Die 1980, in St. Pölten geborene Milena Michiko Flasar, Tochter einer Japanerin und einem Österreicher, schildert in ihrem zweiten, 2010 bei Residenz erschienenen Buch, der Erzählung „Okaasan, meine unbekannte Mutter“ in zwei Teilen, die sechsundfünfzig, beziehungsweise, zweiundvierzig kurze Abschnitte haben, sehr poetisch, mit nur sehr wenig Handlung und Chronologie, die Beziehungen von Franziska, einer, wie man erst später erfährt, achtundfünzigjährigen kinderlosen Frau zu ihrer Mutter, beziehungsweise ihre Selbstfindung.
Im ersten Teil kommen viele Freunde vor, Richard, der Schriftsteller, der Schwierigkeiten mit seinem Vater hat, Georg, Judith, die Mutterlose, die die Veränderungen von Franziskas Mutter, die sich in den Alzheimer verliert, als erste bemerkt Christina, etc und Miyuki M, die Okasaan, die 1940 in einer kleinen japanischen Provinzstadt, als sechstes Mädchen geboren wurde, was deren Vater überforderte.
Der Vater hat die Familie bald velassen und Miyuki, die Klavier, Chopin, spielen wollte, ist irgendwann zu Franziskas Vater nach Europa gekommen und hat sich nach dem Tod ihres Mannes immer mehr in sich und in die Küche zurückgezogen und hat alles andere, was sie nicht brauchte, weggeben.
Sehr poetisch und gleichzeitig sehr fremd schildert Milina Michiko Flasar, die Alzeiheimerkrankheit, die Franziska zuerst veranlaßt, die Mutter zu sich zu nehmen und für sie zu entscheiden und später in ein Pflegeheim zu geben, sie, die nur ein Wort Japanisch spricht, versucht der veränderten Mutter näherzukommen und bricht nach ihrem Tod, im zweiten Teil des Buches nach Indien in einem Ashram auf, um dort, Amma, die Übermutter zu finden.
Im Flugzeug sitzt sie neben einem Krishna, einer Gottheit und erzählt ihm aus Angst vor Zudringlichkeiten, sie würde Alina von Grottenstein heißen und vier Kinder haben.
Im Ashram ist die Amma da nicht da und Franziska muß ihren Weg, bei den Gottesdienstes, der unentgeltlichen Arbeit für die anderen, etc, selber finden.
Gelegentlich nimmt sie sich mit Roberto, einem anderen Suchenden eine Auszeit, raucht mit ihm eine Zigarette und kehrt noch bevor die Amma zurückkehrt zu der Wurzel ihres Leidens, der Abtreibung, die sie mit zwanzig bei dem Kind von Erich hatte, zurück, vergibt das Erich und sich selbst, so daß sie noch bevor die Amma wiederkommt, ihre Fluggesellschaft anrufen und sich ein Ticket nach Tokyo, in das Land ihrer unbekannten Mutter bestellen kann.
Sehr poetisch und geheimnisvoll, das zweite Buch der jungen Autorin, die mit ihrem dritten, bei Wagenbach erschienenen „Ich nannte ihn Krawatte“, voriges Jahr den „Alpha-Literaturpreis“ bekommen hat, und die ich, daraus sowohl in Leipzig als auch in der Hauptbücherei lesen hörte.
Das ist bei Wagenbach erschienen und Michiko Milena Flasar ist damit berühmt geworden und war, glaube ich, auf der dBp Longlist 2012., das erste Buch „ich bin“ ebenfalls bei Residenz 2008 erschienen, handelt von einer großen Liebe.
2013-11-02
Okaasan
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