Literaturgefluester

2013-12-21

Weihnachtslesemarathon

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:39

Am stärksten ist die Vorfreude auf den Weihnachtslesemarathon den ich nächste Woche einlegen muß, denn auf der 2013 Leseliste stehen ja noch siebzehn ungelesene Bücher. Da war die Gier oder der Appetit wohl größer als der Magen, würde meine Mutter jetzt höchstwahrscheinlich sagen. Ich antworte, man kann sich eben nicht alles so genau einteilen und 2013 habe ich gelesen, wie nie zuvor, denn beim Essen kommt der Appetit und vor den Bücherschränken, die Lust aufs Lesen.Und als ich Anfangs Juli in die Alte Schmiede ging und beim „Morawa-Flohmarkt“ einen Großeinkauf machte, da habe ich mich wohl überschätzt, als ich das alles noch 2013 lesen wollte.
Ob sich das ausgehen wird? Wohl kaum oder nur mit größter Mühe, denn Rafael Chirbes „Krematorium“ und Michail Schischkins „Venushaar“, sind zwei dicke Brocken, aber von beiden Büchern habe ich beim Frankfurter Buchmessensurfen das erste Mal gehört und natürlich zugegriffen, als ich das eine im Schrank und das andere in der Flohmarktkiste fand. Ja, so geht es mir und so war der Büchersack sehr angefüllt mit dem ich in meine Harlander Weihnachts- und Winterfrische aufbrach und zu Weihnachten einen Lesemarathon machen ist sicher nicht das Schlechteste, was es gibt.
Ganz im Gegenteil, kann man sich da ja genüßlich am Abend und des Morgens in der Badewanne räkeln und dazwischen ein bißchen an der eigenen Buchproduktion korrigieren. Das muß und sollte auch sein, denn die „Verbrüderung“ wird ja das dreiunddreißigste Selbstgemachte und das ist eine schöne Ausbeute bei über vierzig Jahren Schreiben abseits des Literaturbetriebs und auf der vollgefüllten 2013 Leseliste, die dann am 31. Dezember zwischen 160 und 170 Bücher stehen hat, gibt es wahre Schmankerl, finden sich im „Wortschatz“ und auch anderswo wahre Schätze.
So habe ich 2013 von Robert Schindel sowohl „Gebürtig“ als auch „Der Kalte“ gelesen. Marjana Gaponekos „Annuschka Blume“, „Wer ist Martha“ wird dann erst im nächsten Jahr kommen, das ging nicht mehr auf die 2013 Leseliste, ebenso nicht, wie Margarita Kinsters „Mittelstadtrauschen“, das ich der Anna zum Geburtstag abgeschwatzt habe und Marion Poschmanns „Die Sonnenposition“ von der Shortlist des dBps.
Aber 2014 erwarten mich ohnehin noch manche Schätze, wie Richard Fords „Canada“ und Sylvia Plaths „Die Glasglocke“, zwar die alte Ausgabe, aber die neue wird noch nicht in den Bücherschränken liegen und so habe ich 2013 auch die alte Übersetzung des „Meisters und Margarita“ gelesen und war begeistert.
Also viele Lesepläne für das neue Jahr und da den festen Vorsatz mich diesmal wirklich auf ein neues Buch pro Woche zu beschränken, so daß die Leseliste nicht wieder platzt und nicht zu schaffen ist. Möglichst wieder viele Schmankerln und besondere Bücher sammeln und jetzt lesen, was noch zu lesen ist. Drei Weihnachtsbücher gibt es da ja zu „Bearbeiten“ und da sind zwei Bände von neuen Weihnachtsgeschichten von zeitgenössischen Autoren dabei und das wird besonders spannend und dann die Schmankerln, die sich 2013 angesammelt haben und da hat mir ja der Alfred wieder das Besondere gebracht und drängt zum endlich lesen, gibt es da ja Doris Knechts „Besser“, das schaffe ich in diesem Jahr, bei David Schalkos „Knoi“ und Judith Gruber-Rizys „Schwimmfüchslein“ bin ich mir da nicht so sicher.
Aber bis zum „Krimatorium“ sollte es sich ausgehen, denke ich mir. Der Christoph W. Bauer wäre dann die Zugabe vom „Morawa-Flohmarkt“, den Tiroler Autor wollte ich schon immer lesen, was ich nicht schaffe, geht ins nächste Jahr und ich lasse die Bücher in Harland, weil ich in Wien keinen Platz mehr dafür habe und ich ein neues Bücherregal brauche.
In Harland ist auch Platz dafür, wenn wir im Wohnzimmer den großen alten Kasten ausrangieren. Lesemarathone, eine Idee, die ich dem Netz entnommen habe, sind etwas Spannendes, in der Sommerfrische, habe ich sie mit dem Fahrrad entlang der Traisen unternommen, im Winter wahrscheinlich mehr im Bett und in der Badewanne.
Ich bin ein Badewannenlesetyp und einige sehr spannende Bücher aus den „Thalia-Abverkäufen“, werden 2014 auch noch an die Reihe kommen, so freue ich mich auf Jan Kossdorfs „Spam“, das schon lange wartet, aber auch auf Judith Zanders „Dinge, die wir heute sagen“, Jens Sparschuhs „Zimmerspringbrunnen“ und Peter Stamms „Sieben Jahre“, die „Agnes“ folgt dann erst ein Jahr später und 2015 warten überhaupt sehr viele spannende Bücher, die ich 2012 beim „Augustin Flohmarkt“ erstanden habe.
Ist es sinnvoll so lange Leselisten zu führen? Die meisten werden wohl den Kopf schütteln. Ich freue mich aber auf das Lesen der nächsten zehn Jahre, wo ich manches Ungelesene aufarbeiten werde, das schon von den Zeiten wartet, als es noch die Büchertürme bei der „Literatur im März“ gegeben hat.
Jetzt habe ich ja alles oder das meiste aufgeschrieben, damit nichts verloren geht und von den „Büchergilde Gutenberg-Ausgaben“, die ich von meinen Eltern erbte, warten auch noch einige Traven, Pearl Bucks, etc. Die Sigrid Unset habe ich jetzt ja so ziemlich aufgelesen, also auf in das fröhliche Weihnachtslesen und in das neue Lesejahr! Ich freue mich darauf und auch, wenn ich den SUB-Abbau ein wenig schaffe, aber auch da bin ich zuversichtlich, daß es beim zweiten Anlauf mit einigen Tricks und Hilfen nach und nach gelingt.

