Nun kommt wieder ein Buch, bei dem ich mir sehr schwer tat und es mir so ging, wie es mir wahrscheinlich gehen wird, wenn ich Richard Obermayrs „Fenster“ oder ein Buch von Andrea Winkler lesen werde.
Dabei habe ich nach dem kleinen gelben Bändchen, zwanzig Geschichten auf neunzig Seiten, mit einer großen Zahnbürste auf der sich zwei kleine Männer befinden, freiwillig gegriffen, als ich vor ein paar Monaten an dem Nachfolgegeschäft der „Buchlandung“ auf der Lerchenfelderstraße vorbeigegangen bin, habe ich mir ja keine Bücher mehr kaufen wollen, auch wenn sie nur, wie dieses „einen Euro“ kosten.
Aber die Büchnerpreisträgerin von 2012, Felicitas Hoppe, hat einen bekannten Namen und ich habe sie 1996 in Klagenfurt persönlich kennengelernt, da hat sie einen Preis gewonnen, ihr Debutbändchen mit den zwanzig „grotesken und komischen Geschichten, die in der gegenwärtigen Literatur ihresgleichen suchen und voll atemberaubender Phantasie sind“, ist damals auch erschienen und haben sich bei mir eingeprägt.
Inzwischen habe ich Felicitas Hoppe in „Leipzig“ aus ihren Roman „Hoppe“ lesen gehört, die am 22. Dezember 1960 geborene, die gerade erst ihren dreiundfünfzigsten Geburtstag hatte, bekam im vorigen Jahr den „Büchner-Preis“, nun denn ich interessiere mich ja sehr für Literatur und will auch alles lesen.
Aber manches verstehe ich nicht und das, was nur aus schönen Sätzen besteht und dann noch einen sehr phantasievollen Inhalt hat, den ich nicht nachvollziehen kann, macht es mir schwer und Felicitas Hoppe tut das mit ihren Erzähldebut noch ganz besonders, denn sie springt in ihren kurzen Erzähltexten hin und her, erklärt nichts, sondern spricht von Väter, die plötzlich auf Möbelstücken sitzen bleiben und sich von den Möbelpackern nicht entfernen lassen oder solchen, die mit ihren Söhnen auf Pilgerschaft gehen, weil ihre Frauen Perücken trugen, die sie nicht leiden können, weil sie als Kinder gezwungen waren, im Theater zu spielen oder sie in Käfigen setzen und dann als Tanzbären ausbilden lassen wollen. Von Familien, die ihre Balkone vermieten, von denen man dann herunterfällt, von Frauen die in die Gärten gehen, weil ihre Geliebten nicht mehr Hand an sie legen wollen und und, schöne Sätze, phantasievolle Einfälle, aber was fange ich damit an?
Was ist der Sinn der Geschichte?, fragt es in mir und der nur zu unterhalten oder durch die Schönheit der Sprache zu entzücken, ist mir wohl zu wenig.
Noch dazu sind mir die Geschichten zu kurz, als daß ich mich daran gewöhnen kann. Die erste von der Geliebten, die schließlich bei einem Dirigenten bleibt, konnte ich noch etwas abgewinnen, bei den anderen Märchenhaften, Traumgebilden, bin ich aus oder wahrscheinlich gar nicht eingestiegen und habe nur gedacht, uje uje uje, um was geht es da?
„Felicitas Hoppe ist eine Erzählfundamentalistin“, schreibt die Zürcher Zeitung und mit dem bitterbösen, das in manchen Geschichten enthalten ist, tue ich mir ebenfalls schwer.
Nun ja, nun ja, vielleicht sollte ich die Texte mancher Autoren nicht lesen, aber ich interessiere mich nun mal sehr für Literatur und Felicitas Hoppe wird ja sehr hochgelobt.
2013-12-27
Picknick der Friseure
2013-12-26
Weihnachtslyrik
Jetzt kommt ein bißchen Lyrik zur Weihnachtszeit kann das nicht schaden, obwohl keine Weihnachtsgedichte, sondern die Bersprechung zweier Haymnon-Bände, die im Sommer in der Abverkaufkiste beim Morawa gelegen sind und zwar zuerst C. W. Bauers „mein lieben mein hassen mein mittendrin du“, von dem es damals gleich zwei Bücher in den Kisten gegeben hat und auf den 1968 in Kärnten geborenen, in Innsbruck lebenden, war ich schon sehr neugierig, hat ihn mir doch Gerlinde Tamerl, glaube ich, auf der „Buch-Wien“ 2011 vorgestellt, da hatte er auch einen Preis oder ein Stipendium gewonnen, dann habe ich ihn heuer bei „Literatur und Wein“ in Göttweig gehört und auf der „Buch-Wien“ hat er heuer auch gelesen, allerdings aus einem neueren Gedichtband. Nun denn komm ich endlich dazu etwas von dem sympathisch lächelnden Dichter zu lesen und sie waren sehr interessant diese Gesänge an eine Geliebte, könnte man respektlos sagen, erzählt sich Bauer doch durch eine Liebe von der ersten Begegnung von der Fahrt im Schnellzug nach Italien, von dem Hotelzimmer, in dem sie nur auf Strümpfen geht, bis hin zu dem Tag, wo er sie dann, fünf Männer oder fünf Frauen weiter im Supermarkt sieht, wo sie immer noch dasselbe einkauft.
Und das ganze höchst poetisch, an die Gesänge des Herrn Naso erinnernd, manchmal in mit italineischen Wortbrocken garniert und am Schluß gibt es auch eine Erklärung beziehungsweise ein Nachwort von Niklas Holzberg, der da fragt „Müssen wir, um Bauers Gedichtsammlung adäquat interpretieren zu können, wirklich alles verstehen?“, der bekennt dann ehrlich, „daß ihm einiges im Dunklen geblieben ist.“
Mir wahrscheinlich auch, trotzdem habe ich die klare Sprache und die Mischung zwischen Heutigen und längst Vergangenen sehr genossen und freue mich schon auf das Lesen von Bauers Roman.
Vorerst aber kommen noch die Goldfische dran, denn es lag ja noch ein zweites Bändchen in den Kisten, nämlich Kurt Lanthalers „Goldfishs reisen um die halbe welt“ und das ist etwas ganz anderes, weil weit vergnüglicher, lustiger, die Reise, um einen Abraham Goldfisch, der fünfzig Mal in seinem Glas die Welt halb umdrundet und dabei mancherlei erlebt.
„Goldfish schwamm ins ueberall Goldfish war sich buckelwal“, heißt es da immer wieder, in leichten Abwandlungen.
Zwei Gedichte gibts auf Italienisch, Lanthaler ist ja Südtiroler, mit der entsprechenden Übersetzung im Anhang.
Dort gibts auch eine Erklärung des Autors, wie es zu den Gedichten gekommen ist und wo sie schon vertont oder aufgeführt wurden. Man kann sie, glaube ich, auch auf seiner Homepage nachlesen oder sie sich bei ihm unter „info@lanthaler, betreff:Goldfisch“ bestellen.
Informationen zum Autor, der 1960 in Bozen geboren wurde und schon einige Kriminalromane geschrieben hat, von dem ich einen gelesen habe, gibts dort sicher auch.
Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes
Jetzt kommt ein weiteres Juwel in Sachen Gegenwartsliteratur aus dem „Wortschatz“ in dem ich ja schon wahre diesbezügliche Schmankerln gefunden habe und sie mehr oder weniger schnell auflese.
Der Erzählband des 1982 geborenen Grazers für den er auch den „Preis der Leipziger Buchmesse“ bekommen hat, ist erst 2011 erschienen und wurde damls auch sehr prominent besprochen, inzwischen gibt es zwar den Roman „Indigo“, der, glaube ich, im letzten Jahr auf der Long- oder auch auf der Shortlist des dBps stand und den habe ich noch nicht gefunden und ein Gedichtband, habe ich bei Cornelia Travnicek gelesen, soll demnächst auch erscheinen. Also läßt sich für die weiteren Lesejahre trotz aller Buchbeschränkungspläne hoffen und von dem jungen österreichischen Nachwuchsautor habe ich wahrscheinlich 2007 das erste Mal gehört, als Ö1 Ausschnitte aus seinem bei „Residenz“ erschienenen Roman „Söhne und Planeten“ brachte, den habe ich dann 2008, glaube ich, am „Stattersdorfer-Flohmarkt“ gekauft, 2009 gelesen und komplizierter als erwartet gefunden. Dann ist es mit der Karriere des jungen Autors rasant aufwärts gegangen. Stand er ja 2009 schon mit „Frequenzen“ auf der Shortlist des dBP und wechselte von „Residenz“ zu „Suhrkamp“, den „Bremer-Literaturpreis“ hat er bekommen und 2008 einen beim Bachmannlesen.
