Literaturgefluester

2013-09-28

Unnützes Wien Wissen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:12

Ich bin ja irgendwie eine Wienerin aus Leidenschaft, die mit der wahrscheinlich typischen Wienerischen Melancholie oder Depressivität, wie es die Psychologin nennt, eine sogenannte „Haßliebe“ zu ihrer Stadt verbindet oder eigenlich nicht wirklich, denn ich mag diese Stadt in der ich sehr viel herumrenne. Vom siebzehnten Bezirk, wo ich aufgeachsen bin, geboren wurde ich in einem Krankenhaus Währing, nicht in der berühmten Klinik Semmelweiß, die sich ganz in der Nähe befindet, das es schon lang nicht mehr gibt, in der Wattgasse, dann gab es das Gartenhäuschen am Almweg Nummer 5, an der Höhenstraße, als Studentin bin ich 1977, in die Wohnung meiner Freundin Elfi, in die Otto Bauer, vormals Kasernengasse übersiedelt, dann zum Alfred in die Gumpendorferstraße, dazwischen sind wir ein paar Jahre von Harland aus St. Pölten nach Wien gependelt. Dann hatte ich meine Praxis in der Reinprechtsdorferstraße, im fünften, bevor wir in die Krongasse übersiedelten, beziehungsweise ich mir eine Eigentumswohnung dort kaufte, in der ich seither auch meine psychologisch-psychotherapeutische Praxis habe, in der ich sehr viel schreibe.
Warum flüstere ich das alles? Weil mir der „Holzbaumverlag“, der mich ja seit einiger Zeit liebevoller Weise mit allen seinen mehr oder weniger schrägen und immer originellen Publikationen versorgt, obwohl meine Rezensionen ja stur und beharrlich mehr oder weniger aus Nacherzählungen bestehen, um niemanden zu kränken, beziehungsweise mir als Alzheimerprophelaxe dienen, damit ich mich später an alles erinnern kann, mir ein kleines grünes Büchlein mit „Unnützen Wien Wissen zusandte“ oder mich fragte, ob ich ein solches Rezensionsexemplar haben will?
Will ich natürlich, bin ich ja ein ein bibliphiler Büchermessie, aber wie soll ich das unnütze Wien Wissen nur besprechen, dachte ich danach erschreckt und hielt ein kleines Buch mit wunderschönen Bildern in der Hand, das wahrscheinlich nicht nur die Wien-Kenner, sondern auch die Touristen oder umgekehrt entzücken wird.
Mich hat es das jedenfalls und so unnütz finde ich es gar nicht, auf diese Art und Weise auf Wien Tour zu gehen und halte diesen Titel eigentlich für ein Understatement.
Es gibt auch einige Abteilungen, die man zu Hilfe nehmen kann.
„Wien historisch“, ist die Erste und man sieht das bekannte Bild des Stephandoms und bekommt erklärt, daß der Mexikoplatz, nahe der Donau deshalb so heißt, weil Mexiko 1938, das einzige Land war, das vor dem Völkerbund gegen den Anschluß Österreichs an die deutsche Nation protestierte. Respekt, dann geht es weiter, kreuz und quer zur Kärntnerstraße mitten in der City, die im Mittelalter als Fernstraße geplant wurde, jetzt ist sie schon lange Fußǵängerzone, ich kann mich aber noch an Zeiten in den Sechzigerjahren erinnern, wo die Autos durch sie fuhren.
Es gibt ein „Neger“ und ein „Nibelungenviertel“ in Wien, in das die Touristen wahrscheinlich nicht so gehäuft kommen werden, also ein bißchen ein unbekanntes, wenn auch sicher nicht unnötiges Wissen ist und die Wiener Reichsbrücke ist am 1. 8. 1976 eingestürzt, zu dieser Zeit befand ich mich auf einem Workcamp in Hamburg und Mathias Mander hat ein Buch darüber geschrieben, das ich jetzt bald lesen werde, um auch ein bißchen unnützes Wissen anzufügen.
Das „Schwangerentor“ führte früher in das AKH, wo ledige Frauen gebären und ihre Kinder gleich im anschließenden Findelhaus hinterlassen konnten. Das war in den vorigen Jahrhunderten, inzwischen gibt es, glaube ich, eine Babyklappe im Wiener Wilhelminenspital.
Den soenannten „Narrenturm“ gibt es im alten AKH und er wurde von Kaiser Josef I gegründet und Linksverkehr hat es in Wien bis 1938 gegeben, auch eine interessante Information, die ich bis dato nicht wußte und mich nun frage, wem wir den Rechtsverkehr zu verdanken haben?
Dann gibt es noch die Wiener Staatsoper und die Wiener Sängerknaben, ein Wissen, was für die Wien Touristen wahrscheinlich nicht so unnütz ist und die Information, daß es in Wien in den Parks bis 1950 sogenannten Sesselfrauen gegeben hat, die Sitzplätze gegen Bezahlung vermieteten, interessant, interessant.
Wiens ältestes Hochhaus befindet sich in der Wiener Herrengasse und ist für heutige Vorstellungen gar nicht so hoch und ich füge vorlaut, hinzu daß Annemarie Selinko die Heldin ihres Romans „Morgen ist alles besser“ darin wohnen läßt.