2013-12-20

Zum hundersten Geburtstag von Heinz Conrad

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:21

Heinz Conrad wäre am 21. Dezember hundert Jahre geworden, deshalb gab es in der Wien-Bibliothek, die den Nachlaß hütet, eine Gedenkveranstaltung und normalerweise wäre ich wohl nicht dorthin gegangen, denn Heinz Conrad, nein, der interessiert mich nicht, bin ich ja eine Intellektuelle, eine Linke, eine literarische Person, obwohl ich ja, wie die meisten Österreicher in den Fünfziger, Sechziger und Siebzigerjahren und solange ich einen Fernseher hatte, mit ihm und seinen „Guten Morgen“ und „Guten Abenden Sendungen“ aufgewachsen.
1977 bin ich ja von zu Hause ausgezogen und dann habe ich mir mir das „Was gibt es Neues?“, glaube ich, nicht mehr angehört. An ein paar Filme kann ich mich erinnern, wo er einen Wiener Stritzi spielte und einmal den „Liliom“ und natürlich einen Geheimagenten in den Sissi Filmen oder war das der Josef Meinrad?
Dann habe ich im Programm nachgesehen, daß es eine Gesprächsrunde mit Franz Schuh, Gütner Tolar, Georg Marukuns und Andrea Maria Dusl gibt, also auch höchst alternativ und intellekutel,l unter der Leitung von Günter Kaindlsdorfer und habe umdisponiert und was soll ich sagen, ich habe es nicht bereut, war das, was ich hörte, ja höchst interessant und Hermes Phettberg, den man auch nicht unbedingt Kleinbürgerlichkeit vorwerfen kann, war ebenfalls im Publikum.
Dafür fehlte die Dusl, was zwar schade ist, aber ich bin ja nicht unbedingt ein Dusl-Fan.
Sylvia Mattl-Wurm eröffnete und dann gab es drei Minuten einen Werbefilm wahrscheinlich aus den Sechzigerjahren im schönsten Schwarz-Weiß, wo ein junger Heinz Conrad mit dem typischen Schmachtgesicht die Vorzüge des Wieners besang und dann einem Grantler erklärte, daß es toll ist, ein solcher zu sein, wegen dem Wiener Wäschepaket, vom Hochquellwasser hat er, glaube ich, nichts gesagt, es gibt aber Volksschulen, Bürgerschulen, VHS und Kindergärten, etc, also hat Heinz Conrad auch für die Stadt Wien Werbung gemacht und Syvia Mattl-Wurm begrüßte im Publikum noch die Witwe Erika und die Tochter Uschy und Günter Kaindlsdorfer leitete die Gesprächsrunde ein.
Günther Tolar hat die Radiosendung betreut und beim „Liliom“ auch den Bahrenträger gespielt und von einem grantelten Heinz Conrad erzählt und dem, der seine Sendung total alleine inszenierte, während Günter Kaindlsdorfer das Heitere hinterfragte.
„Den grauen Tag nur hell zu sehen sind wir bereit?“
Ein Schönfärber also, ein paar Jahre nach dem großen Krieg, hat er seine Sendungen ja von 1946 bis 1986, wo er gestorben ist, gemacht und alle alle, Willi Resetarits, Franz Schuh etc, haben in ihren Kindertagen diese Sendungen gehört und sind mit ihnen aufgeachsen. Georg Markus hat die Legende zu seinem sechzigsten und dem siebzigsten Geburtstag interview.
Am Samstag, dem Tag des hundersten Geburtstag gibt es ein Feature in Ö1, das Günter Kaindlsdorfer gestaltete, davon gab es schon Ausschnitte und Günter Kaindlsdorfer stellte an Franz Schuh auch die Frage, wie das mit Thomas Bernhard sei, die, glaube ich, nicht beantwortet wurde, weil alle auf einen Filmausschnitt, wo Conrad ein Nestroy-Couplet sang und einen mit Hans Moser ein paar Wochen vor seinem Tod warteten.
Günter Tolar hat dann auch den grantigen und depressiven Conrad beschrieben, der auflebte, wenn man auf Sendung ging und sich sehr ärgerte, weil man sich über ihn lustig machte, daß er die Kranken und Soldaten auf dem Golan grüßte, aber als er es wegließ haben sich die Spitäler und das Verteidigungsministerium beschwert und als Heinz Conrad den „Liliom“ und etwas anderes spielte, hat ihn der große Hans Weigel sehr verissen, was sich der große Conrads sehr zum Herzen genommen hat.
Wird man in fünfzig Jahren noch Heinz Conrad kennen?, fragte der Moderator, ich fürchte, die Anna kennt ihn schon heute nicht und nachher gab es wieder Wein und Brot und schöne Gespräche mit den Stammbesuchern und am fünfzehnten Jänner im neuen Jahr wird in der Wien Bibliothek Gerhard Roth vorgestellt, was sicher etwas literarischer ist, meine Kindheit und Jugend aber ohne jeden Zweifel nicht so stark verfolgte.

2013-12-19

Fremdes Land

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:35

„Fremdes Land“, der dritte Roman des 1970, in Gmünd geborenen Thomas Sautners, ein Fund vom „Wortschatz“ habe ich eigentlich für den von dem jenischen Mädchen, aus dem ich ihm einmal bei „Rund um die Burg“ lesen hörte, ein Thema das mich eigentlich gar nicht so sehr interessierte, dann war es aber doch der Roman in dem es um die fernste Zukunft und um den Verlust der Freiheit geht, den Thomas Sautner auch bei „Rund um die Burg“ vorstellte.
Ein spannender Roman, mit dem ich die letzten vier Stunden in der Badewanne verbrachte, „1984“ und doch sehr vertraut und natürlich wieder sehr übertrieben, das show not tell, wurde, glaube ich, auch nicht sehr eingehalten, denn Thomas Sautner baut in seiner neuen Welt ein sehr komplexes System auf, das er sehr genau beschreiben muß und man muß aufmerksam lesen, um das alles zu verstehen, so daß die Rahmenhandlung dabei fast untergeht.
Da gibt es einmal Jack Blind, den Helden, der Name ist natürlich nicht zufällig gewählt und der doppt sich in der Nacht mit Träumen, in dem er alle zehn Minuten den Wecker stellt und sich aufwecken läßt, „Traumunkies“ nennt sich das. Im Eiskasten gibt es Gemüse und Früchtesäfte aus künstlicher Herstellung, weil alles andere zu ungesund wäre und wenn Jack sich nicht wohl fühlt, schluckt er „Feel good Pills“. Er wohnt in einem Dachausbau eines Hauses, wo sonst nur Sozialempfänger, Arbeitslose, Rentner, Sozialarbeiter, Alleinerzieher ect, die Underdogs halt. leben, Jack ist aber der künftige Stabschef des künftigen Präsidenten und fährt mit der U-Bahn zur Arbeit.
Da wird man ständig überwacht und wenn man seine P-Card nicht dabei hat, kommt die Security.
Weil Jack das beobachten will, fährt er eine Station zu viel, wird dann nach seinem Ausweis gefragt, als er die Entfernung des letzten Geldautomaten beobachtet, denn den braucht man in der schönen freien Welt nicht mehr und weil die Moslems, die separiert werden, einen Terroranschlag verübten, wird Jack auch in ein Beobachtungszimmer geführt und verhört.
Jack und sein Chef kandieren für das Volksbündnis, dann gibt es noch das Sozialbündis, aber dessen Chef dankt vorzeitig ab und wird dann auch noch ermordet, so daß Mike Forell sehr leicht Präsident wird.
Aber als er sein Amt antreten will und dabei Sekt trinkt und tanzt, was auch streng verboten ist, kommt eine siebzigjährige Beamtin, sagt, sie ist die Kabinettschefin und verlangt vom Präsidenten, das er etwas unterschreibt, womit er seine eigene Execution erlaubt.
Dann kommt noch ein „Vertreter“ genannter Herr und schwatzt dem Präsidenten vor, was er alles zum Wohl des Volkes tun soll, es geht da um die Implantierung von Sicherheits- und Gesundheitschips. Einen Kabinettchef der Übergewicht hat und sein Gesundheitsprogramm nicht erfüllt gibt es auch noch und dann natürlich die Terroristen. Zuerst sind das die Moslems, gegen die das Land im Krieg liegt, dann aber die LBs, die sogenannten „linken Brigaden“, die Flugblätter verteilen beziehungsweise herumsprayen, daß das Volk entmüdigt ist, während der Vertreter dem Präsidenten etwas von Umfragen vorschwämt, das die Leute ja sehr gerne diesen Chip haben wollen und ihm außerdem vorschlägt, sich ihm selbst implantieren zu lassen.
Jack Blind hat noch eine Schwester namens Gwendolyn, die ihr Soziologiestudium abbrach, bevor es verboten wurde und nun als Altenhelferin jobbt, sie ist, wie Jacks Vater, ein Siebzigjähriger, der nicht bis achtzig arbeiten will und dafür Strafzahlungen in Kauf nimmt, für die Freiheit und wird auch bald als Haupt der LBs verhaftet, soll exekutiert werden. Nur der Chip kann das verhindern, für den will sie sich aber nicht „entscheiden“, will sie ja nicht entmündigt werden.
Am Schluß wird auch noch Jack verhaftet und der Leserin raucht der Kopf. Dabei ist es ja gar nicht soviel Unbekanntes, was sie da gelesen hat, das meiste ist ja nur ganz leicht übertrieben und der Wirklichkeit nur um eine klitzekleine Spur voraus und dann ist das Ganze wieder zu viel und zu dick aufgetragen und auch ein bißchen zu mühsam zu lesen, um spannend zu sein.
Das Buch wurde dennoch in einem Zug durchgelesen und man bleibt mit einem sehr unguten und sehr hilflosen Gefühl zurück und der dreiundvierzigjährige Autor, der seine ersten beiden Bücher bei „Picus“ verlegte, das dritte und das vierte, „Der Glücksmacher“ aus dem ich ihn bei „Rund um die Burg-Neu“ lesen hörte, bei „Aufbau“ erschienen, wird am Buchrücken als österreichischer Bestsellerautor bezeichnet und scheint ein ähnlicher Aufsteiger, wie beispielsweise Reinhard Kaiser- Mühlecker zu sein, der der Genren wechselt, von den Jenischen bei „Fuchserde“, über Intrigen und Inzest in „Milchblume“, über die „schöne neuen Welt“ in „Fremden Land“ über die „Glücksmacher“ schreibt, zuletzt ist wieder bei „Picus“ ein Band über das Waldviertel erschienen, über den sich staunen und sich wundern läßt.
Aber Österreichs Literaturlandschaft ist reich von literarischen Talenten, denen mehr oder weniger große Aufstiege gelingen und dank der „Offenen Bücherschränke“ und der „Rund um die Burg Veranstaltungen“, kann ich sie auch kennenlernen.

