Jetzt geht es wieder weiter in der Lesenlistenreihefolge mit der ich ohnehin schon ein bißchen im Rückstand bin.
Claudia Pineiros „Ganz die deine“, ein Buch aus dem Unionsverlag, habe ich im Bücherschrank gefunden und die 1960 in Argentinien geborene Autorin war mir, obwohl Argentinien 2010 Gastland in Frankfurt war, völlig unbekannt, vielleicht hat mich das Cover, eine Frauenfigur in einem roten Kleid angesprochen und das Buch versprach auch höchste Spannung.
Ines ist Hausfrau und bemühte Mutter, obwohl die siebzehnjährige Tochter schon längst nicht mehr mit ihr spricht. Der Mann Ernesto ist Manager und ihr fällt auf, daß er keinen Sex mehr mit ihr haben will. Sie traut sich nicht ihn zu fragen, ob etwas nicht in Ordnung ist, denn als ihre Mutter das bei ihren Vater tat, hat er sie verlassen.
Dann findet sie bei ihm noch eine Karte mit „Ganz die deine“ mit roten Lippenstift aufgemalt, beginnt Ernesto zu beobachten, verfolgt ihn, als er plötzlich einen Anruf bekommt und von einer Frauenstimme in einen Park bestellt wird. Dort beobachtet sie, daß er seine Sekretärin umbringt. Sie fährt nach Hause, putzt sein Auto sauber, als er nach dem Heimkommen sich ins Zimmer der Tochter schleicht, bietet ihm ein Alibi an und fährt am nächsten Morgen in sein Büro. Dort nimmt sie den Schlüßel der Sekretärin, fährt in ihre Wohnung, findet dort zwei Flugtickets nach Brasilien und Nacktfotos von Ernesto und als sie die Wohnung verläßt, sieht sie eine dunkelhaarige Frau diese betreten. Das ist die Nichte der Sekretärin und als sie glaubt, daß alles gut ist, fährt Ernesto ein halbes Jahr später auf Dienstreise nach Argentinien, vergißt aber die Mappe mit dem Vortrag, den er dort halten soll. So fährt sie zum Flughafen um ihn ihm nachzubringen, sieht Ernesto Charo küssend die Rolltreppe hinauffahren und kombiniert scharf, was der Leser inzwischen längst schon weiß, Charo ist „Die Deine“, die Sekretärin Alicia war seine frühere Geliebte.
Ines sinnt Rache und beschließt Charo umzubringen. Dabei versucht sie noch einmal ihren Ehemann einzubeziehen, der sie aber wieder verrät und mit Töchterlein Laura genannt Lali gibt es auch Schwierigkeiten, die ist nämlich schwanger und teilt das in eingeschobenen Dialogen ihrer Freundin mit. Perspektivenwechsel von der Ich-Form zu Ines und Ernesto-Szenen gibt es auch und immer wieder Polizeiberichte, die uns von von dem Geschehen in sachlicher Form berichten.
Am Ende des Buches gibt es ein Nachwort von der Autorin, die berichtet, daß sie zuerst Wirtschaft studierte und dann auf einen Schreibwettbewerb aufmerksam wurde.
In der Biografie und bei Wikipedia kann man lesen, daß sie mit „Ganz die Deine“ berühmt wurde, es ist auch ein spannendes Buch, das mich ein bißchen an Fay Weldons „Teufelin“ erinnerte. Vielleicht verhaltener, nicht ganz so bösartig, vielleicht unterschwellig ironisch. Die Leiden einer Hausfrau der argentinischen Mittelschicht, die viel beobachtet, sich aber trotzdem nicht wehren kann und mit der pupertären Tochter, die sich weigert mit ihrer Mutter zu reden, während der Papa ganz vernarrt in sein Töchterlein ist, gibt es auch Schwirigkeiten.
Ich kann mich nicht erinnern beim Buchmessensurfen in Frankfurt den Namen Pineiro kennengelernt zu haben.
Dank dem offenen Bücherschrank bin ich ich auf eine interessante Autorin aufmerksam geworden, deren letztes Buch mir inzwischen auch in einigen Blogs begegnet ist.
2013-10-31
Ganz die Deine
2013-10-30
Rot-Weiß-Gin
Mit „Kerstins Achterln“ zu den Textvorstellungen. Reinhard Wegerth machte es möglich und hat mich haargenau ein Jahr später wieder in die „Alte Schmiede“ eingeladen, habe ich dort doch am 30. 10. 2012 „Die Frau auf der Bank“ vorgestellt. Das könnte eine schöne Tradition werden und für den 20.10. 2014 könnte es sich vielleicht für die „Verbrüderung“ ausgehen, von der ich jetzt einunddreißig Seiten Rohseiten habe, die ich am Freitag auf die „Nanowirimo-Seite“ stellen werde und mich heute eigentlich vor den „Wortschatz“ setzen wollte, um endlich einmal ordentlich zu recherchieren, wie man es literarisch umsetzt, seine Bücher und Leselisten im zehn Jahresvorrat aufzulesen, damit dieses Thema endlich mal erledigt ist.
Dann hat den Alfred aber der Ehrgeiz gepackt, daß das „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ doch noch bis zum literarischen Geburtstagsfest fertig werden könnte. Ich bin da zwar ein wenig skeptisch, habe aber alles brav durchgesehen, dann meine Büchertasche gepackt, bin nach meiner „Fünf Uhr Stunde in die „Alte Schmiede“ marschiert und war kurz nach halb sieben als erste dort.
Andrea Wolfsmayrs Bücher, die auch einen Text in der „Mädchen dürfen pfeifen, Buben dürfen weinen – Anthologie“ lang lang ist her, hatte, „Weiße Mischung“ lagen schon auf, August Bisinger und eine junge Frau, die den Büchertisch betreute, waren schon da.
Dann ist der Alfred gekommen und Reinhard Wegerth, der mir sagte, daß es bei den „Textvorstellungen“ am Montag, wo auch die Ruth gelesen hat, sehr voll gewesen ist.
Das war es diesmal wohl weniger. Aber der liebe Rudi, der mir gleich ein Buch abkaufte und im Dezember hier lesen wird. Etwas später Klaus Khittl, eine Dame hat mir auch einmal kommentiert, daß sie kommen will, ich weiß nicht, obs sie tat, je eines meiner aufgelegten Bucher „Kerstins Achterln“, „Die Frau auf der Bank“ und „Zum Sterben sollte man zu Hause sein“ wurden noch verkauft und die Lesung hat dann auch bald angefangen.
Reinhard Wegerth stellte das Motto, Alkohol Ge- oder Mißbrauch in jeder Form vor und der 1952 geborene Ludwig Roman Fleischer, der seine Bücher in seinem „Sisyphos-Verlag“ verlegt, früher Lehrer war, schon viele Bücher hat, von denen ich auch mehrere habe und einige noch nicht gelesen habe, der von Kärnten zur Lesung gekommen ist und auch einmal beim „Bachmann-Preis“ gelesen und was gewonnen hat, begann mit „Alles Holler oder das Unterste zum Oberst“ Kriminalgeschichten in denen es nicht um die Auflösung geht, wie Reinhard Wegerth erklärte und das Schönbrunner Deutsch erwähnte, in denen die Texte vorgetragen würden, denn Oberst Holler, ein Kieberer, erzählt die Geschichten und in einer wird eine Astrologin „ersoffen“ aufgefunden, zwei Liter Gin intus, wer bringt sich so selber um, der Oberst resümiert und erkennt es war Karl Heinz oder Hans Peter Krassi, der ehemalige Finanzminister, dem eine Bank ein- und die schöne Tiroler Gattin durchgegangen ist, alles nur weil ihm die pipperlnde Astronomin falsch beriet. So schnappte er sich eine Pistole, zwang sie zum Kampftrinken und verschwand dann auf Nimmerwiedersehen nach Brasilien oder Argentinien. So genau hab ichs mir nicht gemerkt, der Alfred hat mir das Buch aber gekauft, so daß ich alles nachlesen kann.
