Der Ausbruch des ersten Weltkriegs naht sich zum hundertsten Mal und die damit einhergehende Bücherflut, Sachbücher, Wiederentdeckungen und auch Romane die sich mit den Monarchisten und damit, wie die Welt aussehen würde, wenn der erste Weltkrieg anders ausgegangen wäre, beschäftigen.
Das naht sich alles nur allmählich oder hat schon lange stattgefunden, so wurde Hannes Stein „Der Komet“ ja schon auf der Leipziger Buchmesse 2013 vorgestellt und Günther Neuwirths Roman „Der blinde Spiegel“ war Teil des erste Weltkriegsschwerpunkt auf der heurigen „Rund um die Burg-Veranstaltung“.
Dann gab es natürlich noch Veranstaltungen, wie das Wien 1914 ausgesehen hat und und und….
Und für den heutigen Mittwoch suchte ich wieder eine Literaturveranstaltung, da gab es etwas von der „Alten Schmiede“, das aber in der Uni Wien stattfand und im Literaturhaus eine Buchpräsentation „Michael Ziegelwagner „Der aufblasbare Kaiser“
Michael, wie oder was, nie davon gehört, also nachgegooglet, daß das ein 1983 in St. Pölten geborener Autor ist, der heute in Wien und in Frankfurt lebt, seit 2009 Redaktionsmitglied des Satiremagazins „Titanic“ ist und in dem, bei „Rowohlt“ erschienenen Roman geht es, um die Monarchie, beziehungsweise um die Sehnsucht danach oder, um die „Laitimisten“, beziehungsweiste eine junge Frau namens Vera Beacher, die sich einen Sturz zuzieht und infolgedessen in die sogenannte „Monarchistenfalle“ gerät.
Das klingt schon einmal interessant und da ist mir noch gar nicht aufgefallen, daß wir uns derzeit in einer ersten Weltkriegeuphorie befinden, die manchen schon auf die Nerven geht und darüber stöhnen, ich dachte nur, als ich den Lebenslauf des bisher vollkommen an mir vorbeigegangenen Autors las „Na hoffentlich ist das kein Nonsenseroman!“
Aber der Lehrer aus Retz und Wolfgang Kühn vom Literaturhaus NÖ versicherten mir, daß das nicht so ist und Christoph Winder vom „Standard“, der die Lesung einleitete, begann auch mit dem Bedauern, daß Michael Ziegelwanger nicht mehr im „Standard“ schreibt und las ein Alfred Gusenbauer gewidmetes Sonett vor, das dort erschienen ist.
Dann begann die Lesung, genau fünfzig Minuten, sagte Christoph Winder und las dann von dem Sturz im Badezimmer, beziehungsweise den verschiedenen Putzgewohnheiten der Schwestern. Dann geht es ins Büro, wo außer Vera ein sogenannter „Trottel“ beschäftigt ist, dann auf die Hütteldorferstraße, wo die sogenannten „Legitimisten“ gerade umgezogen sind und alle, die aufrichtiger monarchistischer Gesinnung sind, zu ihren Clubabenden einladen.
Für Getränke ist gesorgt. Vera geht hin und dann in den Wienerwald, trifft die verschiedensten Anhänger des Clubs und der Kaiser Otto kommt natürlich auch vor, beziehungsweise joggt er durch Schönbrunn, hält nasalgefärbte Schönbrunnerdeutsche Reden, wie „Servus Kamerad, hast vielleicht ein Taschentuch, laß es dir bei Gelegenheit in der Hofputzerei waschen, ab nun bist du ein „von…!“
„Gibts vielleicht Fragen?“, erkundigte sich Christoph Winder beim Publikum, der Autor winkte ab, ein Herr hatte trotzdem eine und fragte nach dem autobiographischen Bezug, beziehungsweise einer monarchistischen Veranstaltung, der der Autor beiwohnte und sie als ziemlich authentisch beschrieb.
“ Alles andere ist aber Erfindung!“
Beim Wein habe ich mich länger mit Robert Huez und Christoph Winder unterhalten, das „Album“ mit dem „Rondo“ verwechselt und den ersten Weltkrieg, beziehungsweise die Bedeutung von Karl Kraus und Stefan Zweig hinterfragt.
Spannend spannend von dem Autor noch etwas zu hören, der außer den Monarchieroman, noch ein Buch aufliegen hatte, wo die Deutschen mit den Österreichern verglichen werden und Christoph Wender, der sehr interessiert und sehr freundlich zu mir war, erwähnte in seiner Einleitung noch den Bezug zu Heimito von Doderer und anderen Literaten.
Im Bücherschrank gab es übrigens das „Verschenkte Leben“ von Richard Billinger, in einer 1941 erschienenen Ausgabe, die „Nur zum Verkauf außerhalb des Großdeutschen Reiches bestimmt war“, und im Klappentext die Handlung sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch und Französisch erklärte und Adalbert Stifters „Bunte Steine“ in einer schönen alten Ausgabe, die jemand 1947 zu Weihnachten verschenkte, gab es auch.
Man sieht also die Vergangenheit ist da und holt uns ein, auch wenn die Monarchie 1916 endete und Österreich nach dem ersten auch noch von einem zweiten Weltkrieg gebeutelt wurde.
2014-06-18
Monarchiegeflüster
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