Seit 2002 gibt es sie nun schon, die jährlich stattfindende Aktion der Stadt Wien, um die Lesefreudigkeit seiner Bürger zu fördern, das vom Bürgermeister ausgesuchte und eröffnete Gratisbuch, das an einem ganz bestimmten Tag in einer hunderttausend Stück Auflage an die Bürger und Bürgerinnen verteilt wird.
Meist in Verbindung der „Buch-Wien“, früher ist das die „Buch-Woche“ gewesen, da habe ich mich ja einmal sehr mit den Veranstaltern gestritten, weil sie es mir nicht früher geben wollten, sondern ich auf die feierliche Eröffnung, sozusagen dem Spatenstich warten mußte.
Über die Übersetzung von Irvings „Ein Bär ist los“ habe ich mich auch sehr geärgert, weil derart dahingeschludert, daß ich nichts verstanden habe und als ich mich darüber beschwerte, bekam ich zu hören, „Wir haben nur diese Rechte und „matschkere nicht!“
Ich habe mir, glaube ich, jedes geholt, das erste war Frederic Mortons „Ewigkeitsgasse“, dann kam Imre Keretsz, ich glaube Filmdrehbuch zum „Roman eines Schicksallosens“, der Simmel war einmal dabei, Toni Morrisons „Sehr blaue Augen“, das hatte ich schon gelesen, denn das Buch das ausgewählt wurde, ist meist ein älteres, eines sehr bekannten meist amerikanischen Autors.
Als ich mich damals beschwert habe, habe ich für das nächste Jahr, die Elfriede Jelinek vorgeschlagen, das war, glaube ich, in dem Jahr, als sie den Nobelpreis bekommen hatte.
Aber das hat sich der Bürgermeister wohl nicht getraut, obwohl unter den meist männlichen Auserwählten einige Nobelpreisträger zu finden sind, Mario Vagas Llosas „Geschichtenerzähler“ war 2011 dabei und Ruth Klüger mit „Weiterleben“ gab es natürlich auch. Voriges Jahr traf es Rafik Schami, 2009, den mir damals noch sehr unbekannten Irvin D Yalom, das war dann schon auf der Buch Wien, ich habe mich angestellt, mir das Buch geholt und über die Zahl der Bodyguards, die den kleinen freundlichen Herrn schützten, sehr gestaunt.
„Balzac und die kleine chinesische Schneiderin war auch dabei“ und anläßlich einer Fußballmeisterschaft natürlich Nick Hornby „Fever Pitsch“.
Meist wird der Autor zu der feierlichen Eröffnung eingeladen, der meist in dem Jahr ein neues Buch herausgegeben hat, das er dann vorstellt. So war es jedenfalls heuer mit T.C. Boyles „America“, 1995 von Werner Richter, den ich von der Übersetzergemeinschaft kenne, übersetzt und erschienen, so daß es diesmal bezüglich Übersetzung wohl keine Überraschung geben dürfte.
Und der 1948 geborene Thomas Coraghessan Boyle wurdre 1948 bei New York geboren und dürfte, jetzt im September in Europa herumtouren, weil sein neues Buch „San Miguel“ gerade erschienen ist.
Im Vorjahr ist, glaube ich, „Wenn das Schlachten vorbei ist“ erschienen, da habe ich den Autor auf dem blauen Sofa gehört und wenn ich mich nicht sehr irre, habe ich ihn auch einmal live beim „Thalia“ in der Landstraße gesehen, das heißt jedenfalls fast, weil soviele Menschen, daß ich irgendwo weit hinten gestanden bin und den Autor nicht wirklich zu Gesicht bekam.
Sein erstes Buch mit dem er offenbar berühmt geworden ist, heißt „Wassermusik“.
Werner Richter, der gestern im „Leporello“ war, erzählte dort, daß er mal in Amerika war, sich das Buch kaufte, hingerissen war und fortan T.C Boyle übersetzt und nach Europa brachte.
