Jetzt habe ich mich doch entschlossen meine 2014 Leseliste der Reihe nach hinunterzulesen und mit Ausnahme der Rezensionsexemplare, möglichst keine Bücher vorzuziehen, so wird die Judith Gruber-Rizy noch etwas warten, bis sie bei den Harlander-Büchern an die Reihe kommt und das erste auf dieser Liste ist sinnigerweise „Erlesenes Menü“ das Geschenkbuch zum Welttag des Buch von 2011, herausgegeben von Wolfgang Böck und Gerald Schantin, geholt habe ich mirs von der Buchhandlung Schubert in St. Pölten und das passt ja ausgezeichnet zu den Weihnachtsfeiertagen.
Erstens weil da ja das Essen eine große Rolle spielt und zweitens kommt das Weihnachtsfest auch in einigen der Geschichten vor.
Inzwischen habe ich mich ja an Anthologien und Kurzgeschichtenbände gewöhnt und setze sie auf meine Leseliste, früher habe ich diese Geschenkbücher meist nur so überflogen und bei dieser hat sich das Lesen, glaube ich, auch besonders gelohnt, denn es ist eine gute Zusammenstellung, eine österreichische Mischung mit allem, was das Klischee so hergibt, könnte man da sagen, ein bißchen italienisches Flair und Krimispannung ist wahrscheinlich, um den Geschmack zu schärfen, auch dabei.
So beginnt es mit einer Abraham a Santa Cara Predigt an die Schleckermäuler und nachdem er gegen die Völlerei hergezogen ist, gibts als Rezept „Kalbszunge in Sardellensaue“, zum Nachkochen.
Ja ein paar Rezepte sind neben den Textauszügen bekannter Werke bekannter Autoren auch dabei.
So geht es weiter mit Peter Altenberg und Kartoffelpüree, denn der rät zu einer Art kulinarischen Sanatorium, wo die Püriermaschinen auf den Tischen stehen und man sich nachher ein Viertelstündchen in einem Ruheraum zurückziehen kann. Das Gasthaussanatorium erspart die kostspielige Kur, meint er und das ist eine interessante Idee, die auf zwei Seiten vorgestellt wird.
Dann kommt H.C. Artmanns „Zoro“, der Rächer der Burenhautbeleidiger, ein Text, den ich schon einmal gelesen habe und das Wienerische Klischee herrlich befriedigt und mit den Würstelständen geht es auch bei Daniel Glattauer weiter. Der schildert, wie er sich als Schulbub, eine Burenwurst durch den Verzehr von (milden) Pferoni erarbeitet hat und dann mit einer Darmgrippe fast ins Koma sank.
Danach geht es nach Bella Italia, denn der Schauspieler Wolfgang Böck und Günther Schatzendorfer haben offenbar auch Kochbücher zur italienischen Küche geschrieben und geben Schmankerl daraus. In einem Text wird allerdings ein Restaurant beschrieben, in dem ich nicht gern essen würde. Aber das ist vielleicht das Tolle an dem Buch, daß meine seine Eßgewohnheiten kritisch bedenken und an die armen Gänse und Schweine denken kann. Nach den Weihnachtsbraten kann das vielleicht ganz hilfreich sein.
Und T. C. Boyle den ich bei meinem Weihnachtsmarathon gerade gelesen habe, hat da eine köstliche Geschichte über einen Italiener irgendwo in Amerika, wahrscheinlich New York, der dort ein Spitzenrestaurant führen will, um seine Marie heiraten zu können und dann meldet sich die gefürchtete Gastrokritikerin, die alle zerreißt, bei ihm an. Dreimal kommt sie und am ersten Abend ging alles schief, beim zweiten ließ sie und der Herr an ihrer Seite alles zurückgehen, beim dritten Mal, fragt er seine Putzfrau, die ihn kennt, was der Begleiter denn so ißt.
„Ganz Gewöhnliches!“, sagt sie.
So serviert er ihm ein billiges Stück Fleisch und Dosenerbsen, das ihm schmeckt, die Gastrokritikerin stürzt in die Küche und da serviert er ihr, abseits von ihrem Wächter, die feinsten Delikatessen.
Die Brüder Grimm kommen in diesen Eßgeschichten natürlich vor und dann kommt schon der Krimi, nämlich Wolf Haas „Knochenmann“.
Da geht es um eine Klachlsuppe und das Rezept ist auch dabei.
Jaroslav Hasek erzählt in „Gerettet“ von einem zum Tod verurteilten, der sich seine Henkersmahlzeit bestellen darf und dabei eine verdorbene Leberwurst serviert bekommt. Da wird die Hinrichtung um drei Wochen aufgeschoben, ein junger Arzt pflegt ihn gesund für den Galgen und der Erzeuger der verdorbenen Wurst wird bestraft.
Böse, böse, aber manche der erlesenen Geschichten haben es faustdick in sich.
Patricia Highschmidt erzählt von den „Bekenntnissen einer ehrsamen Küchenschabe.“
Dann wirds wieder Wienerisch, wenn Theodor Kramer „Von den Grammeln“ dichtet, Anton Kuh, sich eine Melange servieren läßt und Trude Marzik erzählt, daß sie es vorzieht, statt zur Queen, zu einem Heurigen zu gehen.
Geschichten von Roda Roda und Friedrich Torberg gibt es auch. Die des letzteren ist ein Stück aus der „Tante Jolesch“, während Roda Roda von einem Bahnhofrestaurant an der ungarisch ukrainischen Grezne erzählt, wo die Reisenden zum Menü aussteigen, es gibt das kleine und das große. Beim Großen gibt es nach dem Rindfleisch noch Gans. Alle nehmen das und bezahlen gleich, nur kommen sie nie zum Gänsebraten, weil der Zug immer gleich nach dem Rindfleisch weiterfährt.
Von Anton Wildgans gibt es einen Auszug aus seinem Epos „Kirbisch“ und das habe ich inzwischen auf meiner Leseliste und in der Wattgasse hatten wir eine Schallplatte mit der Stimme von Richard Eybner davon.
Frederic Morton führt genauso, wie Friedrich Torberg in das Wien vor 1938, wo die Marktfrau die besten Salzgurken an den Richter verkaufte, der nachher nach Buenos Aires flüchten mußte.
Wem das zu Wienerisch und zu zeitgeschichtlich ist, den kann ich an Ingrid Nolls „Ein milder Stern hernieder lacht“ verweisen und das ist eine Geschichte, wie, die von Friedrich Torberg, die zu Weihnachten spielt, allerdings hat da die Domina geiheratet, ihr Etablissement aufgegeben und kocht nun ihrem Liebsten Gänsebraten mit Pfanniknödeln und Dosen Rotkraut. In die Idylle kommen die alten Freier, die sich von ihr „verwöhnen“ lassen wollen und am Schluß wird die Domina von ihrem Ehemann durchgeprügelt.
Ein Geschenkbuch des österreichischen Buchhandels regt natürlich zum Weiterlesen an. Einiges kannte ich ja davon und spannend ist auch, daß es sich dabei um Klassiker und ganz alte Bücher handelt, mit denen der Buchhandel, da Lust aufs Lesen macht.
Und hier zu zwei anderen Welttagsanthologien Das „Erlesene Waldviertel“ steht noch auf der Leseliste.
2014-01-01
Erlesenes Menü
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