Amselgezwitscher in der „Alten Schmiede“, denn da gab es ein Projekt vom „Kolloquium Neue Poesie“ zur „Erforschung von Wort und Gegenstand in der Dichtung“, unter Thomas Eder, die sich Michael Donhauser eingeladen haben und zum Thema „Amsel“ eine literarische Performance machten.
Diesmal gab es ein eigenes Programm mit den Namen der vortragenden Studenten und auf den Sitzen lag ein Folder mit einem Ameselbild und zwei Gedichten, die dann Teil des Abends wurden. Studenten und Studentinnen wuselten herum, ich nehme an, es waren nicht die der Sprachkunst, die performen am Montag in der Arbeiterkammer, Marietta Böning hat mich dazu eingeladen, leider habe ich wieder einmal die Termine vertauscht, so daß ich mich mit den Amseln in der Dichtung begnügen muß, aber das war schon sehr interessant, begann es doch mit einer Montage von vier bzw. drei Stimmen, wo Gedichtzeilen von Trakl, Celan, Jandl etc vermischt vorgetragen wurden.
Dann kam eine Einleitung von Elisabeth Grill und Katharina Trenkwalder, die das Projekt erklärten und Martin Reiter erzählte dann etwas von „Trakl und die Amsel“, während sich Georg Oberhumer auf eine „Stelle von Handke“ bezog und daraus einen literarischen Rundumschlag machte, von Hundersten ins Tausendsten, beziehungsweise von Paul Celan zu Robert Musil kam.
Der 1956 in Vaduz geborene Lyriker Michael Donhauser, von dem ich einmal ein Buch in der „Alten Schmiede“ bekommen habe, einmal wenn ich mich nicht irre, in Neuberg an der Mürz war, als er den Jandl-Preis bekommen hat und dann noch in der „Alten Schmiede“, als er seinen Beitrag von „Die Welt in der ich schreibe“, vorstellte, hat sich auf „Amseln“ glaube ich, in seinen „Variationen in Prosa“ bezogen, jedenfalls stammt das Prosagedicht, das besprochen und seziert wurde daraus und eine Studentengruppe hat dann noch ein Reimgedicht dazu gemacht.
Dazu gab es dann ein Interview und vorher hat Michael Donhauser noch andere Amselgedichte gelesen „amselig“ aus „Wörtlichkeit der Quitte, „Keine Amseln“ und „Ungenannte Amseln“, etc.
Über Amseln hat auch Ernst Jandl ein Gedicht „der wahre vogel“ geschrieben über das sich Elisabeth Grill und Katharina Trenkwalder unterhalten haben.
„fang eine liebe amsel ein nimm eine schere zart und fein schneid ab der amsel beide bein amsel darf nimmer fliegend sein“.
Dann kamen wieder Textmontagen, wo man beispielsweise erfuhr, daß man tote Amsel nicht in den Müll schmeißen darf, sondern sie der Tierkörperverwertung zufügen muß und am Schluß war noch einiges naturwissenschaftliches zum Thema zu erfahren, daß sie die Stimmen anderer Vögel, aber auch Katzen nachahmen und Drohlaute ausstoßen, wenn ihnen Feinde, also auch Menschen begegnen, beispielsweise.
Sehr interessant also, am Beispiel Amsel zu erfahren, wie der Gegenstand in die Dichtung kommt und auch hautnah mitzuerleben, wie sich die Grundlagen der Literatur erforschen lassen und man sie in die Öffentlichkeit tragen kann.
Wie die Amsel in meine Literatur, sprich in die „Erzählungen des Johannes Sedelmayers“ bzw. der „Dora Faust“ gekommen ist, kann ich auch beschreiben.
Die Geschichte, daß nach dem Tod der Schwester, die sich für Amseln interessierte, plötzlich eine immer ans Fensterbrett kam, habe ich von einer Freundin der Hansi Berger einmal erzählt bekommen. Egyd Gstättner hat ein ähnliches Thema in einer seiner Geschichten, glaube ich, auch bearbeitet.
2014-01-23
Amseln
2014-01-22
Reflektive Prosa
Unter dem Motto „Muster reflektiver Prosa“, würde der heutige Abend in der „Alten Schmiede“ stehen, hat Angelika Reitzer in ihrer Einleitung gesagt, der keine „Textvorstellungen“ waren, obwohl ich mich schon darauf gefreut habe, weil ihre „Textvorstellungen“ immer etwas Besonderes waren und ich jetzt schon länger mehr in keiner war.
Also „Buchvorstellungen, Herbstneuerscheinungen, „Buchdebut“ stand bei einem der Autoren im Programm und die ausgewählten Autoren mit ihren auserwählten Büchern, waren auch solche die zu Angelika Reitzer passten und mit Ausnahme des Buchdebutanten habe ich sie schon gekannt und Andreas Unterwegers „Das Kostbarste aller Geschenke“ habe ich schon bei der „Buch-Wien“ gehört, und er hat darüber gebloggt, daß ich dort war und Robert Prosser wird auch am Montag in der „Kolik-Lounge“ lesen, so war nur der 1979 in Graz geborene Christoph Dolgan, der in den „Manuskripten“ und in „Schreibkraft“ Texte hatte und jetzt sein erstes Buch „Ballastexistenz“ bei „Droschl“ vorstellte, eine Neuentdeckung für mich und Inhaltlich haben die drei Bücher nicht nur in ihrer Form zusammengepasst.
So erzählte Christoph Dolgan in einer sehr eindringlichen Sprache von der Welt in den Sozialbauten, ein Ich-Erzähler sitzt am Balkon oder sonstwo und reflektiert in einigen Teilen in einer gnadenlosen Sprache über die Welt, wo die, „die keinen Arbeitsplatz finden und für die Mittelschule zu dumm sind“, herumlehnen, die Frauen, die Tabletten schlucken von der Krankenkasse ausgedliedert als Pflegefälle im Koma irgendwo herumveegtieren, während den Männern bei Betriebsunfällen Beine amputiert wurden, die dann unter das Betriebsgeheimnis fallen.
Das war das Buchdebut, Robert Prosser drittes Buch, wieder bei „Klever“ erscheinen, ist dageben ein Roman, Christoph Dolgan weigerte sich sein Buch so zu nennen und ist laut Angelika Reitzer weniger ausufernd, als die ausufernde Prosa „Strom“ und „Feuerwerk“.
„Geister und Tattoos“ heißt es und spielt in Armenien und in Berg-Karabach, Robert Prosser ist dorthin gereist und hat recherchiert, um dann ein „Du“ von seiner Frau und seiner Tochter Geschichten von dem Krieg und der Vergangenheit bzw der Gegenwart erzählen zu lassen.
Die Toten kommen dabei vor, die eine große rolle spielen und auf die getrunken wird und die Tattoos, die die Soldaten auf den Armen mit der Aufschrift „Leipzig“ oder „Berlin“ haben, weil sie dort in DDR-Zeiten stationiert waren und die Tattoos, die ihnen in den Gefängnissen eingraviert wurden und und und.
