„Die witzigsten Sprachpannen aus fünfundzwanzig Jahren Deutschunterricht“, steht noch am Cover des bei „Holzbaum“ erschienenen kleinen blauen Büchlein und der Verlag hat mir geschrieben „Was für ein langweiliges Buch haben wir gedacht, als uns der Autor sein Manuskript zugeschickt hat!“
Mitnichten, nichts davon, die Sprachpannensammlung der Deutschschüler soll vermutlich sehr lustig sein und die gebildeten, davor gefeiten Leser zu Gelächter animieren, obwohl der 1964 geborene Deutschlehrer Werner Vogel, der sich schon an mehreren Schulbüchern probierte und in Anthologien, sowie in der „Edition Innsalz“, in der „Edition Doppelpunkt“ im Verlag „Der Apfel“ etc, publizierte, in seinem Vorwort, herzlich den „Autoren und Autorinnen“ dankt und von „keiner Schadenfreude“, schreibt.
„Und wie in der Sprache ist es doch auch im Leben. Sind nicht unsere Fehler, oft das, woran wir uns später gerne erinnern?“, fragt er weiter und ich, die ich ja nicht gern über die Fehler der anderen lache und daher in Kabaretts sehr oft meine Schwierigkeiten habe, weil mich das Brüllen meiner Nachbarn stört, habe wohl auch zu Fehlern meine eigene Einstellung.
Ich erinnere mich oft und nicht zu ungern an sie, werde auch von meinen Lesern öfter daran erinnert, wenn ich wiedermal Susanne statt Sabine Scholl oder umgekehrt geschrieben habe, oder Autobiografie, wenn es Biografie heißen hätte sollen.
„Was für eine Kleinigkeit!“, denke ich dann bei den Mahnungen der Leser, denen es „dann reicht“ und bin in der Schule, in der Deutschstunde von der von mir sehr verehrten Frau Professor Friedl wohl vor zu stark umrandeten Fehlermeldungen bewahrt worden. Die habe ich, das habe ich schon geschrieben, als sehr tolerant empfunden, deshalb schreibe ich immer noch, daß mit scharfen „ß“ und wiederhole, daß sie nicht schuld war, daß ich kein Stipendium bekommen habe.
Später habe ich dann von den Schularbeiten, die wegen solcher Sachen mit „Nicht genügend“ beurteilt wurden, gehört und den Kopf geschüttelt, auch über die „Beckmessereien“ in den Meistersinger und nicht wirklich geglaubt, daß sowas ernst gemeint sein könnte. Daß sich aber Richard Wagner über den Kritiker Hanslick sehr geärgert hat, habe ich auch in der Schule gelernt.
Und Ernst Jandl, der solchen Beckmessereien in seinen Anfängertagen wohl auch leicht zum Opfer fallen hätte können, war ja ebenfalls Lehrer, zumindestens noch in der Zeit, als „Suhrkamp“ sein „Laut und Luise“ abgelehnt hat und in den „PEN“ habe ich gehört, hätte man ihn auch nicht aufgenommen, deshalb war er 1973 einer der „GAV“ mitbegründer.
Es ist also schwer mit den Stilregeln und Stilbrüchen denke ich, die ich ja immer für eine freie Sprachäußerung und freie Rechtschreibung eintrete, die Kreativität viel wichtiger, als ein strenges Regelbewußtsein halte und an den Kommentaren meiner Leser immer wieder merken kann, daß ich damit offenbar allein zu stehen scheine.
Deshalb auch sehr neugierig auf das Sprachpannenbüchlein eines schreibenden Deutschlehrers, das in fünfzehn Kapiteln aufgeteilt ist und auch immer wieder schöne Illustrationen hat.
Da gibt es „Dramatik pur (Oder „Retter der Not“), Wetterkapriolen“, „Erotik, Liebe und andere Gefühle“, „Physikalische Phänomene“, „Krankheit und Tod“, „Sport und Ernährungswissenschaft“, „Dialoge“, etc, einen „Epilog“ wo Werner Vogel, die Welt-und Zeitgeschichte aus den Aufsätzen seiner dritten und vierten Klassen“ betrachtet und am Schluß den Lebenslauf aus Lehrer und aus Schülersicht „Herr Professor Vogel hat einen immer rasierten Bart und kurze, braune Haar, die bis zu seinen Ohren anschlagen!“
Nun werden meine Leser ein paar Beispiele von mir wollen, mich also durch das Buch geblättert und vielleicht auch noch dazu geschrieben, daß ich die Stilblütenhaftigkeit dabei nicht immer erkannt habe, aber ich habe ja, wie mir meine Leser immer wieder vermelden, kein so besonders gutes Sprachgefühl und angeblich, was ja eigentlich schon eine Ehre wäre, das „allerschlechteste“ geschrieben, was eine meiner Leserinnen, je gelesen hätte.
Als ich mit dem Büchlein fertig war und das ist bei den „Holzbaum-Büchern“ immer sehr schnell geschehen, habe ich mit Erich Hackls hochgelobten Erstling „Autoras Anlaß“ begonnen und war dabei offenbar noch so sehr im Sprachdiktus von Werner Vogels Schülern drinnen, das mir einige Sätze, wie aus seiner Sammlung erschienen.
Meine Leser werden wissen, daß ich dabei Erich Hackl, den ich als sehr wichtigen realistischen Autor schätze, keineswegs diskriminieren will, sondern wahrscheinlich nur zu aufmüpfig bin, um mich an angeblichen Stilblüten zu erfreuen, langweilig habe ich das Buch, aber nicht empfunden, sondern sehr interessant.
„Was führte er nur im Schädel?“, steht da also in der Abteilung Dramatik zu lesen.
„Ich habe gestern eine nette Freundin auf dem Flohmarkt gefunden, lese ich da bei „Erotik, Liebe und andere Gefühle“ und bei „Aus der Geschichte lernen“ kann ich „Männer dieser Welt, versammelt euch!“, finden und dazu nur anfügen, daß das vielleicht auch die Frauen tuen sollten.
„Einer fand den Tod, weil ihn einer tötete“, kann man vielleicht besser ausdrücken, ist aber wahr und wenn ich lese, daß „Diese Krankheit minimalisiert werden muß“, komme ich nicht umhin daran zu denken, daß ich solches regelmäßig in den Nachrichten oder in der Zeitung aus Politkermund hören oder lesen kann und da bin ich auch schon bei den aktuellen Meldungen des Tages, daß nämlich bei den Schulen eingespart werden muß, um die Ausfälle der Banken etc, zu bezahlen.
Vielleicht sollte man dieses Büchlein also auch an das Unterrichtministerium schicken und damit ich als Rezensentin nicht ganz niveaulos zurückbleibe, merke ich noch an, daß ich Ludwig Reiners „Stilfibel“ im Schrank gefunden und gelesen habe.
2014-04-30
Ein Geräusch klopft an die Tür
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