Literaturgefluester

2014-07-25

Auf und ab

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:31

Das Schreiben ist wie ein biporare Depression, das habe ich schon öfter geschrieben und auch jetzt wieder festgestellt.
Am Freitag im Hammerpark von St. Pölten vor den eher spärlichen Notizen von „Innerer Stadt“ oder „Deja Vue“, wahrscheinlich wird es „Innere Stadt“ heißen, gesessen und gedacht, ich kann und kann es nicht, wie soll ich daraus einen Roman machen? Dann ist das erste Handlungskonzept entstanden und am Mittwoch die erste Szene mit dem Miranda Schutzengelchen beim Jointrauchen.
Das ist dann wieder nicht so gelungen, wie ich wollte und ich bin dageseessen, habe die Stirne in Falten gezogen und gedacht „Daraus bekomme ich keinen Roman zusammen, denn wie bekomme ich die Haschpsychose der Miranda mit der Retortenkindkarriere der Valentina zusammen und der Bruno Leitner, der Buffethai ist sowieso ein alter Hut, den nimmt keiner ernst und was mache ich mit der Magdalena Himmelbauer?
Früher bin ich in solchen Situationen panisch oder hilflos geworden, die Wand war da und ich bin nicht durch sie hindurchgekommen, auch wenn ich mich durchschummeln wollte und ich war auch allein und keiner da, der sagte „Weiter so!“, sondern höchstens ein Troll, der rief „Geh doch in eine Schreibseminar!“, aber das war kein gutgemeinter Ratschlag. Jetzt denke ich auch, daß man in zwei Tagen, sechs Wochen etc keinen Roman schreiben kann und, daß es von der ersten Idee, die ich ja habe, bis zum fertigen Werk ein langer Prozeß ist und das Zeitlassen und das geduldig von Stufe zu Stufe klettern ist da ein wichtiger Weg und auch das, was ich immer meinen Klienten sagen, wenn die unzufrieden mit sich sind.
Bei mir ist das auch nicht anders. Das Romanschreiben ist eine Ansammlung von Stolpersteinen, ein try aund error system und wenn man lange schreibt, weiß man das, daß es nur so weitergeht. Fängt man erst an und ist man allein, ist man da blockiert. So war das bei mir sicher vor vierzig dreißig zwanzig Janren. Da habe ich die Sachen dann schnell irgendwie fertiggemacht, weggeschickt, zurückbekommen und weitergemacht, neuangefangen. Immer wieder.
Ein anderer braucht zehn Jahre für einen Roman, ich schreibe zehn oder zwanzig in dieser Zeit und komme damit auch weiter, auch wenn einiges vielleicht unfertig bleibt, das ist schon wahr und viele themen angerissen. Aber es geht weiter, auf und ab, auf das „Ich kann es nicht“, folgt am nächsten oder übernächsten Tag, der Einfall und war ist es auch jetzt.
Wie das genau mit dem Miraranda Schutzengelchen und der Valentina Schneeberger und ihrem Retortenkindproblem ist, weiß ich noch immer nicht, aber die zweite Szene ist geschrieben und damit bin ich zufriedener, als ich am Mittwoch mit der ersten war.
Die Valentina ist Sozialarbeiterin in einer Drogenberatungsstelle, da ruft Miranda an, läßt sich einen Termin geben und fragt, ob man nach einmaligen Jointgebrauch in eine Psychose gleiten kann und die Valentina ist zum Geburtstag bei ihrer Mutter eingeladen. Da kommt auch die Doppelmama Leonie Schwaninger und der Leih-und Samenvater Bruno und das alles erzählt sie ihrem Kollegen Sepp.
Die dritte Szene ist dann mit dem Bruno geplant, der von der Feier zu einem Sommerfest aufbricht und Szene vier wird wahrscheinlich der Magdalena Himmelbauer gehören, die Angst vor dem dritten Weltkrieg hat, nach Donezk geht, dort die Ukrainerin Marija trifft, die Augenzeugin des Flugzeugabschußes war, an ihre Tochter Berta denkt, bei deren Geburt sie im August 2014 gestorben ist und an das Miranda Schutzengelchen, ihre Urururenekltochter, der sie gern die Aufgabe den dritten Weltkrieg zu verhindern übertragen will. Das können auch die Träume und die Visionen von Miranda sein, die sie mit Valentina bespricht und um die drei bis vier Geschichten komme ich nicht herum und auch darum nicht geduldiger zu werden und mir den Plot Stück für Stück, Sezene um Szene aufzubauen, denn in zwei Stunden schreibt man keinen Roman, aber die erste, zweite, dritte Szene und jetzt weiß ich auch, wo und wie man recherchieren muß und wenn ich wo nicht weiterkomme, muß ich etwas ändern, von vorne anfangen, woanders weiterschreiben, etc.
Das sind vielleicht noch meine Schwachstellen, das, wo ich dranbleiben sollte und ich bin auch dabei und mit der zweiten Szene zufrieden.
In den nächsten Tagen werde ich die Dritte, Vierte und vielleicht auch Fünfte Schreiben, dann vielleicht wieder nicht weiterwissen oder auch schon einen Plan haben, wahrscheinlich aber auch auf Urlaub fahren und unterbrechen und Mitte August weitermachen. Zwei Wochen noch in der Sommerfrische, dann bin ich wieder in Wien und kann in der Stadt herumlaufen und recherchieren, obwohl ich das wieder nicht so brauchen werde, denn ein Miranda Schutzengelchen und eine Valentina Himmelbauer finde ich da wahrscheinlich ohnehin nicht, ḿeinen Wien Tourismus Tag werde ich aber im September machen und ansonsten so lange und so geduldig, wie möglich am Plot arbeiten und darüber berichten.
Denn meine Schreibberichte sind, glaube ich, mein Coaching, wenn ich nicht weiter weiß, schreibe ich es auf. Es kommt zwar kaum Feedback, mir aber irgendwie Einfälle und das Schöne ist ja, daß ich nichts zu verlieren habe. Wenn ich schon dreiunddreißig schlechte Romane habe, kommt es auf den vierunddreißigsten nicht an, ich behaupte aber, daß das ohnehin nicht sehr viele Leute beurteilen können, weil die meisten nicht sehr viel von mir gelesen habe. Ich werde also weiterschreiben, beziehungsweise wieder ein bißchen recherchieren, nach den Drogenberatungsstellen beispielsweise googlen und auch nach dem Briefen aus dem ersten Weltkrieg suchen, die ich mir einmal gekauft habe und Feldpostkarten von meinen Großvater sollte ich auch irgendwo haben. Das passende Buch aus meiner Slowenienbibliothek habe ich auch gerade in Arbeit, nämlich Lovro Kuhars oder Previhov Vorancs, wie er sich auch nannte „Doberdo“, ein Antikriegsroman, der im Jahre 1915 und im ersten Weltkrieg spielt.

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