Wie sind die „grotesken, skurrilen, gewalttätigen und immer wieder zärtlichen Geschichten“, wie auf der Buchrückseite steht? Sie sind genauso und erstaunlich verschieden. Einige gar nicht so kompliziert, wie nun erwartet, andere dagegen eher schon.
Das Titelbild ziert ein Mädchen mit kurzen Haaren im weißen Nachthemd, das mit aufgestützten Händen auf einem altmodischen Bett sitzt, hinter ihr ein großer Bär.
Also auch ein bißchen skurril und geheimnisvoll. So beginnt es dann auch mit „Milchglas“ einer sprachlich sehr anspruchsvollen Geschichte, die vom Erwachsenwerden erzählt und wie das ist, auf einmal ohne seinen Bruder im Zimmer zu schlafen, darüber, daß die Eltern streiten und man weiß nicht recht warum, dann natürlich von der Erstkommunion und den Mädchen in den weißen Kleidern, die man in der Kirche sieht, das Quälen Schwächerer kommt auch vor und am Ende, die Vision, wie der Pfarrer kommt und man muß die Kirchenscheibe aus Milchglas hinunterschlucken.
Überhaupt sind einige der Setz-Geschichten erstaunlich gewalttätig und Sadomaso-Sex kommt auch öfter vor. Da kann man sich natürlich fragen, was das mit Literatur zu tun hat? Wahrscheinlich schon werden die Kritiker wohl antworten und es sind auch nicht alle Texte so.
In der „Waage“ geht es um das Zusammenleben in einem Wohnhaus, da steht auf einmal eine alte Waage im Hof neben den Mistkübeln und der Hausbesitzer drängt alle Mieter sich abzuwiegen und schreibt das Gewicht auf einen Zettel und hängt ihn im Hausflur auf. Am Ende stellt sich der Erzähler auch auf die Waage und greift zu einem Stein, als ihm seine Frau und die Nachbarn aus den Fenster dabei beobachten.
„Die Visitenkarten“ sind dagegen „nur“ skurril und der Wirklichkeit entfremdet, wachsen aus den Visitenkarten einer jungen Managerin doch plötzlich Pestbeulen und der Gestank der daraus kommt, macht das Zimmer unerträglich, so daß sie das Geld mit der Pinzette angreifen kann.
Beim „Gespräch der Eltern in Hänsel und Gretel“ wird das Märchen nacherzählt, ein bißchen aktualisiert und Sex, ja richtig, Sex ist auch dabei.
Den gibt in der „Vase“ dagegen eher nicht, hier macht es Clemens J. Setz mehr psychoanalytisch und, daß er ein hervorragender Literaturkenner ist, geht auch aus den Geschichten hervor, steht da doch etwas von „Judith Hermanns eindimensionalen Figuren“ oder war das in einer anderen Geschichte? Es geht jedenfalls um einen berühmten Schriftsteller, der die Totenwache im Beerdigungsintitut bei seiner Mutter halten will und dabei einige Geräusche verursacht, obwohl man nachher keine Spuren einer Verwüstung findet.
In „Weltbild“ geht es um das, was ich Sadomaso-Sex nennen würde, da läßt sich eine junge Frau von ihrem Freund in einen Käfig einsperren und das treibt dann ein geschiedenes Paar, er Lehrer, in „Die Blitzableiterin oder Education Sentimentale“ noch viel bunter mit bestellten Prostituierten oder seinen Nachbarn und das ist nicht unbedingt das, was ich gerne lesen will, wenn ich mich mit Gegenwartsliteratur beschäftige, auch wenn es ein preisgekrönter Erzählband in der Geschichte enthalten ist, die von einem vielversprechender Nachwuchsautor geschrieben wurde.
Dann wirds wieder spannender, literarischer oder was auch immer.
„Die Geschichte „Mütter“, wo ältere Frauen auf den Strich gehen, um für Geld junge Burschen in ihre Wohnung zu begleiten, ihnen zu kochen, sie zu trösten und zutureden ihr Studium doch zu beenden, habe ich, glaube ich, schon wo gehört und die „Leiche“ hat Clemens J. Setz, wenn ich mich nicht irre, bei einer „Rund um die Burg-Veranstaltung“ gelesen. Da findet einer eine tote Frau und versteckt sie unterm Teppich, hinter dem Heizkörper etc, das ist wohl die Fanatsie des Dichter, denn man müßte, wenn einem das wirklich so passiert, im normalen Leben, die Polizei anrufen.
Clemens J. Setz hat, wenn ich mich wieder richtig erinnere auch etwas gesagt, wie er zu diesem Einfall gekommen ist.
Der der Titelgeschichte ist ihm irgendwie eingefallen und hat „Aha, Mahlstädter Kind!“, klingt gut gedacht und heraus ist ein Skulptur gekommen, auf die alle einschlagen, um den Ton die letzte Form zu geben. Ein Kiril eine Lea und ihre Katze kommen auch noch dabei vor. Kiril passt auf Leas Katze auf, während sie auf das Kind einschlagen geht. Ihre Nase wird dabei auch eingeschlagen, ein Motiv das in mehren Geschichten vorkommt und einen Albert auf den Kiril wohl eifersüchtig ist, gibt es auch.
Im „Das Herzstück der Sammlung“, wird es wieder skurril. Clemens J. Setz scheint ein ziemlicher Komiker zu sein, wie ich bei einigen seiner Lesungen oder Twitternachrichten merken konnte. Da gibt es die „Setz-Sammlung“, ein Archiv, in die ein junger Mann eine Besucherin führt, ihr die „Setz-Texte“ erklärt, auf einer alten Kaffeemaschine Kaffee kocht und erzählt, daß das Archiv geschlosssen wird, da gibt es aber ein Zimmer, in dem der Dichter im Gitterbett liegt und am Ende läßt sich die Besucherin noch in das Archiv einschließen.
„Condillac“ ist auch irgendwie seltsam oder so real, wie es eigentlich gar nicht sein kann. Da ist einer Hilfskraft einer Blindenbibliothek, die von Pädagoginnen besucht wird, die sich über taube und blinde Kinder unterhalten, die auch noch nichts fühlen können. Das ist schlimm und schrecklich, was macht man nur mit solchen Kindern?, etc.., am Schluß kommt von eine Anmerkung von einem französischen Philosophen Etienne Bonnot de Condilliac 1714-1780.
Im „Riesenrad“, wohnt eine junge Frau in einem solchen. Ihr belangloser Tag wird beschrieben, sie geht in die „Wheel-Bar“ Mittagesssen, trinkt Tee, hört Musik, wird von einem Techniker besucht und am nächsten Tag soll ihre Schwester mit ihren Söhnen kommen, die das Rad sehen wollen. Sie ruft sie aber in der Nacht an und sagt ihnen ab.
In „Charakter IV“ wohnt einer außerhalb des Planeten und will einem Roboter die Liebe zur Musik beibringen und in „Kleine braune Tiere“ geht es um einen Computerspielerfinder, während in „Die Entschuldigung“, eine Sekretärin einem Chef erzählt, daß der neue Mitarbeiter von seinen Kollegen gemobbt wird. Was macht man dagegen? Clemens J. Setzt ist dazu wieder eine sehr skurille Geschichte eingefallen, die man lesen sollte, wie wahrscheinlich das ganze Buch, des jungen vor Einfällen strotzenden Sprachmeisters, dem das Schreiben, wie ich behauptet würde, großen Spaß machte und vielleicht auch seine Leser und Kritiker dabei ein bißchen an der Nase herumführen wollte.
