Zum Sommerbeginn ein Sommerbuch, das ich vor zwei Jahren, ungefähr um diese Zeit, ich glaube, aus dem Schrank in der Brunnengasse gezogen habe, als ich zum Geburtstagsfest der Iris ging, das dann nicht stattfand.
Ein weißes Büchlein ohne Cover Kerstin Dukens „Jahrhundertsommer“ – „Ihr persönliches Leseexemplar – unkorrigierte Fassung, Erstverkauf am 7. 8. 2007.- Wir bitten Sie, Rezensionen nicht vor dem Erstverkauf zu veröffentlichen!“
Da habe ich natürlich nachgegooglet und bin darauf gekommen, das Kerstin Duken 2006 den „Brigitte-Romanwettbewerb“ gewonnen hat. Ausgesucht aus 1610 Manuskripten von Julie Zeh, Birgit Vanderbeke, Wladimir Kaminer und dann hat die 1966 geborene Werbetexterin ihr Buch auch noch in zwei Monaten geschrieben.
„Wow!“, inzwischen gibt es noch einen Erzählband und die Autorin, die sich offenbar gar nicht so als solche sieht, schreibt schon am nächsten Roman.
Da frage ich natürlich nach den eintausendsechshundert anderen Manuskripten und würde gerne wissen, was aus ihnen geworden ist, wieviele inzwischen ebenfalls veröffentlicht wurden und wieviele noch in den Schubladen liegen? etwas was man wohl nicht erfahren wird.
Kerstin Duken Erstling ist jedenfalls bei „Goldmann“ erschienen und wenn man zu „Amazon“ googlet kann, man auch das Cover sehen „Ausgezeichnet mit dem „Brigitte-Romanpreis“ steht noch darauf.
Wenn man zu den Rezensionen geht, kann man lesen, daß viele der Besprecher mit dem ausgezeichneten Buch nicht ganz zufrieden sind, daß sie meinen, daß Kerstin Duken zwar schreiben könne, etwas dem Buch aber fehlen würde und dem kann ich mich irgendwie anschließen.
Aber schön der Reihe nach. Um was geht es in dem Buch? Es geht um den Sommer, beziehungsweise drei davon, den von 2002, 2003 und 2006 und es geht um Berlin, die Stadt in dem das Buch spielt.
Jetzt würde ich noch gerne wissen, ob „Berlin“ das Thema der Ausschreibung war, Kerstin Duken, wohnt seit einigen Jahren jedenfalls, wie ihre Heldin Iris, in dieser Stadt. Geboren wurde sie, glaube ich, in der Nähe von Bremen, aber die biografischen Angaben, die man im Netz findet, sind rar. Im Buch gibt es überhaupt nichts davon.
Das Buch ist in drei Teilen gegliedert, von einem Hochwassersommer, Hitzesommer und Fußballsommer, habe ich auch etwas gelesen. Der letztere, der von 2006 bietet die Rahmenhandlung, beziehungsweise den Pro- und den Epilog, dann gehts ins Jahr 2003 und da geht sich Iris in eine Werbeagentur vorstellen, Mark, der Projektleiter erzählt etwas vom „Kundenficken“.
Sie scheint den Job zu bekommen, hat Fantasien vom sozialen Aufstieg, sie wird sich dann noch bessere Markenklamotten kaufen, fährt zu ihrer Familie in das Dorf bei Bremen und besucht die demente Großmutter, dann geht es wieder zurück nach Berlin und zu einer Party. Sie wird in einem Hinterhof überfallen und ausgeraubt, was sie so sehr traumatisiert, daß der Traum vom guten Job zu Ende ist.
Dann gehts in den Jahrhundertsommer von 2003, Iris hat sich verschiedene Wohnungen angesehen und sich im 21. Stock eines Plattenbaus mit Portier und Hausmeister in der Leipziger Straße niederlassen. Sie geht am Abend oft aus, sprecht Männer oder Frauen an und verbringt die Nacht in ihren Betten. Und sie ritzt und schneidet sich. Raoul kommt zu Besuch, bietet ihr einen Auftrag an, besucht sie mehrmals und erpresst sie dann, als er ihre zerschnittenen Arme sieht.
Aber Iris ist eigentlich ohnehin schon am Aussteigen bzw. umsatteln, hat ihr doch eine Freundin, da sie oft in den Gesichtsaal zusehen geht, eine Zeitungskolumne vermittelt. Da gibt es eine merkwürdige Bekanntschaft zu einer merkwürdigen Sekretärin die Absencen oder eine gespaltene Persönlichkeit hat. Jedenfalls kauft sich Iris zwei Psychologiebücher, eines über Borderline und eine über multiple Persönlichkeiten.
Sie beginnt auch eine Beziehung zu einem Rechtsanwalt und der zweite Teil endet mit einer großen Schneiderei. Während im Epilog des Jahres 2006, alles überwunden oder zumindest zum Teil gelöst scheint.
Berlin ist ein hartes Pflaster und die Karrieren der jungen Frauen von 2002 bis jetzt, sind sehr schwierig, da wird Cola light getrunken, Gummibärli gegessen, geraucht, gesoffen und geschnitten, nicht nur in Kerstin Dukens Buch, da habe ich schon einiges andere gelesen und man könnte auch denken, wenn man pessimistisch ist, daß die Iris vielleicht, die erwachsene Maulia Schmitt werden wird..
Was mich an dem Buch ein wenig störte, war das rasante Darüberhasten über das Leben einer jüngeren Frau in der Großstadt, über die man nicht wirklich viel, als die Schwierigkeit des Lebens, erfährt, ein bißchen wird über das Leben und Gewohnheit resumiert, es aber keine wirkliche Handlung, mit Aufbau, Konflikt und Entwicklung gibt.
Der Brigitte-Romanwettbewerb, habe ich ergooglet, war einer für Debuts und hat es offenbar von 2004 bis 2008 gegeben. Er hatte immer eine hohe Bewerberzahl, also circa zweitausend Debutanten, die dafür einen Roman schrieben oder schon geschrieben hatten, was auch sehr spannend ist, daß eine Frauenzeitschrift so viel kreatives Poetental fördern kann. Interessant aber, daß ich die Namen der anderen Preisträger noch nie gehört habe und ihre prämierten Werke nicht zu mir durchgedrungen sind.
Und jetzt auf in den Sommer, der vielleicht genauso heiß und hoffentlich psychisch weniger anstrengener wird.
Ich verlinke noch zu einigen anderen Berlin Büchern, die mir auf die Schnelle einfallen und die mir dazu passen scheinen.