2013-12-18

Der Sohn einer Hure

Filed under: Uncategorized — jancak @ 08:18

Jetzt kommt das zweite Buch von Dietmar Füssel in diesem Jahr, der mir ja nach seinen Gewinnspielen, immer seine Bücher schickt, so daß ich schon sehr viele von ihm gelesen habe und bei der Präsentation seines satirischen Romanes, aus dem Ludwig Roman Fleischer so hervorragend gelesen hat, war ich vorige Woche, obwohl ich satirische Romane an sich gar nicht so mag, aber Dietmar Füssel ist unbestritten ein Meister seines Fachs und so hat mich die Geschichte von dem Arschloch Johann F., dem schlechtesten Schriftsteller aller Zeiten, am Ende irgendwie mitgenommen und vor allem, das, was er über das erfolglose Schreiben schreibt, trifft und betrifft mich auch.
In kurzen Kapiteln mit schwarzen Überschriften treibt der Meister seine Satire zur Spitze, in der der erfolglose Schriftsteller, der der Sohn einer Hure ist, sich im ersten gleich als Arschloch bezeichnet und der deshalb so am Sand ist, weil ihn seine Geliebte verlassen hat, das ist aber vielleicht gar nicht so schlimm, erstens weil sie auch eine ziemliche Egoistin und ziemlich unsympathisch ist und zweitens hält er so gar nichts von Sex, hat er diesen doch schon seit seinen Babytagen zur Genüge mitbekommen, da ihn seine Mama, die Supernutte nahe dem Parlament zur Arbeit mitnahm und ihn deshalb eine Rente zahlt. Mit dieser hat er sich ins Burgenland zurückgezogen und die Geliebte, eine Philosophin hat er bei einem Treffen bei einem Ramaprashan kennengelernt und mit ihr einen Vertrag abgeschlossen, daß er ihr ein Gehalt bezahlt und sie dafür zu ihn zieht, mit ihm diskutiert, denn er ist philosophisch veranlagt. Für Sex muß er sich auch noch zur Verfügung stellen, den Vertrag besiegeln sie bei einem Notar. Der ist auch ein seltsamer Typ, bei Dietmar Füssel gibt es nur solche, spielt mit seiner Eisenbahn, während er die Klienten berät und dafür ein paar Tausender abkassiert.
Die Beiden machen sich am Land dann im Wirtshaus unmöglich und Johann F. hat auch einen Verleger und zwei Werke geschrieben, eines, wo er „Faust“ nacherzählt, das zweite ist auch recht avantgardistisch, so daß es keine Leser hat, der Verleger kommt aber dennoch angefahren und will von Johann alle klassischen Werke umgeschrieben haben, vögelt die Geliebte und als er abfährt, schickt der Held den Briefträger zu ihr, um sich vom Sex zu befreien. Dafür veräßt sie ihn. Er leidet furchtbar, es kommt aber eine Katze angelaufen, die er für einen Gottesbeweis hält und so auch mit dem Pfarrer drüber diskutiert, als die Geliebte wiederkommt, setzt er die Katze aus, nachdem sie geht, will er sie wieder zurück, die ist aber schon beim nächsten, der von einer Geliebten verlassen wurde, so bleibt ihm nichts anderes über, als Tier und Nachfolger zu ermorden. Und einen Vater, der Nazi ist, kleine Hitlers aus Marzipan verspeist und seinen Körper dem allgemeinen Krankenhaus verkauft, was ihm nicht gut bekommt, hat er auch.
Dietmar Füssel sprüht wahrlich vor Einfällen, läßt keine Bosheit und keine Satire aus, das hat Ludwig Roman Fleischer, der ja ebenfalls ein hervorragender Satiriker ist, letzten Montag richtig beschrieben. So kann ich ich denen, die die Welt gern im boshaften Schwarz gezeichnet haben wollen, um darüber zu lachen, wirklich sehr empfehlen und mir hat das Buch am Ende auch gefallen, vor allem weil es mir, wie ich meine, ernsthaftere Erkenntnisse über mein erfolgloses Schreiben gebracht hat.
Dietmar Füssels Homepage mit seinen Gewinnspielen, wo man monatlich ein Buch oder einen Text gewinnen kann, wenn man der erste ist, es also kurz nach Mitternacht des Aktualisierungstag versuchen, kann ich wieder nur empfehlen und den Hinweis geben, das sein Buch „Rindfleisch“, das, glaube ich, der erste Füssel war, den ich gelesen habe, wieder aufgelegt wurde.

