Wieder einmal „Literatur und Wein“ das sechzehnte Original, wie Sylvia Treudl in ihrer Eröffnung erkärte und das zweite dem ich beiwohnte, da ich bei literarischen Veranstaltungen nicht so gerne Eintritt zahle und ich allein auch nicht nach Krems und Göttweig fahren würde, da wir voriges Jahr aber nicht in Leipzig waren und auch nicht auf Urlaub fuhren, hat der Alfred Karten dazu gekauft und diesmal wieder,von Robert Eglhofer animiert, der uns extra deshalb anrief, als wir in der U-Bahn saßen und das literarische Event ist auch wieder hervorragend zusammengestellt, dieses Kompliment muß man den Organisatoren machen.
Nur das Beste vom Beste, die Creme de la Creme, im vorigen Jahr waren zwei Büchner-Preisträger, diesmal sind die Bachmannpreisträgerin und der des „Leipziger Buchpreises“ dabei und ansonsten wieder literarische Neuerscheinungen von begabten Jüngeren und schon sehr bekannten Autoren, dazwischen immer Musi zur Aufhellung und diesmal hat es in Göttweig schon, um fünf mit Stiftführungen begonnen, wo man sich das Archiv, die Bibliothek, die Kaiserräume und den Cäcilliensaal anschauen konnte und ein dreigängiges Menu gab es vor der Abendveranstaltung auch.
Das haben wir ausgelassen und sind gleich, um acht in den Brunnensaal gegangen, vorher gab es noch ein Glas Weißwein aus der Stiftkellerei, die Probe um Einzelpreis von 1.90 zu verkosten und dann zwei Star nämlich Connie Palmen und Robert Menasse, nach den Eröffnungsworten vom Abt und Landeshauptmannstellvertreter zu hören, letzter wünschte sich mehr Leser und meinte die Niederösterreicher sind da nicht sehr gut, sein Vorgesetzter ist da ja auch kein besonders gutes Beispiel, aber die Niederländerin Connie Palmen, die wie Sylvia Treudl einleitete, 1991 debutierte und dann bald von der Zeitschrift „Buchkultur“, wo Sylvia Treudl auch Redakteurin ist, vorgestellt wurde.
Ihre Bücher erscheinen bei „Diogenes“ und ihr drittes ist ihrem verstorbenen ersten Mann Ischa Meijer gewidmet. 1913 ist das „Logbuch eines unbarmherzigen Jahres“ in Memoriam ihres zweiten Ehemanns, erschienen. Aus diesen hat sie auch gelesen. Dann kam der Doyen der österreichischen Essayistik, wie Sylvia Treudl einleitete, der gerade den „Max Frisch Preis“ zugesprochen und 2013 den „Heinrich Mann Preis“ bekommen hat.
Von ihm erschien 2012 „Der europäische Landbote“, ein Essayband auf die EU und 2009 „Ich kann jeder sagen“, ein Erzählband, bei dem ich, glaube ich, mit Trude Kloiber in der „Alten Schmiede“ war, aus dem hat er, Connie Palmen zu Ehren, eine Geschichte gelesen, die in Amsterdam spielt, nämlich das „Ende des Hungerwinters“, wo ein Vater beim Begräbnis des Großvaters, wieder einmal die Geschichte erzählt, wie er den Krieg im Schimpansenkäfig von Amsterdam überlebte, ein Affe das Essen „Kugel und Knedel“ und ein Buch brachte, die Eltern Pelzmäntel trugen, ein Papagei Lärm machte und der Leichenschmaus in einer grandios von Robert Menasse rezitierten Farce endete.
Am Freitag ist es wieder im Brunnensaal mit der Doppelconference Wein und Literaturbetreuung weitergegangen. Ein Wein, ein Autor und die die Winzer werden interviewt und sagen was dazu und Sylvia liest die jeweiligen Autorenportraits vor. Katharina Hacker, die 2006 den deutschen Buchpreis mit den „Habenichtsen“ gewonnen hat, begann mit einer „Dorfgeschichte“, wo es um spielende Kinder, die Großeltern und ihre Einstellungen zum Krieg ging. Dann folgte Norbert Gstrein, der mit „Einer Ahnung vom Anfang“ 2013 auf der Longlist des dBP stand, in dem es um das Lesen geht, beziehungsweise um einen Lehrer, der in einem seiner Schüler einen Touristen erkennt.
Die Musikbegleitung wurde von Willi Resetarits, Ernst Molden, Walther Soyka und Hannes Wirth in drei Blöcken übernommen, die ihr neues Album „HO RUGG“ vorstellten und dazwischen alte Lieder spielten. In den Pausen konnten man wieder die Weine verkosten, sich auf die Terrasse stellen oder Bücher kaufen und ich nützte die Gelegenheit meine Bücherwünsche, mit denen ich neulich zu Anna Jeller gehen wollte, teilweise zu erfüllen, beziehungsweise ließ ich mir vom Alfred Lukas Bärfuss „Koala“ und Katja Petrowskaja „Vielleicht Esther“ kaufen, die gleich als nächstes las und das Buch ist kein Roman, wie ich glaubte, sondern Geschichten, die in verschiedene Kapitel aufgeteilt sind.