Kurze Texte vom Tod und vom Leben in Robert Prossers eindringlicher Prosa, dann kam Andreas Unterweger mit den Notizen eines schreibenden Vaters, weil das die Form ist, die ihm, das Kind am Arm, noch möglich schien.
Auch hier das dritte Buch, der dritte Teil einer Autobiografie, wie Angelika Reitzer in ihrer Einleitung erwähnte, so habe ich es noch nicht gesehen, obwohl ich, sowohl bei Lesungen von „Wie im Siebenten“ und „Du bist im Meer“ war. Das Erstlingswerk steht, im Schrank im Siebenten gefunden, steht inzwischen auf der Leseliste, das zweite Buch, habe ich bei „Droschl“ einmal angefragt und Angelika Reitzer wollte von Andreas Unterweger in der Diskussion wissen, ob er weiter autobiografisch schreiben würde und es kam wieder dabei heraus, was ich auch immer schreibe „Es ist alles autobiografisch und alles gleichzeitig nicht!“.
Andreas Unterweger meinte, daß sein viertes Buch ein Märchen wahrscheinlich autobiografischer als der Text über seine Tochter Maria und seinen Sohn Moritz sei und es war sehr beeindruckend die Ähnlichkeiten der drei so unterschiedlichen Autoren zu beobachten. Das Gemeinsame ist wahrscheinlich die gnadenlose Einsamkeit und die Eindringlichkeit der Sprache.
Wenn ich mich nicht irre und nichts verwechsle habe ich Thomas Wollinger im Publikum gesehen und auch sonst noch ein paar Gesichter und es war eine interessante Textvorstellung, auch wenn es nicht mehr so hieß.
2014-01-21
SchreibGespräche
Die Schreibpädagogin Marlen Schachinger, die im letzten Jahr zwei Romane veröffentlicht hat, in diesem Jahr auch in der GAV-Aufnahmejury war und bei der GV mit ihrem Laptop gesessen ist und sehr fundierte Gutachten verlesen hat, wobei ich ihr bei einigen widersprochen habe, die auch ein eigenes Schreibinstititut hat und die ich kennenlernte, nachdem sie ihren ersten Roman in Ruths Aspöcks Edition veröffentlicht hat und die dann auch noch eine Zeitlang bei „Frauen lesen Frauen“ mitgelesen hat und die ich auch zu den „Mittleren I“, als die noch im Literaturhaus stattfinden durften, eingeladen habe, hat für das Literaturhaus ein zwölf oder sechszehn langes Konzept für ein Werkstattgespräch bei Barbara Zwiefelhofer eingereicht und sich dazu Andrea Grill als Co-Autorin ausgesucht, um mit ihr über das Schreiben und das Lesen zu diskutieren, beziehungsweise gegenseitig die Werke zu besprechen.
Eine Veranstaltung zu der ich als am Schreibprozeß sehr Interessierte natürlich muß und eigentlich gar nicht kommen hätte können, da es in St. Pölten, sowohl eine Fado-Veranstaltung gab und auch der Psychologen-Jour-Fixe sein hätte sollen, der wurde aber um eine Woche verschoben und die Veranstaltung war sehr interessant. Allerdings waren nur ein paar Leute dazu gekommen, Wolfgang Hermann und ein paar Fans von Marlen Schachinger wahrscheinlich, die die Veranstaltung eine „familäre“ nannte und dann ein bißchen was dazu erzählte, beziehungsweise einen Text dazu verlas.
Es ging um die Leseinteressen, Marlen Schachinger liebt Proust und Joyce, Arno Schmidt hat sie nicht erwähnt und mokierte sich über die Kriminalromane, die mit „sagte sie zärtlich“ beginnen.
Die schmeißt sie dann weg und Andrea Grill von der ich im letzten Jahr zwei Bücher gelesen habe, erwähnte einige mir unbekannte Autoren und dann Ingeborg Bachmann und Herta Müller.
Andrea Grill hat heute noch, wie Barbara Zwiegelhofer erwähnte, den Förderungspreis für 2013 bekommen, im MUSA hat sie diesbezüglich ja schon vor längerer Zeit gelesen und erwähnte in ihrer Einleitung, daß sie eigentlich keine Romane übers Schreiben und über Schriftsteller mag, von Marlen Schachingers „denn ihre Werke folgen ihnen nach“, war sie aber hingerissen und würde das Buch jeden empfehlen und es ist, wie ihre Sachen bei Otto Müller erschienen, so daß sie die gleiche Autorin haben.
Dann stellten die Beiden ihre Werke gegenseitig vor.
Andrea Grill begann mit Marlen Schachingers „Werke“ und diese las dann einige Stelle daraus vor.
Die Fragen drehten sich um Namen und um Orte oder waren das schon Marlen Schachingers Fragen bezüglich Andrea Grills „Das Schöne und das Notwendige“ und bei dieser Geschichte über Fiat und Vinzent Engel einem Wachsjesusschnitzer und Kirchenruhesteller, der immer „Silentio“ schreit, war ich, glaube ich, mal bei einer Lesung, das ist auch das Buch, wo es um den teuersten Kaffee der Welt geht.
Marlen Schachinger hatte einige Bücher geplant, so daß ihr „Ich, Carmen“, das, glaube ich, in der Zeit entstanden ist, wo wir uns regelmäßig bei den „Lesetheater-Jour-fixes“ getroffen haben und sie daraus vielleicht auch bei den „Mittletren“ gelesen hat, nur mehr kurz erwähnt wurde, ebenso wie „Tränenlachen“ von Andrea Grill, wo es um ein junges Mädchen und ihren albanischen Ehemann geht.
Die „New York Geschichten“, die ich ja vor kurzem gelesen habe, standen auch noch zur Auswahl.
Bei Wein und Saft hat man dann noch mit den Autorinnen darüber diskutieren können. Da stieß auch Barbara Zwiefelhofer mit Sekt mit den Autorinnen an. Andrea Grill erzählte Wolfgang Hermann und einem Freund von der Preisverleihung und Marlen Schachinger fragte mich, wie es mir ginge?
Ich zeigte ich ihr kurz das „Literaturgeflüstertextebuch“ um dann zum Bücherschrank zu gehen, wo einer der Betreuer sehr viele Krimis hineingeschachtelt hat, die Marlen Schachinger, die ja sehr genau zwischen E und U unterscheidet, nicht so gerne lesen will, aber in großer Zahl dem Bücherschrank gestiftet wurden, so daß ich mir auch einige nach Hause nahm, weil es mich ja nicht sehr stört, wenn da „sagte sie zärtlich“ steht.
2014-01-20
In Memoriam Ernst Kostal
Der am 23. April 2013 verstorbene Ernst Kostal wäre am 20. Jänner siebzig Jahre alt geworden. Kennengelernt habe ich den Germanisten, Philiosophen und Dichter, der sich auch in der Antipsychiatriebewegung sehr einsetzte in der GAV und einige Male, viermal wäre es gewesen, meinte Karin Jahn, während der Gedenklesung im Weinhaus Sittl, bei dem von ihm organisierten „Wahnsinnsymposium“ im Literaturhaus, bei dem auch Peter Campa, Hanno Millesi, Karin Jahn, etc mitmachte und Hilde Langthaler hat einmal ein Hörbuch von einer Veranstaltung herausgebracht, mitgemacht, bis die GAV-Veranstaltung auch der Literaturhausumstrukturierung zum Opfer fiel und am Montagabend gab es die erste Gedenklesung aus seinem Werk, nämlich vorwiegend aus seinem bei „Grasl“ erschienenen Gedichtband „Zeit-Hemisphären“ zu dem Hans Weigel das Vorwort schrieb.