2013-12-17

Liebesmaschine NYC

Filed under: Uncategorized — jancak @ 08:58

Storys von Andrea Grill oder eigentlich Liebeserklärungen an die Stadt New York, in der die 1975 in Bad Ischl geborene Autorin, über die ich schon öfter geschrieben habe, wahrscheinlich einen Stipendiumsaufenthalt hatte, das Buch habe ich auch an dem Tag im Schrank gefunden, als ich vor Ostern zu meinem mißglückten Referat in den „Club der logischen Denker“ ging und lesen gehört habe ich sie bei der vorletzten „Rund um die Burg-Veranstaltung“ im Kellertheater des Cafe Landtmanns.
Liebeserklärungen an die Stadt New York also, die Andrea Grill, wie sie schreibt, „schon lieben lernte, noch bevor sie einen Fuß in sie setzte“, dann schreibt sie noch von dem Aufenhalt auf einer italienischen Insel, auf der sie erfährt, daß sie, wenn sie will im September nach New York kommen kann.
Ihre erste Amerika-Bekanntschaft „Mein erstes Amerika“, schreibt Andrea Grill, macht sie im Flugzeug in „Jane“, einer Gynäkologin, die ihr von „Sound of Music“ erzählt, ihr den Film „Heaven can wait“ empfiehlt und sie einlädt, sie in ihrem Haus in Manhattan zu besuchen. Diese Geschichte hat Andrea Grill, glaube ich, im Kellertheater gelesen. Dann gibt es noch eine über „Lena“ und „Erika“, New York scheint für Andrea Grill hauptsächlich aus Erinnerungen an andere Städte und Namen zu bestehen. So ist Erika eine viermal einundzwanzigjährige Psychoanalytikerin, die sie in Wien während eines Abendessen kennenlernte, die ein Buch geschrieben hat, in dem sie Theodor Reik interviewte und die mit ihren Klienten auch im Restaurant telefoniert und damit so viel verdient, daß sie sich einige Immobilien leisten kann.
Als Andrea Grill dann am 15. September 2010 in New York eintrifft, wird sie gefragt, ob sie Spanisch spricht und muß das Anmeldeformular auch auf Spanisch ausfüllen. Sie wohnt dann im „Baumwipfelhaus 150 an der zedernstraße“, studiert an der Rutgers-Universität und macht die Erfahrung, daß man zu Fuß in New York nirgends hinkommt, obwohl alles so nahe aussieht. Trotzdem verbraucht sie viele Schuhe, bezihungsweise Schuhsohlen und muß sich diese ständig bei Schnellreperaturstellen richtig machen, wo die Schuster, wie sie erfährt, eigentlich mit Diamanten handeln.
Dann kommt natürlich das Shopping, ohne dem geht es New York nicht, auch da beginnt Andrea Grill mit ihren Kindheitserinnerungen, geht in die Geschäfte ohne Bedürfnisse und fängt erst an wie wie wild zu kaufen, als sie die Erfahrung macht, daß sie mit ihren Kreditkarte, die sie eigentlich für einen „Ausweis eines kostenlosen Gehaltskonto“ hielt, alles kaufen kann.
Dann liegt sie noch mit einem Mann im Bett, von dem sie so ziemlich alles weiß, nur nicht seinen Namen, auch das kann einer laut Andrea Grill offenbar in New York passieren. Und in dem Chapter „Inventar“ geht es um die Namen, die sie New York kennenlernte, gibt es da ja eine Barbara, Erika, Lucie, einen Michael und eine Lucie und „Barbara ist jemand, den ich anrufen kann, die ein Picnic dabei hat, auf langen Zugfahren, eine Piccoloflasche mit Sekt.“
Und Lucie, eine offenbar ebenfalls ältere Modedesignerin, die sie in Wien bei derselben Party gemeinsam mit Erika Freedman, im Haus der „Frau, die Ingeborg Bachmann aus dem Gesicht geschniten schien“, kennenlernte.
Dann gibt es eine Geschichte von dem Studenten, der sich von der George Washingotn Brücke stürzte, weil Studenten im Internet ankündigten, seinen Liebesakt mitzufilmen. Auch das ist New York könnte man sagen, in dem uns die Computerprogramme schon viel weiter voraus sind und die Menschen sich im Jahr zweitausend zu 70% mit Maschinen unterhalten, wie ein Student voraussagte, der sich dabei nur wenig irrte.
Tonnian, die Sekretärin vom Institut wiegt hundertzwanzig Kilo und ist zu „100% Italienisch“ obwohl sie diese Sprache im Gegensatz zu Andrea Grill nicht spircht. Sie wird dann auch von der Universität gekündigt und als ihr Andrea Grill später schreiben will, antwortet sie nicht mehr.
Dann gibt es „Katie“, die Herausgeberin einer Literaturzeitschrift, die Andrea Grill nie gesehen hat, die aber immer „fantastische Beiträge“ bringt und ihr zwei Bücher schickt. Und New York erinnern wir uns, ist ja auch die Stadt, wo sich alle „Honig“ nennen, auch wenn sie miteinander streiten und sich anschreien.
In „Drumsticks“ geht es nach „Coney Island“, jenem etwas außerhalb gelegenen Rummelpark, den wir, als wir 1997 war das glaube ich, zwei Wochen in New York waren, ebenfalls besuchten. Am Titelbild ist auch ein Riesenrad von dort abgebildet und das berühmte Chelsa Hotel, in dem die Künstler wohnten und ihre Rechnungen oft mit ihren Werken statt mit Geld bezahlten, kommt in diesem Kapitel oder Story, Andrea Grill erzählt in ihren sogenannten Short cuts ja eigentlich strigent von ihren New York Erlebnissen, Eindrücken und Impressionen, ebenfalls vor.
Sonst spart sie mit den Stadtbeschreibungen, einen Reiseführer kann man ihre Liebeserklärungen wohl nicht nennen und man sollte vielleicht auch schon in dieser Stadt gewesen sein, um sich in dem Buch auszukennen und das war ich, der Reisemuffel, ja auch schon ein paarmal.
Das erste Mal 1989 bei unserer ersten großen USA Reise und da war sich von der Stadt mit den Wolkenkratzern sehr fasziniert. Dann noch ein paar mal kurz und 1997 vierzehn Tage und da bin ich ebenfalls durch die Stadt gelaufen, die zweiundvierzigste Straße entlang, mehrmals auf und ab, die Schuhsohle sind mir dabei, glaube ich mich zu erinnern, aber nicht kaputtgegangen.
Von Andrea Grill habe ich in diesem Jahr schon „Zweischritt“ gelesen, ihr Gedichtband „Happy Bastards“ steht noch auf meiner Leseliste.

2013-12-16

Alltägliche Außergewöhnlichkeiten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:13
©Rudi Lasselsberger

©Rudi Lasselsberger

Alte Bekannte bei den Textvorstellungen in der „Alten Schmiede“ mit Renate Zuniga.
Nur Peter Miniböck habe ich nur vom Namen her gekannt, er dagegen mich und das „Literaturgeflüster“, was sehr interessant und erfreulich ist, sonst war die Hilde Langthaler da, die mich gleich beim Kommen begrüßte und mit dem lieben Rudi habe ich mein neues Buch getauscht und leider nicht gewußt, welchen Band seiner Willoligie, am Büchettisch ich schon gelesen haben und welchen nicht?
Macht ja nichts, er hat auch ein neues Buch „Krankenstand“ eine Erzählung, wieder in seinem bewährten Loma-Verlag, der nächste Buch wird aber 2014 bei „Resistenz“ erscheinen und ich habe wieder ein neues Buch, mit Zeichnungen von Elisabeth Ernst.
Dabei wollte ich doch mich da wieder beschränken und bis Jahresende nichts Neues mehr besorgen, macht aber ebenfalls nichts, denn man kann oder will nicht aus seiner Haut heraus und Renate Zuniga begann auch gleich in ihrer Einleitung, nachdem ich Lido Mosca- Bustamante, den dritten Leser und seine Frau begrüßte und mich neben sie setzte, über die „Alltäglichen Außergewöhnlichkeiten“ oder den besonderen Texten, denen diese Textvorstellungen gewidmet waren.
Peter Miniböcks bei Arovell erschienener Band „Die Eigenart der Ereignisse“ beschäftigt sich, wie sie erklärte, mit dem Schreiben und der Ich-Erzähler beziehungsweise, die Erzählstimmung, denn es geht ja nicht ums narrative Erzählen, setzt sich damit auseinander, hantiert dabei mit Zitaten aus Filmen etc und der Mödlinger Autor trug seinen Text auch noch mit sehr eindrucksvoller Stimme vor.
Dann folgte der Rudi mit seinem Aktionismus, zündete eine Kerze an, gedachte einiger Verstorbener, darunter Rolf Schwendter und Petra Messner, der Assistentin der „Alten Schmiede“, die mich bei einer meiner „Textvorstellungen“ angeschrieben hat und mir auch erklärte, daß sich Kurt Neumann in Leseklausur begeben hätte und die ich auch bei einigen ihrer Moderationen hörte. Dann habe ich sie länger nicht gesehen, jetzt habe ich gehört, sie ist um ihren dreiunddreißigsten Geburtstag an Krebs verstorben, was mich sehr betroffen machte.
Rudi Lasselsberger gratulierte danach seiner Mutter zum Geburtstag und begann aus seiner Williologie zu erzählen. Der erste handgeschriebene Band ist ja im fröhlichen Wohnzimmer erschienen, die weiteren bei Loma, zuerst ohne und dann mit ISBN Nummer.

©Rudi Lasselsberger

©Rudi Lasselsberger

Dann warf der Rudi Erdnüße ins Publikum und begann mit dem Lesen, allerdings las er, glaube ich nicht, wie angekündigt aus seinen zwei Bänden „Willi wo bist du – eine Spurensuche“ und „Willi auf ein Wort – eine Retourkutsche“, sondern aus einen für die Lesung adaptierten Text, wo auch die Einladung in der „Alten Schmiede“ bei den „Textvorstellungen“ vorkam und dann noch vieles andere, was Renate Zuniga schon in ihrer Einleitung erwähnte.
Die Schinkenbrote mit viel Kren in der „Bunten Kuh“, beispielsweise oder das „Bermudadreieck Margaretens“, das aus der „Bunten Kuh“, dem „Little Stage“ und noch einem Lokal, dessen Namen ich vergessen habe, besteht, in das der Willi und sein Zwilling Rudi oft verschwinden, dazwischen sang der Rudi einige Male, was Renate Zuniga sehr beeindruckte, ich ihn aber schon bei seiner Lesung im „El Speta“ hörte.
Dann gab es einen Kontrast, nämlich Lidio Mosca-Bustamantes „Tango Kontinuum“, in Spanisch und in Deutsch erschienen und Lido Mosca las die Erzählung „Das Duell“ daraus vor und hier liegt die alltägliche Außergewöhnlichkeit, wie Renate Zuniga bei der Dikussion betonte, in der Doppelbödigkeit des Textes.
Es wurde dann noch ein bißchen diskutiert, ob Lidio Mosca auf Spanisch lesen und die deutsche Version von einem Schauspieler lesen hätte lassen und der Rudi wurde gefragt, ob er sich auch mit anderen Textsorten, als mit seinen Willi beschäftigt?
Tut er natürlich, denn er ist ein vielseitiger Typ, der schon viele Bände in seinem Loma-Verlag hat, so daß er auf den Büchertisch verwies.
Die „Sonnenblumen im September“ habe ich in diesem Jahr gelesen, „Tanz in den Mai“, 2011, sonst steht, glaube ich, auch noch etwas auf meinen Leselisten, bzw. den Regalen.
Armin Baumgartner war noch da und Ottwald John, der Lidia Mosca-Bustamante zu seinem Text gratulierte und Kurt Neumann, der das, glaube ich, beim Rudi tat.
Ein interessanter Abend mit Kontrasten und Extremen, weil die literarischen alltäglichen Außergewöhnlichkeiten ja sehr vielseitig sind, wie man wieder einmal merken konnte.
Und hier für alle die nicht dabeisein konnten und den Rudi trotzdem erleben wollen, das Video.

