Literaturgefluester

2013-09-16

F wie Verfremdung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:32

Am Donnerstag gab es in der Sendereihe „Im Gespräch“, eines mit Daniel Kehlmann, dessen neuer Roman „F“ es nicht auf Shortliste geschafft hat.
Jetzt rätseln alle herum, wieso nicht, ist das jetzt ein guter oder ein schlechter Roman? Und stellen ihre höchsteigenen Theorien darüber auf.
Es geht jedenfalls um drei Brüder, einem Priester, einen Kunstfälscher und einen Finanzmakler, sowie über „Die Fälschung“ der Welt, deshalb das „F“ im Titel. Sie tragen aber auch den Namen Friedland und Michael Kerbler hat den berühmten Autor in der Stunde auch höchst abgehoben einiges gefragt, beziehungsweise verschiedene Deutungen aufgestellt.
Am Beginn der Sendung hat mich schon einmal die Feststellung Kehlmanns verblüfft, daß Literatur schlicht und einfach Lüge sei und man müße sich damit abfinden, sobald man ein Buch aufschlägt, in dem das Wort „Roman“ steht.
So würde ich das nicht formulieren und auch nicht glauben, daß es stimmt. Aber natürlich ist ein Roman eine Erfindung des Autors, die durch seine Fantasie geschaffen wurde. Gelogen hat er, denke ich, glaube ich, nicht, wenn er uns einen spannenden Plot erzählt und oft genug gibt es in den Büchern ja auch Autobiografie bzw. von anderen Erlebtes und Recherchiertes zu finden.
Ich habe bei dem Interview aber auch gestaunt, wie Kehlmann seinen Roman aufgebaut hat und wie lange er daran gearbeitet hat, fünf Jahre und an die viermal umgearbeitet, bis eben ein sehr phantastisches und genau konstruiertes Konstrukt daraus geworden ist, in dem alles stimmt und zusammenpasst.
Wow, das würde ich, die ich ja schon meist in einigen Wochen mit meiner Rohfassung fertig bin, auch mal können.
Vielleicht aber auch nicht so genau, denn sechs Jahre einen Stoff so zu verfremden, daß ein theoretisches Konstrukt daraus geworden ist, in dem zwar alles zusammenpasst, die Kritiker aber „schlecht konstruiert“ und „zu offensichtlich“ schreien, will ich eigentlich nicht.
Warum ich das schreibe? Weil ich mich mit meinen neuen Werk ja auch mit der Geschichte von drei Brüdern beschäftigen will. Kein Plagiat, denn diese Idee trage ich schon seit Jahren in mir herum, weil es ja in Wien eine Familie gibt, wo ein Bruder Psychiater war, bei dem habe ich die Verhaltenspsychologie studiert und er hat mir das Vorwort für mein zweites Stotterer-Buch geschrieben, einer Professor für Soziologie, da war ich einmal in seiner Sprechstunde, der dritte praktischer Arzt.
In der „Begrenzten Frau“ gibt es auch schon eine Andeutung davon und über drei Brüder kann man natürlich schreiben und es wird mehr Romane geben, die von drei Brüder handeln. Ich muß aber natürlich aufpassen, daß sich sowohl die bewußte Familie nicht erkennt, die ich eigentlich gar nicht kenne und bei der ich auch nicht recherchieren werde und es auch kein Abklatsch des neuen Bestsellers wird, aber über Magie, Fake und Schicksal wird es bei mir ohnehin nicht gehen.
Aber ich habe vor mir insoweit was von dem soviel Jüngeren abzuschauen, daß es mir endlich einmal gelingen soll, an einem Romanplot länger als ein paar Wochen zu arbeiten und nicht, wenn ich an meine Grenzen stoße, gleich fertig zu werden.
Daß man dazu wohl Feedback braucht ist schon klar, die neoliberale Art, mir das bei einem freiberuflichen Literaturcoach zu erkaufen, werde ich nicht wählen, habe aber gedacht, ich könnte, die nächste Woche stattfindenen Probetage des Writersseminar dazu benützen, mich bei den Schreibübungen mit Skizzen für den Roman zu beschäftigen. Wird bei einem Workshop über Memoir und Travelwriting ganz spannend sein, wohin ich meine Helden schicken werden und was ich aus meinem Inneren daraus hervorhole, ich habe aber schon bei der letzten Schreibgruppe mit Ruth, Robert, Fritz und Heinz damit begonnen, vielleicht einen möglichen Anfang geschrieben und aus meinem Inneren das herausgeholt, was mir einmal ein Oberarzt im Wilhelminenspital sagte, als er mir mitteilen wollte, daß mein Vater gestorben ist.
Ich glaube ja, daß ich in den letzten halben Jahr, in dem ich „nur“ an dem „Literaturgeflüster-Texte-Buch“, „Kersins Achterln“ und dem „Nanowrimo-Novel“ korrigierte, viel meiner Hemmungen verloren habe, denn es läßt sich ja nicht verleugnen, daß ich wahrscheinlich an der Spitze der Schreibmenge stehe und schon soviel geschrieben habe, wie wahrscheinlich nicht sehr viele andere.
Dafür korrigiere ich und verfremde ich zu wenig, setze zu schnell etwas eins zu eins um, was mir zwar taugt, aber offenbar nicht als Literarisch gilt, schon klar und jetzt versuche ich herausszufinden, wie ich das auf die für mich richtige Art und Weise machen kann, daß „Die drei Brüder“, die „Verbrüderung“ oder „Die Bruderschaft“, wie das Buch heißen könnte, ein „großer Roman werden kann.
