Literaturgefluester

2013-09-19

Franz Kafka – Tagebücher 1910 – 1923

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:29

Dank dem offenen Bücherschrank habe ich mich jetzt in Kafkas Tagebücher eingelesen, was für die nicht Kafka- Expertin ein Weg hätte sein können, sich dem großen Dichter anzunähern, in der Realität aber wiedereinmal schwierig war, denn der Inhalt der dreizehn Quarthefte, die Kafka da seinem Freund Max Brod hinterlassen hatte und die von diesem 1950 vollständig und nur mit wenigen privaten Weglassungen herausgegeben wurden, enthalten außer „persönlichen Notizen und autobiographischen Reflexionen auch Aphorismen und Entwürfe zu zahlreichen Erzählungen“ und sind so für eine Nichtexpertin nicht leicht von einander zu unterentscheiden. Es gibt zwar ein paar Seiten Anmerkungen, um sich auszukennen, aber wieder viel zu wenig und so habe ich mich durch die vierhundertsiebzig sehr klein gedruckten Seiten, meiner Fischer TB-Ausgabe von 1981, wiedermal sehr schnell und flüchtig durchgelesen in der Hoffnung, dem Großen vor dem ja alle am Boden liegen und staunen, näherzukommen, denn bisher bin ich das nicht sehr. In der Schule habe ich, glaube ich nicht viel von ihm gehört, weil das Schuljahr mit der Matura zu Ende war, als wir bei Frau Professor Friedls Leseliste mit Max Mell und Anton Wildgans angelangt waren, zumindest kann ich mich nicht an Kafka-Texte erinnern.
Im Sommer 1973, als ich mir sehr viele Bücher kaufte, um mich in die Weltliteratur einzulesen, bin ich auch an „Amerika“ herangekommen, aber nicht wirklich weiter, weil ja keine Ahnung von Kafkas Schreiben und Literaturlexikons habe ich, glaube ich, weder gehabt noch benützt. Google hat es noch nicht gegeben. „Amerika“ habe ich viel später fertiggelesen und wieder nicht verstanden. Und als die Anna in der Schule mit der „Verwandlung“ nach Hause kam und darüber etwas schreiben mußte, habe ich auch nicht sehr viel verstanden.
Kafka der große der Unbekannte, der Surrealist und nähere mich erst jetzt ihm allmählich etwas an. Gab es da ja vor paar Jahren ein Buch über seine Beziehung mit Dora Diamant, das im ORF besprochen wurde. Von dem Briefwechsel mit Milena habe ich natürlich schon etwas gehört und vor ein zwei Jahren gab es beim Thalia-Abverkauf in St. Pölten ein „Kafka-Büchlein für Eilige“, das ich liegengelassen habe. Jetzt in Harland eine Gesamtausgabe Alfreds entdeckt und ein paar der Bücher auf meine Leseliste gesetzt, die „Verwandlung“ habe ich auch gefunden, als ich im Mai meine Bücherregale umräumte und meine Leseliste ergänzte und im Mai gab es in der Gesellschaft für Literatur auch „Kafka mit Sekt und Torte“ bzw. wurde dort das Buch „Kafkas Wien“ vorgestellt und ich habe über das große Wissen der anwesenden Kafka-Experten sehr gestaunt.
Das werde ich nun sicher nicht, habe durch die schnelle Badewannelektüre aber doch einige sehr interessante Eindrücke bekommen und einiges erfahren, was ich so nicht wußte. Denn ich habe, glaube ich, nicht einmal gewußt, daß er 1924 in Klosterneuburg gestorben ist und auch nicht, daß erst Max Brod seine Romanfragmente herausgegeben hat und zwar gegen seine ausdrückliche Anweisung, weil er die Texte vernichtet haben wollte und, daß er zu Lebzeiten nur Erzählungen veröffentlicht hatte und ihn also erst Max Brod zu dem großen Dichter machte.
Also auch einer, der zu Lebzeiten von seinem Ruhm nicht viel mitbekam und, daß sich Max Brod nicht an die Anweisungen gehalten hat, mißfällt mir, auch wenn ich schon weiß, daß wir dann um ein großes Literaturgenie gekommen wären, aber ich habe einmal Respekt vor persönliche Anweisungen.
Also sollte ich auch dieses Tagebuch nicht lesen, habe mich nach dem Kafka-Vortrag im Mai aber schon sehr darauf gefreut und da es ohnehin schon veröffentlicht ist, ist es auch egal und viele der Namen hat Max Brod ohnehin nur abgekürzt, um die Pribvatsphären zu schützen.
Es beginnt also mit 1910 und da springt der Autor gleich ganz untagebuchhaft in das Buch mit den Worten „Die Zuschauer erstarren, wenn der Zug vorbei fährt“ in das Buch hinein. Was hat das mit einem Tagebuch zu tun? Bei Kafka ist aber alles anders und in Wikipedia und auch im Buch habe ich gelesen, daß Kafka seinen Freunden Max Brod, Franz Werfel etc die Tagebücher auch vorgelesen hat, bzw. haben sich das die Freunde gegenseitig.
Kafka hat sehr lange bei seinen Eltern und seinen drei Schwestern, die alle im Holocaust umgekommen sind, gelebt, hatte ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater und hat bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung wegen seiner Lungenkrankheit im Bureau einer Versicherungsanstalt gearbeitet. Da kommen Stellen vor, daß ihm das nervt und gleich am Anfang gibt es auch eine Stelle „Oft überlege ich es, und immer muß ich dann sagen, daß mir meine Erziehung sehr geschadet hat.“
Diese Stelle wird mehrmals wiederholt und abgewandelt und einmal wird auch beschrieben, was der Vater zu dem Kind der Tochter, die diese gerade geboren hat, sagte „Als vorgestern die Mutter um ein Uhr in der Nacht von meiner Schwester zurückkam, mit der Nachricht von der Geburt des Jungen, zog mein Vater im Nachthemd durch die Wohnung, öffnete alle Zimmer, weckte mich, das Dienstmädchen und die Schwestern und verkündete, die Geburt in einer Weise, als sei das Kind nicht nur geboren worden, sondern als habe es auch ereits ein ehrenvolles Leben geführt und sein Begräbnis gehabt.“
Kafka geht viel ins Theater und liest auch viel, Goethe aber auch Otto Stoeßl und von einer Schnitzer- Auffühung wird berichtet, die aber nicht sehr gut gefallen hat.
1912 lernt er Felice Bauer kennen, im Buch F. genannt, verlobt sich 1914 mit ihr und es gibt einige Abschnitte, wo er seine Zweifeln über eine etwaige Heirat ausdrückt und überlegt, wo er mit ihr leben soll, Wien kommt, dafür nicht in Frage, „er dieses hasst und er in ihm nur unglücklich werden müßte“, die Verlobung passiert in Berlin, er löst sie aber bald wieder auf und 1914 ist überhaupt ein entscheidendes Jahr, der Krieg beginnt und Kafka beginnt auch seine wichtigsten Werke zu schreiben.
„Ich schreibe seit ein paar Tagen!“, merkt er so am 15. August 2014 an und Max Brod erläutert, daß es sich dabei um den „Prozeß“ gehandelt hat. „Das Urteil“ hat er im September 1912 in einer Nacht in nur acht Stunden hingeschrieben, Teile von „Amerika“ und die „Verwandlung“ sind auch 1912 entstanden. Es gibt auch ein paar Stellen über das Schreiben bzw. dazu, daß ihm das nicht oder nur zu wenig gelungen ist und auch eine Einladung von Robert Musil sich bei einer Zeitschrift zu beteiligen, wo er aber offenbar keine Texte dafür hatte.
Mit Felice Bauer, der er auch sehr viele Briefe geschrieben hat, die sie dann später im Exil in Amerika aus Not verkaufte, war er noch ein zweites Mal verlobt und eine sehr eindrucksvolle Reiseschilderung, als er Mitten im Krieg mit dem Zug nach Wien fährt, gibt es auch.
1917 wird bei Kafka dann die Tuberkolose diagnostiziert. Ab da werden die Tagebucheintragungen dünner. 1918 gibt es gar keines, die von 1919 und 1920 passen auf zwei Seiten.
Anfang 1920 hat er, wie Max Brod anmerkt „Milena Jensenska, die begabte tschechische Schriftstellerin kennengelernt, die 1939 in Prag ins Gefängnis geworfen wurde und in einem Konzentrationslager ermordet wurde.“
1921 und 1922 schreibt er wieder mehr, die Texte beziehen sich öfter auf seine Krankheit und seine Erholungsaufenthalte, Refelxionen auf das Leben kommen auch immer wieder vor. Mit 1923 schließen die Tagebücher.
Es sind dem Buch dann noch Reisetagebücher von drei Reisen angefügt, die Kafka zwischen 1911 und 1912 unternommen hat. Im Februar 1011 ist er offenbar in Auftrag seiner Versicherung nach Friedland und Reichenberg gefahren und hat in einem Schloß gewohnt, das laut Max Brod das Vorbild für sein „Schloß“ sein könnte, eine sehr schöne Beschreibung von einer Buchhandlung, wo er eine Zeitschrift in einer Auslage sieht und dann wegen der Umständlichkeit der alten Verkäuferin doch nicht nimmt, danach mit Max nach Paris, wo er sich mit diesen wegen etwas so Banalen wie das Waschen des Gesichtes zerstreitet und sowohl Bäckereien als auch Bordelle besucht und nach Weimar in das berühmte Goethehaus und vorher nach Leipzig, wo er Rowohlt besucht gibt es natürlich auch, zwei Kafka-Zeichnungen sind dem Buch auch noch angefügt.
Dann habe ich das Buch weggelegt, bin in das Internet gegangen und habe mir fast einen Tag lang, ich weiß auch nicht genau wieso, wahrscheinlich haben mich Kafkas Schwestern dazu angeregt, Filme über das Warschauer Ghetto angeschaut und bin dabei natürlich auf den jungen Marcel Reich-Ranicki gestoßen, der dort im Judenrat gearbeitet hat, bevor er mit seiner Frau Tosia geflohen ist und der auch ein Buch über Kafka geschrieben hat.
Als ich vorhin, was ich sehr gerne tue, http://www.buecher.at, aufrief, habe ich gelesen, daß der Kulturgewaltige gestorben ist und bin, was mir nicht sehr oft passiert, zusammengezuckt und habe sehr betroffen „Uje!“, ausgerufen.