2013-12-15

Die Abenteuer des Joel Spazierer

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:18

Jetzt kommt der Monsterroman von Michael Köhlmeier, das Spitzenbuch des Deuticke-Zsolnay-Hanser Frühjahrsprogramms, an dem ich über eine Woche gelesen habe und von dem ich anfangs so gar nicht sicher war, ob es mir gefallen würde, denn Geschichten über Mörder und Lügner mag ich eigentlich nicht so besonders.
Vorneweg gesagt, es hat, war besser als sein Ruf und schneidet große Themen an, die auch in anderen großen Büchern behandelt wurden, die ich im letzten und in diesem Jahr gelesen habe.
Ich kann mich erinnern, daß ich den Namen des 1949 in Hard am Bodensee geborenen Voralbergs Autor, in den Achtzigerjahren bei einer GAV-Vollversammlung von Thomas Rothschild hörte, der in etwa sagte, daß er jetzt gehen würde, um ein Buch des GAV-Kollegens zu lesen.
Damals ist er für mich jedenfalls bekannt geworden. Dann kamen seine Serien über Sagen etc im Rundfunk, gelesen habe ich zwei kleinere Bücher von ihm und dann noch die Kolumnensammlung „Als Max kam“, die großen Romane, wie „Mandalyn“ oder „Abendland“ nicht.
„Idylle mit ertrinkenden Hund“, das ich an dem Tag im Schrank gefunden habe, als ich eigentlich meine Bücherbeschränkungspläne beginnen wollte und zum Vortrag in den „Club der logischen Denker“ ging, wurde in einer Besprechung sehr zu lesen und offenbar noch besser als der Roman empfohlen.
Bei den Amazon-Besprechungen, kann man öfter die Behauptung hören, es wäre eigentlich kein „Schelmenroman“, ich denke es ist doch einer, aber so genau kenne ich mich in den literarischen Gattungen auchr nicht aus, habe ich ja Psychologie und nicht vergleichende Literaturwissenschaft studiert und die Frage, ob Joel oder Andras etc jetzt sympathisch oder unsympathisch ist, ist am Ende des Romanes auch wieder nicht so wichtig.
Er ist ein Lügner, Schelm und eine Kunstfigur Michael Köhlmeiers, der damit einen Teil der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts erzählt, wie Jonas Jonassons „Hundertjähriger“ und mit dem würde ich den Joel auch vergleichen und natürlich mag ich Mörder bzw. das Morden nicht. Sie haben aber auch ihre Geschichten, obwohl ich eigentlich bezweifle, daß die ähnlich, wie die des Joel Spazierers oder des Andras Fülüps sind, aber der ist ein Lügner oder Münchhausen, bzw. schreibt Michael Köhlmeier einen Roman über ihm, bzw tut das Joel Spazierer selbst unter Anleitung des Schriftstellers Sebastian Lukassers und der, habe ich dem Roman, beziehungsweise den Beschreibungen darüber entnommen, ist der Held eines oder mehreren großen Köhlmeier Romane.
Um was geht es also?
Es beginnt In Ungarn im Jahr 1953, da wird ein berühmter Arzt verhaftet, gefoltert und verliert darüber hinaus seinen Verstand, weil sich Stalin an den Intellektuellen rächen will, seine Frau wird auch verhaftet und in der großbürgerlichen Budapester Wohnung, bleibt der vierjährige Enkel allein zurück, ernährt sich mit Brotkrumen und Wasser und begibt sich in seine Fantasien mit Tieren aus einer Bettdecke, die ihm helfen zu überleben und die Traumatisierung zu überstehen.
Nach einigen Tagen kommt seine Mutter, eine Studentin, die in einem Studentenheim lebt, zu Besuch und findet ihn, die Großeltern werden auch wieder entlassen, der Kleine wird vom Geheimdienst verhört, sagt „Ja“, „Nein“, „Ich weiß nicht“ und noch vor dem Aufstand von 1956 flieht die Familie nach Wien, die Großmutter ist eine berühmte Ägyptologin, hat ihr Buch aber genauso gefälscht, wie es die Figuren in Daniel Kehlmanns „F“, tun.
Weil die Flucht nach Wien etwas zu früh war, fliehen die Eltern mit dem Kleinen Andras noch einmal nach Ungarn zurück und kommen dann mit dem Flüchtlingsstrom zurück, da werden sie besser empfangen und sie haben auch ihre Papiere gefälscht und sich zu Akademikern gemacht, obwohl sie mit ihren Studium nicht fertig waren.
Der Achtjährige ist dann im Nachkriegswien viel sich selber überlassen und wird, weil er mit seinen langen blonden Haaren und seinen Sommersprossen so herzig ist, ein berühmter Stricher, als er schon zur Schule geht, sieht er eines Tages den Geheimdienstoffizier, der seinen Großvater gefoltert hat und der nimmt ihn nach Ostende mit, von dort trampt er dann mit einem schwarzen amerikanischen Soldaten zurück, die Familie geht dann nach Feldkirch, weil die Mutter dort eine Stelle als Anästesistin findet.
Andras besucht das Gymnasium, besucht manchmal ein katholisches Internat als Tagesschüler, wird von allen wegen seiner Schönheit und Gescheitheit geliebt und freundet sich mit einem reichen Jungen aus Liechtenstein an.
Später tötet er dessen Mutter, als die Familie auf Schiuurlaub ist und er in der Villa den Tresor knacken will und verbringt als Mörder einige Jahre in einem Gefängnis, dort tötet er dann auch noch den Zellenvater, bevor er begnadet oder entlassen wird. Kommt er in den Siebzigerjahren nach Wien zurück, wird dort Hausmeister in einem theologischen Studentenheim. Da nennt er sich, glaube ich, schon Joel Spazierer.
Der Inhalt ist nicht leicht zu erzählen, da das Buc,h Sebastian Lukasser gibt ihm dazu auch einige narrative Tips, eine weitere Spitzfindigkeit des Erzählers und Köhlmeier sprüht nur so an Einfällen, so daß sein Joel das Leben von mindestens zwanzig Helden hat, nicht chronologisch erzählt wird.
Er lernt auch Frauen kennen, dealt und spielt falsch, bevor er sich einen Paß mit dem Namen Dr. Ernst Thälmann Koch besorgt und als ein Enkel des berühmten Revolutionärs in der DDR um Asyl ansucht.
Dort wird er Professor für wissenschaftlichen Atheismus und weil er nie studiert hat und seine Weisheiten aus einem Büchlein des Meisters Eckehardts hat, setzt er sich in seinen Vorlesungen hin, schweigt ein Weile, dann sagt er einen Satz, den er irgendwo gefunden hat und läßt die Studenten, ein Semester lang darüber diskutieren. So macht er auch die höchsten DDR Funktionäre mundtot, schmeichelt sich bei Erich Honegger etc, ein, hat eine Frau und zwei Freudninnen und zwei Kinder, mit denen er spazieren geht, Schiffchen baut, etc.
Er fährt mit seinen Schwiegervater auch nach Frankreich und läßt es sich dort gut gehen bzw., seinen Paß als Joel Spazierer verlängern, um zwischendurch auch mal in die USA zu reisen.
Abenteuer um Abenteuer. In Russland wird er in einen Käfig gesperrt und verliert einen Teil seines kleines Fingers.
Irgendwann kommt er wieder nach Wien, wohnt bei Freunden in deren feudalen Wohnungen und wenn er kein Geld hat, geht er zu irgendwelchen Ministern in ein Ministerium, erpresst sie mit seinem Vorwissen aus dem Studentenheim oder so und die geben ihm dann ein paar Hunderter, bzw geht er ins Hotel Imperial oder war es das Sacher, bestellt das große Frühstück und haut dann, um zu rauchen ab, denn das darf man jetzt nicht mehr in den Lokalen.
Ein gewöhnlicher Sandler, der vielleicht einen Mord hinter sich hat, geht ins „Häferl“ oder in die „Gruft“, aber in einem Roman muß ja alles überhöht sein, Joel Spazierer ist ein Edelhochstapler und Michael Köhlmeiers Einfälle, Ironie und Ideen, reißen auch mit.
Jonas Jonassnon hat in seinem „Hundertjährigen“ etwas Ähnliches beschrieben und Daniel Kehlmann in seinem „F“ bewiesen, daß das Leben aus Lüge und Fälschung besteht.
Michael Köhlmeier tut das amusanter und spritziger, würde ich mal behaupten und über das letzte Jahrhundert erfährt man wieder sehr viel oder war es vielleicht doch ein wenig anders, wie in dem Buch beschrieben?
Natürlich, aber aus Andras Fülöps Schelmereien läßt sich trotzdem sehr viel lernen und sympathisch braucht einem der Ich-Erzähler auch nicht sein. Denn es ist nicht schön, was er erzählt. Aber das war das vorige Jahrhundert ebenfalls nicht und einige Ereignisse, wie die stalinistischen Säuberungen, der Ungarn-Aufstand, die RAF-Entführungen, der Aufstieg und der Fall der DDR etc, haben wirklich stattgefunden und Falschspieler, Stricher, Betrüger, Fixer, etc, hat es sicher auch gegeben.
Schade nur, daß das Buch ein halbes Jahr nach seinem Erscheinen fast vergessen ist und auch wahrscheinlich, daß es nicht auf der Longlist des dBps stand.