2014-06-21
Jahrhundertsommer
2014-06-20
Die Kraft und die Herrlichkeit
Jetzt kommt wieder ein Klassiker aus dem Bücherschrank, ein Roman von Graham Green, den 1904 in England geborenen und 1991 in der Schweiz gestorbenen Kultautor, der den „Dritten Mann“ geschrieben hat, von dem ich in der Schule aus dem Englischunterricht hörte, dort haben wir, glaube ich, auch etwas von ihm gelesen.
„Der stille Amerikaner“ stand im Bücherschrank meiner Eltern, in den Schränken findet man sehr viel von dem ehemaligen Bestsellerautor und ich habe auch noch einige Bücher in Vorrat auf meiner Leseliste.
„Die Kraft und die Herrlichkeit“ oder „The power and the glory“, 1940 geschrieben, mit dem der Autor auch, wie ich in „Wikipedia“ las, Weltruhm erreichte, spielt in der Zeit der mexikanischen Kirchenverfolgung und handelt von einem sogenannten „Schnapspriester“, der durch die Dörfer gehetzt wird, die Polizei sucht ihn, nimmt Geiseln, um ihn zu fangen, die Leute verstecken ihn mehr oder weniger geduldig, lassen sich von ihm die Beichte abnehmen und die Messe lesen und als er schon so weit ist, mit einem Schiff nach Vera Cruz zu fahren, holt ihm ein Junge zu seiner sterbenden Mutter und die Chance ist verpasst.
Er hat auch ein Kind von einer Maria, ein anderer Priester wurde gezwungen, seine Haushälterin zu heiraten und der Schnaps und der Wein spielt in dem Land, in dem Prohibition herrscht, auch eine große Rolle, so wird der sündige Priester auf der Suche nach Messwein als Schmuggler verhaftet, kommt ins Gefängnis und entkommt dann doch seinen Verfolgern.
Am Schluß ist er schon fast über der Grenze, wird von einem Mestizen verraten und rennt sehend in sein Verderben. Es kommt zu einer Aussprache mit dem Leutnant über Gott und der Welt und fast zu einer Beichte, bis er erschossen wird.
Das Buch ist, wie ein Trypticon ein drei Teilen angeordnet und führt am Ende wieder zu den Personen mit denen es begonnen hat, dem Zahnarzt, der auf Briefe seiner Frau wartet, der Familie, die den Priester schon einmal versteckte und der Frau, die mit ihren Kindern betet, zurück. Und weil das Leben weitergeht, kommt es auch zu einer Vision, beziehungsweise klopft ein neuer Priester an der Tür.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es dieses Buch war, das wir im Englischunterricht gelesen und besprochen haben. Der Dialog zwischen dem Leutnant und dem Priester hat mich aber an den Dialog zwischen der Hure und der Nonne jener Erzählung erinnert, die ich gleich nach meiner Matura, im Sommer 1973, geschrieben habe.
2014-06-19
Unnützes WienWissen 2
„Noch skurriler! Noch witziger! Noch unterhaltsamer!“, machen „stadtbekannt“ beziehungsweise der „Holzbaum-Verlag“ auf den Fortsetzungsband ihrer, laut eigener Einschätzung, nicht so wichtigen Wien-Entdeckungsreihe aufmerksam, die ich, da ich es für eine Fortsetzung hielt, fast versäumt hätte, der Verlag hat aber an mich gedacht und so konnte ich, ehe ich mich heute zuerst zu einer Fortbildung über Fettleibigkeit zum Wienerberg aufmache und dann ins Literaturhaus gehe, meine Lücken auffrischen und habe über meine Heimatstadt, die ich ja sehr eifrig begehe, umrunde und beschreibe, wieder viel gelernt, was sich vielleicht auch literarisch nützen läßt und wieder gibt es neben vielen schönen Fotos sieben Abteilungren „Historisches -musikalisches- sportliches – kulinarisches-intimes- bewegendes und unterhaltendes“, wovon man in dieser Stadt höchstwahrscheinlich nie genug bekommen kann, also auf zu vielen weiteren Fortsetzungsbänden und jetzt zu einem kurzen Rundgang durch das Büchlein, das wahrscheinlich sowohl für die echten einzigen und wahren Wiener, als auch für die Wien-Touristen, die jetzt ja in Scharen in die Stadt strömen, sehr zu empfehlen ist.
Es gab in Wien also, bevor die Ringstraße, die eigentlich eher krumm als rund ist, vor hundertfünfzig Jahren, ein weiteres Wien-Jubiläum, wie ich bei der letzten „Rund um die Burg-Veranstaltung“ lernte, erbaut wurde, eine Stadtmauer und die wurde von dem Lösegeld errichtet, das für Richard Löwenherz, 1192 bezahlt wurde.
Es gab, was wahrscheinlich auch nicht alle wissen, ein sogenanntes „Kurienwahlrecht“, nachdem nur die wahlberechtigt waren, die etwas Geld nachweisen konnten und das Frauenwahlrecht, das ist schon stadtbekannter, wurde in Österreich 1918 eingeführt.
In der Wiener Leopoldstadt, dem zweiten Gemeindebezirk gab es bis 1920 zwanzig Kinos, jetzt gibts keines mehr, dafür aber im Sommer einige Freiluftkinos, die ich bisher versäumte, also ist das Wissen darüber, gar nicht so unnötig, wenn man nicht, wie ich, im Sommer Sommerfrische macht und die Stadt verläßt.
Und das Internet, das ist auch interessant, wurde an der Wiener Uni am 10. März 1990 eingeführt und dann haben in Wien berühmte sowetische oder kommunistische Männer, wie Stalin oder Leo Trotzki gewohnt und Schach gespielt. An dem Haus, wo „Stavros Papadoupolos“ gastierte, komme ich regelmäßig vorbei, wenn wir von Harland wieder nach Wien kommen, denn dazu, daß es davor eine Gedenktafel gibt, hat sich Österreich verpflichtet oder wurde ihm vorgeschrieben, die sich offensichtlich auch heute nicht entfernen läßt.
Daß es den Mädchen von 1938 bis 1945 nur mit ministerieller Genehmigung möglich war, ein Gymnasium zu besuchen, habe ich nicht gewußt, also doch ganz nützlich, das kleine blaue Büchlein, aber gehen wir weiter zur Musik und da wird alles nebeneinander gereiht, Beethoven neben Falco sozusagen und der erstere ging viel in die Wälder spazieren, wenn er komponieren wollte. Nachher mußte er immer duschen, wobei er seine Nachbarn belästigte, wenn das Wasser überlief.
Sportliches gibt es natürlich auch und so weiß ich jetzt, daß Franz Beckenbauer deshalb „Kaiser“ heißt, weil er bei einem Fotshooting neben der Büste vom Kaiser Franz Josef stand, etwas, das gebe ich schon zu, was ich nicht unbedingt wissen müßte, also weiter zum Kulinarischen, von dem man nie genug bekommen kann.
