Literaturgefluester

2014-02-01

Hordubal

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:13

Jetzt kommt wieder ein Buch aus dem Bücherschrank meiner Eltern, in dem sich ja wahre Gustostückerln der Büchergilde Guteberg, befanden. Karel Capeks „Hordubal“, Erscheinungsjahr gibs keines, das Buch ist aber laut Wikipedia, 1933 sowohl auf Tschechisch als auch auf Deutsch herausgekommen und noch in der alten Schrift gedruckt, dazu gibts schöne Illustrationen und die Geschichte in drei Büchern, die auch der erste Teil einer Trilogie ist, die, glaube ich, auch noch zu bekommen ist, ist wahrlich sehr beklemmend.
Der Surrealismus der Dreißigerjahre in dem da der 1890 Geborene, der als einer der bedeutensten tschechischen Dichter gilt, da das Leben in einem Dorf an der ukrainischen Grenze beschreibt, war für mich sehr schwer auszuhalten.
Vor allem was das erste Buch betrifft, dann wird der Alltag des bäuerlichen Familienlebens realistischer in einer Kriminalhandlung und anschließender Gerichtsverhandlung erzählt, die aber auch sehr eindringlich ist.
Hordubal kommt nach acht Jahre Arbeit in Amerika froh und glücklich in das Dorf zurück, die Frau und das Kind warten und freuen sich, glaubt er, er hat auch schon schöne Geschenke für sie, für das Töchterlein einen Teddybär, mitgebracht, wird aber höchst unfreundlich aufgenommen. Denn da gibt es den Knecht Stefan, zu dem das Töchterlein Onkel sagt, während es den Vater kaum zu erkennen scheint. Die Frau will Geld von ihm, hat seine Felder verkauft, dafür Pferde angeschafft und weigert sich auch mit Hordubal zu schlafen und er nimmt das alles hin und versucht sich in scheinbar unverständlichen Handlungen zu wehren.
So wird im erste Teil in einem äußerst beklemmenden Monolog geschildert, wie Hordubal hofft und deutet, ins Wirtshaus geht, dort auch nicht erwartet wird, keiner scheint ihn zu erkennen, obwohl man später erfährt, daß die Nachbarn ohnehin über sehr viel Bescheid wußten, später fordern sie ihn auf, den Knecht hinauszuwerfen, weil er es mit Polana getrieben hat.
Hordubal tut das auch, holt ihn aber zurück, weil sich die Frau offenbar geweigert hat, den Haushalt zu erledigen, so daß er alles selber machen mußte. Er will dann auch das Töchterlein mit Stefan verheiraten und gibt ihm Geld dafür. Dann will er ihn wieder loswerden, stößt ihn über einen Zaun, was in dem Dorf als Schande gilt. Er geht weg, verkauft ein Pferd, Stefans Stolz, sehr schlecht, sucht Arbeit, die er nicht findet, macht ein Testament zu Polana Gunsten und liegt dann krank im Stall oder in der Stube und wird am nächsten Morgen tot aufgefunden.
„Man hat Juray Hordubal ermordet!“, beginnt so auch das zweite Buch. Da wird es realistischer, die Gendarmen treten auf, ein junger und ein alter. Der Junge will alles aufklären, der alte philosophiert vom Mord in der Familie der etwas ganz Natürliches ist.
Erst jetzt wird klar, Polana ist im achten Monat schwanger, Hordubal aber erst fünf zurück. Stefan wird verhaftet, es kommt im dritten Teil zu der Gerichtsverhandlung, die auch äußerst beklemmend geschildert wird.
Die Tatwaffe war eine Korbflechtnadel, der Gutachter aus Prag behauptet aber es wäre eine Pistole gewesen, vielleicht weil er von den dörflichen Mordmethoden keine Ahnung hat und der Arzt behauptet, Hordubal wäre an einer Lungenentzündung ohnehin schon sehr bald gestorben. Also sollte man den Mord vertuschen, um dem Kindchen nicht die Mutter zu nehmen. Das wird aber nicht, die Nachbarn kommen, sind böse auf die Ehebrecherin, Hafia sagt in aller Unschuld aus, sie hätte die Mutter bei dem Onkel gesehen und bekommt dafür Äpfel und Eier geschenkt, (welch Schuldgefühle wird sie später möglicherweise haben), die Advokaten versuchen ihre Mandaten zu verteidigen. Hordubal hat sogar einen Zeugen geschickt, um die Unschuld seiner Frau zu bekräftigen, Stefan nimmt die Schuld auf sich und am Schluß wird er lebenslänglich, Polana zu zwölf Jahren verurteilt und der letzte Satz lautet dann noch Lapidar, daß „das Herz des Juray Hordubal (das die Gerichtsmediziner noch untersuchen wollten) ist irgendwo verlorendgegangen und niemals bebraben worden.“
Wirklich sehr beklemmend, das Buch von dem mir bisher unbekannten Dichter, in dem auch mehrmals das Wort „Robot“ für Arbeit steht und in Wikipedia habe ich gelesen, daß sein Bruder, das Wort Roboter erfunden haben soll.
Karel Capek hat bis in die Dreißigerjahre sehr viel geschrieben. Ein Buch aus den offenen Bücherschränken habe ich von ihm auch noch auf der Leseliste und ist 1938 an Lungenentzündung gestorben, da er sich, als die Nazis kamen, weigerte, weiter Nahrung zu sich zu nehmen, was ja auch sehr ungewöhnlich ist.

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