Ich habe gar nicht gewußt, daß Ernst Kostal, der glaube ich, auch bei den von mir organisierten zum „Tag der Freiheit des Wortes-Veranstaltungen“ mitgemacht hat, soviele Gedichte geschrieben hat, habe ich ihn doch hauptsächlich als Theoretiker und Antipsychiatrieaktivist gekannt und ihn auch gelegentlich, wenn ich beispielsweise zum klinischen Mittag gegangen bin, auf dem Weg dorthin getroffen und einmal hat mich Ottwald John, der auch diese Veranstaltung mitorganisierte, bzw. einleiete, gefragt, ob ich etwas von ihm gehört hätte?
Da hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Jetzt habe ich erfahren, daß er die letzten Jahre sehr krank und pflegebedürftig war und über sein Leben habe ich bei der Veranstaltung auch einiges erfahren, was ich noch nicht wußte.
1944 mitten im zweiten Weltkrieg als Sohn einer jüdischen Mutter und eines sich im Krieg befindenen Vaters geboren.
Ottwald John erzählte etwas, das die schwangere Mutter in einer DDT-Fabrik zwangsverpflichtet gewesen wäre und davon, daß die Mutter und die Großmutter den Kinderwagen bei Bombenalarm in den Luftschutzkeller hinuntergetragen hätten, was ihn, wie er meinte, für sein weiteres Leben geprägt hätte, worauf eine Dame im Publikum energisch widersprach, weil das damals ja alle so erlebt hätten.
Der Vater ist verstorben, als der kleine Ernstl zehn war, der ein guter Schüler war, wie er auch in einem seinem Gedichte beschrieben hat „in meinen jungen Jahren war ich wirklich musterlich“.
Ernst Kostal hat dann Germanistik und Philosophie studiert, weil er das Schreiben lernen wollte, über Paul Celan dissertiert und zu trinken angefangen, weil er die Erfahrung machte, daß er dann weniger schüchtern wäre und sich die Frauen anzusprechen traute.
Vom Alkohol ist er dann nicht mehr wirklich losgekommen, was ihm seine Universitätskarriere kostete, obwohl er schon an seiner Habil geschrieben hat. Psychiatrieerfahrungen kamen dann auch noch dazu. Ich kann mich erinnern, daß ich einmal auf einem Schizophreniekongreß gewesen bin, wo Ernst Kostal referierte, bzw. ein Film über ihn gezeigt wurde.
Nach Ottwald John, kam Elisabeth Musitz, seine Lebenspartnerin, mit der er auch den Sohn Adrian hatte, der vertonte Gedichte vortragen hätte sollen, aber für die Schule lernen mußte, bzw. sich das doch noch nicht so zutraute.
An die GAV-GVs, wo Ernst Kostal von seinem gerade geborenen Sohn erzählte, der ihn forderte, kann ich mich auch noch erinnern.
Elisabeth Musitz las auch ein ein Psychiatriemanifest vor und Ottwald John erzählte von Lesungen in dem legendären „Poldis-Galeriecafe“ in der Lerchenfelderstraße.
Dann kam eine Pause, danach zeigte Karin Jahn, das Cover eines anderen vergriffenen Kostal Buches „An der Kreuzung der Augenblicke – Gedichte aus 4 Jahrzehnten“, den „Theodor Kramer Preis“ hat er auch bekommen und höchstwahrscheinlich auch in der Zeitschrift „Kuckucksnest“ publiziert.
Christoph E. Exler folgte mit Texten aus einem anderen vergriffenen Buch und Edith Müller, die auch sehr viel von ihm zu erzählen wußte, las dann wieder aus dem „Grasl-Bändchen“.
Eine sehr interessante Veranstaltung von der ich nicht weiß, ob sie vom „Lesetheater“ veranstaltet wurde, ich habe die Einladung jedenfalls dadurch bekommen und im Pelikanstüberl einige bekannte aber auch unbekannte Gesichter gesehen. Herr Blaha, Batya Horn, Karin Jahn, etc.
Im Internet kann man einige Texte und einige Filme, beziehungsweise Nachrufe finden, um sich an den engagierten Dichter mit Psychiatrieerfahrung zu erinnern, der sehr radikal zu reimen wußte und auch eine sehr direkte Sprache pflegte.
Ottwald John hat noch ein „Hexeneinmaleinsgelesen“ und es wäre natürlich spannend, die vergriffenen Bändchen vielleicht im Bücherschrank zu finden….
2014-01-19
Ein Kind
Das zweite Buch aus der Abverkaufskiste der Buchhandlung Reichmann ist ein sehr berühmtes, nämlich Thomas Bernhards Autobiografie, die einem der Freunde der Anna sehr gefallen hat.
Mir auch, denn der berühmte Dichter hat ja eine sehr klare Sprache und das was er da von seiner Kindheit berichtet, ist auch sehr beeindruckend, wenn ich auch anläßlich eines Bernhardjahrs einmal einen Germanisten sagen hörte, daß er da in Holland nicht wirklich in einer Hängematte am Meer gelegen hätte. Die typischen Bernhardschen Sprachwenungen, „das Fürchterlichste vom Fürchsterlichsten“ kommen auch gelegentlich vor, sind aber in der Dichtheit der Erzählung als nicht so schlimm zu lesen.
Wieder einmal eine Autobiografie. die mir gefällt, die vom MRR hat es ja auch getan. Ich bin, wie schon beschrieben, kein unbedingter Bernhard-Fan, auch wenn ich vor zwanzig dreißig Jahren seine Romane, wie „Holzfällen“ oder „Alte Meister“ sehr begierig gelesen habe.
Die Erzählung beginnt, als der Achtjährige mit dem Waffenrad seines Vormundes, der sich in dieser Zeit in Kriegseinsatz befindet, Bernhard wurde ja 1931 in den Niederlanden geboren wurde, von Traunstein zu seiner Tante nach Salzburg fahren will.
Er ist von der Schule ausbüchst, denn er ist ein schlechter Schüler, das wird später noch beschrieben, kann nicht radfahren, verletzt sich auch am Bein, schafft es aber bis fast ans Ziel. Nur hat er keine Ahnung von der Adresse der Tante, so geht er in ein Gasthaus, wird dort versorgt und von zwei Buben wieder zurückgebracht. Traut sich in der Nacht aber nicht in das Haus der Mutter, so geht er nach Ettendorf, wo der gebliebte Großvater Johannes Freumbichler in einem Bauernhof wohnt und der bringt ihn dann zurück.
Denn er ist der Liebling des Großvaters und der ist ein Anarchist, hält das Schulschwänzen für nicht so schlimm und alle Lehrer für Idioten.
