Eigentlich habe ich ja am Dienstag in die „Alte Schmiede“ zu den Grundbüchern und zu Arthur Koestlers „Geheimschrift“ gehen wollen, der mir ja während meines Soziologiestudiums von Professor Zapotoczky sehr empfohlen wurde, dann kam aber ein Mail von Konstantin Kaiser mit einer Einladung zu einer Veranstaltung ins Hamakomtheater „Über Ungarn sprechen -über Angriffe auf die Kunst, Strömungen und Gegenströmungen in der ungarischen Gesellschaft und die offizielle ungarische Geschichtserzählung“ und das ist ja interessant, weil wir übernächste Woche wieder nach Bük ins Bad fahren werden und als wir im November dort waren und uns eine knappe Woche durch die Spielgeleier am Morgen und die Palatschinken am Abend gegessen haben und ich in der Badewanne Franz Molnar, Erno Szep und Antal Szerb las, habe ich mich ja nach der aktuellen politischen Situation Ungarns von der man nicht viel Gutes gehört gefragt.
Also Grund mich ein bißchen zu informieren und so habe ich mich angemeldet und bin eine halbe Stunde vorher hingegangen, um die reservierte Karte zu holen. Ein paar bekannte Gesichter, Dine Petrik, Konstantin Kaiser, sehr viel unbekannte und es gab auch noch einige Sprechproben bevor es losging.
Der Direktor des jüdischen Theaters im Nestroyhof, das es von 1927- 1938 und dann wieder ab 2009 gegeben hat und wo ich schon bei zwei Lesungen war, eröffnete, dann stellten sich einer der Veranstalter vor und las Peter Hammerschlags „Ungarische Schöpfungsgeschichte“.
Es gab schon einen Abend, wo es glaube ich um die Politik gegangen ist, jetzt war die Kunst das Thema und so gab es auch eine Video Botschaft des Komponisten und Dirigenten Ivan Fischers, der davon sprach, daß sich die ungarisce Gesellschaft derzeit in rechts und links, das heißt Patrioten und Vaterlandsverräter teilt und daß viele Kunstschaffende in letzter Zeit abgesetzt und ausgetauscht wurden.
So der Leiter des Nationaltheaters Robert Alföldi, einer der Diskutanten, der jetzt im Landestheater in St. Pölten Regie führt und der erzählte, daß er in Ungarn auf einem Flohmarkt war und dort als Schwuchtel beschimpft wurde und niemand sagte etwas, auch er nicht, was der Journalist Karl Pfeifer, der 1938 mit zehn Jahren von Wien nach Ungarn geflüchtet ist, jetzt seine Biografie geschrieben hat, die er hochhob und auch in verschiedenen ungarischen Zeitungen tätig war oder ist, bestätigte, er erzählte von einem alten Mann, der in der U-Bahn von Skins zusammengeschlagen wurde, weil er eine kommunistische Zeitung las und niemand mischte sich ein und meinte, daß er jungen Ungarn raten würden, ins Ausland zu gehen. Ivan Fischer hat seine Kinder schon nach Berlin geschickt. Robert Alföldi meinte, daß er bleiben würde, weil das sein Land sei, was auch bei Lidia Nadori Übersetzerin, Sängerin und Vorstand des Vereins Ungarischer Literaturübersetzer der Fall ist, die die Jelinek, Terezia Mora, Herta Müller und ich glaube Robert Walser ins ungarische übersetzte.
Robert Alföldi erzählte von seinem Spielplan, zum Jahr der Bibel wurden beispielsweise zeitgenössische ungarische Autoren, darunter Peter Esterhazy eingeladen ein Stück zu schreiben und, daß die Leute sich schon in der Nacht mit Schlafsäcken um Karten angestellt hätten, während man jetzt leicht eine Karte bekommen würde und eine Frau rief zu mehr Widerstand und Engagement der EU auf.
Interessant ist auch, daß es derzeit auch im Burgtheater ein Veranstaltungsreihe zu „Szene Ungarn – Ausschnitte einer Theaterlandschaft gibt und noch ein bißchen interessanter, daß heute der Burgtheaterdirektors wegen des Finanzdebakels das schon eine Weile die Öffentlichkeit erregt, entlassen wurde.
Also wieder viel gelernt, so daß ich diesmal ein bißchen vorbereiteter und informierter nach Ungarn fahren werde, wo ich mir diesmal einen etwas aktuelleren Lesestoff mitnehmen werde.
2014-03-12
Über Ungarn sprechen
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