Die gibt es natürlich auch, gleich gestern Abend sind sie gekommen, prompt und zuveräßig, was täte ich auch ohne sie? Obwohl der gestrige Tag ja sehr gut angefangen hat. Ein Nanobericht am Morgen, dann mit etwas schlechten Gewissen, die fünfzehntausend Worte hineingestellt, die ich schon hatte, aber die anderen Teilnehmer, deren Statistik ich mitlese, haben auch ihre eigenen Regeln. Dann ist es zum Friedhof und in die Wachau, zu einer guten Fasansuppe, einer Rehleber und einem Mohnstangerl gegangen und danach habe ich, statt beim Nanowrimo in die Finger zu spucken, das Literaturgeflüster-Texte-Buch“ durchgesehen, keine Fehler gefunden, so daß es an die Druckerei gehen und vielleicht wirklich zum literarischen Geburtstagsfest fertig werden kann. Die erwartete Gästezahl haben wir jetzt auch durchgerechnet, ich schätze zwanzig, der Alfred liegt in seiner Schätzung höher. Danach habe ich die Vorschau in den Blog gestellt und war dann müde und in dieser Stimmung sollte man sich eigentlich nicht über den Nanowrimo setzen, das rät auch Anni Bürkl, die Nanowrimokummertante, aber das schlechte Gewissen plagte. Denn eigentlich habe ich bald nur mehr ab dem fünfundzwanzigsten Zeit und wie schaut das aus, wenn nach der Marathoneintragung nichts mehr dazukommt, wenn ich meine Statistik schon der Öffentlichkeit zugänglich mache? Ich mußte aber erst die dreißig Seiten durchsehen, weil ich außer der handgeschriebenen Szene zwölf keine wirklichen Pläne mehr hatte und da begann dann das Dilemma. Denn das, was ich da letzten Sonntag so rauschartig vor mich hingeschrieben habe, hat mir nicht mehr gefallen und wäre dringend zu überarbeiten.
Aber das soll man nicht beim Nanowrimo und außerdem würde ich die fünfzehntausend Worte so auf zehn oder zwölftausend reduzieren und was mache ich, wenn dann nichts mehr dazu kommt? Also auf die Seite der anderen schauen. Klaudia Zotzmann hatte auch schon an die zehntausend Worte, weil sie ihren Krimi vom Vorjahr überarbeitet und ich hatte ja noch eine Szene, aber die hat mir schon beim Konzipieren nicht gefallen und war außerdem ziemlich unlesbar. Also habe ich mich eine Weile damit gequält, sie dann gelöscht. Am zweiten Tag einen Minusstand von fünfundsiebzig Worten gehabt, denn es war schon nach Mitternach, als ich das tat und mir gedacht, daß ich mich in einem Nanowrimo-Widerspruch befinde, denn eigentlich will ich ja die Qualität, die mir ja angeblich fehlt. Vielschreiben kann ich schon, aber offensichtlich auch nicht immer, vor allem wenn ich mich selbst blockiere. Obwohl es für den Monat November oder die Zeit, die mir dafür zur Verfügung steht, vielleicht eine gute Idee wäre, mir meine zehn Erzählstimmen aufzuschreiben und einfach der Reihe nach eine Szene nach der anderen hinunterzuschreiben. Einen ungefähren Handlungsplan habe ich ja und genau nach Vorschrift nichts planen und nicht denken, um so wie beabsichtigt, den Zensor aus meinem Kopf zu bringen und der ist ja bei mir, glaube ich, besonders stark vorhanden. Hat mir ja Erich Klinger auch auf der letzten GAV-GV gesagt, ich mache auf ihn den Eindruck, als würde ich mich und mein Schreiben ständig verteidigen und das stimmt ja auch, weil der Schock, daß ich es nicht kann, obwohl ich es ja ständig tue, offenbar besonders tief in mir sitzt. So daß ich auch beim Nanwrimo, wo man das nicht soll und nicht braucht, ständig denke, ich kann es nicht! Also den Rest des Monats in der Zeit, die ich habe, einfach schreiben und ab Dezember dann korrigieren. Das ist im Sinn der Veranstalter und für mich auch gut, weil ich da zu einem Plot kommen kann.