In den „24. Dezember-Weihnachtsgeschichten“ gibt es übrigens auch einen „Setz-Text“ zu lesen.
2013-12-25
Krematorium
Von Rafael Chirbes großen Gegenwartsroman „Krematorium“ habe ich während meines „2008-Frankfurter-Buchmessensurfing“, wie überhaupt auch von dem 1947 geborenen spanischen Autor, das erste Mal gehört und habe mir gedacht, das ist ein interessantes Buch, das würde ich gerne lesen. Aber ich kaufe mir ja keine teuren Bücher und damals gab es noch keine offene Bücherschränke, was sich glücklicherweise geändert hat. So ging ich irgendwann im Frühjahr, ich glaube es war, als ich zur „Elisabeth Freundlich Lesetheateraufführung“ ins Literaturhaus ging am „Wortschatz“, eine tolle Adresse für tolle Bücher vorbei und wurde fündig. Zwar ist es wieder ein sehr dicker vierhundertzwanzig Seiten Schinken, aber in den Weihnachtsferien habe ich ja Zeit und ich habe das Lesen nicht bereut, denn es ist ein interessantes Buch, das in starken sehr eindrucksvollen Worten, übersetzt von Dagmar Ploetz, anhand einer Familie von den Zuständen dieser Welt erzählt.
Die sind für mich zwar nicht wirklich etwas Neues, aber das Bild einer spanischen Küstenstadt, wird sehr eindrucksvoll gezeichnet. Da gibt es einen siebzigjährigen Bauunternehmer und Architekten Rubens Bertomeu, den Ich-Erzähler, der gerade seinen um zehn Jahre jüngeren Bruder zu Grabe trägt, deshalb heißt das Buch auch „Krematorium“, denn es wird eine Feuerbestattung, deshalb fahren alle hin und erzählen aus ihrem Leben, Rubens hat eine Tochter namens Silvia und die zwei Kinder und einen Mann, der ist Universitätsprofessor, dann gibt es noch die zweite Frau, die vierzig Jahre jünger, als der Patron und sehr ehrgeizig ist, er hat sie von einem Hotel oder einem Puff mitgenommen und nach dem Tod der ersten Gattin geheiratet, das Puff spielt auch eine große Rolle, denn in Spanien wurden an der Küste offenbar nicht nur sehr schnell und sehr billig, die Bauten hochgezogen, die jetzt in der Krise offenbar alle leer stehen, es kommt auch ein Club mit einer Russin namens Irina vor, von der einige von Rubens Handlanger, offenbar eine maffiaähnliche Struktur, fantasieren.
Rubens Bruder, früher ein Revolutionär, jetzt ein Ökobauer, ist offenbar an Krebs gestorben, seine zwei Ex-Frauen trauern um ihn, während Silvia, ihren Sohn Felix für den Ferienaufenthalt nach Schottland zum Flughafen bringt, es gibt dann noch einen schwulen Dichter, der sich zu Tode säuft, Silvias Mann schreibt über ihn eine Biografie und am Ende wird Monica die junge Frau schwanger, hat Silvia mit ihren Kindern ausgestochen und an den Rauchverboten, die plötzlich überalle herrschen, leidet der Zigarrenraucher sehr und eine alte Mutter, die von ausländischen Frauen betreut wird, gibt es auch.
Das alles wird sehr lange und sehr bedächtig in verschiedenen Kapiteln und verschiedenen Handlungssträngen mit verschiedenen Erzählstimmen erzählt. Es war für mich, abgesehen von dem spanischen Flair, nichts wirklich Neues und ein bißchen sehr sexistisch und aus männlicher Sicht ist es auch erzählt.
Es war aber interessant, eine spanische Erzählstimme kennenzulernen, die literarisch sehr belesen sein dürfte und von der es, wie ich auf einen Blog gelesen habe, demnächst ein neues Buch geben wird.
Alles Lametta
Weiter gehts am ersten Weihnachtstag mit den Weihnachtsgeschichten, die man an diesem ja auch lesen darf oder vielleicht gerade, weil man Zeit und Ruhe hat oder sie vielleicht am Abend unterm Christbaum lagen. In meinem Fall lag „Alles Lametta – Autoren feiern das Fest der Liebe“, herausgegeben von Susanne Rehlein, bei Piper, 2002, an dem Tag im „Wortschatz“, als ich, glaube ich von der Hauptbücherei mit der Stadt ein Buch Aktion, die ich mir von dort holte, gekommen war.
Neue aktuelle Weihnachtsgeschichten, da habe ich ja erst einen Band gelesen und wieder sind mir einige, nicht alle Autoren bekannt und wieder geht es ernsthaft, zynisch, idyllisch, traurig, besinnlich etc, durch das angeblich schönste bzw. wichtigste Fest des Jahrs in diesen Breiten. Und beginnt mit Hennig Ahrens Weihnachtsmärchen „ZORKOPORK oder: Deus absconditus“ würde ich mal sagen, so gar nicht weihnachtlich. Das verändert sich aber bei Antje Ravic Strubel, 1974 in Potsdam geboren, 2002 gewann sie beim Bachmannpreis und ein paar Jahre später habe bei der „Buchlandung“ ein paar Bücher von ihr gekauft. Vielleicht verändert es sich aber auch nicht, denn da verlangt ein Verkaufsleiter von der Erzählerin ein Konzept der „Auferstehung“ für seine Produkte „aber in echt“, so fährt sie zu einer Schulfreundin aufs Land, wird im Zug vom Schaffner nicht gesehen, sieht dann die Freundin nicht, obwohl sie mit ihr im Auto fährt und am Ende hat sie das Konzept und Weihnachten ist es auch.
Radek Knapp in Polen geboren, in Wien lebend, macht gleich weiter mit dem für ihn so typisch unterschwelligen Zynismus und schickt seinen Weihnachtsengel Walerian in eine Nobelvilla zuerst zu einem Luxuskind und dann in den Keller zu dem Großvater, der an Engel geglaubt und ich habe nur eines dabei nicht verstanden, wie er auf der Kärntnerstraße eine Frau vor einem Auto retten kann oder war das noch in Zeiten vor der Fußgängerzone oder ich weiß, bei Weihnachtsengeln und in Weihnachtsgeschichten ist alles möglich?
Bei Alex Capus „Fremde in Zug“ wirds dann doch besinnlicher, denn da reisen die Leute heim, die zwei Lehrerinnen nach ihren Einkäufen in ihr Dorf, der der den Zugsfahrplan koordinierte, zu seinen Eltern. Die Frau mit der er einmal in die gleiche Schule ging, tut das auch und im Zug begegnen sie einander.
Frank Goosen erzählt in „Jobs“ von einem, der zu Weihnachten in einem Buchgeschäft Bücher verpackt oder bei der Auskunft die Adresse des Weihnachtsmanns herausrücken soll, aber diese Auskunft gibt es ja in Zeiten des Internets, glaube ich nicht mehr und Paulus Hochgatter, neuer „Alpha-Hauptjuror“ und Kinderpsychiater führt, glaube ich, am Weihnachtsabend in die Portierloge des „Rosenhügels“, eine Neurologie, für nicht Wiener, wo man interessante Dinge erleben kann.
Der mir bisher unbekannte Christoph Peter bekommt von seiner „Platt“ sprechenden Großmutter einen ganz altmodischen „Pölter“ geschenkt, bevor sie stirbt, zieht ihn niemals an, als ihn seine Mutter aber in die Altkleidersammlung geben will, wehrt er sich dagegen und Silke Scheuermann, die auch einmal beim Bachmannpreis gelesen hat, erzählt in „Puppenwelt“ sehr eindringlich von den Leiden eines Mannes, der von seiner Freundin verlassen wird, für die Tochter seiner Schwester aber eine Puppenstube zimmern soll. Philip Tengler, ebenfalls noch nichts von ihm gehört, macht es wieder zynisch und zieht das, von dem „Frohe Weihnachten!“ ernsthaft erzählt, ein bißchen durch den Kakao. Aber man muß ja Weihnachten nicht feiern, wenn man es nicht mag, aber dann wird man wahrscheinlich auch keine Weihnachtsgeschichten lesen.