Dann folgte ich mit den ersten zehn Seiten und Andrea Wolfmayr, ebenfalls 1953 geboren, Steyrerin, in Gleisdorf lebend, ehemalige Nationalratsabgeordnete und Kultursprecherin der ÖVP, folgte mit der „Weißen Mischung“, das ist was anderes als ein Gspritzter, wird aber in der Steyermark in der Buschenschank, wie dort die Heurigen heißen, gern getrunken und Andrea Wolfmayer siedelt dort ihre Sit Com an.
Es geht um einen Buchhändler und seine Tochter, die schwanger von dem Musiker Toni ist, das Kind bekommt und in der Fortsetzung wird diese Tochter auch eine Rolle spielen.
Nachher ging ich mit dem Alfred noch in das „Rossini“, dem Italiener, in der Schönlaterngasse, habe Calamari gegessen und zwei Achterln Montepulciano getrunken, wie wir das früher öfter taten.
2013-10-29
Wien wie es wirklich scheint
„Der satirische Wien-Führer „Wien wie es wirklich scheint“, ist das lustigste Buch über Wien, das es gibt“, hat mir Clemens Ettenauer geschrieben und ich war einen Augenblick verwirrt, habe ich ja gerade erst ein Wien-Buch aus dem Holzbaum-Verlag gelesen, aber Holzbaum verlegt offenbar sehr schnell und scheint Wien auch zu seinen Favoriten zu zählen.
Am Titelbild sieht man „Mozart“, das heißt, wahrscheinlich einen tschechischen oder slowakischen Studenten mit der weißen Perücke und dem Samtjacket, die den Touristen Konzertkarten verkaufen sollen, mit einer Bierdose vor dem Mund.
Auf der Rückseite kratzt er sich am Kopf und das Buch, das wie ein wirklicher Reiseführer aussieht, herausgegeben von Curt Cuisine und Maximilian Zirkowitsch, beginnt mit allgemeinen Informationen über die Wiener Seele und die Wien-Geschichte.
Dann geht es zu den sechzehn Touren. Da gibt es ein „Jüdisches“ und ein „Nazi-Wien“.
Das „Nazi-Wien“ ist ganz einfach zu erforschen. Man setzt sich ins nächste Kaffeehaus „und mit etwas Glück können Sie am Nebentisch einen echten Nazi belauschen: Hahaha… Autobahn…ned ollas schlecht…g`hört a Neuer her…hahaha!“
Das „Wien für Kleinkriminelle“ führt vom Mexikoplatz, übers Stuwerviertel in den Prater. Die FPÖ-Bundesgeschäftsstelle und die Reiffeisen-Zentralbank ist natürlich auch dabei.
Dann gehts ins „Wien für Terroristen“, was wahrscheinlich eine Steigerung der Kleinkriminalität ist.
Dazu führen die Autoren sowohl ins AKH, als auch in die Kapuzinergruft. Wenn man will, kann man mit Liliputbahn in den Prater fahren oder beim Stephansdom auf die Turmspitze steigen.
Wien für „Fundis“ und für „Verlierer“ gibt es auch. Da kann man sich ein Bild des „Heeresgeschichtlichen Museums“ und eines von der „Geisterbahn“ machen. Und macht man die „Wien für Verlierer-Tour“ muß man die ÖVP-Zentrale am Rathausplatz besichtigen, denn „seit Jahren kassiert die Partei bei Wahlen nur Niederlagen.“
Das „Wien für Voyeure und Exhibitionisten“ führt unter anderen ins Cafe Hawelka, denn da hat es ja einmal einen Nackerten gegeben und das „Wien für Blinde“ ist überhaupt sehr lustig, besteht es doch aus nur zwei Seiten und nur aus Blindenschrift.
Vom „Wien für Betroffene“ geht es an die „schönsten Ecken“ und ein „Wien für Untote“, spricht die Vampire an und führt sowohl ins „Filmmuesum“, als auch auf den „Zentralfriedhof“. Die „Kapazinergruft“ ist nochmals zu besuchen und einen „Vampirzahntipp“ gibt es auch.
Danach kommen die Ratschläge zum günstigen Übernachten, was mit einem Bild vom „Otto Wagner Spital“, also dem früheren „Steinhof“, Irrenhaus oder Gugelhupf eingeleitet wird und die angegebenen Preise sind ohne „Schießgewehr“.
„Essen und Trinken“ kann man in Wien natürlich auch. Der Mozart-Keiler tut das mit einer Mozartkugel und ob man den Herrn Lugner wirklich in der Lugner-City am Nebenstisch sitzen sehen kann, bin ich mir nicht so sicher.
Ausgehen, Sport und Sex betreiben kann man ebenfalls und wenn man nur ein kleines Börserl hat, gibt der Satireratgeber besondere Tips.
Denn da gibts „Ringelspieling“, „Hinterhofing“, „Schrebergartling“ und dann natürlich das „Grantling“, das nach Ansicht der Buchautoren alle echten Wiener können müßen.
Heurige gibt es natürlich auch und wenn man am österreichischen Nationalfeiertag in Wien anreist, kann man sogar einen echten Präsidenten in der Hofburg am Tag der offenen Tür die Hand schütteln.
Dann gibts die Anleitungen zum Wienerisch sprechen, also statt „Ich habe kein Interesse an einer Greenpeace Mitgliedschaft“- „Hau di über di heisa, du gtungane Orschwarzn“ sagen.
Am Buchrücken kann man die Warnung: P.S: Nicht für Touristen geeignet finden, was ich mir fast schon dachte.
Denn „Wien existiert nicht, es ist nur ein Schein und nur als Kulisse oder Marketing Gag zu verstehen“. Dafür bietet das Buch aber erstaunlich viel Information und Anmerkung am Rande, nicht alles ist ganz falsch.
2013-10-28
Priessnitz-Preis an Anna Weidenholzer
Der „Priessnitz-Preis, den ich ja seit einigen Jahren verfolge und der heuer zum zwanzigsten Mal an Nachwuchsautoren vergeben wurde, ist ja einem experimentellen Dichter gewidmet und ergeht meistens auch an solche, heuer hat ihn aber Anna Weidenholzer bekommen, die in einer sehr schönen Sprache von Arbeitslosen schreibt und von Randgestalten, ob ich die beiden Juroren Robert Schindel und Gustav Ernst, der am 4. Dezember den Literaturpreis der Stadt Wien bekommt, auf diese Idee gebracht habe, wahrscheinlich nicht. Ich habe aber, glaube ich, mich zu erinnern, im letzten Jahr als als Judith Nika Pfeifer die Preisträgerin war, Gustav Ernst darauf angesprochen und gesagt, ich hätte sie gerne als Preisträgerin und sie hat im letzten Jahr auch einen erstaunlichen literarischen Aufstieg gemacht. Eine junge, 1984 geborene Autorin, deren Werdegang ich ziemlich von Anfang an im Literaturgeflüster verfolgen konnte, von den berühmten „Textvorstellungen“ der Angelika Reitzer, zur „Fm4 Anthologie“, „Etcetera“, etcetera jetzt also der zwanzigste Priesnitzpreis zu dem ich ja immer gehe, obwohl es in der „Alten Schmiede“ wieder „Textvorstellungen“ von Reinhard Wegerth zum Thema „anders reisen“ gab, wo Ruth Aspöck ihr https://literaturgefluester.wordpress.com/2012/11/12/reisen-mit-franz-grillparzer/ vorstellte. Aber die nächsten „Textvorstellungen“ von Reinhard Wegerth zum Thema „Rot weiß Gin“ gibt es ja schon am Mittwoch und da stelle ich „Kerstins Achterl“ vor und ich schreibe ja genauso realistisch, wie Anna Weidenholzer oder sie wie ich und mit dem Thema Arbeitslosigkeit und Randfiguren tun sich offenbar auch immer noch die Laudatoren, Journalisten und andere Literaturexperten schwer, deshalb ist es besonders wichtig, daß diesmal der „Priessnitz-Preis“ eine realistische Stimme bekommen hat, obwohl das Literaturhaus war nicht so besonders voll, als ich es erreichte.