2013-12-14

Drittes Adventwochenende mit neuen Bücherplänen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:33
Am Weihnachtsmarkt

Am Weihnachtsmarkt

Das dritte Adventwochenende ist herangekommen, wo ich es am frühen Freitagmorgen schaffte, eine „Nika-Weihnachtsfrau-Geschichte“ in den den Blog zu stellen.
Eigentlich habe ich ja bei meinen Jahresplänen an einen ganzen Adventkalender, vielleicht sogar noch in E-Bookform gedacht, aber das ist sich dann schon bezüglich Platzproblemen und der vielen Bücher, die ich 2013 eigentlich noch lesen sollte, während ich diese Woche beispielsweise mit dem dicken Köhlmeier beschäftigt war, nicht ausgegangen.
Am Freitag hatte ich dann noch, was bei mir eigentlich sehr ungewöhnlich ist, soetwas, wie einen offenen Besuchertag, kamen doch zwei Freunde hintereinander, die mir etwas bringen, beziehungsweise holen wollten, was zu Weihnachtenr manchmal passiert und eigentlich sehr gemütlich ist, ein offenes Haus zu haben, daß man einen Adventbrunch richten kann.
So kam um zwölf die Margot Koller, die liebe Autorenkollegin aus Salzburg, die ich aus der GAV kenne und mit der ich einmal vor langer Zeit, die sogenannte „Selbstmordanthologie der GAV“ herausgegeben habe, Texte, die sich sozusagen präventiv zu diesem Thema äußern sollten, nachdem sich eine Kollegin umgebracht hat, und die mir auch manchmal Kommentare schreibt, um sich das „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ abzuholen und eine Stunde später, der Martin, der Freund Alfreds, mit dem er in einer WG in der Porzellangasse zusammenlebte, als ich ihn 1982 kennenlernte und diese WG hat mich damals so beeindruckt, daß sie nicht nur in den „Hierarchien“, meinem ersten erschienenen Roman, sondern auch in vielen anderen Texten, das Vorbild ist, der sich die Plastikdose holte, die er mir mit Stachelbeeren mitgegeben hat, als wir ihn im Sommer in Muggendorf besuchten und so gab es bis zu meinen beiden Nachmittagsstunden um vier, selbstgemachten Punsch, Roastbeef, Gabelbissen, Käse, also, das, was gerade im Eiskasten war und dann noch die belgischen Kekse, die ich zum Geburtstag bekommen habe, Weihnachtsmandeln und getrocknete Apfelspalten, die mir Margot Koller mit einem Weihnachtstext mitbrachte.
Am Abend sind wir nach Harland gefahren und hier gab es auch ein dichtes Programm, das zum Teil mit Weihnachten und Freunde treffen und dann auch gar nichts damit zu tun hatte.
War da ja Holz wegzuräumen, weil vor zwei Wochen ein Baum umgeschnitten wurde, so daß ich gar nicht dazu gekommen bin, am Morgen in der Badewanne, wie ich es eigentlich wollte, den „Joel Spazierer“ auszulesen.
Dann fuhr ich mit dem Fahrrad nach St. Pölten, um dort seit langen wiedermal, den Alfred am Markt zu treffen, ein Würstl zu essen und ein Glas Wein zu trinken, obwohl es dort auch Glühmost oder Punsch gegeben hätte und am Nachmittag sind wir noch einmal nach St. Pölten gefahren und haben wir vor dem Landesmuseum Alfreds besten Freund Karl getroffen, um mit ihm im Festspielhaus eine Fado-Veranstaltung zu besuchen, was der ja sehr gerne mag und ein Fadospezialist zu sein scheint.
Vorher sind wir noch auf den Weihnachtsmarkt am Rathausplatz gegangen, auf den ich sonst ja nur sehr selten kommen und haben Punsch getrunken, es gab einen Eierlikörpunsch, den ich noch nicht kannte, süß und mit viel Schlagobers, Maroni gegessen und bei einem Weihnachtskonzert zugehört, bei dem einer von Alfreds Bekannten spielte.
Und dann gibt es bei mir, da meine Bücherlisten ja sehr lang sind und die Bücherregale sehr voll, wieder neue Bücherbeschränkungspläne.
Die vom Frühjahr habe ich ja nicht wirklich eingehalten, sondern stattdessen nur die ungelesen Bücher aufgeschrieben, was meine Leseliste anwachsen ließ, mir half die Übersicht zu bewahren, ich dann aber irgendwann wieder Bücher hatte, die ich auch noch daraufgeschrieben habe, etc.
Macht ja eigentlich nicht wirklich was, habe ich gedacht, es gibt ja so viele Bücher und ich will sie alle gerne lesen.
Aber dann bin ich vorige Woche durch Buzzaldrins Lieblingsblog auf einen Blog und eine Facebookseite gestoßen, die sich vornahmen, sich 2014 keine Bücher mehr zu kaufen, beziehungsweise ihren SUB schon abgebaut hatten, daß sie das wieder tun können, daß mich mir für 2014 vorgenommen habe, meine Beschränkungspläne zu aktivieren, also wirklich nur mehr ein neues Buch pro Woche auf die Leseliste setzen und ohne Büchertasche zu den Bücherschränken zu gehen, keine Umwege mehr dorthin zu machen und die nicht wirklich interessanten Bücher stehen lassen, was zwar nicht so leicht sein wird, denn auch ein altes Buch von Nadine Gordimer, Doris Lessing, Luise Rinser, etc, ist interessant, aber ich habe die nächsten Jahre genug zu lesen, keinen Platz mehr und will ja auch die Übersicht bewahren.
Auf meiner 2013 Leseliste habe ich jedenfalls noch einige ungelesene Bücher, so daß ich zu Weihnachten einen Lesemarathon machen werde, um auch da ein bißchen abzubauen. Drei weitere Weihnachtsbücher sind auch darauf.
Und vom Zeitungslesen kann ich noch berichten, daß es im „Standard“ einen interessanten Artikel von Ludwig Laher zur Zentralmatura gab, die diese Woche, beziehungsweise die Schülerproteste darauf, ein großes Thema in den Medien war, der darin einen Aufsatz einer Schülerin schrieb, die sich dagegen wehrte Arno Geigers „Roman“, „Der alte König in seinen Exil“, in einer Probe von siebenhundert Wörtern in vierhundert Wörtern für den Einsatz in der Altenpflege zu empfehlen, weil man ein literarisches Werk ja als Ganzes kennen muß, um es beurteilen zu können.
Interessant, interessant, wo das Ganze ja ein Bericht über Arno Geigers Vater, also das, was man in Amerika Memoir nennen würde, wie ich bei den Schnuppertagen im Writersstudio lernte, ist, aber in Österreich und Deutschland wird ja alles in den „Romantopf“ geschmissen, angeblich, damit es sich besser verkauft und wenn man nur siebenhundert Wörter zu Verfügung hat, wird man das wahrscheinlich nicht erkennen, also in der Lese- und Literaturkompetenz nicht sehr gefördert sein.