Und Nikola Anne Mehlhorn, die heuer beim Bachmnnpreis „durchgefallen“ ist und von der ich inzwischen ein Buch las, macht es in „Heiland“ tragisch. Da liest ein alter tauber Mann in einer Zeitung von einem Prozeß von einem Herrn Heiland und weil der einmal sein Nachtbar war, geht er mit seiner Frau hin. Der Herr Heiland war sexbesessen, hat es mit allen Frauen, auch mit seiner Nachbarin und seine Frau dadurch in den Selbstmord getrieben. Omma Jensen wird bei dem Verhör unruhig, rutscht herum, zum Glück fällt Oppas Hörgerät aus, so daß er den Saal mit seiner Frau verläßt, denn „man hat ja nichts von einem Prozeß bei dem man nichts hört und außerdem ist bald Weihnachten,oder?“
Dann geht es mit dem Schweizer Peter Stamm zu „Kinder Gottes“ und in die ehemaligen DDR zu einem Pfarrer namens Michael und einer sechzehn oder achtzehnjährigen namens Mandy, die schwanger ist und Stein und Bein darauf schwört, daß sie niemals nicht jemals mit einem Mann etwas hatte. Also sind wir bei der heiligen Familie, obwohl die kleine Sandra erst im Februar das Licht der Welt erblickt.
Kevin Vennemann erzählt in „Verstecken“ von einer Frau die sich zuerst an die Wand hängt und dann aus Lucians Leben verschwindet und der Leipziger Buch- und Bachmannpreisträger Georg Klein in „Leipholt“ von einem Monatstreffen der Supervisoren des „Verbands für Kriegsfürsorge“, die nur vegetarische Häppchen essen und nicht aushalten, die Leiterin des Hauses einen alten Veteranen vögelt.
Maik Lippert und Armin Senser haben Gedichte und das von „weihnachten 75“ erinnert mich natürlich an mein „Weihnachten 2000“ geschrieben in der Schreibwerkstatt der Gewerkschaft in die ich in dieser Zeit gerne gegangen bin.
In Gregor Hens „Lilac Heaven“, geht es um einen Machtkampf zwischen einem Sohn und einer Mutter. Der Sohn hat sich nach Amerika abgesetzt, die Mutter will, daß er zu Weihnachten auf Besuch kommt, da machen sie sich Kompromisse aus, wer den Flug bezahlt, wer mitkommen darf und ob der Bruder sein Weihnachtsmedly spielt oder nicht, beim Fleischfondue scheiden sich die Geister und so bleibt alles wie es war.
Und Monika Bittl macht es in „Bekenntnisse eines Gastwirts“ wieder schaurig skurril, da rüstet einer für eine schönes Weihnachtsfest für seine Gäste, stellt im Garten dafür ein Zelt auf, läßt die Putzfrau alle Hudstrümmerln entfernen, denn Hunde mag er nicht und auch keine Hundebesitzer, waren doch die als das Gasthaus noch seiner Mutter gehörte, die Stammgäste, jetzt hat er sich Rattengift auf einer Tierapotheke besorgt und beseitigt jedes Jahr, weil es ihm doch auch gut gehen soll, ein paar Hundebesitzer, bzw. läßt er die in seinem Kellner von seinen Hunden auffressen.
Stefan Beuse läßt in „Verschlußzeit“ Sophie an ihren demenzkranken Großvater denken. Sibylle Lewitscharoff erzählt in dieser Weihnachtsgeschichte vom „Ausflug der Fetten“, auch schaurig skurril und auch ein bißchen traurig und Norbert Zähringer ein dBp Longliststeher von dem ich, glaube ich, noch nichts gelesen habe erzählt in „Gute Tage“ von zwei Typen die sich um den letzten Computer streiten und entwickelt dabei vielfältige Szenarien, die alle schlecht enden.
John von Düffel, von dem habe ich einmal eine Vorschau gelesen und habe was auf meinen Leselisten erzählt in „Von den Jahreszeiten des Körpers“ von einem der sich zu Weihnachten „Leere Fußgängerzonen“ wünscht und an eine Patentante denkt, die immer Marizipankugeln schickt, obwohl er die doch nicht mag und keine Süßigkeiten ißt, so geht er ins Fißneßstudio und dort dann doch nicht hinein, um sich eine Packung Marzipankugeln zu kaufen und in diese gierig hineinzuschnuppern. So geht es dahin und durch das „Fest der Liebe“
Die 1959 geborene Susanne Riedel läßt in „Allah ist groß“ zwei miteinander im Zug fahren und sich ihr Leben erzählen und Mario Wirz erzählt von einem Kellner, der entlassen wurde, weil er seinen Kunden seine Telefonnummer zusteckte.
„Zu aufdringlich!“, befand der Wirt, jetzt sitzt er zu Hause und wartet auf die Anrufe und überlegt ob er sie weißhaarigen Zwillingsschwester zu Apfelkuchen mit Sahne“ einladen soll.“
Wenn wir soweit sind, haben wir uns durch eine Reihe skurrile, traurige, absurde und auch ein paar ganz traditionelle Weihnachtsgeschichten gelesen und können uns je nach Temperament und Laune daran erfreuen, das Buch aber genausogut zur Seite legen und versöhnlich denken „Weihnachten geht auch vorbei!“
Und kommt wieder im nächsten Jahr wieder, schreibe ich dazu und freue mich schon auf die Weihnachtsbücher, die ich dann im Schrank finden werde.
2013-12-24
Leseergebnisse und Weihnachtsgeschenke
Wie bin ich nun mit meinen Weihnachtslesemarthon vorangekommen?, werden meine Leser vielleicht fragen. Gut, denn nachdem ich eine Woche an Michael Köhmeiers „Abenteuer des Joel Spazierers“ gelesen habe, bin ich vorige Woche sehr gut vorangekommen, habe die Grillschen „New York Stories“, den Thomas Sautner, den Dietmar Füssel gelesen und bin am Freitag mit der Doris Knecht nach Harland gefahren. Dort warteten zweieinhalb Weihnachtsbücher auf mich, dann habe ich die Erzählbände von Felicitas Hoppe und Clemens J. Setz gelesen und gerade mit dem dritten dicken Schinken, nämlich Rafael Chirbes „Krematorium“ fertig geworden, so daß derzeit noch elf Bücher auf meiner 2013-Leseliste stehen, die acht, die ich damals Anfang Juli bei diesem „Morawa-Flohmarkt“ kaufte, dann die „Stadt-Ein Buch-Aktion“ und zwei Bücher, die mir der Alfred schenkte, das der Judith Gruber-Rizy und David Schalkos „Knoi“ und obwohl ich gar nicht mehr daran dachte, könnte ich, wenn ich zweimal täglich hundertfünfzig Seiten in der Badewanne lese, beziehungsweise je eines der dünneren Bücher, damit vielleicht bis nächsten Dienstag, auf jeden Fall aber noch in diesen Weihnachtsferien fertig werden. Michail Schischkins „Venushaar“ ist zwar noch ein dicker Brocken, steht aber als letztes bei den acht Büchern und für den „Chirbes“ habe ich auch nur drei Lesetranchen gebraucht.
So weit so gut, dann wartet auf mich schon die 2014-Leseliste, die derzeit hundertneunzehn Bücher eingetragen hat, ein bis zwei kommen von 2013 vielleicht noch hinzu und wenn ich mich dann streng pro Woche an je eines halte, bin ich bei ca hundertfünundsiebzig. Mehr will ich nicht eintragen und ist wahrscheinlich auch nicht zu schaffen.
Ich habe ja, meine Leser wissen es, schon wieder ernsthafte Bücherbeschränkungspläne und war seit dem Adventrundgang auch nicht mehr bei den Bücherkästen, in der Vorwoche ist nur das Buch vom Rudi Lasselsberger dazugekommen und will ab nun nur mehr ein wirklich gutes Buch pro Woche finden, so was, wie den Chirbes zum Beispiel oder eine Julyja Rabinowich und auch nicht mehr extra zu den Kästen gehen etc.