Es war aber der Sascha da, der jetzt wieder mit mir spricht, eine Zeitlang ist er mir ja bös gewesen und Nika Judith Pfeifer, die Vorjahrssiegerin, die mich fragte, wie es mir geht. Alfred Gelbmann, der „Weidenholzer-Entdecker“, der ja ihren „Platz des Hundes“ verlegte war da und Gustav Ernst von der Jury.
Dann auch Anna Weidenholzers Vater und wahrscheinlich einige ihrer Freunde. Robert Huez eröffnete und wies auf das Jubiläum hin. Dann kam Sebastin Fasthuber und erzählte was von dem Mann mit dem Schnurrbart, der sich in einer Weidenholzer Geschichte mit einer Herta in einem Kaffeehaus treffen soll, was irgendwie nicht klappt und sagte, es wäre seine erste Laudatio.
Gratuliere, da hätte ich ihm etwas voraus, aber diesmal werde ich beim „Ohrenschmaus“ keine halten und Gustav Ernst erzählte etwas von einem einstimmigen Jurybeschluß, den der Laudator begründen würde. Aber der kam von der Herta zu der Maria Beerenberger aus den „Fischen“, der arbeitslosen Frau, erzählte, daß Anna Weidenholzer bei den oberösterreichischen Nachrichten im Chronik-Teil gearbeitet hat, da lernt man das Leben kennen und seither spricht Anna Weidenholzer jeden an, über den sie schreiben will. Es kam der Blumenstrauß, die Preismappe und, ich glaube, auch eine Flasche Sekt von Robert Huez und Anna Weidenholzer las im Schnellzug durch die „Fische“, bevor sie das das Glas Wein verkündete, daß es anschließend zu trinken gab.
Da habe ich mich lange mit Alfred Gelbmann unterhalten, ihm um Judith Nika Pfeifers Buch angeschnorrt, Gustav Ernst auf die Anthologie der „Leondinger Akademie“, die ja unlängst gelesen habe und Luis Stabauer angesprochen, er hat mir ein „Kolik“ geschenkt, in dem er einen Text drinnen hat und ich habe Anna Weidenholzer gratuliert, die sich über ihren Preis zu freuen schien und sich bei mir für das Kommen bedankte.
Und Longlistennominierter Jens Steiner hat mit „Carambolage“ den „Schweizer Buchpreis“ gewonnen.
2013-10-27
Sonntagsmarathon
Nachdem ich diese Woche nur sehr langsam in mein Romanprojekt hineingekommen bin, ist es am Wochenende, wo wir wieder in Harland waren, schlagartig weitergegangen. Am Dienstag, habe ich ja, glaube ich, begonnen, die ersten zwei Szenen, die ich in Roberts Schreibegruppe und beim Writersstudio skizzierte, in den Laptop einzutippen. Dazwischen war anderes zu tun, am Donnerstag bin ich wieder Szenenschreiben ins AKH gegangen. Am Freitag habe ich dann, bevor ich mich mit meiner Cousine Irmi traf, die zweite Szene, die die ich im Oktober zum Thema Schwimmen konzipierte, einzutippen. Da hatte ich dann schon einen Plan, der ersten Szenen gemacht und am Samstag war dann in Harland im Garten soviel zu tun, daß ich nicht zum Weiterschreiben gekommen bin, was mich ein bißchen beunruhigte, obwohl ich ja gut drauf war.
Am Abend begann ich dann die dritte Szene, die ich vorige Woche in der Hauptbücherei skizzierte und wo Swetlana Alexewitsch, Tante Lillys Pflegehelferin, vorgestellt wird, zu tippen und bin da vorerst an der Perspektive gescheitert, habe ich da ja mit einer Frau begonnen, die mir in der Leseecke gegenüber gesessen ist und das hat nicht gepasst.
Also habe ich wieder „Ich kann es nicht, ich kann es nicht gedacht!“, gedacht. Dann spät nachts die Persepektive geändert, die Szene mit der Swetlana beginnen lassen und plötzlich hat es gestimmt und die Ideen sind wieder geflossen. Sieben Szenen hatte ich ja schon aufnotiert und da der Alfred am Sonntag in die WU mußte, habe ich den Sonntag für einen Schreibmarathon benützt, obwohl ich in Wien zu dieser Kleinverlagsmesse gehen hätte können, aber da kann ich nicht schreiben. Also bin ich im Bett geblieben, habe auf das Baden und das Weiterlesen von Susanne Scholls „Rußland-Buch“ verzichtet, die getippten drei Szenen korrigiert und in die richtige Form gebracht.
Denn so fruchtbar das Skizzenschreiben auch ist, man muß dann beim Eintippen manchmal was verändern und korrigieren, damit es in die Handlung passt und die Szne vier, war überhaupt neu zu schreiben. Dazu gab es noch keine Skizze, Barbara geht mit dem Foto zu Tante Lilly, beziehungsweise ruft sie dort an. Die Szene fünf, wo ich mich eigentlich mit Tante Lillys Büchern beschäftigen wollte, hatte ich auch noch nicht. Da gab es ja die Ideen mich am Mittwoch damit vor den „Wortschatz“ zu setzen. Dann ist es aber anders geworden und Tante Lilly reflektiert ein bißchen über die Buben und das Foto und beim „Wortschatz“ kann ich vielleicht die zwölfte Szene schreiben. Die Szene sechs hatte ich schon am Donnerstag geschrieben, das ist die vom AKH, Jonas Gespräch mit der Oberschwester und als ich so weit war, hatte ich schon wieder viele Idee und scheinbar ist es flüßig, obwohl dann ja auch bald wieder die Grenzen kommen und ich nicht weiter weiß. Aber so entstehen wahrscheinlich Romane, aus einem Guß geht es nicht. Da bin ich möglicherweise zu ungeduldig, wenn ich mir das erwarte. Szene sieben kehrte dann wieder in die Vergangenheit und zu Renate Haydn, der verstorbenen Mutter zurück. Denn da habe ich ja aus der Oktoberschrebgruppe eine interessante Idee mitgenommen, hat mich der robert doch aufgefordert, mir im Burgtheater, den dritten Akt von Hamlet anzusehen, in dem ich einfach zum richtigen Zeitpunkt hingehe, warte, ob jemand herauskommt und um seine Karte frage. Das mache ich zwar nicht, lasse das aber die Renate machen und dadurch eine Nacht mit Konrad verbringen und so kristallisiert sich langsam heraus, sie hat mit allen drei Männern geschlafen und man weiß eigentlich nicht wer der Vater des Kindes ist. Als ich soweit war, habe ich Mittag gegessen und bin dann doch aufgestanden und mit dem Rad gefahren, was eigentlich verpflichtend war, weil es wirklich traumhaft tolles Wetter gab, eigentlich habe ich ja den ganzen Tag im Bett und vor dem Laptop verbringen wollen. So bin ich zur „Seedose“ geradelt, weil ich noch ein Buch hieneinstellen wollte, habe mir ein uraltes Mayröcker-Bändchen aus dem Jahr 1958 mitgenommen, und während des Radelns die ganze Zeit an die vier Szenen gedacht, die ich noch schreiben wollte. Szene acht stellt Konrad vor, der um seine verstorbene Frau trauert, Szene neun die Esther, Jonas Tochter, die mit ihrer Mutter große Probleme hat und Kindergärtnerin werden will. Bei Szene zehn geht Hanno aus dem am Morgen aus dem mit seiner Aktentasche, die ist noch nicht sehr ausgereift und muß wohl noch überarbeitet werden und bei Szene elf, geht Renate in die Zahnklinik und hat da auch mit Benjamin Kontakt. Barbara ist inzwischen dreißig, denn sie muß ja älter als Esther, Jonas Tochter sein und jetzt habe ich elf Szenen, 31 Seiten und sechzehntausend Worte, die ich dann am Freitag in den Nanowrimo geben werde. Ich weiß, das ist wieder nicht korrekt, aber warten, während es so gut geht mit dem Schreiben, ist nicht wirklich sinnvoll und inzwischen bin ich wieder, wie erwähnt mit meinen Idee zu Ende, muß wieder planen und korrigieren. Aber das intensive Marathon schreiben war sehr schön und fruchtbar und habe ich auch wieder ein bißchen an Anni Bürkl gedacht, beziehungsweise mich auf ihrer Seite umgesehen, die ja gestern, einen Schreibmarathon anbot und auch für den Nanowrimo schon Aufwärmratschläge gibt.