2013-12-13

Nika, Weihnachtsfrau

Filed under: Uncategorized — jancak @ 05:04

„Es ist der dreizehnte Dezember!“, dachte Nika Richter, als sie in die rote Samtjacke mit dem weißen Plüschkragen schlüpfte, die dazu passende Hose hatte sie schon an und die schwarzen Stiefeln.
Jetzt nur noch die rote Weihnachtsmütze mit der weißen Kordel aufsetzen und schon war sie fertig für ihren Einsatz, als Weihnachtsfrau vor dem Kaufhaus Gerngroß auf der Wiener Mariahilferstraße. Quengeligen Kindern einen Tag lang Zuckerln in den Mund stecken und sich mit ihren hektisch nervösen Müttern, die keine Zeit hatten, noch jede Menge Geschenke kaufen mußten und Weihnachtskekse backen, fotografieren lassen.
„Mach ein freundliches Gesichterl, Dominik, gib der lieben Weihnachtsfrau brav die Hand und mach Cheese!“, forderten sie ihre Sprösslinge dann auf und sie würde ebenfalls lächeln, tat sie ja ihren Job sehr gern und schon das dritte Jahr. Denn es war ja eigentlich ganz lustig für eine Studentin an den vier Freitagen und Samstagen als Weihnachtsfrau verkleidet auf der Mariahilferstraße auf und ab zu spazieren und gelegentlich auch noch Prospekte zu verteilen, damit alles seine Ordnung und das Kind seinen Namen hat.
„Es ist der dreizehnte Dezember!“, wiederholte sie also, als sie die kleine Umkleidegarderobe, die das Kaufhaus ihr zugestanden hatte, verließ und mit dem roten Sack in dem die Weihnachtszuckerln steckten, auf die Straße hinunterging.
„Eigentlich ein Unglückstag, an dem man zu Hause bleiben und sich vor den schwarzen Katzen fürchten soll. Freitag, der dreizehnte ist ein Unglückstag, nur zum Schwarzfahren auf den Wiener Linien geeignet, der dreizehnte Dezember aber der Freitag vor dem dritten Einkaufssamstag, wo man auch schon kaufen und konsumieren soll, denn es ist ja wichtig, daß der Umsatz steigt, auch wenn manche Mütter ihre Kinder nur vom Kindergarten nach Hause schleppen und noch gar nicht einkaufslustig sind und die Obdachlosen, die Mariahilferstraße und die Kaufhäuser, als Wärmestuben und Aufenthaltsorte, um ihre Obdachlosenzeitungen zu verkaufen benützten und von der Polizei und den Securitydiensten vertrieben werden, weil sie kein Geld zum Einkaufen hatten.
„Weg, weg, mit euch, nur das Einkaufen ist wichtig, die Geschäfte sind keine Wärmestuben!“, sagten die Kaufleute und riefen nach der Polizei, aber sie steckte den Kindern der Asylwerber und denen mit Migrationshintergrund genauso gern und bereitwillig ihr Zuckerl in den Mund, auch wenn ihr Chef vielleicht den Kopf schütteln und von Sparen und Effizienzeinsatz reden würde. Aber das tat er gar nicht, sondern hatte wieder nur sehr begierlich auf ihren Busen geblickt, als sie vorhin an ihm vorbeigegangen war.
„Schon im Einsatz, Frau Magister!“, hatte er leich süffisant zu ihr gesagt, denn das war sie ja seit einem Jahr, hatte ihr Germanistikstudium abgeschlossen, arbeitete jetzt an ihrer Dissertation über Thomas Bernhard und war trotzdem prekär beschäftigt. Auf den Job in dem roten Anzug angewiesen, um zu Überleben und ihrer Schwester und ihren Eltern zu Weihnachten auch möglichst viele in Geschenkpapier verhüllte Packerln auf den Weihnachtstisch und unter dem Christbaum zu legen.
Zu Weihnachten arbeitete sie als Weihnachtsfrau und zu Ostern steckte sie sich in ein braunig pelziges Osterhasenkostüm und verteilte aus einem großen braunen Korb viele kleine bunte Ostereier an die Kinder mit und ohne Migrationshintergrund.
„Mach lieb Cheese, Jessica!“, sagte gerade eine abgehetzt wirkende junge Frau zu dem kleinen etwa dreijährigen Mäderl, das so gar nicht freundlich schaute, sondern als sie ihr das Weihnachtszuckerl entgegenstreckte, den Eindruck machte, als würde sie zu weinen beginnen.
„Geh, vor der Weihnachtsfrau fürchtet man sich nicht!“, pflegte sie in diesem Fall zu sagen und Kind und Mutter lieb anzulächeln. Da sie schon den dritten Winter mit der roten Mütze und dem roten Sackerl auf der Straße stand, hatte sie Erfahrung mit quengeligen Kindern und abgehetzten Müttern. Und Jessica hatte das Bonbon inzwischen auch genommen und die Mutter ihre Aufnahme gemacht.
„Vielen Dank, Sie sind eine ausgezeichnete Weihnachtsfrau!“, sagte sie zu ihr und Nika nickte selbstbewußt mit dem Kopf.
„Natürlich, selbstverständlich!“, das traute sie sich schon zu und war in Zeiten wie diesen gar nicht so leicht gewesen, den Job zu bekommen. Hatte sie doch hunderte Bewerber und Bewerberinnen gehabt und es war auch gar nicht sicher, ob sich die Geschäftsleitung für eine Frau entscheiden würden.
War der Weihnachtsmann ja eine männliche Domäne, nur das Christkindl weiblich, das am Christkindlmarkt unter noch mehr Bewerberinnen ausgewählt worden war, dann hatte man sich aber für die Genderfreundlichkeit entschieden und sie stand unter einigen anderen Weihnachtsmännern, die von anderen Geschäften beschäftigt worden waren, auf der Straße und teilte ihre Zuckerln aus.
„Sag schön danke zu der lieben Weihnachtsfrau, Kevin!“, forderte ein Oma ihren Sprössling auf und fragte sie, ob sie schon alle ihre Weihnachtspackerln besorgt hätte?
Hatte sie nicht und sie war auch gar nicht so konsumfreudig, ihr ganzes Weihnachtshonorar in den Geschäften zu lassen, dazu brauchte sie das Geld zu nötig für das tägliche Brot, die Miete und die Handykosten.
Ein Buch für die Schwester und Hanno ihrem Liebsten, würde sie aber besorgen, Bonbons für die Mutter und für den Vater Schnupftaback, obwohl das Rauchen ja ungesund galt und die Zigaretten, wie sie vorhin im Radio gehört hatte, mit der neuen Regierung noch teuer werden würde. Aber das kümmerte sie wenig, war sie ja eine gesund lebende Nichtraucherin, die sich auf diese Art und Weise viel Geld, das sie ohnehin nicht hatte, ersparte und brauchte nur die Frage lösen, ob sie die Bücher für die Schwester und dem Allerliebsten brav in der nächsten kleinen Buchhandlung bei der Buchhändlerin ihres Vertrauens oder beim bösen Onlinehändler bestellen sollten, den die Buchhändler so gar nicht liebten, sondern zu der Weihnachtsfrau „Buy local!“, sagen würden.
„Gibst mir auch ein Zuckerl?“, fragte der ältere Mann, der ein bißchen abgerissen wirkte und sie nickte fröhlich.
„Natürlich, selbstverständlich!“, solange der Chef es nicht bemerkte und der Securityguard, der schon ein bißchen böse schaute, sie nicht bei ihm verpetzte, waren bei der Weihnachtsfrau alle gleich und freuten sich über das Süße, obwohl man auch auf seine Zähne und die Zuckerwerte achten und zu Weihnachten gar nicht zu viel Süßes essen sollte.
Aber Kekse würde sie auch noch backen. Am Sonntag, wenn ihr Dienst zu Ende und sie nicht zu müde war. Dann sich vielleicht auch ein Kerzerl dazu anzünden und überlegen, welche Bücher sie für ihre Schwester und für Hannes auswählen sollte. Für sich würde sie auch ein solches kaufen und sich für die Strapazen auf der Straße, wenn ihr am Freitag den Dreizehnten nicht eine Katze über den Weg gelaufen, die Weihnachtsuniform zerrissen oder sich der Securityaguard über sie beswchwert hatte, belohnen, dachte sie und grinste freundlich in die Kamera, die jetzt ein offensichtlicher Großvater vor sie hielt und streckte den beiden Kindern genauso freundlich ihr Zuckerln hin, die enttäuscht schauten und sich bei ihr beschwerten, daß sie keine Schokolade zum Verteilen hatte, „Denn Zuckerln, Weihnachtsfrau, weißt du, essen wir nicht!“

