„Erdenkinder“, ein 2012, bei „Molden“ erschienener Krimi des 1966 geborenen Günter Neuwirth ist ein Fund aus dem „Offenen Bücherschrank“ und eigentlich auf einer meiner späteren Bücherlisten gelandet, aus aktuellen Anlaß habe ich ihn vorgezogen und Krimis lese ich ja auch ganz gerne, obwohl es sich bei diesen, dessen Autor, wie ich dem Klappentext entnehme, Mitglied bei der „Glauser-Jury“ ist um einen eher bedächtigen handelt, der sehr genau und manchmal mit einer etwas vergangen klingenden Ausdrucksweise, wie wenn er etwa von „Nahtmahl“ und „Gemahlin“ schreibt und Menschen mit „Down-Syndorom immer noch „mogoloid“ bezeichnet, was glaube ich, inzwischen nicht mehr State of tehe Art ist und durchaus sehr spannend, das Leben auf dem Land unweit der oberösterreichischen Kleinstadt Steyr und einer Aussteigerkommune, einem sogenannten ÖKo-Dorf erzählt. Dabei geht es Günther Neuwirth, der schon mehrere und inzwischen einen weiteren, 2013 erschienenen Krimi geschrieben hat, ganz langsam an und erzählt uns sehr sorgfältig vom späten Glück des Großbauern Josef Lehners, der sein Leben lang in seiner Ehe unglücklich war, aber jetzt in Senta, die er „Heilige“, andere nennen sie „Hexe“ seine Erfüllung im alternaitven Landbau gefunden hat. So begibt er sich an den Komposthaufen, um dort herumzugraben, trinkt dabei einen Schluck des guten Kräutertees und findet sich kurzerhand vom Fingerhut vergiftet, im Haufen wieder, das ist zugegeben ein sehr schneller und spannender Romaneinstieg. Dann geht es wieder langsamer weiter, Robert, ein Diplomingenieur aus Wien, der im benachbarten Kraftwerk, gegen das die Öko-Kinder protestieren, ein Seminar abhält, ist knapp vor dem Burn-Out und mit seinem Leben ebenfalls sehr unzufrieden. So fährt er fast den siebzehnjährigen Meinradt zusammen, der mit seinem Eltern in dem Öko-Dorf, der Jurtensiedlung, die ihnen Josef Lehner zur Verfügung stellte, wieder und findet auch Josefs Leiche im Misthaufen.
Dann kommt Christina Kayserling, eine hübsche Polizistin auf den Plan, die mit dem Dorfpoliszisten, die Aufklärung des Falles übernimmt, obwohl sie als Frau natürlich diskrimiert wird und nur an leichte Fälle rangelassen wird.
Sie findet viel Faules heraus, so hatte Josef Lehner zwei Söhne, die alle ihre Problemchen haben und der esoterischen „Hexe“ den Öko-Hof nicht gönnen wollen, aber Josef hat ein diesbezügliches Testament gemacht. Einen ausgestiegenen Arzt, der von den Erlebnissen, als er mit Indianern zusammenlebte, traumatisiert wurde und mit Fingerhutextraxten experimentiert, gibt es in der Siedlung auch und einige Jugendliche, einer davon, Severin, ist verschwunden. So fahren Meinrad und Robert in eine Schwulenbar nach München und Stück für Stück kommen wir an den Fall heran und der Aufklärung näher, die am Schluß ein glückliches und wahrscheinlich nicht sehr realistisches Ende hat.
Die Söhjne bitten beim Begräbnis nämlich Senta, die künftige Hofbäuerin in die erste Reihe nach vorn und Robert, der inzwischen geschieden ist und seiner Firma kündigte, kann die schöne Angelika, wegen der er wahrscheinlich in der Siedlung geblieben ist, doch nicht bekommen und zieht weiter zu der nächsten Demonstration und wir haben viel gelernt, auch daß ein Krimi nicht unbedingt reißerisch sein muß, um spannend zu sein und viel vom Leben am Land und zwischen den Kulturen zu vermitteln, auch wenn ich, Günter Neuwirth raten würde, ein bißchen zu straffen und manches knapper zu erzählen und in dem Buch meiner Meinung nach zu viel und auch von der falschen Seiten Kräutertee getrunken wird, denn den würde ich eher den Öko-Kindern vorbehalten, um die Romanhandlung zu polarisieren, in dem Buch trinken ihn aber auch die „Hochverbraucher“, auch so ein Neuwirth-Wort, bevorzugt, sonst gibt es viele aktuelle Themen und so ist das Buch auch trotz „Gemahlin“ und „Nachtmahl“ sehr modern.
Bei der Szene mit der Verhaftung des Aussteigerarztes, hat sich die fesche Christina ein wenig vergriffen, daß sie ihm am Ende in eine Traumatherapie schickt ist etwas geschmacklos und ein Arzt wird wahrscheinlich immer noch mehr von Medizin, als eine in erste Hilfe geschulte Polistin verstehen, das sind aber nur Details am Rande und ich mag eigentlich die bedächtigen Krimis, die in diesem Fall viel vom oberösterrichen Leben erzählen und habe in Günter Neuwirth, der auch als Musiker tätig ist und mit Christoph Vivenz, den ich von den Poet-Nights kenne und Mathis Zoyer, eine Band hatte, einen interessanten Autor gelesen, den ich gerne näher kennenlernen würde, vielleicht habe ich in der GAV einmal Gelegenheit dazu.
2013-09-30
Erdenkinder
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