenresidenz gekommen ist, um Laurenz Wolkner zu ärgern, ich weiß, das habe ich auch schon ein paar Mal, alte Herrn und Damen in Seniorenresidenzen, die mit ihren Pflegern streiten, ob sie Tabletten zum Schlafen nehmen sollen, im „Haus“ tut das eine pensionierte Frau Primar mit einer jungen Ärztin, ist auch eine Idee.
Ich habe das Ganze also durchgesehen, gestraft und mir in meinem gelben Buch Anmerkungen gemacht. Die Ruth ist jetzt von einer Architektin zu einer Menschenrechtsanwältin geworden, Jakob Pröchtls Lektorin heißt Sibylle und nicht Sabine, denn so heißt ja schon Rupert Mayerhofers Ex-Gattin und ist für eine Lektorin auch kein so besonders schöner Name.
Jetzt hat der Text, sechzig bzw. neunundfünfzig Seiten, weil die sechzigste eine Leerseite sein könnte und 23.648 Worte, also immer noch kein halber Nanowrimo und ist in der Länge so zwischen der „Paula Nebel“, die 23.285 Wörter hat und dem „Haus“ 30.450, die „Mimi“, die ich am Mittwoch noch vor der „Kinsella“ durchgelesen habe, hat 38.347 Worte.
Er ist aber noch nicht fertig, denn er hat ja erst neun Kapitel und als Kapitel zehn habe ich jetzt einmal „Der Mann im Trenchcoat“ aufnotiert, das ist der Psychiater Stefan Horetzky, ein Patensohn Laurenz Wolkners, der Ruth Horvath einmal behandelt hat und Mia Miaschwilli im Supermarkt kennenlernte, als sie dort Binden und Schokolade für ihren Kleinen einkaufte. Das Kapitel elf könnte „Auf der Suche nach der verlorenen Frau“ heißen und am Friedhof spielen, da erzählt der Rupert seiner Sabine seine Erlebnisse, während er die Blumen gießt und über das Schulsystem, das ihn sehr ärgert, könnte er auch resumieren. Das war ja auch so eine Idee und eine solche Person ist ja schon vor zwei oder drei Wochen auf meinem Kapitelplan gestanden.
Die Kapitelüberschrift für zwölf habe ich noch nicht und das letzte könnte nicht in zehn Jahren, wenn die Laura mit ihren tausend Büchern fertig ist, sondern auf der Party handeln, wo die Nika kommt, Laurenz Wolkner mit Stephan Horetzky etc, weil das besser passt, weil es wahrscheinlich doch nicht der große Roman, sondern eine eher dichte, flott angedeutete dreizehn Kapitelgeschichte werden könnte, die an die dreißigtausend Worte und siebzig Seiten haben könnte.
„Das Haus“ hat fünfundsechzig Rohseiten, in Buchform sind es ca hundertzwanzig, die „Paula“ zweiundfünfzig Seiten bzw. fünfundachtzig.
Als ich bei der „Paula Nebel“ vor mehr als einem Jahr so verzweifelt war und nicht mehr weiterwußte, hat mir die Judith Gruber-Rizy ein Mail geschrieben und etwa so gemeint, daß ja auch etwas kurz sein kann und die „Begrenzte Frau“ habe ich ihr vor Jahren auch mit der Frage übergeben, was ich noch dazunehmen müßte und sie hat geantwortet, ich solle es so lassen.
Es ist ja auch wirklich die Frage warum alles so lang sein muß, in der „Kürze liegt die Würze “ heißt es doch und der Dichter kommt vom „verdichten“.
Das ist vielleicht nur meine Vorstellung, daß ich immer „Das ist noch nicht genug!“ denke und auch verständlich, denn vermutlich wird es so kommen, daß ich daß jetzt korrigiere, ein bißchen was abändere und in einem halben Jahr ein hundert oder hundertfünfzig Seiten Buch haben werde, mein zweiunddreißigstes selbstgemachtes, das ich vielleicht auch auf Amazon stellen werde und keiner schauts an, wie die dreißig vorigen Bücher.