Ich weiß zwar nicht, ob das im Sinne des Erfinders ist, denn da soll man ja plotlos einsteigen, während Anni Bürkl rät, sich Gedanken über seinen Plot und seine Figuren und die Erzählperspektiven zu machen und ich halte mich ja auch nicht daran. Diesmal habe ich auch nicht die Absicht nur fünfzigtausend Worte zu schreiben und nur einen Monat zu brauchen. Aber so ganz sicher, ob ich dazu ein Jahr brauchen werde, bin ich mir schon wieder nicht, obwohl ich natürlich noch lange nicht mit dem Schreiben fertig bin, wie ich hoffe, aber was weiß man schon so genau?
Mit dem lesen geht es inzwischen ein wenig langsamer, beziehungsweise habe ich mir vielleicht wirklich meine Leseliste zu vollgestopft, leider oder zum Glück gibt es ja so viele schöne Bücher. Aber jetzt nachdem ich mit dem Schreiben fertig bin und nur mehr eine einzige Idee für eine weitere Szene, nämlich für die Tante Lilly, habe, mit der ich vielleicht wirklich wieder Skizzenschreiben gehen werde, werde ich mit der „Susanne Scholl“ in die Badewanne gehen. Vielleich kann ich das Buch noch heute auslesen und voraus rezensieren. Mit dem Bloggn bin ich ja jetzt wieder weit voraus, aber das geht, wenn man zu vielen Veranstaltungen geht, viele Bücher liest und auch über das Schreiben berichten will, nicht anders. Ist nicht wirklich schlimm und ich hoffe, mein Schreibericht ist nicht allzu wirr und unverständlich, aber auch das ist während der intensiven Konzipierphase, wo einem der Kopf raucht und man hundert Ideen hat, vielleicht nicht anders möglich. Ich werde aber alles verlinken, so daß man nachlesen und sich orientieren kann.
Gute Gründe
„Gute Gründe-Texte aus dem 44er Haus“, eine Anthologie mit Texten von neun Teilnehmern der Leondinger Akademie 2011/2012, dem einjährige Lehrgang für literarisches Schreiben, der von Gustav Ernst und Karin Fleischanderl geleitet wird.
„Zum zweiten Mal seit der siebenjährigen Akademiegeschichte“ ist eine solche Anthologie entstanden“, schreibt Gustav Ernst in seinem Vorwort, lektoriert wurde das hundertsechzig Seiten Buch, das bei digitaldruck.at entstanden ist, von Laura Freudenthaler, einer Teilnehmerin und Gustav Ernst erzählt in seinem Vorwort weiter von den acht dreitägigen Wochenendseminaren, in denen sich die Teilnehmer im „44er Haus“ trafen, um „unter Anleitung erfahrener Autoren wie Paulus Hochgatterer, Anna Migutsch, Kathrin Röggla, Robert Schindel, Sabine Scholl und Margit Schreiner Texte zu schreiben, sie in Feedbackrunden zu diskutieren, zu korrigieren und weiterzuentwickeln.“
Wenn man auf Homepage der Akademie geht erfährt man auch, welche Teilnehmer welche Preise gewonnen, welche Bücher wo veröffentlichten und wo sie zu etwas nominiert wurden und es gibt inzwischen sehr berühmte Teilnehmer, wie Judith Pfeifer 2007/08, Anna Weidenholzer, Phillip Weiss, Isabella Straub, Isabella Feimer, 2008/2009, Harald Darer und Marianne Jungmaier 2009/10 und 2011/2012 haben Manfred Donnerbauer, Laura Freudenthaler, Christine Mack, Franz Miklautz, Lydia Mittermayr, Harald Reschitzegger, Andreas Rockenbauer, Luis Stabauer und Maria Tiefenthaller am Lehrgang teilgenommen, bzw. sich an der Anthologie beteiligt.
Die 1984 geborene Laura Freudenthaler, die ich schon einmal in der „Gesellschaft für Literatur“ hörte, hat inzwischen auch ein Stipendium der Stadt Wien bekommen und den während des Lehrgangs entstandenen Texten, merkt man manchmal seine Themenstellung an und manchmal nicht.
So beginnt es mit einer „Vostellungsrunde“ „Ich bin“, wo acht Autoren etwas dazu schreiben und geht mit vielen kurzen Texten weiter.
In Heu“ schildert der 1950 geborene Luis Stabauer, von dem ich vor kurzem den Interviewband „Der Kopf meines Vaters“ gelesen habe, die Gefühle einer Magd, die ihr Kind anbinden muß, um ihrer Arbeit auf dem Feld nachzugehen. Sehr beeindruckend auch sein Text „Abendkakao“ über die Geschehnisse am Spiegelgrund. Dann gibt es einige Abschieds- und Trennungstexte. Der 1964 geborene Harald Reschitzegger schildert in „Mamaschnitzel“ sehr eindringlich die Ablösung eines etwas fünfzigjährigen dicken Sohnes von seiner siebzigjährigen noch dickeren Mama. Die Beiden fahren in der U-Bahn, der Sohn hat eine Freundin eingeladen und will ihr ein Schnitzel braten.
In Haarig“ schildert Christine Mack die Geburt eines Kindes und dann war einmal wohl auch der Dialog das Thema, wo eine Szene beschrieben werden sollte, wo sich zwei Stimmen über ein fremdes bei einer Tür stehendes Kind unterhalten sollten.
