Diese Woche dominiert eindeutig die Gesellschaft für Literatur bei den Veranstaltungen, in die ich vorher einige Monate nicht hingekommen bin, aber am Montag hat Konstantin Kaiser Siglinde Bolbechers Gedichte vorgestellt, am Dienstag feierte im Radio Kulturhaus die armenische Gemeinde Franz Werfel und verlieh dabei Marianne Gruber von der Gesellschaft eine Medaille, Donnerstag und Freitag war Hans Weigel dran, diese interessante Persönlichkeit, die das Nachkriegsösterreich der fünfziger und sechziger Jahre in allen seinen Facetten prägte.
1908 in Wien geboren,1991 in Maria Enzersdorf gestorben, dazwischen lag die Emigration in der Schweiz, beziehungsweise vor dem Anschluß Arbeit an Wiener Kleinkunstbühnen, wieder nach Wien zurückgekommen, war er Theaterkritiker, förderte die jungen Schriftsteller im Cafe Raimund, verhinderte mit Friedrich Torberg Brecht und war ein ausgeprägter Kommunistenhasser, gab die „Stimmen der Gegenwart“ heraus, hat Bücher geschrieben und und und, den Bachmannpreis hat er irgendwie auch mitbegründet und das habe ich vor kurzem geschrieben, habe ihn 1987 bei dieser GAV-Anti Waldheim Lesung gesehen, war aber viel zu schüchtern, um mich von ihm fördern zu lassen, höchstwahrscheinlich hätte er es auch nicht getan, seinem Gegenspieler Hermann Hakel habe ich ja einmal Texte für den Lynkeus geschickt und zurückbekommen, so bleibt nur die Reflexion und die Erinnerung und da ist so ein Symposium sicher sehr geeignet.
Aber natürlich habe ich auch Bücher von ihm gelesen, so zum Beispiel den „Grünen Stern“, inzwischen wiederaufgelegt, ich habe das antiquarische Stück, die Erstausgabe wahrscheinlich um drei Euro gekauft, als das Antiquariat „Buch und Wein“ geschlossen hat. Dann gab es 2008 auch ein Jubeläumsjahr, da war Weigel viel im Rundfunk, 2006 ist „Niemandsland“ herausgekommen, das habe ich mir zum Geburtstag gewünscht und als die Bachmann ihr Symposium hatte, das war auch 2006 wahrscheinlich oder war es schon 2004, habe ich an einer Bachmann-Führung teilgenommen, wo wir auch zum Cafe Raimund kamen, wo uns der junge Führer von Hans Weigels Roman „Die unvollendete Symphonie“ erzählte.
So weit mein Vorwissen, dann gibt es natürlich die Hans Weigel-Stipendien, mit denen das Land NÖ die jungen Literaten fördert, Cornelia Travnicek sitzt da, glaube ich, in der Jury.
Und natürlich sind die Literaturförderer der fünfziger Jahre, die alten Männer, die die jungen begabten Frauen, zu ihren „Geschöpfen“ machten, sie förderten und ihnen irgendetwas befohlen und sie ins Bett brachten oder auch nicht, sehr interessant und darum ranken sich auch Legenden, so ist Dine Petrik Hermann Hakel glaube ich sehr böse, weil er Hertas Kräftner nicht gut behandeln haben soll, Erika Danneberg hat mit Hermann Hakel nach der Scheidung nichts mehr geredet und man kann das alles wohl nur aus der Zeit und ihrer Geschichte geschehen und deshalb ist ein solches Symposium auch sehr interessant, das am Donnerstag Nachmittag auch gleich von Marianne Gruber eingeleitet wurde, die von ihrer Förderung durch den energischen alten Mann erzählte, der ihrem Verlag, der etwas von Weigel haben wollte, dafür ihr Mansukript hinlegte und auch seine Schützlinge anrief und sich genau, bei ihnen erkundigte, wieviel sie schon geschrieben hätten?