Josef Prousek war ein Opernfan und hat lange überlegt, ob er seine 1925, gegründete Konditoreikette „Aida“ oder „Tosca“ nennen sollte. Er hat sich für „Aida“ entschieden und ich habe dort in meiner Studetinnenzeit regelmäßig einen kleinen Braunen und eine Topfengolatsche verzehrt, womit ich mein Wien-Wissen verbreite, das höchstwahrscheinlich auch nicht so nützlich ist.
Das in Frankfurt die Würsteln Wiener und in Wien Frankfurter heißen, ist wahrscheinlich bekannt und ein Buschenschank ist ein Heuriger mit Sondergenehmigung.Davon gibt es in Wien mehrere und wenn man in die berühmte Kondotrei Demel am Kohlmarkt geht, wird man von den „Demelinerinnen“ bedient, ich war dort nur zweimal, glaube aber, sie reden einen noch immer in der dritten Person an und es gibt nur Filterkaffee. Und das ist vor der Marillenernte vielleicht auch noch interessant: „Rund siebzig Tonnen Marillenmarmelade werden jedes jahr für die original Sachertorte verarbeitet.“
Bei „Intimes“ wird geraten, zu Hause zu lachen, um nicht das öffentliche Ärgernis zu erregen und vielleicht in den Häfen zu kommen, denn da wird es derb und kräftig, gefurzt und geschimpft.
Bewegendes gibt es natürlich auch, denn man soll sich ja bewegen und wenn man in Wien spazieren geht, füge ich noch an, erfährt man sicher Neues über die Stadt und für den nächsten Fortsetzungsband und diesen kann man einstecken, um immer alles nachlesen zu können:
Die erste Ampel gab es 1926 und die letzte 13-Straßenbahn 1961, die erste schaffnerlose Bim zehn Jahre später. Politessen gab es ab 1971 für den Verwaltungsdienst, 1991 wurden sie zu Polizistinnen mit gleicher Ausbildung und Bezahlung und kurios, wie man immer im „Augustin“ nachlesen kann, ist das Stehbleibeverbot auf den Gehsteigen, das dann gleich von den Polizisten und Polizistinnen geahndet werden kann.
Aber jetzt bin ich schon beim „Unterhaltsamen“ und darüber kann man auch nie genug wisen.
Es gab also von 1938 bis 1956 eine Opernballpause und die Herren, die den Opernball besuchen müßen zum Frack ein weißes Mascherl tragen, damit sie sich von den Kellnern mit dem schwarzen unterscheiden. Julius von Ficker war Historiker, nach ihm wurde die Julius von Ficker Straße in Floridsdorf benannt. Die katholische Jungschar gibt es auch und Luftballons, die am 8. 5. 1950 von Schulkindern zum Geburtstag von Henri Dunant, dem Begründer des Roten Kreuzes, ausgelassen wurde.
Mit der Anmerkung, daß es auch Wiener Fenster gibt, die sich nach innen öffnen lassen, schließe ich das Buch und empfehle jenen, die noch nicht genug wissen, noch einmal sehr herzlich die Lektüre.
2014-06-18
Monarchiegeflüster
Der Ausbruch des ersten Weltkriegs naht sich zum hundertsten Mal und die damit einhergehende Bücherflut, Sachbücher, Wiederentdeckungen und auch Romane die sich mit den Monarchisten und damit, wie die Welt aussehen würde, wenn der erste Weltkrieg anders ausgegangen wäre, beschäftigen.
Das naht sich alles nur allmählich oder hat schon lange stattgefunden, so wurde Hannes Stein „Der Komet“ ja schon auf der Leipziger Buchmesse 2013 vorgestellt und Günther Neuwirths Roman „Der blinde Spiegel“ war Teil des erste Weltkriegsschwerpunkt auf der heurigen „Rund um die Burg-Veranstaltung“.
Dann gab es natürlich noch Veranstaltungen, wie das Wien 1914 ausgesehen hat und und und….
Und für den heutigen Mittwoch suchte ich wieder eine Literaturveranstaltung, da gab es etwas von der „Alten Schmiede“, das aber in der Uni Wien stattfand und im Literaturhaus eine Buchpräsentation „Michael Ziegelwagner „Der aufblasbare Kaiser“
Michael, wie oder was, nie davon gehört, also nachgegooglet, daß das ein 1983 in St. Pölten geborener Autor ist, der heute in Wien und in Frankfurt lebt, seit 2009 Redaktionsmitglied des Satiremagazins „Titanic“ ist und in dem, bei „Rowohlt“ erschienenen Roman geht es, um die Monarchie, beziehungsweise um die Sehnsucht danach oder, um die „Laitimisten“, beziehungsweiste eine junge Frau namens Vera Beacher, die sich einen Sturz zuzieht und infolgedessen in die sogenannte „Monarchistenfalle“ gerät.
Das klingt schon einmal interessant und da ist mir noch gar nicht aufgefallen, daß wir uns derzeit in einer ersten Weltkriegeuphorie befinden, die manchen schon auf die Nerven geht und darüber stöhnen, ich dachte nur, als ich den Lebenslauf des bisher vollkommen an mir vorbeigegangenen Autors las „Na hoffentlich ist das kein Nonsenseroman!“
Aber der Lehrer aus Retz und Wolfgang Kühn vom Literaturhaus NÖ versicherten mir, daß das nicht so ist und Christoph Winder vom „Standard“, der die Lesung einleitete, begann auch mit dem Bedauern, daß Michael Ziegelwanger nicht mehr im „Standard“ schreibt und las ein Alfred Gusenbauer gewidmetes Sonett vor, das dort erschienen ist.
Dann begann die Lesung, genau fünfzig Minuten, sagte Christoph Winder und las dann von dem Sturz im Badezimmer, beziehungsweise den verschiedenen Putzgewohnheiten der Schwestern. Dann geht es ins Büro, wo außer Vera ein sogenannter „Trottel“ beschäftigt ist, dann auf die Hütteldorferstraße, wo die sogenannten „Legitimisten“ gerade umgezogen sind und alle, die aufrichtiger monarchistischer Gesinnung sind, zu ihren Clubabenden einladen.
Für Getränke ist gesorgt. Vera geht hin und dann in den Wienerwald, trifft die verschiedensten Anhänger des Clubs und der Kaiser Otto kommt natürlich auch vor, beziehungsweise joggt er durch Schönbrunn, hält nasalgefärbte Schönbrunnerdeutsche Reden, wie „Servus Kamerad, hast vielleicht ein Taschentuch, laß es dir bei Gelegenheit in der Hofputzerei waschen, ab nun bist du ein „von…!“
„Gibts vielleicht Fragen?“, erkundigte sich Christoph Winder beim Publikum, der Autor winkte ab, ein Herr hatte trotzdem eine und fragte nach dem autobiographischen Bezug, beziehungsweise einer monarchistischen Veranstaltung, der der Autor beiwohnte und sie als ziemlich authentisch beschrieb.