Damit bin ich eingeschlafen, wieder aufgewacht und habe dann Szene zwölf noch einmal geschrieben. Ein bißchen den gordischen Knoten aufgemacht, habe damit siebzehntausendfünfhundert Worte, also einen Vorrat für zehn Tage und kann mich jetzt mit Marjanas Gaponeckos blumiger Sprache in die Badewanne legen, dann den Alfred am Markt treffen, ihm später im Garten helfen und am Abend vielleicht mein Konzept noch einmal durchgehen und dann mit dem Szenenschreiben beginnen, ganz egal, wie weit ich damit komme.
2013-11-02
Nanowrimo-Schwierigkeiten
Okaasan
Die 1980, in St. Pölten geborene Milena Michiko Flasar, Tochter einer Japanerin und einem Österreicher, schildert in ihrem zweiten, 2010 bei Residenz erschienenen Buch, der Erzählung „Okaasan, meine unbekannte Mutter“ in zwei Teilen, die sechsundfünfzig, beziehungsweise, zweiundvierzig kurze Abschnitte haben, sehr poetisch, mit nur sehr wenig Handlung und Chronologie, die Beziehungen von Franziska, einer, wie man erst später erfährt, achtundfünzigjährigen kinderlosen Frau zu ihrer Mutter, beziehungsweise ihre Selbstfindung.
Im ersten Teil kommen viele Freunde vor, Richard, der Schriftsteller, der Schwierigkeiten mit seinem Vater hat, Georg, Judith, die Mutterlose, die die Veränderungen von Franziskas Mutter, die sich in den Alzheimer verliert, als erste bemerkt Christina, etc und Miyuki M, die Okasaan, die 1940 in einer kleinen japanischen Provinzstadt, als sechstes Mädchen geboren wurde, was deren Vater überforderte.
Der Vater hat die Familie bald velassen und Miyuki, die Klavier, Chopin, spielen wollte, ist irgendwann zu Franziskas Vater nach Europa gekommen und hat sich nach dem Tod ihres Mannes immer mehr in sich und in die Küche zurückgezogen und hat alles andere, was sie nicht brauchte, weggeben.
Sehr poetisch und gleichzeitig sehr fremd schildert Milina Michiko Flasar, die Alzeiheimerkrankheit, die Franziska zuerst veranlaßt, die Mutter zu sich zu nehmen und für sie zu entscheiden und später in ein Pflegeheim zu geben, sie, die nur ein Wort Japanisch spricht, versucht der veränderten Mutter näherzukommen und bricht nach ihrem Tod, im zweiten Teil des Buches nach Indien in einem Ashram auf, um dort, Amma, die Übermutter zu finden.
Im Flugzeug sitzt sie neben einem Krishna, einer Gottheit und erzählt ihm aus Angst vor Zudringlichkeiten, sie würde Alina von Grottenstein heißen und vier Kinder haben.
Im Ashram ist die Amma da nicht da und Franziska muß ihren Weg, bei den Gottesdienstes, der unentgeltlichen Arbeit für die anderen, etc, selber finden.
Gelegentlich nimmt sie sich mit Roberto, einem anderen Suchenden eine Auszeit, raucht mit ihm eine Zigarette und kehrt noch bevor die Amma zurückkehrt zu der Wurzel ihres Leidens, der Abtreibung, die sie mit zwanzig bei dem Kind von Erich hatte, zurück, vergibt das Erich und sich selbst, so daß sie noch bevor die Amma wiederkommt, ihre Fluggesellschaft anrufen und sich ein Ticket nach Tokyo, in das Land ihrer unbekannten Mutter bestellen kann.
Sehr poetisch und geheimnisvoll, das zweite Buch der jungen Autorin, die mit ihrem dritten, bei Wagenbach erschienenen „Ich nannte ihn Krawatte“, voriges Jahr den „Alpha-Literaturpreis“ bekommen hat, und die ich, daraus sowohl in Leipzig als auch in der Hauptbücherei lesen hörte.
Das ist bei Wagenbach erschienen und Michiko Milena Flasar ist damit berühmt geworden und war, glaube ich, auf der dBp Longlist 2012., das erste Buch „ich bin“ ebenfalls bei Residenz 2008 erschienen, handelt von einer großen Liebe.