Thomas Bernhard war ein unehliches Kind, die Mutter, die damit nicht fertig wurde und den kleinen Thomas auch oft schlug, hat ihn in Holland zur Welt gebracht, dort ein Jahr als Hausgehilfin gearbeitet und das Kind auf ein Schiff in Pflege gegeben, dann ging es nach Wien zu den Großeltern, die in der Wernhardtstraße, nahe dem Wilhelminenspitals, wo auch meine Großmutter wohnte, lebte und dann nach Seekirchen am Wallersee.
Das Leben am Land, die katholische Kirche, die Gewalt, die Kinder werden in der Schule und auch zu Hause mit dem Ochsenziemer geschlagen, wird sehr eindrücklich geschildert. Auch die Freunde des kleinen Thomas, aus denen später nichts „Richtiges“ geworden ist, der Gedanke an Selbstmord, werden thematisiert.
In der Schule war er in der ersten Klasse der Liebling der Lehrerin, bei dem späteren Lehrer war das nicht mehr so. In der dritten Klasse ging die Familie der Arbeit wegen nach Traunstein, dort war er der „Esterreicher“, aber das gab es dann ja nicht mehr lang.
So kam der kleine Thomas mit einer Schnürrlsamthose zum „Jungvolk“ und mußte dort singend in den Wald marschieren. Er war auch ein Bettnäßer und die Erziehungsmehtoden waren damals, das naße Leintuch deutlich sichtbar aus dem Fenster zu hängen, so daß es alle wußten.
Eine Frau Dr.Popp schickt ihn dann in ein Erholungsheim, das eigentlich ein Lager für Schwererziehbare ist, die Familie glaubt, es ist im nahen Saalfelden und gibt ihm keinen Proviant mit. Es ist aber in Seefeld in Thüringen und später wird der Dichter nochmals hinkommen, dann ist es ein DDR Erziehungsheim für Schwererziebare, sonst hat sich nichts daran geändert.
Als der kleine Thomas zurückkommt, hat die Mutter die inzwischen verheiratet ist, ein Brüderchen geboren und der Bericht endet, als der Großvater, der auch einen Maler oder Musiker aus dem Enkel machen will, ihn in einer Handelsschule in Passau angemeldet. Er wird dort auch aufgenommen, geht aber nie hin, denn Passau ist das „Fürchterlichste vom Fürchterlichste“n und der Großvater hat sich inzwischen für Salzburg entschieden.
Ein starkes Buch, das mir viel erklärt, obwohl vielleicht nicht alles eins zu eins umzusetzen ist, denn Thomas Bernhard habe ich einmal gehört, hat nicht alles so ernst gemeint, was er geschrieben hat, trotzdem sehr beeindruckend und zu empfehlen, wenn man es noch nicht gelesen hat und sich für den großen österreichischen Dichter, der ja noch bis heute sehr beeindruckt und viele Nachahmer, die in seinem Stil schreiben, findet, interessiert.
Und hier mein „Bernhard-Archiv“ 12345
2014-01-18
Buchgeschichten
Der Wochenanfang war davon geprägt, daß ich hektisch in den Regalen nach 2014-Büchern suchte, um sie vollständig im Badezimmer aufzustapeln.
Inzwischen habe ich auch alle, bis auf den „Milan Kundera“, der sich noch irgendwo verstecken ,gefunden und auch Jose Saramagos „Handbuch der Kaliographie“ und „Eine Zeit ohne Tod“, Bücher für die Portugalreise auf eines der Regale gelegt, außerdem suche ich schon seit längerem nach James Salters „dusk and other stories“, das ich in meinem Bücherkatalog stehen habe und auf das ich aufmerksam wurde, als ich, ich glaube, es war bei „Buzzaldrin“, auf dessen neues Buch aufmerksam wurde. Zwecklos, ich habe gestern statt zu korrigieren, nochmals alles durchgesehen, das Buch bleibt verschwunden.
Vielleicht habe es es einmal zurückgebracht und nicht ausgetragen, weil es auf Englisch ist oder es hat ein anderes Format als erwartet, so daß ich es übersah? Seltsam und geheimnisvoll, aber für eine Perfektionistin, die ich ja doch ein bißchen bin, ärgerlich, so daß ich mich dabei ertappe, immer wieder nachzuschauen, ich muß es doch finden!
Auf diese Art und Weise habe dann zwar Isolde Looks „Die Kerze im Fisch“ von der 2014-Liste doch erwischtr und eine doppelte „Sagan“ und einen doppelten Yalom, „Die rote Coach“ hatte ich schon mal gefunden, in den Schrank zurückgebracht und so ist ja auch der Bibliothekskatalog entstanden, den ich mir, glaube ich, um Weihnachten 2005 anlegte, weil ich damals Thomas Bernhards „Holzfällen“ nicht und nicht gefunden habe und schon die Anna beschuldigte, es zu haben.
Den habe ich dann gefunden, der Salter bleibt bis jetzt verborgen, was vielleicht nicht wirklich etwas macht, denn Englisch lese ich ja nicht so gern, außerdem bin ich am Donnerstag, als ich von der Klinik kam, vor den Buchabverkaufenkisten bei „Alles Buch“ dem Nachfolger der „Buchlandung“ auf der Lerchenfelderstraße stehengeblieben und habe trotz aller Schwüre nie mehr ein Buch zu kaufen, nicht widerstehen können, denn da gab es „Portugiesische Gedichte“ und Antonio Lobo Antunes „Judaskuß“ für meine Portugal-Reiselektüre und dann noch „Lichtjahre“ von James Salter, ein TB um drei Euro. Also gar nicht so billig, aber jetzt war mir ja der Mund wässrig und der Gedanke, „Muß haben!“, aufgeblitzt. Bibliophile werden wissen, was ich meine. Dann ging ich mit meiner Büchertasche nach Hause und etwas später in die „Alte Schmiede“ und bei der Buchhandlung „Malota“ auf der Wiedner Hauptstraße vorbei, die auch eine Kiste mit drei Euro Bücher hat und da gab es „Zoli“ von Column Mc Cann und da habe ich „Verrückt!“, gedacht, das Buch geschnappt und bin damit hineingegangen, denn „Zoli“ in Englisch, schon ein bißchen mit blauer Tinte durchtränkt, liegt ja in meinem Badezimmer und sollte als nächstes gelesen werden und weil ich schon ein Jahr nichts mehr auf Englisch gelesen hatte, hatte ich ein bißchen Angst davor.
Jetzt lese ich es wieder, wie schon einmal kapitelweise, einmal Deutsch und einmal Englisch, denke ich bin nicht gut in der „Bücherbeschränkung!“ und dann wieder „Macht ja nichts, denn es gibt ja so viele schöne Bücher und ich möchte sie alle gerne lesen!“
Dann kam noch der Alfred nach Hause, legte mir einen „Falter“ auf das kleine Tischchen neben dem Bett mit einem Artikel über Sigrid Löfflers neues Buch „Die neue Welt-Literatur und ihre großen Erzähler“ und ich sagte, nicht ganz ernst gemeint, „Das mußt du mir dann auch kaufen!“, worauf er gleich am Freitag in die Hauptbücherei rannte und es mir signieren ließ.