Die berühmte Otto Wagner Kirche, zu der wahrscheinlich Scharen von Touristen auf den „Steinhof“ bzw. dem heutigen OWS pilgern, wurde laut Buch, deshalb dort gebaut, weil sie die Anrainer woanderns nicht haben wollten, wieder sehr interessant, sein Wissen zu erweitern, ich habe ja auch ein Buch darüber geschrieben und als ich mit dem Alfred dort fotografieren war, hatte ich auch Gelegenheit die schöne Kirche mal von innen zu bewundern.
Dann gibts „Kaiserliches“ und da wird natürlich von Franz Josef und der Kaiserin Sisi erzählt, die ja immer noch die Touristen anlocken und Sisi führte, steht in dem Buch immer etwas Kokain mit sich und würde heute mit dem Suchtmittelgesetz Schwierigkeiten bekommen, beziehungsweise würde dieses für sie sicherlich adaptiert und abgeändert werden.
Ein schönes Bild vom Schloß Schönbrunn gibt es auch und das sogenannte Kaisergelb wird erklärt und haben Sie gewußt, daß der Kaiser Joseph in großen Bogen aus einem Bordell am Spittelberg geflogen ist, weil er sich dort als knauserig erwies?
Ich nicht, aber man muß ja nicht alles wissen und dann gehts weiter zum „Musikalischen“ und das bedient ja auch ein großes Wien-Klischee.
Da geht es also um Johann Srauss, Franz Schubert und Joseph Haydns Kopf und ich persönlich habe lange nicht gewußt, daß sich Schuberts Sterbehaus in der Kettenbrückengasse im vierten und nicht im fünften Bezirk befindet, bez.Lilian Faschinger in ihrem Roman „Wiener Passion“ unterstellt, daß sie das falsch beschreibt.
Aber es stimmt, die eine Seite ist im vierten und die anderen im fünften Bezirk und die Grenzlinie des fünften, ist sowieso sehr verwirrend.
Michael Jackson hat einmal im „Hotel Imperial“ gewohnt und dort ein Stück komponiert, auch ein Wissen, von dem es wahrscheinlich nichts macht, wenn man es nicht mitbekommt und eine „Falco-Stiege“ gibt es in Wien Margareten auch, denn Hans Hölzl hat in diesem Bezirk gewohnt.
„Kulinarisches“ darf in einem Wien-Füher natürlich auch nicht fehlen, ganz egal, ob er nun nützlich oder unnütz ist. Also gibt es ein wunderschönes Foto von einem Apfelstrudel und man bekommt gleich Hunger oder Gusta und dann erfährt man viel vom Wiener Kaffee und natürlich von der Wiener Schwedenbombe, die Walter Nemetz erfunden hat und die eingestellt werden sollten, aber dann kamen die Wiener mit ihren Facebookseiten und versuchten sie zu retten, ob das gelungen ist, weiß ich nicht, denn es geht im Buch gleich weiter mit der Sachertorte und dem Wiener Schnitzel, das stammt angeblich aus Mailand und hat pro Portion fünfhundertachtzehn Kalorien, also auch nicht gerade ein Schlankheitsmittel und der erste Wiener Mc Donalds befand sich am Schwarzenbergplatz.
Dann gehts zu den Tieren, den „Winklerfröschen“ und den Tauben, über die ich ja auch einen Nicht-Krimi geschrieben habe und zu den Fledermäusen von denen es angeblich zwanzig Arten geben soll. Hunde gibt es natürlich auch und Ratten, sowie eine Veterinärmedizinische Fakultät.
Dann kommt das „Intime“, wir erfahren etwas über die sogenannte „Austernstellung“, da gibt es auch ein Bild dazu und natürlich über Felix Salten, der nicht nur das vom Walt Disney verfilmte Kinderbuch „Bambi“ sondern auch die Memoiren der Josephine Mutzenbacher geschrieben haben soll, ob letzteres stimmt, wird aber, glaube ich, noch immer angezweifelt.
Sprachliches gibt es auch und das ist wahrscheinlich besonders interessant.
Was heißt jetzt also „Wir haben uns an Koarl gemacht?“
Ich verrate es nicht, sondern gehe weiter vom „Jonasreindl“ in den „Sauwinkel“. Die Polizei und der „Beserlpark“ wird auch genau erklärt und dann gibts ein echtes Wienerlied von Roland Neuwirth, bevor es in die Rubrik „Unterhaltsames“ weitergeht.
Da erfahren wir, daß die Menschen in Wien angeblich im Dezember und im Jänner die wenigsten Suizide begehen, was wahrscheinlich nicht sehr unterhaltsam ist und mich ein wenig verwundert, dachte ich doch, zu Weihnachten „drehen sich sehr viel Vereinsamte ham“, so daß es deshalb immer eine extra Kriseninterventionstelle eingerichtet wird und dann wird noch erzählt, daß sehr viele Touristen, die ins „Sigmund Freud-Haus“ wollen, stattdessen in der Burggasse 19 landen, so daß es deshalb dort schon ein Schild gibt, das auf den Irrtum hinweist.
Habe ich genug erzählt? Nicht alles natürlich und wem das zu wenig ist, sei auf das Buch verwiesen, beziehunsweise auf die Präsentation am vierten Oktober im Club der Komischen Künste, im Wiener Museumsquartier, wo es auch Getränke und Fingerfood geben wird.

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