Die französische Schauspielerin Anne Wiazemsky, Enkeltochter des Literaturnobelpreisträgers von 1952, Francois Mauriac, von dem ich bisher noch nichts gehört habe, erzählt in diesem Roman, Memoir wäre wohl wieder die bessere Bezeichnung, die Geschichte ihrer Mutter Claire, die sich im Krieg als behütete Intellektuellentochter zum Roten Kreuz meldet und dieses Leben dort, wo sie Leichen abholt und immer wieder tote Jungs in den Armen hält und manche auch noch vor dem Sterben retten kann, sehr genießt.
Vor dem Krieg war sie oft traurig, von Migräne geplagt ist sie noch immer. Sie hat aber auch ein zärtliches Verhältnis zu ihren Eltern, schreibt ihnen Briefe, führt Tagebuch und ist mit einem jungen Mann verlobt, den sie eigentlich gar nicht haben will.
In Paris, bei den Eltern fühlt sie sich auch immer sehr bedrückt, so ist sie froh, daß sie nach Kriegsende, im zerbombten Berlin Roten Kreuz Einsatz machen darf und dort lernt sie den französischen Offizier und russischen Emmigranten und ehemaligen Fürsten Wia Wiazemsky kennen und verliebt sich in ihm.
Die Liebe ist zwar manchmal etwas ambivalent, Claire hat Ahnungen, ob das gut gehen kann? Sie sind auch sehr verschieden. Er spricht zwar sechs Sprachen, hat aber von dem berühmten Schriftsteller noch nichts gehört und außerdem wird er kurz nach der Verlobung auch noch verleumdet, des Schwarzhandels und der Mitgliedschaft in einem rechten Verein beschuldigt. So fährt er mit Claire nach Frankreich, um sich zu entlasten und stellt sie dort, am frühen Morgen, seinen Eltern vor und sie ist entsetzt darüber, wie peinlich es seiner Mutter sein muß, sie in Lockenwicklern in der ärmlichen Wohnung zu empfangen.
Die ist aber sehr nett zu Claire und schenkt ihr all ihren noch verbliebenen Schmuck.
Differenzen gibt es mit Claires Eltern, wo die Hochzeit stattfinden soll? Claire möchte Berlin, die Mutter setzt sich aber durch. Es wird in Paris geheiratet, das Paar kehrt aber bald nach Berlin zurück, Claire wird schwanger und ist sich sicher, einen kleinen Francois auszutragen. Die Schwiegerseltern wünschen sich aber einen Namen, der sowohl in Russland als auch in Frankreich bekannt ist. So wird das Berliner Kind, eine kleine Anne, die fast an ihrer Geburt gestorben wäre, am 14. Mai 1947 geboren, ein deutscher Facharzt rettet ihr das Leben und wird kurz danach hingerichtet, weil er auch ein Kriegsverbrecher war.
Das erfährt die offenbar sehr berühmte französische Schauspielerin, die Jean-Luc Godard geheirat und für ihr Schreiben mehrere Preise bekommen hat, 2008 von Olga de Rosen, die damals beim Roten Kreuz als Dolmetscherin gearbeitet hat.
Das Buch stammt auch vom „Morawa-Flohmarkt“, ich habe es Anfang Juli zusammen mit acht oder neun anderen Büchern gekauft, es aber, glaube ich schon im Jänmner in den Abverkaufskisten gesehen, damals aber liegen lassen, weil es mir nicht bekannt erschien. Cover und Titel haben mich dann doch überzeugt.
2013-12-29
Mein Berliner Kind
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