Ich habe auch heute nichts vom Autor gesehen, obwohl ich mich nach meiner elf Uhr Stunde auf den Weg in die Hauptbücherei am Gürtel machte, denn ich war vorher noch auf der Bank und bin daher erst zwanzig Minuten nach halb eins, wo die Verteilung begann, hingekommen, so daß ich weder vom Bürgermeister, Stadtrat, Autor oder einen anderen der wichtigen Herren, die für die Herausgebe des Buches verantwortlich sind, etwas mitbekam, ich habe nur die Schlange und die Menschenmassen derer gesehen, die das Buch haben wollten, aber als ich noch auf der Suche nach dem Ende war, habe ich eine der jungen Frauen gesehen, die eine Handvoll Bücher in den Händen hatte und sie verteilte.
Die Leute haben meist gleich zwei, drei genommen, ich auch eines für die Schwiegermutter, für die Anna nicht mehr, nachdem sie mir die letzten noch ziemlich ungelesen zurückgegeben hat, als sie ihre Wohnung renovierte und ich sie in den Bücherschrank stellte und dort findet man dann die elf anderen immer wieder.
Ich bin ja, obwohl ich mir die Bücher immer hole und sie auch alle lese, kein unbedingter Fan dieser Aktion.
Weil ich denke, hunderttausend Stück sind zuviel. Das mindert sicher den Wert des Buches, das dann in Zukunft in Wien wahrscheinlich unverkäuflich ist und ich zweifle auch, daß wirklich sehr viele davon gelesen werden. Die Stadt Wien ist aber ganz stolz auf diese Aktion und der „Echomedia-Verlag“ damit groß mächtig und berühmt geworden und gibt jetzt auch „Wien-live heraus“, wo sie immer ordentlich Reklame für die Bücher machen und den Bürgermeister preisen, daß er die Wiener vor dem Analphabetismus rettet.
Das glaube ich eigentlich auch nicht wirklich, daß diese Aktion lesefördernd ist und ich habe auch einmal von dem Film gehört, den diese Kunsthochschule drehte, wo es den Weg des Buches von der Vergabe bis hin zum Abverkauf verfolgte, obwohl ich auch nicht glaube, daß das Buch wirklich verkäuflich ist, auch wenn es vielleicht immer noch bei E-bey angeboten wird. Ich würde es dort jedenfalls nicht kaufen, sehe es aber regelmäßig in den Bücherschränken, dieses noch nicht, eher die älteren, bin aber gespannt, wann ich dem T.C. Boyle das erste Mal begegne.
Obwohl ich sagen muß, daß mich dieses Buch sehr interessiert und ich es auch auf meine übervolle Leseliste von 2013, als Buch Nummer hundertdreiundsechzig setzen werde.
Davon habe ich mit dem heutigen Tag hundertachtzehn gelesen, das heißt fünfundvierzig Bücher warten noch auf mich in diesem Jahr und da ich in etwa vierzehn Bücher im Monat schaffe, könnte ich sogar noch einige hinauftun. Es sind aber, wie der „Köhlmeier“, der „Chirbes“, der „Schindel“ und der „Schiskin“ einige sehr dicke dabei.
Mal sehen ich muß mich ja nicht überfordern und zum Geburtstag und zu Weihnachten, werde ich vielleicht auch noch ein Büchlein bekommen-
Der Herr Schneider von Wien live lobt ja diese Aktion und den bibliophilen, lesebegeisterten Bürgermeister immer sehr und meint, daß diese Aktion, den sonst leseabstinenten Wienern hunderttausend Bücher zu schenken, damit sie nicht verblöden, weltweit einzigartig ist.
Ich glaube das nicht. Gibt es ja auch das Buch zum „Welttag des Buches“, das ist zwar eine Themenleseprobenanthologie, aber in Innsbruck wird zum Beispiel immer ein österreichischer Gegenwartsautor wie z.B. der Sepp Mall verschenkt, was mich vielleicht mehr, als ein alter Boyle, ein alter Schami, etc interessieren würde.
Ich wünsche mir ein Buch von der Jelinek, von der Streeruwitz oder eines von Peter Henisch, Robert Menasse etc, aber das traut sich der Bürgermeister wohl nicht, bzw. traut er seinen Wienern vielleicht keinen so fortschrifttlichen Lesegeschmack zu.
2013-09-10
Das heurige eine Stadt – ein Gratisbuch
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