Der 6. Abend der „Poliversale“ von der ich bisher nur einen Teil des 3. mitbekommen habe, stand unter einem besonderen Thema beziehungsweise unter einer bestimmten Vorgabe.
„Kann man mit Gedichten reden, diskutieren? Kann man über Gedichte und Dichtung reden, ohne sich auf Gedichte beziehen?“, steht im Programm und Michael Hammerschmid, der Kurator lud dazu fünf Autoren ein, die er offenbar eine bestimmte Frage stellen, sie zwei Gedichte von sich selbst und zwei von anderen anderen aussuchen und das Ganze dann noch untereinander kommizieren ließ.
Da ich jetzt am Montag, um sechs eine Fixstunde habe, kam ich etwas zu spät und hörte, als ich einen Platz gefunden habe, gerade Christine Huber, die Veranstalterin der „Dicht-Feste“ von denen das letzte im Rahmen der „Poliversale“ am Donnerstag stattfand, gerade erzählen, wie bei ihr Gedichte entstehen.
Beziehungsweise, daß Wort und Bild bei ihr im Zusammenhang stehen, sie sucht sich dann zwei Begriffe aus und montiert an ihnen solange herum, bis man die Frage „Was will uns der Dichter dazu sagen?“, nicht mehr beantworten kann.
Es folgte eine Diskussion mit Ferdinand Schmatz, der das ähnlich oder andehttps://literaturgefluester.wordpress.com/2012/03/13/zweimal-felix-philipp-ingold/rs zu machen scheint. Dann die zwei Huber Gedichte und je eines von Felix Philipp Ingold und eines von Gertrude Stein, alles sehr experimentell und so kenne ich ja die Autorin, die mit Ilse Kilic befreundet ist, in der Edition „Freibord“ puliziert, nach Gerhard Koflers Tod gemeinsam mit Gerhard Jaschke GAV-Generalsekretärin war, jetzt ist das Ilse Kilic mit Gerhard Jaschke und als ich vor langer langer Zeit nach Klagenfurt zum „Preis der Arbeit“, den es damals kurz dort gegeben hat, eingeladen wurde, war sie auch dort und hat mit einem Text über Zimmermädchen, der sicher realistisch war, gewonnen.
Ferdinand Schmatz, der, wie ich 1953 geboren wurde, inzwischen Leiter des Hochschullehrgangs für Sprachkunst ist, folgte und erzählte, daß er mit oder durch Reinhard Priessnitz sozialisiert wurde. Er hat sich auch eines seiner Gedichte ausgesucht und las dann aus dem „großen babeln“.
Ich war schon öfter in seinen Veranstaltungen und kann mich an die zwei „Reisen – in achtzig Gedichten um die ganze Welt“, bzw. „in achtzig flachen hunden in die ganz tiefe Grube“ Bücher erinnern, die er gemeinsam mit Franz Josef Czernin sowohl bei Heimrad Bäcker in Linz, als auch bei Jochen Jung in Salzburg herausgegeben hat und den letzteren damit hineinlegte.
Das „Edition neue Texte-Buch“ habe ich glaube ich in meinen Beständen.
Die Diskussion bezog sich auf die Wiener Gruppe und Ferdinand Schmatz Sozilisation zum Dichter, die außer von Reinhard Priessnitz auch von Ernst Jandl und Friederike Mayröcker geprägt wurde.
Der Doyen und ehemalige Professor für Sprachkunst, Robert Schindel folgte und sprach von seiner Sozialisierung durch den sozialistischen Realismus, da seine Eltern Kommunisten waren, die das Wort als Waffe prägten.
Nach der Pause kam die 1983 in Graz geborene Sonja Harter, die ich, glaube ich, zum ersten Mal persönlich sah und die auch einen ganz anderen Ton in die bisher eher experimentelle Diskussion einbrachte, nämlich durch ihre Frage, wie sehr die Mutterschaft das Dichten verändert und dazu das Beispiel brachte, daß Friederike Mayröcker bei der Mitteilung, daß sie schwanger wäre, zuerst „Um Gottes Willen“ und dann erst „Gratuliere!“, gesagt hätte.
Es folgten zwei Gedichte, eines von Friederike Mayröcker, die sich darin ihre Kinder, die sie nie gehabt hat, vorstellte und eines von Helwig Brunner über seine Vaterschaft und in der Diskussion waren die Dikutanten ein bißchen ratlos und wußten nicht, wie die Mutterschaft zum Dichten passe? Mir sind da die Frauen eingefallen, die am Küchentisch zu schreiben angefangen haben, während ihre Kinder schliefen, aber das waren Astrid Lindgren und Christine Nöstlinger, also nicht unbedingt Lyrikerinnen, allerdings habe ich, glaube ich, auch gehört, daß Nelly Sachs am Küchentisch in Schweden gedichtet hätte, während sie ihre Mutter betreute.
Und Andreas Unterweger, der auch kein Lyriker ist, hat ein Buch über seine Vaterschaft geschrieben. Gibt es das weibliche und männliche Dichten und kann man das Geschlecht erkennen? Ich behaupte da ja immer, daß man kann und der „Fried-Preisträger“ Nico Bleutge, der auch noch am Podium saß, erzählte von einem Projekt, wo man man das untersucht hätte und 98% der Schätzungen wären richtig gewesen.
Der 1972 in München Geborene, der in letzter Zeit einige Gedichtbände herausgegeben hat, erzählte etwas von einer „Dämmeratmosphäre, die ihn interessieren würde und wurde dann auf „Naturgedichte“ festgelegt, was er gar nicht so sehen wollte, beziehungsweise von Michael Hammerschmid Wahrnehmungsdichter genannt.
Am Schluß folgte noch eine Runde, wo jeder der Eingeladenen ein paar Gedichte las und ich habe wieder sehr viel, obwohl ich den Zusammenhang in dieser Diskussions- und Fragerunde nicht ganz gesehen habe und auch nicht wirklich verstanden habe, was das Dichten jetzt mit der Gesellschaft zu tun hat, weil man das ja meistens wohl allein betreiben, aber natürlich für diese tun wird. Ein interessanter Aspekt des Lyrik-Festivals in der „Alten Schmiede“ also und morgen geht es weiter und da werde ich auch pünktlich sein.
2014-05-26
Dichten in Gesellschaft
Kommentar verfassen »
Du hast noch keine Kommentare.
Kommentar verfassen