Jetzt kommt ein Roman des ZDF-Kritikers Wolfgang Herles, den ich von den blauen Sofas von Frankfurt und von Leipzig kenne und der auch seit zwei Jahren eine so genannte Literatursendung im Fernsehen hat, wo ich mich vor allem an eine Kritik über ein Buch von Ferdinand von Schirach erinnere, wo er mit erhobener Hand in den Bildschirm wachelt und laut und empört „So nicht!“, schreit.
Jetzt weiß ich nicht, ob Wolfgang Herles, daß auch so bei seinem Roman „Die Diregentin“ machen würde, im Vorbild habe ich gehört, daß ihm damit auch nicht der große Wurf gelungen sei, ich tue das natürlich nicht, obwohl mir das Buch vielleicht ein bißchen zu glatt, zu abgehoben und zu veraussehbar erschien. Nichts an Peinlichkeit wird ausgelassen und Jakob Stein, der männliche Protagonist hat von vornherein keine Chance, was mir immer ein bißchen leid tut und außerdem denke ich, daß ein ehemaliger Minister höchstwahrscheinlich nicht so doof oder psychisch schwach sein wird, wie ihn Wolfgang Herles schildert, aber irgendwo im Buch steht auch ein Satz, wie „Du hast ja keine Ahnung welche Idioten an die Macht kommen können!“
Jakob Stein ist jedenfalls ein gefallener Minister, gefallen lassen wurde er von der Kanzlerin Christina Böckler, Ähnlichkeiten zu Angela Merkel sind beabsichtigt oder zufällig oder nichts davon oder alles?
Am Titelbild sieht man jedenfalls einen roten Teppich und da geht eine blonde Frau in schwarzen Anzug darauf, die man von hinten für sie halten könnte und unter Wolfgang Herles Danksagung steht „Die Personen dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit wahren Personen und Begebenheiten sind unvermeidlich.“
Aber es geht ja um eine Dirigentin, bzw. um Jakob Stein, der sich nach seinem Fall in die Welt der Musik zurückzieht. Am Beginn des Buches begegnen wir ihn in Salzburg, wo er mit seinem Freund und Therapeuten Franz einige Aufführungen besucht. Hat sich zu Wolfgang Herles noch nicht herumgesprochen, daß Therapeuten nicht ihre Freunde therapieren sollen?
Der Ex-Minister hat jedenfalls alle Angebote als Lobbyist oder in die Wirtschaft zu gehen ausgeschlagen, will zu seinem Vergnügen der Musik nachreisen und hat offenbar auch das Geld dazu, er ist geschieden, mit der Ex ist alles geregelt und der Sturz der Kanzlerin scheint ihn sehr getroffen zu haben. Die hat ihm zum Abschied auch einen Dirigentenstab mit drangelassenen Preisschildchen geschenkt und so lernt der Held gleich einmal die schöne Dirigentin MP Bennson kennen, die ihrer Freundin Leilah, einer Schweizer Bankerin, Liebesmails schreibt, reist ihr von Wien nach Mailand, etc, nach, so was scheint man „Aficionado“ zu nennen, er spricht sie auch an und sie lädt ihn nach Berlin ein, wo sie „Rheingold“ dirigieren soll, um dort die Proben zu besuchen.
„Rheingold“ diese Wagner Oper, die Herles, dann ziemlich genau in ihren Stabreimen zitiert, soll von dem Regisseur auch ziemlich umgedeutet werden, so soll Wotan als Mohamed auftreten. Stein rät davon ab, wegen der politischen Präsanz und bringt Maria auch ein eigenes Regiekonzept als Geschenk mit, die ihm sehr kalt und höflich behandelt, aber vielleicht noch brauchen kann. Denn es gibt in der Linden-Oper natürlich Intrigen, sie will eine Sängerin hinauswerfen, mehr Proben haben etc und schreibt das auch immer getreulich ihrer Leilah.
Mit Stein geht sie ein paar Mal essen und bittet ihn dann ihn der Kanzlerin vorzustellen, was er auch macht, dann kippt das Buch und die Ereignisse überstürzen sich, denn Maria und die Kanzlerin scheinen sich zu verlieben oder ist das nur Steins Phantasie?
Die Dirigentin läßt den Ex Minister aber sofort fallen, zeigt ihm des Stalkings an, läßt ihn aus dem Hotel weisen, er verfolgt sie weiter, tauscht ihren Dirigentenstab mit dem ihm geschenkten aus, womit sie sich am Auge verletzt, so daß sie mit roter Augenklappe- wie einer der „Rheingold-Protagonisten“, die Premiere dirigieren muß. Ein Koffer mit einer toten Kröte wird auch im Orchestergraben gefunden. Haben den die Islamisten oder doch Jakob Stein hingestellt?
Er schickt seiner Schönen von der er verlautet, ihr geheimer oder öffentlicher Geliebter zu sein, ein bei Palmers, in Wien gekauftes goldenes Nachthemd, betrinkt sich ziemlich und bei der Premiere, die er dann besucht, scheint er einen Herzinfarkt zu erleiden.
Nun ja, nun ja, ich mag mir nicht die Empörung des Kritikers Wolfgang Herles dabei vorstellen und den mahnenden Zeigefinger oder würde er anders reagieren?
Die Rezensionen, die ich gelesen haben finden das Buch zum Teil satirisch und amüsant. Sehr genau scheint es recherchiert zu sein und ich habe in Wolfgang Herles Lebenslauf, der 1950 geboren ist, auch gelesen, daß er, bevor er Literaturkritiker wurde, Politjournalist war und einen Eklat mit Kanzler Kohl hatte. Vielleicht ist es also doch ein Schlüßelroman und von den Mächtigen und Schönen, zu lesen, die alle als ziemliche Ekel dargestellt werden, ist ja sicher auch sehr reizvoll.
2013-10-12
Die Dirigentin
Kommentar verfassen »
Du hast noch keine Kommentare.
Kommentar verfassen