So werden die Leser auch meine Wiederholungen nicht merken, die weiß nur ich und ich habe ja schon sehr viel geschrieben. Einige Themen sind nur angerißen, meint jetzt wieder die Kritikerin und sonst habe ich mir ja schon einmal gedacht, ich könnte sowohl den „Mann“ als auch die „Frau ohne Eigenschaften“ schreiben und keiner merkts.
Beim „Mann könnte man ja sagen, den gibts schon und bei der „Frau“ wahrscheinlich, das ist von Robert Musil inspiriert und die „Mimi“ ist dann kitschig, die „Dora Faust“ nicht originell, denn Romane über den Literaturbetrieb klappen ja nie, wie mir einmal der Partner der literarischen Agentur der Diana Voigt, die es nicht mehr gibt, schrieb, obwohl es da Gegenbeispiele gibt. Aber die Literaturwerkstatt in der Marlene Schachinger tätig ist, hat vor Jahren eine Romanwerkstatt angeboten, wo dabei stand, daß sie keine Teilnehmer nehmen, die selbst veröffentlichen.
Ich wäre sowieso nicht hingegangen, aber wieso klappt es bei nie, ist schon eine Frage, die man stellen könnte und die ich auch stelle, jetzt denke ich aber, daß ich Kapitel zehn und elf schreiben werde und vielleicht auch die beiden anderen, wenn sich nicht wieder etwas ändern sollte.
Dafür habe ich nur heute Zeit, weil wir am Wochenende auf den Hochschwab gehen und dafür Schlafsäcke und Matten mitnehmen müßen, weil wir zwar auf der Warteliste stehen und es auch noch ein bißchen Platz, aber keine Matratzen mehr gibt.
Am Montag habe ich erst am Abend Stunden, da könnte ich, wenn ich wollte einen meiner fünf Stunden-Recherchetage machen, aber ob es mir mit einem fast fertigen Rohtext nützt, eine Bücherkastentour zu machen, mich in das touristische Wien zu stürzen oder in den Morawa bzw. ins AKH zu setzen? Die Ruth Aspöck hat mir auch vor zwei Wochen gesagt, daß sie sich da vielleicht mit mir treffen will. Durchkorrigiert wird aber nach dem vorläufigen Beenden des Rohtextes sicher werden, das große gelbe Buch herangezogen und nachgedacht, ob ich nicht doch das Ganze neu, umschreiben, aufdröseln, mich an meine Schwachstellen, etc machen will?
Ich werde darüber berichten, bin ein bißchen ratlos, weil ich schon meine Schwächen sehe und denke, daß mir das Feedback und das Interesse der anderen fehlt. Das Eigene ist, glaube ich, da und die Disziplin, die Energie und der Fleiß, auch die Ideen und vielleicht auch schon ein bißchen Routine. Glück habe ich, glaube ich, nicht sehr und den Verdacht, daß sich mein Schutzengel nicht sehr für Literatur interessiert und auch nichts davon versteht und so gesehen geht es mir nicht so schlecht, denn es ist mir in den letzten vierzehn Tagen wieder ein Rohtext von sechzig Seiten und ein dreizehn Kapitel-Konzept gelungen.
Was derzeit nicht geht, ist die konsequente Romanarbeit, die über ein ganzes Jahr oder länger geht, da bin ich zu schnell, zu ungeduldig und ich werde auch immer schneller. Aber ob das in unserer schnelllebigen Zeit wirklich unbedingt ein Fehler ist, davon bin ich nicht mehr so ganz überzeugt. Es ist, wie es ist und ich kann was ich kann!
Werde mich jetzt ans Weiterschreiben machen, dann das Ganze korrigieren und natürlich meinen interessierten oder desinteressierten Lesern berichten, wies mir damit ging.
2013-08-01
Kein Kuss unter dieser Nummer
Jetzt kommt wieder etwas von der sogenannten leichten Sommerlektüre, habe ich mir ja vier diesbezügliche Romane von Wien in die Sommerfrische mitgenommen, damit ich meine Leseliste einhalten kann, einer davon ist Sophie Kinsellas, glaube ich, letzter Roman, 2012 auf Deutsch erschienen und im „Wortschatz“ glaube ich, im Frühjahr gefunden „Kein Kuss unter dieser Nummer“.