Das Thema Schule wird auch zweimal behandelt, da erinnert sich der 1967 geborene Andreas Rockenbauer, der schon einmal einen Drama-Slam gewonnen hat an seinen Schulkollegen Viktor Alexander Zdrachal, der in kackbraunen Opaschuhen zuspät in den Unterricht kommt, dabei eine Hunderer-Packung Taschentücher verliert, zwei Schihauben trägt und und Augenbrauen und Nasenflügeln zuckt und Lydia Mittermayr die 1980 in Volcklabruck geborene Lydia Mittermayr erzählt von „Schwester Ehrentraud“, der strengen Mathematiklehrerin, vor der alle auf das Klo flüchteten, während die Laura Freudenthaler, die seltsame Beziehung eines jungen Mannes zu einer „Großen Frau mit braunen Locken“ erzählt, zu der er offenbar als Kind gebracht wurde, später bei ihr schläft. Sie steht rauchend am Balkon, sagt, daß sie widerständige Kinder mag, geht mit ihm aus und als sie später einen Mann bei sich hat, erleidet er alle Qualen.
In „Sonntagnachmittag“ wird Andreas Rockenbauer sehr realistisch „Ich wäre ein glücklicher Mensch“, pflegt nämlich Alfred Dolatti oft zu sagen, denkt an seine verstorbene Frau, geht Kuchen kaufen, wenn die Tochter mit Mann und Kindern zur Jause kommen und wird langsam vom „Morbus Parkinson übernommen“.
Und in Franz Miklautz, 1971 in Klagenfurt geboren, „Regentropfen, die einander suchen“ wird es fast surrealistisch. Da fährt ein Arzt Zug und beobachtet seine Mitpassanten, ein anderer Motorrad, dann wird er von diesem, der einmal seine Tochter überfahren hat, angerufen „Es gibt keine Wiedergutmachung für Sie, Herr Dr. Ruckhofer“, sagt er und am Ende gibt es einen lauten Knall.
Dann geht es um die Gesundheit.Was macht man wenn man nur mehr ein paar Stunden zum Leben hat oder in der „Röhre“ liegt und nur mehr das „Siemens-Logo“ anstarren kann und nicht weiß ob der Assistent jetzt draußen auf ihn wartet oder schon längst Kaffeetrinken gegangen ist?
In Palliativmediziners Harald Retschitzeggers „Letzte Entscheidung“, wird es noch viel konkreter beziehungsweise spiegeln sie wahrscheinlich seine Erfahrungen in einem Hospitzzentrum ab. Die Frau verlangt von dem Mann zu kämpfen, der will nicht weitere Chemotherapien etc machen.
Und die 1953 in Linz geborene Maria Tiefenthaller Ärztin für allgemein und Psychotherapeutische Medizin erzählt in „Eine irre Fahrt“, einen Ausstieg nach einer Krebsdiagnose einer Frau, die bisher an der Seite ihres Mannes, eines für sie arbeitenden Arztes, funktioniert hat. Jetzt ist die letzte Tochter ausgezogen, sie ist allein und nimmt das Buch, das ihr ihr Bruder ein paar Monate vor seinem Tod schenkte, will mit dem Zug und der besten Reizwäsche nach Wien fahren, landet in einem Schlafwagen nach Venedig und verlebt mit dem Schaffner einen ausgestiegenen Psychiater, weil man auch nicht immer helfen kann, eine „irre“ Liebesnacht.
Sparprogramme und andere Sichtweisen gibt es auch. So verlangt die bestausgebildete Coacherin plötzlich nur mehr vierzig Euro für zwei Beratungsstunden in Christine Macks Minidrama „Beratungshonorar und Harald Retschitzegger nimmt die „Schönheitsoperationen“ satirisch aufs Korn.
Und Lydia Mittermayr erzählt in „Der Mann auf dem Bild“ von einem solchen, der um in Frühpension gehen zu können, sein Bein abgeschnitten und in den Ofen geworfen hat.
In Franz Miklautz „Und sonst gar nichts“, veranstaltet eine Bank für eine Weihnachtsparty eine „drag Queen Show“ und sucht dafür einen Schwarzen, während der ein ehemaliger Schauspieler am Bau und auch sonst keine Arbeit findet. So singt er um seine Frau und seine Kinder auch mit dem Boot nach Europa zu holen, Marlene Dietrichs „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Ob die Familie ankommen wird ist nicht ganz klar.
Gar nicht so einfach sich durch die vielen kurzen und manchmal auch etwas längeren Texte durchzulesen, die das ganze Spektrums des Lebens umfangen, spannend neue interessante literarische Stimmen kennenzulernen und herauszubekommen, wer an einen solchen literarischen Lehrgang teilnimmt. Man kann sich, glaube ich, nach Lektüre des Buches einen plastischen Eindruck machen, was in den Workshops der Leondinger Akademie, wo der nächste Lehrgang im November beginnt, so passiert.
„Gute Gründe“ also dieseAnthologie zu lesen. Ich danke Luis Stabauer für das zur Verfügung stellen.
2013-10-26
Der Kopf meines Vaters
Von der Hietzinger Selbst- und Verlagspublischer Messe am Sonntag, habe ich mir „Der Kopf meines Vaters – Wien von der NS- Zeit bis zur Gegenwart – Eine Zeitzeugin erzählt“ mitgenommen, das mir Luis Stabauer, der die Interviews mit Maxi Plotnarek, führte, freundlicherweise für das „Literaturgeflüster“ zur Verfügung stellte, denn die Zwischenkriegszeit, der zweite Weltkrieg, etc, interessieren mich ja sehr, umso mehr da ich vor kurzem einen Wien-Roman über das Jahr 1937 gelesen habe, wo die Protagonistin in der Reiss-Bar Sekt trink und sich bei Sigmund Freud auf die Coutch legt, etwas, was es natürlich auch gegeben hat und interessant ist, aber es gibt ja auch das proletarische Wien, die Widerstandskämpfer, die Arbeiterbezirke Ottakring und Favoriten und von der Arbeiterliteratur der Zwischenkriegszeit hat uns ja Irene Wondratsch beim „Kulturpolitischen Arbeitskreis“ am Freitag einiges erzählt.
So interessiert mich natürlich das Schicksal der „Zeitzeugin“ von Maxi Plotnarek, die 1932 in Ottakring geboren wurde und 1955 einen Peter Machalek heiratete und heute im Gustav Klimt-Pensionistenhaus wohnt, wie in dem Buch steht.
Der 1950 in Seewalchen geborene Unternehmensberater, Couch und Autor Luis Stabauer, der seine Bücher auf der Verlagsmesse ausstellte, die Leondinger Akademie besuchte und Lesungen im Rahmen des Literaturkreises „Textmotor“ hält, hat mit der alten Damen, deren Eltern Widerstandskämpfer waren und deren Vater, Franz Plotnarek, 1943 von den Nazis im Landesgericht Wien geköpft wurde, Interviews über die NS-Zeit bis zur Gegenwart geführt und das 2009 bei „Acabus“ erschienene Buch in die Abschnitte „Kindheit, Jugend, Jahre bis 1968“ und „Gegenwart und Rückschau“ gegliedert.
Anhänge mit Berichten von berühmten Zeitzeugen wie Bruno Kreisky, Christian Broda und Ruth Mayenburg, das ist die Frau von Ernst Fischer, gibt es auch und am Buchrücken eine Würdigung der Parlamentspräsidentin Barbara Prammer.
Eine, die Ottakring ganz gut kennt, weil die Großmutter in den sogenannten Jubeläumshäusern wohnte und 1912, der sich ebenfalls sozialistisch betätigende Vater, dort geboren wurde, ist es ein sehr interessantes Buch, noch dazu, wo ich vorher weder von einem Franz noch von einer Maxi Plotnarek etwas hörte und auch bei Google, außer Luis Stabauers Buch, nicht viel fand.
