Literaturgefluester

2013-12-22

Besser

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:11

Weiter gehts mit der Leseliste und der österreichischen Literatur, der großen und der kleinen und Doris Knechts Roman „Besser“, den mir der Alfred im Frühjahr signiert von einer „Thalia-Lesung“ brachte, gehört sicher zu der größeren, ist die 1966 in Vorarlberg geborene „Falter-Chefredakteurin“, die mit „Gruber geht“ auf einer Longlist des dBps stand, ja eine Szenefigur und über den Roman, der ein bißchen warten mußte, bevor er an meine Lesereihenfolge kam, worüber sich der Alfred schon beschwerte, habe ich widersprüchliches gehört.
Eine oder einer der Supergurus auf einer der literarischen Soirees, die alles besser wissen, was Literatur schon oder nicht zu sein hat, meinte, glaube ich, es wäre eine Kolumnenansammlung und eine Schilderung des hippen Bobolebens am Yppenplatz, wo der Roman ja spielt.
Bei einem der Bücherblogs habe ich kürzlich eine euphorische Rezension gelesen und bei der letzten „Rund um die Burg-Veranstaltung“ habe ich die Autorin daraus Lesen gehört.
Den Eindruck von der Beschreiberin der Boboszene, hatte ich auch ein wenig und das ist es auch stellenweise. Irgendwo habe ich auch gelesen, daß es siebenundvierzig Kolumnen sind, in die der Roman sich gliedert und das stimmt ein wenig und dann auch wieder nicht.
Es sind keine Kolumnen, aber manchmal nicht immer, hervorragende Schilderungen der Boboszene aus denen die Autorin, wie ich ihr einmal unterstellen würde, auch kommt oder sie jedenfalls sehr gut kennt, innere Monologe der Heldin Toni Pollak und die hat eine Geschichte zu erzählen und tut das so, daß man von dem schicken hippen Boboleben sehr viel erfährt.
So beginnt es mit dem Festessen, das Adama, ihr Mann für seine Freunde zaubert, er kocht, sie darf ihm nur das Netz über den Braten spannen und wenn Adam, der Immbolienmakler halbjüdischer Abstammung für seine Freunde kocht, geht er auf den Naschmarkt, kauft einen Fisch, dann ruft er einen Freund und Szenekoch an und läßt sich von ihm erklären, wie man ihn zubereitet.
Scharf und pointiert schildert Toni das, sie hat zwei Kinder, Elena und Juri, fünf und zwei und so schildert sie auch den Alltag einer jungen Mutter sehr pointiert, wenn sich der Kleine auf den Boden wälzt, weil er keine Vanillecroissant mag und sie steht daneben, raucht einen Joint oder versichert ihn während sie ihm ein Pflaster auf sein „ganz großes Aua“ klebt, daß sie ihn sehr sehr lieb hat und die Toni ist eine sehr gute Mutter, auch wenn sie sich nicht dafür hält und sie hat auch eine scharfe Zunge mit der sie über die Bobofreunde Adams, die nun auch die ihren sind, herfällt, die zum Essen kommen. Über die, die ihre Nanny mitbringen, während sie das nie machen würde, sie bringt und holt ihre Kinder selber vom Kindergarten, nur die Hausmeisterin, eine Polin, die selbst ein kleines Kind hat, darf manchmal zwei Stunden bügeln.
Elena soll aber in eine Privatschule gehen, weil Toni Probleme mit ihrer Herkunft hat, während sich Adam nach dem er in katholischen Privatschulen traumatisiert wurde, sich das für sie gar nicht wünscht.
Dann gibt es noch einen schwulen Freund, den Moritz, der sein Medizinstudium kurz vor Abschluß hinwarf und nun psychiatrischer Krankenpfleger ist, der alles von Toni weiß, auch das, was sie ihrem Adam, der sie gerettet hat, nie erzählen würde und was sie durch das ganze Buch belastet, bis es endlich „Besser“ wird.
Die Toni hat nämlich eine alkoholkranke Mutter, war drogensüchtig, hat eine gute und eine böse Schwester, die böse hat Krebs und liegt im Sterben, hat die Toni aber als sie Hilfe brauchte, hinausgeschmissen und dann gibt es noch einen Mann, offenbar einen Jugendfreund, den sie in einem Taxi wiedersieht und der sie nun in ihrem Alltag vom Kindergarten in das Künstleratielier, sie ist Künstlerin, verfolgt.
Da gibt es eine hervorragende Szene, wo sie zu ihm hinaufgeht, die ganze Zeit denkt, daß sie noch umkehren kann, dann läutet das Handy und die Kindergärtnerin sagt „Die Kleine bricht, holen Sie sie doch ab!“ und wiedermal gerettet, als sie dann vom Einkauf kommen, läutet er an der Tür und sie kann sich noch schnell retten, in dem sie den Buggy in die andere Richtung schiebt und in die feinen Lokale mit Adam traut sie sich auch nicht recht, denn die Kellner dort könnten, ja erkennen, daß die Toni einmal selber Kellnerin war.
Das geht sehr lang dahin, bis sie einmal nach Hause kommt und Polizei vor dem revitalisierten Haus am Yppenplatz sieht, es ist aber nicht, wie sie befürchtet, etwas mit Adam oder den Kindern, sondern der Hausmeister hat die Hausmeisterin umgebracht und das kleine Kind war dabei, wurde im Blut der Mutter gefunden und Toni fühlt sich zuerst wieder schuldig, hat sie doch das letzte Mal, als Alenka bei ihr bügelte, einen blauen Fleck am Aug gesehen, wenn sie da gehandelt hätten…
„Sie sind nicht schuld!“, sagt die Polizistin und allmählich kommt Toni über ihre Vergangenheit hinweg und dahin, daß sie, als sich W. wieder bei ihr meldet, ihn nicht wegdrücken muß, sonder „Hei!“, zu ihm sagen kann.
Wie es mir gefallen hat? Schwer zu sagen, die dichten Schilderungen der Boboszene sind recht spannend und ein bißchen was ist mir davon auch bekannt, daß man nicht dick sein darf und, daß in Elenas Kindergarten keine dicken Kinder gehen, denn die gehören ja zur Unterschicht, die Freundinnen verlieren alle bald ihren Babybauch.
Das ist zwar sicher ein wenig überzeichnet, aber dicht erzählt. Manchmal erscheint die Toni unsympathisch, wenn sie zu sehr über die anderen lästert, sie ist aber eine gute Mutter, denke ich und der Alltag mit Kindern ist sicher auch sehr interessant und vielleicht nicht oft in Büchern zu finden, zumindest nicht in denen, die ich lese, dann dachte ich, daß die Geschichte der Tonimit ihren Schuldgefühlen vielleicht doch ein bißchen banal und kitsch ist und sowas, natürlich ohne den hippen Bobohintergrund, auch bei der Courths-Mahler steht, aber gut erzählt und spannend und so ganz unähnlich schreibe ich vielleicht auch nicht, auch wenn meine Figuren im allgemeinen ein wenig weiter unten angesiedelt sind.

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