“ Alles andere ist aber Erfindung!“
Beim Wein habe ich mich länger mit Robert Huez und Christoph Winder unterhalten, das „Album“ mit dem „Rondo“ verwechselt und den ersten Weltkrieg, beziehungsweise die Bedeutung von Karl Kraus und Stefan Zweig hinterfragt.
Spannend spannend von dem Autor noch etwas zu hören, der außer den Monarchieroman, noch ein Buch aufliegen hatte, wo die Deutschen mit den Österreichern verglichen werden und Christoph Wender, der sehr interessiert und sehr freundlich zu mir war, erwähnte in seiner Einleitung noch den Bezug zu Heimito von Doderer und anderen Literaten.
Im Bücherschrank gab es übrigens das „Verschenkte Leben“ von Richard Billinger, in einer 1941 erschienenen Ausgabe, die „Nur zum Verkauf außerhalb des Großdeutschen Reiches bestimmt war“, und im Klappentext die Handlung sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch und Französisch erklärte und Adalbert Stifters „Bunte Steine“ in einer schönen alten Ausgabe, die jemand 1947 zu Weihnachten verschenkte, gab es auch.
Man sieht also die Vergangenheit ist da und holt uns ein, auch wenn die Monarchie 1916 endete und Österreich nach dem ersten auch noch von einem zweiten Weltkrieg gebeutelt wurde.
2014-06-17
Autorinnen feiern Autorinnen
Das ist eine neue Literaturinitiative der Stadt Wien, initiiert wahrscheinlich von Julia Danielczyk, der neuen Literaturbeauftragten, die sich tatsächlich für Frauen einsetzt, so wird es nicht nur den „Veza Canetti Preis“ geben, der eine eher unbekannte Autorin bekannter machen soll, ich bin ja schon gespannt, wer das sein wird und hätte auch einen Vorschlag, als auch jährlich eine Vorlesung oder einen Vortrag, den eine lebende Autorin auf eine schon verstorbene halten soll.
Die erste diesbezüglich Veranstaltung fand heute Abend im Stadtsenatssitzungssaal des Wiener Rathauses statt, das ist der, wo die Portraits der Wiener Bürgermeister hängen, in der Mitte groß das von Helmut Zink und das ist auch das, wo sich alle aufregen, weil er zu große Hände und Füße hat. Ich drehe mich dann immer um und sage „Aber Sie wissen eh, das hat Maria Lassnig gemalt!“, was ganz gut zum Thema passt, denn Marlene Streeruwitz hat sich Berta von Suttner ausgesucht, die am Samstag ihren hundersten Todestag hat und die ist eine sehr streitbare Feministin, passt dann vielleicht nicht so ganz zu der Friedensnobelpreisträgerin von 1905.
Aber noch sind wir nicht so weit, noch mußte man am Eingang an den Herren und der jungen Frau vorbei, die im MUSA immer hinter dem Weintisch steht, die hatte die Einladungen in der Hand und erklärte allen, daß sie statt über die Feststiege 1, wie im Programm angekündigt, über die andere müssen, denn im Hof fand ein großes Fest statt, das offenbar nicht gestört werden sollte, also die zweite Stiege hinauf und dann an den Garderoben vorbei in den Sitzungssaal. Dort waren die üblichen Verdächtigen zu sehen, Alexandra Millner, Konstantin Kaiser, der sich neben mich setzte, eine Frau, die mich auf meinen Blog ansprach und so weiter und so fort.
Die Gebärdendolmetscherinnen, die ich vom „Ohrenschmaus“ kenne, waren auch aktiv. Der Stadtrat Mailath-Pokorny war da und erklärte das mit der Frauenförderungslinie der Stadt Wien oder war das schon Julia Danielczyk die das tat?
Wahrscheinlich beide, dann kam Marlene Streeruwitz, verwies auf das „Generali-Fest“ im Hof, weswegen sie durch ihren Vortrag hetzen müsse, weil da bald die Musik erklingen würde und erklärte, daß sie über „Die Waffen nieder“ und nicht über die Suttner-Biografie sprechen wolle, tat das aber doch, indem sie auf den „Wikipedia-Eintrag“ verwies, der ihr nicht gefiel und den sie als frauendiskriminierend empfand, weil da der Vaternamen angegeben wäre. Sie hat eine Mitarbeiterin, die ihren bei ihren immer hinausstreicht. Berta von Suttner, die Adelige, die verarmt aufwuchs, weil ihre Mutter das Vermögen verspielte, war Gouvernante, heiratete den viel jüngeren Arthur von Suttner und schrieb weiter, obwohl sie das nicht mehr nötig hatte.
Ob Marlene Streeruwitz da nicht ein bißchen übertreibt, bin ich mir nicht ganz sicher, die Frauenleben waren Ende des Neunzehntenjarhunderts wahrscheinlich anders, als heute und in dem berühmten Roman, der 1889 erschien, gibt es eine Martha, eine Offizierstochter, die sich zur Pazifistin wandelt. Die ist mutterlos aufgewachsen, hat aber eine streng katholische Tante und jetzt hätte ich fast vergessen, das Marlene Streeruwitz mehrmals dazu aufrief, den Suttner-Eintrag zu verändern. ich ärgere mich da ja bei meinen immer, daß sie mir meine Digitaldruck-Bücher hinausgestrichen haben und freue mich auf die Lesetheateraufführung nächste Woche, die sich auch mit den „Waffen nieder“ beschäftigt.
Das „Augustin Radio“ macht, glaube ich, auch eine Lesung daraus und mein Psychologe-Kollege Wolfram Huber beschäftigt sich seit seiner Pensionierung auch mit der Frau, die den Ausbruch des ersten Weltkrieges knapp verpasste.
Nachher gab es Blumen für die Vortragende und ich dachte mir schon, die wird sie jetzt zurückweisen. Sie sagte aber nur, sie möchte mal erleben, daß auch Frauen eine Flasche Wein bekommen.
Da war ich 1975 in Stockholm in jenem Konzertsaal, wo, glaube ich, die Nobelpreise vergeben werden und habe mich über die Blumen gewundert, die man dem Dirigenten überreichte.
„Das ist ein guter Übergang, wir laden Sie auf ein Glas Wein ein!“, begann der Stadtrat. Julia Danielczyk schüttelte den Kopf und Marlene Streeruwitz rief laut „Gehen Sie zu Generali!“, aber da standen, glaube ich, die Sicherheitsleute im Hof, die das verhindert hätten.
