„Noch skurriler! Noch witziger! Noch unterhaltsamer!“, machen „stadtbekannt“ beziehungsweise der „Holzbaum-Verlag“ auf den Fortsetzungsband ihrer, laut eigener Einschätzung, nicht so wichtigen Wien-Entdeckungsreihe aufmerksam, die ich, da ich es für eine Fortsetzung hielt, fast versäumt hätte, der Verlag hat aber an mich gedacht und so konnte ich, ehe ich mich heute zuerst zu einer Fortbildung über Fettleibigkeit zum Wienerberg aufmache und dann ins Literaturhaus gehe, meine Lücken auffrischen und habe über meine Heimatstadt, die ich ja sehr eifrig begehe, umrunde und beschreibe, wieder viel gelernt, was sich vielleicht auch literarisch nützen läßt und wieder gibt es neben vielen schönen Fotos sieben Abteilungren „Historisches -musikalisches- sportliches – kulinarisches-intimes- bewegendes und unterhaltendes“, wovon man in dieser Stadt höchstwahrscheinlich nie genug bekommen kann, also auf zu vielen weiteren Fortsetzungsbänden und jetzt zu einem kurzen Rundgang durch das Büchlein, das wahrscheinlich sowohl für die echten einzigen und wahren Wiener, als auch für die Wien-Touristen, die jetzt ja in Scharen in die Stadt strömen, sehr zu empfehlen ist.
Es gab in Wien also, bevor die Ringstraße, die eigentlich eher krumm als rund ist, vor hundertfünfzig Jahren, ein weiteres Wien-Jubiläum, wie ich bei der letzten „Rund um die Burg-Veranstaltung“ lernte, erbaut wurde, eine Stadtmauer und die wurde von dem Lösegeld errichtet, das für Richard Löwenherz, 1192 bezahlt wurde.
Es gab, was wahrscheinlich auch nicht alle wissen, ein sogenanntes „Kurienwahlrecht“, nachdem nur die wahlberechtigt waren, die etwas Geld nachweisen konnten und das Frauenwahlrecht, das ist schon stadtbekannter, wurde in Österreich 1918 eingeführt.
In der Wiener Leopoldstadt, dem zweiten Gemeindebezirk gab es bis 1920 zwanzig Kinos, jetzt gibts keines mehr, dafür aber im Sommer einige Freiluftkinos, die ich bisher versäumte, also ist das Wissen darüber, gar nicht so unnötig, wenn man nicht, wie ich, im Sommer Sommerfrische macht und die Stadt verläßt.
Und das Internet, das ist auch interessant, wurde an der Wiener Uni am 10. März 1990 eingeführt und dann haben in Wien berühmte sowetische oder kommunistische Männer, wie Stalin oder Leo Trotzki gewohnt und Schach gespielt. An dem Haus, wo „Stavros Papadoupolos“ gastierte, komme ich regelmäßig vorbei, wenn wir von Harland wieder nach Wien kommen, denn dazu, daß es davor eine Gedenktafel gibt, hat sich Österreich verpflichtet oder wurde ihm vorgeschrieben, die sich offensichtlich auch heute nicht entfernen läßt.
Daß es den Mädchen von 1938 bis 1945 nur mit ministerieller Genehmigung möglich war, ein Gymnasium zu besuchen, habe ich nicht gewußt, also doch ganz nützlich, das kleine blaue Büchlein, aber gehen wir weiter zur Musik und da wird alles nebeneinander gereiht, Beethoven neben Falco sozusagen und der erstere ging viel in die Wälder spazieren, wenn er komponieren wollte. Nachher mußte er immer duschen, wobei er seine Nachbarn belästigte, wenn das Wasser überlief.
Sportliches gibt es natürlich auch und so weiß ich jetzt, daß Franz Beckenbauer deshalb „Kaiser“ heißt, weil er bei einem Fotshooting neben der Büste vom Kaiser Franz Josef stand, etwas, das gebe ich schon zu, was ich nicht unbedingt wissen müßte, also weiter zum Kulinarischen, von dem man nie genug bekommen kann.
Josef Prousek war ein Opernfan und hat lange überlegt, ob er seine 1925, gegründete Konditoreikette „Aida“ oder „Tosca“ nennen sollte. Er hat sich für „Aida“ entschieden und ich habe dort in meiner Studetinnenzeit regelmäßig einen kleinen Braunen und eine Topfengolatsche verzehrt, womit ich mein Wien-Wissen verbreite, das höchstwahrscheinlich auch nicht so nützlich ist.
Das in Frankfurt die Würsteln Wiener und in Wien Frankfurter heißen, ist wahrscheinlich bekannt und ein Buschenschank ist ein Heuriger mit Sondergenehmigung.Davon gibt es in Wien mehrere und wenn man in die berühmte Kondotrei Demel am Kohlmarkt geht, wird man von den „Demelinerinnen“ bedient, ich war dort nur zweimal, glaube aber, sie reden einen noch immer in der dritten Person an und es gibt nur Filterkaffee. Und das ist vor der Marillenernte vielleicht auch noch interessant: „Rund siebzig Tonnen Marillenmarmelade werden jedes jahr für die original Sachertorte verarbeitet.“
Bei „Intimes“ wird geraten, zu Hause zu lachen, um nicht das öffentliche Ärgernis zu erregen und vielleicht in den Häfen zu kommen, denn da wird es derb und kräftig, gefurzt und geschimpft.
Bewegendes gibt es natürlich auch, denn man soll sich ja bewegen und wenn man in Wien spazieren geht, füge ich noch an, erfährt man sicher Neues über die Stadt und für den nächsten Fortsetzungsband und diesen kann man einstecken, um immer alles nachlesen zu können:
Die erste Ampel gab es 1926 und die letzte 13-Straßenbahn 1961, die erste schaffnerlose Bim zehn Jahre später. Politessen gab es ab 1971 für den Verwaltungsdienst, 1991 wurden sie zu Polizistinnen mit gleicher Ausbildung und Bezahlung und kurios, wie man immer im „Augustin“ nachlesen kann, ist das Stehbleibeverbot auf den Gehsteigen, das dann gleich von den Polizisten und Polizistinnen geahndet werden kann.
Aber jetzt bin ich schon beim „Unterhaltsamen“ und darüber kann man auch nie genug wisen.
Es gab also von 1938 bis 1956 eine Opernballpause und die Herren, die den Opernball besuchen müßen zum Frack ein weißes Mascherl tragen, damit sie sich von den Kellnern mit dem schwarzen unterscheiden. Julius von Ficker war Historiker, nach ihm wurde die Julius von Ficker Straße in Floridsdorf benannt. Die katholische Jungschar gibt es auch und Luftballons, die am 8. 5. 1950 von Schulkindern zum Geburtstag von Henri Dunant, dem Begründer des Roten Kreuzes, ausgelassen wurde.
Mit der Anmerkung, daß es auch Wiener Fenster gibt, die sich nach innen öffnen lassen, schließe ich das Buch und empfehle jenen, die noch nicht genug wissen, noch einmal sehr herzlich die Lektüre.
2014-06-19
Unnützes WienWissen 2
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