Das erste Referat kam von Evelyne Polt-Heinzl und ging über die „Unvollendete Symphonie“, 1951 zuerst erschienen, 1992 wieder aufgelegt, da hat Weigel dann auch geoutet, daß die inzwischen berühmt gewordene und verstorbene Ingeborg Bachmann mit der Malerin gemeint war, die da ein Verhältnis mit einem wieder nach Österreich Zurückgekommenen hatte und mit ihm durch das Nachkriegs-Wien spaziert.
„Er ist wieder da!“, beginnt das Buch und im Publikum wurde gefragt, ob die Bachmann das Buch gekannt hätte? Sie hat und sie hat sich auch eine Zensur vorbehalten und sie war offenbar auf „ihren oder unseren Roman“ auch sehr stolz und im nächsten Beitrag von Joseph Mc Veigh ging es dann um „Weigels Geschöpf“ beziehungsweise, dessen Emanzipation und Befreeiung davon.
Marianne Gruber hat in ihrer Einleitung, sie hat Weigel sehr positiv gesehen, die anderen Referate waren kritischer, von einem Brief gesprochen, den Weigel eines Tages bekommen hat „Sehr geehrter Herr! ich habe gehört, daß sie junge Literaten fördern. Es ist Zeit, daß Sie sich um mich kümmern!“
Joseph Mc Veigh erzählte etwas von einem Interview, das die junge Bachmann mit Hans Weigel machte und zitierte Briefe in dem sie vom Gängelband sprach, von dem sie sich allmählich befreite, beispielsweise in dem sie Österreich verließ, um von Weigel loszukommen, den sie ursprünglich ganz gern geheiratet hätte. Es hat auch einen Roman gegeben, den sie schließlich nicht veröffentlicht sondern vernichtet hat und Briefe gibt es auch, die aber der Öffentlichkeit nicht zugängig sind.
Das dritte Referat nach der Pause bezog sich dann auf den Kommunistenhasser und seine Hassliebe auf Franz Theodor Csokor, dem PEN-Präsidenten, den Weigel Kommunismus unterstellt haben soll.
Er ist auch aus dem PEN ausgetreten, weil sie Viktor Frankl dort nicht aufgenommen haben.
Dann ging es um den „Mythos der Literaturmacher der Nachkriegszeit“, Weigel und Hakel sollen sich ja gestritten haben, wer nun Hannelore Valencak gefördert hat?
Marlen Haushofer und Herta Kräftner war auch unter den Geförderten und ein dritter Förderer war Rudolf Felmayer. Daniela Strigl, die die Diskussionsrunde einleitete, erwähnte das soziale Netz das hinter Weigel stand, der seinen Schützlingen auch Ärzte neben den Veröffentlichungsmöglichkeiten vermittelte. Interessant, heute wird es wahrscheinlich anders aber doch auch ähnlich laufen. Ich habe ja schon geschrieben, daß ich Gustav Ernst und Robert Schindel zu den heutigen Förderern zählen würde und die haben ihre Akademien und ihre Hochschulen für Sprachkunst und haben dort auch schon einige junge Frauen, wie beispielsweise Anna Weidenholzer, etc entdeckt.
Sehr interessant also sich die Geschichte der fünziger und sechziger Jahre, den kalten Krieg und den Kommunistenhaß, der heute vielleicht nicht mehr so verständlich ist, vor Augen zu führen.
Es gab auch ein sehr illustres Publikum. So bin ich beispielsweise neben Peter Huemer gesessen und am Freitag geht es in Krems mit dem „Grünen Stern“, der auch verfilmt wurde, weiter.
Dort werden dann auch die diesjährigen Weigel-Literaturstipendien durch Hans Weigels Lebensmenschin Elfriede Ott verliehen und das Projekt „Schaltstelle Hans Weigel- Kabarettikst-Kritiker-Romancier-Literaturmanager“, wird von Wolfgang Straub noch zwei Jahre weitergeführt.
2013-11-29
Hans Weigel-Symposium
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