Marlene Streeruwitz, habe ich übrigens heute bei buecher.at gelesen, wird heuer die O-Töne eröffnen und hat auch ein neues Buch und ich habe Dank der offenen Bücherschränke schon einige Bücher von ihr gelesen, so daß ich mich fast für eine Streeruwitz Spezialistin halte.
„Die Waffen nieder“ und die anderen Suttner-Bücher, die übrigens, wie damals üblich, oft unter einem Pseudonym geschrieben hat, müßte ich noch finden.
2014-06-16
Schattseitige Sonnen
Karin Gayer kenne ich vom Volksstimmefest und war mir auch nicht ganz sicher, ob wir nicht im letzten Frühling gemeinsam im „Werkl im Goethehof“ gelesen haben, jetzt fand ich sie im Programm des Amerlinghauses, als ich mir das Programm für diese Woche, beziehungsweise den ganzen Juni zusammenstellte.
Gemeinsam mit Birgit Scheerer gab es eine Lesung und eine Vernissage, am Montag um halb acht und da ich wieder meine sechs Uhr Stunde hatte, war das ideal, denn in die „Alte Schmiede“ wäre ich zu spät gekommen. Dann mailte mich noch Barbara Neuwirth an und lud mich ins Literaturhaus zu einer AGA Veranstaltung ein, denn „Julia Lajta-Novak, Eva Austin und Nicole Mahal, kennst du vielleicht noch nicht!“
Bei Nicole Mahal bin ich mir nicht ganz sicher, aber vielleicht verwechsle ich sie mit Nicole Makarewicz, die ich von der „Texthobel-Lesung“ kenne und deren Buch ich für die GAV-GV gelesen habe, weil ich es beim Flohmarkttisch, der „Gesellschaft für Literatur“ fand, aber ich hatte mich schon fest gelegt und ich wäre ich ohnehin zu spät ins Literaturhaus gekommen.
Dachte ich zumindestens, die Klientin kam aber früher, so ging es sich locker aus, zuerst zu den Bücherschränken zu gehen.
„Hoffentlich sehe ich die Barbara Neuwirth dann nicht vor dem Literaturhaus stehen!“, dachte ich erschrocken und machte einen Umweg, denn durch das „Kurier-Haus“ kann man jetzt glaube ich nicht mehr durchgehen, früher konnte man es locker und als ich den Parterresaal im Amerlinghaus erreichte, packten die Künstlerinnen gerade die Soletti für den Buffettisch aus.
Es gab auch einen Büchertisch mit Karin Gayers „Art und Science Bändchen“ „Innenaußenwelten“ aus dem sie später las und die 1969 in Mödling geborene, die auch schon bei „Arovell“ verlegte, hat außer zweimal beim Volksstimmefest, wie sie mir später erzählte, auch schon im „Readingroom“ gelesen und wird es demnächst im „Häferl“ machen.
Birgit Scherer, mit der sie offenbar schon öfter gemeinsam las, hatte Portraits ausgestellt und ihre Familie eingeladen, so gab es vor der Lesung schon Gespräche bei Wein und Soletti. Heurigenaustrich gab es dazu auch, dann stellten die beiden Frauen einander vor und Karin Gayer las aus den drei Abteilungen ihres Lyrikbändchens, vorher bekannte sie noch, daß sie sehr aufgeregt sei und dann unveröffentlichte Gedichte.
Die zweite Abteilung handelt vom „ich und du“ die dritte vereinigt einiges Sozialkritisches, wie, daß „Immer weniger immer reicher und immer mehr immer ärmer werden würden!“, das passte zu dem „Augustin-Verkäufer“, der zwischendurch den Saal betrat und eine kleine Spende wollte.
Dann gabs noch einmal Gespräche beim Buffet und ich habe wieder etwas von Wiens vielfältigen Literaturleben zu berichten, in dem es zum Glück auch die vielen kleinen Initiativen und die Eigenverantlichkeiten gibt und da ist das Amerlinghaus sicherlich ein guter Ort, in dem ich auch ein paar Jahre meine „Mittleren“ machte, während Barbara Neuwirth im Literaturhaus, glaube ich, die Frauen der AGA und ihre Werke vorstellte, die im Arbeitskreis für die Veröffentlichung aufbereitet wurden.
2014-06-15
Wandern auf den Ebenstein
Dieses Wochenende war wieder das Wandern mit Alfreds ehemaligen Lehrer, Sladky 26 oder 27, wenn ich mich nicht irre und nichts durcheinanderbringe. Wir waren, glaube ich, das zwanzigste Mal dabei, obwohl ich am Freitag und am Samstag in Wien einiges versäumte. So gab es am Freitag nicht nur eine von Ilse Kilics „Fröhliche Wohnzimmerveranstaltungen“, als auch die „Schreibgruppe mit Ruth und Robert“. Das werden die Kilics gefehlt haben und im Literaturhaus war der dritte Teil des Lateinamerikanischen Lyrikfestivals.
Am Samstag gab es am Karlsplatz ein großes Fest gegen die Absiedelung des Funkhauses in der Argentinierstraße, eine Protestveranstaltung, zu der ich mehrere Einladungen erhielt. Aber man kann nicht überall sein und wir sind treue Teilnehmer der Wandergruppe, auch wenn wir sonst nicht mehr soviel wandern, da der Alfred meistens am Samstag den Garten in Harland zu betreuen hat und mit seiner Mutter einkaufen fährt.
Diesmal ging es vom Hans sorgfältig geplant und organisiert auf das „Sonnenschienhaus“ und das ist auch ein Jubiläum, war ich da ja nur einmal und zwar mit dem Alfred vor einunddreißig Jahren, als wir zu Pfingsten vier Tage die Hochschwabgegend durchwanderten. Auf dem Hochschwab sind wir inzwischen an die zwanzigmal gewesen, am Sonnenschienhaus nicht mehr und damals sind wir, glaube, ich nach Eisenerz hinabgewandert und dort habe ich den Text über den „Sonnenzug“ geschrieben, weil wir den am Südbahnhof gesehen haben und ich sehr davon beeindruckt war.
Diesmal eine eher kleine Gruppe und wir sind auch nicht mit den anderen durch die Klamm hinaufgewandert, sondern, so wie damals die „Russenstraße“ hinauf, weil wir später daran waren, weil der Alfred am Vormittag eine Vorlesung über das „WU-Netzwerk“ hatte.
Und am Samstag sind wir nicht auf den Hochschwab, da waren wir schon vor einigen Jahren, kurz nachdem das neue „Schiestlhaus“ eröffnet wurde, sondern auf den Ebenstein und das war vielleicht ein bißchen schwierig, weil sehr nebeling und auch ein bißchen windig, so daß kurz ein wenig Panik herrschte, aber dann hat sich das Wetter wieder aufgehellt und als wir glücklich herunten waren, lag der Gipfel im schönsten Sonnenschein und unbewölkt da und alle waren ein wenig neidig und haben sich geärgert.
