Nun kommt der zweite Teil des Mexiko-Zyklus von B.Traven, in dem der 1882 geborene und 1969 gestorbene, weiter die Ungerechtigkeiten und die Unterdrückung der Indianer im Mexiko der Zwanziger-und Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts in seiner drastischen Sprache und klaren Worten aufzeigt.
Don Gabriel, ein ehemaliger Kaufmann, der Geld bzw. eine Stelle braucht, wird von seinem Freund Don Casimiro, der Chef im Distrikt Ost ist, als Sekretär nach Bujvilum geschickt, denn dort gibt es Ärger mit den Indianern.
„Böse Burschen, sie lassen sich nicht unterkriegen!“, sagt der Chef und so zieht Don Gabriel, dessen einziges Ziel ist, viel Geld zu machen los in das kleine Örtchen, bezieht das Amtshaus, in dem es eine Amtstube, eine Schule und ein Gefängnis gibt.
Denn in Mexiko, dem freie Land, wie uns B. Traven wieder in seinem Sarkasmus erzählt, gibt es eine Schulpflicht und der Sekretär ist der Professore, das heißt die Jungens kommen am Morgen in Scharen, er schreibt ihre Namen auf und schickt sie an das Distrikt. Schulbücher, Tinte, etc, gibt es nicht, so warten die Jungen im Hof, bis der Sekretär Zeit für sie hat. Dann schreibt er die Buchstaben auf die Tafel oder sonstwohin, läßt sie die erste Strophe der Nationalhymne auf Spanisch singen, das sie nicht verstehen und gibt jeden auch auf einem Stück Papier einen Satz, den sie auswendig lernen.
So ist er für Kontrollen gerüstet und gilt als guter Lehrer und die Kinder kommen ohnehin nur selten wieder, müßen sie ja auf den Feldern der Eltern arbeiten.
Don Gabriels Bruder, einem entlaufenen Steuereintreiber, der noch gefinkelter, als sein Bruder ist, gefällt das nicht und schlägt Don Gabriel vor, die Eltern Strafe zahlen zu lasssen, wenn die Kinder nicht kommen, weil es ja eine Schulpflicht gibt, was das vor ca achtzig Jahren geschriebene Buch, wieder erstaunlich aktuell macht.
Die Kirche, der gebildete Indianer nicht gefallen, erlaubt das aber nichts. So wird nichts aus dem Plan und Don Gabriel, der, wie wir schon im „Karren“ sahen, die Indianer verschuldet, versucht aus dem Gefängnis Geld zu machen.
So gibt er den Indianern Branntwein, er hat auch einen kleinen Laden und wenn die dann im Rausch rebellieren, sperrt er sie ein und sie müssen ihre Strafe bei ihm abzahlen.
Einen, der jemanden erschlagen hat, bringt er in die Kreisstadt und dort trifft er Don Ramon, einen ehemaligen Viehhändler, der jetzt Agent geworden ist und die verschuldeten Peons aufkauft, um sie in die Monteria zu bringen, von wo das Holz der Maghahonimöbeln, die die Amerikaner und die Europäer haben wollen, herkommt.
Ein viel besseres Geschäft, als der Sekretärsposten, wo man, wenn man nicht aufpasst von den Indianer erschlagen wird, das wird dann noch genau in einer Szene, in einer freien Stadt, wo sich die Indianer jährlich ihren Chef selbst wählen und ihm auf einen Stuhl über heiße Kohlen setzten, geschildert, so wird Gabriel Don Ramons Companon und bringt zuerst die Gefangenen, dann seine Schuldner in die Monteria und dann macht er sein Geschäft in den Fincas.
Jetzt treffen wir auch Andreu, den Carretero, aus dem ersten Band wieder und ich habe schon gedacht, es gäbe keine Zusammenhänge zwischen den Büchern und ich hätte ruhig „Regierung“ als Erstes lesen können. Der ist jetzt noch ein paar Jahre älter, hat seine Frau inzwischen Sternchen „Estrellita“ getauft und ihr lesen und schreiben gebracht, von Indianern die Muli aufkaufen und bei den Carreteros übernachten und die aus seiner Gegend stammen, erfährt er, daß sein Vater, der ja für ihn als er ein Junge war Schulden bei seinem Finquero machte, um ihn einen Decke und eine Matte zu kaufen, die ihm sein Herr nicht geben wollte, an Don Gabriel verkauft wurde und beschließt, statt ihm in die Monteria zu gehen, denn er ist jung und kräftig und auch gescheit und kommt bestimmt zurück.
Das Sternchen will mitgehen, aber das läßt er nicht zu, weil das, viel zu gefährlich ist, so bleibt sie zurück, wird sich inzwischen als Dienstmädchen verdingen und auf ihn warten.
Damit endet der zweite Teil. Der dritte heißt „Der Marsch ins Reich der Caoba – ein Kriegsroman“, der vierte „Die Troza“, dann kommt noch „Die Rebellion der Gehenkten“ und „Ein General kommt aus dem Dschungel“.
Laut meinem Bibliothekskatalog scheine ich die Bücher zu haben, jetzt muß ich sie nur noch in meinen Regalen suchen, aber da habe ich, als ich die Leseliste erstellte, ein wenig umgeräumt, so daß ich sie jetzt nicht finden kann.
„Das Totenschiff“ habe ich aber inzwischen gefunden und auf die Liste gesetzt und finde B. Travens Bücher, die sehr dicht und direkt von Mexiko erzählen, in dem ich in den Neunzigerjahren ja mit der Anna und dem Alfred einige Wochen war, sehr spannend, so daß ich gerne weiterlesen würde.
Aber es warten soviele andere Bücher, es ist aber interessant, daß ich inzwischen mit jemanden in Kontakt gekommen bin, der die Reihe gelesen hat und auch, daß es sie in neueren Auflagen offenbar zu kaufen gibt.
2014-03-30
Regierung
2 Kommentare »
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Allerdings gibt es außer „Die Rebellion der Gehenkten“, soweit ich weiß, alle anderen Bände bloß noch antiquarisch. Dennoch empfehle ich dir die Lektüre. Zwar gibt es auch weiterhin viele sachliche Beschreibungen und der Stil ist insgesamt eher uneinheitlich. Jedoch rückt der Autor, meiner Meinung nach, in der zweiten Hälfte des Zyklus die Parodie noch mehr in den Vordergrund.
Freue mich auf weitere Besprechungen …
Kommentar von valentino — 2014-03-31 @ 14:28 |
Das wird noch etwas dauern, da ich die Bücher zwar habe, aber erst finden muß, dafür habe ich aber „Das Totenschiff“ jetzt auf meine Leseliste gesetzt und das indianische Märchen habe ich auch gefunden
Kommentar von Eva Jancak — 2014-03-31 @ 20:55 |