Trotzdem habe ich schon wieder neue Pläne und überlege, ob ich morgen zur „Seedose“ für das Wochenbuch fahren soll und dann könnte ich ja eigentlich, um den Hunderter, den mir meine Schwiegermutter zu Weihnachten schenkte, bei „Thalia“ in der Kremsergasse vier oder fünf brandaktuelle neue Bücher kaufen, die sich so schnell nicht finden lassen und die ich trotzdem lesen möchte, denn irgendwie habe ich ja auch ein schlechtes Gewissen, weil ich für meine Bücher so wenig zahle, wenn ich beispielsweise, die Facebookseite der Anna Jeller lesen, der „Thalia“ ist zwar nicht die kleine Buchhandlung, aber eine interessante Idee wäre das schon, meistens lege ich den Weihnachts- und den Geburtstagshunderter auf mein Konto, aber man soll ja sein Geld ausgeben, bevor es die Banken fressen, höre ich ja immer und einmal habe ich das auch schon so gemacht und mir einen Pullover, eine Jeans, etc gekauft und bin dafür zum Friseur gegangen.
Mal sehen, vor Freitag haben die Geschäfte nicht offen und eine andere Idee habe ich gestern auch geboren, nämlich die, daß ich im nächsten Jahr einen „Bücheradventkalender“, das heißt, jeden Tag ein Buch aus dem Schrank nehmen könnte und habe daraus auch eine „Nika, Weihnachtsfrau-Geschichte“ gemacht, wie sich das mit meiner dann sicher ebenfalls sehr vollen Leseliste machen läßt, weiß ich nicht, habe aber noch ein Jahr Zeit das herauszufinden. Ich könnte ja die noch ungelesenen Bücher lesen und mir den Rest holen, beziehungsweise, das, was überbleibt, wieder in einem Lesemarathon auflesen.
Denn der diesmalige war sehr spannend und man sieht, so leicht bin ich von den Büchern nicht wegzubringen, dazu interessieren sie mich zu sehr und dazu kommen sie auch zu leicht zu mir, obwohl mir der Alfred diesesmal angekündigt hat, mir heuer kein Buch zu Weihnachten zu schenken.
Ich habe mir auch keines gewünscht, stehen ja noch die Geburtstagsbücher ungelesen auf der 2014-Leseliste, dann habe ich gemerkt, daß er mir offensichtlich einen „Kindle“ oder ein „Tablett“ zu schenken plant, jedenfalls ist so ein Päckchen vom „bösen“ Amazon gekommen. Ich habe ja einmal ein E-Book von Matthias Brömmelhaus alias Bela Bolten gewonnen und meinen Gewinn nicht einlösen können, weil das auf meinen Laptop nicht geht und jetzt habe ich ein „Pocket Book“ mit neunundzwanzig meiner selbstgemachten Bücher und 532 andere, wie „Effie Briest“, Chares Dickens „Christmas Carol“, die meisten auf kyrillisch, ein paar deutsche, englische und französische sind auch dabei. Alte Bücher, die nichts kosten und mich auch nicht so sehr interessieren und ich bin ein wenig ratlos, was fange ich mit diesem Reader an? Meine Bücher kenne ich ja schon, kyrillisch, italienisch, französisch kann ich nicht lesen und die „Amazon-Weihnachtsgratsbücher“ die es vielleicht auch heuer wieder gibt, werde ich nicht darauf bekommen. Es ist aber ein faszinierendes Gefühl fünfhundert alte Bücher auf einer ganz leichten Scheibe in der Hand zu halten, wo ich mir gerade angewöhnen will, die alten Bücher aus den Schränken aus Platzgründen dort zu lassen, man sieht es ist nicht so einfach mit seinen Bücherschränkungsplänen, wenn man Bücher mag und sich für alles interessiert und von der Anna gab es wieder Badeöle, darunter eine „Kneipp- Weihnachtsbadekur“ mit Bratäpfelduft, die ich schon ausprobiert habe.
Der 24. Dezember
„Neue Weihnachtsgeschichten von deutschsprachigen Autoren der Gegenwart“, vereint in einem, 2011 bei Suhrkamp erschienen Taschenbuch, das Ende 2012 oder war es Anfang 2013 schon auf dem Thalia-Abverkaufstoß in der Kremsergasse lag und ein schöner Kontrast zu den Weihnachtsbüchern ist, die die Geschichten von Kästner, Dickens, Dostojewski, etc, erzählen.
Ein Generalthema gibt es auch, nämlich den „24. Dezember“ und so erzählen die zwanzig Autoren von Reinhold Batberger bis Gerald Zschorsch vom Weihnachtstag, der ja, wie am Buchrücken steht „alle Jahre wieder wie das Amen in der Kirche“ kommt, in verschiedenen Abteilungen und sie tun es wirklich erstaunlich anders, als Brecht, Kästner, Dostojewski, etc, wenn auch manche Geschichten dadurch depressiver, trauriger, vielleicht auch weniger effektvoller sind.
Ungewöhnlich sind manche auch, wie die von der heurigen Büchnerpreisträgerin, Sibylle Lewitscharoff, die in der Abteilung „Param Papapam“, was heißt das wohl?, von einer Weihnachtsnacht auf einer Eisbahn erzählt, die ein ehemaliger Theaterwissenschaftler mietete, um dort seine ehemaligen Kumpels zu treffen. Es kommen auch alle, was ich eigentlich schon sehr ungewöhnlich finde und am Morgen liegen alle erfroren aber auch irgenwie selig unterm Schnee begraben.
Dann heißt es „Es ist nur ein Datum“ und da erzählt, die mir bisher unbekannte Saskia Fischer, was auch in anderen Geschichten immer wieder vorkommt, von einer Patschworkfamlie, bzw. schmückt einer für sich selber das Bäumchen, kocht sich auch die Garnelen selbst, weil ihm die Freundin verlassen hat und bei ihrer neuen Familie feiern wird. So spricht er auch mit sich selbst und am Ende packt er die Anlage für das Söhnchen aus und spielt auch damit.
Andreas Maier geht in seine Vergangenheit zurück und Doron Rabinovici läßt einen Musiker eine Pianistin treffen, nimmt sie mit sich nach Hause, wo der chinesische Untermieter alles kitschig schön hergerichtet hat und ins Kino zu einem Bollywoodschinken gehen sie dann miteinander auch.
Gerald Zschorsch macht es wieder ein bißchen konventioneller und erzählt von einem, der am 24. Dezember um zwölf Uhr aus dem Lagertor in Gießen trat, vorher wurde er aus der DDR entlassen, jetzt hat er fünfzig Mark in der Tasche und weiß nicht recht wohin, so rennt er in ein Auto und die Frau, die ihn angefahren hat, fleht „Bitte bitte sei nicht tot!“
Dann gehts zur Abteilung „Heilige Nacht“ und da wird es bei dem 1946 geborenen Reinhold Batberger futoristisch, denn „Eines unserer europäischen Ämter möchte wissen, was hinter dem Wort „Weihnachten steckt“ In die Vergangenheit geht es dabei auch, denn zu Weihnachten gehören ja die Erinnerungen, wie es damals war, als es noch kein „Programm der Anti-Information“ und kein „Web 04“ gegeben hat.
Clemens J.Setz macht es in „Zauberlehrling“ sehr bedrückend. Da gibt es eine offenbar alleinerziehende Mutter mit einem computerspielsüchtigen Sohn und die beide leben auch zu Weihnachten in einer Horrorwelt, wo sie einander hassen, sich nicht verstehen und auch nicht miteinander sprechen können. Sitzt der Sohn doch vor seinen Spielkonsolen und verläßt sein Zimmer nur um vier Uhr früh, wenn die Mutter schon schnarcht und die schlecht sich aus der Wohnung, läuft die Stiegen auf und ab, mietet sich in ein Hotelzimmer ein. Dann gibt es auch noch einen Stromausfall und die Katastrophe beginnt.