2013-11-01
Ein Jahr für den Nanowrimo
Das ist natürlich ein Widerspruch und wiedermal eine Quadratur des Kreises, beim Bücherlesen geht es mir ebenso, wie schaffe ich es möglichst viele Bücher zu lesen, die so im Bücherschrank und in den Abverkaufskisten zu finden sind und trotzdem nicht bei Leselisten bis 3000 zu landen?
Aber diese Widersprüchlichkeiten drücken wahrscheinlich den Status Quo, in dem ich mich befinde aus. Ich schreibe mit literarischen Anspruch seit vierzig Jahren. Demnächst geht mein Jubiläumsjahr zu Ende, das Literaturgeflüster-Texte-Buch befindet sich in seiner Endkorrekturphase. Wirklich nur mehr ein paar Fehler und wird bei meinem literartischen Geburtstagsfest „Sechzig Minuten für dreißig Bücher“ gerade schon oder noch nicht erschienen sein.
Die „Dreizehn Kapitel Geschichte“, die ja im Sommer wahrhaft blitzartig fertig wurde, aber schon seit November 2012 in mir schlummerte, liegt auf Alfreds Schreibtisch und wird wohl 2014 irgendwann erscheinen und vielleicht als Pilotprojekt bei „Amazon.“
Und dann gibt es ja seit langem die Idee einmal ein Jahr lang für einen Roman zu brauchen. Weil das ja die „Profis“ so machen, beim Frankfurter Buchmessensurfing konnte ich ja wiederholt hören, daß die großen wie Clemens Meyer, Else Buschenheuer, Daniel Kehlmann ect, sagten, daß sie vier bis sechs Jahre für ihre Bücher brauchen.
Eine Zahl, die ich mir überhaupt nicht vorstellen kann und sicher nicht aushalten würde. Aber dann wirds was Großes. Während die manischen Vielschreiber, die alle Monate was auf „Amazon“ stellen, ja wieder überbleiben und sich vielleicht nur gegenseitig bekriegen…
Auf der anderen Seite stimmt sicher, daß „Qualität“ ihre Zeit braucht, obwohl ich mir ja denke, daß ich, wenn ich ein halbes Jahr für ein Buch brauche und dann das nächste schreibe, auch im Schreibprozeß drinnen bin, aber da gibts natürlich die Gefahr, des sich an die Wand bzw. an den Brei herumschreiben. Immer wenn es tiefer werden könnte und sollte, weiche ich aus, fange mit dem nächsten an und komme nicht weiter.
Das trifft sicher ein bißchen zu und da wären wir schon beim „Nanowrimo“, beziehungsweise den Unterschieden der amerikanischen zur europäischen Schreibkultur, die ja immer mehr zu uns hinüberschwappt.
Denn als ich zu schreiben angefangen habe, hat man das in Wien nur experimentell mit Ausnahme der Gruppe um den Michael Scharang betrieben und es galt der Musenkuß. Ein paar wenige haben den und der Rest soll gefälligst den Mund halten, lesen und gar nicht versuchen vor sich hinzustümpern, weil sich dann der große Goethe beleidigt im Grab umdreht und „Mehr Qualität!“, schreit…
Ich habe das nie geglaubt, aber wie man schreiben lernt, hat mir damals niemand gesagt, nur „Du bist schlecht und wirst nie besser werden!“
Ich habe Jahre gebraucht, um etwas von einer „Axel Anderson Akademie fürs Schreiben zu hören!“, aber die hatte einen sehr schlechten Ruf, obwohl die „Goldenen Regeln fürs Schreiben“, die sie verschickten, in etwa dem entsprachen, was Ludwig Reiners in seiner „Stilfibel“ predigte.
Dann kam die Schreibwerkstatt in der Stöbergasse, die AGA in der VHS Ottakring, der Wiener Frauenverlag, den es so schon lang nicht mehr gibt.
Das Leipziger Literaturinstitut, das es in der DDR schon immer gegeben hat, öffnete sich gegen Amerika, bzw, bekam in Josef Haslinger einen bemühten Professor, der Bachmannpreis, zu dem jetzt alle Jungautoren wollen und die Autoren, die es nicht zu „Rowohlt“ und „Fischer“ schaffen und auch die anderen, bieten ihre Schreibseminare für Ausgewählte oder auch gegen Bezahlung für jeden an.