2013-09-18

Longlistennominierter: Thomas Stangl

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:16

Thomas Stangl eröffnete am Dienstag mit seinem vierten Roman „Regeln des Tanzes“ die neununddreißigste Saison der „Alten Schmiede“ und über das Buch habe ich ja, obwohl ich es nicht gelesen habe, schon ein bißchen nachgedacht und eine kleine Verwirrung gab es auch, denn, wenn man im „Droschl-Verlagsprospekt“ nachsieht, findet man es unter „Dunkler Tanz“ angekündigt, was, wie mir Anette Knoch erklärte, der urspüngliche Titel sein hätte sollen, es gibt aber schon ein Buch mit diesen Namen.
Die „Alte Schmiede“ war gar nicht einmal so besonders voll, aber einige bekannte Autorengesichter, so bin ich wieder einmal fast neben Peter Henisch gesessen, der ja bald seinen „Geburtstagsschwerpunkt“ in der „Alten Schmiede“ hat.
Richard Obermayr war glaube ich da und Michael Hammerschmid, zwei Priessnitz-Preisträger.
Kurt Neumann hat wieder eingeleitet und sehr ausführlich das gewaltige Erzählkonzept erklärt, das, wie er meinte, vom Nouveau Roman ausgeht.
Drei Protagonisten und eine Erzählstimme, die vom „Du“ herkommt, die ineinanderübergehen, verschiedene Parallelwelten, verschiedene Zeitebenen und verschiedene Leitmotive, wie der der Tanz, die Bildlichkeit spielen eine Rolle.
Aber eigentlich scheint es in den Achtzigerjahren zu beginnen, beziehungsweise leben da die Schwestern Mona und Andrea in einer Wohnung. Andrea, deren Namen erst am Ende des Buches, was mir beim Zuhören aufgefallen ist, verraten wird, studiert zu Beginn Anglistik, Mona tanzt sich durch ihr Leben und bringt sich später um, der Vater der Schwestern hat sich schon fünf Jahre früher umgebracht.
Dann muß das Jahr zweitausend mit seinen Demonstrationen eine Rolle gespielt haben und die dritte Zeitebene liegt in der Zukunft, nämlich 2014 oder 15, was für die, die den Roman erst in zehn Jahren lesen werden, keine Zukunft mehr ist, da geht der Kunsthistoriker Dr. Steiner, der Mitte Sechzig ist, durch Wien spazieren, flaniert, wie die tote Mona und findet in einem Mauervorsatz zwei Filmrollen. Er läßt die Filme entwickeln, darauf sind die Schwestern, irgendwie kommt er dann mit der älteren Schwester, die inzwischen Ausdruckstänzerin geworden ist, in Kontakt, sie tanzen zusammen und er bleibt nackt zurück.
So hat es Kurt Neumann erklärt und Thomas Stangl hat dann den Beginn gelesen.
Stellen, wo Dr. Steiner durch die Stadt marschiert, dabei sehr viel denkt und die Filme findet und Stellen mit Andrea auf der Demonstration am Tag der Regierungsangelobung, wo sie planlos zum Sozialministerium marschieren und die Kommunisten dieses mit einer Fahne besetzen und die Protagonistin taumelt erschöpft und hungrig mit.
Am Schluß hat Kurt Neumann noch die vorauseilende Erzählweise an zwei Beispielen erklärt und das Publikum aufgefordert, zu fragen, was es wissen will.
Ich hätte ja gern gefragt, ob das ein politischer Roman ist, mich aber nicht ganz getraut, eine Dame hat es dann für mich gemacht und wissen wollen, ob Thomas Stangl auf den Demos war?
Er muß wohl, denn sie waren sehr genau beschrieben, sie hat auch gemeint, daß der Tanz für sie die Demos waren, während Peter Henisch auf den Beginn von Marianne Fritz großen Roman hinwies, wo es auch ein Tanz beschrieben wird.
Eine Frage war wieder, ob Thomas Stangl vorausplant oder losschreibt, seltsamerweise antwortete er, er schreibt zuerst los und findet dann sein Konzept und übersetzt ist er auf Ungarisch und Französisch, das neue Buch, das erst erschienen ist, natürlich noch nicht.
Ich habs ja schon geschrieben, ich tue mir mit Thomas Stangl, ähnlich wie mit Richard Obermayr oder Andrea Winkler schwer, denn ich wär ja eher mehr für den politischen Schlüßelroman und habe den ja schon in der „Viertagebuchfrau“ über die ersten hundert Tage von Schwarz-Blau sehr viel früher geschrieben. Irgendjemand hat das, glaube ich, auch gefragt, was ein Gelächter erregte, aber, hat Kurt Neumann erklärt Robert Schindel hat in diesem Jahr mit dem „Kalten“ einen Schlüßelroman über die Waldheimära herausgebracht und Thomas Stangl meinte in seiner diplomatischen Art, daß ihm die politischen Anteile genauso wichtig, wie die nicht politischen gewesen wärem.
Ein sorgfältig gearbeitetes kompliziertes Konstrukt, würde ich meine, und, daß die Demonstrationen zumindest in dem gelesenen Teil eine große Rolle spielten und auch sehr genau und detailreich beschrieben wurden, finde ich sehr interessant und darauf hat er sich glaube ich im Juni bei der Angelika Reitzer Veranstaltung auch bezogen.