Frau Löffler hat sich anscheinend noch bei ihm erkundigt, wie er zu der Lesung gekommen wäre und mir alles Gute gewünscht!
Nun ja, nun, ja, es wird nichts mit der Bücherbeschränkung, auch wenn ich es mir noch so oft vornehme und jetzt auch ohne Leinentasche zu den Schränken gehe, denn da liegt dann ein Band mit den „Neuen ungarischen Erzählern“, drinnen und danach habe ich ja im November sehr gesucht oder ein Buch von Elzar Benyoetz, der ja einmal den „Theodor Kramer- Preis“ bekommen hat oder „Die Akte U“ von Gabriela Moser, das „Protkoll des Untersuchungsaschußes“, da war ich im Vorjahr bei einer Lesung, das ich eigentlich, dem Alfred mitbringen wollte, aber der hatte es sich, ebenfalls signiert, schon gekauft, so daß ich es wieder zurücktragen kann.
Mara Giese von Buzzaldrin hat vor kurzem „Frauen und Bücher-Eine Leidenschaft mit Folgen“ von Stefan Bollmann besprochen, wo berühmte Frauen mit Bücherleidenschaften wie Virginia Woolfe, Jane Austen, aber auch Elke Heidenreich, etc besprochen wurden.
Ich bin ja, glaube ich, auch eine solche Bücherfrau, wenn auch nicht berühmt und daher auch nicht beachtet, sondern eher belächelt oder ignoriert, aber Mara Giese hat diese Erfahrungen, wie sie den Kommentierern schreibt, ebenfalls schon gemacht und es ist auch interessant, daß die Frauen lesen und die Männer über lesende Frauen schreiben oder Ratgeber verfassen, wie man lesen soll?
Ich habe da schon einige in meinen Regalen liegen. Sigrid Löffler macht das wohl auch und ich denke, es gibt sie nach wie vor, die bibliophilen Frauen, auch wenn sie jetzt vielleicht nicht mehr den Salons der Oberschicht, wie im neunzehnten oder achtzehnten Jahrhundert vorbehalten bleiben und das ist ja schön, wenn jetzt angeblich alle Zugang haben. Aber ebenso angeblich können schon zwanzig Prozent der Schulabgänger nicht mehr richtig lesen und interessieren sich nicht für Bücher, obwohl die ja boomen und es soviel, wie wahrscheinlich noch nie gibt und ich denke, die paar hundert oder auch tausend Bücherblogger, die es inzwischen gibt und die sich ja gegenseitig sehr kritisch beäugen und sich das „Abstauben von Rezensionsexemplaren“, vorwerfen, sind wahrscheinlich die Nachfahren, der bürgerlichen Frauen, die sich vielleicht aus Langeweile, die jungen Dichter in ihre Salons geladen und gefördert haben.
Das ist sicher spannend und ich habe mich gestern auch gewundert, wie viele neue Gesichter bei der Regionalversammlung der IG Autoren waren, aber es gibt sehr viele Leute die schreiben wollen und immer weniger die lesen, schreibe ich ja meistens dazu. Wahrscheinlich stimmt das nur zum Teil, die Bücherbloggerinnen lesen viel, in letzter Zeit bevorzugt den Haruki Murakiami „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“, der ja jetzt Geburtstag hatte und heute hat auch ein großer Außenseiter der Literatur nämlich Arno Schmidt seinen hundersten Geburtstag, worauf mich die zwei literarischen Kalender, die ich auch noch zu Weihnachten bekam, aufmerksam machten und ein Video von „Arte“, auf das mich Cornelia Travniceks Facebookseite verwies und da habe ich ja von dessen Gönner Jan Philipp Reemtsma und Bernd Rauschenbach auch ein Buch über ihn bzw. seine Jahre in Görlitz, Lauban und Greiffenberg gefunden, auf das mich schon zu lesen freue und dann habe ich noch beim neuerlichen Suchen „..denn „wallflower heißt Goldlack“ – „Drei Dialoge“, keine Ahnung, daß ich das hatte, in den Regalen gefunden und es tapfer auf meine Leseliste gesetzt.
Regional versammeln
Alle zwei Jahre gibt es die Regionalversammlung der IG-Autoren, wo sich die Autoren über den Stand der Literatur bzw. ihrer Vertretung von Gerhard Ruiss informieren können.
Ich bin ja schon sehr lange für die GV nominiert und gehe auch gerne und regelmäßig zu den Versammlungen, um Neues über die Autorenlandschaft zu erfahren, obwohl ich ja irgendwie sehr weit davon entfernt bin und mich auch manchesmal sehr fremd fühle.
Es waren eine Menge Leute da und viele, die ich nicht kannte, die Autorenschaft ist ja vielfältig und scheint auch schnell anzuwachsen. So habe ich, glaube ich, auch Cornelius Hell gesehen, ansonsten Axel Karner, Hilde Schmölzer, Hilde Langthaler, die Rizys, Petra Ganglbauer die neue GAV-Präsidentin, Irene Wondratsch, Lukas Cejpek und und und…
Gerhard Ruiss hat dann auch seinen berühmten Monolog gehalten und erzählt, was sich seit dem letzten oder dem vorletzten Jahr getan hat. Es gibt einen neuen zuständigen Minister und weniger Geld, ansonsten bei den IG-Autoren für die Autoren eine kostenlose Verlagsberatung, also schon etwas sehr Fremdes für mich, obwohl ich mich vor langer langer Zeit, zweimal oder vielleicht auch öfter beraten habe lassen und Neuerungen, wie schon bei der GAV-GV diskutiert wurde, bei den Stipendien des BUMUKs.
Da gibt es jetzt fünfzig, statt zweimal zwanzig und man kann sie, wenn wann sie bezieht, auf sein Einkommen für die Künstlersozialversicherung anrechen lassen, also auch nichts, was mich betrifft.
Was betrifft mich, die ich ja soviel schreibe und mich als eine Vollblutliteratin sehe, dann?
„Das „Literaturgeflüstertextebuch“ natürlich und das habe den mir Bekannten eifrig herumgezeigt und Petra Ganglbauer erzählt, daß es von Gerhard Jaschke sehr gelobt wurde.
Die „Autorensolidarität“, wo ich ja einmal ein Portrait hatte, weshalb es dann einen Streit mit Hilde Langthaler gab, worüber ich ein Buch geschrieben habe, lag auf und Poster und Karten mit einer leeren Bibliothek, wo draufsteht, „Kein Buch ist zuwenig“, die ich mir mitnahm, um sie sie auf meine übervollen Regalen zu stellen, als Mahnung vielleicht, daß ich das mit der Bücherschränkung nicht wirklich schaffe und schon wieder Bücher nach Hause brachte.