Die Maxi, eigentlich Grete, damals ein Modename, meine beiden Tanten, die Schwester meines Vaters, als auch die, meiner Mutter, hießen ebenfalls so, ist also in Ottakring, einem Arbeiterbezirk, ziemlich behütet aufgewachsen. Die Eltern Franz und Anna hatten eine Putzerei. Eine Bedienerin gab es auch. Maxi hat sie in der Wäscherei nicht mithelfen müßen, ist aber viel im Keller herumgelaufen und auf der Straße mit einem Roller gefahren, wofür sie von den anderen Kindern sehr bewundert wurde und Maxi wurde sie gerufen, weil an ihr ein „Max“, ein schlimmer Bub, verloren gegangen ist.
Es gibt auch ein paar Fotos, die die Eltern vor der Putzerei, etc zeigen. Maxi war mit der Erziehung ihrer Eltern sehr zufrieden und wußte, als dann die Nazis kamen und sie schon zur Schule ging, sehr genau, was sie erzählen durfte und was nicht, ohne daß ihr das die Eltern sagen mußten. Der Vater war in einer Widerstandsgruppe und wurde von einem eingeschleusten Mitglied denunziert, die Mutter, die gerade einen Buchhaltungskurs an einer VHs besuchte, entging der Verhaftung, obwohl sie gerade an diesem Tag illegale Flugzettel in der Tasche trug.
Sehr beeindruckend finde ich die Stelle, wo die kleine Maxi immer wieder den „Mittersteig“, heute eine Strafanstalt für abnorme Rechtstäter, damals wahrscheinlich ein „ganz normales“ Gefängnis, besucht, wo der Vater inhaftiert ist, weil sie weiß, daß sie ihn sehen kann, wenn er dort Lastwagen ausladen muß und die Wächter rufen „Geh, führts den Plotnarek wieder hinaus, damit die Kleine heimgeht, die erkältet sich noch da draußen!“
Maxi hat dann, obwohl sie die Tochter eines Hingerichteten war, ein Gymnasium besucht und ist später Kindergärtnerin geworden. Sie ist nach dem Krieg der KPÖ bei und 1968 wieder ausgetreten, hat 1955 geheiratet, zwei Kinder bekommen und ist nach Hietzing gezogen.
1968 endet der erste Teil, in dem Luis Stabauer, Maxi Plotnarek sehr anschaulich erzählen läßt und auch immer wieder behutsam nachfragt.
Im zweiten Teil wird dann von dem Pensionistenwohnhaus erzählt, in das Maxi Plotnarek mit ihren Mann Peter, der inzwischen verstorben ist, zog. Sie ist sehr begeistert von der Möglichkeit rundum betreut zu sein und trotzdem genügend Taschengeld zu haben und eine freie Frau zu sein, die machen kann, was sie will. Sie erzählt von den Freunden, die sie in dem Haus getroffen hat und, daß man zum Frühstück erscheinen muß, sich sonst aber das Essen aufs Zimmer bringen lassen kann und, daß sie Angst hat, mit manchen alten Leuten über die Zeit des Widerstands zu reden, denn vielleicht waren das Nazis, die ja auch noch leben werden.
Ein sehr interessantes Buch, das sehr gekonnt das Alte mit dem Neuen verbindet und man viel von einer Jugend in der Zwischenkriegs- und Nazizeit und auch von dem sozialistischen Aufstieg und späteren Wohlstand erfährt.
Mit der heutigen Zeit ist die Maxi nicht mehr so zufrieden und ich finde es köstlich, wie sie beschreibt, daß man zwar seine Kinder nicht mehr schlagen darf, „was natürlich völlig in Ordnung ist“, aber wenn die dann jemanden erschlagen und sagen, „Ich war halt so aggressiv und mußte das abbauen!“, kann das doch auch nicht sein.
Luis Stabauer liest übrigens am 13. November um 19 Uhr in der „Sargfabrik“ in der Goldschlagstraße 169, 1140 Wien, wo man ihn kennenlernen und sich wahrscheinlich auch über sein Buch informieren kann.
2013-10-25
Stilfibel
Als Jaqueline Vellguth oder war es jemand anderer vor Jahren einmal nach dem besten Schreiblernbuch fragte, bin ich auf Ludwig Reiners „Stilfibel“, ein 1943 erschienens Buch, das noch dazu größtenteils von Eduard Engels, 1911 gleichnamigen Buch, übernommen wurde, gestoßen.
Wie kann das sein? Klingt ein wenig seltsam in unserer schnelllebigen amerikanisierten Zeit, wo Freys „Wie man einen verdammt guten Roman“ schreibt, doch sicherlich an zweiter Stelle steht und Bücher meistens schon nach kurzer Zeit veraltet sind.
Ich habe versucht, an das Buch bei Google Books heranzukommen und dann darauf vergessen, bis ich es kürzlich im Schrank gefunden habe. Und weil ich ja die schöne Gewohnheit habe, wenn möglich vor dem Schreiben von etwas Neuen, einen Schreibratgeber zu lesen, habe ich es nach meinen Recherchetagen eingeplant und ich muß sagen die Lektüre ist wirklich interessant und auch verblüffend, wenn man noch dazu die politischen Umstände einbezieht.
„Die Stilfibel – Der sichere Weg zum guten Deutsch“, bei DTV 1999 in dreißigster Auflage erschienen, verfaßt oder übernommen, etc, von dem 1896 geborenen und 1957 gestorbenen Kaufmann und Schriftsteller Ludwig Reiners verblüfft erstmal durch das Selbstbewußtsein, wie das und das ist auch sehr interessant, in direkten Zwiegespräch verfaßte Buch geschrieben ist, verspricht es doch dem Leser, wenn er nur genügend aufmerksam liest und fleißig übt, ein viel besseres Deutsch.
Es ist kein Schreiblernbuch, das hat es im vorigen Jahrhundert wohl noch nicht gegeben, verwendet aber einiges, was in diesen dann übernommen wurde.
Vergessen habe ich noch zu erwähnen, daß der Kaufmann und Schriftsteller Mitglied der NSDAP war, was für ein immer noch aufgelegtes, verkauftes und angepriesenes Buch nicht uninteressant ist.
Bei Amazon wird es immer noch als eines der besten und nicht antiquierten Fibeln angepriesen und antiquiert ist es auch nicht oder vielleicht doch ein bißchen.
Jedenfalls verblüfft die lebendige Sprache und das Selbstbewußtsein, dann ist es aber auch ordentlich autoritär und spart nicht mit den Formulierungen „Sie müßen“, Sie dürfen nicht“, „Und wenn Sie nur genügend üben, werden Sie schon besser werden!“
Dann werden zuerst die sprachlichen Fachausdrücke erklärt.
„Die müßen sie auswendig lernen, aber keine Angst, später wird es nie mehr so trocken!“
Dann kommen die zwanzig Verbote, das was man im guten Deutsch nicht verwenden darf, nicht „derselbe“ sagen, beispielsweise. Reiners erklärt das auch und ich dachte, daß „derselbe“ eigentlich gar nicht so unlebendig klingt.
Dann muß man aber schon sagen, Reiners bringt es auf den Punkt und meint genau das, was ich inzwischen in vielen anderen Büchern auch gefunden habe, nur sagt er, der ja keine Fremdwörter mag „Verwenden Sie diese niemals nicht!“, nicht „Show not tell“, sondern „Schreiben Sie klar, lebendig und anschaulich!“
Kein Kanzleideutsch, das war vieleicht 1950 noch das Problem in den deutschen Amtstuben, sondern „So wie Sie sprechen, nur mit mehr Sorgfalt!“ und all das wird, glaube ich, bis heute übernommen, mit Ausnahme der Fremdwörterphobie vielleicht, aber Reiners verwendet auch lateinische und griechische Ausdrücke und ist da vielleicht ein bißchen inkosequent. Sonst meint er, daß die Fremdwörter die Sprache „scheckig bunt und schwammig macht und unverständlich“, so daß die Ungebildeten die Gebildeten nicht mehr verstehen, wenn diese sagen „Die astehnische Konstitution des Patienten war eine primäre Komponente für das letale Resultat“ und meinen, daß der schwächliche Körperbau den Tod verusacht hat.