2013-12-12

Cartoons über Kunst

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:08

„Also ich finds primitiv“ sagt der Neandertaler in der Höhle mit dem Glas Sekt in der Hand bei der Vernissage der Höhlenzeichnungen“ und ich kann zu Zeiten der Weihnachtseinkäufe, mitten in der Weihnachtsbuchlektüre meinen p.t. Lesern ein solches empfehlen, das eigentlich keines ist, aber ein Geschenk, für die die, ohnehin schon alles haben, Buffets auf Vernissagen oder auch Cartoons lieben etc…
Die „Komischen Künste“ beziehungsweise der „Holzbaum-Verlag“, der mich ja schon seit fast zwei Jahren so lieb mit seinen Neuerscheinungen versorgt, machts möglich und da habe ich auch Oliver Ottitsch, von dem der beschriebene Cover-Cartoon ist, kennengelernt und auch einige andere, denn der von Clemens Ettenauer herausgegebene Band vereint die Arbeiten von Ari Plikat, Bruno Haberzettel, Daniel Jokesch, Dorte Landschulz, Hannes Richert, Harm Bengen, Hauck u. Bauer, Martin Perscheid, Matrattel, Michael Holtschulte, Miguel Fernandez, Nicolas Mahler, Oliver Ottitsch,Peter Gaymann, Peter Thulke,Renate Alf, Rudi Hurzlmeier, Stephan Rürup und vielen mehr.
„Treten Sie ein in die Bilderwelt!“, steht am Buchrücken und ich laufe zwischen Punsch und Weihnachtskeksen den Parcour der bildenden Kunst mit dem lachenden Auge darauf und weil ich eine Wortfrau bin, tue ich es mit den Überschriften. Wer das Ganze sehen will, ist bei den „Komischen Künsten“ im Museumsquartier gut aufgehoben, denn da gibt es gerade die diesbezügliche Ausstellung.
„Nicht übel“, sagt also Adam mit der Palette in der Hand vor dem „Schrei“ von Munch „..aber das Gähnen ist ein echt lahmer Titel!“
Dann gehts weiter zu den roten Flecken im Museum „War das nicht früher mal schwarz?“, fragt Andreas Pruestel „Hoch lebe Malenitsch“ und auch „Ja scheiss die Wand an – Was haben wir denn da?“
Der „Schrei“ von Munch scheint für die Cartoonisten bzw. dem Herausgeber überhaupt sehr wichtig zu sein, finden wir ihn in dem Buch doch immer wieder in seiner entstellten Form. Und so hat ihn Ari Plikat auf einen Schreibtisch gestellt. „Was habe ich da geheiratet?“, fragt der Mann davor.
„Die Kunst hat etwas Tröstliches. Man fühlt sich selbst gleich viel weniger scheußlich!“, läßt Bernd Zeller eine blonde Vernissagebesucherin im roten Kleid mit dem Glas Sekt fröhlich sagen.
Bruno Haberzettl hat „Guiseppe Arcimboldos frühes Selbstportrait“, Gurke auf Melone und Radieschen dargestellt.
„Ist das Kunst oder soll das weg?“, läßt Christian Habicht den Klempner vor dem Klo den Kurator in der Ausstellung fragen und Daniel Jokeschs „Kunstdünger“ kostet gleich mal eine Million Euro.
„Sieh an, sich an, der Hinrichs hat ein neues Gemäde. Dafür ist also das Geld da!“, fragt die Sekretärin vor dem roten Bild hinter dem Schreibtisch des Chefs. Der liegt mit Pistole und heraushängender Zunge in seinem Blut unterm Schreibtisch und sie sieht es nicht. Ein Bild, das dem Alfred am besten gefiel, so daß er mich nach Ruths Adventbrunch gleich in den „Shop“ zerrte, um ein Poster zu kaufen.
„Die Kunstfälscher unter sich“ von Erich Rauschenbach haben es schwer, denn „Rembrandt fälschen ist echt bescheuert. In der Zeit, die du für einen Rembrandt brauchst schaff ich locker zwanzig Modrians!“ und auf ein Hochhaus ist das Bildnis einer nackten Frau gesprayt.
„In den erogenen Zonen ist die Miete natürlich etwas höher“, bestimmen die beiden Männer die darunter stehen.
Dann gehts wieder in die Vernissage und zu dem Plakat „Der Künstler ist anwesend und beobachtet heimlich, ob Sie nur wegen Sekt und Schnittchen hier sind!“, sehr viel Eindruck scheint das nicht zu machen, beziehungsweise stehen alle vor dem Objekten und mampfen und trinken in sich hinein. Das läßt sich natürlich auch wieder hinauskotzen, wie uns Hannes Richert im nächsten Cartoon zeigt und beim „Letzten Selbstportrait“ springt der Künstler vom Hochhaus in den darunter aufgestellten Rahmen.
„Ich bewundere Picasso! Niemand hat sein Öl so teuer verkauft wie er“, läßt La Razzia den Scheich sagen und der Meister muß bei Martin Perscheid, für die auf die Kaffeehaustischdecke gemalte Gams fünfzig Mark extra zahlen. Wärs ein echter Picasso, wär die Wirtin reich geworden, aber da wäre die Decke sicher längst weg, ehe sie es bemerkt hätte.
So geht es weiter mit der Kunst und dem lachenden Auge darauf. Der begabte Malerlehrling punselt seine Meisterwerke an die Wand, statt der weißen Farbe, der Künstler kommt in die sixtinische Kapelle zu spät, „denn Michelangelo war schneller!“ und in die Vernissage der schwarz-weiß Zeichnungen bringt sich das Publikum seine bunten Bilder selber mit.
Köstlich, köstlich und sehr zu empfehlen, das „MUH SEUM“ von Oliver Ottitsch, wo die Kühe in die Ausstellung gehen und die Frau im Bett im Zimmer des Bildes von Van Gogh, dem Meister androht, ihm ein neues Ohr abzuschneiden, wenn er nicht mehr verkauft. Böse ist das, während die Behauptung von Raphael Dillhof, daß an der zeitgenössischen Kunst, die Häppchenindustrie am meisten verdient, meiner Meinung, die ich bei Vernissagen meistens nur billigen Wein und Soletti sehe, nach nicht stimmt.
Vor dem Picasso-Bild sitzt bei Rudi Hurzlmeier im Museum ein Wärter, der den Portrait des Meisters nur „ganz zufällig“ ähnlich sieht. Bei einem anderen Cartoon, hat sich ein ehemaliger Polizist ins Museum geschlichen und erklärt nun allen, „daß sie weitergehen sollen, weil es absolut nichts zu sehen gibt“, was zur Frage führt, ob man das, was die Künstler ausstellen, nicht vielleicht doch selber kann?
Stephan Rürup hat sie vortrefflich beantwortet, so daß ich mich nur wiederholen und das Buch als treffliches Weihnachtsgeschenk allen Interessierten empfehlen kann.
Biografien der Künstler gibt es im Anhang auch.

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