Dafür sind wir am Nachmittag noch in Richtung Häuslalm, beziehungsweise zum Sackwiesensee gewandert, das heißt, ich bin am See geblieben, habe da meinen Mittagsschlaf gehalten und im „Tagebuch der Anne Frank“ gelesen, das ich mir als Lesestoff mitgenommen habe, wo sich einige ein bißchen wunderten, daß ich das erst jetzt lese.
Aber besser spät als nie und jetzt, beziehungsweise vor einiger Zeit, habe ich das Buch im Schrank gefunden und bin auch sehr beeindruckt davon.
Am Sonntag ist es dann mit einem Umweg über die Frauenmauerhöhle und den Neuwalddeggsattel wieder hinuntergegangen, ein langer, aber wunderschöner Weg mit ein bißchen Klettern, zumindestens würde ich das für mich so bezeichnen, in der Jassnig-Hütte gab es ein feines Bratl, wie das in der Steiermark heißt, beim grünen See haben wir auch noch Station gemacht und ein bißchen den Tauchern zugesehen.
Dann fuhren wir nach Harland, beziehungswweise nach Nussdorf an der Traisen um das Spritzmittel für die Weintrauben zu holen und die Fußball WM ist derzeit auch, die mich ja nicht sehr aus den Socken reißt und eigentlich überhaupt nicht interessiert, den Alfred, die Schwiegermutter und sicher viele andere schon und das nächste Wandertreffen, das diesmal eine Woche vor dem Volksstimmefest stattfindet, wird auch schon geplant.
2014-06-14
Die Mann im Mond
Helmut Zenker, 1949 -2003, ein „Wespennest-Mitbegründer“, der sich später auf Kriminalromane verlegte, die berühmte „Kottan-Serie“ schrieb und uns, als ich einmal mit der Monika von Salzburg nach Wien stoppte, mit dem Auto migenommen hat und ich sehr stolz darauf war, daß ich ihn erkannte, hat Ende Achtzig, Anfang Neunzig, eine kleine, im „Europa-Verlag“ erschienene Serie mit einer behinderten weiblichen Heldin „Minni-Mann“ geschrieben, von denen ich mir einige Bücher vom Alfred, zum Geburtstag, glaube ich, schenken ließ.
Jedenfalls bin ich mit einem und dem Frans aus Holland, 1989 wars, glaube ich, ein Wochenende nach Budapest gefahren und habe, den Antikrimi oder die Krimiparodie, denn ich glaube, daß es das ist, was Zenker schrieb, auch begierig gelesen.
„Minni Mann“, „Kleine Mann was nun?“, hießen die Bücher und stehen in Harland im Bücherregal in der Küche.
Dann gibt es noch „Die Mann ist tot und läßt Sie grüßen“ und „Die Mann im Mond“, letzteres stand vor einiger Zeit ganz neu und ungebraucht, in mehreren Exemplaren im Bücherschrank am Zimmermannplatz und ich habe mir beim Lesen ein bißchen schwer getan, liegen mir die Nonsenskrimis ja nicht so und es ist auch schwer die Handlung zusammenzubekommen. Wahrscheinlich weil es keine richtige gibt und Zenker vor Einfällen, Verwicklungen, etc, nur so sprühte und das auch sehr genau und ausgiebig zelbrierte.
So hat das hundertsechzehn Seiten Büchlein, 1990 erschienen, von Karin Jahn lektoriert, ein genaues Inhaltsverzeichnis der handelnden Personen, da ist einmal die Detektivin Hermine Mann, zweiundzwanzig, einen Meter zwanzig groß, körerbehindert und rotzfrech, ihr Assistent Joey Howorka, die Polizisten Eberhard Sedlak und Lucky Bittner und dann, die aktuellen Protagonisten.
Es gibt einen Prolog und zwei Epiloge und verschiede Anmerkungen mit Gewinnspielen, Geschichten und dem Hinweis, daß der Autor 2006 den Nobelpreis bekäme und dann mit den Krimis aufhören würde.
Das hat er leider nicht mehr erlebt und die Krimihandlung spielt sich dann in dreizehn Kapiteln ab. Da wird zuerst der Geschäftsführer einer Peepshow beim Strippen auf der Scheibe erschossen aufgefunden. Daneben liegt ein Zettelchen mit der Inschrift „Sweet Surrender“, dann kommt ein Mann mit Namen Markus Herzner zu Minni Mann und läßt von ihr seine Frau suchen, als er zum Scheckheft greift, fällt er zusammen, denn er hatte auch eine Kugel im Körper.
Nach und nach stellt sich heraus, daß „Sweet Surrender“, ein Glücksspiel ist, wo man zwei Millionen gewinnen kann und es haben sich fünf Leute zusammengetan, um alle zehn zu gewinnen, wenn sie einander umbringen und als letzter überbleiben.
So läßt sich die Handlung, glaube ich, zusammenfassen.
Verwicklungen gibt es dazwischen natürlich auch. So wird Minni Mann von einem Steuerprüfer heimgesucht, sie stiehlt ein Auto und einen Swingerclub muß sie mit ihren Assistenten auch aufsuchen, wie es sext und crimt halt und das Ablaufdatum, 1990 gab es offenbar noch keine Handies und man mußte Telefonzellen aufsuchen, ist auch zu spüren.
Spannend spannend, zwanzig Jahre nach Erscheinen noch ein paar brandneue Restexemplare zu erwischen.
„Minni Mann“ wurde vor ein paar Jahren auch von „Wien live“ als Sommerlesehefterl neu aufgelegt und, wenn mich mein Bibliothekskatalog nicht täuscht, müßte ich „Die Mann ist tot und läßt Sie grüßen“, noch finden und eine Frage hätte ich auch an den Autor, die ich ihm leider nicht mehr stellen kann, denn was ich nicht verstanden habe, ist, wieso die Geschichte so heißt, wie sie heißt, denn ein „Mond“ kommt darin nicht vor und die kleine rotzfreche Detektivin wird auch nicht dorthin geschossen.
Aber vielleicht habe ich was überlesen und das Swingerlokal in dem die Party stattfand, hieß vielleicht so, vielleicht war es auch nur einer der Einfälle des Autors, der übrigens auch für die Kommunisten kanditierte und ein paar Mal am Volksstimmefest gelesen hat, denn es ist ein sehr schöner Titel.
