So hat Kurt Neumann den heutigen Abend in der „Alten Schmiede“, wo Friederike Mayröckers neuer Band „Etudes“ präsentiert wurde, eingeleitet.
„Es ist nicht nur eine Buchvorstellung, sondern eine Stunde der Weltpräsenz“ und ich habe heute einen ganzen solchen Tag gehabt, habe ich doch den klinischen Mittag zur „Liquordiagnostik bei Demenz und Psychosen“ dazu benützt, einmal alle (fünf) Bücherschränke abzuklappern, die am Weg zur Klinik liegen, mir dann beim Mac Donald einen Cheeseburger und eine Tüte Pommes Frites geholt, Meeresfrüchtepralinen hatte ich mir schon früher besorgt und mich mit einem Becher Automatenkaffee in die AKH-Halle gesetzt und drei Stunden „Bezugsgeschrieben“, wie ich es nennen will.
Diese Idee ist aus Anni Bürkls Schreibwerkstatt fünf Stunden an fünf Tagen schreiben an den schönsten Orten Wiens, die, glaube ich, nie so stattgefunden hat, entstanden und ist wirklich ein toller Einfall.
Sich einfach irgendwohin zu setzen, ein Thema oder eine Person zu nehmen und daraus eine Szene für den geplanten Roman zu machen. Vier oder fünf solcher Skizzen habe ich ja schon und die erste Szene ist auch schon im Laptop.
Da aber zwei meiner drei Brüder Ärzte sind und einer davon auch noch eine Station der Psychiatrischen Klinik leitet, ist ein solches Klinikschreiben angebracht und so entstand die geplante Szene sechs, wo sich Jonas Wohlfahrt, der Professor über die Oberschwester Elfriede Hofer ärgert und dabei ein bißchen aus seinem Leben erzählt und seine Brüder vorstellt.
Vielleicht wirds auch Szene fünf, die ich hoffentlich am Wochenende in den Computer tippe, um mich für Tante Lillys umgehen mit den Bücherlisten vor den „Wortschatz“ zu setzen.
Das weiß ich noch nicht, das „Bezugsschreiben“ ist aber eine tolle Idee und ich werde es weiterbetreiben, wenn ich, wie ich annehme, demnächst nicht mehr weiter weiß und das schreiben von elf bis zwei, fünf Stunden sind es nicht geworden, ist auf meiner Sitzecke zwischen einer türkischen Familie, Großeltern, Mutter und zwei Kinder, auch erstaunlich gut gegangen.
Dann bin ich zur Fortbildung in die Psychiatrie hinüber, danach in meine Praxis, um eine Stunde zu machen und dann in die „Alte Schmiede zu einer Lesung von Friederike Mayröcker und da war ich schon lange nicht mehr, denn die letzten Male ist es sich einfach nicht ausgegangen. Und auch diesmal war es ein bißchen schwierig, weil sehr sehr viel Konkurrenz.
Hat doch Hilde Schmölzer in der „Gesellschaft für Literatur“ ihr neues Buch über Trakls Geschwisterliebe vorgestellt und hat mich dazu eingeladen, weil gleichzeitig im Frauen-Cosmos eine große AUF-Veranstaltung war, die alle Feministinnen anzog.
Ich wollte aber zur Friederike Mayröcker, obwohl ich ja eigentlich gar kein Fan von ihr bin und auch nicht wirklich viel von ihr gelesen habe. Zu ihren Veranstaltungen gehe ich aber immer gern, so war ich bei „Scardanelli“ in der „Alten Schmiede“ und 2009, während ich gleichzeitig am Nanowrimo schrieb und mit Christel Fallenstein ihrer treuen Begleiterin, habe ich mich inzwischen auch so etwas wie angefreundet und die ja auch zu meinem literarischen Geburtstagsfest eingeladen, wo sie mir zuerst zusagte und kurz darauf wieder ab, weil sie mit Friederike Mayröcker nach St. Pölten muß, weil die dort am 8. 11. einen NÖ-Literaturpreis erhält und das ist auch die Veranstaltung zu der mich Robert Eglhofer mitnehmen wollte, obwohl er ja zu meinem Fest kommen wollte.
Ich kam sehr früh in die „Alte Schmiede“, denn wenn man zu spät kommt ist es sehr voll. Man steht weit hinten und bekommt gar nichts mit. Das war früher einmal in diesem Parterresaal, den es ja nicht mehr gibt. Jetzt geht man in den Keller und wenn man zu spät daran ist, setzt man sich in den Schmiede-Saal und da wird die Veranstaltung übertragen. Ich setze mich aber gerne an die Seite in die erste Reihe, auf den einzigen Platz, der nicht reserviert ist und sitze dann meistens neben den Prominenten, diesmal war das, glaube ich, Elisabeth von Samsonow, die F M, wie Christel Fallenstein sie nennt, ja öfter in ihren Werken erwähnt. Christel Fallenstein saß in der Mitte, Herbert J. Wimmer war da, Heinz R Unger, Angelika Kaufmann, Gerhard Jaschke u. u. u.
Kurt Neumann leitete ein, sprach von der Weltpräsenz und von tagebuchartigen Aufzeichnungen, bzw Protokollen, die das Thema Natur und den Tod zum Inhalt hätten und erwähnte ein Hesse-Gedicht und die Namen, auf die sich F M wieder beziehen würde.
Dann kam die Dichterin und es folgte ein stürmischer Applaus. Dann las sie diszipliniert vor und ich, die ich ja kein Mayröcker Fan bin, war erstaunt, ob der deftigen aber auch modernen Worte, die in diesen Gedankengängen erwähnt wurden.
„Ein „lieb scheißender Hund“ wurde von der fast Neunzigjährigen erwähnt und dann las sie auch von Poets oder Poetry, erwähnte eine Reise nach London in den Fünfzigerjahren und wohl auch E J. Sprach von einem Spaziergang auf die Wiedner Hauptstraße am 14. 4. 2012 im Wind, u u u…
Wechselnde Gedankengänge, vom hundersten ins tausendste kommend und wieder zurück. Andreas Okopenko und Bodo Hell wurden erwähnt und auch der Satz „Wir haben viel vergessen,denn unser Leben war sehr lang“, wie wahr.
Kurt Neumann hat in seiner Einleitung noch davon gesprochen, daß F. M zwischen Prosa und Lyrik trennen würden, hier waren es glaube ich die Alltagsgedanken, Phantasien, Erinnerungen, Einfälle, etc, einer alten Frau, die gewohnt ist mit Sprache zu jonglieren.
Friederike Mayröcker die, wie ich einmal gelesen habe, sich vor dem Sterben fürchtet, kann ein Publikum in Bann ziehen, so daß sie anschließend sicher viele Bücher signieren mußte.
Ein sehr interessanter Abend und während des Zuhörens ist mir eingefallen, daß man gar nicht soviele F M Bücher in den Bücherschränken findet, obwohl Friederike Mayröcker ja eine sehr eifrige Schreiberin ist, die schon viele Bücher herausgegeben hat.
2013-10-24
Stunde der Weltpräsenz
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