Zu den Kriterien eines guten Romans sagt man, gehört, daß er berührt und sich die Figuren beziehungsweisen die Handlung weiterentwickelt.
Etwas Neues soll, glaube ich, auch darin enthalten sein. Damit tat ich mir, soweit man seine Sachen überhaupt selber beurteilen kann, immer ein bißchen schwer, denn es kam ja schon sehr früh der Vorwurf, es würde bei mir nichts passieren.
Damals habe ich wahrscheinlich auch nicht geplottet, sondern war wahrscheinlich froh, daß überhaupt etwas weiterging. Jetzt nach mehr als vierzig Jahren schreiben habe ich Routine und schreibe die letzten zehn Jahre überhaupt sehr flott dahin. Eines nach dem anderen, inzwischen drei selbstgemachte Bücher im Jahr und der Alfred, der sie herausgeben soll, stöhnt und sagt „Schreibe nicht soviel!“, „denn das interessiert keinen“ hat einmal Elfriede Haslehner dazugefügt und das Schreiben über das Schreiben gemeint, das ich damals mit der „Dora Faust“ praktizierte und das mit dem Interesse scheint, wie bei den Besuchen bei meinen Lesungen oder den Reaktionen auf meine Gewinnspiele merke, zu stimmen, obwohl ich ja eigentlich der Meinung bin, das beispielsweise der Kampf einer alten Buchhändlerin gegen das Vergessen interessant sein sollte. aber vielleicht bringe ich es nicht spannend hinüber. Da hat man mir aber kommentiert, daß ich das schon tue, aber zuviel an der Oberfläche bleiben würde, der Karl Markus Gauß hat mir einmal geschrieben, ich würde zu wenig abgehoben schreiben, das ist auch schon sehr lange her, daß ich manchmal unverständlich bin, konnte ich aber erst vor kurzem hören und ich habe ja auch ein paar Rechtschreibfehler beziehungsweise meine eigene Orthografie und schreibe noch immer „daß“ mit scharfen „ß“ was eine literarische Totsünde zu sein scheint, was ich auch nicht so ganz verstehe.
Was hat das jetzt mit den Entwicklungsstufen zu tun, könnte man fragen. Ja, mit der Weiterentwicklung meiner Figuren hatte ich bis jetzt auch immer meine Schwierigkeiten, beziehungsweise keine besonderen bei mir gesehen, aber diesmal könnte es anders sein. Zumindest ist es diesmal mit dem Schreiben besonders flott und flüßig dahin gegangen, so flott, daß ich fürchte, daß ich wieder nach den berühmten sechs Wochen mit dem Rohtext fertig bin und im Oktober, dem Alfred das Ganze schon auf den Schreibtisch gelegt haben werde.
Und eine besondere Vorausplotterin war ich nie. Sondern eine, die sich mit einer Idee von Szene zu Szene voranhantelt. Da gibt es bei mir eine gewisse Stabiltität, aber diesmal gibt es, glaube ich schon Entwicklungsstufen in der Handlung. Habe ich da ja im Jänner oder war es schon im Feburar gedacht ich möchte wieder über das Bücherlesen und den Alzheimer schreiben. Da gab es ja einmal eine Serie im Radiokolleg, die mich darauf gebracht hat, obwohl es nicht mein erstes Schreiben darüber war, der Lorenz Wolkner und der Johannes Schwarzinger leiden ja auch an dieser Krankheit und die Schauspielerin Isabella Ilhaly kommt schon im vorletzten Nanrowrimo vor. Dann bin ich losgezogen, im Februar war das, als ich mit der „Bruderschaft“ fertig war, immer mit ein bißćhen schlechten Gewissen, ich habe schon öfter über Frauen die ihre Bücher, die sie sich von dem Bücherschränken holen herunterlesen geschrieben.
Dann kam die Idee mit den drei Handlungssträngen, die Großmutter, die den Traum hat, daß sie ohne Kleid auf der „Buch-Wien “ erschienen ist und dann in Szene zwei gleich die Geschichte von der Enkeltochter, die nach dem Begräbnis von der Anna in ihre Wohnung zieht. Der K.M. ist mir auch einmal eingefallen und wenn wir bei den Transformationen sind, könnte ich verraten, daß ich die Initialen umgedreht und nach Weihnachten ein paar Videos des Vorbilds gesehen habe.
Ein Gewinnspiel zum Verraten der literarischen Inspiration veranstalte ich nicht, erwähnte nur, das Alter könnte stimmen, den Lebenslauf habe ich erfunden und das Häuschen in Arezzo warhschein auch, das mit den Gedichten könnte wahrscheinlich auch stimmen, aber die werden von vielen geschrieben und der Verlag heißt „Berliner Verlag“ und den gibt es, glaube ich, nicht.
Da war es dann gleich eine ganze Weile zäh, denn außer daß K. M. eine Pensionsschockdepression, ein Häuschen in Arezzo und eine Enkeltochter namens Kathi hat, die in Zürich Medizin studiert, ist mir zu der Figur nichts eingefallen.