Für alle, die es noch nicht wissen, ich habe meine eigene Sophie Kinsella Geschichte, hat mir der Alfred ja einmal „Die Schnäppchenjägerin“ gebracht, die ich für die großartigste Schilderung einer Kaufsucht gehalten habe, die ich je gelesen habe. Dann habe ich bemerkt, das ist eine Serie und mir von dem Buchgutschein, den ich in der Szene Margareten gewonnen habe, zwei weitere Bände gekauft und „Prada Pumps und Babypuder“ habe ich im Bücherschrank gefunden. Darüber habe ich schon geschrieben. Der Name Sophie Kinsella hat sich mir jedenfalls eingeprägt, man findet ihn auch auf den Blogs immer wieder. Als ich das Buch gefunden habe, bin ich auf auf die Verlagswebsite gegangen, es gab damals einen Schreibwettbewerb dazu und die Sophie Kinsella-Seite ist auch sehr bunt mit Videofilmchen etc aufgeputzt. Und dann gabs natürlich den Plagiatsskandal um Martina Gercke, die sich bei ihren Küßchen-Romanen ja an einigen der Kinsella-Romane bediente. Dieses ist nicht dabei, weil wahrscheinlich noch nicht erschienen. Ich glaube aber „Göttin in Gummistiefeln“ und das habe ich auch einmal gefunden und steht auf meiner Leseliste.
Nachdem ich vorige Woche mir den „Glücksstern mit Schwips“ gegeben habe, folgte jetzt „Kein Kuss unter dieser Nummer“, ich lese ja gelegentlich ChitLits, auch wenn ich dann darüber ärgere, wenn, so wie auch diesmal, ein bißchen zu dick aufgetragen wird. Sind die Mädels doch wirklich nicht so dumm, daß sie das lesen wollen oder sind sie es doch?
Ich habe jedenfalls bei den Amazon-Rezensionen nachgeschaut und da gibt es einige, denen es zu dick aufgetragen war, obwohl ich wahrscheinlich wegen der „Schnäppchenjägerin“ irgendwie ein Kinsella-Fan bin, jedenfalls bevorzugt nach ihren Büchern greife und die ersten hundert Seiten haben mir auch ganz gut gefallen. Dann wars mir zu übertrieben, daß ich das Buch fast weggelegt hätte. Dann ist es wieder gegangen. Aber vielleicht sollte man doch darauf hinweisen, daß weniger mehr sein könnte, denn die Ideen, die in dem Buch stecken, sind eigentlich sehr interessant und auch das mit den Fußnoten, halte ich im Gegensatz zu einigen Rezensenten, für eine gelungene Idee. Erinnern wir uns, in den Shopoholic-Büchern gibt es immer Briefe zwischen den einzelnen Kapiteln. Jetzt kommentiert sich Poppy, die Heldin in hundertzwölf Fußnoten selbst und gibt dabei Informationen, die zum Teil fehlen würden, würde man sie nicht lesen.
Da ist also Poppy Wyatt die Heldin, vom Beruf Physiotherapeutin und es beginnt auf einer Hotelparty auf der sie sich mit ihren Freundinnen getroffen hat. Sie ist verlobt, hat einen Traummann, steht kurz vor der Hochzeit, nur blöderweise zu Beginn des Buches den Verlobungsring, den Magnus ihr an den Finger steckte verloren. So sucht sie ihn auf den Toiletten und auch sonst überall. Dabei wird ihr ihr Handy gestohlen. Sie findet aber gleich ein anderes in einem Mistkübel und die Geschichte beginnt.
Eigentlich sind es fünf Geschichten oder zehn oder zwanzig. Warum teilen das die Lektoren nicht auf und machen mehrere Bücher daraus, dann würds wahrscheinlich realistischer wirken und der Verlag würde auch mehr Bücher verkaufen?
Ein Problem in der Geschichte ist, daß Poppy in eine Intellektuellenfamlie hinein heiraten will, Magnus, seine Mutter, sein Vater, sogar sein kleiner Bruder, haben Bücher geschrieben, die Schwiegermutter ist Feministin, wow und Poppy nur Physiotherapeutin, spricht den Namen „Proust“ falsch aus und kann beim Scrabble nur „rot“ oder „tot“ legen, während die anderen mit viel komplizierteren Wörter protzen.