So gibt es die „Leondinger Akademie“, den „Hochschullehrgang für Sprachkunst“, das „Writersstudio“ etc und den „Nanowrimo“, das national Writing Month, das in Amerika gegründet, um die amerikanische Idee des kreativen Schreibens zu fördern, ist übers Internet auf die ganze Welt hinübergeschwappt und dümpelt, da von der Literaturwelt mehr oder weniger übersehen vor sich hin, obwohl sich gerade hunderttausend daran beteiligen werden und die so entstandenen Romane wahrscheinlich ab Dezember in den „Amazon“ stellen, was in einer Zeit, wo eine Million Österreicher nur mehr kurze Sätze lesen kann, aber wahrscheinlich zehntausende zu schreiben versuchen und ihre Bücher dann auf Kleinmessen präsentieren, auch so ein Widerspruch und Quadratur des Kreises ist.
Das Leben ist vielfältig und ich hantle mich in Sachen Literatur festenschloßen an den Rändern entlang.
2008 habe ich das erste Mal etwas vom „Nanowrimo“ gehört und mich 2009 mit der „Heimsuchung“ daran beteiligt. Die nächsten zwei Jahre nicht mehr, weil ich immer was zu Korrigieren hatte.
2012 habe ichs wieder getan, aber schon dabei geschummelt, weil ich eine Woche vorher mit dem „Beim Sterben sollte man zu Hause“ sein“ angefangen habe. Am ersten Tag schon 19.139 Wörter hochgeladen hatte und am Tag sieben damit fertig war und heuer ist es noch einmal anders, da ich mich zwar, da es zeitlich passt, weil ich vorige Woche zufällig wieder mit der „Verbrüderung“ angefangen und letzten Sonntag in einem Marathonprozeß elf Szenen und sechzehntausend Worte eingetippt habe. Die werde ich demnächst hochladen, aber eigentlich ziemlich sicher sein, den „Nanowrimo“ diesmal nicht zu schaffen, weil ich eigentlich nicht in einem Monat fünfzigtausend Worte schreiben will, Weil ich inzwischen weiß, daß ich das kann und, daß das nicht mein Problem ist, in dem ich derzeit stecke.
Die Idee des „Nanowrimos“ über den die „anerkannten“ Autoren wahrscheinlich die Nase rümpfen, „Wir sind für Qualität!“ schreien „Und brauchen sechs Jahre für unsere Bücher!“, die Schreibblockaden zu überwinden, sich hinzusetzen und jeden Tag 1600 Worte, so nach der Freewriter Methode zu schreiben und wenn dir nichts einfällt, schreib das auf, plotte vorher nicht, setz den Bleifstift nicht ab, bzw. gib die Finger nicht von den Tasten weg, schaus dir nicht an, sondern schreib und schreib. Das Korrigieren kommt erst später.
Und das ist genau richtg, um in den Schreibprozeß hineinzukommen, während ich noch immer höre „Schreib nicht soviel!“ oder „Da ist schon wieder ein Fehler!, Wieso schreibst du daß mit „scharfen ß“, dann wollens wir nicht lesen!“, etc.
Ich brauche wahrscheinlich nicht „Mir fällt nichts ein!“, zu schreiben, um die fünfzigtausend Wörter zusammenzubringen. Ich habe schon beim ersten Mal, als ich nicht mehr weiterwußte, mir alles durchgelesen und auch immer wieder ein paar tausend Worte weggeschmissen und ich weiß, mein Problem ist jetzt, daß man wirklich einen Roman nicht in einer Woche schreiben kann. Wahrscheinlich braucht man dafür auch keine sechs Jahre, ich zumindestens nicht. Aber sich ein Jahr lang für einen Plot Zeit lassen und den wirklich wachsen und kommen lassen, das wäre schon sehr schön und wahrscheinlich auch hilfreich und nützlich, um zu der sogenannten Qualität zu kommen, was immer die auch ist.