2013-09-17

Themen finden

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:19

„Woher kommen die Ideen?“, fragt Anni Bürkl in ihrem Magazin „Ein Buch schreiben lernen“ und fordert ihre Leser zu Blogparade auf und weil ich wieder einmal daran bin, diesmal wirklich den Roman zu schreiben, mit dem ich die anderen auf mich aufmerksam machen kann und diesbezüglich auf Reflexion und in der Textfindungsphase, gehe ich in mich und denke einmal öffentlich über meine Themen nach.
Das ist nicht allzuschwer, denn, daß ich realistisch, sozialkritisch schreiben wollte, wußte ich, glaube ich, schon, als ich noch in die Straßergasse zur Schule ging.
Da kann ich mich an einen Spaziergang zur Mostalm mit einem Walter erinnern, den ich von meiner Idee nach der Matura zu schreiben erzählte und der mir etwas von dem „Was“ und dem „Wie“, sagte. „Das „Was“ ist wichtig, das „Wie“ kommt dann schon von ganz allein!“, habe ich ihm glaube ich, toatal selbstbewußt und auch naiv geantwortet und war damit wahrscheinlich schon wuff in allen Fettnäpfchen, noch bevor ich richtig mit dem literarisch intendierten Schreiben begonnen hatte. Denn damals 1973, wo sich dann ja bald darauf die Grazer Autoren gründeten, hat ja all und alles noch gejandelt, gejonkt, geartmannscht, etc. Ich habe dann im Sommer zu schreiben begonnen, noch toatal beeinflußt von der Schule und von Sartre und Camus, was ich damals gelesen habe, mit einer Geschichte von einer Hure in Paris, die in ihrer Freizeit Kinder in einem Kloster unterrichtet.
Dann kam ich aber bald zu meinen Themen und in den nächsten Jahren stellten sich zwei große Gebiete heraus. Das erfolglose Schreiben hat sich wahrscheinlich ab Ende Neunzig eingestellt, als die verlegen ausgeschickten Manuskripte mit ein paar absagenden Worten zurückkamen.
Politisch waren meine Themen schon von Beginn an und ich kann mich erinnern, daß ich etwas, das war wahrscheinlich Ende Siebzig, der Monika Jensen zeigte, ich weiß nicht mehr was, aber sehr irritiert war, als sie meinte, daß ich ja den sozialistischen Trivialroman schreiben könnte. denn das war nie meine Intention und die Idee, daß ich trivial sein könnte, habe ich eigentlich bis heute nicht.
1986, 87, 88, wo ich schon sehr viel herumgeschickt habe und auch schon in den Textvorstellungen in der „Alten Schmiede“, im ersten Stock, moderiert von Herbert H. Wimmer las, habe ich „Marthas Wohnungen“, „Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt“, Die „Hierarchien“ „Schizophrenie oder reden wir miteinander“ geschrieben“.
Die „Hierarchien“ hat ja der Jack Unterweger in der „Edition Wortbrücke“ veröffentlicht, die „Schizophrenie“ blieb unveröffentlicht, von den anderen Sachen gibt es Ausschnitte in Literaturzeitschriften, darunter im „Podium“, weil ich damals viel herumschickte und wie ich zu den Ideen komme, ich denke, daß mich da oft eine bestimmte Szene, eine Idee anlockte, ich dachte darüber schreib ich einen Roman und die Schwierigkeit, die ich vielleicht noch immer habe, daß man, wenn man „Ich will über die drei Brüder Z schreiben!“, denkt, nicht so einfach einen ganzen Roman von dreihundert oder so Seiten herausklopfen kann. Den muß man entwickeln, den Plot erfinden, etc. Aber 1973 hielt man nicht viel vom erzählenden Schreiben, was mich damals, glaube ich, auch sehr blockierte und sich inzwischen zum Glück geändert hat.
„Die Martha“, die „Hierarchien“, waren sicher autobiografisch gefärbte Geschichten, eine arme Akademikerin, die Konsumverzicht übt, hat es die Anna einmal herablassend genannt. Meine jugoslawische Nachbarin in der Otto Bauergasse, von der ich, glaube ich, nicht mitbekommen habe, daß sie Roma war, haben mich zu der „Slavica-Geschichte“ inspiriert, mit der ich einmal im Klagenfurt, nicht beim Bachmannpreis, aber beim „Preis der Arbeit“, der sozialrealistischeen Variante, die es da einmal kurz gegeben hat, gelesen habe.
Sozialkritische Themen haben mich immer angesprochen und, daß man überhöhen und verfremden muß, um die Leser anzusprechen, darauf scheine ich erst jetzt zu kommen. Als wir in St. Pölten wohnten und ich von dort in die HNO-Klinik pendelte, hat mich die Idee, ein Zugtagebuch zu schreiben angesprungen.
Die Geschichten über das erfolglose Schreiben, die meistens mit einem Plagiat verbunden sind, das mir nie passierte, sind in den Neunzigerjahren entstanden.
„Die Verwechslung“, in einer der Volksstimmeanthologien“ abgedruckt, ist eine sehr schöne davon, zumindest mag ich sie sehr. In den „Schreibweisen“, meinem zweiten DigiBuch, gibt es drei Geschichten übers Schreiben „Tod eines Jurymitglieds“, da geht es, um eine Tote am Donaukanal, ich kann und will nicht wirklich Krimis schreiben, die Jurymitglied bei einem Literaturpreis war und das Inspektorenteam ganz trivial, dem Allan Wilton Hefterln entnommen, marschiert zu den Autoren, um sie zu interviewen. Da hatte ich bei jedem, mich eingeschlossen, ein Vorbild, die Judith Gruber die es gelesen hat, sagte toll, „Die Gerstl hab ich sofort erkannt!“
Blöd nur, daß ich sie nie fragte, in welcher Szene? Denn an die Frau Gerstl hatte ich dabei nie gedacht. Ein anderes Problem mit einer Schriftstellerin, die sich zusehr erkannte hatte ich auch einmal, bei meinem ersten „Nanowriomnovel“, wo es um Blog Erfahrungen ging und ich ein paar beschrieb, die ich damals gerne las.
Die Anfängerschwierigkeit zu viel eins zu eins umzusetzen hatte ich am Anfang auch und habe sie vielleicht noch immer. So gibt es auch die Vorbilder für die Wohngemeinschaft in den „Hierarchien“, wo ich meinen Weggang von der Klinik verarbeitete. In den „Schreibweisen“ gibt es aber noch zwei andere Geschichten über das Schreiben, Das Salz in der Suppe“ und den „Verrückten Traum der Thea Leitner“, in der letzteren wacht eine schreibende Psychotherapeutin eines Morgens auf, hat von einer Fee geträumt, die ihr prohezeit, ab nun gelingt ihr alles, ihr einziger Tagesklient sagt, ab und sie geht statt zu kopieren auf die Bank, hebt ihr Geld ab und fährt nach Salzburg zum „Starverlag“, dort wird sie gleich mit einer „Starautorin“ verwechselt und den Traummann findet sie auch.
Ich mag die Geschichte und finde nicht, daß sie kitschig ist. Den „Stoeßl-Preis“ zu dem ich sie schickte, habe ich aber nicht damit gewonnen. Wahrscheinlich wieder zu blauäugig zuviel eins zu eins umgesetzt. „Das Salz in der Suppe“ verarbeitet dann schon den Haider-Aufstieg und in der „Viertagebuchfrau“, meinem fünften und letzten DigiBuch werden die ersten hundert Tage von Schwarz-Blau beschrieben. Da taucht dann schon die Felizitas Fee, die obdachlose Sandlerin auf, die mich in mehreren Texten beschäftigt, und die junge Ärztin, die während ihrer Facharztausbildung eine Psychose bekommt und am Abend am Donaukanal den Ärztekammerpräsident trifft. Die erfolglose Schriftstellerin, die einmal Katharina Mayer einmal Frieda Fischer und auch anders heißt, gibt es auch.
Die Wirschaftskrise spielt in meinen Texten „In der begrenzten Frau“ und in der „Sophie Hungers“ eine Rolle. Da haben wir wieder die arbeitslosen Heldinnen, die aussteigen, spazierengehen und dadurch neue Kontakte anknüpfen.
In „M. M. oder die Liebe zu Germanistik“, habe ich meine Erlebnisse mit der Szene Margareten, diese verunglückte Lesung, verbunden mit Jura Soyfer und der Lehrerpensionierungswelle, die es 2005 in Massen gab, verknüpft.
Bei mir gibt es auch sehr viele neunzig, fünfundneunzig oder sogar hundertjährige Männer und Frauen. Der erste wahr wahrscheinlich der „Jakob Mandelbaum in den Wiener Verhältnissen“, meinem ersten Selbstgemachten, das mir der Alfred zum Geburtstag schenkte.
Da war die Idee ein Buch von der Ruth Aspöck, wo sie Alfred Stern beschrieb, die ich fiktiv weiterentwickeln wollte und einen Prolog mit einer erfolglosen Schriftstellerin, die dann diesen Roman schreibt gibt es auch.
Beim „Wiener Stadtroman“ habe ich daran gedacht einen Tag in Wien in Viertelstundenabstand zu beschreiben, ob ich dabei an den „Ulysses“ dachte, weiß ich nicht, höchstens vielleicht als Kurzeinfall, weil ich mich dann zum Ideensammeln auf den Westbahnhof setzte, die Sigmund Freud Uni, das Cafe Sperl und zwei Therapeuten, die sich dort mehrmals treffen, gibt es unter anderem auch und eine Studentin fährt sogar spät nachts nach Hause nach St. Pölten, was glaube ich Robert Eglhofer sehr beeindruckt hat, der mir dafür eine Rezension geschrieben hat.
Bei der „Radiosonate“ war ich schon bei den depressiven Frauen, die nicht mehr oder höchstens zum Einkaufen das Haus verlassen, das war die Ausgangsidee, glaube ich, was ist, wenn einer keine anderen Kontakte als zwei Radiostimmen hat? Da wurden dann die Amanda Silberkandl und der Xaver Mayerhofer daraus, da der Titel „…oder das einsame Jahr“ weiterheißt, war ich an der Struktur des Jahres gebunden und dadurch ist die „Radiosonate“ mein bis jetzt dickstes Buch, nämlich dreihundertdreißig Seiten geworden.
Die erfolglose Schriftstellerin, eine Elsa Eisenstein, die durch das Jahr von Silvester zu Silvester führt, gibt es auch. Das nächste war dann das „Haus“ und auf diese Idee bin ich gekommen, als ich einmal zu einer Supervision auf den „Steinhof“ heute „OWS“ hinaufmarschierte. Da hingen noch die Transparente „Hundert Jahre psychiatrisches Krankenhaus“.
Ich hatte Zeit, spazierte zur Otto Wagner Kirche hinauf und dachte, die Geschichte dieses Krankenhauses, das ja zumindestens baulich ein sehr schönes ist, muß ich schreiben und kreierte, meine Psychiaterinnendynastie und die Klara ist auch eine Hundertjährige, die während der Geschichte, die wieder sehr kurz geworden ist, stirbt.
„Mimis Bücher“ ist vielleicht auch so ein Anlaßroman, da hat mich das Schreiben mit „Downsyndrom“ beschäftigt und ich habe die damals aktuellen Plagiatskandale um die Helene Hegemann und den Jens Lindner, vielleicht nicht so bekannt, hineinverwoben. Eine depressive Frau, die Martha Rosenfeld, genannt „Frau Tunichtgut“ gibt es auch und hier schon der offene Bücherschrank, der mich auch in späteren Büchern immer wieder begleitet, so in der „Absturzgefahr“, da war der Tod des polnischen Präsidenten der Auslöser. Ich wollte auch über das Zölibat und die Priesterliebe schreiben und weil es damals einen weißhaarigen alten Mann am Bücherschrank gab, der Frank Gassner Sorgen zu machen schien, habe ich die Person des Bernhard Listringers erfunden.
„Die Frau auf der Bank“ verbindet die Verbindungen einer jungen Türkin, einer Psychiaterin mit Roma-Hintergrund und einer Paranoia-Patientin, die wieder am ehesten meinem Alter Ego entspricht, die sich im Rathauspark treffen und auf diese Art und Weise, auch so eine Idee von mir, ihre Beziehungen aufbauen.
Im „Wilden Rosenwuchs“ geht es um eine erfundene Plagiatsgeschichte, eine weißhaarige alte Frau, die sich zum Bachmannlesen in den Saal des ORF- Theaters in Klagenfurt setzt und alle in ihrem altmodischen Blumenkleid sehr irritiert.
Es geht dabei aber auch, um die prekären Arbeitsverhältnisse, die mich damals sehr beschäftigten und um drei Germanistinnen, eine jobbt während sie ihren Roman schreibt, bei einem alten Germanistikprofessor als Altenpflegerin, die andere jobbt auf einer Kontaktchatline und die dritte ist sich nicht sicher, ob sie bei soetwas wie Mc Kinsey Unternehmensberaterin werden will? Da hatte ich Unterlagen aus dem Internet und mir auf diese Art und Weise eine Geschichte zusammengebastelt, wo ich auch das verarbeitete, was ich erlebte, als ich „Tauben füttern“ einmal an eine literarische Agentur schickte. Leider war das keine so ganz seriöse, nämlich eine, die mich an einen dieser Druckkostenverlage vermittelte, aber das habe ich schon früher geahnt.
Apropos „Taubenfüttern“, auch eine Geschichte die ich sehr liebe , wo es um einen an Alzheimer erkrankten alten Dichter und einen Krimi, der keiner ist, geht. Eine Taubenfütterin wird erschlagen am Donaukanals aufgefunden, das habe ich, glaube ich, von einer Katzenfütterin so in der Kronenzeitung gelesen und war der Auslöser. Ein Zwangspatient klärt es auf und eine arbeitslose Lehrerin, die ihren Urlaub am Balkon verbringt und vortäuscht in Italien zu sein, das hatte ich auch aus der Zeitung, hat auch etwas gesehen.
In „Kerstins Achterln“ geht es um das Trinken und um schlechte Beziehungen, dazu haben mich wieder, wie schon öfter, meine Praxiserfahrungen angeregt und Therapeutinnen kommen bei mir auch öfter vor. Meistens behandeln sie berühmte Dichter mit Plagiatserfahrungen oder Verdacht. Das ist eine reine Erfindung, obwohl ich schon einmal ein Plagiat im „Augustin“ und zwar Christa Stippingers Geschichte „Kress“, die dann „Ali und noch etwas hieß“ entdeckt habe.
Das Alter und das Sterben kommen bei mir öfter vor. Zum „Novembernebel“ hat mich ein Satz aus einem Kurzkrimi von Axel Karnter angeregt. in „Zum Sterben sollte man zu Hause sein“ war eine Meldung im Mittagsjournal, ich glaube eine Filmbesprechung, daß es in Amerika Seniorenresidenzen geben soll, wo sich hunderzwanzig, hundertfünfzigjährige Millionäre recyclen lassen soll und die Idee der slowakischen Pflegehelferin hatte ich wohl, weil mein Schwiegervater damals eine hatte. Aber Pflegehelferinnen habe ich auch schon öfter beschrieben.
In den „Dreizehn Kapiteln“ geht es wieder um eine Seniorenresidenz namens „Eweiges Leben“ um einen Alzheimerpatienten, eine Büchersammlerin und auch um einen Plagiatsskandal und die Idee war, glaube ich zu schauen wie man aus einer Reihe von Kapiteln sozusagen von einer Person zu der nächsten zu einem Roman kommen kann, herausgekommen ist, glaube dich Darstellung meiner derzeitigen literarischen Bandbreite und einige Themen, die mich nach wie vor beschäftigen und irgendwie noch bearbeitet gehören, habe ich auch.
Im Augenblick ist das sicher der Umgang mit Büchern, der mich sehr juckt. Die Idee über drei Brüder zu schreiben ist schon eine Alte, die in der „Begrenzten Frau“ irgendwie angerissen wurde aber noch nicht wirklich bearbeitet ist.
Wie komme ich nun zu meinen Ideen? ich glaube, ich finde sie auch auf der Straße und bin im Aufheben und Festhalten auch ein bißchen patschert und denke schon, man sollte mit einem Notizblock in der Tasche herumgehen und alles gleich aufschreiben, wenn es kommt, damit es nicht verloren geht.
Daß die Idee, dann, die drei Brüder, der Tag, die Seniorenresidenz, noch nicht gleich der Roman ist, sondern, daß man sich den geduldig Schritt für Schritt erarbeiten muß, habe ich auch schon herausgefunden und bin jetzt auch, glaube ich, dabei das zu tun, obwohl es ja nicht der erste Roman wäre, der dann entsteht, denn ich habe da ja nicht nur die „Radiosonate“ sondern auch an die dreißig einige andere, wenn auch die „Dreizehn Kapiteln“ eher eine Erzählung geworden ist.
Soll so sein und ist nicht schlecht und für mich ist, glaube ich, inzwischen sowieso die Frage, wo ist das Äutzerl oder von mir aus auch der Kilometer oder der Hektoliter der mir noch fehlt und mich beispielsweise von einem Verlag, einem Preis oder einer Buchlist trennt?
Das ist, denke ich, schon die Aufmerksamkeit und, wie ich die bekomme, habe ich noch nicht so ganz herausbekommen, da ich mehr als Bloggen oder die Bücher herzeigen und sie präsentieren ja nicht kann, habe aber natürlich noch genügend Schwächen, die ich inzwischen beseitigen und an denen ich arbeiten kann und da habe ich ja jetzt die Idee, mir für den nächsten Roman wirklich viel Zeit zu lassen, damit der Plot entstehen kann. Wieviel abgehobener und entfremdeter ich wirklich werden will, weiß ich nicht, denn ich bin eine realistisch schreibende Frau, die an den psychologischen Fragen interessiert ist und das darstellen will, das soll auch so bleiben und die Geschichte eines Alkoholentzugs zu beschreiben kann ja auch ganz spannend sein, das Schreiben mit Down-Syndrom ist das sicher auch, das Älterwerden, das Leben mit Alzheimer und anderen Demenzen und natürlich auch, wie es einer geht, die schreibt und schreibt und keinen rührt es, finde ich zumindest interessant.