Die Autorin las die erste „Google sei Dank“ und dann noch die „Fahrt nach Mauthausen“.
Erich Hackl, der folgte und aus „Dieses Buch gehört meiner Mutter“ las, habe ich schon in der „Alten Schmiede“ gehört und dann noch seine Besprechung in einer literarischen Soireee in Ö1, wo es allerdings von Jochen Jung und Karin Fleischanderl sehr verissen wurde.
Nach einer weiteren Pause, bzw. Musikeinlage, kamen dann die „Autören“, nämlich Lorenz Langenegger, dessen neues Buch ich gerade gelesen habe, Urs Mannhart und Christoph Simon, die mir bisher unbekannt waren, lasen Texte, blödelten ein bißchen herum, erzählten über ihre Autorengruppe und sind, glaube ich, beim Publikum sehr gut angekommen.
Am Samstag ging es dann nach Krems ins unabhängige Literaturhaus zur ersten Matinee nämlich „Transfair“ mit Susanne Scholl und Juri Andruchowytsch moderiert von Klaus Zeyringer zum Thema „Wie schön ist die Welt“, das ist eine Reihe, im Vorjahr haben Barbara Coudenhove-Kalergi und Ilija Trojanow versucht diese Frage zu beantworten, heuer ging es um die Ukraine und zum Susanne Scholls neues Buch, aus dem sie ein Kapitel las und dann mit Juri Andruchowytch die Unterschiede der Majdan-Besetzung von jetzt und 2004, beziehungsweise die Berichterstattung der Medien diskutiert. Dann las Juri Andruchowytsch ein Kapitel aus einem Essay der die „sieben kritischen Tage im Februar“ beleuchtet, der demnächst erscheinen wird.
Dann gabs eine Mittagspause wo ich mir ein Würstl kaufte, ein bißchen an der Donau spazierenging, bevor es zur Marilenwanderung zu der Familie Aufreiter nach Angern ging.
Da spazierte man mit einem Wanderbegleiter und der Marillenbäuerin Katharina Aufreiter ein Stück den Marillenweg entlang, ließ sich genau erklären, wie das mit der Wachauer Marille ist und ob Krems noch zur Wachau gehört, dann ging es zur Verkostung von Wein und Marillennektar, beziehungswweise zur Lesung mit Julian Schutting aus seinem neuen Buch „Blickrichtungen“, weil der ja ein begnadeter Wanderer ist, bew Urs Mannhart, der schon am Freitag bei den „Autören“ aufgetreten ist, weil der ein Buch über einen Velo-Kurier geschrieben hat, der las dann auch einen sehr lustigen Text über einen Kapitalisten, der kein Geld verschenken will und für den es immer preisreduzierte Waren in den Regalen geben muß.
Im Bus bin ich neben Lorenz Langenegger gesessen, so daß ich ihn noch zu seinem Buch fragen konnte, zum Beispiel, ob die Stelle mit dem Rasierapparat im Gepäck, der einmal fehlt und dann doch vorhanden ist, so beabsichtigt wurde und am Abend ist es wieder hochkarätig im Brunnensaal weitergegangen, zuerst mit Hartmut Lange, der 1937 geboren ist und von dem ich „Schnitzlers Würgeengel“ auf meiner Leseliste habe, den ich aber sonst nicht kannte. Sylvia Treudl stellte ihn als sehr skurrilen hintergründigen Autor vor und er las eine Novelle aus „Dem Haus in der Dorotheenstraße“, wo einer den Tod seiner Frau nicht verkraften kann und daher in seine ehemalige Wohnung eindringt um dort ein Poster beziehungsweise nach Spuren von ihr sucht.
Tanja Maljartschuk folgte, im Radio wurde ja der ukrainische Schwerpunkt der heurigen „Literatur und Wein-Veranstaltung“ angekündigt und ich habe nach ihrer Lesung aus der „Biografie eines zufälligen Wunders“ jetzt den Sprachenkonflikt und einiges andere besser verstanden.
Die Musikeinlagen wurden am Samstag wieder von Roland Neuwirth mit internationaler Formation, zum Beispiel mit Marwan Abado aus dem Libanon mit dem ich früher einige Male am Volksstimmefest gelesen habe, gestaltet und Sylvia Treudl betonte, daß Roland Neuwirth die „Literatur und Wein“ die gesamten sechzehn Mal begleitet hat.
Nach der Pause ging es weiter mit Lukas Bärfuss, den ich schon in Leipzig hörte und dessen Buch ich nächstes Jahr lesen werde und Aris Fioretos, den ich schon einmal in der „Alten Schmiede“ traf, der hat ein Buch über seinen Vater, beziehungsweise seine Rolle als Vater geschrieben und auch seine Tochter mitgehabt.
