Das ist eine neue Literaturinitiative der Stadt Wien, initiiert wahrscheinlich von Julia Danielczyk, der neuen Literaturbeauftragten, die sich tatsächlich für Frauen einsetzt, so wird es nicht nur den „Veza Canetti Preis“ geben, der eine eher unbekannte Autorin bekannter machen soll, ich bin ja schon gespannt, wer das sein wird und hätte auch einen Vorschlag, als auch jährlich eine Vorlesung oder einen Vortrag, den eine lebende Autorin auf eine schon verstorbene halten soll.
Die erste diesbezüglich Veranstaltung fand heute Abend im Stadtsenatssitzungssaal des Wiener Rathauses statt, das ist der, wo die Portraits der Wiener Bürgermeister hängen, in der Mitte groß das von Helmut Zink und das ist auch das, wo sich alle aufregen, weil er zu große Hände und Füße hat. Ich drehe mich dann immer um und sage „Aber Sie wissen eh, das hat Maria Lassnig gemalt!“, was ganz gut zum Thema passt, denn Marlene Streeruwitz hat sich Berta von Suttner ausgesucht, die am Samstag ihren hundersten Todestag hat und die ist eine sehr streitbare Feministin, passt dann vielleicht nicht so ganz zu der Friedensnobelpreisträgerin von 1905.
Aber noch sind wir nicht so weit, noch mußte man am Eingang an den Herren und der jungen Frau vorbei, die im MUSA immer hinter dem Weintisch steht, die hatte die Einladungen in der Hand und erklärte allen, daß sie statt über die Feststiege 1, wie im Programm angekündigt, über die andere müssen, denn im Hof fand ein großes Fest statt, das offenbar nicht gestört werden sollte, also die zweite Stiege hinauf und dann an den Garderoben vorbei in den Sitzungssaal. Dort waren die üblichen Verdächtigen zu sehen, Alexandra Millner, Konstantin Kaiser, der sich neben mich setzte, eine Frau, die mich auf meinen Blog ansprach und so weiter und so fort.
Die Gebärdendolmetscherinnen, die ich vom „Ohrenschmaus“ kenne, waren auch aktiv. Der Stadtrat Mailath-Pokorny war da und erklärte das mit der Frauenförderungslinie der Stadt Wien oder war das schon Julia Danielczyk die das tat?
Wahrscheinlich beide, dann kam Marlene Streeruwitz, verwies auf das „Generali-Fest“ im Hof, weswegen sie durch ihren Vortrag hetzen müsse, weil da bald die Musik erklingen würde und erklärte, daß sie über „Die Waffen nieder“ und nicht über die Suttner-Biografie sprechen wolle, tat das aber doch, indem sie auf den „Wikipedia-Eintrag“ verwies, der ihr nicht gefiel und den sie als frauendiskriminierend empfand, weil da der Vaternamen angegeben wäre. Sie hat eine Mitarbeiterin, die ihren bei ihren immer hinausstreicht. Berta von Suttner, die Adelige, die verarmt aufwuchs, weil ihre Mutter das Vermögen verspielte, war Gouvernante, heiratete den viel jüngeren Arthur von Suttner und schrieb weiter, obwohl sie das nicht mehr nötig hatte.
Ob Marlene Streeruwitz da nicht ein bißchen übertreibt, bin ich mir nicht ganz sicher, die Frauenleben waren Ende des Neunzehntenjarhunderts wahrscheinlich anders, als heute und in dem berühmten Roman, der 1889 erschien, gibt es eine Martha, eine Offizierstochter, die sich zur Pazifistin wandelt. Die ist mutterlos aufgewachsen, hat aber eine streng katholische Tante und jetzt hätte ich fast vergessen, das Marlene Streeruwitz mehrmals dazu aufrief, den Suttner-Eintrag zu verändern. ich ärgere mich da ja bei meinen immer, daß sie mir meine Digitaldruck-Bücher hinausgestrichen haben und freue mich auf die Lesetheateraufführung nächste Woche, die sich auch mit den „Waffen nieder“ beschäftigt.
Das „Augustin Radio“ macht, glaube ich, auch eine Lesung daraus und mein Psychologe-Kollege Wolfram Huber beschäftigt sich seit seiner Pensionierung auch mit der Frau, die den Ausbruch des ersten Weltkrieges knapp verpasste.
Nachher gab es Blumen für die Vortragende und ich dachte mir schon, die wird sie jetzt zurückweisen. Sie sagte aber nur, sie möchte mal erleben, daß auch Frauen eine Flasche Wein bekommen.
Da war ich 1975 in Stockholm in jenem Konzertsaal, wo, glaube ich, die Nobelpreise vergeben werden und habe mich über die Blumen gewundert, die man dem Dirigenten überreichte.
„Das ist ein guter Übergang, wir laden Sie auf ein Glas Wein ein!“, begann der Stadtrat. Julia Danielczyk schüttelte den Kopf und Marlene Streeruwitz rief laut „Gehen Sie zu Generali!“, aber da standen, glaube ich, die Sicherheitsleute im Hof, die das verhindert hätten.
Marlene Streeruwitz, habe ich übrigens heute bei buecher.at gelesen, wird heuer die O-Töne eröffnen und hat auch ein neues Buch und ich habe Dank der offenen Bücherschränke schon einige Bücher von ihr gelesen, so daß ich mich fast für eine Streeruwitz Spezialistin halte.
„Die Waffen nieder“ und die anderen Suttner-Bücher, die übrigens, wie damals üblich, oft unter einem Pseudonym geschrieben hat, müßte ich noch finden.
2014-06-17
Autorinnen feiern Autorinnen
Kommentar verfassen »
Du hast noch keine Kommentare.
Kommentar verfassen