2014-06-13
Mein Leben in Aspik
„Unglaublich“, „Ein irrwitziger Barock-Petry Slam“, „Wow, was für ein Buch“, „Komisch, schwarzhumorig, überbordend, respektlos, ein ganz großer Spaß“, steht am Buchrücken von Steven Uhlys Romanerstling „Mein Leben in Aspik“, bei Amazon kann man ein paar ratlose, beziehungsweise ablehnende Rezensionen finden und ich frage mich, ob das Buch des 1964 in Köln geborenen Autors, der deutsch-bengalischer Abstammung ist und mit einem spanischen Stiefvater aufwuchs, von dem ich auch „Adams Fuge“ gelesen habe, eine Schelmensatire, ein Inzestroman, eine Abrechnung mit den Deutschen oder einfach das Produkt von Uhlys Fabulierlust, der mit einem mehr oder weniger großen Konzept dahintreiben ließ, die Politik des letzten halben Jahrhunderts auf die Schaufel nahm und dabei ein paar Tabubs brach, ist.
Habe mir, da ich ja eine eher ernsthafte Leserin bin, die nicht so gern lauthals vor sich hinlacht, mit dem Buch etwas schwer getan, andererseits war es spannend zu lesen und der unglaubliche Inhalt floß auch leicht dahin.
Worin geht es in dem seltsamen Familienroman, des namenlosen Ich-Erzählers, der damit aufwuchs, daß ihm seine Oma, wie andere Kinder Märchen vorgelesen bekommen, vor dem Einschlafen erzählte, wie sie den Opa umbringen würde.
Jahrelang, bis er fünfzehn war, dann starb der Opa an Rattengift, es erschien die Polizei, die Mutter bekam einen Weinkrampf, die Oma konnte sich herausreden und der Enkel zog nach Köln, um Philosophie zu studieren.
Dann kam die Mutter auf Besuch und erzählte, daß sie sich deshalb vom Vater trennte, weil der von der Oma ein Kind bekommen hat.
Der Enkel zieht nun nach Berlin, wird dort von der sechzehnjährigen Natascha, seiner Halbschwster oder Tante erwartet und die beiden verbringen die nächsten Tage im Bett, bis die Glieder schmerzen und die Polizei anklopft, denn Natascha ist noch minderjährig und die Mama hat den Sohn angezeigt.
Er kommt ohne Gerichtsverhandlung ins Gefängnis, die Mama holt ihn aber heraus und er soll nun Natascha in Hinkunft meiden, es kommt aber zu einem großen Familientreffen, das damit endet, daß der Sohn bzw. Enkel in Ohnmacht fällt und unter dem Tisch, sowohl Natascha, als auch die indische Freundin seines Vaters, beziehungsweise die Großmutter schwängert, obwohl die altersmäßig darüber sein müßte und der Vater behauptet auch, daß Natascha von ihm schwanger wäre und bietet einen Frauentausch an.
Natascha fällt nach der Geburt ihrer Tochter ins Koma, die Inderin Shalini zieht zum Ich-Erzähler, bietet sich ihm als Sex-Sklavin an, während er die kleine Schantal Maria Jose täglich ins Krankenhaus bringt, damit Natascha sie stillen kann.
Dann werden seine Söhne Heinz, der von der Gromutter, die inzwischen mit einem Archie zusammenlebt und den Ich-Erzähler als Heinz Neffen ausgibt und Anurag geboren. Der Vater möchte, daß er etwas arbeitet und so steigt er in dessen Buffs als Barkeeper ein, wird selber zum „nettesten Zuhälter“ von Berlin, muß dann fliehen und bringt sich, als in Berlin die Mauer fällt und die Wende kommt, als Obdachloser durch. Er dreht auch ein bißchen durch, rennt nackt im Schnee herum, so daß ihm seine Zehen amputiert werden müßen, dann gehts zurück zur Oma und auf die Suche nach dem richtigen Opa, denn der mit dem Rattengift war der falsche. Der Echte war ein Nazi, der jetzt als Jude getarnt in München leben soll, so begibt sich der Held, der sich inzwischen Steven Uhly nennt, in die „Vier Jahreszeiten“ und wird dort von seinem Opa mit dem Messer attackiert und am Schluß, es sind jetzt wieder ein paar Jahre vergangen und die Kinder erwachsen geworden, beginnt er seine Geschichte aufzuschreiben….
„Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie nicht alles verstanden haben!“, habe ich in einer Rezension noch gelesen und ich habe für die, die mir immer das Inhalt nacherzählen vorwerfen, anzufügen, daß da noch einiges fehlt, weil man das bei dieser Geschichte wirklich nicht kann.
Schundroman, Porno oder grandioser Zeitroman beziehungsweise ein sich darüber Lustigmachen? Wahrscheinlich alles zusammen, noch viel mehr und etwas weniger.
Steven Uhly hat jedenfalls weitergeschrieben und ist mit dem dritten Roman, dem „Glückskind“ wahrscheinlich noch ein bißchen bekannter und berühmter geworden, aber das habe ich noch nicht gelesen, nur bei einem meiner „Frankfurter-Buchmessen-Surfings“ darüber gehört.
2014-06-12
Schwimmfüchslein
„Schwimmfüchslein“, Judith Gruber-Rizys fünftes Buch, im Oktober im Republikanischen Club vorgestellt, wo es mir der Alfred kaufte und ich es dann nicht mehr 2013 zu lesen schaffte, ein Roman, der, wie auch die anderen Romane der 1952 in OÖ geborenen, die mir einmal Arthur West vorstellte, GAV Mitglied und seit eingen Jahren in der Frauen lesen Frauen Gruppe des Wiener Lesetheaters sehr engagierten Autorin, eine Rosa als Erzählerin hat.
Ob es die gleiche ist, habe ich Judith Gruber-Rizy einmal gefragt und weiß die Antwort nicht wirklich, „Aurach“ und „Drift“ habe ich gelesen, die Bücher mit ihr getauscht oder zu den Geburtstagsfesten bekommen und dieses geht um die Rolle der Künstlerin und ihre Benachteiligung in der Gesellschaft, beziehungsweise um die Malerin Gabriele Münter, 1877-1962, die eine langjährige Beziehung zu Wassily Kandisky hatte.
Aber das deutet Judith Gruber-Rizy nur an, der Maler wird nur K. genannt, sie Ella-Gabriele oder eben Schwimmfüchslein, wie der Maler, seine Geliebte, der er nach seinen Willen zu formen versuchte und dann verließ, um eine andere zu heiraten, nannte und auch die anderen Beispiele von Künsterbeziehungen, werden, was ich für einen Nachteil halte, nur und mit Buchstaben statt mit dem Namen genannt. So daß ich gerne wüßte, wer der Nobelpreisträger um Mileva Maric ist? Das Venetiana oder Veza Magd, beziehungsweise Veronika Knecht mit Veza Canetti identisch ist, weiß ich inzwischen und ihr Nobelpreisträger, ist laut Judith Gruber mit ihr schmählich umgegangen und hat sie mit Anna Mahler, der Tochter von Alma und Gustav Mahler betrogen?