Die „Autorensolidarität“ gibt es viermal im Jahr, man kann sie abonnieren oder sie sich nach den Regional- oder GVs gratis nach Hause nehmen, den „Neuerscheinungskatalog“, wo meine Bücher auch nicht drinstehen, einmal, dann wird noch ein Stückebörsekatalog kommen und eine Neuauflage des „Handbuchs der IG-Autoren“, mit dem Autorenverzeichnis und allen Adresssen, wo man seine Sachen hinschicken kann, wenn es das Geld dazu gibt. Die sechste Auflage, die fünfte von 2001 ist inzwischen total veraltet, so steht noch der Kanzler Schüssel und der Staatssekretär Morak drinnen und ich denke, so was macht ohnehin nur im Netz Sinn, weil es ja sofort überholt gehört, wenn sich was ändert, aber das ist zu teuer, also ein neues Handbuch, das ich aber auch nicht sehr viel brauchen werde, weil ich mich inzwischen ja nicht mehr bewerbe und nicht mehr viel auschicke.
Gerhard Ruiss hatte dann noch Neuigkeiten, wo ich auch nicht weiß, ob sie mich erfreuen, die Festnetzabgabe ist durch oder wird jedenfalls kommen. Da gab es ja im Vorjahr eine Demonstration und Mitglied der Literarmechana, wie Gerhard Ruiss den Autoren empfahl, bin ich, das stimmt, auf diese Idee hat mich Judith Gruber-Rizy einmal gebracht, seither bekomme ich ein paar Euro im Jahr überwiesen, das ist, glaube ich, die Bibliotheksabgabe, weil sonst ja nicht sehr viel von mir erscheint bzw. gesendet wird.
Wenn das wäre, müßte man das melden und Pensionen oder Zuschüße zahlt die Literarmechana auch, damit man nicht in Not versinkt.
Mir nicht, denn ich habe ja eine aus meiner Psychologentätigkeit und würde wahrscheinlich mit meinen selbstgemachten Büchern und meinem Ehemann auch keinen Anspruch haben.
Die IG nimmt aber jährlich an drei Messen, Wien, Leipzig und Frankfurt teil und macht dort auch Literaturprogramme bzw. Radio, was für mich auch nicht in Frage kommt, aber wenn ich in Leipzig oder Frankfurt war, schaute ich dort vorbei und stellte meine vollen Büchertaschen ab.
Von den erfolgreicheren Autoren habe ich außer Robert Prosser vielleicht, nicht viele gesehen. Nachher gab es Saft und Wasser, keinen Wein, was mich ein bißchen wunderte, aber vielleicht, weil es eine Arbeitssitzung war.
Die Lore Heuermann hat mich angesprochen und gemeint, sie hätte mich bei der Präsentation der „3er-Edition“ gesehen, aber ich wohne ja im fünften und wir sind daraufgekommen, daß wir uns beim „Kulturpolitischen Arbeitskreis“ der GAV getroffen haben.
Man konnte sich, wenn man das noch nicht war, für die GV delegieren lassen und gegen das „Literaturmuseum“ unterschreiben, bzw. zu verhindern versuchen, daß das auf Kosten der Autoren eingerichtet wird.
Die Generalversammlung wird am 22. und 23. Februar sein. Da werde ich dann sicher wieder davon berichten und bei http://www.buecher.at habe ich gerade gelesen, daß die IG zusammen mit Gustav Ernst von der Zeitschrift „Kolik“, einen österreichischen Buchpreis fordert. Davon hat Gerhard Ruiss gar nichts erwähnt.
2014-01-17
Die Anderswelt-Trilogie
Eigentlich dachte ich ja, daß ich „Science-ficton in der „Alten Schmiede“ als Überschrift für diesen Artikel wählen könnte, aber das passt auf den Band drei „ARGO-Anderswelt“, der am Donnerstag vorgestellt wurde, wahrscheinlich doch nur teilweise zu.
Alban Nikolai Herbst in der „Alten Schmiede“ und ich habe mir die Veranstaltung angestrichen, denn den Autor habe ich ja 1996 in Klagenfurt kennengelernt, als er dort gelesen hat und ich zum Zuhören einmal auf eigene Kosten hingefahren bin.
Dann bin ich auf den Namen bei Chrstinane Zintzen öfter gestoßen, weil die ja das Projekt „Lit.net Blogs“ betreut, vorstellt oder selber dabei einbezogen ist und da gibt es ja „Die Dschungel/Anderswelt“ und, daß die Trilogie genauso heißt, bin ich erst beim Lesen des Programmes daraufgekommen.
Ja, ich bin eine eher Flüchtige und habe dann Herrn Blaha, mit dem ich mich in der „Alten Schmiede“ getroffen habe, um ihm sein Belegexemplar des „Literaturgeflüsterbuchs“ zu übergeben, davon erzählt, aber sicher war ich mir dann nicht mehr, denn am Lesetisch lagen ja die dicken Bände auf und da bin ich daraufgekommen, daß es sich dabei um etwas Phantastisches handeln dürfte.
E.A.Richter ist dann auch erschienen und ebenfalls sehr ungewöhnlich, hat diesmal nicht Kurt Neumann eingeleitet, sondern der Autor, der sich auch eine Art Hammer auf das Lesepult legte, hat gleich zu lesen begonnen, obwohl auch Andreas Puff-Trojan neben ihm saß, der ebenfalls einleiten sollte.
Was er las, war dann gleich sehr gewaltig, handelte es doch von eine Apokalypse oder dem Untergang einer Welt, bzw. einer Stadt die Buenos Aires hieß, aber irgendwie sowohl an Berlin, als auch an London erinnerte und ich war einmal verwirrt.
Die Erklärungen kamen dann auch, hatte sich der Literaturwissenschaftler doch darauf vorbereitet und im Programm stand auch, daß der erste Teil THETIS.Anderswelt, ein fantastischer Roman 1998 bei Rowohlt, BUENOS AIRES.Anderswelt, Kybernetischer Roman, im Berlin Verlag 2001 erschienen ist und der epische Roman ARGO.Anderswelt, 2013 im Elfenbeinverlag.
Andreas Puff-Trojan erzählte etwas von der „Nullzeit“ bzw. „Ground Zero“ und dem ersten kurzen Kapitel, das wir gerade gehört haben. Der Weltuntergang auf ein paar Seiten, dann folgen allerdings noch neunhundert und zweimal soviele in den beiden anderen Romane. Kann man dieses Buch lesen, wenn man die zwei anderen nicht kennt?
Natürlich, denn da gibt es ein Glossar und außerdem hat der Autor erklärt, daß man bei dem Buch an jeder beliebigen Stelle, so wie bei Andreas Okopenkos „Lexikonroman“ vielleicht, anfangen kann.
„Aber lesen Sie erst das Glossar!“, riet der Einleiter. Erzählte dann etwas von Apokalypserln, a la Nestroy und der „Welt, die nicht mehr lang stehen würde“, aber bei Alban Nikolai Herbst geht alles weiter und drei Erzähler hat der Roman auch.
Einer heißt Alban Herbst, ist aber nicht der Autor und das Ganze spielt in einer Stadt namens Buenos Aires, die aber aus Teilen anderer europaischer Städte zusammengesetzt ist. Es gibt eine Realwelt und eine Cyberwelt und den Wechsel von der einen in die andere und real existierende Personen, wie beispielsweise E.A.Richter, der sich über E-bay in das Projekt einkaufte, (er gehört auch zu dem Lit.Net-Blog-Projekt), kommen auch darin vor.