Wie wahr, Reiners ist auch gegen zuviel Hauptworte, gegen Schachtelsätze und meint, was ich eigentlich sehr spannend fand, daß man sich immer um Lebendigkeit und Vielseitigkeit des Ausdrucks bemühen soll, also statt Vogel, Bachstelze oder Stieglitz schreiben und damit man das kann, Bildlexika verwenden.
Man soll auch nur über das Schreiben, was man kennt, also sich vorher bilden oder recherchieren, auch sehr wahr. Dann gibt es, was ich auch sehr anschaulich finde, immer nach den Kapiteln, „Der Schüler fragt-Einschübe“, wo der Schüler den Lehrer ein bißchen in Zweifel zieht und das Ganze wiederholt wird.
Daß Reiners meint, daß das, was der Dichter darf, dem „Esel“ noch lange nicht zusteht, mißfällt mir ein bißchen, aber ich bin ohnehin nicht sehr autoritär und mehr für die künstlerische Freiheit. Er läßt sich aber auch auf Widersprüche ein, denn wie soll man knapp und klar sein, wenn man wieder für den abwechslungsreichen Ausdruck ist?
Übungsbeispiele gibt es immer auch und Reiners hat den Schülern schon in seinem Vorwort ausgerechnet, wieviele Stunden sie brauchen werden, um ein garantiert besseres Deutsch zu schreiben.
Dazu muß man auch viel lesen, Reiners unterscheidet zwischen Belletristik und Sachbuchprosa, die zweite muß man anstreichen, bei der ersten tut das nur der Pedant und man darf nur gutes Lesen, keine Schundhefterln, also.
Beispiele gibt es auch, Thoma wird öfter zitiert und Goethe.
Reiners scheint aber auch Humor gehabt zu haben, so ersetzt er ein Schüler Lehrer Gespräch einmal mit einer Stelle aus einem Roman Paul Kellers, wo das Peterle einen Aufsatz über die „Freuden und Leiden des Winters“ schreibt, “ so wie das alle Buben im deutschen Reich im Winter schrieben“ und ihn dem Hausknecht Gottlieb vorliest, um damit den „papiereren von einem lebendigen Stil“ zu unterscheiden“.
Dann gibt es noch Ratschläge zum Schreiben von Schulaufsätzen, Liebesbriefen, etc, wo Reiners Gliederungen empfiehlt und sehr genaue Anweisungen gibt, die mir manchesmal zu pedantisch waren.
Ich hab die Übungen auch nicht gemacht, mir nur die Beispiele durchgelesen, die mich manchesmal verblüfften, weil ich sie gar nicht so knapp und klar fand.
„Führen sie zum Beispiel folgende Sätze in anschaulicher Form zu Ende „Es war so heiß, daß… ich schwitzte“, hätte ich geschrieben. Der klare, knappe Reiners empfiehlt „… daß die Fußgänger auf der Straße lieber einen kleinen Umweg machten, als den Schatten der Häuser zu verlassen.“
Ein Schreiblernbuch habe ich nicht gelesen, sondern im autoritären Gewand viel Wahres gefunden.
„Sei einfach, sei knapp und klar!“, was wirklich noch heute so empfohlen empfohlen werden kann. Man soll nicht so viele Adjektive verwenden, das habe ich auch schon wo anders gelesen. Allerdings empfiehlt Reiners statt „sagte er, sagte sie“, schrie, plätscherte, wisperte, flüsterte, brüllte, etc zu verwenden und das wird, glaube ich, nicht mehr so empfohlen.
Ob mein Sprachstil jetzt besser geworden ist, weiß ich nicht. Ich weiß aber vielleicht genauer, was ich nach Reiners falsch mache und verblüfft bin ich natürlich auch, daß so ein altes Buch eigentlich wirklich sehr lebendig ist. Der autoritäte Lehrer war also eigentlich sehr modern.
Und das mit dem Nationalsozialismus ist ein anderes Kapitel, das man vielleicht auch diskutierten und darüber nachdenken könnte.
2013-10-24
Stunde der Weltpräsenz
So hat Kurt Neumann den heutigen Abend in der „Alten Schmiede“, wo Friederike Mayröckers neuer Band „Etudes“ präsentiert wurde, eingeleitet.
„Es ist nicht nur eine Buchvorstellung, sondern eine Stunde der Weltpräsenz“ und ich habe heute einen ganzen solchen Tag gehabt, habe ich doch den klinischen Mittag zur „Liquordiagnostik bei Demenz und Psychosen“ dazu benützt, einmal alle (fünf) Bücherschränke abzuklappern, die am Weg zur Klinik liegen, mir dann beim Mac Donald einen Cheeseburger und eine Tüte Pommes Frites geholt, Meeresfrüchtepralinen hatte ich mir schon früher besorgt und mich mit einem Becher Automatenkaffee in die AKH-Halle gesetzt und drei Stunden „Bezugsgeschrieben“, wie ich es nennen will.
Diese Idee ist aus Anni Bürkls Schreibwerkstatt fünf Stunden an fünf Tagen schreiben an den schönsten Orten Wiens, die, glaube ich, nie so stattgefunden hat, entstanden und ist wirklich ein toller Einfall.
Sich einfach irgendwohin zu setzen, ein Thema oder eine Person zu nehmen und daraus eine Szene für den geplanten Roman zu machen. Vier oder fünf solcher Skizzen habe ich ja schon und die erste Szene ist auch schon im Laptop.
Da aber zwei meiner drei Brüder Ärzte sind und einer davon auch noch eine Station der Psychiatrischen Klinik leitet, ist ein solches Klinikschreiben angebracht und so entstand die geplante Szene sechs, wo sich Jonas Wohlfahrt, der Professor über die Oberschwester Elfriede Hofer ärgert und dabei ein bißchen aus seinem Leben erzählt und seine Brüder vorstellt.
Vielleicht wirds auch Szene fünf, die ich hoffentlich am Wochenende in den Computer tippe, um mich für Tante Lillys umgehen mit den Bücherlisten vor den „Wortschatz“ zu setzen.
Das weiß ich noch nicht, das „Bezugsschreiben“ ist aber eine tolle Idee und ich werde es weiterbetreiben, wenn ich, wie ich annehme, demnächst nicht mehr weiter weiß und das schreiben von elf bis zwei, fünf Stunden sind es nicht geworden, ist auf meiner Sitzecke zwischen einer türkischen Familie, Großeltern, Mutter und zwei Kinder, auch erstaunlich gut gegangen.
Dann bin ich zur Fortbildung in die Psychiatrie hinüber, danach in meine Praxis, um eine Stunde zu machen und dann in die „Alte Schmiede zu einer Lesung von Friederike Mayröcker und da war ich schon lange nicht mehr, denn die letzten Male ist es sich einfach nicht ausgegangen. Und auch diesmal war es ein bißchen schwierig, weil sehr sehr viel Konkurrenz.
Hat doch Hilde Schmölzer in der „Gesellschaft für Literatur“ ihr neues Buch über Trakls Geschwisterliebe vorgestellt und hat mich dazu eingeladen, weil gleichzeitig im Frauen-Cosmos eine große AUF-Veranstaltung war, die alle Feministinnen anzog.
