Was tun an diesen Donnerstag, wenn es sowohl im Literaturhaus als auch in der Gesellschaft für Literatur kein Programm gibt und in der „Alten Schmiede“, in der ich diese Woche schon zweimal war, Franzobel mit der Schauspielerin Maxi Blaha, seiner Frau, sein Stück „Die Weibspassion. Ein Hemma-Spiel oder das beste Stück, da je geschrieben worden ist“ liest?
Hingehen natürlich. Ganz klar. Nur bin ich kein so ganz besonderer Franzobel Fan und Theaterstücke mag ich auch nicht so sehr, schon gar nicht in ihrer Lesefassung.
Man soll aber über seinen Schatten springen, ich schreibe ja auch immer über meinen breiten Literaturgeschmack und es ist auch sicher interessant.
So war es dann auch. Und die „Alte Schmiede“ nicht einmal zu voll, als ich sie um oder knapp nach sieben erreichte. Saß ich doch über meiner Steuererklärung, rechnete meine Jahresausgaben nach und mußte dann noch Milch besorgen.
So bekam ich meinen gewohnten Platz in der zweiten Reihe im Kellersaal. Hinter mir saß wieder Margit Heumann und unterhielt sich mit einer mir nicht bekannten Autorin über deren demnächst erscheinendes Buch.
Dann erschien Kurt Neumann mit den Vortragenden und erzählte, daß es sich bei dem Stück, um eine Auftragsarbeit der Gemeinde Gurk gehandelt hätte zum Jahrestag der Heiligensprechung und da fiel mir ein, daß es in Straßergasse, einmal eine Hemma gab und eine Lehrerin sie fragte, ob sie aus Kärnten käme?
Ist die Hemma von Gurk dort doch eine sehr berühmte Frau und so wurde im Dom zu Gurk und dann noch in Klagenfurt das Stück aufgeführt, das auch bei „Wieser“ erschienen ist und in der „Alten Schmiede“ gab es nun eine Leseuraufführung.
Nun könnte man auch sagen, daß mich Stücke über heilige Frauen auch nicht so besonders interessieren, als Wiener Arbeitertochter die sich schon ihr Programm für die nächste Woche macht, wenn sich dann der 12. Februar zum achtzigsten Mal jährt.
Aber dieses hier war interessant, denn Franzobel hat schon sehr gewaltige Sprache mit vielen interessanten Wortschöpfungen und er hat auch die Gegenwart einbezogen, läßt seine Protagonisten von Shakespeare sprechen, obwohl die Hemma ja zwischen achthundert und tausend geboren wurde und es da noch keinen Shakespeare gab.
Die Schauspieler schlüpfen auch immer wieder aus ihren Rollen und einen Joker, der verschiedene Rollen spielt, gibt es auch.
Franzobel und Maxi Blaha haben sich durch das Stück gelesen. Franzobel hat vorher wieder seine Bierflasche, offenbar sein Markenzeichen, aus dem Rucksack gezogen und wurde nachher zu dem Stück von Kurt Neumann befragt.
So erzählte er von den Legenden und das man gar nicht so viel über die heilige Hemma wüßte und auch nicht, ob sie wirklich zwei Söhne gehabt hat. Sie war jedenfalls mit einem Grafen verheiratet. Im Stück gibt es einen Bergarbeiteraufstand, den es vielleicht gegeben hat, wo die Söhne alles niedermetzeln, der Graf zieht dann nach Jerusalem oder Rom und die Hemma schenkt nach seinem Tod die Besitztümer der Kirche und geht ins Kloster.
Am Schluß des Stücks tritt dann noch ein Schauspieler auf und sagt, daß ihm die heilige Hemma vor einem Autounfall gerettet hätte. Eine Frau im Publikum fragte nach, Franzobel erzählte, daß er das so erfunden hätte. Na klar, Jörg Haider hat keinen Schutzengel gehabt, aber von denen gibt es wahrscheinlich gar nicht so viele.
Man kann das Stück im Buch nachlesen, wie Kurz Neumann betonte, der Franzobel auch nach anderen Aufführungen fragte. Aber die Theater nehmen eher Uraufführungen, damit die Kritiker und das Fernsehen kommen, ich sehe aber gerade in Wikipedia, daß das Stück im Juli im Steinbruch Lauster/Krastal aufgeführt werden wird. Dann fragte er nach dem etwas provokanten Namen. Der gehört offenbar zum Franzobelschen Selbstbewußtsein. Bei der Aufführung hieß das Stück aber ohnehin „Hemma – eine Gottesweibsperson“.
Interessant, interessant und wieder was gelernt. Ich war aber auch bei der Lesung des Stückes über den „Jungen Hitler“, habe Franzobel bei „Rund um die Burg“ ein paar Mal gehört und das erste Mal von ihm gehört, als ich damals in der Jury des Nachwuchsstipeniums war. Da stand noch Franz Zobel in der Liste und ich dachte, ist das der Sohn vom Konrad? Dann kam der „Bachmann-Preis“ 1995 und der schnelle Aufstieg. In einer Arztordination in Hietzing habe ich ihn einmal lesen gehört und auch als es im Literaturhaus eine Protestlesung bezüglich des Thomas Bernhards Testament gab, der ja diese Woche wieder in aller Munde ist und in der Früh von Cornelius Hell vor sieben zitiert wird und am Abend bei „Betrifft Geschichte“ noch einmal.
Es war also ein sehr interessanter Abend. Bücher habe ich diesmal keine nach Hause gebracht.
2014-02-06
Bestes Hemma-Stück
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