2013-09-16

F wie Verfremdung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:32

Am Donnerstag gab es in der Sendereihe „Im Gespräch“, eines mit Daniel Kehlmann, dessen neuer Roman „F“ es nicht auf Shortliste geschafft hat.
Jetzt rätseln alle herum, wieso nicht, ist das jetzt ein guter oder ein schlechter Roman? Und stellen ihre höchsteigenen Theorien darüber auf.
Es geht jedenfalls um drei Brüder, einem Priester, einen Kunstfälscher und einen Finanzmakler, sowie über „Die Fälschung“ der Welt, deshalb das „F“ im Titel. Sie tragen aber auch den Namen Friedland und Michael Kerbler hat den berühmten Autor in der Stunde auch höchst abgehoben einiges gefragt, beziehungsweise verschiedene Deutungen aufgestellt.
Am Beginn der Sendung hat mich schon einmal die Feststellung Kehlmanns verblüfft, daß Literatur schlicht und einfach Lüge sei und man müße sich damit abfinden, sobald man ein Buch aufschlägt, in dem das Wort „Roman“ steht.
So würde ich das nicht formulieren und auch nicht glauben, daß es stimmt. Aber natürlich ist ein Roman eine Erfindung des Autors, die durch seine Fantasie geschaffen wurde. Gelogen hat er, denke ich, glaube ich, nicht, wenn er uns einen spannenden Plot erzählt und oft genug gibt es in den Büchern ja auch Autobiografie bzw. von anderen Erlebtes und Recherchiertes zu finden.
Ich habe bei dem Interview aber auch gestaunt, wie Kehlmann seinen Roman aufgebaut hat und wie lange er daran gearbeitet hat, fünf Jahre und an die viermal umgearbeitet, bis eben ein sehr phantastisches und genau konstruiertes Konstrukt daraus geworden ist, in dem alles stimmt und zusammenpasst.
Wow, das würde ich, die ich ja schon meist in einigen Wochen mit meiner Rohfassung fertig bin, auch mal können.
Vielleicht aber auch nicht so genau, denn sechs Jahre einen Stoff so zu verfremden, daß ein theoretisches Konstrukt daraus geworden ist, in dem zwar alles zusammenpasst, die Kritiker aber „schlecht konstruiert“ und „zu offensichtlich“ schreien, will ich eigentlich nicht.
Warum ich das schreibe? Weil ich mich mit meinen neuen Werk ja auch mit der Geschichte von drei Brüdern beschäftigen will. Kein Plagiat, denn diese Idee trage ich schon seit Jahren in mir herum, weil es ja in Wien eine Familie gibt, wo ein Bruder Psychiater war, bei dem habe ich die Verhaltenspsychologie studiert und er hat mir das Vorwort für mein zweites Stotterer-Buch geschrieben, einer Professor für Soziologie, da war ich einmal in seiner Sprechstunde, der dritte praktischer Arzt.
In der „Begrenzten Frau“ gibt es auch schon eine Andeutung davon und über drei Brüder kann man natürlich schreiben und es wird mehr Romane geben, die von drei Brüder handeln. Ich muß aber natürlich aufpassen, daß sich sowohl die bewußte Familie nicht erkennt, die ich eigentlich gar nicht kenne und bei der ich auch nicht recherchieren werde und es auch kein Abklatsch des neuen Bestsellers wird, aber über Magie, Fake und Schicksal wird es bei mir ohnehin nicht gehen.
Aber ich habe vor mir insoweit was von dem soviel Jüngeren abzuschauen, daß es mir endlich einmal gelingen soll, an einem Romanplot länger als ein paar Wochen zu arbeiten und nicht, wenn ich an meine Grenzen stoße, gleich fertig zu werden.
Daß man dazu wohl Feedback braucht ist schon klar, die neoliberale Art, mir das bei einem freiberuflichen Literaturcoach zu erkaufen, werde ich nicht wählen, habe aber gedacht, ich könnte, die nächste Woche stattfindenen Probetage des Writersseminar dazu benützen, mich bei den Schreibübungen mit Skizzen für den Roman zu beschäftigen. Wird bei einem Workshop über Memoir und Travelwriting ganz spannend sein, wohin ich meine Helden schicken werden und was ich aus meinem Inneren daraus hervorhole, ich habe aber schon bei der letzten Schreibgruppe mit Ruth, Robert, Fritz und Heinz damit begonnen, vielleicht einen möglichen Anfang geschrieben und aus meinem Inneren das herausgeholt, was mir einmal ein Oberarzt im Wilhelminenspital sagte, als er mir mitteilen wollte, daß mein Vater gestorben ist.
Ich glaube ja, daß ich in den letzten halben Jahr, in dem ich „nur“ an dem „Literaturgeflüster-Texte-Buch“, „Kersins Achterln“ und dem „Nanowrimo-Novel“ korrigierte, viel meiner Hemmungen verloren habe, denn es läßt sich ja nicht verleugnen, daß ich wahrscheinlich an der Spitze der Schreibmenge stehe und schon soviel geschrieben habe, wie wahrscheinlich nicht sehr viele andere.
Dafür korrigiere ich und verfremde ich zu wenig, setze zu schnell etwas eins zu eins um, was mir zwar taugt, aber offenbar nicht als Literarisch gilt, schon klar und jetzt versuche ich herausszufinden, wie ich das auf die für mich richtige Art und Weise machen kann, daß „Die drei Brüder“, die „Verbrüderung“ oder „Die Bruderschaft“, wie das Buch heißen könnte, ein „großer Roman werden kann.
Denn ich denke eigentlich kann ich das ja und schade, daß ich mich in den letzten vierzig Jahren so sehr ins Abseits katapuliert habe, daß das keiner merkt.
Warum das so ist, weiß ich selbst gar nicht so genau. Ich denke aber, daß ich sehr gehemmt war, und niemanden hatte, der mir weiterhalf, wenn ich an meine Grenzen kam, obwohl ich ja schon in den Siebzigerjahren in den „Arbeitskreis schreibender Frauen“ gekommen bin. Aber trotzdem hat sich wahrscheinlich niemand so richtig für meine realistischen Geschichten und damals hat man ja nicht so geschrieben, interessiert und gesagt, „Da mußt du dranbleiben!, So mußt du weitermachen!“
So habe ich sicher zu früh, zu Unfertiges verschickt, von den Verlagen ein „Leider nicht“ gehört , dann selber zu machen angefangen, als man das noch nicht durfte und mich dadurch wieder in die Fettnäpfchen gesetzt und auch mein Blog erreicht offenbar nicht die Leute, die sich für mein Schreiben interessieren.
Ein schwieriges Dilemma, trotzdem werde ich weitermachen und denke, daß ich mich diesmal wirklich an der Nase nehmen und dranbleiben sollte.
Ich weiß, das habe ich öfter geschrieben und bin in Wahrheit immer schneller geworden, flüchtiger glaube ich eigentlich nicht, obwohl ich eigentlich nicht soviel verfremden, wie vielleicht Daniel Kehlmann, sondern eine realistische Schreiberin bleiben will. Da hat mir ja einmal einer in der „Augustin Schreibwerkstatt“ gesagt, daß er nicht von Großmüttern und sandspielenden Kindern hören will. aber wenn man, wie Reinhard Jirgl schreibt, wollen es die Leser vielleicht auch nicht wirklich lesen und ich will eigentlich realistisch schreiben, aber trotzdem spannend, länger und über meine Schwächen hinauskommen und mich auch nicht ständig mit meinen Themen wiederholen. Mal sehen, ob es diesmal gelingt. Ich habe jedenfallls vor mich zu bemühen und wenn ich mit den Korrigieren der „Dreizehn Kapiteln“ fertig bin, wo ich ja immer noch beschäftigt bin und vom Writersstudio vielleicht ein paar weitere Skizzen und Romanfragmente mitbringe, wirklich ein paar Recherchetage zu machen.
Da hat mich ja Anni Bürkls Ankündigung Ende Dezember einen „Schreiburlaub mit fünf Tage je fünf Stunden an den schönsten Orten Wiens“, zu machen, sehr beeindruckt und mir gedacht, das mache ich bei meinem nächsten Projekt.
Bei den „Dreizehn Kapiteln“ bin ich nicht dazu gekommen, weil ich in der Sommerfrische war und nach zwei Wochen schon mit dem Rohkonzept fertig. Jetzt könnte ich mich aber einen Tag ins AKH setzen aufschreiben, was sich dort beobachten läßt. Vielleicht bringt mich das auf neue Impulse für meinen Plot, bei dem ich jetzt habe, daß eine Mutter stirbt und eine junge Frau in ihrem Nachlaß bei ihren Dokumenten ein Kuvert mit einem Foto von drei jungen Männern und eine Adresse findet.Sie geht dorthin, trifft Tante Lilly, das ist eine fünfundsiebzigjährige alte Dame, gehbehindert, die von einer Heimholfe betreut, ihre Bücher liest, man sieht, das läßt mich nicht los, erzählt, die Brüder sind nach dem Unfall ihrer Eltern, bei ihren Eltern, in dieser Wohnung aufgewachsen. Die sind zwischen fünfzig und sechzig, ein Zahnarzt, ein Geschichtsprofessor, ein Psychiater und treffen sich bald bei einem Familienfest.
So weit so what, die Ideen, vielleicht schaffe ich es daran ein halbes Jahr lang zu arbeiten und dreihundert Seiten entstehen zu lassen. Wenn ich schneller fertig bin, macht es auch nichts. Die Schwächen sollten aber soweit beseitigt sein, daß man im „Literaturgeflüster“ oder bei einer Lesung darauf aufmerksam wird.
Einen Buchhandlungstag in dem ich den Kehlmann-Roman hineinschaue, könnte ich mir auch geben und und und…
Die Psychologin weiß natürlich, daß man aus sich nicht hinauskann und auch nicht soll. Besser werden und sich weiterentwickeln kann man aber immer und Spaß machen sollte es natürlich und keine Wiederholung, der schon verangegangenen dreißig Bücher sein, obwohl man natürlich immer und das weiß ich auch, denselben Roman schreibt.
Mal sehen wie es mir gelingt, ich werde darüber berichten und wenn meine Leser Tips haben, wie das Zeitlassen gelingt, wär ich dankbar, obwohl andere auch sehr schnell schreiben und das ist ja kein Qualitätskriterien.
Ich bräuchte wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit, die ich aber auch nicht durch mein Bloggen zu bekommen scheine, obwohl, alles was ich schreibe authentisch und ehrlich ist und ich mir genauso ehrlich denke, daß ich eigentlich schreiben kann und es schade und blöd ist, daß es niemand merkt, aber gut, daß ich trotzdem die Ressourcen habe, weiterzuschreiben und das werde ich auch tun, weil die Hemmung inzwischen ein Stück verschwunden ist und das Selbstbewußtsein, wahrscheinlich auch durch das Bloggen, da.

