Jetzt kommt ein Roman von Louise Doughty, von der das „Ein Roman in einem Jahr“ Projekt ist, das es 2007 im Autorenhausverlag gab, ein Buch bzw. Internetausdruck, den ich mehrmals gelesen habe.
Als „Was du liebst gehört dir nicht“ bei Morawa in der Abverkaufskiste lag, war ich neugierig, was und wie die 1963 geborene britische Autorin, Journalistin und kreative Writinglehrerin schreibt und bleibe bei dem Buch, wo es, um Schuld und Sühne und den Verlust eines Kindes geht, etwas ratlos zurück.
Gibt es in dem Buch doch in der Mitte einen Stil und Perspektivenwechsel und das habe ich ja von den Schreibratgebern gelernt, daß man nie die Genre wechseln darf und so ganz habe ich mich mit dem Verlauf der Handlung auch nicht ausgekannt.
Da ist Laura Needham, eine junge Mutter und Physiotherapeutin, geschieden, der von zwei Polizisten, der Unfalltod ihrer Tochter Betty beigebracht wird.
Danach ist das Buch in verschiedene vorher und nachher Abschnitte gegliedert, die zuerst einmal Lauras Leben bis zu dem Unfalltod schildern.
Sie hatte eine pflegebedürftige Mutter für die sie als Kind schon Veranwortung übernehmen mußte und keinen Vater, die Pflegeschwester und die Fürsorgerin, rieten ihr Krankenschwester zu werden, sie studierte aber Physiotherapie und lernte dann David kennen, den sie nach einigen Anläufen heiratet und zwei Kinder, Betty und Rees bekam.
Noch vor Rees Geburt betrügt David sie mit Cloe, von der er dann ein Baby bekommt und Laura bekommt anonyme Briefe, die von Chloe sein könnten, die sie dazu bringen will, die Kinder zu David zu lassen, was sie auch tut. Als das Baby geboren wird, kauft sie sogar ein Geschenk für es ein.
Dazwischen begleiten wir Laura ins Krankenhaus, erleben die Begräbniszeremonie und ihren Schmerz und all die Trauerreaktionen, die eine Mutter, deren Kind gestorben ist, wohl hat.
So ist sie auf Sally, der Mutter, von Betty Freundin, die auch in den Unfall verwickelt war, aber erst nach Betty stirbt, eifersüchtig und kann sie nicht sehen und auch auf eine junge Mutter, die mit ihren Kind auf den Spielplatz kommt.
Sie hat auch im Krankenhaus seltsame Begegnungen mit Jugendlichen und anderen Patienten, die sie beschreibt und die als Trauerreaktionen zu deuten sind.
Ungewöhnlich für mich ist, daß die Vertrauenspolizistin sooft zu ihr kommt und daß sich die Nachbarinnen so auffällig, um sie kümmern und ihr alles abnehmen, aber vielleicht ist das in England so üblich.
Laura kommt auch eine Nacht in eine psychiatrische Abteilung und Rees vorübergehend zu David und Cloe.
Dann wird es ein wenig unklar, Laura liest die Unfallsberichte über den Mann, der die Kinder angefahren hat. Es ist ein Flüchtling, der in einer Wohnwagensiedlung lebt und der einen Neffen hat, um den er sich sehr kümmert. Es ist der, den Laura im Krankenhaus gesehen hat.
Nun packt sie ein Messer und geht auf den Jungen los, das habe ich nicht ganz verstanden und „Uje!“, gedacht, auch, daß sie den Flüchtling in ihr Haus mitnimmt, mit ihm schläft und ihm dann erklärt, daß er ihr etwas schuldig ist. Ist es doch ein Kriminalroman, ein Thriller und kein, ein vielleicht ein wenig konstruiert wirkendes Trauerbuch?
Kurz danach verschwindet Chloe, von der David Laura gesagt hat, daß sie sehr depressiv ist, ihr Geld und ihr Auto bleiben zurück, hat sie vielleicht Selbstmord gemacht?
Der Flüchtling verschwindet auch und Laura wird verhaftet.
Uje, uje, sie kommt aber wieder frei, denn die Polizei kann ihr nichts beweisen und vielleicht hat sie auch nichts getan und sich die depressive Chloe wirklich selbst umgebracht. Warum hat sie aber mit dem Mann, der schuld am Tod ihrer Tochter ist, geschlafen? Das erscheint mir nicht sehr realistisch. Sie kommt auch wieder mit David zusammen und Chloes Mutter greift nun Laura an und schreibt ihr weiter Briefe.
Geht es also um die Trauer einer Mutter, deren Kind einen Autounfall hatte oder um ihre Beziehung zu David?
Die Rezensionen, die ich bei „Amazon“ gelesen habe, sind auch widersprüchig. Eine nennt das Buch „ein nettes Buch für den Strandurlaub, mehr aber nicht“, was es sicher nicht ist, eine andere bezeichnet es als „Schwere Kost“.
Mich stört der Bruch und der Perspektivenwechsel und mache kein Hehl daraus, daß ich lieber ein Buch gelesen hätte, wo eine Mutter ihrn Schmerz, um den Verlust ihres Kindes verarbeitet, aber kein Mordkomplott ausheckt, weil ich diese abgehobene Spannungselemente nicht mag, die meisten Krimis sind aber nach diesen Mustern gestrickt und das andere wären Sachbücher, die ich nicht so oft lese.
Die Rezensionen nennen, den ersten Teil des Buches auch langweilig und finden es erst spannend, als Laura zum Messer greift.
Ich habe ihn ein wenig zu bemüht und konstruiert empfunden und kann mich erinnern, daß ich mit „Mein ist die Rache“ selbst einmal einen Krimi in der Schreibwerkstatt der Eveline Haas geschrieben habe, der keiner war.
Da fahren zwei Freunde mit einem Motorrad, einer wird versehntlich von der Polizei, die einen Bankräuber jagt, erschoßen, das war ein realer Fall, das war ein Lehrer, sein Freund, ein Arzt, hat ein paar Monate später den Polizisten, der geschossen hat, auf dem OP und soll seinen Blindarm operieren. Er denkt dabei immer wieder „Mein ist die Rache!“, tut es aber ganz ordnungsgemäß.
Das sind die Handlungen, wie ich sie will und womit man wahrscheinlich keinen spannenden Krimiwettbewerb gewinnt.
Bei Louise Doughtys Buch ist mir aber vieles unklar und die Geschichte mit dem Mann, der sie betrügt, und mit dem sie nach dem Tod der zweiten Frau wieder zusammenkommt, passt auch nicht ganz hinzu.
Spannend aber in die Karten der Schreiblehrer zu schauen und zu sehen, wie sie die Genres wechseln, obwohl sie doch immer mahnen, daß man das nicht soll.
2013-10-11
Was du liebst, gehört dir nicht
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