Auch das wird nur angedeutet und das Buch beginnt damit, daß Rosa, eine Schriftstellerin mit einem ungenannten Ehemann und einem Sohn namens David, mit denen sie zusammen lebt, sich von ihnen nicht trennen will, sich aber ungeliebt und einsam fühlt und offenbar nicht viele Gemeinsamkeiten hat, außer für den Sohn zu kochen und mit dem Mann gelegentlich in ein Konzert zu gehen, mit dem Zug von der Sommerwohnung, am 6. Dezember im Zug zurück nach W. reist.
Da findet sie ein Buch, das in einer altmodischen Hülle steckt, schaut es an, denkt darüber nach und steckt es, weil es offenbar niemand haben will, am Westbahnhof wahrscheinlich, ein und versteckt es dann verschämt in ihrer Nachttischladen und liest ein Jahr an der Beziehung zwischen der jungen Malerin und dem berühmten Russen, der ihr, verheiratet, die Ehe verspricht, sie versteckt, eine ihrer Ausstellungen, aber offenbar ihren Erfolg doch nicht verhindern kann und stellt Vergleiche zu sich selber an.
Rosa, die Schriftstellerin oder vielleicht doch nur Hausfrau, sie kocht und putzt und gießt die Blumen, während Sohn und Ehemann, offenbar ein Lehrer, zur Schule gehen. Sie ist von ihm aber nicht abhängig, sondern spekuliert an der Börse, weil sie von ihren Büchern nicht leben kann. Fühlt sich in ihrem Schreiben nicht ernst genommen, Mann und Sohn halten jedenfalls nicht viel davon, hat aber Freundinnen und Gleichgesinnte, hat Preise gewonnen, veröffentlicht in Zeitschriften und Anthologien, geht am Abend oft zu Lesungen und am Ende des Buches ist wieder Weihnachten, sie reist in die Sommerwohnung und beginnt ein Buch über das „Schwimmfüchslein“ zu schreiben.
Ein paarmal habe ich Judith Gruber Rizy aus dem Buch schon lesen gehört, beim Volksstimmefest, bei der Poet Night vielleicht und habe mir daher meine Vorstellungen darüber gemacht. Es wirft natürlich viele Fragen auf, eine ist wieder die nach der Autobiografie, denn Judith Gruber hat ja einen Sohn, eine Sommerwohnung und einen schreibenden Ehemann und ein Thema ist auch die Unterdrückung der Frau in Künstlerbeziehungen. Die in dem Buch erwähnten, sind eher aus dem Neunzehntenjahrhundert und die unterdrückten Frauen, die zum Teil ihre Selbständigkeit aufgaben und den Erfolg nicht hatten, während die Männer den Nobelpreis bekamen, waren Angehörige der Ober- oder zumindest einer Bildungsschicht und wie ist das heute, wo es das in dieser Form vielleicht nicht mehr so gibt?
Da werden von den Tausenden, die vielleicht auch malen, schreiben, musizieren wollen, zwanzig oder dreißig auf die Akademien aufgenommen. Der Rest kann inzwischen selber publizieren oder in Beiseln auftreten und hat da den Spott und die Häme und wird genauso übersehen, wie im neunzehnten Jahrhundert, wahrscheinlich die vielen Dienstmädchen, die gar nicht auf die Idee kamen, zu zeichnen, zu schreiben und zu malen und das betrifft ja auch mich, die ich das, aus keiner sehr priveligierten Schicht und keinem Künstlermilieu kommend, nach meiner Knödelakademiematura für mich ganz selbstverständlich zu machen begann und immer wieder hörte „Du bist nicht gut genug, hör damit auf, du schreibst zu viel, weil das ja niemanden interessiert!“ und das waren oft Frauen, die mich nicht im Literaturhaus, im Cafe Prückl etc, lesen ließen und das Lesetheater hat meine Werke auch noch nicht sehr oft aufgeführt und bei mir waren es nicht die berühmten Männer, die mein Schreiben verhindert haben.
Gibt der Alfred ja meine Bücher heraus, geht zu meinen Lesungen, fotografiert dort und seine Fotos sind sehr begehrt und werden immer wieder angefordert, während ich meine Bücher genauso trotzig seit 2000 selber mache, da war es auch der Alfred, der mich auf diese Idee brachte und seit sechs Jahren blogge, was auch nicht wirklich anzukommen scheint.
Das Thema Unterdrückung der Frau in Künstlerbeziehungen ist aber interessant, ich habe ja schon öfter geschrieben, daß ich mit Mitte zwanzig, als ich zu den Arbeitskreistreffen der schreibenden Frauen zur Valerie Szabo ging und mir ihr Mann die Hand küßte, naiv dachte, er würde mich jetzt fördern, später habe ich herausgefunden, daß er das bei seiner Frau auch nicht tat.
Judith Gruber Rizy lebt mit Helmut Rizy mit einem gleichfalls schreibenden Ehemann und von dem Paar Ernst Jandl–Friedericke Mayröcker habe ich auch schon gehört, daß sie in seinen Schatten gestanden ist und den „Büchner-Preis“ erst ein paar Jahre nach der Elfriede Jelinek bekommen hat.
Ein interessantes Thema also, aber das neunzehnte Jahrhundert ist mit dem einundzwanzigsten und seinen prekären Lebensverhältnissen wahrscheinlich nicht zu vergleichen und ich bin sowieso der Meinung, das jeder der möchte, schreiben, dichenten, komponieren soll, bin dabei aber auch in der Bloggerlandschaft, in die ich in den letzten Jahren ausgewichen bin, allein, höre ich da doch immer von der schlechten Qualität der Selbstpublisher und, daß man leider leider keine Zeit hätte, sich dafür zu interessieren, etc, es wird aber trotzdem sehr viel geschrieben.
Ob mehr als früher, weiß ich nicht und auch nicht, ob wirklich die Männer, die Frauen noch unterdrücken, gibt es inzwischen ja die Fräuleinwunder und sehr viele, sehr selbstbewußte schreibende Frauen, die sich auch gut zu vermarkten und zu vernetzen verstehen.
Die Zeiten haben sich geändert, bei den Stipendien und den großen Preisen werden aber wahrscheinlich immer noch die Männer bevorzugt, obwohl die einzige Nobelpreisträgerin, die wir haben, weiblich ist, was auch nicht zur Gänze stimmt, denn der schon erwähnte, ist ja irgendwie auch Österreich zuzuzählen, obwohl er in Bulgarien geboren wurde, in der Schweiz gestorben ist und ich mich erinnern kann, daß ich einmal Kurt Neumann fragte, ob er jetzt ein Österreicher oder Engländer ist und seine Antwort war, glaube ich, nicht so klar.