Ja, daß er „Johannas Blogroman“ fördern will, wußte ich auch. Habe aber diesmal besonders stur an dem Dreier-Rhythmus beim Schreiben Anna-Johanna-K.M festgeshalten, bei den anderen Texten wechsle ich mich in der Reihenfolge öfter ab, habe überhaupt mehre Personenstränge oder drei Teile, wie bei den „Zwillingswelten“
Und dann habe ich geschrieben, ein bißchen zögernd bis ich nach Leipzig fuhr, dann habe ich unterbrochen, hatte letzte Woche Schwierigkeiten hineinzukommen, ab Ungarn ist es aber dahingeflossen, die Handlung hat sich weiterentwickelt und ist vielleicht ein bißchen über das bloße Vergessen hinausgegangen.
Jetzt bin ich mit dem Rohkonzept fertig, hundertvier Seiten, siebenundvierzig Szenen, 50.178 Worte, hätte den Nanowrimo geknackt und wenn es ein solcher wäre, würde auch der Zeitraum passen, bei den letzten beiden habe ich ja ein bißchen geschummelt, beziehungsweise bin fast zu früh fertiggeworden. Der Handlungsfaden hat sich seit gestern rasant weiterentwickelt. Das gibt es ja die Opernballgeschichte und die mit Strahlenschutzstecker, die eigentlich auf allen drei Ebenen erwähnt werden. Anna hat bis jetzt drei Bücher gelesen bzw. wurden die namentlich erwähnt, den Bram Stoker, das autobiografische Element der Geschichte, wenn man es so will und dann noch den Antonio Tabuccci und den Umberto Ecco. Anna liest die „Namen der Rose“ und „Erklärt Pereira“ und K. M. hat die beiden persönlich gekannt. Johanna hat sich inzwischen aber in die Seniorenresidenz in Döbling, die auch eine Erfindung von mir ist, begeben und schaut dort mit einem ehemaligen Finanzminister und Isabella Ilhaly Fotoalben an und draußen könnten die Logopädin und die Ergotherapeutin stehen, die entlassen und durch eine Schmalspur Alzheimer-Trainerin ersetzt wurden.
Hier muß ich etwas ändern, was sich auch durch die Entwicklungsstufen ergeben hat, nämlich der zeitliche Rahmen stimmt nicht, Anna ist nicht ein Jahr nach ihrem Traum gestorben, sondern schon früher, denn sie geht ja kurz danach auf Slavia Jovanovics privaten Opernball und K.M. sitzt im Juli in seinem Haus, wenn er drei Monate dort bleiben, bis er am 13. Oktober zur der Kunstsenatsratsitzung nach Berlin fahren wird, ob er dort wirklich Johanna für den Büchner-Preis vorschlagen wird, wird man wahrscheinlich nicht erfahren, weil es schon früher enden wird, nämlich damit vermutlich, daß Sonja kommt und ihm erzählt, daß er sich keine Sorgen machen soll, weil sie in Rom eine Professur gefunden hat.
Johanna wird also ihre Ausbildung noch schmaler und die acht Module mit dem zweimal Praktikum in in vier Monaten machen.
Seinen Nachfolger hat K.M. schon angerufen und der ist von Johannas Blog begeistert und mit Philiph wird sie und das sind die Entwicklungsstufen auch zusammenkommen.
Und jetzt muß wieder sorgfältig korrigiert werden, weil der Rohentwurf noch sehr fehlerhaft und sehr verwackelt ist, die Zeiten, die Namen und manche Entwicklungen nicht stimmen, etc.
Das Schreiben hat mir diesmal und das habe ich schon geschrieben, besonderen Spaß gemacht und ich finde es gut, auch wenn ich bei meinen Rechtschreibfehlern und wahrscheinlich auch bei meiner“Banalität“ bleibe, dagegen glaube ich schon, daß „Annas Kampf gegen das Vergessen“ interessant, berührend und bewegend sein könnte, aber wenn das außer mir niemand so sieht, weil er es gar nicht anschaut, kann ich auch nichts tun.
So gesehen schreibe ich also eher für mich, als für meine Leser, obwohl ich die im Blog ja immer persönlich anspreche und einzubeziehen versuche und von der Literaturwelt, die ich meistens via buecher.at, der österreichischen Hauptverbandsseite, wahrnehme, ist zu vermelden, daß es einen Veza-Canetti-Preis geben wird. Da habe ich natürlich wieder „Das wär ein Preis für mich“ gedacht, denn ich habe ja ein Lebenswerk, zwar schreibe ich eher realistisch als experimentell, aber die kleinen Leute kommen bei mir auch vor, aber den wird wahrscheinlich die Marie Therese Kerschbaumer, die Elisabeth Reichert, die Marlene Streeruwitz oder ich weiß nicht, wer bekommen. Die Friederike Mayröcker wäre auch ein würdige Kanditatin und viele andere Wiener Autorinnen.
Jetzt also korrigieren und sich die Freude nicht nehmen lassen, hat mir einmal Andrea Stift geraten, als ich besonders viel gejammert habe. Jetzt tue ich das gar nicht, denn ich bin mit meinem Work in Progress ja zufrieden, auch wenn es natürlich schade ist, daß ich das nicht rüberbringen kann, aber wenn man „daß“ mit scharfen „ß“ schreibt, muß das warhscheinlich so sein….
2014-03-30
Entwicklungsstufen
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