2013-09-15

Die Teufelsinsel

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:35

Im Bücherschrank lag zu Beginn des Jahres Einar Karasons „Die Teufelsinsel“, eines der sogenannten Wochenbücher und seit Island 2011 Schwerpunktland in Frankfurt war, bin ich auf die isländische Literatur neugierig geworden, inzwischen haben sich auch schon einige Island-Krimis bei mir eingefunden.
„Die Familiensaga aus dem Wilden Norden“ steht auf dem Buch aufgeklebt und wenn man in das Impressum sieht, merkt man auch, Neuauflage des 1983 erschienenen Buches, 2011 und eigentlich ist es eine Trilogie, die der 1955 geborene Einar Karason, da über eine Barackensiedlung in Reykjavik schrieb, mit der er, glaube ich, auch berühmt geworden ist.
„Die Teufelsinsel“ ist der erste Teil, scheint in den Fünfziger- oder Sechzigerjahren zu spielen und erinnert mich in Wort und Handlung ein bißchen an die „Asche meiner Mutter“.
Es geht um eine große Großfamilie, die sich da in den ehemaligen Baracken eines amerikanischen Militärstützpunktes niedergelassen hat.
Am Beginn des Buches gibt es eine Ahnentafel der Familie, damit man sich auskent, am Ende einen Plan, wo die Häuser der handelnden Personen eingezeichnet sind.
Tommi und Lina, die Wahrsagerin, sind jedenfalls das Haupt der großen Familie. Tommi betreibt ein Kolonialwarengeschäft, zuerst war er fliegender Händler und Lina, eigentlich Karolina, zieht alle Kinder ihrer Töchter auf, denn die haben viele und verschwinden dann irgendwohin, meistens in das gelobte Land Amerika und so macht sich Karason über die Säufer und Invalidenbezieher des Viertels gehörig lustig und macht das auf eine so eindrucksvolle Art, daß es offensichtlich auch verfilmt wurde.
Und so gibt es treffende Szenen, treffende Kapitel, wo die Familie in ihren Stärken und Schwächen beschrieben wird.
Um die Jugend vom Schuleschwänzen und vom Raufen abzubringen wurde ein Fußballclub gegründet, einer der Invalidenrentner stellt einen Weltrekord im Kugelstoßen auf, schade nur, daß man später herausfindet, daß er das mit einer Jugendkugel schaffte, so daß er gleich, nach dem Zeitungsreporter erschienen sind, wieder disqualifizert wird und die Jungens, Linas Enkel und deren Freunde, verkaufen die Zeitungen, die sie eigentlich austragen sollen, noch einmal. Nachher sagen sie, sie haben sie gar nicht bekommen und keiner wagt ihnen zu widersprechen.
Dolli, ist eine schöne junge Frau, Mutter von Zwillingen und fast trübsinnig vor Langeweile bevor der Aufschneider Snjolf, der von seinen Abenteuern anderswo, überall war er Chef und einen Haufen Kinder die er eigentlich gar nicht haben kann, hat er auch, erzählt, kommt und sie sich in ihm verliebt. Er verschwindet aber bald. Zum Glück zieht der Schreiner Halldor mit seiner nierenkranken Frau in das Nachbarhaus, da sie nur hier die nötige medizinische Behandlung bekommen kann und Dolli, die mit dem glücklichen Grettir, der bei der Army arbeitet, verheiratet ist, verliebt sich nun in ihm und wird schwanger.
Grettir ist das eigentlich egal und hört nicht hin, wenn ihm die Nachbarn etwas zuflüstern, Lina wird es aber zuviel und Dolli soll sich entscheiden. Sie tut das erst mit Halldor, was aber nicht so recht klappt, dessen Frau ist zu ihren Eltern ins Dorf geflüchtet, was ihm schlecht ausgelegt wird. Dolli schmeißt ihm aber ohnehin bald hinaus und geht zu Grettir zurück, nur als das Kind, das auch noch verkrüppelt ist, ihm so gar nicht ähnlich sieht, verklagen beide, den unglücklichen Halldor auch noch auf Alimente.
So weit, so what, man sieht Karason wählt einen trefflich leichten Ton, um sich über das Elend der Welt lustig zu machen oder es auch nur aufzuzeigen.
Der Enkel Baddi wirdd zuerst nach Amerika geschickt und dann zurückgeholt, er kommt mit Elvis-Platten, einen Grammafon und einem amerikanischen Autor, für das der Opa die Einfuhrgebühren zu zahlen hat und ein anderer Barackenbewohner hat sich einen amerikanischen Leichenwagen gekauft, mit dem er alle stolz herumführt.
Raufereien und anderes gibt es natürlich auch und am Schluß noch einen Epilog, wo ein Schriftsteller in das Alte Haus zu Lina kommt und sie über ihre Familiensaga interviewt.

2013-09-14

Wieder einmal Schreibetreffen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:19

Am Freitag gab es wieder das von Ruth Aspöck und Robert Eglhofer initiierte Schreibtreffen im Cafe Ludwig in der Westbahnstraße.
Im April und im Mai habe ich schon daran teilgenommen, im Juni war ich durch das Archvivsymposium verhindert, dann gab es Sommerpause und jetzt haben wir uns wieder einmal zum monatlichen Gruppenschreiben getroffen, das ja interessant, weil es eine ganz besondere Schreibgruppe ist.
Lauter Profis, ein, beziehungsweise immer mehrere Themen, kein besonderer pädagogischer Impuls und auch nicht sehr tiefe Feedbacks, aber sehr verschiedene Intentionen. Fritz Widhalm und Ilse Kilic brachten auch immer ihre ganz individuellen Stimmen und experimentellen Schreibweisen ein, so daß sich immer interessante Diskussion ergaben.
Ilse Kilic fehlte diesmal, dafür hatte Robert Eglhofer einen Kollgen von der LitGEs Heinz Pusits aus St. Pölten, der auch buddhistischer Religionslehrer ist mitgebracht und eine Themenvielfalt gab es auch.
Hatte Ruth doch Lesung und Konzert vorgeschlagen, ich habe an den Herbst gedacht, Heinz Pusits schlug Sturz vor, um einen Motorradunfall zu bearbeiten und ich habe mir diesmal vorgenommen, schon mit Schreibstudien zu meinem neuen Roman mit dem Arbeitstitel „Bruderschaft“ oder „Verbrüderung“ zu beginnen. Da soll es ja um drei Brüder, einen Psychiater, einen Allgmeinmediziner oder Zahnarzt und einen Geschichtsprofessor, auch so eine alte Idee von mir, gehen und als Einstieg habe ich an eine junge Frau gedacht, die in der Hinterlassenschaft ihrer verstorbenen Mutter als Hinweis auf ihren unbekannten Vater ein Bild von drei jungen Männern und eine Adresse findet und sich auf die Suche macht. Ich habe eigentlich gedacht mit dem Herbst anzufangen, dann aber die Mutter stürzen lassen, die Tochter kommt vom Spital nach Haus und sucht nach den Dokumenten.
So weit bin ich den zwanzig Minuten gekommen, Fritz Widhalm wollte wissen, was mein persönlicher Anteil daran ist? Romanskizzen zu schreiben und einen Plot zu finden, an dem ich länger als zwei Wochen schreibe und der mich literarisch weiterbringen wird.
Danach las er seine Sturzerfahrungen vor, die daran mündeten, daß er kein Unterbewußtsein hätte, was ich zwar nicht ganz glaube, die Logik, daß er darum stürzen würde, aber sehr beeindruckend fand.
Robert Eglhofer hatte sich für den Herbst entschieden, dem er einen Sommertext gegenüberstellte und zweimal das Aufstehen am Morgen beschrieb und Ruth Aspöck schrieb ihre Erfahrungen von einer Friederike Mayröcker Lesung nieder, die sie im Radiokulturhaus besuchte.
Daran knüpfte sich eine intensive Diskussion ob der Intention der Schreibetreffen und es zeigte sich, daß jeder eine andere hatte.
Für Fritz Widhalm ist es das spontane Schreiben und ein Text, den er nicht mehr überarbeiten will.
Ich will jetzt für mein neues Romanprojekt Skizzen sammeln, Feedback einholen und die Texte natürlich überarbeiten.
Ruth hat, glaube ich, eine spätere Veröffentlichung vor und Robert Eglhofer bemüht sich immer sehr neue Teilnehmer in die Gruppe einzubringen.
Spannend, spannend, denn ich bin ja an Schreibgruppen sehr interessiert, schnuppere in die verschiedenen Schreibwerkstätten gerne mal hinein und habe auch vor nächste Woche wieder zu den offenen Tagen des Writersstudio zu gehen, das ja ganz andere Intentionen und Absichten hat.
Die Idee da wieder einige Skizzen für meinen neuen Roman zu verfassen und sie dann, wenn ich mit dem Korrigieren der „Dreizehn Kapitel“ fertig bin, in den Plot einzubauen, werde ich auch dorthin mitnehmen. Dann werde ich auch wieder einige Recherchetage machen und dann sehen, ob ich damit beim Nanowrimo weitermache oder noch nicht oder schon wieder damit fertig bin, was aber nicht sein wird, weil ich mir ja diesmal wirklich viel Zeit lassen will, etectera.
Ich bin also, obwohl ich ja noch brav an den „Kapiteln“ korrigiere, schon mit dem Neuen beschäftigt und versuche langsam den Plot zu konstruieren, von dem ich zwar noch nicht sehr viel Ahnung habe, der sich aber langsam zu entwickeln scheint.
Und eine wichtige Information habe ich bei dem Treffen auch bekommen, nämlich daß die Teilnehmer bei der Poetnight, die diesmal am 28. September ab siebzehn Uhr im „Siebenstern“ unter der Moderation von Hahnrei Wolf Käfer und M.Gabriel, stattfindet, schon auf der Lesetheaterhomepage zu finden ist.
Ich habe mich ja diesmal elektronisch angemeldet und werde meinen „Rolf Schwendter Text“ lesen. Wann genau ist mir allerdings noch nicht bekannt.