Weil mein Problem ist ja, ich starte mit irgendeiner Idee. Diesmal sind es die drei Brüder, der Historiker, der Psychiater, der Zahnarzt. Schreibe ein paar Szenen, dann bin ich an der Wand und „Wusch, aus!“, weil ja keiner da ist, der mich am Schopf nimmt und „Wird noch, mach weiter, aber schau, da und da solltest du dichter werden und dran bleiben!“, sagt.
Das war mein Problem bei der „Wiedergeborenen“, der „Paula Nebel“, und wahrscheinlich immer und überall.
Bei der „Verbrüderung“ könnte es auch so sein, denn wirklich, wo ich bei meinen drei Brüdern hinwill, weiß ich noch nicht, obwohl ich mich ja wirklich sehr bemühe.
Vor zwei Wochen ein paar Recherchetage machte, ein paar Skizzen vor und angeschrieben und die jetzt in den einunddreißig Rohseiten zusammengeschrieben habe.
Die zwölfte Szene, wäre die mit Tante Lillys Problem mit den Bücherlesen und das habe ich schon ein paarmal in früheren Texten verwendet, so daß es mir irgendwie zwischen die Finger zu rinnen droht. Da war aber die Idee mich damit vor den „Wortschatz“ und in die Lage der alten Frau zu versetzen. Am Mittwoch wollte ich das tun, aber da gab mir der Alfred das „Literaturgeflüsterbuch“ zu korrigieren. Gestern war Weltspartag, meine Abrechnung, der klinische Mittag und dazwischen hatte ich ein Stündchen Zeit, so daß ich es versuchte und die Szene sehr schnell und stümperhaft konzipierte, so daß das „Ich kann es nicht“, wieder dominierte, obwohl ich das gar nicht mehr ernst nehme, obwohl es ja irgendwie, wie meine Erfolge nach außen zeigen, schon zu stimmen scheint.
Ich war auch irgendwie abgelenkt, kam da doch ein Mann mit einer großen Bücherkiste und nachher waren viele da, die sich darauf stürzten.
„Was stellt der vielleicht für Schmankerln ein, die ich versäume?“, habe ich gedacht und als ich mit der Szene fertig war, die sicher hundertmal überarbeitet oder weggeschmissen gehört, Richard Fords „Canada“ und einen Kurt Switters gefunden. Was stellen die Leute nur in den Bücherschrank ein, das ist ja wirklich ganz phantastisch oder vielleicht eigentlich auch traurig. Günther Grass „Grimmsche Wörter“ waren auch dabei und das habe ich mir vor zwei oder drei Jahren zu Weihnachten schenken lassen.
Jetzt ist der erste November herangekommen, das „Nanowrimologo“ ist angebracht, die „Novel-Info“ geschrieben und ich habe am langen Wochenende noch einmal das „Literaturgeflüster“ durchzusehen.
Dann oder wahrscheinlich schon vorher fahren wir mit der Oma auf den Friedhof und Mittag essen, wenn wir da durch die Wachau fahren, bleibt nur am Abend für das Korrigieren und das Hochstellen, der schon geschriebenen 16.000 Wörter Zeit und vielleich den Rest des Wochenende Zeit, die Seiten zu korrigieren, wo wieder was wegfallen wird und dann den weiteren Handlungsplan zu erstellen.
Ich habe schon gedacht, mir vielleicht den neuen „Kehlman“n schenken zu lassen und konzentrierter zu lesen, um zu sehen, wie der das macht, dreihundet Seiten dranzubleiben, aber der hat auch die vier oder sechs Jahre dazu gebraucht und sich Hypnotiseur-Videos angeschaut.
Die ich nicht brauche, mir aber klar werden muß, wie weit ich in die Beziehung der Brüder einsteigen will und dann kommt das Zeit lassen. Zeitlassen, um den Handlungsstrang zu finden und nicht schon wieder in ein paar Wochen fertig zu sein.
