„In der größten Krise setzt ein Mann alles auf die Liebe!“, steht auf dem trashigen Umschlag des „Milena-Romans“, ein blondes Dümmchen mit aufgerissenen Mund im Stil der Neunzehndreißig- oder Fünfzigerjahre, ein küssendes Paar a la Humphry Bogart et al, einen kleinen Pinguin gibt es auch noch und die Unterschrift „Wenn deine Firma schon baden geht, schnapp dir die Freundin vom Chef!.“
Und das „Mailodram“ von Jan Kossdorf, 2010 erschienen, spielt im Jahr zweitausend und besteht im Wesentlichen aus „dreihundert E-Mails, die Alex innerhalb von zwei turbulenten Wochen verschickt und erhält“ und ist, meine Leser wissen, das mich das nervt, ein Buch von der neuen Generation des Verlags, der einmal „Wiener Frauenverlag“ hieß, ich glaube nicht, das erste von einem Mann geschriebene, das war, wenn ich mich nicht irre, Thomas Ballhausen und Jan Kossdorf, der mit seinen „Sunnyboys“ 2009 auf der „Hotlist der Unabhängigen Verlage“ gestanden ist, ist sicherlich ein Ausnahmeautor, für „Kauft Leute“, hat er gerade einen Award gewonnen und aus „Spam“ hat er im Herbst 2010 beim Höfefest in St. Pölten gelesen, da wurde das Buch auch beim „Thalia“ verkauft, vielleicht ist eines davon übergeblieben und 2012 auf den 3.99 Abverkaufstoß gelandet, jedenfalls hats mir der Alfred mit neun oder so, anderen gekauft, die ich auf meine Leselisten verteilte und jetzt gelesen habe.
Dieser Alex, siebenundzwanzig und Community Manager einer mir nicht näher erklärbaren Internetfirma, eine Redaktion gibt es dabei und Unser, die betreut werden müssen, auf den ersten Seiten gibt es ein Glossar mit den wichtigsten Personen, an die Alex mailt oder Mails bekommt, die meisten sind aus seiner Firma, seine Schwester und ein paar Freunde und Ex-Freundinnen sind auch dabei, scheint ein ziemlich zynischer Bursch zu sein, „aufsäßig“ steht im Beschreibungstext. Er schreibt auch ziemlich zynische Mails und als seine Schwester Bine ihn bittet, für ihre Zeitung über seine letzte Beziehung zu schreiben, macht er das auch ziemlich widerlich. Zu trinken scheint er auch recht viel und er beschreibt sich sehr negativ:
„Liebe Astrid! Wie du richtig angedeutet hast, liegt die Schuld an dieser ganzen Misere voll bei mir, da will ich nichts schönreden. Was du vielleicht nicht wußtest ist, daß auch folgende Sachen auf meine Kappe gehen: Ich mache das schlechteste Wetter vor allem in deiner Urlaubszeit… Ich belege immer alle Parkplätze vor der Firma, die Staus am Weg zur Arbeit organisiere ich auch. Wenn dir noch etwas gegen den Strich geht – zu 99% hab ich verbockt. so bin ich eben!“
Der Chef der Firma ist ein Holger, meistens unsichtbar, aber trotzdem wichtig, steht in der Beschreibung, es gibt eine „Fuckmaschine“, die Alex, dem Unserbetreuer Mordandrohungen und Beschreibungen liefert, wie er ihn zerstückeln wird und zwei Diddls von denen einer einen MP-3-Player gewonnen hat, den der andere bekam, ein Usertreff, das Alex zu organisieren hat, das ihm nicht freut, so daß er seinen Ausstieg aus der Firma mit Mails wie dem Obrigen an den Chef zu planen scheint, dann kommt Judith als neue Mitarbeiterin in die Firma und alles wird anders, da Alex sich in die umwerfend schöne Frau verliebt. So schlägt er Holger eine neue Mitarbeiterstrategie vor, um die Firma in die Gewinnzone zu bringen, wöchentliche Mitarbeitertreffs, freie Diensteinteilung, Gutscheine an alle, fünf Uhr Bier,etc.
Das geht natürlich schief, beim gemeinsamen Zoobesuch wird gerotzt und gespeiert, die falschen Leuten landen im selben Bett, ein Pullover wird vergessen etc und Alex, der mit Judith unbedingt ins selbe Zimmer kommen will, scheint seinen Untergang zu erleben, als die ihm bei dem Treffen lieb mitteilt, daß sie am Wochenende mit Holger, ihrem Ex nach Rom fliegen wird.
Dann wird die Firma noch vom „I love you-Virus“ getroffen und die Datenbank-Admins drehen den Mailverkehr ab.
So kann Alex ein paar Seiten lang nur auf ganz gewöhnlichen Weg kommunizieren und drei Wochen später verschickt er das Abschiedsmail an Alle, er steigt aus der Firma aus, die es wahrscheinlich ohnehin nicht mehr lang geben wird, denn Holger scheint sich mit dem Geld am Konto seiner Frau abgesetzt zu haben und Judith, deren Probemonat nun auch bald zu Ende ist, schickt Alex noch ein Mail, daß sie nach Holland, von woher sie zu kommen scheint, zu einem Konzert von Alex Freunden fliegen will und erkundigt sich bei ihm, ob er mitkommen will?
„Von Alex an Biene Betr. Niederlande „Hi Bine! Wie ist deine Holzschuhgröße“, lautet das letzte Mail im Buch, das mir sehr gut gefallen hat.
2014-04-16
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