Der März ist der Tag der Lyrik, das hat Hans Weigel in den Fünfziger bis Siebziger Jahren in der Gesellschaft für Literatur so eingeführt, weil, wie er sagte, Schriftsteller sowieso arme Hunde oder Menschen sind, die Lyriker aber die allerärmsten. So gibt es um den vierzehnten März herum, glaube ich, immer Lyrikveranstaltungen in der Herrengasse. Früher ist Elfriede Ott mit ihren Schauspielstudenten dort aufgetreten, der Kulturkreis „Podium“ hat einen Folder zu diesen Anlaß „Lieben Sie Gedichte!“, steht, glaube ich, darauf, die GAV hat ihren „Tag der Lyrik im März“, den ich heuer wegen Leipzig leider versäumte, dafür war ich aber schon im Februar in der „Alten Schmiede“ wo Friedrich Hahn lyrische Textvorstellungen präsentierte.
Dann bin ich nach Leipzig gekommen und habe dort im Gohliser-Schlößchen Kerstin Hensel aus ihrem Buch zum Verstehen von Gedichten vortragen gehört, danach Clemens J. Setz ersten Gedichtband am ARD-Forum, in Wien gings gleich weiter mit dem „Dicht-Fest“ und heute in der „Gesellschaft für Literatur“, wie Marianne Gruber in ihrer Einleitung sagte, mit zwei grundverschiednenen Büchern und Autorinnen, die auf ihre Art und Weise dann auch wieder sehr ähnlich sind.
Nämlich mit Judith Nika Pfeifers „nichts ist wichtiger kleines ding du“ und der „Litanei gottloser Gebete“ der Musikkritikerin und Wissenschafterin Irene Suchy, bestens bekannt aus Ö1.
Und Judith Nika Pfeifer habe ich beim „laut lauter lyrik-Festival“ der „Erich Fried Tage“ im Literaturhaus kennengelernt.
Da konnte man sich ja im Lyrikautomaten bedichten und fotografieren lassen. Judith Nika Pfeifer und Jörg Zemmler haben das für mich getan und Judith Nika Pfeifer hat dann auch den „Priessnitz-Preis“ bekommen und grüßt mich immer auch sehr freundlich, wenn ich sie bei einer Veranstaltung sehe.
Nächste Woche wird sie in der „Kolik-Lounge“ auftreten, aber da werde ich in Ungarn sein und meine Ungarn-Bücher lesen und Marianne Gruber hat die Direktheit und die Anklage in den Pfeiferschen Gedichten erwähnt.
„Kaiser fickt Sisi, Sisi fickt zurück“ direkter geht es nicht. Hans Weigel hätte das in seiner Cafe Raimund-Dichterrunde, wo die Dichter ihm ihre Gedichte brachten, sicher nicht durchgehen lassen, würde ich mal vermuten, aber Judith Nika Pfeiffer gehört ja der Generation der nach 1970 geborenen an, die nicht mehr von der schwarzen Pädagogik geformt wurden, wie Marianne Gruber weiter erwähnte.
Irene Suchy hatte diese Gnade offenbar nicht und daher unter ihrer Mutter, einem BDM-Mädchen mit BDM-Freundinnen, sehr gelitten und rechnet in ihren Litaneien damit ab. Man hört die Stimme der Mutter, die die Tochter verformt, zurechtbügelt und biegt, in ein katholischen Ferienlager zur Ferienzeit schickt, während die Großmutter begraben wird und die Tochter hält der Mutter dann auch noch die Grabrede, die die Freundinnen der Mutter entsetzte.
Judith Nika Pfeifer hat in ihrem Band auch eine Litanei „Bitte um Vergebung, Angola, Kambodscha, Vietnam, Kärnten, Deutschland, ect, ect“ und in der Diskussion wurde vor allem Irene Suchy mit Fragen bestürmt, die erzählte, daß diese Gedichte über Jahre gereift seien und sie sie erst herausgegeben hat, als Richard Pils von der „Bibliothek der Provinz“, sie dazu bedrängte.
Irene Suchy ist ja eine wortgewaltige energische Frau, die sich sehr für die Genderproblematik einsetzt und auch schon viele Musiker-Biografien geschrieben hat und ihre Litaneien rückten fast ein wenig vom „Tag der Lyrik“ weg, der diese Woche auch in den „Gedanken für den Tag“, fünf vor sieben in Ö1begangen wird.
Da liest ein Schauspieler Gedichte vor und bezieht sich auf einen „Welttag der Poesie“, der am 21. März, gefeiert wird. Offenbar gibt es das nicht nur in Österreich und Zufall oder nicht, am Büchertisch der Gesellschaft, der jetzt schon ziemlich abgeräumt ist, lagen diesmal drei Lyrikbände auf. Zwar allesamt von Männern, dafür aber ausgesuchte Gustostückerln und zwar „Schmerz vor Tag“, ein 1957 erschienener Band von Theodor Sapper, Hilde Langthalers Onkel, der auch den Roman „Kettenreaktion Kontra“ geschrieben hat. Dann eine Anthologie „Begegnungen“ -„Lyrik und Graphik aus Kärnten und Slowenien“ aus dem Jahr 1968 und dann noch Frederik Brainins „Das siebte Wien“aus dem „Verlag für Gesellschaftskritik“.
Jetzt muß ich das alles noch lesen, beziehungsweise auf meiner endlos Leseliste unterbringen. Da macht es gar nichts, das mir Alfred Gelbmann, Judith Nika Pfeifers Verleger ihren ersten bei „Mitter“ erschienenen Gedichtband nicht geschickt hat und Sylvia Petter, die ich einmal im Literaturhaus kennenlernte, bereitet auch ein Lyrik-Symposium vor, bei dem, glaube ich auch Judith Nika Pfeifer auftreten wird.
2014-03-19
Nochmals Lyrik
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