Im dritten Block las dann noch Thomas Glavinic aus dem „Größeren Wunder“, ein Buch das im Herbst auf der Longlist stand und der dritte Teil der Trilogie mit dem Helden Jonas ist, diesmal ein schräger Typ, der von einem reichen Großvater aufgezogen wurde, zwei Jahre eine Wohnung nicht verläßt, weite Reisen macht, nur um dort aufs Klo zu gehen und schließlich den Himalaya besteigt, „Ein Portrait des erlebnisorientierten Größenwahn“, steht in der Beschreibung und Thomas Glavinivc erzählte noch ein bißchen was zu seiner Textauswahl.
Am Sonntag gings bei der Sektmatinee zum „Balkanfeeling“ ins Literaturhaus nach Krems, da sorgte die „Wiener Tschuschenkapelle“ für die Stimmung, während Sasa Stanisic, der ja seit einigen Tagen, was mich sehr freut, meinen Blog verfolgt, aus seinem in Leipzig gekrönten Roman „Vor dem Fest“, wo es um ein fiktives Dörfchen in der Uckermark, das liegt im Bundesland Brandenburg in der Ex-DDR, geht, das ein Fest feiert, beziehungsweise sich darauf vorbereitet. Die Ostereier, die ihm jemand schenkte, hat der 1978 in Visegrad geborene Autor, der während des Balkankrieges als Kind nach Deutschland gekommen ist, schon in Leipzig bei der Preisverleihung erwähnt.
Jetzt hat er ein sehr spannendes Stück von einer neunzigjährigen Malerin, die immer nur das fiktive Dorf, das, glaube ich, Fürstenfelde, heißt, malt, gelesen, das sehr lustig und gleichzeitig auch berührend war.
Ein Interview im Literaturcafe habe ich auch gehört, da zeigt der Autor sein Buch, in dem es, wie bei Wolf Haas „Verteidigung der Missionarsstellung“ Zeichnungen und besondere Schrifttypen,zu geben scheint, die der Autor dort in die Kamera hielt.
Der zweite Autor aus dem Balkan war, der 1968 in Bulgarien geborene Dimitre Dinev, den ich kürzlich im „MUSA“ hörte, weil er, glaube ich, Canetti-Stipendiat ist und mit seinen „Engelszungen“ schlagartig berühmt geworden ist. Jetzt scheint er einen Roman über den ersten Weltkrieg zu schreiben und las ein Stück wo ein Dienstmädchen namens Eva Nagl oder Nagel, der Alfred hat mir da einen Stoß gegeben, denn er heißt ja so und ich habe eigentlich einen Doppelnamen, in die Donau gehen will, weil sie von ihrer Herrschaft unehrenhaft entlassen wurde, sie landet aber im Schoß eines K.K Lieutnants, der ein ziemlicher Hallodri zu sein scheint, sie aber in ein Asyl statt in ein Bordell vermittelt, so daß sie bald euphorisch als „Rote Kreuz Schwester“ in den Krieg ziehen kann. Spannend, spannend, ich freue mich schon auf das Buch und das weiterlesen. Es kam dann noch ein Stück aus einer Anthologie, die Dimitre Diniv für „Achtzigjahre Radio“ oder so schrieb.
„Lasst uns Radiohören“, da dreht einer in Bulgarien immer dann das Radio auf, wenn er vögeln will, damit die Vermieterin durch die dünnen Wände nicht das Stöhnen hört. Die langwierigen Parteireden inspirieren ihn, dann ist aber der reale Sozialismus aus und der Held kommt auch nach Wien…
Wir haben dann noch im „Museumswirtshaus“ an der Museumsmeile, wo wir einen Studienkollegen vom Alfred trafen und hörten, daß das Wirtshaus geschlossen werden soll, Mittag gegessen und jetzt ist, wie Sylvia Treudl so schön und treffend sagte, die „Sechzehnte Literatur und Wein auch schon wieder Geschichte!“, die man bei mir nachlesen kann.
Sie lud zum Wiederkommen ein, ob ich das mache, weiß ich nicht, für eine Einladung zum Lesen dort bin ich, wahrscheinlich nicht prominent genug, um eintausendeinhundert zahlende Gäste“, wie die Veranstalter ebenso betonten, anzulocken, aber zum Trost hat mich Irene Wondratsch gestern an unsere Lesung am 6. Mai im „Republikanischen Club“ erinnert und wissen wollen, was ich dort lesen werde?
„Die Frau aus dem Fenster“ aus den „Dreizehn Kapitel“ wird es zum Thema passend werden, ich lade alle zu kommen ein.
Lesezeit wird, hat mir die Irene gemailt, zwölf bis höchstens fünfzehn Minuten sein, so daß ich dann wahrscheinlich auch, wie Sasa Stanisic oder Christa Kern am Mittwoch mitten im Text sagen kann „und wie es weitergeht, lesen Sie am besten selber nach…“