2013-09-13

Lobo und die Frauen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:41

Jetzt kommt etwas ganz anderes oder auch nicht, nämlich ein Buch aus dem „Echo-Media-Verlag“, das ist der, wo ich mir am Dienstag den T.C Boyle holte und es gibt ja auch eine Wiener Gratiszeitung mit einem Wienclub.at oder so, die einmal ein monatliches Gratisbuch anbot, jetzt wird man da ausgelost und kann eines gewinnen.Ich gewinne ja meistens nicht, aber letzten Dezember war es mal so weit und A. Groll „Lobo und die Frauen – Der Versuch ein richtiger Mann zu werden“ ist zu mir gekommen.
Interessant, das Outfit und die Ausstattung gleicht ein bißchen einem Chick Lit, allerdings alles in gelb, aber auf manchen Seiten, steht groß „Lobo“ aufgedruckt und ein Computer und ein Wolfsymbol gibt es auch, denn Lobo heißt ja einsamer Wolf und dann natürlich viele Mails und SMS, aha, ein interaktives Buch also und weil ich es noch genauer wissen wollte, bin ich vorher noch auf Andreas Grolls Seite gegangen. Da gibt es einen interessanten Facebookauftritt mit allen Marketingstrategien. Martina Gercke könnte da vielleicht noch einiges für ihre Gewinnspiele lernen. Das heißt, zu gewinnen gibt es bei A. Groll nichts, nur ein „Lobo-Häferl“ zu sehen, den Lobo-Song und auch die Einladung zu der Lesung im „Thalia“ im April 2012, als das Buch präsentiert wurde. Fotos von der Präsentation gibt es auch und Andreas Groll war auch bei der „Karlich-Show“ und hat dort über die Flirtseiten und sein Buch gesprochen. Dieses Video kann man sich auch ansehen. Worum geht es also in dem Versuch ein richtiger Mann zu werden? Es geht um Flirtseiten und Netzpartnerbörsen. Ein interessantes Thema also und vorher noch ein bißchen Biografie aus dem Internet, im Buch gibt es das ebenfalls nicht. Andreas Greoll wurde 1964 geboren und lebt in Wien Döbling. Ein Foto des attraktiven Mannes gibt es auch zu sehen, Sporttrainer, Gitarrist bzw. Musiker scheint er auch zu sein und „Lobo und die Frauen“ scheint sein erstes Buch zu sein, jedenfalls steht auf der Seite weiter unten „Keine Preise, keine Auszeichnungen, keine Ehrung durch den Bürgermeister….Bis jetzt“
Also hineingelesen in das Buch, das im Flugzeug beginnt, mit hundert Dollar und einer Van Morrisson-CD in der Tasche fliegt Andreas mit seiner Freundin Daniella von Amerika zurück und beschließt es ist aus. Er ist irgenwie sauer auf die Freundin und irgendwie auch verwundet, so trinkt er in einer Flughafenbar Kamillentee. Der Einsame scheint überhaupt eine starke Beziehungen zu heilenden Teesorten zu haben, so kommen auch Salbei und Lindenblüten vor. Vielleicht ist das ironisch gemeint, denn richtige Männer triken doch meistens Wodka oder Whiskey. Beschließt zum „lonley Wolf“ zu werden und meldet sich bei den Kontaktseiten an.
Da gibt es offenbar ein kostenloses Probeabo, da kann man nur Mails lesen, keine selber schreiben, für zwanzig Euro kann man das dann ein Monat lang und so zappt sich Andreas durch die Profile von“ Blueangle“, „Sternschnuppe 70“ etc.
Ein bißchen Überheblichkeit kommt da oft durch, wenn die Schöne nicht schön genug ist oder das Deutsch nicht Rechtschreibfehlerfrei, wird sie weggeworfen. Dann ist unser Lobo, das ist der „Nickname“ ohne dem geht es im Netz ja nicht, wieder sehr sensibel und schüchtern und geht die Treffen ganz behutsam an.
Da ist einmal „Soulbird“ oder Andrea, mit der er sich dann in der Villa Aurora, am Wilhelminenberg trifft und eine Zeitlang CDs austauscht, als die ihn einmal einlädt, bei ihr noch was zu trinken, winkt er ab und der Kontakt entschwindet. Es gibt aber noch viele andere Frauen, von Michaelas, Manuelas undb Bayern, den Lehrerinnen namens Felicia scheint es nur zu wimmeln. Eine Schöne trifft er auch in Traunstein, zum Schifahren. Die Singlefrauen haben alle Katzen, Andreas lernt dazu und trifft sich regelmäßg mit seinem Freund Marvin, der ist verheiratet, im „Salettl“, um den Aufbau einer eigenen Partnerbörse zu besprechen, aus der dann nichts wird. Als er mit einer Schönen chinesisch essen geht, wird ihm sein Auto abgeschleppt und er muß zweihundert Euro zahlen, um es wiederzubekommen und aus Traunstein flüchtet er, als es an das Eingemachte geht, da bekommt er Halsschmerzen. Mit anderen klappt es dann besser. Am schönsten ist es aber doch im „Krawa“ – Krapfenwaldlbad, denn Lobo wohnt ja in Döbling und am Schluß hat er genug gelernt, löscht alle seine Accounts und beschließt ein Buch zu schreiben, die erste Zeile hat er ja schon. „Landeanflug auf München“, so schließt das Buch und so hat es auch begonnen.
Andreas Groll scheint auf seiner Facebookseite aber immer noch Werbung dafür zu machen und wenn man wissen will, wie es in Internetkontaktbörsen zugeht, ist es auch sicher interessant zu lesen.
Und hier noch zwei Bücher in denen Facebook und das Mailen eine Rolle spielt.

2013-09-12

Kurze Liste und Leo Perutz-Preisverleihung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:06

