Literaturgefluester

2014-05-15

Die Geschlechtsbegründung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:36

Der 1952 in Wien geborene, Ludwig Roman Fleischer mit dem ich vor kurzem gelesen habe, ist ein eifriger Schreiber, der wahrscheinlich über eine genausolange Bücherliste wie ich verfügt, die zum größten Teil in seinem „Sisyphus Verlag“ erschienen sind.
In Klagenfurt hat er gelesen und gewonnen und ich kenne ihn schon lang, durch die GAv wahrscheinlich.
An einen Ausspruch Gerhard Koflers kann ich mich erinnern, daß ein Journalist einmal über ihn gesagt haben soll „Ach, der Bachmannpreisträger!“ und einige seiner vielen Bücher habe ich mir, als ich noch solche kaufte, besorgt und weiß jetzt nicht, war es der Erstling der „Rakontimer“, „Der Castellaner“ oder „Hellebard, der 68 oder die Biegung der ersten Person“, alle drei oder nur eines oder zwei davon?“
Die Weihnachtsgeschichten „Die Herbergssuche“, gab es jedenfalls einmal bei den Büchertürmen der „Literatur im März“ in mehreren Exemplaren. Da habe ich mir einige davon genommen und zu Weihnachten an Freunde und die Familie verschenkt.
Zu den „Sisyphus-Verlagspräsentationen“, die meistens vor Weihnachten im Literaturhaus stattfinden, bin ich öfter gegangen, das letzte Mal im vorigen Jahr. Da gab es auch immer ein Buffet und früher ist auch das grüne Büchlein aufgelegen, in dem von mir ein Text enthalten ist.
„Aus der Schule“ habe ich vor Jahren im Schrank gefunden und die 2001 geschriebene „Geschlechtsbegründung“, von der sich Ludwig Roman Fleischer, als ich ihn vorige Woche darauf ansprach, ein wenig distanzierte.
Mir aber hat das Buch ganz gut gefallen, ist es ja in dem typischen Fleischerschen Stil geschrieben, wo es von Fremdworten, Anspielungen, Metaphern wimmelt und auch die Namen nicht so ohne sind.
Da gibt es jedenfalls einen Doktor Advokaat, Krankenscheinarzt steht in der Beschreibung, dem Buch zu Folge dürfte er eher ein Schularzt, also ein Nebenerwerbsmediziner sein, im Hauptberuf Dramatiker und als solcher hat er ein Stück geschrieben, das im Bretterhaus-Theater aufgeführt wurde. Advokaat saß im Requisitenkeller, soff und zündete dabei offenbar das Theater an. Jedenfalls erwacht er mit Rauchgasvergiftung und verbundenen Händen im Krankenhaus und phantasiert dabei sein Leben und inszeniert sein Stück neu oder um.
Wie das mit der Geschlechtsbegründung ist, habe ich nicht so ganz verstanden, jedenfalls hat er zwei Söhne, einer Lennie, den er sehr mochte, ist schon gestorben, den anderen, der ebenfalls, wie er Paul heißt, ein Schwuler, spielte oben im Theater in „Romeo und Julia“, hat ihn seine Ex-Frau Evelyne, die viel auf Kreuzfahrten ist, offenbar aufgezwungen oder unterjubelt.
Es gibt auch eine Mutter namens Anna, die Advokaat ins Altersheim abgeschoben hat.
Advokaat ist 1945 geboren, ein Besatzungskind, man weiß nicht recht von einem Russen oder einen Amerikaner und die Mutter ist ein Adoptivkind, das zuerst bei einem jüdischen Ehepaar aufgewachsen ist, dann zu einem „Kraft durch Freude-Paar“ wechselte.
Man sieht es sind alle Themen, in Doktor Advokaats Lebensregieversuchen vorhanden.
Die Polizei und die Versicherung taucht auf, um ihm zu verhören, die Ärzte geben ihm zuerst Beruhigungsmittel. Später lernt er mit seinen Verbänden aufs Klo zu gehen und essen und wird auf seine Entlassung vorbereitet und „erwacht von seinem Lachen. Er ist unendlich traurig“, lautete der letzte Satz.
Spannend, spannend mich durch das Fleischerche Ouvre zu lesen. 2011 habe ich „Das Buch der Käuze“ in der „Alten Schmiede“ mit ihm getauscht, das ich noch lesen muß. Ebenso, wie „Alles Holler oder das Unterste zum Oberst“ und bin neugierig, was ich von ihm noch alles hören, lesen oder finde werde…

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