Literaturgefluester

2014-06-21

Jahrhundertsommer

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:27

Zum Sommerbeginn ein Sommerbuch, das ich vor zwei Jahren, ungefähr um diese Zeit, ich glaube, aus dem Schrank in der Brunnengasse gezogen habe, als ich zum Geburtstagsfest der Iris ging, das dann nicht stattfand.
Ein weißes Büchlein ohne Cover Kerstin Dukens „Jahrhundertsommer“ – „Ihr persönliches Leseexemplar – unkorrigierte Fassung, Erstverkauf am 7. 8. 2007.- Wir bitten Sie, Rezensionen nicht vor dem Erstverkauf zu veröffentlichen!“
Da habe ich natürlich nachgegooglet und bin darauf gekommen, das Kerstin Duken 2006 den „Brigitte-Romanwettbewerb“ gewonnen hat. Ausgesucht aus 1610 Manuskripten von Julie Zeh, Birgit Vanderbeke, Wladimir Kaminer und dann hat die 1966 geborene Werbetexterin ihr Buch auch noch in zwei Monaten geschrieben.
„Wow!“, inzwischen gibt es noch einen Erzählband und die Autorin, die sich offenbar gar nicht so als solche sieht, schreibt schon am nächsten Roman.
Da frage ich natürlich nach den eintausendsechshundert anderen Manuskripten und würde gerne wissen, was aus ihnen geworden ist, wieviele inzwischen ebenfalls veröffentlicht wurden und wieviele noch in den Schubladen liegen? etwas was man wohl nicht erfahren wird.
Kerstin Duken Erstling ist jedenfalls bei „Goldmann“ erschienen und wenn man zu „Amazon“ googlet kann, man auch das Cover sehen „Ausgezeichnet mit dem „Brigitte-Romanpreis“ steht noch darauf.
Wenn man zu den Rezensionen geht, kann man lesen, daß viele der Besprecher mit dem ausgezeichneten Buch nicht ganz zufrieden sind, daß sie meinen, daß Kerstin Duken zwar schreiben könne, etwas dem Buch aber fehlen würde und dem kann ich mich irgendwie anschließen.
Aber schön der Reihe nach. Um was geht es in dem Buch? Es geht um den Sommer, beziehungsweise drei davon, den von 2002, 2003 und 2006 und es geht um Berlin, die Stadt in dem das Buch spielt.
Jetzt würde ich noch gerne wissen, ob „Berlin“ das Thema der Ausschreibung war, Kerstin Duken, wohnt seit einigen Jahren jedenfalls, wie ihre Heldin Iris, in dieser Stadt. Geboren wurde sie, glaube ich, in der Nähe von Bremen, aber die biografischen Angaben, die man im Netz findet, sind rar. Im Buch gibt es überhaupt nichts davon.
Das Buch ist in drei Teilen gegliedert, von einem Hochwassersommer, Hitzesommer und Fußballsommer, habe ich auch etwas gelesen. Der letztere, der von 2006 bietet die Rahmenhandlung, beziehungsweise den Pro- und den Epilog, dann gehts ins Jahr 2003 und da geht sich Iris in eine Werbeagentur vorstellen, Mark, der Projektleiter erzählt etwas vom „Kundenficken“.
Sie scheint den Job zu bekommen, hat Fantasien vom sozialen Aufstieg, sie wird sich dann noch bessere Markenklamotten kaufen, fährt zu ihrer Familie in das Dorf bei Bremen und besucht die demente Großmutter, dann geht es wieder zurück nach Berlin und zu einer Party. Sie wird in einem Hinterhof überfallen und ausgeraubt, was sie so sehr traumatisiert, daß der Traum vom guten Job zu Ende ist.
Dann gehts in den Jahrhundertsommer von 2003, Iris hat sich verschiedene Wohnungen angesehen und sich im 21. Stock eines Plattenbaus mit Portier und Hausmeister in der Leipziger Straße niederlassen. Sie geht am Abend oft aus, sprecht Männer oder Frauen an und verbringt die Nacht in ihren Betten. Und sie ritzt und schneidet sich. Raoul kommt zu Besuch, bietet ihr einen Auftrag an, besucht sie mehrmals und erpresst sie dann, als er ihre zerschnittenen Arme sieht.
Aber Iris ist eigentlich ohnehin schon am Aussteigen bzw. umsatteln, hat ihr doch eine Freundin, da sie oft in den Gesichtsaal zusehen geht, eine Zeitungskolumne vermittelt. Da gibt es eine merkwürdige Bekanntschaft zu einer merkwürdigen Sekretärin die Absencen oder eine gespaltene Persönlichkeit hat. Jedenfalls kauft sich Iris zwei Psychologiebücher, eines über Borderline und eine über multiple Persönlichkeiten.
Sie beginnt auch eine Beziehung zu einem Rechtsanwalt und der zweite Teil endet mit einer großen Schneiderei. Während im Epilog des Jahres 2006, alles überwunden oder zumindest zum Teil gelöst scheint.
Berlin ist ein hartes Pflaster und die Karrieren der jungen Frauen von 2002 bis jetzt, sind sehr schwierig, da wird Cola light getrunken, Gummibärli gegessen, geraucht, gesoffen und geschnitten, nicht nur in Kerstin Dukens Buch, da habe ich schon einiges andere gelesen und man könnte auch denken, wenn man pessimistisch ist, daß die Iris vielleicht, die erwachsene Maulia Schmitt werden wird..
Was mich an dem Buch ein wenig störte, war das rasante Darüberhasten über das Leben einer jüngeren Frau in der Großstadt, über die man nicht wirklich viel, als die Schwierigkeit des Lebens, erfährt, ein bißchen wird über das Leben und Gewohnheit resumiert, es aber keine wirkliche Handlung, mit Aufbau, Konflikt und Entwicklung gibt.
Der Brigitte-Romanwettbewerb, habe ich ergooglet, war einer für Debuts und hat es offenbar von 2004 bis 2008 gegeben. Er hatte immer eine hohe Bewerberzahl, also circa zweitausend Debutanten, die dafür einen Roman schrieben oder schon geschrieben hatten, was auch sehr spannend ist, daß eine Frauenzeitschrift so viel kreatives Poetental fördern kann. Interessant aber, daß ich die Namen der anderen Preisträger noch nie gehört habe und ihre prämierten Werke nicht zu mir durchgedrungen sind.
Und jetzt auf in den Sommer, der vielleicht genauso heiß und hoffentlich psychisch weniger anstrengener wird.
Ich verlinke noch zu einigen anderen Berlin Büchern, die mir auf die Schnelle einfallen und die mir dazu passen scheinen.

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