Ich wollte aber zur Friederike Mayröcker, obwohl ich ja eigentlich gar kein Fan von ihr bin und auch nicht wirklich viel von ihr gelesen habe. Zu ihren Veranstaltungen gehe ich aber immer gern, so war ich bei „Scardanelli“ in der „Alten Schmiede“ und 2009, während ich gleichzeitig am Nanowrimo schrieb und mit Christel Fallenstein ihrer treuen Begleiterin, habe ich mich inzwischen auch so etwas wie angefreundet und die ja auch zu meinem literarischen Geburtstagsfest eingeladen, wo sie mir zuerst zusagte und kurz darauf wieder ab, weil sie mit Friederike Mayröcker nach St. Pölten muß, weil die dort am 8. 11. einen NÖ-Literaturpreis erhält und das ist auch die Veranstaltung zu der mich Robert Eglhofer mitnehmen wollte, obwohl er ja zu meinem Fest kommen wollte.
Ich kam sehr früh in die „Alte Schmiede“, denn wenn man zu spät kommt ist es sehr voll. Man steht weit hinten und bekommt gar nichts mit. Das war früher einmal in diesem Parterresaal, den es ja nicht mehr gibt. Jetzt geht man in den Keller und wenn man zu spät daran ist, setzt man sich in den Schmiede-Saal und da wird die Veranstaltung übertragen. Ich setze mich aber gerne an die Seite in die erste Reihe, auf den einzigen Platz, der nicht reserviert ist und sitze dann meistens neben den Prominenten, diesmal war das, glaube ich, Elisabeth von Samsonow, die F M, wie Christel Fallenstein sie nennt, ja öfter in ihren Werken erwähnt. Christel Fallenstein saß in der Mitte, Herbert J. Wimmer war da, Heinz R Unger, Angelika Kaufmann, Gerhard Jaschke u. u. u.
Kurt Neumann leitete ein, sprach von der Weltpräsenz und von tagebuchartigen Aufzeichnungen, bzw Protokollen, die das Thema Natur und den Tod zum Inhalt hätten und erwähnte ein Hesse-Gedicht und die Namen, auf die sich F M wieder beziehen würde.
Dann kam die Dichterin und es folgte ein stürmischer Applaus. Dann las sie diszipliniert vor und ich, die ich ja kein Mayröcker Fan bin, war erstaunt, ob der deftigen aber auch modernen Worte, die in diesen Gedankengängen erwähnt wurden.
„Ein „lieb scheißender Hund“ wurde von der fast Neunzigjährigen erwähnt und dann las sie auch von Poets oder Poetry, erwähnte eine Reise nach London in den Fünfzigerjahren und wohl auch E J. Sprach von einem Spaziergang auf die Wiedner Hauptstraße am 14. 4. 2012 im Wind, u u u…
Wechselnde Gedankengänge, vom hundersten ins tausendste kommend und wieder zurück. Andreas Okopenko und Bodo Hell wurden erwähnt und auch der Satz „Wir haben viel vergessen,denn unser Leben war sehr lang“, wie wahr.
Kurt Neumann hat in seiner Einleitung noch davon gesprochen, daß F. M zwischen Prosa und Lyrik trennen würden, hier waren es glaube ich die Alltagsgedanken, Phantasien, Erinnerungen, Einfälle, etc, einer alten Frau, die gewohnt ist mit Sprache zu jonglieren.
Friederike Mayröcker die, wie ich einmal gelesen habe, sich vor dem Sterben fürchtet, kann ein Publikum in Bann ziehen, so daß sie anschließend sicher viele Bücher signieren mußte.
Ein sehr interessanter Abend und während des Zuhörens ist mir eingefallen, daß man gar nicht soviele F M Bücher in den Bücherschränken findet, obwohl Friederike Mayröcker ja eine sehr eifrige Schreiberin ist, die schon viele Bücher herausgegeben hat.
2013-10-23
Wenn die Banken fallen
Die Theodor Kramer Gesellschaft lud zur Buchpräsentation in den Kassensaal der österreichischen Nationalbank, denn Karl Autschs 1968 erschienenes Buch „Wenn die Banken fallen – Zur Soziologie der politischen Korruption“, wurde neu aufgelegt, bzw. von Alexander Emanuely und Brigitte Lehmann mit einem Vorwort von Ferdinand Lancina herausgegeben.
Ich war schon einmal bei einer Buchpräsentation in der Nationalbank vor zwei Jahren, als Peter Rosei sein Buch „Geld“ vorstellte, auch jetzt ist das Thema passiend, wie Ewald Nowotny, der Gouverneur der Nationalbank, der eröffnete, feststellte, erzählte, daß er das Buch gern gelesen hat und es dann herborgte und nie mehr zurückbekam und dann lautstark mahnte, daß es nie mehr zu einer Bankenkrise kommen darf.
Ja, die Bankenkrise ist ja irgendwie jetzt auch genau fünf Jahre alt und damals kursierte im Internet und in meinen noch sehr jungen Blog, ein gefälschtes Gedicht von Kurt Tucholsky, das auch mit „Wenn die Börsenkurse fallen“ begonnen hat.
Das hat aber nur am Rande etwas damit zu tun, denn die Theodor Kramer Gesellschaft beschäftigt sich ja mit Exilforschung und der 1893 geborene Karl Autsch, der im Programm als führender Sozialist jüdischer Herkunft beschrieben wurde, emigirierte auch 1937 nach England, vorher war er Redakteur der Arbeiterzeitung und hat im „Kleinen Blatt“ geschrieben, seine Frau hat dort ebenfalls Kindergeschichten verfaßt, Oscar Pollak hat ihn dann nach 1945 zurückgeholt, wo er den Wirtschaftsteil der AZ aufbaute und dann einige Bücher aus seinen Artikeln machte, dieses Buch schieb und 1976 starb.
Das Podium bestand aus Alexander Emanuely und Brigitte Lehmann, die ich von meinen Studtententagen kenne, weil sie die Schwester einer der Freundinnen, meiner Freundin Elfi ist, die den Lebenslauf von Karl Autsch erzählte, vorher erzählte noch Franz Hausjell etwas über sein Studium, seine Zeit beim Extrablatt, die Exilforschung und, daß Oscar Pollak, als er aus dem Exil zurückgekommen ist und die Arbeiterzeitung übernommen hat, zuerst einmal alle die von 1934 bis 1945 dort tätig waren, hinausgeworfen hat.
Helene Schuberth von der Nationalbank erzählte, daß das Buch von Karl Autsch sie zu einem Ökonomiestudium veranlaßt hat und etwas zu der Sitation der Zwanzigerjahre, dann kam der ehemalige Finanzminister Ferdinand Lacina und setzte fort.
Die Fragen aus dem Publikum wandten sich vor wiegend an Ferdinand Lacina und wollten wissen, ob die Banken Geschäfte machen sollen?
Dann gab es ein Buffet und das Buch verbilligt, statt um dreißig um vierundzwanzig Euro zu kaufen.
Ich unterhielt mich mit Eva Brenner und Konstantin Kaiser, aß ein paar Brötchen und zwei kleine Obsttörtchen und habe wieder einmal etwas aus der österreichischen Zwischenkriegszeit gelernt.
Die Arbeiterzeitung, das Kleine Blatt und die sozialistische Frau, hat es im Haushalt meiner Eltern ja gegeben und ich habe sie gelesen, solange sie existierten, jetzt gibt es das alles schon längst nicht mehr.