Ein anderer interessanter Aspekt ist, daß Poppy Magnus in ihrer Praxis als Patient kennengelernt hat und Therapeuten dürfen mit ihren Patienten ja keine Beziehungen eingehen, das finde ich sehr interessant, weil es mich in meinen Büchern auch beschäftigt. Da gibt es sogar sowas, wie ein Strafgericht und eine neidige Kollegin, die sich Freundin nennt, gibt es auch.
Aber noch sucht Poppy den Ring, zieht sich Handschuhe an, beziehungsweise täuscht sie einen Unfall vor, damit ihre Schwiegereltern den Verlust nicht merken, sie läßt sich auch Duplikat anfertigen und als sie das am Finger trägt, kommt die Hochzeitsplanerin daher und zieht den Ring aus der Tasche und stellt Poppy vor allen bloß.
Das würde vielleicht schon für eine Geschichte reichen, aber jetzt geht es erst richtig los.
Das Handy, das sie nämlich im Papierkorb findet, ist ein Firmenhandy und gehört einem gewissen Sam, seine Assistentin hat es hineingeschmissen und Poppy, die ja ihren Ring wieder haben will, gibt es nicht mehr her. Also verspricht sie Sam alle Mails zu schicken, mischt sich in sein Leben ein, schickt ihm zum Zahnarzt, verwechselt einiges, richtet viel Verwirrung an, so daß auf der Buchrückseite auch etwas von einer „bezaubernden tolpatschigen Heldin“ steht.
Das scheint zwar Sophie Kinsellas Spezialität zu sein, kann aber nerven und ich bin ausgestiegen, als sie das Handy nicht zurückgeben wollte, nachdem sie den Ring wieder hatte, obwohl es sie es ja versprochen hat.
Aber das braucht es für die Dramaturgie, denn Poppy verliebt sich natürlich in Sam und ist ab nun ständig unterwegs sein Leben zu ordnen und seine Firma zu retten. Da ergeben sich noch einige Verwicklungen, daß sie auf ihre Hochzeit vergißt, dann aber prompt eifersüchtig wird, als ihr jemand mailt, daß Magnus sie betrügt, während sie mit Sam unterwegs ist, um seinen Chef zu rehabilitieren.
Eine Verlobte, die gar nicht Sams Verlobte ist, gibt es auch und als die Firma gerettet ist, löst Poppy ihre Verlobung auf. Dabei stellt sich heraus, die Schwiegereltern sind gar nicht so unangenehm, wie gedacht und haben gar nichts gegen die Schwiegertochter, Magnus ist der Böse, weil er schon ein paar Verlobte hatte und offenbar auch eine Beziehungsangst.
Dann taucht er aber mit einem anderen Verlobungsring auf und Poppy, die, weil sie ihre Eltern früh verloren hat, nicht nein sagen kann, läßt sich zur Hochzeit überreden, nur passiert dann in der Kirche die Katastrophe, als Sam ihr ein SMS schreibt und fragt, ob sie nicht mit ihm einen Kaffee trinken will?
Ein Großteil des Buches spielt sich in SMS-Kontakten ab und es ist auch eine spannende Idee darüber nachzudenken, was passiert, wenn sich zwei ein Handy teilen oder was mit all den Nachrichten so passiert, die wir auf unseren Handies speichern, wenn wir eines haben. Gibt es da ja auch eine Diskussion zur Datenvorratsspeicherung. Man hätte also locker ein paar ernsthaftere Romane aus dem Material machen können, schade, daß es die Mädels alle so übertrieben und lustig haben wollen, aber vielleicht wollen sie das gar nicht und der Verlag glaubt das nur, daß man ein etwas weniger übertriebenes Buch schlechter verkauft? Ich bleibe also wieder etwas ratlos zurück, denn eigentlich lese ich Sophie Kinsella ja sehr gern, habe mir aber gestern in der Badewanne fast vorgenommen, es nicht mehr zu tun, es wartet aber noch die „Göttin in Gummistiefeln“ auf mich, von der ich nun hoffe, daß sie ein wenig weniger übertrieben ist.