Und schon ist sie da die kurze Liste, zur Vorbereitung auf die Frankfurter Messe und Einstimmung auf das fröhliche Bücherweihnachtskaufen und ich muß sagen, ich bin überrascht, immer wieder und immer neu, obwohl ich mir diesmal ja wirklich viel Mühe gegeben habe, die Buchpreisdiskussionen in den Blogs verfolgte und mich auch durch das Leseprobenheftchen gelesen habe, meine Meinung ein paar Mal revidierte und dann so sicher war, daß ichs diesmal treffe, wenn ich Daniel Kehlmann, Clemens Meyer, Uwe Timm, Nellja Veremej, Reinhard Jirgl und Thomas Glavinic sage, was nicht unbedingt meinen persönlichen Geschmack betraf, denn so ein besonders großer Glavinic-Fan bin ich ja nicht und der Reinhard Jirgl dürfte ordentlich sperrig sein, aber das ist es, dachte ich, da fragten dann die von der Facebook Seite gestern ihre Leser nach ihrer Schätzung und ich war überrascht, weil viel weniger Mainstreammäßig, als ich schätzte. Dann wurde es Mittwoch zehn Uhr und voila, wieder einmal ordentlich verschätzt, denn da ist einmal Mirco Bonne dabei, der schon 2009, glaube ich, oben stand und die Geschichte mit der Reise nach Südfrankreich, die ich von den Leseproben als Erstes las, klang ja auch interessant, dann habe ich aber, glaube ich, darauf vergessen.
Reinhard Jirgl, das habe ich schon von Anfang an so geschätzt, dann ließ mich die Sperrigkeit ein wenig unsicher werden, Terezia Mora, habe ich, glaube ich, auch am Anfang vorausgesagt und nach den Leseproben und den Blogdiskussionen wieder umdisponiert.
Bei Clemens Meyer gabs keine Diskussion und auch wenn ich jetzt wieder schief liege, das wird der Preisträger, würd ich mal schätzen und dann die großen Überraschungen, obwohl mir die Lesprobe und die Geschichte mit den abbröckelnden Stuck von den Wänden des ehemaligen DDR Schlößchens, die jetzt den Psychiatrie Patienten in die Suppenschüßeln fallen, bei Marion Poschmanns „Die Sonnenposition“ sehr beeindruckt hat, wie überhaupt die offensichtlich sehr lyrische Autorin. Gedacht hätte ich trotzdem nicht sie auf der Liste zu finden, würde das Buch aber gerne lesen, also auf Leute, schenkt es mir oder stellt es in die Bücherschränke und bei Monika Zeiner war ich wirklich überrascht. Daß die „Ordnung der Sterne über Como“ auf die kurze Liste kommt, hätte ich nicht gedacht, obwohl ich schon ein paar diesbezügliche Stimmen hörte, also wird es vielleicht die Preisträgerin, da ich mich ja immer sehr verschätze oder doch die Mora, der Bonne, der Jirgl und und und.
Sibylle Berg, die mit „Der Mann schläft“ schon 2009 auf der langen Liste stand, hat da einen sehr interessanten Artikel zu unserer Listenwut geschrieben, der sich mit meiner Auffassung deckt, denn ich denke ja bzw. beobachte ich das, die Leute lesen immer weniger, der Buchhandel ist in der Krise, da ist denen vom Börseverein 2005, das mit dem dBP eingefallen und funktioniert offenbar recht gut. Zuerst die Aufmerksamkeit auf zwanzig Bücher, dann auf sechs, zuletzt auf eines, dann ist schon bald Weihnachten und eins davon wird schon gekauft werden. Sibylle Berg spricht von Abverkäufen und meinte offensichtlich, die zwanzig, sechs oder das eine, werden jetzt gestürmt, die Buchhändler bilden Büchertürme und was ist mit den vielen anderen, die gar nicht darauf kommen? Wenn man wirklich glaubt, daß das, was da am 7. 10 als das Preisbuch ausgerufen wird, das beste ist und das andere dann mit guten Grund liegen läßt, liegt man falsch. Dann wär der Preis nicht gut, wenn er ein bißchen Aufmerksamkeit auf das Lesen lenkt, ist es aber sicher nützlich. Trotzdem glaube ich, daß die, die die Bücher jetzt gelesen haben, sie zum größten Teil, mich eingeschlossen, nicht gekauft haben, Ausnahme ist der Otto Lambauer, mein ehemaliger literarischer Verstärker, der sich heuer tapfer durch die Liste las und, daß ich das Buch von der Julia Frank originalverpackt am Stattersdorfer Flohmarkt fand, habe ich, glaube ich, schon geschrieben und bei „Thalia“ die Kathrin Schmidt, den Ingo Schulze, die Judith Zander und bei dem „Augustin-Flohmarkt“ vor einem Jahr gabs die Olga Martynova, die Alina Bronsky und und und…
Es gibt zuviele Bücher und es schreiben zuviele Leute, das ist schon so und stört mich nicht besonders, wie es auch eigentlich egal ist, daß ich mich da ordentlich verschätzte, denn alle Bücher auf der Liste sind lesenswert und noch viele andere. „Kerstins Achterl“ kommt zum Beispiel noch dazu und da habe ich mit Reinhard Wegerth vor kurzem ausgemacht, daß ich am 30. 10 in der „Alten Schmiede“ den Beginn lesen werden, „Beim Sterben sollte man zu Hause sein“ und noch vieles andere.
Ich habe kein Problem damit, lese mich quer durch den literarischen Krautgarten, das was ich bekomme und so viel ich kann und am Mittwochabend wurde es auch prosaischer, denn außer der hohen Literatur gibts ja noch was anderes, zum Beispiel die Krimis, die die Leute gerne lesen und da wurde um neunzehn Uhr im „Bestattungsmuseum“, der „Leo Perutz-Preisträger bekanntgegeben, eine Veranstaltung, zu der ich seit zwei jahren regelmäßig gehe, weil ich auch gern gelegentlich Krimis lese.
Es gab auch da eine Shortlist, offensichtlich leben wir im Shortlistzeitlalter, mit fünf Nominierungen. Christian David stand mit „Märchenauge“ darauf, danach Georg Haderer mit „Engel und Dämonen“ der schon im Vorjahr mit seinem Vorläuferkrimi nominiert wurde, Sabine Naber mit „Marathonduell“, Beate Maxian mit „Tod hinter dem Stephansdom“ und Thomas Raab mit „Der Metzger kommt ins Paradies“, der auch schon zum dritten Mal nominiert wurde.
Die Verleihung des Preises, der von der Stadt Wien und dem Hauptverband seit vier Jahren veranstaltet wird, fand bisher in der Grünangergasse statt, jetzt also im „Bestattungsmuseum“ einem schaurig schönen Ort, der bald auf den Zentralfriedhof übersiedelt.
So eröffnete ein Herr vom Musesum, dann kam Günter Kaindlsdorfer, ein Herr vom Hauptverband, Gerald Schantin fehlte, es waren überhaupt viel weniger Leute da, vor zwei Jahren habe ich mir noch die Füße in den Bauch gestanden, weil ich ein bißchen zu spät gekommen bin und Anica Matzka-Dojder von der Stadt Wien sagteetwas Ähnliches, wie das letzte Mal, daß Krimis für den Urlaub sehr geeignet wären, zählte einige auf, die sich leichter als Sachbücher lesen lassen, bei der Frage ob Krimis das sozialpolitische Element spiegeln, gab es, glaube ich, Verständigungsschwierigkeiten, dann kamen die fünf Minuten Lesungen.
Christian Eder, ist mir schon beim Kommen durch seinen schwarzen Anzug aufgefallen, er meinte, daß er die österreichische Weltherrschaft beim Krimischreiben antreten würde und las dann eine sehr spannende Stelle. Magdalena fährt mit dem Lift nach oben, einer mit einem Fahrradhelm und einem Messer erwartet sie und bringt sie um.
Georg Haderers Krimi habe ich schon gelesen, mich aber nicht mehr sehr erinnern können und das „Marathonduell“ spielt beim Wiener City Marathon, dessen Namen man, wie Sabine Naber sagte, nicht erwähnen dürfe, auch ein wenig seltsam, es ging aber ebenfalls sehr spannend, um einen Mord, diesmal mit einem Hammer und von Beate Maxians schwarzer Frau habe ich schon beim Symposium über den Aberglauben ein bißchen was gehört.
Sie erwähnte wieder die rote Unterwäsche, die das Publikum erzückte, wahrscheinlich hatte sie auch welche an, weil die ja Glück bringen soll und „Glauben Sie nicht, daß Sie schon gewonnen hätten, weil Sie zum dritten Mal nominiert worden sind!“, sagte dann Günter Kaindlsdorfer zu Thomas Raab, der aus dem neuen Metzger las und dabei eine fulminante Telefonshow absolvierte.
Und natürlich hat er gewonnen, wie Erwin Riedesser, der auch der Jury angehörte, launig und langatmig, um die Spannung zu steigern, etwas später verkündete.
Applaus, Applaus, danach standen alle ziemlich lang herum, Buffet gabs offenbar keines, aber eine Führung durch das Museum, eine der letzten Gelegenheiten im alten Haus, mit einem ebenfalls sehr fulminanten Führer und ich gratuliere herzlich und weise auf die am siebzehnten September stattfindende Wiener Kriminacht hin, bei der man wahrscheinlich einige der nominierten Krimis hören kann und interessant, das Paar, das vor mir Platz gefunden hatte, einen ganzen Sack Krimis in der Tasche, hatte.
Edith Kneifls nicht nominierter „Der Tod fährt Riesenrad“ war auch dabei, aber die wurde ja schon im vorigen Jahr nominiert.

2013-09-11

Die Welt ist meine Innerei

Filed under: Uncategorized — jancak @ 08:21

Weiter geht es mit der „Alpha-Shortlist“ und den Büchern aus dem „Septime-Verlag“ und wieder wird es sehr poetisch mit den „Reisebriefen und den Bildern“, der 1989 in Graz geborenen Valerie Fritsch, die an der Akademie für angewandten Fotografie studierte.
Ich kenne sie schon lange und relativ gut, seit den legendären Textvorstellungen mit Angelika Reitzer, wo ich die junge Frau, nicht viel über zwanzig Jahre alt mit glänzenden Augen von ihren Erfahrungen in Bordellen, in denen sie Studien machte, erzählen hörte.
Eine höchst poetische Schreiberin, die dann auch bald den FM4-Preis gewonnen hat, in die GAV aufgenommen wurde und wie ich auf ihrer Website ersah, schon viele Publikationen hat.
„VerkörperungEN“, habe ich im Frühling im Schrank gefunden, steht auf meiner Leseliste und muß nun noch ein wenig warten, weil ich gleich mit dem neuen Buch beginne, das vorigen September erschienen ist und die Vorjurie aus der Hauptbücherei, die unter anderen aus Claudia Bittner, Christian Jahl mit dem ich mich bei der gestrigen Eröffnung der Fotoausstellung „Alt, umsorgt, versorgt“ über die Shortlist unterhalten habe und Rudolf Kraus besteht, für den Literaturpreis ausgewählt hat.
Mit Recht, denn es ist ein wunderschöner Fotoband mit Briefen an den Liebsten aus Berlin, Äthiopien, Amsterdam, Peru, Moskau, Asien, Bangladesch, Madagaskar und Havanna, die Valerie Fritsch von 2008 bis 2011 aufgesucht haben dürfte.
Einen Prolog gibt es dazu auch, der von den „Orten erzählt“, die zu Valerie Fritschs „Schicksal wurden und ein Schlußkapitel über das „Meer“.
„Ich falt sie Dir zu Briefen“ schreibt die Autorin und „schick Dir meine kleine Welt.“
Beginnen tut es mit Berlin, diese hippe, schicke Stadt, die sich in den letzten Jahren ja wieder einmal sehr gewandelt hat und Valerie Fritsch ist ja zu jung, um das grau düstere Ostberlin live erlebt zu haben. So schreibt sie ihrem Liebsten im Februar 2008 und erzählt ihm von den „Damentoiletten, wo ein Klavier vor den Kloschüsseln steht, als wolle es gespielt werden, während man sich erleichtert oder die Seele aus dem Leib kotzt.“
„Ich reise nie ohne Sehnsucht. Ich denke: ohne Sehnsucht kann man unmöglich Zug fahren.“, schließt sie diesen Brief. Dann geht es nach Afrika, nach Äthiopien, wo sie im August 2009 aus Hawassa den Geliebten schreibt und zugibt, daß sie „zehn kleine Negerlein“ auf den Lippen hatte, als sie aus dem Flugzeug stieg und die „sechs schwarzen Putzfrauen“ beobachtete, die „synchron die weißen Böden schruppen“.
„Äthiopien ist ein wundes Land“, schreibt sie weiter und von den „Pferdegerippen, die bleich am Ufer liegen.“
Dann arbeitet sie in einem Kinderkrankenhaus und ringt mit der Sprache. „Ich bin Schriftsteller und Analphabet gleichermaßen und schreibe mit der Hand, wenn ich verzweifelt versuche, zu denken und die fremden Bilder der Tage zu entziffern.“
Dann geht es in die äthiopischen Bordelle, wo die Nutten hochgewachsen wie Berge und schwarz wie Katzen in der Nacht sind, wenn die Freier sie in die Zimmer drängen.“
Höchstpoetisch dieser Reisebericht aus einem sehr armen und wahrscheinlich sehr schwierigen Land, dem Valerie Fritsch, so schöne Wortbilder abringen kann.
Dann kommt ein Bildteil der Fotografin, man sieht die Kinder mit den großen Augenhöhlen und verschleierte Frauen von hinten, bevor es wieder nach Europa und nach Amsterdam geht, wo Valerie Fritsch natürlich auch das „Rotlichtviertel“ beschreibt, „durch das die Mütter am Nachmittag seelenruhig ihre Kinderwägen schieben, während Amsterdam in der Nacht zur Piratenstadt im Kleinformat wird.“
Aber eigentlich hat Valerie am 3. 4. 2010 Geburtstag, beziehungsweise feiert sie ihn mit Schokoladetorte und Minztee, wie „Dschungel im Glas“, wie sie dem Liebsten schreibt.
„Ich werde alt.“
Ganze einundzwanzig Jahre wenn ich richtig rechne und mit der Sprache den „Pffertjes und den Pannekoeken“ hat sie auch ihre Probleme.
Dann gehts nach Peru, „wo die Luft dünn ist und die Affen in der Küche mit dem Geschirr klimpern“, während sie an den Liebsten schreibt.
„Die Straße in der ich lebe“, schreibt sie weiter „ist voll von Pollerias und hier gibt es bloß Huhn und Internet.“
„Die Stadt würde dir gefallen, Liebster. Gegen Halsschmerzen nimmt man hier keine Medikamente, aber Maracuja und dunkle Schokolade.“
In Moskau wird die U-Bahn beschrieben, „die geheime, die den unterirdischen Bunker des Kremls und der Geheimdienste verbinden soll und manche halten sie bloß für eine Privat U-Bahn Putins.“
Und Valerie Fritsch meint, daß sie keinen Grund hätte nach Moskau gekommen zu sein, „aber einen Urgroßvater, der einst Kriegsgefangener gewesen war in Novosibirsk.“
Gewohnt wird in „einem dunklen Schlafsaal, in dem man monatelang wohnen kann, ohne jemals mehr als ein paar Rubeln zu zahlen“ und zuletzt „mit Exilkubanern im fünfzehnten Stockwerk eines russischen Studentenheims“, bevor es nach Asien, das heißt nach Vietnam, Thailand und Malaysia weitergeht.
„Hier brennt der scharfe Ingwertee in den Gebeinen“, sie steht „vor Bombenkratern, in dem nach dem Krieg einst hungrige Elefanten gefallen sind und es wird „tagaus tagein aus hellen Kokusnßen getrunken.“
Fotografien gibt es wieder auch, so einen Hund der hinter einem Grabstein hervorlukt und viele Lampions, die sowohl das Straßenbild Malasya als das von Vietnam beherrschen.
Dann gehts auf der Reise „dem Verschwinden hinterher“, nach Bangladesh, wo man im Hotel ankreuzen muß, „welche Hautfarbe man trägt und wählt zwischen Dark, White und Medium“, einen „Stoppover Tag in Buabai“, wo sie einen „arabischen Immobilienhändler“ besucht, „den ich irgendwo in den dunklen Nächten Moskaus traf.“
Und dann nach Madagaskar „ans Ende der Welt“, wo die „artigen schwarzen Kinder mit blütenweißen Zähnen „Bonjour Madame“ grüßen und man „unweigerlich an Damen mit Spitzensonnenschirmen aus längst vergangenen Zeiten und das schwerfällige Lachen der Kolonialherren unter der Hitze“ denkt. Und das „Französisch ist unter aller Sau und reicht bloß, um zu fragen, ob jemand mit mir schlafen möchte, und anzumerken, daß ich ein Briefträger bin.“
Zuletzt schreibt sie im Dezember 2011 dem Liebsten aus Havanna „dem Herzen der Revolution“, wo die „Propagandaplakate zwar den Kommunismus predigen als einzigen Ausweg aus der Wirtschaftskrise, aber die Ikonen Guevaras und des Commandante keine Miene verziehen.“
Ein wirklich sehr poetisch eindrucksvolles Buch einer sehr jungen Frau, die durch die ganze Welt reist, wenn man die poetischen Reiseimpressionen und Blickrichtungen eines älteren Sprachkünstlers haben will, ist man mit Julian Schutting gut beraten und es ist auch sicher interessant, die sprachlichen Ergüße beider zu vergleichen und manche Orte, wie beispielsweise Moskau haben auch beide bereist und beschrieben.
Ich bin nicht ganz sicher, ob es Valerie Fritschs Bildband in die Finalrunde schaffen wird, die wahrscheinlich eher doch den Romanen vorbehalten sein wird, wenn man aber ein ästehtisch schönes Geschenk unter den Christbaum legen will, das Reisesehnsucht wecken kann, ist man mit „Die Welt ist meine Innerei“ sicher gut beraten.