Beim „Nanowiromo“ werde ich das wahrscheinlich nicht am siebenten , sondern wahrscheinlich nicht viel weitergekommen sein. Denn die nächsten Wochen werden ja sehr hektisch, da ist das Fest am Freitag und das „Literaturgeflüsterbuch“, das es bis dann schon oder gerade noch nicht geben wird. Dann ist Kritlit und Fried Preis, auch alles gleichzeitg. Am Montag den 11. der „Alpha“ bei dem es diesmal klappen sollte hineinzukommen und dann fahren wir nach Ungarn, wo ich den Laptop zwar wahrscheinlich mitnehmen werde, aber eigentlich wollte ich da ja einen Lesemarathon machen und, daß ich in Ungarn die ungarischen Bücher, die ich auf meiner Liste habe und da gibt es einige Schmankerln, ist mir auch noch eingefallen und habe mir schon einige hergerichtet. Ob ich da mit meinem Plot weiterkomme, weiß ich nicht, dann kommt die „Buch-Wien“, die Literatur im Herbst werde ich diesmal versäumen und das wird auch nicht wirklich ruhiger werden, so daß ich am dreißigsten wahrscheinlich irgendwo in meiner Handlung stecke und kein „Winner“ werde, aber das bin ich sowieso nie. Und ab Dezember bzw. im Jahr 2014 versuche kann, aus einer Idee, eine Handlung bzw. einen Roman zu machen.
Aber eigentlich habe ich das, mehr oder minder gelungen, auch schon in den dreißig vorigen Büchern getan und wirklich länger als zwei oder dreihundert Seiten braucht es auch nicht zu werden. Ein wenig abgehobener und tiefer wäre natürlich schön und für mich muß ich natürlich noch den Handlungsfaden finden, wie ich in meine Brüder-Geschichte komme. Denn noch stecke ich ein bißchen fest, obwohl ich inzwischen an die zehn Stimmen habe, die den Roman erzählen. Da sind einmal Konrad, Jonas, Benjamin, dann Barbara Haydn und ihre verstorbene Mutter, die hat einen eigenen Handlungsstrang, Tante Lilly mit ihren Büchern, die ich groß herausstreichen will, obwohl ich das schon in ein paar früheren Büchern angerissen habe. Hanno mit der Aktentasche, Swetlana, die Heimhilfe die eigentlich studieren will und dann noch die Studienabbrecherin Esther.
Sich dafür Zeit nehmen und das Ganze in Ruhe wirklich kommen lassen, kann doch nicht so schwer sein, für eine, die schon vierzig Jahre schreibt, ihre Hemmungen inzwischen überwunden hat und auch mit der Kritik, dank dem Literaturgeflüster ein wenig umgehen kann.
Also schauen wirs, ob und wie es gelingt. Die Leser können es auch am „Nanwrimo-Profil“ mitverfolgen. Einfach auf das Logo klicken und schon ist man auf meiner Statistikseite und für Feedback und Aufmunterung bin ich natürlich dankbar.
Anni Bürkl bietet sich übrigens diesmal auf ihrer Seite den „Naowrimo-Schreibern“ als Kummertante an.
Russland mit und ohne Seele
Nun kommt wieder etwas Interessanes aus dem Bücherschrank, nämlich der 2009 bei EcoWin erschienene Band „Russland mit und ohne Seele“, der 1949 geborenen Auslandskorrespondentin Susanne Scholl, die inzwischen auch als Schriftstellerin hervorgetreten ist.
So publiziert sie, glaube ich, in der Literarturzeitschrift „Driesch“ und hat einige Romane, Erzählbände und Gedichte veröffentlicht, aber auch Bücher, die sich mit Russland beschäftigen, wo sie lange Korrespondentin war.
Ihr Lebenslauf liest sich auch sehr spannend, nämlich Tochter einer assimilierten jüdischen Medizinerfamilie. Ihre Eltern lernten sich im „Austrian Center“ in London kennen und kehrten 1947 nach Wien zurück, um am Aufbau der KPÖ mitzuwirken.
Susanne Scholl studierte Slavistik in Russland und Rom, arbeite für das Radio Österreich International und für die APA und wurde von Paul Lendvai 1986 in die ORF-Osteuropa-Redaktion geholt.
1991 ging sie nach Moskau, von 1997 bis 2000 leitete sie das Europajournal und ging dann noch einmal nach Moskau zurück.
Sie hat verschiedene Preise und Auszeichnungen bekommen und spielt auch in Eva Rossmanns 2008 erschienen Krimi „Russen kommen“ eine Rolle. Ich habe verschiedene Interviews von ihr und sie auch auf der Buch-Wien gehört und das Thema Russland interessiert mich allemal.