In der Abteilung „Oh du Fröhliche“, läßt die Fried-Preisträgerin, Esther Dischereit, eine ehemalige Hausangestellte von den Weihnachten bei ihrer Familie erzählen: „Für mich hat die Frau Doktor einen bunten Teller vorbereitet und eine sehr schön gefaltete Tasche aus Papier dazugelegt. Sie wußte, daß ich diese runden gehäkelten Spitzendeckchen sehr möchte. Es kann aber auch sein, daß ich in diesem Jahr ein Deckchen aus umsäumten Brokat bekam.“
Wolfgang Weit erzählt in „Mehr Mayoran“ von „Weihnachten vor fünfzig Jahren.“
Die Geschichte der 1984 in Berlin geborenen Elisabeth Rank „Das große Tier“ ist ähnlich beklemmend, wie die des 1982 in Graz begorenen Clemens J. Setz.
Urs Fass erzählt in „Urbino“ wieder von dem Patchwork-Weihnachten, beziehungsweise von einem, der es haßt und daher an diesem Vierundzwanzigsten beschließt, alleine nach Italien zu fahren und dabei doch ununderbrochen an seine Familie und Weihnachten denkt und die 1979 geborene Anna Katharina Hahn, die ich vom Bachmannlesen kenne, erzählt in „Wie ein Kaiser“, vom „Haus der Kindheit und der böhmischen Großmutter“, die sich von niemanden bei ihren Weihnachtsvorbereitungen helfen ließ.
„Do they know it Christmas time at all?“, heißt, die nächste Frage, die Kerstin und Sandra Grether zwei zwei Schwestern beantworten läßt, die in in dem hippen Berlin zusammen Weihnachten feiern. Da gibt es die Kindheitserinnerungen, wo die zwei solange spielten, bis der elterliche Streit vergessen war und jetzt suchen sie nach einem Geschenk füreinander, denn da gibt es eine Regel, es darf nicht viel kosten, muß schnell gefunden werden und was Besonderes soll es auch sein.
So kauft Greta für die Schwester zwei Katzen, denn so nennen die musikspielenden Schwestern sich und Ella hat auch etwas ganz Besonderes gefunden, nämlich einen Schlüßel für ein Studio, wo die beiden immer proben können, nur leider, leider ist das Haus dazu inzwischen abgerissen worden.
Im „Fest der Liebe“, erzählt die heurige Shortliststeherin des dBP Marion Poschmann deren Buch im nächsten Jahr auf mich wartet und „Doppelgängergeschenken“, das heißt von einem, der sich aus Vorsicht alles zweimal kauft und Susanne Fischer macht in ihren „Zwei Engel“, wiedermal betroffen, erzählt sie doch von einer, die zwei süße Zwillingsschwestern hat, zwei richtige Herzerln, die sich ihren Spaß daraus machen, der Schwester die Weihnacht zu verderben, in dem sie an diesem Tag immer ganz „zufällig“ krank werden, das heißt, die Masern, die Grippe oder die Plattern bekommen.
Dann erzählt Michael Scharang von seiner Großmutter und am Schluß gehts in die „Zwölfte Nacht“, das heißt zu zwölf experimentellen Kapiteln, des 1963 in Südtirol geborenen Oswald Egger, den ich glaube ich schon mal in der „Alten Schmiede“ hörte und nun hinein in den vierundzwanzigsten Dezember, in den Tag der Aufregung, des Wartens, der Nacht mit den Geschenken und was sonst noch dazugehören sollte.
Ich wünsche allen meinen Lesern ein frohes Fest und kann das Buch, wenn es zufällig im Schrank oder unterm Christbaum liegen sollte, sehr empfehlen!
2013-12-23
Bücheradventkalender
Dreiundzwanzigster Dezember neunzehn Uhr achtundfünfzig und das Weihnachtsfraukostüm, der rote Samtanzug und die Mützte mit der weißen Bommel flog in hohen Bogen in den Spind.
„Uff!“, seufzt Nika schon wieder in den Jeans und im schwarzen Pulli.
„Fast geschafft und nur noch morgen einmal bis zwei Uhr Nachmittag, als alter Mann mit Bauch verkleidet auf die Straße. Uff, seufz, stöhn und dann hinein in die Weihnachtsfreude, in die Ferien und danach in die Arbeitslosigkeit oder in das Institut zur Dissertation über den größten Grantler aller Zeiten, um zu Ostern als pelzigbraunes Häschen mit der Karotte und den Ostereierkörbchen aufzutreten. Der Herr Magister hat es mir versprochen! Aber zuerst noch einmal einen halben Tag lang Bonbons und Zuckerl verteilen und dann hinein in die Weihnachtsfreude!“, dachte sie weiter, schloß den Spind ab, steckte den Schlüßel in die Tasche ihrer blauen Jacke und setzte die eigene Mütze auf, die weiß mit einem roten Rand war und sinnigerweise so ein glitzernden Sternchen in der Mitte hatte. Es war aber keine Weihnachtsmütze, hatte sie sie sich doch schon im November aus einer Sonderangebotskiste eines dieser billigen Groschenläden gezogen, in denen man als umweltbewußte Person zwar nicht einkaufen sollte, einer prekär beschäftigten Studentin aber nicht viel anderes überblieb. Und ein Geschenk für die Schwester und die Eltern hatte sie auch noch zu besorgen und schön in Geschenkpapier zu verpacken. Sie selber sollte auch nicht zu kurz kommen, obwohl sie schon so müde war. Sehr müde war sie, da gab es keinen Zweifel, die Kinder und deren Mütter hatten sie an den letzten Wochenenden sehr genervt. Aber jetzt kamen die Weihnachtsfeiertage, da blieb der Weihnachtsfrauanzug im Kasten und sie konnte zu Hause im Bett liegen bleiben und ihre Bücher auflesen, beziehungsweise die Adventkalenderfenster öffnen, mit denen sie Weihnachtsfrau bedingt im Rückstand war und übermorgen am fünfundzwanzigsten Dezember, würde sie, wenn sie von dem elterlichen Festessen zurückgekommen war, zum offenen Bücherschrank gehen und sich selber eine Weihnachtsfreude machen, wie sie auch im Dezember an fast jeden Tag zu dieser Aktion zur Belebung des öffentliches Raumes hingegangen war und sich ein kostenloses Büchlein auf dem Schrank gezogen hatte. Das war nämlich heuer Nika Weihnachtsfrau literarischer Adventkalender, der Germnistin war nichts besseres einfgefallen, als sich seit ersten Dezember jeden Tag ein Buch aus dem Schrank zu ziehen und diese Ausbeute im Wohnzimmer neben dem Adventkranz aufzustapeln und auch jetzt würde sie zum Schrank gehen und sich das dreiundzwanzigste Buch, was es da wohl geben würde, aus dem Kasten nehmen, damit damit in die Badewanne und lesen, lesen, lesen!
Zweiundzwanzig andere lagen schon am Tischchen neben dem Adventkrank und die vielbeschäftigte Weihnachtsfrau war nicht dazu gekommen alle aufzulesen. An denEinkaufswochenenden war oft nicht einmal Zeit gewesen hineinzuschauen. Das würde dann ab übermorgen bis zum Jahreswechsel, den sie mit ihren Freunden und ihrer Schwester brav bei Sekt und Glühwein am Silvesterpfad verbringen würde, ein Festlesen werden. Würde sie doch ab fünfundzwanzigsten bis zum eindundreißigsten Dezember zu Hause bleiben und lesen lesen.
Morgen würde sie sich nach der Arbeit und dem Besorgen der Geschenke für die Schwester, sowie der Mama und des Papas sich noch ein Büchlein holen und am fünfundzwanzigsten soviele, wie sich finden ließen und dann lesen lesen lesen, im Bett, in der Badewanne bei Kerzenschein und sich zum Mittag eine schnelle Mahlzeit aus dem Eiskasten machen. Sie würde bis zum Silvestertag schon nicht verhungern und die liebe Mama würde ihr, da war sie sicher, auch die Reste des Weihnachtsschmauses und einen Berg duftender Weihnachtskekse mit einem Geschenkkorb voll Obst und Konserven, damit die lesewütige Tochter nicht verhungerte, mitgeben.
Lesen lesen lesen, was sollte eine Germanistin und Ex-Weihnachtsfrau denn anderes tun, bis sie sich wieder im April als Osterhäschen verkleiden würde.