2013-09-10

Das heurige eine Stadt – ein Gratisbuch

Filed under: Uncategorized — jancak @ 14:46

Seit 2002 gibt es sie nun schon, die jährlich stattfindende Aktion der Stadt Wien, um die Lesefreudigkeit seiner Bürger zu fördern, das vom Bürgermeister ausgesuchte und eröffnete Gratisbuch, das an einem ganz bestimmten Tag in einer hunderttausend Stück Auflage an die Bürger und Bürgerinnen verteilt wird.
Meist in Verbindung der „Buch-Wien“, früher ist das die „Buch-Woche“ gewesen, da habe ich mich ja einmal sehr mit den Veranstaltern gestritten, weil sie es mir nicht früher geben wollten, sondern ich auf die feierliche Eröffnung, sozusagen dem Spatenstich warten mußte.
Über die Übersetzung von Irvings „Ein Bär ist los“ habe ich mich auch sehr geärgert, weil derart dahingeschludert, daß ich nichts verstanden habe und als ich mich darüber beschwerte, bekam ich zu hören, „Wir haben nur diese Rechte und „matschkere nicht!“
Ich habe mir, glaube ich, jedes geholt, das erste war Frederic Mortons „Ewigkeitsgasse“, dann kam Imre Keretsz, ich glaube Filmdrehbuch zum „Roman eines Schicksallosens“, der Simmel war einmal dabei, Toni Morrisons „Sehr blaue Augen“, das hatte ich schon gelesen, denn das Buch das ausgewählt wurde, ist meist ein älteres, eines sehr bekannten meist amerikanischen Autors.
Als ich mich damals beschwert habe, habe ich für das nächste Jahr, die Elfriede Jelinek vorgeschlagen, das war, glaube ich, in dem Jahr, als sie den Nobelpreis bekommen hatte.
Aber das hat sich der Bürgermeister wohl nicht getraut, obwohl unter den meist männlichen Auserwählten einige Nobelpreisträger zu finden sind, Mario Vagas Llosas „Geschichtenerzähler“ war 2011 dabei und Ruth Klüger mit „Weiterleben“ gab es natürlich auch. Voriges Jahr traf es Rafik Schami, 2009, den mir damals noch sehr unbekannten Irvin D Yalom, das war dann schon auf der Buch Wien, ich habe mich angestellt, mir das Buch geholt und über die Zahl der Bodyguards, die den kleinen freundlichen Herrn schützten, sehr gestaunt.
„Balzac und die kleine chinesische Schneiderin war auch dabei“ und anläßlich einer Fußballmeisterschaft natürlich Nick Hornby „Fever Pitsch“.
Meist wird der Autor zu der feierlichen Eröffnung eingeladen, der meist in dem Jahr ein neues Buch herausgegeben hat, das er dann vorstellt. So war es jedenfalls heuer mit T.C. Boyles „America“, 1995 von Werner Richter, den ich von der Übersetzergemeinschaft kenne, übersetzt und erschienen, so daß es diesmal bezüglich Übersetzung wohl keine Überraschung geben dürfte.
Und der 1948 geborene Thomas Coraghessan Boyle wurdre 1948 bei New York geboren und dürfte, jetzt im September in Europa herumtouren, weil sein neues Buch „San Miguel“ gerade erschienen ist.
Im Vorjahr ist, glaube ich, „Wenn das Schlachten vorbei ist“ erschienen, da habe ich den Autor auf dem blauen Sofa gehört und wenn ich mich nicht sehr irre, habe ich ihn auch einmal live beim „Thalia“ in der Landstraße gesehen, das heißt jedenfalls fast, weil soviele Menschen, daß ich irgendwo weit hinten gestanden bin und den Autor nicht wirklich zu Gesicht bekam.
Sein erstes Buch mit dem er offenbar berühmt geworden ist, heißt „Wassermusik“.
Werner Richter, der gestern im „Leporello“ war, erzählte dort, daß er mal in Amerika war, sich das Buch kaufte, hingerissen war und fortan T.C Boyle übersetzt und nach Europa brachte.
Ich habe auch heute nichts vom Autor gesehen, obwohl ich mich nach meiner elf Uhr Stunde auf den Weg in die Hauptbücherei am Gürtel machte, denn ich war vorher noch auf der Bank und bin daher erst zwanzig Minuten nach halb eins, wo die Verteilung begann, hingekommen, so daß ich weder vom Bürgermeister, Stadtrat, Autor oder einen anderen der wichtigen Herren, die für die Herausgebe des Buches verantwortlich sind, etwas mitbekam, ich habe nur die Schlange und die Menschenmassen derer gesehen, die das Buch haben wollten, aber als ich noch auf der Suche nach dem Ende war, habe ich eine der jungen Frauen gesehen, die eine Handvoll Bücher in den Händen hatte und sie verteilte.
Die Leute haben meist gleich zwei, drei genommen, ich auch eines für die Schwiegermutter, für die Anna nicht mehr, nachdem sie mir die letzten noch ziemlich ungelesen zurückgegeben hat, als sie ihre Wohnung renovierte und ich sie in den Bücherschrank stellte und dort findet man dann die elf anderen immer wieder.
Ich bin ja, obwohl ich mir die Bücher immer hole und sie auch alle lese, kein unbedingter Fan dieser Aktion.
Weil ich denke, hunderttausend Stück sind zuviel. Das mindert sicher den Wert des Buches, das dann in Zukunft in Wien wahrscheinlich unverkäuflich ist und ich zweifle auch, daß wirklich sehr viele davon gelesen werden. Die Stadt Wien ist aber ganz stolz auf diese Aktion und der „Echomedia-Verlag“ damit groß mächtig und berühmt geworden und gibt jetzt auch „Wien-live heraus“, wo sie immer ordentlich Reklame für die Bücher machen und den Bürgermeister preisen, daß er die Wiener vor dem Analphabetismus rettet.
Das glaube ich eigentlich auch nicht wirklich, daß diese Aktion lesefördernd ist und ich habe auch einmal von dem Film gehört, den diese Kunsthochschule drehte, wo es den Weg des Buches von der Vergabe bis hin zum Abverkauf verfolgte, obwohl ich auch nicht glaube, daß das Buch wirklich verkäuflich ist, auch wenn es vielleicht immer noch bei E-bey angeboten wird. Ich würde es dort jedenfalls nicht kaufen, sehe es aber regelmäßig in den Bücherschränken, dieses noch nicht, eher die älteren, bin aber gespannt, wann ich dem T.C. Boyle das erste Mal begegne.
Obwohl ich sagen muß, daß mich dieses Buch sehr interessiert und ich es auch auf meine übervolle Leseliste von 2013, als Buch Nummer hundertdreiundsechzig setzen werde.
Davon habe ich mit dem heutigen Tag hundertachtzehn gelesen, das heißt fünfundvierzig Bücher warten noch auf mich in diesem Jahr und da ich in etwa vierzehn Bücher im Monat schaffe, könnte ich sogar noch einige hinauftun. Es sind aber, wie der „Köhlmeier“, der „Chirbes“, der „Schindel“ und der „Schiskin“ einige sehr dicke dabei.
Mal sehen ich muß mich ja nicht überfordern und zum Geburtstag und zu Weihnachten, werde ich vielleicht auch noch ein Büchlein bekommen-
Der Herr Schneider von Wien live lobt ja diese Aktion und den bibliophilen, lesebegeisterten Bürgermeister immer sehr und meint, daß diese Aktion, den sonst leseabstinenten Wienern hunderttausend Bücher zu schenken, damit sie nicht verblöden, weltweit einzigartig ist.
Ich glaube das nicht. Gibt es ja auch das Buch zum „Welttag des Buches“, das ist zwar eine Themenleseprobenanthologie, aber in Innsbruck wird zum Beispiel immer ein österreichischer Gegenwartsautor wie z.B. der Sepp Mall verschenkt, was mich vielleicht mehr, als ein alter Boyle, ein alter Schami, etc interessieren würde.
Ich wünsche mir ein Buch von der Jelinek, von der Streeruwitz oder eines von Peter Henisch, Robert Menasse etc, aber das traut sich der Bürgermeister wohl nicht, bzw. traut er seinen Wienern vielleicht keinen so fortschrifttlichen Lesegeschmack zu.

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