Das Cover ziert jene berühmten und gar nicht gleich aussehenden Russland-Puppen, die „Matrjoschkas“, dann gibt es ein Gedicht und in „Unruhige Zeiten“ beschreibt Sabine Scholl eine Fahrt vom Moskauer Flughafen in ihre Moskauer Wohnung.
Dann gibts noch ein Gedicht „Russische Seele 1“ und es kommen ein paar Interviews, das erste ist Galina Musaliewa, einer armenischen Journalistin, die aus Baku stammt, gewidmet. Dann erklärt Susanne Scholl die kaukasische Nationalität und berichtet im nächsten Kapitel von einem Frauentaxi, das zwar etwas teuer ist, das aber Frauen und Kinder in Moskau sicher ans Ziel bringt. Anna und Lena sind die Chauffeurinnen. Dann wird ein russischer Freiheitskämfer interviet und dazwischen berichtet Susanne Scholl immer wieder, was ich sehr interessant fand, von ihren Moskauer und anderen Erfahrungen, so wie sie sich zum Beispiel um Brot anstellt und als ausländische Jounalistin kein Problem hat, das teurere zu kaufen. Die Russen beschweren sich darüber, sie hat ein schlechtes Gewissen, geht aber trotzdem mit dem Brot weg, weil sie es jemanden mitbringen soll und 1968 war sie Studentin und hatte in Wien eine Russische Reisegruppe herumzuführen, die sich, da sich ja höchstwahrscheinlich Spitzeln unter ihnen befanden, nicht sehr authentisch zum Einmarsch in die CSSR äußern durften.
Im zweiten Teil wieder von einem Gedicht eingeleitet, wird die Dolmetscherin Swetlana interwiet, die „Sowok“ 1940 in eine sehr arme Familie, in einer Gemeinschaftswohnung, neben dem Weißrussischen Bahnhof hineingeboren, die Deutsch studierte, als Lehrerin arbeite, danach heiratete, weil das alle taten, ein Jahr in der DDR arbeitete, danach DDR-Kindern in Moskauf Russisch beibrachte, bevor sie für die Auslandskorrespondenten arbeitete, die sie natürlich zu bespitzeln hatte.
Die Schriftstellerin Ljudmila Ulizkaya, die ich einmal bei der Literatur im März hörte und von der ich noch ein Buch zu lesen habe, die Schriftstellerin, der „kleinen Leute“, wie Susanne Scholl meint und dann noch eine jüdische Menschenrechtsaktivistin. Einen Artikel über arm und krank, der beschreibt, daß die Rettung nicht zu armen alten Leuten kommt und die nicht mehr behandelt werden gibt es auch.
Im dritten Teil gibt es das Portrait der Verkäuferin Tanja, die einmal schöne Puppen erzeugte und der Familie Jerofejew, wo der Vater Stalins Dolmetscher war und der Sohn ein Buch über ihn schrieb.
Zwischen dem Gedicht „Literaturclub“ und „Metro“ kommen Portraits von Julia Chrustschowa, der Tochter Enkeltochter Nikita Chrustschows, die an die Freiheit glaubt, priveligiert aufgewachsen ist, als Journalistin und dann im Theater arbeitete und die Susanne Scholl oft in der Nacht anruft, um sie auf eine besondere Aufführung aufmerksam zu machen, von Alexander, dem Tonmeister und Chauffeur des ORF Büros, der eigentlich Medizin studierte und weil er lieber Ralleys fahren wollte, überall als sogenannter Sportarzt angestellt war und über Olga Soldatowa, der bekannten Designerin, die ihrem Sohn zuliebe aus dem Ausland wieder nach Moskau zurückkehrte. Dazwischen gibt es Einschübe über Stalins Geschichtsverfälschung, das russische „Disneyland“ namens Turkmenistan und den „Kitsch“, den Susanne Scholl sehr mag.
Dann wird noch Oleg, der Computerfachmann vorgestellt, der sehr jung aussieht und das ORF Büro vor sämtlichen Computerabstürzen rettete und man hat zwischen der Schollschen Lyrik und den Portraits interessanter russischer Menschen indirekt sehr viel über die russische Seele beziehungsweise das Leben in Moskau erfahren. Einen Ausblick, wie es weitergehen könnte, gibt es auch.