Lesen lesen, auch wenn die kleinen Buchhändler stöhnen würden, weil Nika sich nicht an ihrer Bücher-Guerilla-Aktion gegen den bösen Internethändler beteiligte, sondern sich am Bücherschrank bediente und da ihren Adventkalender bis zum Jahresende in aller Ruhe auslesen würde, wenn niemand mehr „Mach mal schön Cheese, Mäxchen und gib der lieben Weihnachtsfrau die Hand!“, sagen würde.
Und die Vorfreude war ja bekanntlich die schönste, so würde sie sich auf den Clemens J. Setz freuen, der halbgelesen am Bettkästchen lag und jetzt hatte sie sich, ehe sie es sich versah, auch eine uralte Pearl S. Buck aus dem Schrank gezogen.
„So etwas lesen Sie, Fräulein!“, hatte der ältere Mann zwar verächtlich zu ihr gesagt, der sie dabei beobachtet hatte. Aber sie hatte fröhlich mit dem Kopf genickt und „Natürlich, warum nicht geantwortet?“
„Und Wolfgang Herrndorfs „Sand“ wartet zu Hause noch auf mich, wenn Sie es genau wissen wollen, denn den habe ich gestern im Schrank gefunden und bin noch nicht zum lesen gekommen. Dafür habe ich Marlene Streeruwitz „Schmerzmacherin“ und Rafael Chirbes „Krematorium“ schon gelesen. Kennen Sie diese Bücher und haben Sie sie vielleicht selber in den Schrank gestellt, so daß ich Ihnen für die freundlichen Adventgaben herzlich danken kann!“, fragte sie fröhlich weiter, aber der Mann mit dem strengen Lehrerblick war schon verswunden.
So steckte sie Pearl S. Bucks „Gute Erde“ fröhlich in den Rucksack und überlegte, was sie sonst im letzten Monat noch gefunden hatte und was auf dem Tisch im Wohnzimmer neben dem Advenzkranz noch auf sie wartete. Ein Bücheradventkalender war schon etwas Schönes und wenn sie nicht darauf vergaß, würde sie sich nächstes Jahr wieder einen solchen beschweren und jetzt hatte sie auch noch eine Idee bekommen. Wolfgang Herrndorfs „Sand“ hatte sie im Schrank gefunden und morgen würde sie, im Kostüm der Weihnachtsfrau für die Schwester, wenn es sich ausging, daß sie damit rasch zum Libro laufen konnte und der es lagernd hatte, sein berühmtes Blogtagebuch „Arbeit und Struktur“ besorgen. Denn um in Anna Jellers Fachgeschäft zu gehen, war eine Weihnachtsfrau zu beschäftigt. Aber jetzt rasch, rasch nach Hause. Sich selber einen Punsch aufbrühen, mit Rotwein, Orangensaft, Zimt und Nelken und sich dann mit dem Clemens J. Setz in die Badewanne legen. Ja, richtig ein Buch mit Weihnachtsgeschichten war am achten Dezember im Schrank gewesen, von denen sie noch nicht alle gelesen hatten, die würden morgen, übermorgen oder in den nächsten Tagen an die Reihe kommen.
Aus der Serie „Nika, Weihnachtsfrau“, die nächstes Jahr vielleicht ein Adventkalender werden wird. Ein Schmankerl gibt es davon schon jetzt zu finden und in den „Dreizehn Kapitel“ wird es auch eines davon geben.
Frohe Weihnachten!
Irgendwann in diesem Jahr lag im Schrank etwas ganz Besonderes, nämlich ein kleines rotes Büchlein, mit Plastik überzogenen und einem Weihnachtsmann mit Sack und Pack und Christbaum am Cover.
„Wissenswertes und Unterhaltsames rund ums Weihnachtsfest“ von einer Barbro Garenfeld, nähere Autorenangaben gibt es nicht, nur der Hinweis, daß alle Informationen und Rezepte des Buchs sorgfältig geprüft wurden, Autorin und Verlag aber nicht für eventuelle Fehler haften würden.
Also hinein in die Informationen rund ums Thema Weihnacht. Ehe ichs vergesse, herrlich nostalgisch bunte Illustrationen mit dem herzigen Christkindlein, etc, gibt es zu den einzelnen Abschnitten auch und am Anfang ein „Ex libris“ Schildchen, wo man seinen Namen eintragen kann.
Dann kommt das Vorwort und ein Adventgedicht von Rainer Maria Rilke. „Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt“,bevor auf der nächsten Seite, zwei Dienstmädchen vielleicht mit ihren Binkerln und einem Regenschirm am Stand eines Weihnachtsmarktes zu sehen sind.
„Advent“ heißt Ankunft“ steht auf der vorigen Seite und auf der nächsten werden wir belehrt, woher der Adventkranz stammt, den es inzwischen in jedem Haushalt gibt.
„Vierundzwanzig Wartetage“ heißt das nächste Kapitel und da geht es um die Adventkalender, die es inzwischen auch schon überall gibt, mit und ohne Schokolade, mit Geschenken zum Herausnehmen, zum Selberbasteln etc.
Der Ursprung geht auf den Verleger Gerhard Lang zurück, der 1904 den ersten gedruckten Adventkalender am deutschen Markt herausbrachte.
„Spekulatius und andere Spitzbuben“ gibt es natürlich auch, wieder mit einem schönen Bildchen aus der vergangenen Zeit und den entsprechenden Rezepten zum Nachbacken.
Barbarazweige gibt es im Winter und die gehen auf die heilige Barbara zurück, wenn man am vierten Dezember Kirschzweige in die warme Stube stellt, beginnen sie zu blühen und das dazu passende Liedchen, „Es ist ein Ros entsprungen“, kann man auch gleich singen.
Dann natürlich die „Adventstimmung am Weihnachtsmarkt und den heiligen Nikolaus, der den Kindern Äpfeln, Nuß und Mandelkern bringt, nur leider oftmals mit dem Weihnachtsmann oder Santa Claus verwechselt wird und der wird oft mit Coca Cola zugeschrieben, beziehungsweise, hat sich diese Firma, den dicken Mann im roten Anzug mit der roten Nase für Werbezwecke ausgeborgt. Der heilige Nikolaus war aber ein Bischof und wurde früher auch vom Krampus begleitet und die Rutenstreiche sollten nicht Strafe, sonder Fruchtbarkeit bringen.
In Schweden zündet die heilige Lucia die Lichter an, das ist eine ähnliche Heilige, wie bei uns die Barbara und die Kinder tanzen um den Baum, beziehungsweise bringt am dreizehnten Dezember die jüngste Tochter im weißen Kleid das Licht in die Familie, wie wir spätestens aus den „Ikea-Katalogen“ erfahren. Glögg trinken die Schweden dazu, da gibt es ein passendes Rezept, dazu wird „Lusekatter“, gegessen, auch zum Nachbacken empfohlen.
Dann gibts den „Tannenbaum“ und Peter Rosegger hat dazu die passende Geschichte geschrieben und natürlich die Weihnachtskrippen, beziehungsweise den „Traum vom Christkind“, denn das gibt es ja auch neben dem Weihnachtsmann und dem Santa Claus, der mit seinen Renntieren vom Norden kommt, am Nordpol oder in Grönland lebt und mit seinem dicken Bauch oft im Kamin stecken bleibt.
Wer die „Weihnachtsgeschichte“, Lukas 2 1-20, für den Christbaum haben will, kann sie auf Seite vierundvierzig lesen.
„Es begab sich aber zu der Zeit…“
Und ums Schenken und Beschenktwerden geht es zu Weihnachten natürlich auch. Da schreibt man sein Brieferl ans Christkind und kann es zum Beispiels ans Sonderpostamt „Christkindl“ in Steyr schicken, wo es bearbeitet wird, falls es von der Post noch nicht eingespart und wegrationalisiert wurde, was dann wohl ein Fall wäre, wo Verlag und Autorin keine Haftung übernehmen.
„Gibt es einen Weihnachtsmann?“ hat 1897 Virginia O Hanlon die „New York Sun“ gefragt und der Herausgbber hat ihr das so schön beantwortet, daß sein Brief jedes Jahr, bis 1950, als die Zeitung eingestellt wurde, auf der Titelseite abgedruckt wurde.