„Kennen Sie sich aus?“, könnte man jetzt fragen. Denn das klingt sehr verwirrend und episch ist das Ganze ebenfalls noch. So las Alexander Puff-Trojan gleich ein paar Hexameter vor, bevor sich der Autor einschaltete und nach der Realität fragte, bzw. sagte, er hätte einen realistischen Roman geschrieben. Dann kam eine Stelle, wo der Vater mit dem Sohn und der Mutter zu einer „Nebelkammer“ geht und der Vater dem Sohn den Realismus erklärt.
„Realismus ist blöd!“, lautete die Conclusio, aber Alban Nikolai Herbst erklärte weiter, daß man sich das Ganze ganz einfach vorstellen kann.
Man geht in Berlin vom Prenzlauerberg zum Brandenburgertor, das habe ich einmal gemacht, das ist sehr weit und stellt sich dort den Arc de Triomphe vor und schon ist man in einer anderen Stadt und Rom oder Wien sind dann auch sehr nah. Denn Wien kommt in dem Epos auch vor und Berlin in Form eines Cafes, das es gibt oder nicht gibt, es ist eben alles sehr kompliziert.
Dann kam eine Stelle vom Autofahren und noch eine andere, in der es um eine Erzählung geht. Denn Alban Nikolai Herbst erzählt in seinem Roman Geschichten, von einem Mann der zu einer krebskranken Frau geht, im Spital Tumult macht, von der Polizei abgeführt wird, die ihm aber Zeit zum Trauern gibt.
Dann begann Alban Nikai Herbst weiter von seinem Projekt zu erzählen und kam dabei vom Hundertsten ins Millionste.
Sprach davon, daß das Leben immer weitergeht und es ein Verbrechen wäre, einem Kind zu sagen, es wäre alles aus.
Sagte auch nach einer Frage aus dem Publikum, daß man das Gewalttätige und den Krieg auch schön erzählen kann, weil das Leben nach Auschwitz natürlich weitergegangen wäre. Erzählte einen Witz, nämlich den von dem bettnäßenden Kind, das nach der Psychoanalyse Spaß daran hat. Den erzähle ich meinen Klienten immer etwas anders, wenn ich ihnen den Unterschied zwischen der PA und der VT erklären soll. Las dann noch ein Gedicht und erzählte auch ein bißchen was von seinen anderen Werken und davon, daß er einmal Broker war. Die Intervalle zwischen den Romane beruhen auf Rechtsprobleme und davon, daß er Genre übergreifend schreiben wollte, aus allen Schubladen heraus, was ihm zwar gelungen, aber schlecht fürs Geschäft ist. Denn wer soll den Roman dann kaufen und für ein solches Projekt braucht man einen Verlag, da genügt das Netz nicht.
Vom Hundersten ins Tausendste und drei gewaltige Werke, die mich auch ein bißchen an Arno Schmidt erinnerten, von dem ich am Donnerstag anläßlich seines hundersten Geburtstags ein Video hörte und der Autor erinnerte mich mit seinen funkelnden Augen, mit denen er sein Projekt erklärte, ein wenig an Mephisto und ein bißchen manisch ist das Ganze sicher auch.
Von Alban Nikolai Herbst ist noch zu sagen, daß er 1955 in Bensberg als Alexander Michael von Ribbentropp geboren ist, mit seinen Romanen und seinen Realismus schon Schwierigkeiten hatte, die zu einer Klage führten und sicherlich ein sehr interessanter Autor ist, was mir bisher fast entgangen wäre.
2014-01-16
Unterwelten
An der „Angwandten“ wurde die „Jenny“ vorgestellt, in der „Wien-Bibliothek“ Uwe Schüttes „Unterwelten- zum Leben und Werk von Gerhard Roth“ aus dem „Residenzverlag“ und ich hatte mich entschieden, denn die „Jenny“ habe ich ja schon gelesen und von Gerhard Roth, dem berühmten Grazer oder steirischen Autor, der unter anderen Grazer Autoren, wie Helmut Eisendle, Wolfgang Bauer, Alfred Kollertisch, etc, damals in den siebziger und achtziger jahren für mich die „literarischen Götter“ waren und ich habe von dem 1942 in Graz geborenen Autor schon viel gelesen.
Darunter ein „experimentelles Frühwerk“, von denen der deutsche Biograf offenbar nicht viel hält, aber für eine mit Wiener Sozialisation ist das offenbar anders, auch wenn sie, Zeit ihres Lebens realistisch schreibt, den „Berg“ habe ich mir, glaube ich von einem Buchgutschein eingelöst, den ich bei einem meiner „Luitpold Stern-Preise“ gewonnen habe.
Der steirische Autor gehört für mich zum Inbegriff der österreichischen Literatur und scheint auch ein sehr netter Mann zu sein, hat mir meine Psychogen-Kollegin Elfriede Hofer ja einmal gesagt, daß sie ihn kontaktiert hat und er hätte zurückgerufen oder zurückgeschrieben.
Jessica Beer, früher Hauptbibliothek jetzt offenbar „Residenz-Lektorin“ hat die Veranstaltung moderiert und zuerst einige Fragen an den Biografen gehabt, der, wie ich kürzlich Thomas Bernhards „Ein Kind“ gelesen hat, dadurch auf Gerhard Roth oder auf den „Residenz-Verlag“ aufmerksam wurde und an die Ashton University ging, Germanistik oder Literaturwissenschaften hat er offenbar auch studiert und bei G. W. Seebald gearbeitet, seine Diss hat er über Thomas Bernhard schreiben wollen, aber da gab es schon soviel, so hat er sich für den lebenden Autor Gerhard Roth entschieden und als er mit seiner Arbeit fertig war, hat sich der „Residenz-Verlag“ an ihn gewendet und es ist das Buch „Unterwelten“ entstanden, das er wie die Dissertation hinuntergeschrieben hat und sich dann an den Autor wandte, der es korrigierte, diskutierte etc.
Der Autor war auch selber anwesend und hat neben dem sehr selbstbewußten Deutschen mit dem deutschen Blick, der für die experimentelle Literatur offenbar nicht viel übrig hat, sehr viel und sehr persönlich aus seinem Leben erzählt.
Während des Krieges aufgewachsen, Nazi-Eltern und dann als Jugendlicher ein Graz erlebt, in dem in den Kinos Polizisten standen, die Ausweise von den Jugendlichen verlangten, wenn sie Winnie Markus, Rudolf Prack oder einen nackten Frauenbusen sehen wollten.
Den Film über den Nürnberger Prozeß hat er als Fünfzehnjähriger gesehen und der hat sein Leben verwandelt. Er hat dann ebenso experimentell zu schreiben angefangen, um die im Nationalsozialismus „verhunzte“ Sprache weiterzuentwickeln, dann sind aber die beiden Zyklen entstanden, die Uwe Schütte und der Autor zu erklären versuchten.
Die „Archive des Schweigens“ und „Orkus“, einige Bände habe ich davon gelesen und Uwe Schütte lobte Gerhard Roth, daß er sich von den „kleinschreibenden Grazer Provinzautoren“ abgehoben und weiterentwickelt hätte, was ich, nicht ganz so sehe und dann sowohl den Autor, als auch den Biografen danach fragte.
