Marina Lewyckas Debutroman habe ich gleich zweimal im Schrank gefunden. Das erste Mal vor cirka zwei Jahren in einer englischen Fassung, die ich auf die Leseliste setzte, dann im Sommer im „Wortschatz“ auf Deutsch.
Das englische Buch habe ich zurückgelegt, was ich vielleicht nicht tun hätte sollen, wurde Marina Lewycka ja nach dem zweiten Weltkrieg als Kind ukrainischer Eltern in England geboren und hat das Buch wahrscheinlich auf Englisch geschrieben, so daß ich es wie „Angelas Asche“ zweisprachig lesen hätte könne, aber da habe ich die Autorin noch für eine reine Ukrainierin gehalten, die ich, glaube ich, ich Leipzig einmal kennengelernt habe und das Buch mit dem real sozialistisch wirkenden Titelbild ist sehr interessant, wenn ich es vielleicht auch manchmal etwas zu plakativ und zu klischeehaft empfunden habe.
Da wird die Soziologiedozentin Nadia, eine Mitvierzigerin, von ihrem vierundachtzigjährigen Vater angerufen, der ihr stolz mitteilt, daß er demnächst heiraten wird, eine um viele Jahrzehnte jüngere Ukrainerin mit einem Superbusen, die eine Aufenthaltsgenehmigung braucht und die Töchter, des seit zwei Jahren verwitweten Herrn, einem Exilukrainer, drehen durch, dabei sind sie ja verfeindet, hat Vera Nadia um das Erbe der Mutter betrogen, das diese statt an die zwei Töchter, an die drei Enkelinnen verteilte und zwei davon sind Veras Kinder und das Medaillon der Mutter, das Nadia haben wollte, trägt Vera auch, das vereint die Schwestern wieder und sie versuchen dem Vater den Entschluß auszureden, hilft aber nichts, obwohl die blonde Valentina, die in einem Pflegeheim schuftet, Geld von dem alten Herrn will und nach der Hochzeit sehr unfreundlich zu ihm ist. Sie glaubt nämlich, sie hat jetzt einen Millionär geangelt und läßt sich von ihm Autos, Waschmaschinen etc kaufen, sein Geld reicht aber nur für gebrauchte Wägen, so daß er bald die Scheidung will und die beiden Töchter haben viel zu tun, die Ausländerbehörden anzurufen und Valentina beschatten zu lassen, die zuerst das halbe Haus haben will, die Wohnung verkommen läßt und dem alten Herrn nur Tiefkühlkost kocht, zu einem Psychiater schleppt sie ihn auch, aber auch Vera will den Vater entmüdigen lassen. Nadia ist da etwas abwartender, am Schluß wird Valentina noch schwanger, behauptet zuerst das Kind ist von Nikolai, aber dann taucht der Exehemann auf, ist nett und freundlich zu dem alten Vater, repariert den Royce Royce, der im Garten steht und fährt mit Valentina, die inzwischen ein Mädchen, eine kleine Margaritka, nach Maggy Thatcher, geboren hat, mit dem dem vollgefüllten Auto in die Ukrainie zurück.
Nikolai, der inzwischen sein Lebenswerk, die Geschichte des ukrainischen Traktors, von seinem Leben unter Stalin und die Flucht nach England erfährt man immer wieder auch, geschrieben hat, zieht in ein Altersheim und die Schwestern haben sich versöhnt und ich habe ein sehr interessantes Buch gelesen, mit dem Marina Lywicka berühmt geworden ist.
Inzwischen gibt es noch ein paar andere.
„Das Leben kleben“ heißt, glaube ich, das vorletzte, das in den Blogs lobend erwähnt wird und interessant ist, die Ausländerproblematik einmal von einer anderen Seite, der der Betroffenen zu erleben, die Valentina wird zwar ein bißchen klischeehaft mit dem Superbusen und den High heels beschrieben und sie geht auch sehr unfreundlich mit dem alten Herrn um, aber auch die Töchter behandeln ihn nicht immer gut. Marina Lewycka hat manchmal eine deftige Sprache, am Schluß geht aber alles gut aus und über die ukrainische Geschichte hat man auch einiges erfahren.
2014-01-10
Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch
Kommentar verfassen »
Du hast noch keine Kommentare.
Kommentar verfassen