Und das berühmte „Stille Nacht, heilige Nacht“, inzwischen schon in alle Sprachen übersetzt, kommt aus Österreich und wurde 1818 von H.Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber getextet und komponiert.
Dann gibt es noch wissenswertes zum „Heiligen Abend, dem ersten und den zweiten Weihnachtsfeiertag“, mit der Aufzählung der Rezepte, was wann und wo die Leute essen und wann wer die Geschenke bekommt. In Spanien und in Italien erst ein paar Tage später, in Portugal können sich die Kinder schon früher freuen und Bratäpfel mit Schneehaube“ schmecken sicher allen gut. Man muß die Äpfel mit Preiselbeeren und Rum füllen, mit Butter bestreichen, in eine feuerfest Form geben und zwanzig Minuten bei 200 Grad braten, bevor man ihnen eine Schneehaube aufsetzt.
Und so habe ich mich durch das kleine Büchlein geschmökert, das selbst ein schönes Geschenk und Anblick ist und viel wissenswertes über Weihnachten erfahren, das für mich, obwohl ich ja nicht glaube und auch kein Konsumtyp bin, nicht zuletzt dank der vielen Weihnachtsbücher, die sich in den offenen Bücherschränken finden lassen, für mich immer etwas Schönes ist.
2013-12-22
Besser
Weiter gehts mit der Leseliste und der österreichischen Literatur, der großen und der kleinen und Doris Knechts Roman „Besser“, den mir der Alfred im Frühjahr signiert von einer „Thalia-Lesung“ brachte, gehört sicher zu der größeren, ist die 1966 in Vorarlberg geborene „Falter-Chefredakteurin“, die mit „Gruber geht“ auf einer Longlist des dBps stand, ja eine Szenefigur und über den Roman, der ein bißchen warten mußte, bevor er an meine Lesereihenfolge kam, worüber sich der Alfred schon beschwerte, habe ich widersprüchliches gehört.
Eine oder einer der Supergurus auf einer der literarischen Soirees, die alles besser wissen, was Literatur schon oder nicht zu sein hat, meinte, glaube ich, es wäre eine Kolumnenansammlung und eine Schilderung des hippen Bobolebens am Yppenplatz, wo der Roman ja spielt.
Bei einem der Bücherblogs habe ich kürzlich eine euphorische Rezension gelesen und bei der letzten „Rund um die Burg-Veranstaltung“ habe ich die Autorin daraus Lesen gehört.
Den Eindruck von der Beschreiberin der Boboszene, hatte ich auch ein wenig und das ist es auch stellenweise. Irgendwo habe ich auch gelesen, daß es siebenundvierzig Kolumnen sind, in die der Roman sich gliedert und das stimmt ein wenig und dann auch wieder nicht.
Es sind keine Kolumnen, aber manchmal nicht immer, hervorragende Schilderungen der Boboszene aus denen die Autorin, wie ich ihr einmal unterstellen würde, auch kommt oder sie jedenfalls sehr gut kennt, innere Monologe der Heldin Toni Pollak und die hat eine Geschichte zu erzählen und tut das so, daß man von dem schicken hippen Boboleben sehr viel erfährt.
So beginnt es mit dem Festessen, das Adama, ihr Mann für seine Freunde zaubert, er kocht, sie darf ihm nur das Netz über den Braten spannen und wenn Adam, der Immbolienmakler halbjüdischer Abstammung für seine Freunde kocht, geht er auf den Naschmarkt, kauft einen Fisch, dann ruft er einen Freund und Szenekoch an und läßt sich von ihm erklären, wie man ihn zubereitet.
Scharf und pointiert schildert Toni das, sie hat zwei Kinder, Elena und Juri, fünf und zwei und so schildert sie auch den Alltag einer jungen Mutter sehr pointiert, wenn sich der Kleine auf den Boden wälzt, weil er keine Vanillecroissant mag und sie steht daneben, raucht einen Joint oder versichert ihn während sie ihm ein Pflaster auf sein „ganz großes Aua“ klebt, daß sie ihn sehr sehr lieb hat und die Toni ist eine sehr gute Mutter, auch wenn sie sich nicht dafür hält und sie hat auch eine scharfe Zunge mit der sie über die Bobofreunde Adams, die nun auch die ihren sind, herfällt, die zum Essen kommen. Über die, die ihre Nanny mitbringen, während sie das nie machen würde, sie bringt und holt ihre Kinder selber vom Kindergarten, nur die Hausmeisterin, eine Polin, die selbst ein kleines Kind hat, darf manchmal zwei Stunden bügeln.
Elena soll aber in eine Privatschule gehen, weil Toni Probleme mit ihrer Herkunft hat, während sich Adam nach dem er in katholischen Privatschulen traumatisiert wurde, sich das für sie gar nicht wünscht.
Dann gibt es noch einen schwulen Freund, den Moritz, der sein Medizinstudium kurz vor Abschluß hinwarf und nun psychiatrischer Krankenpfleger ist, der alles von Toni weiß, auch das, was sie ihrem Adam, der sie gerettet hat, nie erzählen würde und was sie durch das ganze Buch belastet, bis es endlich „Besser“ wird.
Die Toni hat nämlich eine alkoholkranke Mutter, war drogensüchtig, hat eine gute und eine böse Schwester, die böse hat Krebs und liegt im Sterben, hat die Toni aber als sie Hilfe brauchte, hinausgeschmissen und dann gibt es noch einen Mann, offenbar einen Jugendfreund, den sie in einem Taxi wiedersieht und der sie nun in ihrem Alltag vom Kindergarten in das Künstleratielier, sie ist Künstlerin, verfolgt.
Da gibt es eine hervorragende Szene, wo sie zu ihm hinaufgeht, die ganze Zeit denkt, daß sie noch umkehren kann, dann läutet das Handy und die Kindergärtnerin sagt „Die Kleine bricht, holen Sie sie doch ab!“ und wiedermal gerettet, als sie dann vom Einkauf kommen, läutet er an der Tür und sie kann sich noch schnell retten, in dem sie den Buggy in die andere Richtung schiebt und in die feinen Lokale mit Adam traut sie sich auch nicht recht, denn die Kellner dort könnten, ja erkennen, daß die Toni einmal selber Kellnerin war.
Das geht sehr lang dahin, bis sie einmal nach Hause kommt und Polizei vor dem revitalisierten Haus am Yppenplatz sieht, es ist aber nicht, wie sie befürchtet, etwas mit Adam oder den Kindern, sondern der Hausmeister hat die Hausmeisterin umgebracht und das kleine Kind war dabei, wurde im Blut der Mutter gefunden und Toni fühlt sich zuerst wieder schuldig, hat sie doch das letzte Mal, als Alenka bei ihr bügelte, einen blauen Fleck am Aug gesehen, wenn sie da gehandelt hätten…
„Sie sind nicht schuld!“, sagt die Polizistin und allmählich kommt Toni über ihre Vergangenheit hinweg und dahin, daß sie, als sich W. wieder bei ihr meldet, ihn nicht wegdrücken muß, sonder „Hei!“, zu ihm sagen kann.
Wie es mir gefallen hat? Schwer zu sagen, die dichten Schilderungen der Boboszene sind recht spannend und ein bißchen was ist mir davon auch bekannt, daß man nicht dick sein darf und, daß in Elenas Kindergarten keine dicken Kinder gehen, denn die gehören ja zur Unterschicht, die Freundinnen verlieren alle bald ihren Babybauch.
Das ist zwar sicher ein wenig überzeichnet, aber dicht erzählt. Manchmal erscheint die Toni unsympathisch, wenn sie zu sehr über die anderen lästert, sie ist aber eine gute Mutter, denke ich und der Alltag mit Kindern ist sicher auch sehr interessant und vielleicht nicht oft in Büchern zu finden, zumindest nicht in denen, die ich lese, dann dachte ich, daß die Geschichte der Tonimit ihren Schuldgefühlen vielleicht doch ein bißchen banal und kitsch ist und sowas, natürlich ohne den hippen Bobohintergrund, auch bei der Courths-Mahler steht, aber gut erzählt und spannend und so ganz unähnlich schreibe ich vielleicht auch nicht, auch wenn meine Figuren im allgemeinen ein wenig weiter unten angesiedelt sind.