Der Biograf hat mich, glaube ich, nicht ganz verstanden und nur gemeint, er hätte Grazer nicht steirische Provinzautoren gesagt, Gerhard Roth meinte freundlich, das wäre nicht seine Meinung, aber die Deutschen haben wahrscheinlich einen anderen Blick auf die österreichische Literatur.
Es waren jedenfalls Silvia Bartl, Inge Reisner da und ein Herr im Publikum war auch nicht ganz einverstanden und meinte, daß er das Graz in den Fünziger-und Sechzigerjahren anders erlebt hätte und wandte sich auch gegen Bruno Kreisky, von dem Gerhard Roth gemeint hat, daß er ihn gekannt hätte.
Dann gabs wieder Brot und Wein und einen Büchertisch und es war ein sehr interessanter Abend mit einem sehr interessanten wichtigen Gegenwartsautor.
Ein Buch von Gerhard Roth steht noch auf meiner Leseliste, weit unten, das ich im Sommer in der Telefonzelle bei der „Seedose“ gefunden habe und das, glaube ich, eine der Damen die ich vom Osterspaziergang kenne, dort hineingelegt hat.
„Das Werk weiß mehr als der Autor“, hat der sehr selbstbewußte Biograf in der Diskussion gesagt und der sehr freundliche weißhaarige Meister hat dazu bemerkt, daß er erst jetzt sein Werk richtig verstanden hätte und ich habe sehr viel von dem Abend mitgenommen, obwohl ich immer noch einen sehr großen Respekt von den Steirischen oder Grazer Autoren wie Wolfgang Bauer, Helmuth Eisendle, Alfred Kolleritsch, etc habe und den mir auch nicht nehmen lasse und einmal vor langer Zeit war ich auch mit dem Alfred und der sehr kleinen Anna, noch mit Windeln und der Tragetasche ein Wochenende in Graz, bin auf dem Uhrturm hinaufspaziert und habe mir vorgestellt, was passieren würde, wenn ich jetzt den Grazer Dichtergöttern begegnen würde.
Darüber habe ich auch einen Text geschrieben, der inzwischen wahrscheinlich längst verschollen ist, um Alkohol und das Saufen ist es dabei, soweit ich mich erinnern kann, auch gegangen.
2014-01-15
TABU: Bruch
Eigentlich wollte ich am Dienstag in die „Alte Schmiede“ zu den „Textvorstellungen“ mit Irene Wondratsch, Harald Schwinger und Peter J. Gnad, moderiert von Renata Zuniga gehen, dann habe ich aber gesehen, daß es im Literaturhaus eine Veranstaltung mit Seher Cakir, Sabine Gruber und Julya Rabinowich gab und da ich „Schon wieder einer tot“ schon gelesen habe, habe ich umdisponiert und „TABU:Bruch Überschreitungen von Künstlerinnen“, eine Veranstaltung des Elfriede Jelinek Forschungszentrums klang auch sehr interessant. Eine junge Dame erläuterte die Veranstaltung, von der es ein Internetportal mit inzwischen vielen Texten gibt: jelinektabu:univie.ac.at und die in drei Teilen stattfindet.
Der erste Teil eine Videokonferenz ist schon gelaufen, der dritte folgt im April im Literaturhaus und ist ein Übersetzersymposium, das sich mit Elfriede Jelineks „Lust“ befassen wird, ein Buch, das noch heuer auf meiner Leseliste steht und zum zweiten Teil wurden die drei erwähnten Autorinnen eingeladen, die gemeinsam haben, daß sie nicht in Österreich geboren sind und zu den weiblichen Tabus, den Grenzüberschreitungen und den Sanktionen befragt.
Die 1971 in Istanbul geborene und seit 1983 in Wien lebende Seher Cakir, die einen der „Exil-Preise“ gewonnen hat, mehrmals das Staatsstipendium bekam und zwei Bücher in der „Edition Exil“ veröffentlichte, die ich gelesen habe, begann und nannte die Sexualität und die Homosexualität als Tabu.
Die Jungfräulichkeit der türkischen Frauen, die Ehrenmorde und, daß es in der Türkei im Sommer diskutiert wurde, ob Männer und Frauen zusammen in Studentenheimen oder WGs wohnen dürfen, während man jetzt Atatürk öffentlich kritisieren dürfte und als eigenen Tabubruch nannte sie, daß sie über alle Themen schreibe und die Sanktion wäre, daß schon mal Leute ihre Lesungen verlassen hätten.
Die 1963 in Meran geborene Sabine Gruber, die ich öftermal bei Lesungen sehe, folgte und nannte neben der Sexualität und der Religion auch politische Tabus, bezog sich da auf ihren Roman „Stillbach“ und hatte einige Autoren befragt, wo sie Tabus sehen. Die Leute sehen eher keine und Sabine Gruber outete ihren Kontostand, über ihre sexuellen Vorlieben würde sie nicht sprechen und in der Literatur nicht die Biografien anderer preisgeben.
Dann kam Julya Rabinowitsch, 1970 in St. Petersburg oder Leningrad geboren, auch durch die „Edition Exil“ bekanntgeworden und in der letzten Zeit zum literarischen Star aufgestiegen, die sich mit einem roten Stern an ihrem schwarzen Kleid, gleich einmal deklarierte, daß jetzt das Unapettitlichste käme, nämlich „Lost in Menstruation“ und dann davon las, wie peinlich der rote Fleck an Kleid und Hose wäre und wie sehr er Frauen behindern würde.
Sie wäre deshalb schon einmal bei einer Lesung sitzen geblieben, weil sie sich nicht aufzustehen getraut hätte. Das zweite Tabu war die Abtreibung, da habe ich nicht verstanden, wo da das Tabu ist? Ist sie doch sowohl in Österreich als auch in Russland erlaubt und man kann sie, so wie ich, als Gewalt am Kind empfinden und daher ablehnen und stattdessen verhüten. In Russland wurde sie, meinte Julya Rabinowitsch als Verhütungsmethode sehr häufig, aber sehr gewaltvoll betrieben.
Dann gabs eine Diskussion, die Pia Janke leitete, da wurden die einzelnen Aspekte dieser Fragen besprochen.
Sabine Gruber meinte, sie könne als Schriftstellerin nicht überall hingehen und recherchieren und sich auch nicht abends alleine in eine Bar setzen, ohne angequatscht zu werden. In Wien könne man im siebenten Bezirk gleichgeschlechtlich Händchen halten, im zehnten wahrscheinlich nicht mehr und in Istanbul würden Türken gefragt, wenn sie in ein Hotel gehen, ob sie verheiratet sind? In Russland ist es mit der Homosexualität derzeit überhaupt sehr schlecht, wie man täglich in den Medien hören kann.
Ein Mann meldete sich und meinte, daß manche Tabus zum Schutz der Frau wären und griff dann den roten Stern an, den er offenbar als Provokation empfand.
Die Veranstaltung war sehr gut besucht, viele Leute, vorwiegend Frauen, die ich nicht kannte.
Es waren aber auch Rudi Pollak, Robert Schindel, Christel Greller, Anita C. Schaub, etc. da.