Denn ich denke eigentlich kann ich das ja und schade, daß ich mich in den letzten vierzig Jahren so sehr ins Abseits katapuliert habe, daß das keiner merkt.
Warum das so ist, weiß ich selbst gar nicht so genau. Ich denke aber, daß ich sehr gehemmt war, und niemanden hatte, der mir weiterhalf, wenn ich an meine Grenzen kam, obwohl ich ja schon in den Siebzigerjahren in den „Arbeitskreis schreibender Frauen“ gekommen bin. Aber trotzdem hat sich wahrscheinlich niemand so richtig für meine realistischen Geschichten und damals hat man ja nicht so geschrieben, interessiert und gesagt, „Da mußt du dranbleiben!, So mußt du weitermachen!“
So habe ich sicher zu früh, zu Unfertiges verschickt, von den Verlagen ein „Leider nicht“ gehört , dann selber zu machen angefangen, als man das noch nicht durfte und mich dadurch wieder in die Fettnäpfchen gesetzt und auch mein Blog erreicht offenbar nicht die Leute, die sich für mein Schreiben interessieren.
Ein schwieriges Dilemma, trotzdem werde ich weitermachen und denke, daß ich mich diesmal wirklich an der Nase nehmen und dranbleiben sollte.
Ich weiß, das habe ich öfter geschrieben und bin in Wahrheit immer schneller geworden, flüchtiger glaube ich eigentlich nicht, obwohl ich eigentlich nicht soviel verfremden, wie vielleicht Daniel Kehlmann, sondern eine realistische Schreiberin bleiben will. Da hat mir ja einmal einer in der „Augustin Schreibwerkstatt“ gesagt, daß er nicht von Großmüttern und sandspielenden Kindern hören will. aber wenn man, wie Reinhard Jirgl schreibt, wollen es die Leser vielleicht auch nicht wirklich lesen und ich will eigentlich realistisch schreiben, aber trotzdem spannend, länger und über meine Schwächen hinauskommen und mich auch nicht ständig mit meinen Themen wiederholen. Mal sehen, ob es diesmal gelingt. Ich habe jedenfallls vor mich zu bemühen und wenn ich mit den Korrigieren der „Dreizehn Kapiteln“ fertig bin, wo ich ja immer noch beschäftigt bin und vom Writersstudio vielleicht ein paar weitere Skizzen und Romanfragmente mitbringe, wirklich ein paar Recherchetage zu machen.
Da hat mich ja Anni Bürkls Ankündigung Ende Dezember einen „Schreiburlaub mit fünf Tage je fünf Stunden an den schönsten Orten Wiens“, zu machen, sehr beeindruckt und mir gedacht, das mache ich bei meinem nächsten Projekt.
Bei den „Dreizehn Kapiteln“ bin ich nicht dazu gekommen, weil ich in der Sommerfrische war und nach zwei Wochen schon mit dem Rohkonzept fertig. Jetzt könnte ich mich aber einen Tag ins AKH setzen aufschreiben, was sich dort beobachten läßt. Vielleicht bringt mich das auf neue Impulse für meinen Plot, bei dem ich jetzt habe, daß eine Mutter stirbt und eine junge Frau in ihrem Nachlaß bei ihren Dokumenten ein Kuvert mit einem Foto von drei jungen Männern und eine Adresse findet.Sie geht dorthin, trifft Tante Lilly, das ist eine fünfundsiebzigjährige alte Dame, gehbehindert, die von einer Heimholfe betreut, ihre Bücher liest, man sieht, das läßt mich nicht los, erzählt, die Brüder sind nach dem Unfall ihrer Eltern, bei ihren Eltern, in dieser Wohnung aufgewachsen. Die sind zwischen fünfzig und sechzig, ein Zahnarzt, ein Geschichtsprofessor, ein Psychiater und treffen sich bald bei einem Familienfest.
So weit so what, die Ideen, vielleicht schaffe ich es daran ein halbes Jahr lang zu arbeiten und dreihundert Seiten entstehen zu lassen. Wenn ich schneller fertig bin, macht es auch nichts. Die Schwächen sollten aber soweit beseitigt sein, daß man im „Literaturgeflüster“ oder bei einer Lesung darauf aufmerksam wird.
Einen Buchhandlungstag in dem ich den Kehlmann-Roman hineinschaue, könnte ich mir auch geben und und und…
Die Psychologin weiß natürlich, daß man aus sich nicht hinauskann und auch nicht soll. Besser werden und sich weiterentwickeln kann man aber immer und Spaß machen sollte es natürlich und keine Wiederholung, der schon verangegangenen dreißig Bücher sein, obwohl man natürlich immer und das weiß ich auch, denselben Roman schreibt.
Mal sehen wie es mir gelingt, ich werde darüber berichten und wenn meine Leser Tips haben, wie das Zeitlassen gelingt, wär ich dankbar, obwohl andere auch sehr schnell schreiben und das ist ja kein Qualitätskriterien.
Ich bräuchte wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit, die ich aber auch nicht durch mein Bloggen zu bekommen scheine, obwohl, alles was ich schreibe authentisch und ehrlich ist und ich mir genauso ehrlich denke, daß ich eigentlich schreiben kann und es schade und blöd ist, daß es niemand merkt, aber gut, daß ich trotzdem die Ressourcen habe, weiterzuschreiben und das werde ich auch tun, weil die Hemmung inzwischen ein Stück verschwunden ist und das Selbstbewußtsein, wahrscheinlich auch durch das Bloggen, da.

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